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Bonston Gänsefüßchen
B Alter: 33 Beiträge: 28 Wohnort: Neuseeland
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B 09.09.2007 00:02 Die Rechnung[KGe] von Bonston
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Zitat: | Es war schon spät, dachte sie, als sie zu dem runden Vollmond am Himmel sah, viel zu spät wie sie meinte, doch das änderte nichts, jetzt nicht mehr. Sie wandte sich vom Schreibtisch ab und legte ihre Stirn in Falten, so wie sie es immer tat wenn sie besorgt war. Ihr Blick schweifte umher, traf die Tür, zuckte vorüber, blieb still stehen und verschwand wieder hinter ihren Augenliedern. Der Raum um sie herum war kalt, so wie sie nun im Mondlicht erschien. Kalt und belanglos, kalt und ruhig. Sie schien eingekreist, umzingelt, in ihrer selbst beengt. Ein Blick auf die Uhr, 23:30 Uhr, Zeit zum schlafen, Zeit zum vergessen doch keine Zeit um aufzuholen. Sie stand auf, ging umher, stolperte und kam zur Ruhe, verharrte, um sich kurz darauf wieder aufzurichten und ihrer Stirn wieder das besorgten Aussehen zu verleihen. Die Rechnungen, die Mahnung, sie mussten weg, verschwinden. Nun war ihr Blick voller Angst, Angst vor allem, Angst vor sich selbst. Sie rannte erneut zurück zu dem Schreibtisch, warf sie fort, schob sie hinunter, die Rechnungen, verdrängte sie, zerriss sie. Das war jetzt alles egal. Nahm sich einen Stift, setzte sich und begann etwas auf ein Stück Papier zu schreiben. Sie schrieb und schrieb, beschloss, erfasste Gedanken, ordnete Sie, verglich sie und verwarf sie zugleich ohne, dass ihre Blicke auch nur im geringsten das helle Weiß des Blattes verließen. Nun war sie fertig, mit Allem. Sie wandte sich noch einmal um, und blickte durch das Zimmer. Es war nicht mehr das Gleiche, doch das war es schon lange nicht mehr, nichts war gleich geblieben. Ein heißes Bad, das war alles was sie nun wollte. Ein heißes Bad und alles vergessen, vergessen werden. Sie stand auf, verstaute das Blatt hektisch zwischen zwei Büchern im Bücherregal, lief ziellos durch ihr Zimmer, ordnete sich, ging durch die Tür, verschwand. Das war es gewesen, beschloss sie, als sie ihren letzten Atemzug tat.
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18339
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09.09.2007 08:41 Re: Die Rechnung[KGe] von MosesBob
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Hallo Andi!
Zwei Sachen vorweg:
1. Wenn du den Leser milde stimmen willst, fügst du deine Geschichte beim nächsten Mal nicht in ein Zitat ein – akute Augenkrebsgefahr infolge winziger Buchstaben.
2. Ein paar Absätze täten der Optik ganz gut. Solltest du noch kein Gespür für Absätze haben, empfehle ich dir, diesen Thread zu lesen. Das geht offenbar nicht nur dir so.
andi2310 hat Folgendes geschrieben: | Es war schon spät, dachte sie, als sie zu dem runden Vollmond am Himmel sah, viel zu spät wie sie meinte, doch das änderte nichts, jetzt nicht mehr. |
Dass das ihre Meinung ist, wissen wir bereits, seit sie es gedacht hat. Streich „wie sie meinte“. Der Leser wird nichts vermissen, und der Satz wird flüssiger.
andi2310 hat Folgendes geschrieben: | Sie wandte sich vom Schreibtisch ab und legte ihre Stirn in Falten, so wie sie es immer tat wenn sie besorgt war. Ihr Blick schweifte umher, traf die Tür, zuckte vorüber, blieb still stehen und verschwand wieder hinter ihren Augenliedern. |
Wann verschwand der Blick denn zuvor schon mal hinter ihren Augenlidern? Streich „wieder“.
andi2310 hat Folgendes geschrieben: | Es war schon spät, dachte sie, als sie zu dem runden Vollmond am Himmel sah, viel zu spät wie sie meinte, doch das änderte nichts, jetzt nicht mehr. Sie wandte sich vom Schreibtisch ab und legte ihre Stirn in Falten, so wie sie es immer tat wenn sie besorgt war. Ihr Blick schweifte umher, traf die Tür, zuckte vorüber, blieb still stehen und verschwand wieder hinter ihren Augenliedern. Der Raum um sie herum war kalt, so wie sie nun im Mondlicht erschien. Kalt und belanglos, kalt und ruhig. Sie schien eingekreist, umzingelt, in ihrer selbst beengt. Ein Blick auf die Uhr, 23:30 Uhr, Zeit zum schlafen, Zeit zum vergessen doch keine Zeit um aufzuholen. |
Schon mit dem ersten Satz wusste sie, dass es spät war. Genaugenommen viel zu spät, wie sie meinte. Aber erst jetzt blickt sie auf die Uhr, und erst jetzt erfahren wir, wie spät es tatsächlich ist.
andi2310 hat Folgendes geschrieben: | Sie stand auf, verstaute das Blatt hektisch zwischen zwei Büchern im Bücherregal, lief ziellos durch ihr Zimmer, ordnete sich, ging durch die Tür, verschwand. Das war es gewesen, beschloss sie, als sie ihren letzten Atemzug tat. |
Tat sie zu diesem Zeitpunkt bereits ihren letzten Atemzug?! Sie hat gerade erst das Zimmer verlassen, wahrscheinlich sogar das Haus. Du musst jetzt natürlich noch nicht verraten, wo sie hingeht und wie sie sich das Leben nimmt, aber in dieser Form muss ich davon ausgehen, dass sie, bis sie an ihrem Ziel angelangt ist, den Atem anhält. Der Zeitsprung, der hier stattfindet, ist zu gewaltig.
Fazit: Die ganzen Aufzählungen von Verben, besonders im Mittelteil und am Schluss des Textes, lassen kein Bild vor meinen Augen entstehen. Die Vielzahl der Verben wirkt erdrückend und der durchgehende Stichwortstil leblos. Welchen Namen hat deine Protagonistin? All ihre Gefühle und Verwirrungen werden lediglich in Form von Adjektiven genannt, aber es wird nicht ansatzweise eine Frage nach dem Warum beantwortet. Warum fühlt sie so? Warum dieser Entschluss? Und warum macht sie sich so zahlreiche Gedanken über das Schlafengehen, wenn ihr Anliegen doch ein ganz anderes ist? Oder willst du dem Tod und dem Schlaf hier gar eine geflissentliche Synonymie einverleiben?
Sicherlich hast du nicht beabsichtigt, mich als Leser jetzt schon über ihre Beweggründe in Kenntnis zu setzen. Durch den aufgewühlten Stichwort-Aufzählungs-Stil reizt mich aber auch nicht das Geringste dazu, diesen Fragen nachzuforschen: Ich habe keine Verbindung zum Innenleben deiner handelnden Person herstellen können. Sie lässt mich kalt.
In sich abgeschlossen ist diese Kurzgeschichte hoffentlich nicht. Das wäre viel zu wenig. Die Geschichte fiele sang- und klanglos unter die Rubrik „belanglos“, weil sie keine Seele und kein Gefühl hat, nichts, was Mitgefühl erregt, Besorgnis erzeugt oder zu Herzen geht.
Ralphies Schreibwerkstatt schon mal studiert?
Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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