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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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09.02.2013 19:25 Personenbeschreibung von nothingisreal
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Dies ist nicht wirklich eine Frage, sondern sollte allen Mitglieder als Denkanstoß dienen.
Nach dem Prolog schreibe ich gerade am ersten Kapitel meines ersten Romanes und muss dem Leser die handelnden Personen bekannt machen. Ich versuche mir klarzumachen, wann ich erwähnen kann, dass jemand von mir aus grüne Augen hat und wann ich das lieber lassen sollte.
Ich habe gerade ein Buch angefangen zu lesen und dachte mir, ich schaue mal, wie der Autor es macht. Das besagte Buch ist "Die Kuppel" von Peadar O Guilin (Genre Fantasy). Bin nicht sonderlich weit gekommen, auf der 50sten Seite, finde es von der Idee ganz gut, von der Umsetzung scheiterst unter anderem, weil viele alltägliche Dinge diese pseudonotwendigerweise eine andere Bezeichnung als gewöhnlich bekommen (Himmel = das Große Dach etc.). Wie dem auch sei, ich achtete auf die Beschreibungen der Protas. Hier einige Ausschnitte:
Zitat: | Er spürte, wie sein Herz gegen seine Rippen schlug, und lehnte kurz seinen hochgewachsenen Körper gegen eine bröckelnde Wand. |
Zitat: | Stolperzunge wischte sich das verschwitzte braune Haar aus den Augen und maschierte den Weg zurück, den er gekommen war. |
Zitat: | Sein ganzer Körper war in Schweiß gebadet, der ihm vom Ledenschurz tropfte. |
Zitat: | Einige Haarige beobachteten neugierigk, wie Wandbrecher, dessen blondes Haar völlig verdreckt war, vor den Speeren der Panzerrücken zurückwich. |
Zitat: | Sofort sah er den Blondschopf seines Bruders. |
Ich meinerseits finde, dass dies nicht sonderlich gelungene Personenbeschreibungen sind, zumal, man die letzten Beispiele irgendwie zusammenfassen konnte und jeder hätte von da an gewusst, dass der Bruder blondes Haar hat.
Meine Fragen also: Wie macht ihr das? Würdet ihr es genauso oder ähnlich wie Guilin machen? Was würdet ihr niemals machen?
Und wann würdet ihr zum Beispiel erwähnen, dass jemand eine krumme Nase hat und wann nicht.
Schreib also alles, was euch zu diesem Thema einfällt. Mich würden eure Erfahrungen interessieren.
Liebe Grüße
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Meredyth Gänsefüßchen
M
Beiträge: 18 Wohnort: nähe Bremen
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M 09.02.2013 19:42
von Meredyth
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Hallo,
wie ich meine Protagonisten beschreiben kann, überlege ich auch gerade.
Zu Weihnachten habe ich einen Schreibratgeber bekommen (bzw. mir gewünscht). Dort steht, dass man die Personen nicht als Aufzählung beschreiben, sondern die Beschreibung in den Text einbinden soll. Klingt eigentlich ganz logisch. Oftmals klingt dieses Einbinden in den Text allerdings so gequält, ähnlich wie in deinen Beispielen.
Wenn ich einen interessanten Roman lese, lege ich nicht jeden Satz auf die Goldwaage und das Buch nicht aus der Hand, nur weil mal in ein paar Sätzen eine Person beschrieben wird. Mir ist es sogar lieber, wenn ich die Personenbeschreibung gleich an einem Stück bekomme, als wenn ich sie mir mühsam zusammenreimen muss oder sie, wie zufällig, auf mehrere Seiten verteilt ist.
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7306 Wohnort: NBY
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09.02.2013 19:52
von BlueNote
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Ich glaube, ich habe noch nie ein Buch gelesen, in dem erwähnt wurde, welche Augenfarbe der Protagonist hat. Ist das nicht ziemlich egal? Irgend eine Augenfarbe wird er schon haben.
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Schreibmaschine Klammeraffe
Beiträge: 529
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09.02.2013 19:54
von Schreibmaschine
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Personenbeschreibungen sind nicht (so) wichtig. Was die Person tut, wie sie denkt, was sie fühlt, das ist wichtig.
Wenn das Aussehen eines Charakters von Bedeutung ist, dann richtet sich der Zeitpunkt der Beschreibung nach der Notwendigkeit (innerhalb der Handlung).
Da man als Autor oder Autorin meistens ein genaues Bild der Figuren im Kopf hat, ist man oft versucht, auch den Lesern dieses Bild zu vermitteln. Aber wie immer beim Schreiben gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.
Dinge wie Haarfarbe, Augenfarbe usw. sind in aller Regel einfach nicht wichtig für die Geschichte.
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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09.02.2013 20:28
von nothingisreal
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Ich glaube, ich habe noch nie ein Buch gelesen, in dem erwähnt wurde, welche Augenfarbe der Protagonist hat. Ist das nicht ziemlich egal? Irgend eine Augenfarbe wird er schon haben. |
Doch, das Buch wird es sicherlich geben. Aber wie Schreibmaschine es richtig gesagt hatte, nur wenn die Farbe der Augen wichtig ist, dann sollte man sie erwähnen. Zum Beispiel, wenn alle Verwandten, sagen wir mal blaue Augen haben und das Kind plötzlich schwarze, dann sollte das erwähnt werden, weil das irgendeine Rolle wohl spielt. In einem Fantasy ist er der Auserwählte, in einem Drama das unehliche Kind
@Meredyth:
Zitat: | Zu Weihnachten habe ich einen Schreibratgeber bekommen (bzw. mir gewünscht). Dort steht, dass man die Personen nicht als Aufzählung beschreiben, sondern die Beschreibung in den Text einbinden soll. Klingt eigentlich ganz logisch. Oftmals klingt dieses Einbinden in den Text allerdings so gequält, ähnlich wie in deinen Beispielen.
Wenn ich einen interessanten Roman lese, lege ich nicht jeden Satz auf die Goldwaage und das Buch nicht aus der Hand, nur weil mal in ein paar Sätzen eine Person beschrieben wird. Mir ist es sogar lieber, wenn ich die Personenbeschreibung gleich an einem Stück bekomme, als wenn ich sie mir mühsam zusammenreimen muss oder sie, wie zufällig, auf mehrere Seiten verteilt ist. |
Mir ist wichtig die Personen zu sehen, über die ich lese. Erst wenn ich ein genaues Bild der Situation vor dem inneren Auge habe, lese ich auch interessiert. Sonst schweife ich ab. Die Frage ist nur, auf welche elagante Art man das macht
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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DasProjekt Exposéadler
Beiträge: 2898 Wohnort: Ørbæk, Nyborg, Dänemark
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09.02.2013 21:21
von DasProjekt
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Es kommt immer aufs Genre an. In Romance / Erotik kommt man um eine Augenfarbe nicht herum, die Leserin erwartet das. Bei Fantasy richtet es sich ebenfalls nach der Zielgruppe. Fantasy a la Tolkien braucht keine Augenfarbe. Moderne Fantasy je nach Subgenre aber durchaus.
So wie jede andere erwähnte Farbe, gibt auch die Erwähnung von Augenfarbe eben das an ein Buch: Farbe.
_________________ 25. Mai 2017 - Kim Henry "Be Mine Forever" |
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Jakari Gänsefüßchen
Beiträge: 20 Wohnort: München
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09.02.2013 21:37 Bilder im Kopf von Jakari
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@Nothingisreal
Meiner Meinung nach gibt es kein Patentrezept.
Du entscheidest doch, inwieweit Du in die Phantasie des Lesers eingreifen möchtest, wie viel Spielraum Du ihm geben möchtest ohne ihn mit Beschreibungen zu langweilen.
Ich persönlich mag starke Charaktere und die Beschreibung von Gestalt und Augenfarbe ist von Buch zu Buch verschieden und hat mich noch nie gestört.
Aber: Sie stört mich, wenn sie erst in der Mitte des Buches auftaucht, denn da habe ich mir schon seit geraumer Zeit ein Bild gemacht und wenn das dann nicht mit der Beschreibung übereinstimmt, bin ich enttäuscht, verstehst Du was ich meine?
Ich mag Sätze wie: "ihre leuchtend blauen Augen irritierten mich", "das Grün seiner Augen unterstrich seine geheimnisvolle Aura", oder so ähnlich.
Wohingegen ich auf Beschreibungen wie
Zitat: | Sein ganzer Körper war in Schweiß gebadet, der ihm vom Ledenschurz tropfte. | total gut verzichten kann! Der erste Teil des Satzes würde mir persönlich absolut reichen
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3913 Wohnort: wien
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09.02.2013 22:14
von lupus
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ich würd das so schreiben, schließlich soll ja dem Leser alle Möglichkeit, sich eigene Bilder zu basteln verbaut werden, der Autor muss dem Leser seine Vorstellungen aufzwingen:
Etwa dreiundachtzig Komma sieben Prozent seines von täglichem Training mit dem ottonischen, hart geschmiedeten Doppelschwert gestählten, braungebrannten, wohl proportinierten Körpers war in übel riechendem, vier Tage altem Schweiß gebadet, der ihm vom rehlederfarbenen, mit kalkweiß umrandeten Flecken versehenen Lendenschurz erst auf seine dunkelbraun behaarten Schenkel und dann auf die wiesengrün bedeckte Erde tropfte und dort für immer versiegte, wobei seine blauen Augen die gelbe Sonne reflektierten, so lange bis er den blonden Blondschopf seines Bruders, der auch der Sohn seiner mittlerweile vierzigjährigen, aber immer noch wunderschönen Mutter war, erblickte, wie er im 25 Grad warmen Westwind wehte.
Jetzt weiß man wirklich worum's geht ... oder?
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi |
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Papagena rara avis
Beiträge: 697 Wohnort: zwischen Kisten und Kartons
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09.02.2013 22:27
von Papagena
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Großartig, lupus. Ich les nur "vier Tage alter Schweiß". Darum ... darum ging's, oder?
_________________ "Die Technik allein macht's nicht."
-Johnny Castle in Dirty Dancing- |
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Jakari Gänsefüßchen
Beiträge: 20 Wohnort: München
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09.02.2013 22:48
von Jakari
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@ Lupus:
Ein Traum, wirklich ein Traum! Hoffentlich nicht meiner heute Nacht!
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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09.02.2013 23:29
von nothingisreal
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lupus hat Folgendes geschrieben: | ich würd das so schreiben, schließlich soll ja dem Leser alle Möglichkeit, sich eigene Bilder zu basteln verbaut werden, der Autor muss dem Leser seine Vorstellungen aufzwingen:
Etwa dreiundachtzig Komma sieben Prozent seines von täglichem Training mit dem ottonischen, hart geschmiedeten Doppelschwert gestählten, braungebrannten, wohl proportinierten Körpers war in übel riechendem, vier Tage altem Schweiß gebadet, der ihm vom rehlederfarbenen, mit kalkweiß umrandeten Flecken versehenen Lendenschurz erst auf seine dunkelbraun behaarten Schenkel und dann auf die wiesengrün bedeckte Erde tropfte und dort für immer versiegte, wobei seine blauen Augen die gelbe Sonne reflektierten, so lange bis er den blonden Blondschopf seines Bruders, der auch der Sohn seiner mittlerweile vierzigjährigen, aber immer noch wunderschönen Mutter war, erblickte, wie er im 25 Grad warmen Westwind wehte.
Jetzt weiß man wirklich worum's geht ... oder? |
Sorry, lupus, habe ab den vier Tage altem Schweiß abgebrochen zu lesen Ist ein Fall für die schlechteste Geschichte... irgendwie so hieß dieser Thread doch...
@ Jakari: Jap. Verstehe ich total. Ich finde die wichtigsten Personen sollten ein Aussehen haben
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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09.02.2013 23:43
von nothingisreal
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DasProjekt hat Folgendes geschrieben: | Es kommt immer aufs Genre an. In Romance / Erotik kommt man um eine Augenfarbe nicht herum, die Leserin erwartet das. Bei Fantasy richtet es sich ebenfalls nach der Zielgruppe. Fantasy a la Tolkien braucht keine Augenfarbe. Moderne Fantasy je nach Subgenre aber durchaus.
So wie jede andere erwähnte Farbe, gibt auch die Erwähnung von Augenfarbe eben das an ein Buch: Farbe. |
Und sie verlor sich in seinen himmelblauen Augen
Seltsam nicht, Fantasy à la Tolkien sagt nichts über die Augenfarbe, langweilt einen dafür mit einer schier endlos wirkenden Predigt über das Aussehen einer Landschaft...
Mit der Farbe hast du Recht
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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suntime Eselsohr
S
Beiträge: 433
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S 12.02.2013 19:58
von suntime
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Ich weiß gerade nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber es gibt eine umfangreiche Untersuchung dazu, wie die Personenbeschreibung beim Leser ankommt. Das Ergebnis ist ernüchternd. Der Autor hat eine konkrete Person recht umfangreich beschrieben. Die Leser sollten diese Person anhand der Beschreibung in dem Buch wiedergeben. Die Abweichungen konnten größer gar nicht sein.
Fazit: Der Leser bildet sich ohnhin beim Lesen sein eigenes Bild von der Person. Das sollte man berücksichtigen und sich auf die notwendige Rahmenbeschreibung reduzieren.
Ich persönlich streue die Informationen nach und nach, damit es nicht einen zu großen Fokus einnimmt und evtl. die Handlung stört. Ein eingehender Anruf, bei dem das Gesicht des Anrufers auf dem Display erscheint, bietet da z.B. eine gute Gelegenheit. Allerdings funktioniert das nur ein Mal.
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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13.02.2013 14:03
von nothingisreal
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Zitat: | Der Leser bildet sich ohnhin beim Lesen sein eigenes Bild von der Person. Das sollte man berücksichtigen und sich auf die notwendige Rahmenbeschreibung reduzieren. |
Selbst Autoren lesen die Bücher anderer so, wie es ihnen selbst passt.
Eine Person ist das, was sie tut. Wer hat das nochmal gesagt? Ich glaube irgenjemand hier im Forum. Sicher bin ich mir nicht, aber dafür sicher, dass es stimmt.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Gast
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17.02.2013 19:03
von Gast
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@nothingisreal
du gibst dem leser genau dann die informationen wenn du es für richtig hältst. und du gibts genau die informationen die du geben willst.
einen anderen autoren zu imitieren halte ich für falsch.
mach dein ding wie du es für richtig hältst, lass dich nicht einschüchtern, nicht von anderen und auch nicht von deinem hirn.
es muss nicht jedem gefallen aber dir. in aller erster linie muss es dir gefallen, du must den rest deines lebens damit klarkommen, dass du dieses buch geschrieben hast.
und? denkst du dann gut über dich wenn du es wie der autor XY gemacht hast oder fühlst du dich besser wenn du alles selbst erdacht hast?
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