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Kinderreime bis zum Abwinken


 
 
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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 905
Wohnort: die alte Stadt


Beitrag20.04.2020 00:03

von Tula
Antworten mit Zitat

Danke Abari. Dein sächsisches Stück war aber ebenso vom Feinsten Daumen hoch und brachte mir Erinnerungen an 'damals'

LG
Tula


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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 835
Wohnort: nach wie vor


Beitrag21.04.2020 11:58

von poetnick
Antworten mit Zitat

Daumen hoch² Laughing Laughing
Liebe Mund-Artler, das war Feinkost aus der Zungenküche. Tulas Reise zum Amazonas... Mr. Green in dieser Zeit, wo man nicht mal ohne Passierschein in die Eifel kommt.
Leider könnte ich nur mit einem verwachsenen Ruhrgebietsslang aufwarten. Das lass ich hier schon aus Respekt bleiben.
Doch gibts von anderer Seite Bedenklichkeiten, was die dialektischen Zungenschläge anbelangt.



Wat soll denn nun dat Gewese?

Dieser Drang zum Dialekt-Tick
knüpft der Hochsprache den Strick;
brichts Genick ihr, laut Genese.

Wärs nicht Luthers Brust entsprungen,
unter Wehen  laut erdacht,
blieb der Deutsche tumb verkracht
ganz von Mundarten umsungen;

denn wenns quakt sowie's gewachsen
und das Maul nun einmal steht -
wo das hinführt - schon erlebt:
Babylons geknackste Achsen!

Grenzen seiner Sprache seien
auch die Grenzen seiner Welt;
Dies wurde nicht auf Platt erzählt,
nun, man wollte nichts beschreien.


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Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag21.04.2020 14:37
Zunge in Aspik
von Abari
Antworten mit Zitat

Ach, du deutsche Zungenwelt!
Bist so reich und vielgestalten,
kannst und magst dich nicht verwalten
lassen: Gott anheimgestellt

seist Du. Hochdeutsch ist zwar gut
und schön, aber wahre Güter
fließen reichlich. Die Gemüter
bedenken heiter in der Flut

aller Dialekte nun,
wie man sie erhalten möge,
denn die Welt wär doch sehr dröge,
und die Vielfalt darzutun

schier unmöglich: Darum brennt
man, was geht, behänd und speichert,
damit später wir bereichert
sehen können, was einst schänd-

lich vernachlässigt verging ...
Und so liegen ungezählte
Dokumente - ausgewählte -
in der Forschung. Wat een Ding!


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Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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davidmuc
Geschlecht:männlichKlammeraffe

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Beiträge: 711
Wohnort: München


Beitrag24.04.2020 01:15

von davidmuc
Antworten mit Zitat

Abari - love besonders das erste sächsische Stück kann es durchaus mit starckdeutsch-Gedichten (von Henscheid, wenn ich mich nicht irre) locker aufnehmen, und das ganz nebenher. Sehr cool. Cool

Ohne jetzt was herabwürdigen zu wollen, von den vielen anderen erfreulichen gelungenen Sachen -wie herrlich allein die plattdeutsche Etüde -   ich habe das Gefühl gehabt, da komme ich nicht ran, mit meiner bescheidenen Methode. Und deshalb war ich auch mal kurz ganz still und andächtig begeistert.

Vom Songwriting kommend, drängt sich mir noch ein anderer, recht verbreiteter Dialekt auf:


Listen, I was told, my song
was an unplayed German single,
yes, I hear the sermon jingle,
no, I never sold my tongue.

Now I see, when times are rough,
and this deal is inner mission,
that one meal is in addition
maybe, if the rhymes are tough.
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Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag24.04.2020 01:38

von Abari
Antworten mit Zitat

Cooler song. Daumen hoch

Lieber, guter davidmuc,

was hast Du mir da aufgeschrieben!
Könnt ich - wie Du - den Schüttler lieben
und schreiben erst! Mir wärsch genugg.

Und grad deswegen danke ich
Dir sehr der lieben Worte wegen.
Ich bin bestimmt nicht schnell verlegen,
doch es kommt vor - gelegentlich.

Ich finde, die Gedichte hier
sind allesamten höchst vergnüglich.
Wär schlimm, wenn sie uns nur betrüblich
stimmten: Dann wär'n sie kein Pläsier.

Bin jetzt im letzten Vers doch in den Knittel gerutscht. Wäre das nicht mal eine Aufgabe, menetekel? Vielleicht? *liebguck*


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LG
Abari
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menetekel
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Beitrag25.04.2020 17:42
Knittelei
von menetekel
Antworten mit Zitat

Hallo Abari,

das Geknittele passt nicht so ganz ins Programm, aber
wir machen das jetzt einfach. ohh

Es gibt zwei Varianten:

Erstens den strengen Knittelvers, der neben dem Paarreim eine feste Silbenzahl aufweist und vierhebig ist. Die Anzahl der Senkungen steht frei Hierzu ein Beispiel von Hans Sachs:

Zitat:
Hor mensch wenn du zu Tisch wilt gan
Dein hend solt du gewaschen han
Lang negel zimmen gar nit wol
Die man heimlich abschneyden sol
Am tisch setz dich nit oben an
Der haußherr wöls dann selber han

Wechselnde Kadenzen sind möglich (9-Silber unbetont / 8-Silber betont).

In freien Knittelversen sind nur die Paarreime Pflicht. Es gibt 8 bis sechzehn Silben. Ein Metrum ist überhaupt nicht vorgegeben, was letztendlich zur Verdammung und Ablösung durch den Alexandriner führte.

Also: Ans Werk! ---
Thema: Pläsier an Gedichten

Nach diesem kurzen Ausflug fahren wir dann aber weiter nach dem Handbuch der deutschen Strophenformen fort. Mr. Green smile extra


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Abari
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Beiträge: 1838
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Der bronzene Durchblick


Beitrag25.04.2020 19:25

von Abari
Antworten mit Zitat

Hey menetekel,

das freut mich wirklich, dass Du die Idee gut finden konntest. Also dann

frischauf ans Werk und froh gesungen,
was Herz und Geist und volle Lungen
zu Lob der edlen Poeterey
dem Hörer wohlgelitten sey!
Schon Goethen sah im Knittelvers
des Deutschen einzig liebstes Kommers-
büchlein in seinen Händen stehen:
Im Fausten wollt' er weiter gehen
und hat den Knittel exerziert,
dass man vor Freuden kollabiert
und stark ermahnt, "auf gut Deutsch", versteht,
warum der Knittel immer geht.


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poetnick
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Beitrag26.04.2020 12:17

von poetnick
Antworten mit Zitat

Very Happy

Das verspricht gelockerte Freuden im Lock-Down


Nun wärs dem Metrum einerlei
ob es besetzt mit Sang, ob Schrei;
ja eigentlich ists auch egal
wenns glatt verläuft wie ein Regal
mit einer frechen kleinen Delle
wie ein Stör, senkrecht in der Welle
steht und weiß längst nicht mehr wohin -
das Ganze macht doch keinen Sinn!


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menetekel
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Beitrag26.04.2020 17:05
Die Teewurst der Poesie
von menetekel
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Ganz ehrlich will ich nun bekennen -
den Ekelfeind beim Namen nennen,
dass ich den Knittler nie gemocht.
Er scheint mir oft als wie ein Docht,
der in dem eignen Wachs ertrinkt,
erschlaffend immer tiefer sinkt,
dabei den Wohllaut fest umschlingt
und auch noch mit dem Metrum ringt!
Die Verse werden weich gekocht,
vom Volksmund böse unterjocht.

Dichtkunst ist hier wohl nicht am Platze,
eher des Dilettanten Fratze!

 Twisted Evil Embarassed


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davidmuc
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Beitrag27.04.2020 00:15

von davidmuc
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Geht mir ähnlich. Erschwerend kommt für meine Untergattung hinzu, dass sie sich an Betonungen, nicht an Silben orientiert. Es schüttelt nur, wenn zumindest ein Doppelreim am Ende drin ist, also bleiben nur noch 2 Hebungen Freiheit.
Diese nun partout mit 2 verbleibenden Unregelmäßigen füllen zu müssen, ist, als würde man einem Konzertgeiger abwechselnd  2 Takte Freejazz vorschreiben,  um dann in die 2 Takte einer Fuge zu fordern.
Insofern leider erstmal ohne den Freejazz. Vielleicht bekomm ich den Spagat irgendwann noch hin. Zur Feier der Lyrik will ich natürlich beitragen.

Wie ich, als ich klein war, sang
ahnte ich, mein Sein war Klang.
Klang, wie er im Steigen wächst:
Singen, sprechen, schweigen. Text.

Aber auch ein Kleiner wächst:
Seht nur, wie beim Wein er kleckst:
Seine Hand: ein Berg aus Schwielen,
hinterlässt ein Werk aus Spielen.
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Tula
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Beitrag27.04.2020 01:18

von Tula
Antworten mit Zitat

ein Leichtes

Der Paarreim, sagte mir einmal
ein Kasper, sei die erste Wahl
des Dichters, der mit seiner Nuss
zunächst ein bisschen üben muss.

Du nimmst ein Wort wie Stöpsel, zwölf
und reimst es ganz geschickt auf elf.
Ein Leichtes: Orgel, Onkel, Mönch,
Gemälde, Echo, Ramsch und Mensch.

So machte ich mich ins Gehölz,
wo mir der Birnensaft zerschmölz.
Drei Tage schon, jetzt pfeift die Amsel
ein Lied von einer schönen Mamsell.

Ich reich‘ ihr Fenchel, sie schreit „Rüpel“!
Sogar den Pfirsich nimmt sie übel.
So schleich‘ ich mich allein zur Vesper
und rufe ihr noch zu: „Je t'espère!“

Zu dumm, denn sie versteht kein Kölsch,
drum läuft am Ende alles falsch.
Ich hätt‘ mich gern mit ihr gepaart!
Nun hab‘ ich mein Gedicht verscharrt.


PS: beim Schreiben lernte ich, dass sich unverhofft ein Reim auf Gehölz fand, denn es gibt in der Tat Schmölz als Gemeindeteil des Marktes Küps im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern. Beim nächsten Versuch nehme ich lieber gleich Küps, das macht mich dann schön beschwüpst.

LG  Verstecken Schlafen

Tula


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menetekel
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Beitrag27.04.2020 07:10

von menetekel
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Abari hat ganz Recht: Knitteln geht immer! Man muss sich nur etwas Mühe geben, David! *hüstel).
Ganz besonders herrlich dünken mich diesmal Tulas eingestreute Augenreime:
Wer "Amsel" auf "Mamsell" reimt und Vesper auf "t'espère" gilt mir in dieser Hinsicht als echtes Naturtalent. love
Was mich an diesem Text allerdings etwas irritiert ist die "Nuss." - In meiner Wohngegend sind Nüsse der Männer tiefer angelegt und haben deshalb nur sekundär Einfluss auf Knittelverse. Obwohl natürlich - bei streng anatomischer Betrachtung - der Weg von den Nüssen zum Knüttel nicht wirklich weit ist ...

Ich denke, wir hatten alle Spaß an diesem Ausflug ins Reich der Knittler und danken Abari für seinen spritzigen Einfall. - Ich warte noch bis morgen (Nachschub?) und wende mich dann wieder dem Regelhaften zu.

Herzlichst
eure lachende m.


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Michel
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Beitrag27.04.2020 08:41

von Michel
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Na gut. Dann streif ich mir den Kittel
des Dichters über. Und ich knittel
mich durch die Zeilen. Gut zu seh'n:
Kann Menes Abneigung verstehn.

Der Sch… zieht sich bislang durch jede
gewollt verzierte Hochzeitsrede.
Doch neues Wissen ist gesetzt:
Den "Augenreim", den kenn ich jetzt.


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Tula
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Beitrag27.04.2020 11:05

von Tula
Antworten mit Zitat

Moin

Man kann natürlich auch mit den Nüssen schreiben, auch dafür soll es Spezialisten geben smile

Da wäre noch ein alter Glaube:
der Reim kommt aus der Gartenlaube.

LG
Tula


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Michel
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Beitrag27.04.2020 14:37

von Michel
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Nüsse, Knüttel, spritzige Einfälle - wollen wir's im Red Light District anmelden? Ich fühl mich schon so versaut wie ein Analytiker nach acht Stunden Arbeit. Cool

So kann man in der Laube reimen
Reim-Augen aneinanderleimen
und aus dem allem Verse backen.

… Ob Laubenpieper Nüsse knacken?


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poetnick
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Beitrag27.04.2020 16:05

von poetnick
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Das nimmt eindeutig Fahrt auf  Rolling Eyes


So reimt er schon mal Unerlaubtes
in blauer Laube; großen Auges
schwärmt die Marie - er singt den Parzen,
an seinen Händen wachsen Warzen.


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Abari
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Beitrag27.04.2020 17:39
Abgesang
von Abari
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Jaja, der gute(?), alte Knittel
ist doch anscheinend Reimers Spittel
und oft gelegen, wo man schnell
zur Hochzeit oder im Bordell
mal in die Reimekiste greift
und auf das Metrum leidlich pfeift...

Denn ach, wie wurd' er oft gebogen,
durch den Reim das Volk betrogen,
da er so leidlich en passant
dem größten Schund eine Fasson
verleihen kann. Ich meine nicht
von Euch hier irgendein Gedicht!

Das sei ferne! habt Ihr doch
bewiesen, dass das leichte Joch
noch immer gut mit neuem Klange
zu füllen wär. Mir ist nicht bange -
allein, des Volkes leichte Zungen
schienen mir so ausbedungen,

in diesem Textexperiment
zu zeigen, wie der Hase rennt.
Denn hilft des Büttners Kunst alleine
dem Knittel auch nicht auf die Beine.
Wieviel mehr von Kunstaffinen,
die den höchsten Musen dienen.

Denn ach! wer weiß schon wie ich leide,
wenn sich der Büttner glaubt in beide:
Des Reimes Schmied, der Kunst Bedingen
mit Hammers Kräften einzuschwingen
und dann es vorträgt: Fürchterlich
klingt "Reime oder fresse dich!"

Ich seh es ein: Er ist passé,
ist wie ein kleines Makramee
gegen die Weichheit einer Seide,
weder Aug- noch Ohrenweide,
Will sagen: Ich war der Zelot,
der Knittel aber - der ist tot.
Spittel: Anhaltisch für Kram, Zeug.


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davidmuc
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Beitrag27.04.2020 23:37

von davidmuc
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Na denn, wat mutt dat mutt

Wenn ich mal dichte, brüte, tauche,
bis ich eine Tüte brauche,
erglüht entflammt die junge Lust,
dann versagt mir die Lunge just

und plötzlich wird mein Fuß zu bleiern:
Mir bleibt dann bloß, den Blues zu feiern,
und mit rotem Stift zu kürzen:
Voll peinlich, wenn man kifft, zu stürzen.

Ich schlepp mich zum Tisch,die Ode schreiben,
die Brille hat marode Scheiben,
aufs Neue los, gewinnlos denken.
Und meinen Blick auf Windows lenken.
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menetekel
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Beitrag28.04.2020 08:54

von menetekel
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Ja, ja,
man muss nur einen künstlichen Mangel erzeugen (hier: morgen [jetzt heute] ist Knittel-Schluss), schon knutschen die Musen aus lauter Trotz los und beliefern die willigen Dichter mit köstlichen Poemen.lol
War zwar nicht beabsichtigt, funktioniert aber offenbar nicht nur in der TV-Werbung.Twisted Evil Razz

Nun nähern wir uns einer der häufigsten und gleichzeitig melodischsten Vierzeilerform aus trochäischen Vierhebern. Die gibt es in a b a b oder x a x a.
Sucht euch was aus!

Noch in meines Lebens Winter
war ich Windows-Fetischist:
Stand davor und voll dahinter,
galt als echter Extremist.


Viel Spaß


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Michel
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Beitrag28.04.2020 13:29

von Michel
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Ich dagegen ließ die Fenster
ziemlich früh schon hinter mir.
Fort mit Euch, BlueScreen-Gespenster!
Linux stand vor meiner Tür.

Mittlerweile leb ich lange,
gut und prächtig fensterlos.
Pinguine stehen Schlange
und das quelloffene OS

ist im Dienst ein treuer Döner Diener.
Antrag, Arztbrief, Dokument?
LibreOffice druckt es schöner,
als man es durchs Fenster kennt.


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poetnick
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Beitrag30.04.2020 15:30

von poetnick
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Fensterlos erscheint die Welt
mir gespenstisch und verschlossen;
war als Linuxnichts erwählt
mitzumachen, zwar verdrossen,

festzustellen: alles Fenster,
ohne jeden Türkomfort,
dennoch drängten sich Gespenster
in mein Home, jetzt hats ein Tor.


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menetekel
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Beitrag30.04.2020 16:10
Das Ende der Libido
von menetekel
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Komm ich mit dem Sabbellumbe
abends von der Kurzarbeit,
will ich nur noch einen Humbe -
mir gebrichts an Lustigkeit.

Meine Frau, nebst Schnudeläbbsche,
sitzt vorm clearen Linux stad,
und ich fühl mich wie ne äbsche
Daimlerkutsche, weiß, und fad.

Nein, es gibt kein frohes Schnackseln,
sind die Läbbsche zwischen uns:
Angstschweiß tritt mir aus den Achseln,
wenn ich auf die Lumbe luns!


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