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Nachtspielchen


 
 
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Gaukelwort
Leseratte


Beiträge: 123
Wohnort: Hiernichtdort


Beitrag09.05.2015 21:01
Nachtspielchen
von Gaukelwort
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nachtspielchen
(Arbeitstitel)

„Rühreier sind aus!“ erklärt mir die Bedienung. Ich bestelle zwei Spiegeleier. Sie rollt mit den Augen und dampft ab. Keine fünf Minuten später bestellt der Typ neben mir ein Frühstück Royal. In siebenundzwanzig Minuten ist Mitternacht. Kaum zehn Minuten später steht es vor ihm - inklusive zwei Eiern im Glas.

Ich winke der Bedienung. Bestelle ein großes Pils. Blicke deutlich auf den Nebentisch. Sie folgt meinem Blick. Zuckt mit den Schultern. Verschwindet hinter der Theke.

Mein großes Pils kommt als kleines Weizen. Ich schau sie fragend an. Sie schaut weg. Geht weg.

Ich gieße das Weizen langsam in den Aschenbecher. Neun Zehntel laufen über. Verteilen sich über den Tisch. Tropfen zu Boden. Wie erwartet.

Erleichtert erhebe ich mich. Was immer hier auch schief läuft – es liegt nicht an meiner Wahrnehmung.

Sie kommt mit einem Lappen. Schreit mir etwas zu. Ich zucke mit den Schultern. Setze mich an eine trocken Tisch. Es ist kurz nach Zwölf. Ich bestelle zwei Rühreier mit Brot.



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Papa Schlumpf
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 373
Wohnort: Friedersdorf


Beitrag10.05.2015 18:37

von Papa Schlumpf
Antworten mit Zitat

Hallo, Gaukel,
so richtig steige ich nicht dahinter, und so richtig lustig find ich es auch nicht. Ein wenig erinnerte es mich an: "und eine Kellnerin ist schon insofern Vorgesetzte des Kunden, weil der ja nehmen muss, was sie ihm vorsetzt" in einem Ensikat/Schaller-Text aus tiefster Ost-Zeit. Gut, die Kellner haben sich nicht wirklich geändert.
Aber eins musst Du mir noch verraten: In welcher Kneipe macht der Koch rund um die Uhr Dienst? Mir kommen nämlich zu den unmöglichsten Zeiten so Ideen, zum Beispiel, etwas essen zu gehen ...
Etwas ratlos, aber gern gelesen.
P.  S.


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Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt.
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag10.05.2015 18:55
Re: Nachtspielchen
von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Hallo Gaukelwort,

dass mir deine kleine Nachspielerei gefallen hat, liegt einzig an dem Satz da unten. Der hebt den ersten Teil und den zweiten Teil gegeneinader auf und fügt sie andererseits zusammen.

Gaukelwort hat Folgendes geschrieben:
[color=indigo]Was immer hier auch schief läuft – es liegt nicht an meiner Wahrnehmung.


Was ich als srörend empfinde, obwohl ich den Verdacht habe, dass das von dir so komponiert ist, ist der Gleichklang von schau schaut und weg weg.


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag10.05.2015 19:00

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi Gaukel!

Ich glaube, du musst die Sache anders angehen. Vielleicht schenkst du der Bedienung mal Blumen oder Konfekt. wink

Spaß beiseite: Die Geschichte ist zwar lustig geschrieben, dennoch mag ich mich nicht recht auf die Seite des Protagonisten stellen. Er fördert die Eskalation mit recht rüdem Verhalten (Bier im Aschenbecher). Die Bedienung ist zwar recht unaufmerksam, aber dennoch kein willfähriges Dienstpersonal oder Putzfrau.

Jedenfalls ... das mit den Eiern find ich noch gut. Die Bieraktion hätte nicht sein müsse. Wie wär's mit einem Happy End?

Titel ist gut! Hab ich zu spät gesehen - ich glaub, unter dem Titel M/Nachtspielchen gefällt mir der Text doch ganz gut bis ziemlich oder vielleicht auch mehr.

BN
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Wegbegleiter
Gänsefüßchen


Beiträge: 46
Wohnort: Chemnitz


Beitrag11.05.2015 07:17

von Wegbegleiter
Antworten mit Zitat

Hallo Gaukelwort,

es liest sich leicht,  braucht kein Happy End. Obwohl ich den Protagonisten nicht als Sympathieträger empfinde. Auch solche Wahrnehmungen sind Wahrnehmungen. Ich lese es als "Aufmerksamkeitsstudie" für die Bedienung. Es war ja wirklich schon spät. Es bleibt die Frage offen, ob es Absicht war von ihr.

Letztlich ist es dennoch richtig böse ihr gegenüber. Manchmal sind böse Geschichten schwerer zu schreiben als gute.

LG Wegbegleiter


_________________
Wir befinden uns alle auf einem Weg. Nur. Manche bleiben stehen.
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Gefühlsgier
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 31
Beiträge: 421



Beitrag12.05.2015 11:01

von Gefühlsgier
Antworten mit Zitat

Hallo Gaukelwort,

ich mag diesen kurzen Text und die Tatsache, dass dein Protagonist sich wehrt. Falls du noch etwas anderes bewusst vermitteln wolltest, fehlen mir aber weitere Anhaltspunkte dafür. Ansonsten ist dir diese Miniatur sehr gelungen!

Im Gegensatz zu P.S. empfinde ich:

Zitat:
Erleichtert erhebe ich mich. Was immer hier auch schief läuft – es liegt nicht an meiner Wahrnehmung.

nicht als überflüssig und finde, dass es doch sehr viel ausmacht und auch wichtig ist, dass ihm klar wird, es liege nicht an seiner Wahrnehmung.


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"Exhaustion pays no mind to age or beauty. Like rain and earthquakes and hail and floods."
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I can't even elegantly bleed
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Gaukelwort
Leseratte


Beiträge: 123
Wohnort: Hiernichtdort


Beitrag19.05.2015 19:39

von Gaukelwort
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi in die Runde,

es freut mich, dass mein kleiner Ausflug in die Prosa eure Aufmerksamkeit gefunden hat. Ich bin seit einiger Zeit innerlich ein wenig unaufgeräumt – will heißen nicht recht im Gleichgewicht. Das scheint sich auch auf meine Reimerei auszuwirken. Da findet gerade nicht viel zusammen.

Das Nachtspielchen ist somit ein aus Frust, Reimblockade und unausgelasteter Schreiblust entstandenes Prosastückchen. Es ist ein Experiment aus einer Laune heraus… Eine Laune die sich bestimmt auch ein wenig in diesem Text widerspiegelt.


Hi Papa Schlumpf,

nein, bitte nicht lustig finden - das ist, wie gesagt, eher eine ätzende, frustige Geschichte.

Sie hat auch nicht den Anspruch eine generelle Gesellschaftskritik oder ein allgemeingültiges Moralstückchen zu sein. Sie ist eine subjektive Situationsbeschreibung (ein wenig Metapher) und vielleicht auch eine Anleitung dem eigenen Wirken eine falsche Richtung zu geben. Wie oft laufen die Dinge aus dem Ruder, ohne das wir uns gegen fremde wie auch eigene Unzulänglichkeiten reflektiert zur Wehr setzen? Die Gründe, nicht das Richtige zu tun und das Falsche einfach gewähren zu lassen, sind vielfältig und zutiefst menschlich. Von diesem unbehaglichem Unvermögen handelt mein Text. Deine Ratlosigkeit ist ein wenig meine und im Grunde der faule Kern dieser Geschichte.

Hmm, du, wo ich um die Blöcke streife gibt es schon das ein oder andere Nachtkaffee und auch diverse Kneipen die maximal von 4:00 Uhr – bis 5:00 Uhr zum putzen schließen.


Hi Einar Inperson,

der von dir erwähnte Satz soll verdeutlichen, dass der Icherzähler glaubt, er sei im falschen Film. Das „Bierexperiment“ ist gleichsam ein „Selbstzwicken“ mit dem er sich versichern will, dass das Erlebte kein schlechter Traum ist. Doch obwohl ihm die erwartete Überschwemmung klar macht, dass er selbst wach und handlungsfähig ist, verharrt er in seinem Verhaltensmuster anstatt die verfahrene Situation zu durchbrechen bzw. den Schauplatz der Tragödie zu verlassen. Es gelingt ihm keine klare Aussprache, auch kein Nachgeben. Er verlässt auch nicht nach der vermeidlich „starken Geste des Protests“ die Bühne. Er ahnt was mit und um ihn los ist - hat noch nichts dazugelernt – ist zu sehr in der Situation gefangen und beginnt das Spiel von vorne.


Hi BN,

Blumen? Konfekt? Ganz genau solche Vorschläge will ich in den Leserköpfen wach kitzeln. (Vielleicht auch in meinem). Das kann doch so nicht weiter gehen oder? Da muss es doch ein Entrinnen geben. Äh, und nein, der Protagonist ist kein Sympathieträger. Die Bedienung aber auch nicht. Das sie ihr Fett weg bekommt ist ja nicht damit begründet was Sie macht, sondern wie sie es macht. Das End – ob Happy oder nicht - bleibe ich natürlich schuldig. Das wäre mir zu einseitig. Zudem habe ich gerade kein Ende zur Hand. (Sonst würde ich vielleicht gar nicht versuchen die Sache auf dem Papier auszutragen). Möglicherweise hat zudem der Poster unter dir ja seine ganz eigene Version für ein Ende im Kopf? Könnte es nicht sein, dass der Plot kippt und die genervte Bedienung eine lärmende Kettensäge aus der Servierschürze zieht? Mein MNachtspielchen ist eine nervige Gratwanderung am Rande des Alptraums. Und überhaupt… Schlaue Leute schlafen um diese Zeit, träumen lächelnd traumhaft unanständige Dinge und ärgern sich nicht über Unerreichtes oder Unerreichbares in schummerigen Kneipen herum.


Hi Wegbegleiter,

ja, es ist eine böse Geschichte. Und sie ist so angelegt, dass die Bedienung nicht nur als Opfer denkbar ist. Die Eier könnten ein Versehen gewesen sein. Vielleicht war es aber auch Absicht? Nach dem Motto: „Für den Loser scheuche ich doch nicht nochmal die Küche auf.“ Er spricht es nicht an. Wirft nur mit bedeutsamen, vorwurfsvollen Blicken um sich. Sie versteht was er meint, entschuldigt sich aber nicht. Wieso auch? - Wenn das Weichei nicht mal den Mund auf bekommt wenn er sich verarscht fühlt. Ganz anders der Kerl mit dem Frühstück. Der war es ihr wert ihm ein Mitternachtsfrühstückslächeln zu entlocken. Aber Mr. Maulfaul kneift nicht - bleibt und nervt weiter. Will ein großes Bier. Sie denkt sich vielleicht: „Kleine Rache gefällig?“ und „Den serviere ich ab. - Mal sehen wie der auf ein kleines Weizen reagiert…“

Letztendlich ist nicht klar wer was warum macht – ob, und wenn ja, welche Absichten dahinter stecken. Zu viele Fragen im Kopf. Zu wenig Gefühle offen ausgesprochen. Zu viel fragwürdige Interpretation. Zuwenig Kommunikation. Aus Desinteresse? Aus Berechnung? Aus Unvermögen? Aus Gefühlskälte? Aus Schüchternheit, Feigheit oder Unsicherheit? Und dann dieser aufdringliche, schale, emotionale Nachgeschmack zwischen den Gehirnwindungen. Reden ist Silber, schweigen ist Gülle.


Hi Gefühlsgier,


ja, es gibt bei ihm auch Anflüge des sich Wehrens. Zumindest ist da kein Gedanke an Flucht. Das spricht auch nach meinem Empfinden für den Protagonist. Andererseits hätte er auch deutlicher werden können. Lauter. Präsenter. Ganz Alphamännchen...

Aber wir sind hier ja nicht im Kino. Das Leben folgt keinem Drehbuch. Vielleicht sollte man sich generell davon verabschieden, dass die wahren Geschichten immer ein erkennbares Ende haben. So viele Lieder verlieren sich im Lärm des alltäglichen Getümmels bevor der Endakkord angestimmt wurde. Doch wie viel Lieder verklingen unfertig in der Stille bevor sich jemand die Freude bereitet hat diese Lieder mit Noten zu beschenken?

Noch mal in die Runde… Ich weiß, ich weiß, meine Anmerkungen ersticken gerade den Ursprünglichen Text. Aber hey, es ist der Trashbereich. Und vielleicht hat es mich ungeplant hierher gezogen, damit ich diese Angelegenheit noch einmal unter die Menschen trage und sie im Anschluss unter einer Mülllawine begrabe?

Schön das ihr vorbei geschaut und mich nicht mit diesem Trash alleine gelassen habt.

LG G.


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Wegbegleiter
Gänsefüßchen


Beiträge: 46
Wohnort: Chemnitz


Beitrag19.05.2015 20:23

von Wegbegleiter
Antworten mit Zitat

Ich kann nur noch einmal wiederholen, dass es oft schwieriger ist, richtig böse Geschichten zu schreiben. Obwohl böse ist nicht der richtige Ausdruck. Diese Geschichte gehört nicht in den Bereich Trash. Sie gehört nicht in den Mülleimer. Sie ist durchweg ehrlich. Eigentlich möchte ich mehr hören aus dem "Kiez", obwohl ich diese Kneipen hasse wie die Pest. Ich meide sie, da man dort erst wirklich einsam und verlassen ist.
Die Geschichte beschreibt wunderbar, wie man etwas Frustiges auf die Spitze treiben kann. Um sich selbst richtig zu entladen. Fast wie ein Drehbuch. Also ich war sofort im richtigen Gefühl. Wenn es mir auch nur vorgegaukelt wurde. Lächel.

Einen schönen frustfreien Abend wünscht Wegbegleiter

(Schreibblockade weg?)


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