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Ronneburger Eselsohr
R Alter: 44 Beiträge: 316
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R 05.05.2008 13:28 Das Ende von Ronneburger
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Immer wieder schlug er sich mit der flachen Hand ins Gesicht.
Hört auf! Hört doch endlich auf!, schrie er innerlich.
Aber die Stimmen hörten nicht auf. Immer wieder riefen sie ihre hasserfüllten Parolen, unterbrochen von beifälligem Klatschen, wenn Eier, Steine oder andere greifbare Gegenstände gegen sein Haus flogen.
Bereits vor einer Woche hatte es angefangen, als er nach Hause kam. Eine Menschenmasse hatte sich vor seinem Haus versammelt, ihn hasserfüllt angestarrt. Die staatliche Gewalt hatte sie davon abgehalten, die Wagentür zu öffnen, ihn herauszuzerren und es gleich auf der Stelle zu beenden.
Im Schutze einer Jacke, abgeschirmt von den lästigen Kameras und den wütenden Rufen der Nachbarn war er schnell ins Haus gebracht worden.
Ein dumpfer Schlag.
Wieder beifälliges Klatschen und Johlen.
Hört doch endlich auf! flehte er.
Aber er wusste, dass sie niemals aufhören würden. Wie sollten sie ihm das verzeihen? Er selbst konnte sich ja schließlich auch nicht verzeihen?
In seiner ersten Nacht in seinem Haus hatte er sich immer wieder fassungslos das Schreiben angesehen, dass ihn als Geheilt und als in die Gesellschaft wiedereingliederungsbereit deklarierte.
Als sich die ersten Menschmassen vor dem Haus versammelt hatten, unschlüssig was sie gegen ihn tun sollten und konnten, hatte er sich oft gefragt, ob das die Gesellschaft ist in die er wiedereingegliedert werden soll.
KLIRR
Er hielt die Hände schützend über seinen Kopf und spürte wie die Glassplitter auf ihn herabregneten.
Die Stimme wurden lauter und dröhnten in seinem Kopf.
Er rollte sich zur Seite, weg von dem Fenster. Ächzend stützte er seine Hände am Boden ab und registrierte, dass sich kleine, feine Splitter in seine Hand bohrten.
Er stand auf. Starrte auf das Fenster. Ihm wurde schwarz vor Augen. Setzte sich in den großen Sessel am Kamin.
Stille.
Die Menschen verstummten abrupt. Er wappnete sich innerlich vor dem letzten entscheidenden Schlag gegen ihn. Alles würde zu Ende sein – endlich zu Ende.
Kein Verlangen mehr, keine heimliche Sehnsucht, keine innere Zerissenheit, keine widerwärtige Erregung – endlich zu Ende.
Aber die Stille hielt an, keiner drang in das Haus ein, um ihn aus seinem Sessel zu zerren und ihm seinem endgültigen Richter zuzuführen.
Langsam stand er auf. Er öffnete die Tür und trat ins Freie.
Sein Herz erstarkte.
Dort stand sie – sein Verlangen, seine heimliche Sehnsucht, seine innere Zerissenheit und schon spürte er es wieder – diese widerwärtige Erregung.
Geheilt.
In die Gesellschaft wiedereingliederungsbereit.
Der Stein traf ihn unvermittelt und er spürte, das Blut an seiner Schläfe herabrinnen. Weitere Steine folgten und keiner verfehlte sein Ziel.
Bevor er seine Augen schloss, sah er sein kleines Mädchen befreit lächeln.
Weitere Werke von Ronneburger:
_________________ If you have big ideas, you have to use big words to express them. (Anne of Green Gables)
Das ist einer dieser Tage, an dem ich erst weiß was ich rede, wenn ich höre, was ich sage. (Anett Louisan) |
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Shakryon Gänsefüßchen
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Beiträge: 39
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Lady_of_words Eselsohr
Alter: 40 Beiträge: 238 Wohnort: Franken
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07.05.2008 10:45
von Lady_of_words
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Hallo Ronneburger
Zitat: | Hört auf! Hört doch endlich auf!, schrie er innerlich. |
Hier fehlen Satzzeichen, oder du lässt das , weg.
Zitat: | Aber die Stimmen hörten nicht auf. Immer wieder riefen sie ihre hasserfüllten Parolen, unterbrochen von beifälligem Klatschen, wenn Eier, Steine oder andere greifbare Gegenstände gegen sein Haus flogen.
Bereits vor einer Woche hatte es angefangen, als er nach Hause kam. Eine Menschenmasse hatte sich vor seinem Haus versammelt, ihn hasserfüllt angestarrt. |
Ich finde so kurz nacheinander liest sich das hasserfüllt merkwürdig. Sicherlich gäbe es auch andere Wörter.
Zitat: | Hört doch endlich auf! flehte er. |
Auch hier fehlen Satzzeichen.
Zitat: | In seiner ersten Nacht in seinem Haus hatte er sich immer wieder fassungslos das Schreiben angesehen, dass ihn als Geheilt und als in die Gesellschaft wiedereingliederungsbereit deklarierte. |
Klingt für mich wie eine Wortneuschöpfung. Vielleicht schreibst du: dass ihn als Geheilt deklarierte, bereit in die Gesellschaft wiedereingegliedert zu werden. (ist nur ein Vorschlag)
Zitat: | Als sich die ersten Menschmassen vor dem Haus versammelt hatten, unschlüssig was sie gegen ihn tun sollten und konnten, hatte er sich oft gefragt, ob das die Gesellschaft ist in die er wiedereingegliedert werden soll. |
Auch hier find ichs unglücklich, dass zweimal hintereinander das Wort kommt.
Zitat: | KLIRR
Er hielt die Hände schützend über seinen Kopf und spürte wie die Glassplitter auf ihn herabregneten. |
Hier ist ein kleiner Logikfehler. Wenns klirrt, dann regnen die Scherben bereits. Da bleibt dann keine Zeit mehr, die Arme hochzunehmen. Vielleicht sieht er den Stein ja kommen und kann dann noch schützend die Arme hochreißen?
Zitat: | Die Stimme wurden lauter und dröhnten in seinem Kopf.
Er rollte sich zur Seite, weg von dem Fenster. Ächzend stützte er seine Hände am Boden ab und registrierte, dass sich kleine, feine Splitter in seine Hand bohrten. |
Eigentlich müsste da Handfläche stehen, oder? (Ja ich weiß, ich bin beim Korrigieren kleinlich )
Zitat: | Er stand auf. Starrte auf das Fenster. Ihm wurde schwarz vor Augen. Er setzte sich in den großen Sessel am Kamin. |
Sonst klingt der Satz nicht komplett.
Zitat: | Sein Herz erstarkte. |
Kann an meiner Erkältung liegen, aber irgendwie kann ich mit dem Wort so rein gar nix anfangen. Wieder eine Wortneuschöpfung? Oder stehe ich grade nur auf dem Schlauch?
Zitat: | Dort stand sie – sein Verlangen, seine heimliche Sehnsucht, seine innere Zerissenheit und schon spürte er es wieder – diese widerwärtige Erregung. |
Das hast du wirklich klasse geschrieben. Ich mag solche Satzkonstruktionen.
Zitat: | Geheilt.
In die Gesellschaft wiedereingliederungsbereit. |
Da fehlt mir der Zusmmenhang... Vielleicht schreibst du davor: In seinem Kopf rumorte es. Oder sowas in der Art.
Generell hast du die Geschichte ganz gut geschrieben, ein bisschen Spannung kommt eigentlich nur im Mittelteil auf. Der Anfang ist ein bisschen konfus, man muss sich als Leser erstmal zurecht finden. Vor allem den Zusammenhang mit der inneren Stimme würde ich mehr ausarbeiten. Oder was diese Stimmen denn nun eigentlich sagen. Vielleicht versuchen die Stimmen ihn ja zu verführen? Hier würde noch großes Potenzial stecken.
Das Ende ist (meiner Meinung nach) zu abrupt. Ein bisschen unlogisch. Eben noch hatte er Angst vor den Menschen, hofft auf Ruhe und Frieden und dann geht er raus? Warum?
Eben noch waren die Menschen vor seinem Haus in Aufruhr, dann sind sie plötzlich still, warum?
Ich hoffe meine Kritik entmutigt dich nicht, das soll sie keinesfalls. Vielleicht sind ja ein paar Ansätze für dich dabei.
LG
Rosi
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Gast
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07.05.2008 11:40
von Gast
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Hallo Ronneburger,
Dein Anliegen scheint es zu sein, vergewaltigende Männer zu verstehen, zuerst den Soldaten mit der Ärztin, dann hier jetzt den Kinderschänder. Ich finde es sehr schwierig, diese Intention nachzuvollziehen, gerade als Frau. Mir wäre es lieber, einen ähnlichen Text von Dir mal mit einer Frau als Protagonistin zu lesen. Aber gut.
Ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen. Einiges ist an dem Text noch verbesserungswürdig. Wenn Du Dich in diesen Kinderschänder und seine Psyche hineinversetzen willst, dann mußt Du es vollständig tun, nicht nur so an der Oberfläche. Arbeite seinen Genuß an der Vergewaltigung des Kindes mehr heraus, nicht seine Schuldgefühle (die sind ohnehin in Wirklichkeit wohl kaum vorhanden), beschreib sein Vergnügen, wenn er die Angst und den Schmerz in den Augen des Kindes sieht, wenn er sie verletzt. Du beschreibst nur Äußerlichkeiten, geh mehr ins Innere, da lebt der Kern einer guten Geschichte.
Ich würde diese Geschichte zwar nicht lesen wollen (sobald ich in einem Klapptentext lese, daß es um Kindesmißbrauch geht, lege ich das Buch weg), aber wenn Du so etwas schreibst, dann mußt Du Dich mit dem Protagonisten identifizieren, bis in seine letzten ekligen Einzelheiten. Wie in "Feuchtgebiete". Das Buch ist eklig, aber die Autorin stellt die Protagonistin sehr gut dar.
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Shakryon Gänsefüßchen
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Beiträge: 39
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S 07.05.2008 15:41
von Shakryon
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Angela hat Folgendes geschrieben: |
Wenn Du Dich in diesen Kinderschänder und seine Psyche hineinversetzen willst, dann mußt Du es vollständig tun, nicht nur so an der Oberfläche. Arbeite seinen Genuß an der Vergewaltigung des Kindes mehr heraus, nicht seine Schuldgefühle (die sind ohnehin in Wirklichkeit wohl kaum vorhanden), beschreib sein Vergnügen, wenn er die Angst und den Schmerz in den Augen des Kindes sieht, wenn er sie verletzt. Du beschreibst nur Äußerlichkeiten, geh mehr ins Innere, da lebt der Kern einer guten Geschichte. |
Woher willst du das denn wissen?
Ich denke, dass jeder selbst entscheiden kann, welche Gedanken und Gefühle man seinen Charakteren gibt. Das macht diese schließlich zu etwas Einzigartigem, seinem eigenen "Fabrikat".
Vielleicht ist die beschriebene Person ja wirklich "geheilt". Man könnte ja in einem Teil der Geschichte beschreiben, welche Gedanken dieser Mann früher hatte.
Aber wie gesagt, ist das nur ein Ausschnitt einer langen Story.
Man kann also nicht verlangen, dass wirklich alle Empfindungen, die der Mensch irgendwann in der Geschichte gehabt hat, in dieser einen Szene "ausformuliert" sind.
Ich denke, dass die Idee hinter der Geschichte gut ist, aber trotzdem noch ein paar Überlegungen (besonders ein paar Übungen im Bereich der Zeichensetzung) bedarf.
Mein persönlicher Tipp:
Baue dir eine Rahmenhandlung um die Story herum auf und Spinne dir dein eigenes Netz aus Sätzen und Wörtern dazwischen.
Vielleicht solltest du dein Buch genau mit der Szene, in die du uns gerade einen Einblick gewährt hast, beginnen. Dann könntest du sich den Hauptprotagonisten daran erinnern lassen, "wie Alles begann" und einzelne Ausschnitte seines Lebens zeigen. Hier kannst du dann auch seine "schmutzigen Gedanken" beschreiben. Am Schluss solltest du dann genau an dieser Stelle wieder anknüpfen, an der deine erste Szene zu ende ging und noch zwei, drei Kapitel schreiben.
Beispiel: Mit Mühe rappelte er sich wieder auf und schüttelte diese alten Erinnerungen ab...
Bitte achtet nicht auf meine Rechtschreibfehler, bin grad was in Eile!
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Ronneburger Eselsohr
R Alter: 44 Beiträge: 316
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R 08.05.2008 09:07
von Ronneburger
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Hallo,
vielen Dank für eure Rückmeldungen.
@Angela: Du sprichst die Geschichte mit der vergewaltigten Ärztin an. Und das es dir komisch vorkommt, dass ich immer wieder in den Charakter von Vergewaltiger schlüpfe und das als Frau. Aber daran liegt für mich doch genau der Knackpunkt des Schreibens. Man schreibt über Sachen, Dinge, Gefühle die für einen selbst völlig unverständlich und vielleicht auch ekelerregend sind. Das macht doch für einen selbst die Spannung am Schreiben aus.
Ich glaube, wenn ich über mein Büro schreibe und wie sehr mich der Chef aufregt, würde mir das zwar erheblich leichter fallen aber es hätte auch keinen Reiz.
Ansonsten schreibe ich in diesem Forum nicht nur Geschichten, die meine Romane betreffen sondern auch Kurzgeschichten, die mir einfach so einfallen. Das Ende hat also nichts mit der Ärztin zu tun.
Übrigens gibt es in dem Roman mit der Ärztin zwei Gesichtspunkte: Ich beschreibe die Situation aus Sicht des Kommandanten, der Ärztin und eines Kindes. Also wird die Lage der Frau auch klar, nur dass ich diesen Text noch nicht eingestellt habe, da er noch sehr unausgereift ist.
@Shakryon: Da hast du Recht. Jeder Schreiberling bestimmt selbst, wie sein Protagonist fühlt und handelt. Ich glaube schon, dass ein Mann der ein Kind missbraucht auch Reue empfindet. Ich habe da irgendwie die Geschichte mit Lolita im Hinterkopf gehabt. Ein Mann, der ein junges Mädchen liebt und verführt, dann aber merkt, dass er mit dem was er tut ihre Seele, ihr Kindsein zerstört. Aber trotzdem kann er einfach nicht aufhören sie zu begehren.
Also nochmals vielen Dank.
LG
Michi
_________________ If you have big ideas, you have to use big words to express them. (Anne of Green Gables)
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