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K.-D.'s Geschichten


 
 
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Duffydoof
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 34
Beiträge: 121
Wohnort: Municia


Beitrag27.11.2012 17:33
K.-D.'s Geschichten
von Duffydoof
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe eine Sammlung von vielen Erzählungen von Klaus-Dieter, meiner Lieblingsfigur. Sie sind alle insgesamt nur fragmentarisch, nicht als eine Geschichte ausführbar, aber trotzdem hat das Ganze ein wenig Zusammenhang, ein schwammiger roter Faden, der es etwas verbinden soll.

Ich lass euch mal die ersten paar lesen. Manche Dinge werden absichtlich nur bruchstückhaft angesprochen, weil sie in einem anderen Fragment näher behandelt werden sollen. Es sind auch Dinge versteckt, die man auf Anhieb kaum verstehen kann. Auch diese Dinge sollen in anderen Teile aufgelöst werden.
Aber genau hierbei ist es mir wichtig, dass sie den Lesefluss nicht stören. Klar wird man kurz stoppen müssen, ich hoffe aber, dass es euch nicht ganz es aus dem Konzept bringt.

So, genug geredet. Viel Spaß.


Eins:
Eigentlich, dachte Klaus-Dieter, würde er ganz gerne einmal Fleisch essen. Den Vorteil zu haben, nicht andauernd auf seine Ernährung achten zu müssen, mit all den Vitaminen, dem Gemüse und den Eiweißen täglich, das wäre echt schön. Einfach mit seiner Ernährung zu schludern, und dabei nicht Angst haben sofort wieder ins Untergewicht abzusinken.
Und vor allem nicht immer die gleichen Fragen beantworten müssen, auf die er sowieso nichts antworten konnte. Wieso war er auch Vegetarier? Darauf gab es keine Antwort, ebenso wenig, wie für ihn die Frage existierte. Fleisch war für ihn nur an lebendigen Wesen interessant.

Wenn er fähig wäre, in den Wald zu gehen und ein Rehkitz niederzuschießen, das Fell abzuziehen und das Wesen auseinander zu säbeln, ja, vielleicht könnte er es dann über sich bringen Fleisch zu essen. Aber er konnte kein Tier töten, also hatte er auch keine Berechtigung eines zu essen. Auch wenn sie immer wieder dieselben Fragen stellten, hatte er einen großen Respekt vor den Fleischessern. Sie konnten einfach ihr Gewissen tottrampeln und fühlten sich auch noch gut damit.
Deswegen fand er auch die Fischerleute interessant. Stundenlang verbrachten sie damit in der Kälte, im Wind, oder im Regen zu sitzen, wartend darauf, dass sich die Rute verspannt, damit sie ihr Futter für diesen Abend bekommen. Ja, die waren sicher im Gleichgewicht, denn sie akzeptierten nicht, dass jemand anderes für sie Mord begeht, damit sie ihren Leckerbissen haben.

---

An das Leben in der Stadt konnte man sich sogar ein wenig gewöhnen. Dort wurde man nicht wie ein Wesen von einer anderen Welt betrachtet, wenn man keinen Führerschein hatte. Es gab auch keinen, der behauptete, man würde ohne einen Führerschein verenden, da er eine unumgängliche existenzielle Notwendigkeit sei.
Denn hier saßen sie alle in der Straßenbahn, sie waren selbst selbstständig, ohne ein Gas kotzendes Gefährt zu haben. Zwar wussten sie nicht, wie man sich ohne einen Bus oder Bahn 500 Meter weit fortbewegen konnte, dennoch kannten sie sich gut in der Stadt aus, denn von ihrer U-Bahn-Linie kennen sie jede Haltestation.
Nur aus eigener Kraft. So wollte er leben.
Seine Mutter hatte täglich angerufen und versucht, ihm diesen Umzug auszureden. Keiner war fähig von Wien nach München umzuziehen ohne ein Auto!
Heute hat dafür sein Vater ein Foto an der Wand hängen, wo Klaus-Dieter mit seinem Tandem zu sehen ist. Ein Tandem dessen Stoker aus einem riesigen Wulst besteht. Ein Haufen zusammengewürfelter Dinge, darunter ein breiter Sessel, (den Klaus-Dieter übrigens für sieben Euro beim Volkshilfe-Shop erworben hat) mehrere Töpfe, Rucksäcke und natürlich Klamotten. So dreist zu sein, das Bett und die Matratze dann noch auf den Gepäckträger zu spannen, hat er unterlassen, um den faulen Autofahrern kein schlechtes Gewissen einzureden. Das hätte ein wenig übermenschlich gewirkt. Nicht, dass er es nicht gekonnt hätte.

---

Als sich Klaus-Dieter eine Duschstange für seine neue Wohnung bauen wollte, hatte man ihm im Bauhaus versichert, dass dies nur mit einer ausgeschriebenen Duschstange möglich sei. Mit einem Bambusstab gehe es nicht. Wird die Kreativität so zwingend eingeengt durch die Geldgier bei Verkäufern? Jedenfalls macht der hölzerne Stab aus Bambus nun ganz gut seinen Job. Der ist in Stiftung K-D-Test nämlich ganz vorne dabei. Vor allem das Preis-Leistungsverhältnis ist bemerkenswert.
Komisch eigentlich, dass noch kein Bürokraft kam, und ihm verboten hat, die Lampions aus Pappmaché an die Glühbirnen zu hängen. Die waren ja auch nicht so gekauft. Nirgends stand auf der Kleister- oder Luftballonverpackung "Auch zum Bauen von Lampen verwendbar" und trotzdem hatte es irgendwie funktioniert.


Zwei:
Spätestens Weihnachten reißt jedem Pseudo-Ökologen seine Maske herunter.
Wenn sie es wenigstens zugeben würden, ihre Hand heben und sagen: "Es ist mir wirklich Scheiß egal, was in und mit der Welt passiert. Ich will jetzt als allererstes einmal meine Konsum- und Profilierungssucht stillen."
So denkt Klaus-Dieter und überlegt, die eine, überfettete Hand abschleckend, ob er nicht die freie Hand heben soll. Allerdings fängt jetzt der Film an, auf den er sich das Ganze Jahr gefreut hat, der auch nur einmal jährlich ausgestrahlt wird.
Es gibt ja wirklich nur zwei Arten von Menschen mit Umweltbewusstsein. Die einen sitzen täglich unter einem Schatten spendenden Baum, meditieren und ernähren sich von höchstens ein paar Nüssen täglich. Von denen gibt es sogar wirklich ein paar.
Die andere Sorte allerdings muss meistens damit rechnen, dass sie schnell im Gefängnis landet. Sie sind nämlich absolut von der Zerstörungsgewalt der Maschinisierung überzeugt, und ebenso davon, dass der damit einhergehende Schwund der Menschlichkeit für immer größenwahnsinnigeren Egoismus sorgt. Also entwickeln sie Bomben, Sprengköpfe und elektromagnetische Impulse, um die Welt und die Menschheit von den Maschinen zu befreien. Das geht meistens früher oder später schief. Selbst wenn sie es schaffen sollten, den zweihundertfünfundzwanzig Menschen, die mehr als die Hälfte der gesamten Finanzen und Besitztümer der Welt innehaben, ihre unbeschreibliche Macht wegzunehmen, werden sie von ihren Otto-Normal-Mitmenschen erschlagen werden, weil diese nicht akzeptieren werden, auf ihre Sucht verzichten zu müssen.
Alles andere sind nur Heuchler ihres eigenen Gewissens.


Drei:
Auf der Mädchentoilette

Klaus-Dieter möchte seine Haare schneiden. Schon viel zu lange hat er es vor sich hergeschoben. Sie hängen bereits in die Augen, und wenn er seine Unterlippe über die Oberlippe hält und bläst fliegen ein paar Strähnen in die Luft. Allerdings ist da ein kleines Prioritätenproblem. Dinge, die er nicht von ganzem Herzen machen möchte und keine sinnliche Abhängigkeit dazu besteht, wird er auch nicht sofort umsetzen. Also ist die blonde Pracht noch einmal um ein paar Zentimeter größer geworden, bis schon Spliss, also die Zerteilung der Haarenden zu sehen war.
Derweil wurde Klaus-Dieters Wohnung durch eine großzügige Schere bereichert. Er wollte nämlich Jonglierbälle aus Wolle basteln und hat sich dazu sechs Wollknäuel in Mandarinenorange, wellenblau, atomkraftwerksgegnerfarben, kommunistenrot und einem dunkelblau mit ebendieser Schere gekauft.
Zwar war er vorher immer davon überzeugt gewesen, dass es keine besseren Jonglierbälle als handgroße Orangen (oder vielleicht auch schöne, schwere Mangos) gibt, aber irgendwie gefiel die Idee mit federleichten Knäuelchen die Stufe zum sechsten Ball zu trainieren.
Also hatte er zwei Scheiben aus Karton geschnitten und gewickelt, gewickelt gezurrt, gedreht, gekurbelt, ja und einfach nur den Faden unendlich oft durch das Loch in der Mitte gezogen. Jetzt hatte er einen Feuerball, einen Brunst-und-Wellenball, einen wie das Leben leuchtenden Ball und ein paar mit Zeichen und Mustern drauf.

Jedenfalls lag seit dem die Schere einfach so auf dem Tisch. Der Beschluss auf die zehn Euro für einen professionellen Schnitt zu verzichten, war ja schon längst gekommen, aber erst viel später packte Klaus-Dieter die Schere in die Rechte, einen Haarschopf in die Linke und Schnitt drauf los. Erst ohne Spiegel, dann doch mit dem gläsernem Selbstbildner als Hilfe. Am Ende war er zwar nicht zufrieden, aber es war akzeptabel.

Für die zwei Mädchen in der Boulderhöhle war der Grad der Akzeptanz eher niedriger angesetzt. Sie nahmen es erst hin. Aber, als sie gehen wollten, sagten sie: "Wir schneiden dir jetzt noch schnell die Haare fertig, okay?"
Zwei Minuten später befand sich Klaus-Dieter auf dem Deckel der Mädchentoilette sitzend wieder, mit zwei kichernden Frauen hinter sich. Ich würde ja behaupten, dass man Fantasien haben kann, mit einer Frau in eine Toilette zu gehen, vielleicht auch mit zwei. Aber so sollte das dann nicht ausschauen.
Jedenfalls war der Schnitt danach echt genial.

Vier:
Klaus Dieter war im Regen spazieren. Natürlich mit seiner ganz eigenen dümmlich-naiven Art. Zuerst einmal hatte er in kurzer Hose dem Treffen der Wiener Stadtaffen beigewohnt, die sich stolz mit dieser Bezeichnung brüsten würden. Ja, denn sie lieben das umhergehüpfe, -gedrehe und -gefliege. Traceure nennt man sie auch. Also diejenigen, die einen Sport betreiben, von dem keiner so richtig weiß, was es ist, aber wenn man es sieht, dann weiß man es sofort: Ach die, die einen Dreck um die Heiligkeit von Menschen erbauter Häuslichkeit scheren, ich glaub' "Parkour" nennt man das.
Mehrere Tage hatte er sich auf dieses Treffen gefreut. Im Bezirk "Liesing" wurde eine große Baustelle aufgesucht, wo sich die Menschen sogleich in Gibbons verwandeln durften: Schwingen, springen und schwingen über viele, viele Stangen.

Als sie dann aber gleich danach mit dem Loch im Bauch zum großen M liefen, um sich ihrerseits nach dem kreativen Bewegungstraining den Magen mit maschinellen Elite-Geschmacksverstärkern zu verderben, wusste Klaus Dieter, dass er wieder weiter suchen musste.
"Finde mir einen Menschen, der nicht Sport betreibt, um damit sein Idealgewicht zu halten. Er soll ernsthaft leben, und nicht mit totem Gewissen Dinge fressen, die einen Produktionsweg von mehreren Tausend Kilometern haben. Er soll sich so sehr nach Ewigkeit sehnen, dass er beim Anblick von einer Sternschnuppe in einer klaren, melancholischen Nacht, nicht zufrieden ist, sondern es ihm sein Herz so sehr an seiner Leidenschaft verzehrt. Finde mir einen Menschen, der sich voll und ganz seiner Sache hingibt" denkt er - und er würde sich verstanden fühlen.

Fünf:
Kinder unter 18 Jahren Counterstrike verboten
Ganz davon abgesehen, dass dem Gebot bereits die Schärfe genommen wird, indem es nicht ganz der korrekten deutschen Sprache entspricht, wirkt es auch nicht wie ein Verbotsschild.
Klaus-Dieter sitzt neben einem kleinen Kind, dass gerade so drei Worte spricht und auch etwas laufen kann. Die Mutter sitzt noch weiter rechts, eine Nummer weiter, die Zigarette zwischen den Zähnen, schaut mit einem Auge auf den Bildschirm, mit dem anderen auf die Tastatur und streichelt dabei dem Kind durch die Haare. Man sieht bereits die dunklen Haare am Anfang der blondgefärbten Strähnen, die Augen sind schön verdunkelt, das Dekolleté doppelt im warmen Wams verstaut. Wahrscheinlich lässt sie die Aktualisierung der Facebook-Seite stetig durch die Netzwerkkarte rattern, während sie sich der eigenen Profilierungssucht hingibt und mit dem neuen virtuellen Partner Süßholz raspelt.
Während Klaus-Dieter schon seit einer Stunde versucht, in der Welt der virtuellen Antwortmaschine eine passende Wohnung für ihn in der Großstadt zu finden, musste er sich mehrere Minuten lang die synthetischen Geräusche eines virtuellen Maschinengewehrs aus den überlauten Kopfhörern von der linken Seite, und die unbeachteten, fröhlichen Ausrufe des kleinen Kindes anhören, das offensichtlich stetig eine größere Punktzahl in ihrem "Weihnachtsmann sammelt kleine Kinder" Spiel erreicht. Und nun entdeckt er diesen Satz, der wohl vom ausländisch aussehenden Betreiber des Internetcafés an die Zwischenblenden der Computerreihen geklebt wurde:
"Kinder unter 18 Jahren Counterstrike verboten"
Klaus-Dieter will dem Besitzer gar nichts ankreiden, er begrüßt sogar die Freundlichkeit, dass man den Kindern noch eine gewaltlose Erziehung gönnen möchte, wenn sie doch - wie es wohl auch hier ersichtlich ist - bereits absolut verwahrlost abläuft.

Manchmal, ja manchmal fragt sich dieser einzelne Mann, ob er nicht dieser Stimme nachgeben sollte, die immer ruft: Ich möchte nicht mehr, ich möchte nicht mehr leben zwischen Tausenden Menschen, die sich soviel selbst vorgaukeln, denen dadurch die Lebendigkeit fehlt. Ich möchte nicht mehr leben, wenn meine einzige Möglichkeit frei zu atmen nur dann da ist, wenn ich mein eigenes Gewissen totgeschlagen habe.

Klaus-Dieter steht auf, läuft an den Tresen, bezahlt die Internet-Nutzungsgebühr und öffnet die Eingangstür. An der Ampel über den Lerchenfelder Gürtel sieht er gerade noch einen barfüßigen Jungen blitzschnell über die Straße rennen.

Leise singt der Mann vor sich hin: "Hänschen Klein..."

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KeTam
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Alter: 49
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Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag27.11.2012 18:00

von KeTam
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

naja, ich weiß nicht so recht, was ich dazu sagen soll. Mitgerissen hat es mich nicht. Die Sätze sind teilweise wirklich seeehr laaaang. Gegen Ende habe ich sie eher überflogen.
Der Protagonist ist mir nicht sympathisch, ich finde ihn ziemlich daneben.
Das liegt auch an seiner Art über seine Mitmenschen zu urteilen.
Bei mir hat das ganze nicht funktioniert.

Dieser Satz hat mir aber gefallen:

""Es ist mir wirklich Scheiß egal, was in und mit der Welt passiert. Ich will jetzt als allererstes einmal meine Konsum- und Profilierungssucht stillen."

Das könnte ich direkt unterschreiben, jetzt kurz vor Weihnachten! lol

Bis dann, lg, KeTam.
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag27.11.2012 18:29

von adelbo
Antworten mit Zitat

Zitat:
Ja, die waren sicher im Gleichgewicht, denn sie akzeptierten nicht, dass jemand anderes für sie Mord begeht, damit sie ihren Leckerbissen haben.


Einer von den Sätzen, die ich für sehr weit hergeholt halte, wenn ich ihn auf einen Angler, Fischer beziehe. Damit nicht der Nachbar (z.B.) zum Mörder wird, gehen sie angeln. Wenn das witzig sein soll ist es nicht gut genug eingebunden.

Zitat:
Denn hier saßen sie alle in der Straßenbahn, sie waren selbst selbstständig, ohne ein Gas kotzendes Gefährt zu haben. Zwar wussten sie nicht, wie man sich ohne einen Bus oder Bahn 500 Meter weit fortbewegen konnte, dennoch kannten sie sich gut in der Stadt aus, denn von ihrer U-Bahn-Linie kennen sie jede Haltestation.


Auch den Abschnitt kann ich nicht so ganz nachvollziehen.  Ich habe mal blau eingefärbt, was ich als Wahrheit empfinde, denn darauf soll wohl Klaus-Dieter hinaus, aber ansonsten ist der Abschnitt für mich nicht gut.

Zitat:
Heute hat dafür sein Vater ein Foto an der Wand hängen, wo auf dem Klaus-Dieter mit seinem Tandem zu sehen ist. Ein Tandem dessen Stoker aus einem riesigen Wulst besteht. Ein Haufen zusammengewürfelter Dinge, darunter ein breiter Sessel, (den Klaus-Dieter übrigens für sieben Euro beim Volkshilfe-Shop erworben hat) mehrere Töpfe, Rucksäcke und natürlich Klamotten. So dreist zu sein, das Bett und die Matratze dann noch auf den Gepäckträger zu spannen, hat er unterlassen, um den faulen Autofahrern kein schlechtes Gewissen einzureden. Das hätte ein wenig übermenschlich gewirkt. Nicht, dass er es nicht gekonnt hätte.


Hier genauso. Den Hintergrund für den Abschnitt finde ich gelungen, Klaus-Dieter zieht mit dem Tandem um, aber es ist nicht gut genug geschrieben.
Es liest sich nicht flüssig und das nimmt einem ein wenig den Spaß an dem Bild.

Das zieht sich so durch und ich finde es schade. Die Idee Klaus-Dieter auf die Schwächen der Menschheit hinweisen zu lassen und seine Versuche es besser zu machen ist bestimmt nicht neu, aber immer wieder lohnenswert umzusetzen.

Zitat:
Spätestens Weihnachten reißt jedem Pseudo-Ökologen seine Maske herunter.
Wenn sie es wenigstens zugeben würden, ihre Hand heben und sagen: "Es ist mir wirklich Scheiß egal, was in und mit der Welt passiert. Ich will jetzt als allererstes einmal meine Konsum- und Profilierungssucht stillen."


Das finde ich zu pauschal und ich kann auch die Profilierungssucht nicht verstehen. Weil er zu viele Sachen einkauft und verschenkt, um als freigiebig angesehen zu werden oder wie oder wann profiliert er sich?

Liebe Grüße
adelbo
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nebenfluss
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Beitrag27.11.2012 18:47

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Hallo Inko Gnito,

habe mal drübergelesen und ein paar nette Ideen gefunden. Ganz generell finde ich Sprache und Stil recht ansprechend.

Allerdings stören mich die dauernden Perspektivwechsel sehr. Klaus-Dieter tritt nicht nur mal als Ich-Erzähler, dann als personaler Erzähler auf, oft wird es auch noch mittendrin unpersönlich oder gar ein auktorialer Ich-Erzähler taucht auf und dieser Pseudo-Gott erzählt uns mal wie das so läuft auf der Welt und wie "man" irgendwas zu bewerten hat.

Ich habe verstanden, dass es sich hierbei um einen Haufen Fragmente handelt, die wahrscheinlich zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten entstanden sind, aber wenn das ein Buch werden soll, müsste das deutlich homogener gestaltet werden.

Etwas langweilig finde ich, dass Klaus-Dieter nie mit jemandem spricht. Er ist ein Einzelgänger, sicher, aber dadurch nimmst du dir die Chance, das Ganze durch Dialoge aufzulockern. K-D. wirkt introvertiert, mit so jemandem identifiziere ich mich nicht so gern.

Über Rätsel/Verstecktes bin ich nicht gestolpert, höchstens am Ende von "5" (wer ist der barfüßige Junge?). Lesefluss ist (für mich zumindest) kein Problem.

Hoffe, du kannst etwas damit anfangen

Grüße
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Duffydoof
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 34
Beiträge: 121
Wohnort: Municia


Beitrag28.11.2012 10:24

von Duffydoof
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Glanz und Gloria, liebe KeTam. Ich weiß nicht sonderlich viel von dir, deswegen ist dein Avatar der einzige Ansatz für das Verständnis deiner Person. Und genau dieses Bildchen sagt mir auch direkt, dass du Klaus-Dieters Geschichten gar nicht mögen kannst.
Denn wir haben einen Menschen, der ein wenig Gott spielt, dabei alles und jeden anschwärzt, wenn dieser Jemand auch nur die kleinste Sache aufweist, die in Klaus-Dieters Augen nicht akzeptabel ist. Dabei ist er nur Beobachter und vollkommen introvertiert, weil ein Gespräch mit einem so leuchtenden Menschen - wie es dein Avatar impliziert - all seine eigenen Fehler aufdecken würde.
Er soll gar nicht stark sein. Im Prinzip ist K.-D. viel eher zu schwach, um so zu sein wie die anderen Menschen.
Gleichzeitig ist auch er nicht resistent gegen die heutige Manipulation durch Nahrung/Filme, etc. : Er macht genau das, was er verurteilt; mit einer Chips-Tüte vor dem Fernseher sitzen. Und deswegen verurteilt ihn der - hier personale - Erzähler aufs Tiefste.
Schließlich ist Klaus-Dieter auch nur ein Mensch.
Schade, ich dachte, ich hätte gerade diese Ironie in "zwei" zum Ausdruck gebracht. Dass er andere Menschen verurteilt, weil sie gegen seine Prinzipien handeln, selbst aber nicht stark genug ist, um auch selbst nach ihnen zu leben.
Einschub: Über das Thema Satzlänge lässt sich streiten. Für Nebenfluss z.B. war sie ja okay.


Damit komme ich zu adelbo:

Das Wort "Mord" wurde absichtlich unpassend verwendet: Für K-D sind Fleischesser eben Mörder. Und genau dieser Satz sollte auch nicht witzig sein. Er ist voller Ernsthaftigkeit.

Den Nebensatz ab "denn von ihrer U-Bahn-Linie" habe ich im Nachhinein eingefügt. Scheint so, als wäre ich bei diesem Einfügen nicht fähig gewesen, zu schreiben. Dieses "auskennen" soll ironisch sein. Aber du hast Recht, das ist schlecht geschrieben.

Bei dem Tandem die gelben Sachen raus. Gut. Liest sich dann wirklich flüssiger. Die ewigen "Ermahnungen" werden wirklich langsam langweilig.

Profilierungssucht raus ist auch logisch. Passt nicht ganz rein, zumindest ohne die zugehörige Erklärung. Um nicht zu verallgemeinern, habe ich "Spätestens" dazugeschrieben. Es wird also impliziert, dass sie sich schon vorher längst verraten. K-D soll hier als Beispiel wirken, wann, wie und warum Menschen doch wieder anfangen, "Böses" im Hinblick auf die Umwelt zu tun. Natürlich ist es letztendlich schon pauschalisiert. Deswegen auch das "Pseudo" vor den Ökologen. Ich meine damit diejenigen, die gegen die Waldabholzung sind und in der Uni immer nur eine Seite ihres Blattes beschreiben.

Zusätzlich ein großes Dankeschön für die Mühe den Text auseinanderzuklauben.


Hallo Nebenfluss!
Dein dezent gehaltenes Lob freut mich sehr!

Die Perspektivwechsel, ja ein großes Problem hierbei. Wo aber hast du den Ich-Erzähler gefunden? Bei dem Satz "Ich würde ja behaupten ... Fantasien..." nimmt sich der Erzähler kurz die Freiheit dem Leser seine Meinung zu geigen. Wie auch schon des öfteren vor- und nachher.
Zusätzlich habe ich versucht dem personalen sowie dem auktorialen Erzähler eine andere Persönlichkeit zu geben. Etwas andere Prinzipien. Der eine kritisiert K-D ja auch. Allerdings hat sich das, wie ich jetzt sehe, dann doch zu sehr vermischt. Also wäre es sinnvoll die gleiche Perspektive zu wahren. Na, mal schauen, ob ich das bei den vielen Teilen noch hinbekomme.

Das nahezu gänzliche Fehlen der wörtlichen Rede war absichtlich. Am Anfag dieser Fragmenten-Serie soll er noch introvertiert bleiben. Erst viel später soll er feststellen, dass er, weil er so wenig spricht, so unglücklich ist und auch die Menschen nicht verstehen, bzw. akzeptieren kann. Man muss die Menschen anzweifeln und nur dadurch kann man sie lieben lernen, aber reden muss man mit ihnen trotzdem.
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KeTam
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Alter: 49
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Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag28.11.2012 10:57

von KeTam
Antworten mit Zitat

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Glanz und Gloria, liebe KeTam. Ich weiß nicht sonderlich viel von dir, deswegen ist dein Avatar der einzige Ansatz für das Verständnis deiner Person. Und genau dieses Bildchen sagt mir auch direkt, dass du Klaus-Dieters Geschichten gar nicht mögen kannst.


GEIL!  Wohow

edit: darf ich das als Signatur verwenden?
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Lonlav
Wortedrechsler


Beiträge: 71
Wohnort: Zuhause, bei Vogel und in der WG


Beitrag28.11.2012 13:45

von Lonlav
Antworten mit Zitat

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Glanz und Gloria, liebe KeTam. Ich weiß nicht sonderlich viel von dir, deswegen ist dein Avatar der einzige Ansatz für das Verständnis deiner Person. Und genau dieses Bildchen sagt mir auch direkt, dass du Klaus-Dieters Geschichten gar nicht mögen kannst.
Denn wir haben einen Menschen, der ein wenig Gott spielt, dabei alles und jeden anschwärzt, wenn dieser Jemand auch nur die kleinste Sache aufweist, die in Klaus-Dieters Augen nicht akzeptabel ist. Dabei ist er nur Beobachter und vollkommen introvertiert, weil ein Gespräch mit einem so leuchtenden Menschen - wie es dein Avatar impliziert - all seine eigenen Fehler aufdecken würde.
Er soll gar nicht stark sein. Im Prinzip ist K.-D. viel eher zu schwach, um so zu sein wie die anderen Menschen.
Gleichzeitig ist auch er nicht resistent gegen die heutige Manipulation durch Nahrung/Filme, etc. : Er macht genau das, was er verurteilt; mit einer Chips-Tüte vor dem Fernseher sitzen. Und deswegen verurteilt ihn der - hier personale - Erzähler aufs Tiefste.


Interessante Beschreibung, Inko, und eigentlich ein guter Ansatz für einen Prota.

Da bei dir auch wieder das Sympathieproblem angesprochen wird, wie bei Friedrich drüben, bekommst du von mir auch noch den selben Literaturhinweis. Nur ist der bei dir wirklich als dringlichste Leseempfehlung gemeint, nicht nur als Illustration meiner These, so wie drüben, weil ich denke, du könntest damit viel Spaß haben. Man kann dein Werk nicht mit seinem vergleichen, weil ihr ganz anders mit dem Thema umgeht, aber die Situation ist ein bisschen ähnlich und außerdem ist das Sympathieproblem hier beispielhaft gelöst.
Die Rede ist mal wieder von "Ignaz oder die Verschwörung der Idioten".

Auszug aus dem Wikipediaertikel:
Der Protagonist ist Ignatius J. Reilly, ein fauler und verfressener Intellektueller, der zu Hause bei seiner verwitweten Mutter lebt. Er verachtet die Moderne, gegen die er, eingeschlossen in seinem muffigen Zimmerchen, an einem umfangreichen Pamphlet schreibt. Er muss sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen, nachdem seine Mutter im angetrunkenen Zustand einen Unfall (mit Sachschaden) verursachte. Von Job zu Job gerät er dabei von einer grotesken Situation in die nächste, und beschimpft auf seiner Odyssee Gott und die Welt, oft mit Hinweisen auf Boethius’ Werk Vom Trost der Philosophie, dessen Struktur auch das Organisationsprinzip des Romans liefert. Der Roman hat deutlich autobiografische Züge. Vor allem in den Nebenfiguren (Polizeiinspektor Mancuso, Santa Battaglia, Burma Jones, Dorian Greene) beschreibt er karikatural die Unterschicht und „Szene“ des alten New Orleans. Der Titel des Romans leitet sich von einem Diktum Jonathan Swifts her: „Wenn ein wahres Genie auf dieser Erde erscheint, wirst du es daran erkennen, daß sich die Idioten gegen es verschwören.“

(Ist das schon Spam? Ich hoffe nicht. Ich werde in den nächsten 30 Threads nie wieder das Wort "Ignaz" in den Mund nehmen, versprochen! :-D)


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Per aspera ad absurdum.

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grenzdebil, jegliche, weiland,

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Duffydoof
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Wohnort: Municia


Beitrag28.11.2012 14:47

von Duffydoof
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ok, ok. Du hast mich überzeugt. Das Buch muss ich haben! - Ist allerdings nur in der Teilbibliothek am anderen Ende der Stadt...
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adelbo
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Beiträge: 1830
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Beitrag28.11.2012 15:05

von adelbo
Antworten mit Zitat

Zitat:
Ok, ok. Du hast mich überzeugt. Das Buch muss ich haben! - Ist allerdings nur in der Teilbibliothek am anderen Ende der Stadt...


Bin auch neugierig geworden. Werde mich mal bemühen.  Smile
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nebenfluss
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Beiträge: 5982
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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Beitrag28.11.2012 22:52

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

sorry - den Ich-Erzähler kannst du wohl streichen. Den finde ich selbst nicht mehr, dabei hatte ich sogar eher "quergelesen". Ich habe mich wohl einfach geirrt; die Stelle, die du benannt hast, ist die von mir als "auktorialer Ich-Erzähler" bezeichnete.

Dass K.-D. introvertiert wirkt, ist also Absicht. Die Frage ist m. E., wie lange ich ihm als Leser in seiner Weltverachtung folgen möchte. Wie KeTam habe ich nichts Sympathisches an ihm gefunden - vielleicht einmal abgesehen davon, dass er Vegetarier ist und somit wenigstens etwas von seiner Weltsicht in praktisches Handeln umsetzt.

Was Nächstenliebe durch Zweifel und damit verbunden Kommunikationsverhalten angeht: konnte ich nicht nachvollziehen, ist aber wohl für den Thread hier auch nicht von Belang ?!
Übrigens dachte ich kurzzeitig, du erwartest eine PN von mir Shocked , aber davon bin ich wieder abgekommen.

Das klärt sich, wenn du die Maske abgezogen hast.  Cool
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