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Andi Fontäne Eselsohr
Alter: 37 Beiträge: 268
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02.09.2013 20:14 Siebzehntes Kapitel von Andi Fontäne
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Kapitel 17
Einige Stunden waren vergangen, Madonna saß zitternd auf dem Sofa und rauchte Kette und ich redete auf sie ein. Mich traf natürlich keine Schuld, niemand hatte Schuld, man müsse jetzt nach vorne blicken, sagte ich ihr. Sie hüllte sich in zustimmendes Schweigen. Dann brachte ich ihr den Mantel und wir gingen zur Limousine.
Auf der Fahrt, die schneebedeckten Baumwipfel flogen an uns vorbei und die Sonne ging gerade auf, löste sich Madonna plötzlich aus ihrer Starre und beugte sich nach vorne, zur Fahrerkabine.
„Juan, ich habe Ihnen doch die Geschichte vom Fluss erzählt, oder?“
„Jo“
„Ich muss Ihnen etwas gestehen: Es war nicht die ganze Wahrheit.“
„Wie jetzt?“
„An diesem Tag am Fluss ist noch mehr passiert. Ich denke, ich bin jetzt bereit, es ihnen zu erzählen.“
„Stört es Sie, wenn ich dabei die James-Brown-Kassette laufen lasse?“
„Ja“
„Gut, dann später vielleicht.“
„Also, es war an meinem zehnten Geburtstag. Die ganze Familie war zum Frühlingsbeginn hierher in die Berghütte gefahren. Ich war so glücklich an diesem Tag, denn ich hatte am Morgen vor ein paar Herren von der Plattenfirma gesungen und ich weiß noch, wie sie mich danach anstrahlten. ‚Unser kleiner Goldesel’ nannten sie mich. An diesem Tag wusste ich, dass ich eine besondere Gabe habe, Juan. Meine Mutter, Gott hab sie selig, war Klavierlehrerin und hatte mich seit frühestem Kindesalter trainiert. Es war viel Fleiß und Übung in meiner Stimme, aber auch viel Talent.“
„Aha“
„Wir fuhren also am Mittag in die Berge und ich sollte einen riesengroßen Geburtstagskuchen bekommen und ich weiß noch, Mama hatte mir ein wunderschönes Kleid gekauft, ich war bildhübsch, Juan. Wirklich. Mein Vater aber hatte sehr schlechte Laune. Er begann früh mit dem Trinken, er hatte mal wieder lange Zeit keines seiner Bilder verkaufen können. Er wollte außerdem nicht, dass ich zu einem Kinderstar gemacht werde, er hatte viel Angst um mich, dass ich meine Kindheit verpasse. Er wollte, dass ich in Tante Gretchens Gemüseladen anfange. So stellte er sich meine Zukunft vor.“
„Der war doch nur eifersüchtig, Junge. Kapierst du das denn immer noch nicht?“
„Jedenfalls machten wir an diesem Tag einen Ausflug in die Berge und Papa wollte mit uns spazieren gehen und er hatte eine große Flasche Whisky dabei, aus der er regelmäßige Schlücke nahm, weil das gut gegen die Kälte ist, hat er immer gesagt. Und als wir an einem Fluss ankamen, da spürte im Rücken einen Stoß und dann fiel ich ins Wasser. Ein Baum hat mit den Ästen gerüttelt, hat Papa später erklärt.“
„Das war doch dein Vatter, wie doof bist du eigentlich?“
„Ich landete also im Fluss und es war bitterkalt und ich konnte nicht schwimmen und drohte zu ertrinken. Ich sah noch, wie Papa davon stapfte – wohl um Hilfe zu holen. Doch dann kam Donald, er sprang ins Wasser und rettete mich.“
„Oh Mann!“
„Jetzt kennen Sie die Geschichte, Juan.“
„Ja.“
„Verstehen Sie jetzt, warum mein Bruder mir so wichtig war? Er hat mich immer beschützt. Vor allen gefährlichen Dingen, die mir zufällig immer passiert sind.“
„Hör mal, wenn Blödheit Geld kosten würde, dann wärst du schon insolvent!“
„Was soll das denn heißen, Juan?“
„Nix.“
„So dürfen Sie mit mir nicht reden! Ich bin Ihre Vorgesetzte, Sie arbeiten für mich, haben sie ver…“
In diesem Moment brach der Wagen aus der Spur und drehte sich mehrere Male im Kreis, bis wir schließlich den Abhang hinunterfielen. Bewusstlosigkeit.
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