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firstoffertio
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Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag08.04.2012 18:59
Letzte Begegnung
von firstoffertio
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Diesen Text hatte ich mir für die Prokapro überlegt. Da der Wettbewerb heute ja vorbei sein wird, mag vielleicht jemand Zeit und Lust haben, ihn auch zu kommentieren? (Da ich ihn nun mal geschrieben habe, würd's mich doch interessieren):



Seit der Beerdigung meiner Mutter war ich das erste Mal wieder in meiner Heimatstadt. Diesmal besuchte ich Frau Schmidt, ihre beste Freundin, alleine. Wunderschön war ihr von Myriaden feiner Fältchen zerrunzeltes Gesicht. Aber schmaler und flüchtiger war sie geworden.

An der Wand hingen Bilder ihres verstorbenen Mannes, ihrer Kinder und Enkelkinder. Wie immer verharrte mein Blick auf dem einen Bild.

Du verdrücktest deinen Keks gleich. Mir schmolz die Schokolade in der Hand. So faszinierte mich der Fotoapparat. Seitdem sah ich dich nicht wieder. ‘Das schaffen wir mit links’ war dein  lachender Lieblingsspruch gewesen.


Mutter wollte nie, dass ich fragte. Aber nun mochte die letzte Gelegenheit dafür sein. Vielleicht weil Mutter nicht mehr dabei war, bemerkte Frau Schmidt, wohin ich schaute.

“Das bist du, Franz. Da warst du noch ein kleiner Bub.”
“Ja, ich weiss, Frau Schmidt. Und der andere Junge, das ist doch –  der Peter?”

“Ja, das war der Peter.”
“Was wurde aus ihm? Ich habe mich oft gefragt – “
“ –  Ich weiss es nicht, Franz.”
Ich sah, wie sie sich zusammenriss.
“Ich gab ihn damals zur Adoption frei. Es war nicht einfach für mich. Als sein Vater zurückberufen wurde nach Amerika, hatte ich keine Unterstützung mehr. Ich war ja nicht nur ein Dollarflitscherl, sondern ein Schokoladenmädchen, weil er dunkelhäutig war. Als Baby fanden manche das ‘Negerl’ noch niedlich. Aber ich hatte keine Zukunft mit ihm. Ich brauchte Arbeit, und einen Mann hätte ich auch nicht gefunden mit Peter. Die Leute vom Amt überredeten mich. Dass ich ihn nach Amerika schicken sollte, wo ihn jemand adoptieren würde. Sie erzählten ihm, sein Papa würde ihn dort erwarten. So ging er gerne. Er war gespannt aufs Fliegen. ‘Das schaffe ich mit links’ sagte er.”

Es galt ‘Verhüllung ist Verheißung’. Eine schwarze Haut verhieß nichts Gutes.

Sie hielt kurz inne: “Wir haben ihn angelogen. Erst später erfuhr ich, wie streng die Rassen auch dort damals noch getrennt waren. Sein Vater war doch Soldat für sein Land. Wie hätte ich das wissen sollen? Mein Mann und ich versuchten schließlich, Peter zu finden. Aber die Amerikaner wollten das nicht. Sie haben keinen Deut Information herausgelassen. Bis heute.

Du lebst doch jetzt in Amerika, Franz.  Arbeitest für die Zeitung, nicht? Sie haben doch jetzt einen farbigen Präsidenten dort. Vielleicht kannst du den Peter finden?”

Hoffnung lag in ihrer Bitte. In den müden blauen Augen. Ich versprach, es zu versuchen, obwohl ich mir keine grossen Hoffnungen machte. Und dabei fragte ich mich: Waren wir uns vielleicht schon einmal wieder begegnet, ohne dass wir es wussten?

Frau Schmidt starb drei Monate nach meinem Besuch. Meine Recherchen nach Peter stießen in der Tat auf Widerstand und blieben erfolglos.
Ich schreibe weiter für die Zeitung. Mit links.

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BiggY
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 76
Wohnort: Ruhrgebiet


Beitrag12.04.2012 15:44

von BiggY
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Very Happy
Hallo firstoffertio
einen besinnlichen Text hast Du geschrieben.
Gefällt mir gut.
Läßt sich lesen, ohne zu haken.
Herzlichst
Steinchen
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


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Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag12.04.2012 22:45

von firstoffertio
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Danke, Steinchen, für deinen Kommentar.
"Besinnlich" ist mir ins Auge gestochen.
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Nightflyer
Geschlecht:männlichLeseratte
N

Alter: 41
Beiträge: 128



N
Beitrag13.04.2012 08:08

von Nightflyer
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Zitat:

Myriaden feiner Fältchen

Finde ich jetzt etwas gar schmalzig und dick aufgetragen. Hunterte, ok, Tausende auch ok, aber gleich Myriaden?

Zitat:

Du verdrücktest deinen Keks gleich. Mir schmolz die Schokolade in der Hand. So faszinierte mich der Fotoapparat.

Finde etwas schade dass du das hier in drei Sätze geteilt hast. "Du verdrücktest deinen Keks gleich und mir schmolz die Schokolade in der Hand, so sehr faszinierte mich der Fotoapparat." fände ich flüssiger.

Ansonsten fehlt mir etwas Story an sich bzw. eine Moral am Schluss, etwas was man mitnimmt wenn man den Text gelesen hat.


_________________
Jeder Tag verwelkt dahin wie die Blüte einer ausgedörrten Blume - doch der Wandel der Zeit ist der Sinn des Lebens.
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


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Wohnort: Irland
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Beitrag13.04.2012 23:22

von firstoffertio
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Danke, nightflyer, für den Kommentar.
Ich glaube, ich habe "Myriaden" gewählt, weil das Wort für mich aussieht wie ein Geflecht, visuell. Ich kann aber nicht erklären, warum.

Du magst recht haben mit deinem Vorschlag, ich hätte besser aus den drei Sätzen einen gemacht. Ich gestehe, ich habe das aus einem Entwurf für einen möglichen Beitrag zur Lyrik übernommen.

Zur Moral am Schluss: Ich weiss nicht, ob das ausdrücklich nötig ist?
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Max Sin
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 169



Beitrag14.04.2012 14:29
Die große Offensive II
von Max Sin
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Lieber firstoffertio,
also ich mag diese Geschichte. Ich finde die Geschichte hat etwas von einem Puzzlestück, sie ist an allen Seiten offen, aber dennoch bunt, und voller kleiner Formen, die sich aber selbst nicht wichtig nehmen. Dies ist ein Punkt der mir besonders gefällt, es ist nicht so das der Protagonist sein Leben an dieser Begebenheit festmacht, aber er möchte doch, wenn er noch die Gelegenheit hat, Klarheit haben.
Das Ende übrigens finde ich ganz besonders schön, es zeigt wie etwas das wir in früher Kindheit erlebt haben uns dennoch prägt, nicht unbedingt auf eine dramatische Art und Weise, vergleichbar mit einem Fundament, sonder eher wie einer der Ziegelsteine die die Wände des Kellers bilden.

Max


_________________
„Ich wollte ja nichts als das zu leben versuchen, was von selber aus mir heraus wollte. Warum war das so sehr schwer?“
- Hesse
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4298

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag14.04.2012 17:03

von hobbes
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Hallo firstoffertio,

gefällt mir sehr, Deine Geschichte.
Den Wunsch nach einer Moral kann ich nicht nachvollziehen, für mich ist jetzt auch schon viel zum Mitnehmen drin. Kein Holzhammer, aber das ist ja grad das schöne. Eine stille, leise Geschichte. Ich mag das. Da passt es auch gut, dass Peter unauffindbar bleibt.

Was die drei Keks-Schokolade-Fotoapparat Sätze angeht, gebe ich Nightflyer allerdings recht.

Den Absatz, in dem Frau Schmidt das "wie alles geschah" erzählt - den find ich ein bisschen monoton vom Satzaufbau her.
Und mit dem "Verhüllung ist Verheißung" kann ich auch nicht recht was anfangen. Glaub nicht, dass Du das ohne Wettbewerb eingebaut hättest.

Das letzte "Mit links" ist dann wieder klasse. Macht einen schönen Bogen um alles und setzt einen prima Abschluss.

Warum hast Du nicht mitgemacht?
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


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Beitrag14.04.2012 22:43

von firstoffertio
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Danke fuer die weiteren Kommentare.

Ich habe nicht mitgemacht, weil ich die Geschichte dann doch als Notlösung empfand. Zum Kinderbild hätte ich gerne mehr gewusst (immer noch). Ich hatte recherchiert und fand einen Zeitartikel, der beschrieb, was ich in die Geschichte aufnahm. Aber ich wusste ja nicht, ob das zum Foto passt. Ich fand das Foto so speziell. Und daneben die andere Aufgabe, die mir mit dem Spruch für die Lyrik (Prosa hätte ich dazu nicht schreiben wollen) zu eingeschränkt war. Dann habe ich alles verwurstelt, und wie du sagst, hobbes, ohne Wettbewerb hätte ich nicht (so) geschrieben. Also wollte ich nicht am Wettbewerb teilnehmen.

Kann's nicht besser erklären. Dass ich's nun doch eingestellt habe: Ich schreibe nicht viel Prosa, und weil ich die Geschichte nun doch hatte, dachte ich, mal schaun, wie die Kritik ausfällt. Ob ich's vielleicht doch öfters probieren könnte...?

Mit der Erzählung vom Frau Schmid hast du recht. Dass die so ausfiel, lag auch an der Wortzahlvorgabe.
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Nicki
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Alter: 68
Beiträge: 3611
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Ei 10


Beitrag14.04.2012 22:59

von Nicki
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Hallo
ich hatte schon mal ein wenig gegoogelt und das hier gefunden, das weiß man ein wenig über die Hintergründe. Vielleicht kannst du das brauchen:

http://www.google.de/imgres?q=eskile+childhood&hl=de&tbs=ic:gray&tbm=isch&tbnid=EOvilF1lpBQKDM:&imgrefurl=http://eskile.deviantart.com/art/Best-Childhood-Friends-89262917&docid=Z9_hrO9J172_hM&itg=1&imgurl=http://th04.deviantart.net/fs28/PRE/i/2008/243/6/b/Best_Childhood_Friends_by_eskile.jpg&w=765&h=1043&ei=p-SJT6_AHIvOswb4ga3gCw&zoom=1&iact=hc&vpx=182&vpy=222&dur=1841&hovh=262&hovw=192&tx=135&ty=282&sig=103278180218181090451&page=1&tbnh=162&tbnw=119&start=0&ndsp=34&ved=1t:429,r:0,s:0,i:69&biw=1680&bih=888


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MfG
Nicki

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firstoffertio
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Beitrag14.04.2012 23:20

von firstoffertio
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Danke, Nicki,

jetzt weiss ich, wo man das Foto findet.
Mit dieser Art von social networking sites
kenne ich mich gar nicht aus.

Nihil hatte schon geschrieben,
dass das Foto 1950 in Finnland
aufgenommen wurde. Der Autor in deinem link
schreibt leider nur, dass die Zeiten
in Finnland damals sehr hart waren.
Und dass er noch Kontakt zu seinem Cousin hat...
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag21.04.2012 14:19

von Aranka
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Hallo firstoffertio,

nach deinem Kommentar zu meinem Text bin ich neugierig geworden und wollte wissen, was du so schreibst. Dann bin ich bei dieser Geschichte hängengeblieben.

Die Thematik der Geschichte ist eine sehr reizvolle. Ich lasse jetzt einmal den Hintergrund, auf dem die Geschichte entstanden ist, außer Acht, denn die Geschichte sollte ja auch unabhängig davon bestehen können, oder sehe ich das falsch.

Also sehe ich einmal als inhaltliche Herausforderung folgendes: Es gibt ein Foto vom Icherzähler mit einen gleichaltrigen Jungen, von dem er nichts mehr als den Namen und seinen Lieblingsspruch weiß. Die beiden haben sich aus den Augen verloren, aber das Foto von de beiden, hat im Leben des Icherzähler sporadisch immer mal wieder eine Rolle gespielt, den es hängt in der Küche einer Freundin seiner Mutter. Es rankt sich jedoch ein Geheimnis um diesen Jungen auf dem Foto, und danach darf man nicht fragen.
Nun verändert sich plötzlich nach vielen Jahren die Situation. Die Mutter des Icherzähler verstirbt und der Icherzähler erhält vielleicht die letzte Gelegenheit, zu einer lange schon in ihm bohrenden Frage. Wo ist Peter, was ist seit damals geschehen?

Allein diese Eingangssituation, ganz abgesehen davon, was beim Ende der Geschichte herauskommt, ist eine aus meiner Sicht sehr, sehr reizvolle Erzählsituation.
Da ich nun nicht andauernd „aus meiner Sicht“ schreiben will, sage ich es hier als grundlegend für jede weitere Anmerkung zu deiner Geschichte: ich sehe den Reiz dieser Geschichte eng verbunden mit der emotionalen Verwobenheit des Icherzähler zu den Personen und dem Geschehen und daher wäre dies für mich die wichtigste und tragende Erzählhaltung. Und aus dieser Überlegung heraus, würde ich ein paar kleine Akzentverschiebungen vornehmen. Das hieße natürlich, die Geschichte bekäme auch eine leicht andere Färbung vom Erzählton her. Ich weiß natürlich nicht, ob es dir gefallen würde, daher zeige ich es auch erst einmal nur für den Einstieg auf. Dann kannst du ja selbst einmal darüber nachdenken.

Mir kommt es so vor, als bemühe sich der Icherzähler um eine möglichst distanzierte sachliche Erzählhaltung. Die ich ihm jedoch als Leser nicht ganz abnehme, weil er inhaltlich etwas anderes durchblicken lässt. Ich will aber dem Autor vertrauen können.  Mir wäre es aufrichtiger, er würde mir von Beginn als seine emotionale Verwicklung in diesem Raum, vor diesem Foto auch zeigen.

Ich mache es mal deutlich, was ich damit meine. Du schreibst:

Zitat:
Seit der Beerdigung meiner Mutter war ich das erste Mal wieder in meiner Heimatstadt. Diesmal besuchte ich Frau Schmidt, ihre beste Freundin, alleine. Wunderschön war ihr von Myriaden feiner Fältchen zerrunzeltes Gesicht. Aber schmaler und flüchtiger war sie geworden.

An der Wand hingen Bilder ihres verstorbenen Mannes, ihrer Kinder und Enkelkinder. Wie immer verharrte mein Blick auf dem einen Bild.


(Erzählton: sachlich, distanziert   Erzählweise: aufzählend, beschreibend)

Ich würde schreiben:

Zum ersten Mal besuchte ich meine Heimatstadt nach dem Tod meiner Mutter und zum ersten Mal besuchte ich ihre beste Freundin, Frau Schmidt, alleine. Sie kam mir schmaler und flüchtiger vor und ihr von Myriaden feiner Fältchen zerrunzeltes Gesicht erschien mir wunderschön.

Wie oft schon hatte ich die Fotos an der Wand betrachtet: ihr verstorbener Mann, ihre Kinder und Enkelkinder. Und wie all die Male zuvor, blieb mein Blick auch heute an dem einen Bild hängen und sogleich wurde ich von den zwei so verschiedenen Jungen darauf in ein Gespräch verwickelt.

(Erzählton: emotional beteiligt   
Erzählweise: Vergangenheit und Gegenwart verbindend, beteiligt, zeigend statt beschreibend )

(So oder ähnlich oder ganz anders.)
Lass die Beteiligung des Icherzähler spürbar werden, nimm den Leser mit in die Stube, lass ihn die Fältchen der Frau durch die Augen des Icherzähler sehen (nicht als eine sachliche Tatsache), binde den Leser ein. Nur dann kann er die besondere Botschaft der Geschichte nicht nur mit seinem Verstand nachvollziehen, sondern auch erleben. Ich finde die Geschichtenidee so wunderbar, auch die von dir ausgewählten inhaltlichen Bausteine und der Aufbau finde ich gut. Es dürfte etwas mehr Blut in den Adern fließen und das Gebilde dürfte etwas kräftiger atmen. Aber wie gesagt, das ist meine Ansicht.

Vielleicht lässt du mich deine Meinung wissen, dann kann ich ja noch mal etwas dazu sagen.

Schönes Wochenende. Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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firstoffertio
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Beitrag24.04.2012 22:54

von firstoffertio
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Hallo Aranka,

herzlichen Dank für deinen ausführlichen
Kommentar. Wie konntest du den Text überhaupt
gescheit lesen, so breit wie er geworden ist? Ich habe
die Moderation gebeten, den link von Nicki, für den
ich mich bedanke, zu entfernen. Ich glaube, der ist der
Grund dafür. (Habe ihn mir gespeichert, Nicki).

Ist bis jetzt nicht nicht geschehen, darum antworte ich nun doch
schon, obwohl mir das Lesen Probleme macht.

Du hast sicherlich recht, dass da mehr Leben rein könnte.
Ich danke dir insofern für deine Vorschläge. Dies war
ein "Schulaufsatz"text, den ich nicht weiter bearbeiten werde.
Dennoch lerne ich aus den Kommentaren.

Allerdings glaube ich, dass ich immer eher distanziert
Prosa schreiben werde, so wie ich auch distanzierte
Prosa lieber lese. Das kann ich aber noch lernen besser zu tun.

Vielleicht hatte ich den Text nicht in der Ich Perspektive
schreiben sollen, weil dabei vermutlich mehr Emotionen
erwartet werden?
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LBD21
Schneckenpost
L


Beiträge: 8
Wohnort: Bremen


L
Beitrag17.10.2014 09:37

von LBD21
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Hallo firstoffertio,
ihre Geschichte hat mich sofort gefesselt. Ihr Schreibstil ist einer der positiven Aspekte. Ich fühlte mich direkt von der Geschichte angesprochen und konnte mich mit der sehr gut identifizieren. Ebenfalls ein positiver Aspekt ist der Inhalt . Der Inhalt ist sehr gut ausgesucht und das Ende ist ist sehr schön. Zu dem Text habe ich keine negativen Punkte.




LBD21
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firstoffertio
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Beitrag17.10.2014 22:21

von firstoffertio
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Danke LBD21,

ich hatte diesen Text schon fast vergessen. Das Sie ihn ausgegraben haben,
und mögen, freut mich aber sehr.

Wir Können uns aber doch einfach duzen, nicht? Ist hier auch viel üblicher.
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