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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7306 Wohnort: NBY
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11.08.2019 10:55 Höhere Ziele von BlueNote
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Wenn ihr eure Bücher schreibt (tagein, tagaus), könnt ihr dann eigentlich noch andere Ziele benennen als, ich will einmal Bestsellerautor werden, ich möchte Erfolg oder Aufmerksamkeit haben, Anerkennung, Bestätigung, ich schreibe, weil es Spaß macht?
Wie würdet ihr denn den Satz ergänzen:
Ich habe meinen Roman geschrieben, weil ...
Immerhin beansprucht das Romanschreiben ja einen großen Teil unserer Lebenszeit. Deswegen muss es doch einen (höheren?) Grund dafür geben, dass wir und so bemühen, oder uns darauf konzentrieren.
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MoL Quelle
Beiträge: 1838 Wohnort: NRW
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11.08.2019 10:59
von MoL
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... ich ohne zu schreiben nicht vollständig bin, weil das mein Platz in dieser Welt ist.
_________________ NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021. |
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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11.08.2019 12:37
von nothingisreal
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Ich schreibe, weil ich es Dinge auf dieser Welt gibt, mit denen ich nicht einverstanden bin und die ich kritisieren will. Wenn ich mit meinem Geschreibsel auch nur eine Person zum Nachdenken anregen kann, hab ich mein Ziel erreicht.
Ich schreibe, weil mich das glücklich macht. Nicht zwingend das Schreiben selbst, aber das Erfinden von Geschichten.
Ich schreibe, weil ich andere unterhalten will.
Die anderen Ziele sind mir zweitrangig, auch wenn, keine Frage, ich sehr glücklich wäre, eine Bestsellerautorin zu sein.
Ach ja, ich schreibe, weil ich irgendwann damit meine Miete bezahlen will
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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ladybug Gänsefüßchen
Beiträge: 47
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11.08.2019 13:07
von ladybug
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Ich schließe mich da MoL an. Ich schreibe, weil ich nicht anders kann. Es füllt mich aus und ist ein Teil von mir. Könnte ich nicht, würde mir konkret was fehlen
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Nina Dichterin
Beiträge: 5012 Wohnort: Berlin
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11.08.2019 15:13 Re: Höhere Ziele von Nina
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lieber bluenote (habe ich das gerade geschrieben? ja).
lieber bluenote,
höhere ziele. andere ziele. ja. es gibt viele ziele, also nicht nur generell, sondern in meinem leben. und nicht alle haben mit dem schreiben zu tun, einige aber schon. ich wundere mich bei deiner aufzählung da oben, was jemandem wichtig sein kann, was ja nur menschlich ist, aber ich stelle halt fest, dass bei mir die richtung eine andere ist. wenn ich schreibe, bin ich ganz bei mir und bei mir, das ist schön. meistens jedenfalls. *g* wenn ich mich in mich versenke, (jetzt nicht lachen bitte), dann bin ich am und im kern der sache angelangt. welche sache? weiß nicht genau, ich glaube, ich bin dann direkt an der kreativität, an der liebe, an der, nicht lachen *gg*, an der weisheit. ja. klingt jetzt überheblich, ist aber nicht so gemeint. es gibt einen tiefen frieden in mir, liebe, und wenn ich da bin, ist es, als sitze ich an einem brunnen, aus dem ich schöpfen kann. und das mache ich dann auch. ich fische wort für wort und satz für satz. sicher, es gibt auch die kopftexte oder eine mischung aus alldem, aber dieses gefühl, bei sich zu sein, liebe und frieden in sich zu spüren, das ist einfach schön. und wenn ich da bin, ist da auch das, was aus mir spricht, oder aus mir sprechen will oder das, was auf etwas reagiert oder reagieren möchte, was im außen ist. andere menschen, umwelt, gegenstände, tiere, natur, gefühle, phantasie, leichtigkeit, konflikte u.a.
ich schreibe, weil ich dann weiß, dass ich da bin. also noch da bin. noch bin ich ja da. kuckuck. da bin ich. *gg* aber die zeit ist begrenzt, irgendwann habe ich meinen letzten tag, meine letzte nacht, meine letzte liebe, mein letztes unglück, mein letztes frühstück und so weiter. irgendwann schreibe ich das letzte gedicht, die letzte geschichte, den letzten kommentar und so weiter. und mit jedem wort, das ich schreibe, schreibe ich mich auch dem tod entgegen. ja, schockierend irgendwie, aber so ist das mit dem leben. irgendwann ist es zu ende, jedenfalls in dieser form, mit diesem körper.
ich schreibe also, solang ich schreiben kann und solange etwas in und aus mir schreiben will. mir ist das wichtig, das schreiben, aber nicht alles, was ich schreibe, kommt nach draußen. manches ist auch einfach ein gespräch mit mir selbst. oder mit jemand anders. manches ist auch einfach freude, leichtigkeit, phantasie.
romane. hm. ich habe schon drei oder vier romane geschrieben. keinen davon veröffentlicht. weil immer wieder etwas nachläuft. neue texte kommen. als ziel überlege ich mir aber immer wieder: kümmere dich darum, damit etwas veröffentlicht wird. wichtiger noch als meine romane sind mir tatsächlich meine gedichte. poesie ist einfach etwas wunderbares. ich liebe sie. gedichte sind romane in kurzform, aufs wesentliche zusammen gebracht.
so. wie war die frage? ach so. ja. also ich habe nicht nur das schreiben als ziel. der satz ist falsch. schreiben ist überhaupt kein ziel von mir. ich schreibe einfach. es schreibt sich aus mir. so ist es richtig.
ziele habe ich noch viel mehr. darum gehts aber ja hier nicht, hier gehts ja (dir) nur ums schreiben. deshalb habe ich auch nur das hier ausgeführt.
jo. das ist meine antwort dazu.
liebe grüße
nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Gast
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11.08.2019 15:25 Re: Höhere Ziele von Gast
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Immerhin beansprucht das Romanschreiben ja einen großen Teil unserer Lebenszeit. Deswegen muss es doch einen (höheren?) Grund dafür geben, dass wir und so bemühen, oder uns darauf konzentrieren. | Interessant, diese Frage hat mich ins Forum gebracht und bisher nicht wieder hinausgelassen. Viel Zeit benötige ich, weil ich trotz all der Jahre noch wenig Übung habe. Manchmal vermute ich einen Mangel an Talent. Das Weitermachen empfinde ich oft noch als Mühsal, erwarte, dass irgendwann die Freude überwiegt.
Zitat: | Wenn ihr eure Bücher schreibt (tagein, tagaus), könnt ihr dann eigentlich noch andere Ziele benennen als, ich will einmal Bestsellerautor werden, ich möchte Erfolg oder Aufmerksamkeit haben, Anerkennung, Bestätigung, ich schreibe, weil es Spaß macht? | Die Grundidee des Schreibens gegen Entlohnung scheint mir wie bereits erwähnt ein Irrtum. Bisher noch ein Rätsel: Mein Streben, alte Werke von ihren Mängeln zu befreien.
BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Wie würdet ihr denn den Satz ergänzen:
Ich habe meinen Roman geschrieben, weil ... | Darauf habe ich keine unveränderliche Antwort. Sie changiert von ... ich insgeheim doch nach Ruhm und Geld giere über ... ich mein Können zeigen, vermutlich damit angeben will bis hin zu mich nichts anderes mehr interessiert. Derzeit lautet der vervollständigte Satz: Ich habe meinen Roman geschrieben, weil ich schöpferisch tätig sein wollte.
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6418 Wohnort: 50189 Elsdorf
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11.08.2019 16:44 Re: Höhere Ziele von Ralphie
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: |
Wie würdet ihr denn den Satz ergänzen:
Ich habe meinen Roman geschrieben, weil ... |
... ich dazu Lust hatte.
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Ribanna Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 772 Wohnort: am schönen Rhein...
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11.08.2019 17:26
von Ribanna
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Ich schreibe, weil es Spaß macht, wie wohl sehr viele hier.
Meinen jetzigen Roman schreibe ich, weil er geschrieben werden muss.
Ich habe eine Intention, ich will etwas zeigen, ich will vielleicht sogar durch mein Buch etwas ändern, in einem oder zwei Lesern einen neuen Gedanken anstoßen.
Allerdings weiß ich nicht, ob es jemals so weit kommt, dass ich gelesen werde? Ich bin selbst viel zu kritisch, wenn es um gute Texte geht, da muss schon alles stimmen. Bisher jedenfalls habe ich noch nicht veröffentlicht.
Macht gar nichts, ich schreibe ja, weil es mit Spaß macht.
_________________ Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen. |
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Ruby Smith Reißwolf
Alter: 33 Beiträge: 1180 Wohnort: Kenten
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11.08.2019 17:28
von Ruby Smith
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... weil ich manchmal das Gefühl habe, es gehört zu mir und meinem Leben, wie das Atmen.
_________________ I'd like to add some beauty to life. I don't exactly want to make people know more... though I know that is the noblest ambition, but I'd love to make them have a pleasanter time because of me... to have some little joy or happy thought that would never have existed if I hadn't been born.
(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery) |
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3374 Wohnort: bei Freiburg
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11.08.2019 18:17
von Michel
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Ich fürchte, die Beantwortung dieser Frage könnte der nächste Roman werden. Jedenfalls von der Länge her.
Ein für mich wesentlicher Teil der Antwort: Weil ich einfach gerne Geschichten erzähle und hoffe, dass einige diese Geschichten spannend und/oder bewegend finden. Darin bin ich nicht annähernd so gut, wie ich möchte, aber weil die Ansprüche weit schneller steigen als das Können, warte ich nicht mehr darauf, meinem Anspruch vollständig genügen zu können.
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Gast
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11.08.2019 18:43
von Gast
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... ich mir selbst etwas beweisen und mir toll vorkommen möchte. Und des Geldes wegen. Und das meine ich Ernst.
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7306 Wohnort: NBY
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11.08.2019 20:09
von BlueNote
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(Teilweise) ergreifende Antworten!
Was ich mich (mit einer eigenen Schreibe) gerade frage ... Gesetzt den Fall, man wollte etwas aufarbeiten (psychologisch gesehen). Eine unglückliche Liebe etwa (erfundenes Beispiel), prägende (negative) Erlebnisse in der Kindheit etc. Was ist besser, wenn es dann zwischen zwei Buchdeckeln steht?
Ansonsten finde ich die Antworten aufschlussreich, motivierend, erhellend (Nina!). Dieser thread gefällt mir. Es ist so ... tiefschürfend!
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Nina Dichterin
Beiträge: 5012 Wohnort: Berlin
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11.08.2019 20:20
von Nina
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: |
(Teilweise) ergreifende Antworten!
Was ich mich (mit einer eigenen Schreibe) gerade frage ... Gesetzt den Fall, man wollte etwas aufarbeiten (psychologisch gesehen). Eine unglückliche Liebe etwa (erfundenes Beispiel), prägende (negative) Erlebnisse in der Kindheit etc. Was ist besser, wenn es dann zwischen zwei Buchdeckeln steht?
Ansonsten finde ich die Antworten aufschlussreich, motivierend, erhellend (Nina!). Dieser thread gefällt mir. Es ist so ... tiefschürfend! |
danke schön, bluenote. freut mich. was genau fandest du erhellend, wenn ich fragen darf?
ich dachte nach dem posten: ab jetzt wohne ich in schubladen, in die ich gesteckt werde.
was die bearbeitung von "alten themen", traumata, kindheitserlebnissen, vergangene liebe etcpp. angeht - fragst du, was anders ist oder wird, sobald sie zwischen zwei buchdeckeln stattfindet?
hier (m)ein versuch einer antwort:
wenn du versuchst, etwas zu ergründen, was in dir stattfindet, ist das nicht nur für dich, sondern auch für andere ein gewinn, wenn hinterher etwas brauchbares, sichtbares (einigermaßen verstehbares) herauskommt.
es ist außerdem der versuch, etwas zu (ver-)fassen, was bislang in dir schlummerte, schlief oder wucherte, randalierte o.ä., was nicht mit worten festgetackert war. es wirbelte eben durch den menschen, nicht wirklich fassbar, greifbar, begreifbar. es "wirkte", hatte wirkung.
versuchst du es aber zu benennen, verändert es sich (!).
und versuchst du etwas, was du schon tausend mal gedacht hast, zu papier zu bringen, verändert es sich (!).
durch das benennen, bekommt es eine (neue) form.
durch das betrachten mit worten, nimmst du eine neue perspektive ein - vom "erleber" zum betrachter.
die neue perspektive "verlangt" quasi nach neuen schlüssen. oder überhaupt schlüssen (zu denen bzw. auf die man vorher vielleicht nicht gekommen ist).
das "teilen" dessen, was wir erlebt haben, was uns belastet hat oder belastet, bringt viel gutes in die welt. nicht nur, dass sich andere darin wiederfinden können. können sie es nicht, kann es dennoch sein, dass es das verständnis erhöht. mehr verständnis führt (im besten falle) zu mehr toleranz und akzeptanz.
außerdem ist es so, dass wenn du zum beispiel ein psychologisches thema "bearbeitest", dass es vielleicht auch einfluss hat auf (heißt es das?) stigmata, was psychologischen dingen anhaftet. es wird publik, bekannter.
für einen selbst ist es eine befreiung. denn etwas aufzuschreiben, bedeutet nicht nur, es dadurch zu verändern, es bedeutet auch, es von sich "wegschreiben", ohne es weg zu machen, es sichtbar machen, letztlich sich selbst sichtbar machen. das ist ein wichtiger schritt zur selbstwerdung, zur selbstliebe, zu selbstverantwortung.
es erfordert mut und ausdauer und sicher einige krisen.
das, denke ich, macht das aufschreiben persönlicher dinge, die letztlich zwischen zwei buchdeckeln landen, anders. auch nötig vielleicht sogar (je nachdem, worum es geht). wenn es dringlich ist, drängelt, stark und intensiv ist, dann ist meist auch die kraft da, es zu packen und zu verwandeln.
ich hoffe, ich konnte behilflich sein.
liebe grüße
nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Mogmeier Grobspalter
Moderator Alter: 50 Beiträge: 2677 Wohnort: Reutlingen
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11.08.2019 20:45
von Mogmeier
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Das mag jetzt kitschig klingen und ist es vielleicht auch, aber:
BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Wie würdet ihr denn den Satz ergänzen:
Ich habe meinen Roman geschrieben, weil ... |
… ich selbst die Antwort darauf nicht kenne und diese deshalb suche.
_________________ »Nichtstun ist besser, als mit viel Mühe nichts schaffen.«
Laotse |
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fabian Klammeraffe
Beiträge: 615
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11.08.2019 21:06
von fabian
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: | :lol
(Teilweise) ergreifende Antworten!
Was ich mich (mit einer eigenen Schreibe) gerade frage ... Gesetzt den Fall, man wollte etwas aufarbeiten (psychologisch gesehen). Eine unglückliche Liebe etwa (erfundenes Beispiel), prägende (negative) Erlebnisse in der Kindheit etc. Was ist besser, wenn es dann zwischen zwei Buchdeckeln steht?
Ansonsten finde ich die Antworten aufschlussreich, motivierend, erhellend (Nina!). Dieser thread gefällt mir. Es ist so ... tiefschürfend! |
Geht es beim literarischen Erzählen (und bei der Lyrik doch sowieso) nicht auch ein wenig um das berühmt-berüchtigte "K"-Wort?
Ich will nicht so tun, als wüsste ich, was Dialektik ist, oder Ästhetik, aber ich habe schon immer gerne aus Matsch Objekte geformt, bei meinen Fotos auf die Anordnung der Gegenständen, Tiefenschärfe etc. geachtet, beim Schrammeln auf der Gitarre nach Ausdruck gesucht usw. – alles gräuslich dilettantisch und banal. Also: neben Sinn-Suche (nenne ich dein "Es/Etwas" mal so) auch viel Form-Suche.
Das macht eigentlich Spaß.
Aber diesem Spaß zwackt der Lebenszweck gern den Raum klein – wie die Erfahrung zeigt.
Wie war noch mal die Frage?
Ach ja: muss das zwischen zwei Buchdeckel (oder als Antwort in dieses Forum)?
Ist doch klar: Jein.
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Nordlicht Waldschrätin
Beiträge: 3755
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12.08.2019 03:18
von Nordlicht
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... mich das Thema fesselt.
Das war's eigentlich bisher bei jedem Buch. Das Thema.
_________________ If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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12.08.2019 04:08
von nebenfluss
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: |
Was ich mich (mit einer eigenen Schreibe) gerade frage ... Gesetzt den Fall, man wollte etwas aufarbeiten (psychologisch gesehen). Eine unglückliche Liebe etwa (erfundenes Beispiel), prägende (negative) Erlebnisse in der Kindheit etc. Was ist besser, wenn es dann zwischen zwei Buchdeckeln steht? |
Ich glaube nicht, dass dadurch unbedingt irgendwas besser wird, oder man das vorher wissen kann. Ich glaube aber, dass persönliche Erfahrung (Einfühlungsvermögen in einer Situation usw.), für gutes Schreiben sehr hilfreich ist. Ich stelle oft erst hinterher fest, wie viel von mir selbst im Geschriebenen steckt und wie ich das unbewusst literarisch transformiert habe (oder versucht...). Wenn ich mir dagegen sage: "So, das hat mich bewegt, darüber schreibe ich jetzt", also bewusst als ich oder gar autobiografisch schreibe, wird's selten gut, weil der Fokus dann nicht auf dem Erzählen einer lesenswerten Geschichte liegt. Das stört mich auch an diesem ganzen therapeutischen Schreiben, dass dann als Ratgeber getarnt bei den Zuschussverlagen landet.
Den Satz kann ich nicht vollenden, weil ich keinen Roman geschrieben habe, sondern nach wie vor mittendrin stecke und es sich gerade anfühlt, als würde sich das nie ändern. Was das über mich und meine Motivation zum Schreiben aussagt ... keine Ahnung
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7306 Wohnort: NBY
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12.08.2019 06:52
von BlueNote
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Zitat: |
was genau fandest du erhellend, wenn ich fragen darf?
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Die Formulierung und mit jedem wort, das ich schreibe, schreibe ich mich auch dem tod entgegen. hat mich an Beckett (Samuel) erinnert, die Sequenz denn etwas aufzuschreiben, bedeutet nicht nur, es dadurch zu verändern, es bedeutet auch, es von sich "wegschreiben", ohne es weg zu machen, es sichtbar machen, letztlich sich selbst sichtbar machen. das ist ein wichtiger schritt zur selbstwerdung, zur selbstliebe, zu selbstverantwortung.
es erfordert mut und ausdauer und sicher einige krisen. an psychotherapeutische Ansätze (Akzeptanz- und Achtsamkeitstraining?). Du erwähnst das Wort "Akzeptanz" ja auch an anderer Stelle explizit.
Insgesamt aber ist es für mich erhellend, wie andere Autoren den Satz
Ich habe meinen Roman geschrieben, weil ...
für sich ergänzen.
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6157 Wohnort: Nullraum
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12.08.2019 07:05 Re: Höhere Ziele von V.K.B.
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: |
Ich habe meinen Roman geschrieben, weil ... | … ich dabei Gott über ein mir begreifliches, komplexes Universum bin, statt einer unbedeutenden, Kohlenstoff-basierten Lebensform in einem komplexen Universum, das ich nicht ansatzweise verstehen kann.
Wenn das dann noch jemand lesen will, umso besser.
Sollte ich je Geld damit verdienen: nonplusultra
_________________ Hang the cosmic muse!
Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills … |
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 55 Beiträge: 3227 Wohnort: Frankenberg/Eder
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12.08.2019 08:53
von Taranisa
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Angefangen hatte es bei mir mit PnP-Fanfiction und der Erkenntnis, dass mich das Geschichten erfinden und diese niederzuschreiben erfüllt. Durch mein Mittelalter-Faible ist die Recherche nicht anstrengend, sondern faszinierend, schließlich tauche ich immer tiefer in die Epoche ein.
Fazit 1: Erfüllung und Faszination.
Natürlich will ich auch möglichst viele LeserInnen unterhalten und in die Zeit, über die noch immer unglaubliche Irrtümer herrschen (letzte Woche erst bei einer Burgführung erlebt - kopfschüttel), entführen.
Fazit 2: Gut unterhalten und informieren.
Zudem will ich (mir) zeigen, dass ich etwas kann, mit dem ich auch Erfolg habe, wie auch immer man "Erfolg" definiert. Einen Bestseller braucht es bei mir dazu nicht (wäre aber auch willkommen ), "vernünftige" Verkaufszahlen und positive Rückmeldungen sind mir bereits sehr viel wert. Ich musste in der Vergangenheit durch eine lange Zeit gehen, die viel Schmerz und Trauer beinhaltete, was mich zwar noch mehr mit meinem Mann zusammenschweißte, aber tiefen Spuren hinterließ. Nein, ich schreibe definitiv keine Autobiografie darüber.
Fazit 3: Mein kreatives Können beweisen.
Das Schreiben nimmt für mich einen so großen Stellenwert in meinem Leben ein, dass mir ohne gewaltig etwas fehlen würde.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
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Gast
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12.08.2019 09:42
von Gast
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Hi BlueNote
Ich habe meinen Roman geschrieben, weil
Schreiben für mich ein Abenteuer und eine letzte Bastion der Freiheit ist. Eine Möglichkeit, mir selbst zu beweisen, dass die Dinge auch anders laufen können. Klingt therapeutisch, ist es wahrscheinlich auch…
Grüße
DLurie
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preusse Reißwolf
Beiträge: 1292 Wohnort: Bayern
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12.08.2019 11:31
von preusse
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Insgesamt aber ist es für mich erhellend, wie andere Autoren den Satz Ich habe meinen Roman geschrieben, weil ...
für sich ergänzen. |
Na, dann erhelle ich dich auch einmal.
Ich schreibe meine Romane - und zwar alle und grundsätzlich - weil ich Geschichte (nicht Geschichten) erzählen will.
Einfach, damit sie nicht vergessen wird, denn auch Ereignisse, die vor mehr als 1000 Jahren stattgefunden haben, haben heute noch Auswirkungen auf unsere Gegenwart.
Den Roman, der aber demnächst erscheint, wollte ich nie schreiben. Die Geschichte, die er erzählt, ist ja erst dreißig Jahre her.
Aber jetzt, wo bereits die ersten Reaktionen kommen und ich das erste Exemplar in den Händen halten durfte, sehe ich erst, wie wichtig er tatsächlich ist.
Denn mittlerweile wissen viele gar nicht mehr, wie es in der SBZ tatsächlich war, warum die Menschen zu Abertausenden aus dem Arbeiter- und Bauernparadies geflohen sind und es letztlich auf die Müllhalde der Geschichte gekehrt haben.
Von Zeit zu Zeit sollte man einfach einmal daran erinnern, dass Geschichte etwas ist, dass uns alle betrifft - ob wir uns nun dafür interessieren oder nicht, jeder ist von ihr betroffen.
Und ja, ich bin auch nicht böse über die Schecks, die mittlerweile halbjährlich eintrudeln.
Sie ermöglichen mir u.a. meine Recherchereisen und geben mir damit die Möglichkeit, noch tiefgreifender und fundierter zu erzählen, was mir wichtig erscheint.
_________________ Das Herz des Löwen, 06/2011
Das Blut des Löwen, 11/2012
Die Pranken des Löwen, 03/2014
Das Banner des Löwen, 11/2015
Der Pirat - ein Francis-Drake-Roman, 07/2016
Der Herr der Bogenschützen, 08/2017
Der Sohn des Löwen, 03/2019
Der Herzog von Aquitanien, 11/2019
Die geteilten Jahre, 09/2019
Der englische Löwe, 12/2020
Sie nannten ihn Cid, 11/2021
Jack Bannister - Herr der Karibik, 11/2022 |
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