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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 471
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10.11.2023 08:46 Letzte Theke von Cholyrika
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Letzte Theke
In der rauchigen Dämmerung der Kneipe
saß ich an der abgewetzten Theke und
trank mein Bier, während die Neonlichter
draußen flackernden Trost versprachen.
Lügner eben.
Die Kellnerin mit müden Augen reichte mir
ein weiteres Glas, und der Klang der Billardkugeln
vermischte sich mit dem Murmeln der Gestrandeten
neben mir.
Die Worte in meinem Kopf waren wie verlorene Gedichte, von verbranntem Leben und gebrochenen Existenzen inspiriert.
Die Asche meiner Zigarette fiel in den Aschenbecher wie die Überreste all der versäumten Chancen.
Draußen heulte die Stadt, und ich konnte das Klagen
der verlorenen Seelen hören.Das Leben, nackt und brutal,
lag vor mir wie ein verdammtes Gedicht und ich versuchte, die Wahrheit in jedem Schluck Bier zu ergründen.
In den Augen der Kellnerin spiegelte sich die immer noch die Müdigkeit der Welt, und ich wusste, dass wir alle auf unsere eigene Art kämpften, um dem Sog des Alltags zu entkommen.
Und so saß ich da, zwischen den Schatten der Vergangenheit
und den irritierenden Lichtern der Gegenwart, und schrieb dieses Gefühl auf die schmierige Serviette aus meiner Hosentasche.
Weitere Werke von Cholyrika:
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Arminius Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1239 Wohnort: An der Elbe
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10.11.2023 11:07
von Arminius
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Eindrucksvoll geschildert. Eine Kneipe macht sich immer gut.
Die Worte in meinem Kopf waren wie verlorene Gedichte ist ein schönes Bild, aber der Plural Gedichte irritiert mich.
Das Leben, nackt und brutal, lag vor mir wie ein verdammtes Gedicht Wenn Worte wie Gedichte sind, sollte dann das Leben nicht eher ein Roman sein?
Eine Kleinigkeit: In den Augen der Kellnerin spiegelte sich die immer noch die Müdigkeit der Welt
während die Neonlichter
draußen flackernden Trost versprachen.
Lügner eben. Gefällt mir am besten
Schatten der Vergangenheit
und den irritierenden Lichtern der Gegenwart ist auch gut getroffen.
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fabian Klammeraffe
Beiträge: 614
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10.11.2023 12:54
von fabian
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Literarisches Erzählen kann eine durchaus angenehme, weil fordernde Tätigkeit sein. Fast so was wie selbstbestimmte Arbeit. Eine echte Chance, sich nicht gehen zu lassen.
Den Wörtern und Sätzen, die sich am Morgen danach auf schmieriger Serviette finden ist zu misstrauen!
In diesem Text finde ich nur das gefühlsduselige sich-treiben-lassen eines sich auf larmoyante Weise in der Welt verortenden LI's.
Nabelschau halt.
Das haben S&G mit The Sound of Silence – in meinen Augen auch schon grenzwertig kitschig – alles schon mal ambitionierter dargeboten.
Da der Text ja in der Werkstatt steht – mein Tip: versuch z.B. mal, den Text nicht über das "Ich" in der Welt sprechen zu lassen.
Mach Prosa im Sinne eines Dinggedichts daraus (vgl. Rilke – Der Panther). Nabelschau ist – im Gegensatz zur Weltbetrachtung – im Grunde genommen nicht hinterfragbar. Und damit meiner Meinung nach stets in der Gefahr, beim Betrachter/Leser ein Gefühl des Ennui auszulösen.
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Gast
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12.11.2023 17:16
von Gast
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fabian hat Folgendes geschrieben: | Mach Prosa im Sinne eines Dinggedichts daraus |
Gute Idee.
Ich entdecke da allerdings so einiges, was ich als melancholisch und nicht gefühlsduselig bezeichnen würde.
@Inkognito, das hat was! Es lohnt sich, einige Formen auszuprobieren. Eine Möglichkeit:
In rauchiger Dämmerung einer Kneipe sein Bier trinken, an abgewetzter Theke, während draußen Neonlichter flackernden Trost versprechen. Lügner eben. Die Kellnerin mit müden Augen reicht weitere Gläser. Das Klackern der Billardkugeln fällt in das Murmeln der Gestrandeten. Worte wie aus verlorenen Gedichten von verbranntem Leben und gebrochenen Existenzen. Zigarettenasche wie Überreste versäumter Chancen. Die Wahrheit soll mit jedem Schluck ergründet werden. Draußen heult die Stadt mit ihren verlorenen Seelen und einem Leben, nackt und brutal.
In den Augen der Kellnerin sieht man die Müdigkeit der Welt; alle kämpfen auf eigene Art. Zwischen den Schatten der Vergangenheit und den irritierenden Lichtern der Gegenwart stehen Gefühle, auf schmierige Servietten gekritzelt und in die Hosentasche gesteckt.
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fabian Klammeraffe
Beiträge: 614
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12.11.2023 21:30
von fabian
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Echt jetzt?
Nee, dann doch lieber so:
Orly
Ein kühler empathischer Blick aus der nicht nur räumlichen Distanz auf ein Leiden an und in der Welt. Gut getroffen, finde ich.
Hier die etwa holprige Übersetzung.
Oder Hopper – Nighthawks. Kommt ganz ohne Bombast und Schwulst aus.
Was soll eigentlich der archimedische Punkt sein im Ursprungstext? Dass "wir alle auf unsere eigene Art kämpften, um dem Sog des Alltags zu entkommen"? Das ist mir zu banal.
Und wozu eigentlich der Imperfekt? Wenn schon Ich-Perspektive, dann doch bitte nicht die biergetränkten Gefühle von gestern servieren.
[Sorry für das nachträgliche Editieren]
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Gast
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12.11.2023 22:54
von Gast
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@fabian, ob ein Text "brauchbar" ist oder nicht, entscheidet die Frage: Gemessen woran?
Vergleiche mit Rilke, Simon&Garfunkel, Brel ... empfinde ich als wenig hilfreich.Tipps zur Textarbeit sollten das Bestmögliche herausfiltern und mit dem arbeiten, was Autor*innen als ihr Bestmöglichstes eingestellt haben.
Selbstverständlich kann man Äpfel mit Birnen vergleichen und die Provinz mit Paris. Letztendlich lassen sich sämtliche Texte hier im DSFo - selbst Klassiker untereinander - mit der Keule des Vergleichs niederknüppeln, ohne zu berücksichtigen, wie viel (auch grottenschlechte) Entwürfe, Kritik, Bearbeitungen ... es gebraucht hat, bis der Klassiker ein Klassiker wurde.
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fabian Klammeraffe
Beiträge: 614
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14.11.2023 20:59
von fabian
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Zitat: | @fabian, ob ein Text "brauchbar" ist oder nicht, entscheidet die Frage: Gemessen woran?
Vergleiche mit Rilke, Simon&Garfunkel, Brel ... empfinde ich als wenig hilfreich.Tipps zur Textarbeit sollten das Bestmögliche herausfiltern und mit dem arbeiten, was Autor*innen als ihr Bestmöglichstes eingestellt haben.
Selbstverständlich kann man Äpfel mit Birnen vergleichen und die Provinz mit Paris. Letztendlich lassen sich sämtliche Texte hier im DSFo - selbst Klassiker untereinander - mit der Keule des Vergleichs niederknüppeln, ohne zu berücksichtigen, wie viel (auch grottenschlechte) Entwürfe, Kritik, Bearbeitungen ... es gebraucht hat, bis der Klassiker ein Klassiker wurde. |
In einem bist Du mir ja wirklich voraus: Du scheinst die grottenschlechten Entwürfe zu kennen, aus denen später die Klassiker wurden, die Thomas Mann oder James Joyce oder Franz Kafka geschrieben haben. Chapeau!
Und dann, ach Gott, siehst Du mich auch noch mit der "Keule" des Vergleichs die zarten Pflänzlein "niederknüppeln", aus denen ansonsten womöglich die zukünftigen Klassiker werden könnten – nochmal: Chapeau, brilliant die feinzüngige Polemik, unwiderlegbar das scharfsinnige Argument. Aber wenn's dem Ego förderlich ist, kannste mir natürlich gerne auch weiterhin unlautere Motive unterstellen.
Zur Sache. Ich glaube, Du denkst kurz, viel zu kurz. Zitat: | "Vergleiche mit Rilke, Simon&Garfunkel, Brel ... empfinde ich als wenig hilfreich." | – da formulierst Du unpräzise, trägst womöglich gar gedanklich Scheuklappen, denn ganz offensichtlich hast Du eine sehr eingeschränkt Vorstellung von der Funktion einer vergleichenden Wahrnehmungshaltung.
Abgesehen davon, dass es eigentlich gar nicht darauf ankommt, wie Du das findest – Ich rege nicht dazu an, sich mit Personen zu vergleichen (oder verglichen zu werden), sondern dazu, Werke miteinander zu vergleichen, genauer: aus dem Vergleich (und das bedeutet im ersten Schritt: aus der Wahrnehmung von Merkmalen von Werken) Anregungen für eigenes Erzählen, eigene Erzählstrategien zu gewinnen.
Es geht nicht um einen wertenden Vergleich von Autoren, sondern um einen wahrnehmenden, beschreibenden Vergleich von Textmerkmalen.
Dieser Art von Vergleich als Methode kann durchaus eine erkenntnisfördernde Kraft zugeschrieben werden. Du hast ihn selber gerade erst praktiziert, indem Du den Ursprungstext umgeschrieben hast (war das nicht ein wenig übergriffig?), ihm also eine vergleichbare Alternative an die Seite gestellt hast.
Man müsste Deine Alternative genauer untersuchen, um feststellen zu können, ob und was an ihr eigen ist (mein erster oberflächlicher Eindruck: (zu) viele "wie"-Sätze, sie ist überladen mit Bildhaftigkeiten, da sind viele Eindrücke, die ziemlich unvermittelt nebeneinander stehen. Alles ziemlich beliebig, eine Melange aus abstraktem Weltschmerz und behauptetem (Pseudo-)Durchblick. Es fehlt mir, wie im Ursprungstext, an der Herausarbeitung eines Dreh- und Angelpunkts, an etwas Interessantem, worauf es ankommt, worauf es erzählerisch hinausläuft. Es fehlt mir an Konsequenz. Und das kommt meiner Meinung nach dabei raus, wenn man versucht, einen Text an sich selbst zu messen. Wenn man ihn bloß immanent wahrnehmen will und auch nur affirmativ auf seine mögliche Variabilität hin prüft.
Denn das tust Du, wenn Du behauptest, Deine Prämisse wäre Grundlage der Arbeit in der Werkstatt:
Zitat: | mit dem arbeiten, was Autor*innen als ihr Bestmöglichstes eingestellt haben. |
Der Satz hat doch überhaupt keinen empirischen Wert. Was wissen wir beide darüber, welches Bild ein anonymer Autor von seinem Text hatte, als er ihn hier einstellte? Welche Erwartungen er bezüglich unserer Beschäftigung mit dem Text hegt? Sollten seine Erwartungen – die wir nur imaginieren – überhaupt Grundlage unserer Beschäftigung sein? Deine Prämisse ist pure Moral, möglicherweise wäre es sinnvoll, so zu denken, vielleicht aber auch nicht, am allerwenigsten ist sie eine Verbindlichkeit, an die sich zu halten hat, wer hier kommentieren möchte.
Denn alles – und das wäre dann meine Prämisse – was auf die eine Weise erzählt werden kann, kann auch auf eine andere Weise erzählt werden. Darüber sollte man sprechen können. Dazu hilft es, hinzuschauen und zu vergleichen.
Wenn man in der Werkstatt einen Fremdtext in seinem momentanen Zustand nur ein wenig umputzt, anstatt das Augenmerk ergänzend auch auf Alternativen außerhalb des erzählerisch Vorgelegten zu lenken, wenn die Empfehlung, mal über den Tellerrand hinauszuschauen als übergriffig denunziiert wird, dann wird dabei, überspitzt gesagt, wahrscheinlich bloß konsequenter Stillstand heraus kommen. Der Proponenten schmort im eigenen Saft. Die scheinbar fürsorgliche Rücksichtnahme wird zur Fessel.
Vor kurzem bin ich hier im Forum zufällig auf eine AG (Wie machen die das denn?) gestoßen, da findet sich das hübsche Bonmot: Man lernt am besten von den Besten].
Natürlich man kann im Prinzip an allem lernen, insofern ist der Hinweis auf Werke von Rilke, Brel oder Hopper hier kein Knüppel und das zartfühlende Umschreiben des Urspungstextes durch meine werte Vorrednerin keine heilende Salbe.
Soviel zur Sinnhaftigkeit einer offenen, erkenntnisorientierten, vergleichenden Wahrnehmungshaltung.
_________________ Wer an einem aufgeräumten Schreibtisch sitzt, wer das schafft, kennt keine Gnade.
Terézia Mora im Interview mit Klaus Siblewski (in: TEXT+KRITIK 221) |
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Gast
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15.11.2023 10:36
von Gast
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@fabian, herzlichen Dank für Dein Referat.
Alle wissen jetzt wirklich alles über Mansplaining
@Inkognito scheint bereits eingeschlafen und auch alle anderen Teilnehmer im Stuhlkreis sind eingepennt.
Beim letzten, erlösenden Satz bin ich wieder aufgewacht:
"So viel zur Sinnhaftigkeit einer offenen, erkenntnisorientierten, vergleichenden Wahrnehmungshaltung".
Damit zukünftiges mansplaining von dir zum Thema "Textarbeit" so etwas wie Sinn, Bedeutung und Wirkung erhält, anbei eine kleine Skizze:
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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15.11.2023 12:07 Re: Letzte Theke von nebenfluss
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@fabian & Miss Purple:
Vielleicht könnten wir uns darauf einigen, dass die Beurteilung, ob ein Kommentar als hilfreich, übergriffig oder sonstwie empfunden wird, dem Autor zukommt. So lange niemand faktische Unwahrheiten verbreitet, lasst uns die Diskussion unter den Kommentieren doch lieber darauf beschränken, unterschiedlicher Meinung über den Text zu sein, ohne uns gegenseitig die Art der Kommentierung vorzuwerfen. Das führt doch gerade vom Text weg.
Zum Text:
Inkognito hat Folgendes geschrieben: | Letzte Theke
In der rauchigen Dämmerung der Kneipe
saß ich an der abgewetzten Theke und
trank mein Bier, während die Neonlichter
draußen flackernden Trost versprachen.
Lügner eben. |
Ich würde fast erwägen, das Werk auf das hier zu beschränken und es dann als reine Lyrik zu behandeln. Der flackernde Trost (der lügende Trost) ist m. E. die eine originelle Idee in dieser ansonsten auch literarisch recht abgewetzten Szenerie. Ich denke, das Illusorische (oder zumindest nicht die Nacht überdauernde) des vermeintlichen Trostes fasst die ganze Situation treffend zusammen.
Das wäre eine sehr radikale Kürzung, aber im Rest sehe ich zu wenig Eigenständiges und zu viel des Immergleichen, das ich mir auch selbst ausmalen könnte - die Billardspieler, die Kellnerin mit müden Augen (zweimal erwähnt), "verlorene Seelen", "gebrochene Existenzen", "versäumte Chancen", und natürlich handelt es sich um eine der verbliebenen Raucherkneipen. Dass für das Prota-Ich das Leben bukowskiesk ("nackt und brutal") ist, muss mir nicht in so vielen Quasi-Synonymen auserzählt werden.
Hier ist wohl ein "die" zu viel:
Inkognito hat Folgendes geschrieben: |
In den Augen der Kellnerin spiegelte sich die immer noch die Müdigkeit der Welt |
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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fabian Klammeraffe
Beiträge: 614
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15.11.2023 12:07
von fabian
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@MP:
und plonk ...
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Gast
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15.11.2023 12:22
von Gast
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@nebenfluss, meinen Beitrag zur Textarbeit habe ich bereits geliefert
Ob @fabians geäußerte Sorgen hinsichtlich "unpräziser Formulierungen, gedanklicher Scheuklappen und eingeschränkten Vorstellungen und der Funktion einer vergleichenden Wahrnehmungshaltung" und seine Meinung zu Voraussetzungen von Textarbeit, dem Zustandekommen des Wissens und anderer Formen der Überzeugungen, so wie seine Gewissheit und Rechtfertigung seiner erkenntnistheoretischen Zweifel, welche Art von Überzeugungen seiner Meinung nach objektiv bestehen dürfen, nämlich in erster Linie seine eigenen, @Inkognito auf irgend eine Art hilfreich sein können: Wir wissen es nicht.
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Haro Eselsohr
Beiträge: 388 Wohnort: Pfalz
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15.11.2023 13:00
von Haro
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Ich bin geneigt mich @nebenfluss anzuschließen.
Insgesamt wirkt es auf mich eher wie Lyrik und da finde ich auch, dass ein kurzes knackiges Rüberbringen der Aussage besser auf mich wirkt, als weitschweifiges, und sich wiederholendes, Suhlen im Gefühl. Das "Lügner eben" finde ich stark! Das als Ende und man bleibt mit diesem Gefühl der Überraschung zurück. Alles was danach kommt, verwässert und, entschuldige bitte inkognito, langweilt, weil schon so oft gehört.
@fabian habe ich erst nicht verstanden mit seinem Einstreuen von Verweisen auf andere Autoren. So etwas schreckt mich zunächst ab. Ich kenne mich mit deren Werken nicht so gut aus, dass ich aus dem Ärmel schütteln könnte, wie diese das Thema behandelt haben und mir persönlich wäre es lieber, wenn ich von dem Kritiker oder der Kritikerin selbst höre, was seine oder ihre Gedanken zum Thema sind. Gerne mit konkretem Verweis, aber nicht so pauschal.
Später hat er es erklärt und auch ich habe verstanden, worauf er hinaus will.
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Gast
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15.11.2023 14:05
von Gast
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Haro hat Folgendes geschrieben: | Später hat er es erklärt und auch ich habe verstanden, worauf er hinaus will. |
Glückwunsch
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Gast
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15.11.2023 15:30
von Gast
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@Inkognito, zweiter Vorschlag zur Textarbeit:
In rauchgeschwängerter Dämmerung der Kneipe sitze ich an abgewetzter Theke. Neonlichter versprechen flackernden Trost von draußen. Lügner, eben. Die Kellnerin mit müden Augen reicht mir ein weiteres Glas. Das Klackern der Billardkugeln fällt in das Murmeln der Gestrandeten. Worte wie aus verlorenen Gedichten von verbranntem Leben und gebrochenen Existenzen. Zigarettenasche wie Überreste versäumter Chancen. Die Wahrheit soll mit jedem Schluck ergründet werden. Draußen heult die Stadt mit ihren verlorenen Seelen und einem Leben, nackt und brutal.
In den Augen der Kellnerin sieht man die Müdigkeit der Welt; alle kämpfen auf eigene Art. Zwischen den Schatten der Vergangenheit und irritierenden Lichtern der Gegenwart stehen Gefühle, auf schmierige Servietten gekritzelt und in die Hosentasche gesteckt.
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 471
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07.12.2023 09:28
von Cholyrika
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Nicht immer ist in der Tat ein Vergleich gut:
Ich erinnere gerne an Busch: Wenn einer der mit Mühe kaum.....
Letztendlich geht es mir in meinem Text NUR um eine Momentaufnahme. Verdichtet, darum als Lyrik.
Das der Text in einem Lyrikforum zu Diskussionen anregt, finde ich wirklich gut, weil mir das oft in Foren fehlt.
LG Michael
_________________
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fabian Klammeraffe
Beiträge: 614
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07.12.2023 13:18
von fabian
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Tja, so ein Aphorismus – sagt alles und nichts zugleich.
Ich hoffe, Du meinst nicht, dass wir im Grunde das Forum schließen sollten wegen weitverbreiteter Selbstüberschätzung ...
Das es sich bei deinem Text um eine "Momentaufnahme" handeln soll war mir schon klar, aber eine Momentaufnahme ist doch gerade nichts Allumfassendes sondern stellt – in Abhängigkeit von der Perspektive (Haltung) des "aufnehmenden" LI – bestimmte situative und reflektierte Aspekte des Moments heraus.
Diesbezüglich gab es ja durchaus kritische Anmerkungen hier von wegen nicht erkennbarer Eigenständigkeit und in Teilen mangelnder sprachlich-inhaltlicher Aussagekraft.
"Nighthawks" und "Orly" waren spontan und willkürlich ausgewählte Beispiele, an denen sich erzählerische Haltungen und Lösungen einem Sujet gegenüber ablesen lassen. Nicht mehr und nicht weniger.
Ein Text in der Werkstatt ist doch gewissermaßen wie eine Frage (geht es eventuell auch anders), oder?
Und literarische Texte werden nun einmal als zum literarischen Umfeld gehörig wahrgenommen.
Deine literarische "Momentaufnahme" ist eben nicht der Moment selbst, das Abbild eines Moments, sondern ein Text, der sich mit einem Moment beschäftigt, ihn sozusagen – in seiner literarischen Form – überhaupt erst schafft.
Die Empfehlung, dabei nach Rechts und Links zu schauen kann ich nicht als Überheblichkeit verstehen.
_________________ Wer an einem aufgeräumten Schreibtisch sitzt, wer das schafft, kennt keine Gnade.
Terézia Mora im Interview mit Klaus Siblewski (in: TEXT+KRITIK 221) |
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 471
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20.12.2023 12:52
von Cholyrika
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@fabian:
Es geht doch nichts über "Lehrer".
Nimm mich und Dich bitte nicht zu ernst.
Das alles hier ist für uns alle Hobby-Schreiberei.
Wer zum Teufel hat denn hier die Absichzt ein Bestsellerautor zu werden?
Also ich nicht.
Trotzdem nehme ich Kritik wahr und versuche sie zu verstehen.
Also wenn sie nicht nur der Kritik willen geschrieben wurde
_________________
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fabian Klammeraffe
Beiträge: 614
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20.12.2023 14:39
von fabian
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Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Das alles hier ist für uns alle Hobby-Schreiberei. |
Wenn Du das so siehst.
Auf jeden Fall viel Spaß weiter bei Deinem Hobby (den wollte ich Dir nämlich wirklich nicht nehmen).
Ein Galier
;-)
_________________ Wer an einem aufgeräumten Schreibtisch sitzt, wer das schafft, kennt keine Gnade.
Terézia Mora im Interview mit Klaus Siblewski (in: TEXT+KRITIK 221) |
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Rike Charlotte Eselsohr
Alter: 56 Beiträge: 251 Wohnort: In den Wäldern des Einhorns
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20.12.2023 19:33 Re: Letzte Theke von Rike Charlotte
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Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Letzte Theke
In der rauchigen Dämmerung der Kneipe
saß ich an der abgewetzten Theke und
trank mein Bier, während die Neonlichter
draußen flackernden Trost versprachen.
Lügner eben.
Die Kellnerin mit müden Augen reichte mir
ein weiteres Glas, und der Klang der Billardkugeln
vermischte sich mit dem Murmeln der Gestrandeten
neben mir.
Die Worte in meinem Kopf waren wie verlorene Gedichte, von verbranntem Leben und gebrochenen Existenzen inspiriert.
Die Asche meiner Zigarette fiel in den Aschenbecher wie die Überreste all der versäumten Chancen.
Draußen heulte die Stadt, und ich konnte das Klagen
der verlorenen Seelen hören.Das Leben, nackt und brutal,
lag vor mir wie ein verdammtes Gedicht und ich versuchte, die Wahrheit in jedem Schluck Bier zu ergründen.
In den Augen der Kellnerin spiegelte sich die immer noch die Müdigkeit der Welt, und ich wusste, dass wir alle auf unsere eigene Art kämpften, um dem Sog des Alltags zu entkommen.
Und so saß ich da, zwischen den Schatten der Vergangenheit
und den irritierenden Lichtern der Gegenwart, und schrieb dieses Gefühl auf die schmierige Serviette aus meiner Hosentasche. |
Wunderschön! Dieses fließen der langen Sätze, das dann rhythmisch am Ende sich nach unten neigt, transportiert ganz wunderbar die Resignation der Aussage.
Nur zwei winzige Kritikpunkte: "Sog des Alltags" kommt mir neben den übrigen, selbst geschöpften Bildern fast wie eine Phrase vor. Und dann gibt es noch die Asche in einem Satz doppelt.
Ganz toll finde ich: ...Trost versprachen. Lügner eben.
Hier mit einem solchen zwei Wort Satz zu kontern, ist einfach klasse.
... wie die Überreste all der versäumten Chancen. Schönes Bild!
Und auch der ganze Rest erzeugt in mir genau die Stimmung, die der Text inhaltlich transportiert.
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 471
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21.12.2023 16:27 Re: Letzte Theke von Cholyrika
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Rike Charlotte hat Folgendes geschrieben: | Wunderschön! Dieses fließen der langen Sätze, das dann rhythmisch am Ende sich nach unten neigt, transportiert ganz wunderbar die Resignation der Aussage.
Nur zwei winzige Kritikpunkte: "Sog des Alltags" kommt mir neben den übrigen, selbst geschöpften Bildern fast wie eine Phrase vor. Und dann gibt es noch die Asche in einem Satz doppelt.
Ganz toll finde ich: ...Trost versprachen. Lügner eben.
Hier mit einem solchen zwei Wort Satz zu kontern, ist einfach klasse.
... wie die Überreste all der versäumten Chancen. Schönes Bild!
Und auch der ganze Rest erzeugt in mir genau die Stimmung, die der Text inhaltlich transportiert. |
Danke
und @fabian:
Verstehst Du mich nicht, oder
Oder hatte der oberlehrerhafte Kommentar vielleicht eine erzieherische Nuance, die ich Hobbyschreiber nicht wahrnehmen kann, weil mir diese Sensibilität der großen Autoren fehlt?
Ich schmeiß mich weg
_________________
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Christof Lais Sperl Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 944 Wohnort: Hangover
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21.12.2023 18:10
von Christof Lais Sperl
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Klasse!
Die Kellnerin mit müden Augen, gab's noch eine andere? Mit müden Augen...die Kellnerin...wäre besser.
Ansonsten: Super.
_________________ Lais |
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Nina C Klammeraffe
Alter: 36 Beiträge: 992 Wohnort: Op dr\' Jück
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23.12.2023 21:15
von Nina C
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Da summt mein Kopf doch glatt Billy Joels Piano Man mit. Gefällt mir gut (ich fürchte, etwas Nützlicheres habe ich nicht beizutragen), liegt aber vielleicht auch an meiner Affinität zur Kneipenschreiberei.
Die Kellnerin würde ich ebenfalls den Augen nachstellen.
Liebe Grüße
Nina
_________________ Wenn ihr nicht die gequälten Sklaven der Zeit sein wollt, macht euch trunken, ohn’ Unterlass! Mit Wein, mit Poesie mit Tugend, wie es euch gefällt. (Charles Baudelaire) |
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