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Autor |
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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22.12.2013 00:16 Ein Weihnachtskrimi von Kissa
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Gar dunkel liegt das Häuschen,
kein Mensch, kein Floh, kein Mäuschen
belebt noch diesen Ort.
Was ist hier bloß geschehen?
Man mag die Blicke drehen
und wenden: Sie sind fort.
Zu Weihnacht ausgegangen?
Wir sehen und wir bangen:
Hier läuft ganz viel verkehrt!
Kein Mistelzweig, kein Bäumchen,
verziert die kleinen Räumchen,
kein Vogel bräunt im Herd.
Und doch hat wer gebraten!
Der Duft hat es verraten:
Arom von Gans und Kraut!
Kann solch feudales Essen
verschwinden? Ungegessen,
vielleicht auch schon verdaut?
Sieh an! Am Fenstergitter,
blinkts helle! Ist das Flitter?
Etwa ein Diamant?
Ein Ring, ein Engelslöckchen,
ein Stern oder ein Glöckchen?
Wir schauen sehr gespannt
Und schmuln nach oben, unten ...
Da haben wirs! Gefunden!
Die Spur - führt aus dem Wald!
Wer hier den Baum gestohlen,
tät auch den Braten holen.
Bald wissen wir es. Bald!
Wir flüstern und wir schleichen
auf leisen Sohl ’n, erreichen
die Brücke vor der Stadt.
Und sehen Kerzen brennen,
zwei Schemen, die sich trennen,
ein Tuch mit Speisen satt.
Und finstere Gestalten!
Was die wohl hiervon halten?!
Die erste, die sich traut,
nimmt zaghaft einen Teller.
Ihr Nachbar ist da schneller -
Der kaut schon, kaut und kaut ...
Und rülpst und lacht zufrieden.
Die Schemen? Freuts hienieden,
trotz weihnachtsleerem Bauch.
Ein Krimi ohne Diebe!
Motive? Nächstenliebe!
Ja, gibts denn sowas auch?
_________________ "Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."
Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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22.12.2013 00:34 aw:weihnachtskrimi von lilli.vostry
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Hallo Kissa,
desmal anders herum, ein schaurig-schönes, schwarzhumoriges Gedicht - mit gutem Ausgang... Witzig und spannend-hintergründig bis zum Schluss, schöne Pointe.
Nur wieso das ein "Weihnachtskrimi" sein soll, erschließt sich mir nicht ganz?!
Wo es doch weder Täter noch Opfer gibt, jedenfalls nicht wirklich. Auch wenn Du den Leser anfangs auf eine falsche Fährte lockst... Und man wartet nun auf die grausige Bescherung (a la dem scnhwarzen Weihnacht im Waldhaus-Gedicht von Loriot) und wird aber wider Erwarten angenehm überrascht,
auch wenn es keiner - wie die Schemen - so recht glauben mag...
Sehr gerne gelesen.
Einen schönen vierten Advent und Frohe Weihnachten wünscht Dir,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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silentsilvy Leseratte
Beiträge: 112
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22.12.2013 18:47
von silentsilvy
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Hallo Kissa,
ich musste auch erst überlegen, wo hier die kriminalistische Pointe ist - habe aber nach einem Schwenk zurück begriffen. Der Leser ist hier der Detektiv. Seine Spürnase führt ihn direkt zur Brücke, wo sich der Fall im Sand oder Schnee verläuft, wie man will.
Gerne gelesen.
lg sisi
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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22.12.2013 23:58
von firstoffertio
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Hallo Kissa,
ich bin nicht ganz sicher, wie ich es verstehe:
Die Bewohner des Hauses bringen den Braten, das Essen den Obdachlosen?
Aufgrund dessen, dass hier eine ganze Reihe von Leuten ihrer Häuser enteignet werden, weil sie die Kredite nicht mehr zahlen Können, dachte ich erst an so etwas.
Mit dieser Strophe habe ich immer noch Probleme, weiß nicht, was da beschrieben wird:
Sieh an! Am Fenstergitter,
blinkts helle! Ist das Flitter?
Etwa ein Diamant?
Ein Ring, ein Engelslöckchen,
ein Stern oder ein Glöckchen?
Wir schauen sehr gespannt
Und schmuln nach oben, unten ...
Und das Wort 'schmulen' kenne ich nicht.
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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23.12.2013 22:03 Re: aw:weihnachtskrimi von Kissa
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lilli.vostry hat Folgendes geschrieben: | Hallo Kissa,
desmal anders herum, ein schaurig-schönes, schwarzhumoriges Gedicht - mit gutem Ausgang... Witzig und spannend-hintergründig bis zum Schluss, schöne Pointe.
Nur wieso das ein "Weihnachtskrimi" sein soll, erschließt sich mir nicht ganz?!
Wo es doch weder Täter noch Opfer gibt, jedenfalls nicht wirklich. Auch wenn Du den Leser anfangs auf eine falsche Fährte lockst... Und man wartet nun auf die grausige Bescherung (a la dem scnhwarzen Weihnacht im Waldhaus-Gedicht von Loriot) und wird aber wider Erwarten angenehm überrascht,
auch wenn es keiner - wie die Schemen - so recht glauben mag...
Sehr gerne gelesen.
Einen schönen vierten Advent und Frohe Weihnachten wünscht Dir,
Lilli |
Liebe Lilly,
ich hab mich sehr über deine schnelle Reaktion und das Lob gefreut! Vielen Dank!
Leider komme ich immer nur mal kurz zum Lesen und Dankeschön sagen her, es geht leider nicht anders. Ich wäre auch gern mal wieder bei dir unterwegs ...
Ja, zu deiner Frage - der Leser soll der Detektiv sein, gemeinsam mit dem Erzähler. Sie wollen eigentlich die kleine Familie besuchen und deren Weihnachtsabend miterleben. Doch dann hat es den Anschein, als ob ein Verbrechen geschehen ist, eben alles geklaut worden ist und die Familie verschwunden. Sie folgen der Spur und sehen die gute Tat der Hausbewohner. Beide entfernen sich ganz leise zum Ende hin, genau so, wie es die Schemen tun.
Liebe Lilly,
ich wünsche dir und deiner Familie ein wunderbares Weihnachtsfest!
Kissa
_________________ "Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."
Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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23.12.2013 22:06
von Kissa
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silentsilvy hat Folgendes geschrieben: | Hallo Kissa,
ich musste auch erst überlegen, wo hier die kriminalistische Pointe ist - habe aber nach einem Schwenk zurück begriffen. Der Leser ist hier der Detektiv. Seine Spürnase führt ihn direkt zur Brücke, wo sich der Fall im Sand oder Schnee verläuft, wie man will.
Gerne gelesen.
lg sisi |
Liebe sisi,
du hast den Daumen druff, salopp gesagt! Schööön!
Ich danke dir recht herzlich fürs Lesen und Kommentieren und wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest!
Alles Liebe
Kissa
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Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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23.12.2013 22:12
von Kissa
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben: | Hallo Kissa,
ich bin nicht ganz sicher, wie ich es verstehe:
Die Bewohner des Hauses bringen den Braten, das Essen den Obdachlosen?
Aufgrund dessen, dass hier eine ganze Reihe von Leuten ihrer Häuser enteignet werden, weil sie die Kredite nicht mehr zahlen Können, dachte ich erst an so etwas.
Mit dieser Strophe habe ich immer noch Probleme, weiß nicht, was da beschrieben wird:
Sieh an! Am Fenstergitter,
blinkts helle! Ist das Flitter?
Etwa ein Diamant?
Ein Ring, ein Engelslöckchen,
ein Stern oder ein Glöckchen?
Wir schauen sehr gespannt
Und schmuln nach oben, unten ...
Und das Wort 'schmulen' kenne ich nicht. |
Liebe firstoffertio,
so ist es, die kleine Familie bringt ihren Braten und den Baum und was noch zu einem Weihnachtsabend gehört, zu den Obdachlosen.
Ob diese nun aufgrund Enteignung oder sonstigem Unglück in diese Lage geraten sind - das überlasse ich der Phantasie des Lesers.
Der Flitter am Fenster ist vom Weihnachtsbaum. Und da sich die Geschichte sich zum Krimi auswächst, kann der Erzähler nun nicht verraten, was genau er da entdeckt hat. Er spricht in der "Wir-Form, um den Leser mit einzubeziehen.
Schmuln ist ein typisch sächsisches Wort für verstohlen schauen, spähen. Sorry! Ich könnte dies ja auch einsetzen.
Ich wünsche dir und deiner Familie ein schönes Weihnachtsfest!
Liebe Grüße
Kissa
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eigentlich François-Marie Arouet,
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