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Wo spielen euren (fantasy) Geschichten?

 
 
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Lady Novelist
Gänsefüßchen
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Beiträge: 32



L
Beitrag09.11.2023 00:47
Wo spielen euren (fantasy) Geschichten?
von Lady Novelist
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Liebe Kolleg:innen,

nach vielen Jahren versuche ich die Ideen, die sich bei mir angesammelt haben, in eine Story umzuwandeln. Ich bastle gerade die ganzen Fragmente und Bruchstücke zusammen, um eine kohärente Geschichte zu entwickeln. Dabei ist mir (wie immer) aufgefallen, dass es mir unheimlich schwerfällt, die Story zu verorten bzw. den Ort zu erfinden, an dem sie sich abspielen soll; es soll ein urban fantasy roman werden und meine Figuren haben alle entweder englische Namen oder anglistisch anmutende Namen, die darauf schließen lassen könnten, dass das Ganze in Übersee spielt. Jetzt weiß ich aber, dass man doch eher nur über Orte schreiben kann, an denen man war, weshalb es mir seltsam vorkäme, wenn ich bspw. eine amerikanische oder englische Stadt nehmen würde, die ich vielleicht gar nicht kenne oder dort gewesen bin. Mein Heimatort hier ist aber viel zu langweilig für so eine Story Laughing. Wie geht ihr damit um? Ich habe den Eindruck, ich müsste einen komplett neuen Ort erfinden. Da es aber urban fantasy ist, muss ich ja trotzdem eine Art  "fiktionale Realität" mit ins Spiel bringen.

Meine Frage ist: Wie schaffe ich einen Ort, der real genug ist, aber nicht wirklich existiert und vor allem: in welchem Land wäre dieser Ort? Müsste das Land erwähnt werden?

Danke, falls ihr meine Frage bis hierher gelesen habt. Ich freu mich über jeden Tipp. Wink
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2841



Beitrag09.11.2023 03:10

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Eine gute Frage.
Ich würde die Geschichte nur dann genau verorten, wenn dieser Ort in irgend einer Hinsicht essentiell für die Geschichte wäre, oder wenn das ganz besondere Lokalkolorit ein Leitmotiv ausmachte.

Ansonsten würde ich entweder eine typische deutsche oder bei Bedarf eben eine typische ausländische Stadt zum Vorbild nehmen. Bei letzterer denke ich darf man darauf vertrauen, daß die deutschen Leser sich ebenso wenig im Detail auskennten, um sich von Ungenauigkeiten gestört zu fühlen. Dabei sollte man eine Balance zwischen Stereotyp, welches Vertrautheit erzeugt, und Originalität, die das Abrutschen in's Banale verhindert, bewahren.

Eine US-Stadt dürfte den meisten Lesern (ebenso wie dem Autor) wohl aus unzähligen Filmen und Fernsehserien vertraut sein. Infolgedessen scheint es mir durchaus als Ort geeignet. Wohingegen es schwieriger werden dürfte, eine typische Stadt in Pakistan oder El Salvador glaubhaft zu beschreiben, wenn man noch nie vor Ort gewesen.

Urban Fantasy ist ein Setting, das ich nur zweimal verwendet habe: in Erz11 spielt die Handlung mehrheitlich in einer nicht namentlich erwähnten kleineren Großstadt, die vermutlich in Deutschland sich befindet. In Erz15F3 spielt die Geschichte zu Beginn in New Angel City, was das ehemalige, und nach dem Großen Krieg wieder aufgebaute Los Angeles gegen Ende des 21. Jahrhunderts darstellt, und später in einer namenlosen japanischen Kleinstadt. Da die Stadt komplett neu aufgebaut wurde, brauchte ich keine Rücksicht auf bestehende Gegebenheiten zu nehmen. Meine anderen Geschichten spielen in Fantasiewelten und -Orten, die ich nach Belieben frei gestalte.


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Raven1303
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 41
Beiträge: 550
Wohnort: NRW


Beitrag09.11.2023 08:10

von Raven1303
Antworten mit Zitat

Guten Morgen,

Ich schreibe Urban Fantasy und meine Romane und Geschichten spielen alle in Deutschland, aber nicht immer an konkret benannten Orten.
Mal irgendwo an der Nordseeküste, mal wird der düsseldorfer Flughafen gestreift...

Ich sehe kein Problem, wenn du deine Handlung im Ausland spielen lässt. Das machen ja viele Autoren, die selbst nicht dort ansässig sind. Schwierig wird es vermutlich eher, die Einheimischen realistisch darzustellen und deren Eigenheiten, die man nicht kennt. Banalitäten wie falsche Bezeichnung für Brötchen, Semmeln, Schrippen... Türriegel statt Klinken, Fenster hochschieben statt aufklappen. Das fällt bei Ländern mehr auf, wenn da was falsch ist.
Andererseits: was solls? Es muss nicht immer alles 100% richtig dargestellt sein, sonst würde es auch kaum einen Krimi geben.


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Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke)
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Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6413
Wohnort: 50189 Elsdorf
DSFo-Sponsor


Beitrag09.11.2023 08:25

von Ralphie
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Ich schreibe keine Urban Fantasy, was immer das ist. Meine Geschichten spielen meist in Köln, weil ich mich dort auskenne und weil ich Ripuarisch spreche. Gelegentlich handeln meine Geschichten auch im Ausland, wobei ich darauf Wert lege, dass ich dort schon gewesen bin. Das wirkt Wunder.
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Rapunzel
Leseratte
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Beiträge: 102



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Beitrag09.11.2023 10:04

von Rapunzel
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Ich schreibe eher Romantasy, aber meine Geschichten spielen in einer High Fantasy Welt
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3227
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag09.11.2023 11:02

von Taranisa
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Was spricht dagegen, einen fiktiven Ort zu wählen/kreieren? Beim Namen solltest du jedoch prüfen, ob es den schon gibt, damit dein Ort einzigartig bleibt und die Leserschaft nicht vom real existierenden Ort ausgeht.

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Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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faro
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 35
Beiträge: 39



Beitrag09.11.2023 17:57

von faro
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Hat nicht mal irgendjemand sehr erfolgreich Westernromane geschrieben und war nie da? Wink
Aber damals war die Welt auch gefühlt größer.

Ich sehe kein Problem darin über Orte zu schreiben die man nicht im Detail kennt solange man keine zu detaillierten Beschreibungen von realen Orten einbauen will. Selbst dann könnte Google helfen.
Eine genaue Verortung würde auch ich nur vorschlagen, wenn es essentiell für die Geschichte ist.
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Line Kölsch
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 38



Beitrag09.11.2023 19:32

von Line Kölsch
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Ist nur ne Idee... USA ist ja sehr groß und da gibt es doch bestimmt viele Kleinstädte, die vielleicht den gleichen Namen tragen? Vielleicht da mal nach einen Namen suchen. Dann kannst du bei der Gestaltung deiner Stadt und Umgebung ja freier sein, weil ja keiner weiß, welche Stadt der die AutorIn gemeint haben könnte. Ich selbst schreibe auch Fantasy. Bei mir spielt die Geschichte allerdings in der weiten Zukunft. Ich habe mir alle Länder usw. selbst ausgedacht, da sich bis dahin unsere Welt schon sehr verändert hat. Vielleicht wäre das ja auch ne Idee für deinen Roman.
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Lady Novelist
Gänsefüßchen
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Beiträge: 32



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Beitrag09.11.2023 21:28

von Lady Novelist
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Danke für eure Rückmeldungen. Irgendwie beruhigt es mich zu sehen, dass man da etwas lockerer sein kann, als ich es mir vorgestellt habe.

Ich würde tatsächlich mir einen Ort ausdenken und ungefähr geographisch zuordnen, sodass eigentlich relativ viel Freiraum für Interpretationen wäre. Der Ort per se ist eigentlich gar nicht so sehr wichtig; nur, dass ich quasi einen Handlungsplatz brauche in dem sich meine Figuren bewegen können und ich ungefähr weiß, wie die Dynamik in dieser (ausgedachten) Stadt ist, weil ich mich ja an realen Orten orientieren werde.

Ich weiß nicht warum, aber es war bisher immer so, dass mir die Beschreibung des Ortes an dem sich meine Figuren befinden, immer am schwersten gefallen ist.

Fühlt es sich für euch auch so an, dass man die Geschichte um ein vielfaches einfacher schreiben kann, sobald man den Handlungsort kennt oder sind für euch andere Punkte ausschlaggebender (Innenleben der Figuren, ihre Beziehungen etc.)? Natürlich gehören alle Aspekte irgendwie zusammen in einer Geschichte, aber ich finde, ohne Handlungsort ist es so, als würden die Figuren in der Luft hängen Laughing
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Line Kölsch
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 38



Beitrag09.11.2023 21:57

von Line Kölsch
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Ich habe, als ich die ersten 10 Seiten meines Romans geschrieben hatte, auch gemerkt, dass ich erst mal ne Karte von meiner Welt brauche. Mit Ländern, Städten, Kulturen, Religionen, Regierungssystemen usw. Als ich das hatte, war es um einiges einfacher die Protas auf die Reise zu schicken oder mir zu überlegen, wo welche Szene stattfinden. Ich denke daraus lassen sich ja auch Beziehungsgeflechte stricken, je nach dem wer wo aufwächst, oder wer wen wo trifft. Also ein Handlungsort sich zu skizzieren, halte ich für eine gute Idee😀.
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2841



Beitrag09.11.2023 22:35

von Maunzilla
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Es kommt halt immer auf die Handlung an. Reisen die Leute viel umher, spielen topographische Gegebenheiten eine Rolle, wie die Kanäle in Venedig oder die Grachten in Amsterdam, oder handelt es sich um austauschbare Orte, wie ein Bürohochhaus in der Stadt, ein Reihenhaus im Wohnviertel, ein Einkaufszentrum, oder eine Schule, die alle irgendwie gleich ausschauen, egal, in welcher Stadt man sich befindet?

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karl_schreiberling
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Alter: 37
Beiträge: 24
Wohnort: Enzkreis


K
Beitrag10.11.2023 10:07

von karl_schreiberling
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Hallo,

also wenn der Ort in deiner Geschichte eine entscheidende Rolle speilt, solltest Du ihn schon sehr gut kennen. Das heißt aber nicht, dass er auch real existieren muss. Wenn Du ihn allerdings erfindest, solltest Du das mit einiger Sorgfalt tun. Ich habe etliche Monate mit Worldbuilding zugebracht und dafür real existierende Karten, Geographie, Klimazonen etc. "studiert". Allerding wird in meinem Manuskript viel gereist. Daher müssen die Gegebenheiten der Welt einer gewissen Logik folgen.
Wenn Du einen Ort nimmst, der schon existiert, glaube ich nicht, dass man auch dort gewesen sein muss (ist natürlich von Vorteil). Ich habe mal eine Kurzgeschichte geschrieben, die in New York spielte und dank Google-Maps habe ich das ganz gut bewerkstelligen können. Für einen Roman erfordert das aber natürlich auch viel vorab-Recherche.
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Epiker
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 29
Beiträge: 289
Wohnort: Österreich


Beitrag10.11.2023 13:32

von Epiker
Antworten mit Zitat

Ich halte die Regel „nur über das schreiben wo man persönlich war“ für nicht mehr zeitgemäß. Nur weil man 1x in Rom auf Urlaub war und dort Pizza gegessen hat, ist man hinterher auch nicht über Land und Leute schlauer, als vorher nur von zuhause aus. Mit den heutigen Möglichkeiten des Internets kannst du dir alles über einen Ort heraussuchen was du brauchst (sofern es jetzt nicht um zurückgezogene Bergvölker geht), du kannst in StreetView und Google Earth durch deine Wunschstadt laufen und deren Eigenheiten, Geschichten und sonstigen Lokalkoloriert ergoogeln und erhälst dadurch am Ende viel mehr Informationen, als wenn du persönlich mit 1-2 Leuten vor Ort redest.

Du kannst per Mail Behörden, Privatpersonen, Vereine und weitere Institutionen von dort auch direkt kontaktieren für weitere benötigte Details gleich direkt aus 1. Hand.


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Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!

-Homer-

(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein Wink )
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Rapunzel
Leseratte
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Beiträge: 102



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Beitrag10.11.2023 16:20

von Rapunzel
Antworten mit Zitat

Epiker hat Folgendes geschrieben:
Ich halte die Regel „nur über das schreiben wo man persönlich war“ für nicht mehr zeitgemäß. Nur weil man 1x in Rom auf Urlaub war und dort Pizza gegessen hat, ist man hinterher auch nicht über Land und Leute schlauer, als vorher nur von zuhause aus. Mit den heutigen Möglichkeiten des Internets kannst du dir alles über einen Ort heraussuchen was du brauchst (sofern es jetzt nicht um zurückgezogene Bergvölker geht), du kannst in StreetView und Google Earth durch deine Wunschstadt laufen und deren Eigenheiten, Geschichten und sonstigen Lokalkoloriert ergoogeln und erhälst dadurch am Ende viel mehr Informationen, als wenn du persönlich mit 1-2 Leuten vor Ort redest.

Du kannst per Mail Behörden, Privatpersonen, Vereine und weitere Institutionen von dort auch direkt kontaktieren für weitere benötigte Details gleich direkt aus 1. Hand.


Dies würde ich unterschreiben, solange es nicht wirklich um Details geht. Aber selbst diese kann man sich mit den richtigen Foren sicherlich erarbeiten.
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Epiker
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 29
Beiträge: 289
Wohnort: Österreich


Beitrag10.11.2023 22:18

von Epiker
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Und jetzt seit kurzem steht dir mit KI sogar gleich vierfach (und mehr) so viel Literatur und Information zur Verfügung, da du z.B. mit deepl.com einen ki-gestützten Textübersetzer hast, der auch tatsächlich brauchbar ist mit sinnigen Ergebnissen (anders als der Google Translator). Konntest du z.B. bislang kein Wort Spanisch oder Französisch verstehen, so sind dir mit diesem Übersetzer jetzt auch deren ganze Literatur als Informationsquelle bei der Hand. Oder eben aus anderen Sprachen.

Oder was jetzt das historische Metier angeht so helfen einem auch Katasterpläne und Bildbände mit speziell alten Fotos (nach meiner eigenen jüngsten Erfahrung) für geläufige Flur- und Ortsnamen oder für besondere (heute vllt. nicht mehr bestehende) Lokale, die typisch für eine bestimmte Gegend waren. Auch Topographien helfen hier sehr in Sachen Lokalkolorit.

Ich möchte dir ein konkretes Beispiel geben wie du z.B. als deutsche Staatsangehörige, die vllt. nie einen Fuß nach Österreich setzen wird, erfolgreich einen im 19. Jh. in Wien bzw. Niederösterreich spielenden historischen Roman schreiben  kannst mit massenhaft Lokalkolorit und speziellem Ortswissen. Dafür nötig sind nur das Wissen, dass „Januar“ hier „Jänner“ heißt, ein beliebiges Dialektwörterbuch (zum Einstreuen einzelner gängiger Begriffe in deine direkten Reden), ein österreichisches Kochbuch (weil gefühlt alle Nahrungsmittel und Gerichte einen etwas anderen Namen als den bundesdeutschen haben) und ein paar wenige kostenlose Onlinequellen (und einer in zweiter Hand noch kaufbaren Fotoalbenbuchreihe). Mehr zu diesen Onlinequellen und den Fotoalben im Spoiler und das alles, ohne dass man je Wien oder Niederösterreich real gesehen haben muss:


Katasterkarte
Für detaillierte Geographie, lokale Besonderheiten, Orts- Flur- und Straßennamen googlet man den Begriff „mapire“, dann sollte der erste Treffer gleich eine Seite namens Arcanum Maps sein. Diese enthält den Franzizeischen Kataster, der alles beinhaltet, was man sich nur wünschen kann was das frühe 19. Jh. angeht. Auf der Wikipedia-Seite zu diesem Kataster findest du auch ein Erklärbild (bzw. eine Legende) die dir alle im Kataster verwendeten Farben und Symbole aufzeigt und du so detaillierte Kenntnisse über den Standort eines jeden eingezeichneten Ackers, Weingartens, festen Hauses(rote Häuser) und aller Schuppen, Stall- und Holzgebäude (gelbe Häuser), Friedhöfe, Kirchen, Ruinen, Burgen, Schlösser, das Aussehen aller Parks- und Gartenanlagen etc. etc. erlangst, die damals existiert haben.

Lokale Familiennamen + konkrete hist. Personen
Möchte man für seinen Wunschort (z.B. ein Dorf in Niederösterreich) historische Personen nehmen, oder zumindest für den Ort passende historische Familiennamen, so kann man die vollständig vorhandenen Kirchenbücher für Österreich (und Teilen Deutschlands) online verfügbar kostenlos und ohne Anmeldung auf Matricular Online einsehen (in der Regel von ca. 1690 bis 1938). Ich benutze matricular auch für meine persönliche Ahnenforschung und für die für Freunde und Kollegen.
Ohne viel Aufwand erfährst du neben den Namen auch viel über ihr erreichtes Lebensalter, ihre Berufe, ihre Wohnadressen  und an welchen Todesursachen sie gestorben sind. Und das beste, du lernst ganz nebenbei auch noch Kurrentschrift zu lesen (ich konnte es vorher nicht und habe es dann im Zuge der Ahnenforschung bei der Arbeit mit diesen Kirchenbüchern gelernt). Laughing

Lokalkolorit
Für detaillierte Informationen zu niederösterreichischen Ortschaften im frühen 19. Jh. für Bevölkerung, Viehbestand, die nächste Poststation, Zugehörigkeit zu welchem militärischen Werbbezirk, Zugehörigkeit zu welchem Gerichtsbezirk und zu welcher Schule und Pfarre, Zugehörigkeit zu welcher Grundherrschaft, Früchte der Lokalwirtschaft und Industrie und die Nennung geographischer, geschichtlicher und kulturelle Besonderheiten und Kuriositäten kann man Schweickharts Topographie von Niederösterreich heranziehen. Dazu geht man auf Wikipedia, ruft dort Franz Xaver Schweickharts Eintrag auf und kann von der dortigen Linkliste aus den gewünschten Band auf archive.org online kostenlos und ohne Anmeldung aufrufen und lesen. In ihr haben alle niederösterreichischen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Häusergruppen und berühmte konkrete Orte wie (Grund-)Herrschaftssitze oder religiöse Stifte (= Klöster) einen eigenen Eintrag.

Massenhaft Orts- & Straßenfotos an speziellen lokalen Orten, Firmen und Straßen für Wien und dessen Bezirke
Helfried Seemann hat in den 90ern eine (gebraucht noch kauf-/verfügbare) wunderbare Buchalbenreihe mit speziell alten Fotos zu Wien als ganzes und auch zu den je einzelnen Wiener Bezirken herausgebracht, in der Regel reichen die Fotos (echte historische Fotos, keine Malereien!) dieser Bildbände ca. von 1860 bis 1900 (teils auch weiter bis 1910/1930/1950). Ein ganz besonderer Bildband über die Wiener Stadtmauern und Tore beginnt hier sogar schon mit 1850! Über diese Bände habe ich z.B. als Nichtwiener auch noch einmal besonders tiefe Einblicke bekommen und (für mich neue) besondere Orte entdeckt, wie z.B. das Gasthaus zur schwarzen Veste, das damals im Felde vor Schloss Schönbrunn gestanden ist und eine ganz verrufene und schlimme Spelunke war.

Historische online textbasiert durchsuchbare Zeitungen
Dies führt uns zu meiner nächsten sehr sehr wichtigen Website und zwar zu „anno.onb.ac.at“ (findest du auch, wenn du bloß nach „anno“ suchst), eine tolle Website auf der man tausende historische Zeitungen aus allen ehemaligen österreichischen Gebieten lesen kann zu fast jeder Epoche seit es Zeitungen gibt! Diese Website habe ich z.B. schon nach Zeitungseinträgen über das im Bildband auf einem Foto entdeckte Gasthaus zur schwarzen Veste (erfolgreich) durchsucht, um mehr über dieses interessante Lokal aus zeitgenössischen Zeitungsartikeln zu erfahren, oder auch in Sachen realer Ahnenforschung war mir diese Seite schon sehr hilfreich, um Zeitungsartikel über historische Familienmitlgieder aufzufinden und so mehr über ihr Leben zu erfahren was über die kalten nackten Daten aus den Kirchenbüchern hinausgeht.

Über das Handy kann ich es jetzt nicht aufrufen und ein PC steht mir auch gerade nicht zur Seite, um den genauen Link jetzt nachzuschauen, aber hier noch eine kurze Schlussbemerkung noch einmal zum Franzizeischen Kataster. Wenn du jetzt ganz ganz ganz pedantisch sein willst, könntest du jedes einzelne Haus und jedes einzelne Grundstück jetzt auch noch der richtigen realen historischen Person zuordnen anhand der Parzellenprotokolle, die im Onlinearchiv des Landes Niederösterreich einsehbar sind. Die Seite sperrt sich wie gesagt etwas für das Durchsuchen per Handy, aber du müsstest die Parzellenprotokolle finden, wenn du „Nö Onlinearchiv“ googelst, dann dort das Findbuch öffnest und dich links etwas durch die Reiter klickst. Dann sollte irgendwann einmal etwas mit „Steuerwesen“ kommen, da sind sie dann drinnen. Damit kannst du alle Besitzer aller im grafischen Kataster eingezeichneten Parzellen ermitteln. Hat mir z.B. auch schon geholfen den Grundbesitz meiner Familie um 1820 herum festzustellen.


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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag10.11.2023 23:35

von Jenni
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Anfang des Jahres habe ich das mal live getestet. Ich hatte eine Szene geschrieben, die in einem Stadtteil Hamburgs spielte, in dem ich noch nie gewesen war, die Stadt kannte ich, aber nicht gut. Dazu habe ich mir Videos auf Youtube angeschaut, wo jemand Hamburg mit dem Fahrrad durchfährt, habe mir Fahrpläne der Fähre im Internet gesucht, Bilder davon angeschaut, mir auf Google Maps ein ähnliches Gebäude gesucht wie das, was ich brauchte, ein online Platt-Wörterbuch verwendet für Dialektbegriffe etc.
Dann hatte ich zufällig eh in der Stadt zu tun und habe mir einen halben Tag Zeit genommen, genau die Route selbst nachzuvollziehen, wo Protys unterwegs waren. Alles hat genau gepasst. Sogar habe ich unterwegs Menschen genau die Wörter sprechen hören, die ich den Figuren fürs Lokalkolorit in den Mund gelegt hatte. Das fand ich fast schon gruselig, jedenfalls faszinierend.

Meine Urban Fantasy Story aber spielt zum größten Teil in meiner Heimatstadt. Aus Gründen.
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3227
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag11.11.2023 10:33

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Meine Geschichten siedle ich dort an, wo ich mich auskenne. Die Reihe in Marburg und Frankenberg, mein "Spielweib" im heutigen Kellerwald, in dem mein Mann und ich gerne wandern. Dadurch kann ich einschätzen, wie lange meine Protas auf ihren Wegen unterwegs sind, Dinge wie Bäche und Aussichten einfügen. Das macht es authentischer.

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Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
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Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
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Alter: 66
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Wohnort: Wiesbaden


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Beitrag17.11.2023 10:21

von Rainer Prem
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Taranisa hat Folgendes geschrieben:
Meine Geschichten siedle ich dort an, wo ich mich auskenne. Die Reihe in Marburg und Frankenberg, mein "Spielweib" im heutigen Kellerwald, in dem mein Mann und ich gerne wandern. Dadurch kann ich einschätzen, wie lange meine Protas auf ihren Wegen unterwegs sind, Dinge wie Bäche und Aussichten einfügen. Das macht es authentischer.


Da bin ich absolut deiner Meinung. Ich habe mehrere Reisen nach Thüringen und Sachsen unternommen, um ein Gefühl für die Gegenden zu bekommen.

Wobei allerdings die Realität einer Geschichte nicht im Weg stehen sollte. Wenn man z.B. für den Plot an einer Stelle einen steilen Abhang braucht, muss man m.E. nicht anfangen, die Story umzuschreiben, nur weil der in der Realität nicht existiert.

Grüße
Rainer
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Epiker
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 29
Beiträge: 289
Wohnort: Österreich


Beitrag17.11.2023 14:49

von Epiker
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Bram Stokers Borgo-Pass (Tihuța-Pass heute) sieht auch vollkommen anders aus, als in der Realität und trotzdem stört es niemand.

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Lady Novelist
Gänsefüßchen
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Beiträge: 32



L
Beitrag20.11.2023 14:59

von Lady Novelist
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Ich glaube, was mich so ein wenig blockiert hat, war die Tatsache, dass ich irgendwann mal in einem Schreibratgeber gelesen hatte, dass man keine Orte wählen soll, an denen man selbst noch nicht gewesen ist. Manches bleibt seltsamerweise sehr hängen smile.

Dabei gebe ich euch allen Recht, dass das eine veraltete Sichtweise ist, zumal wir heutzutage so viele Möglichkeiten haben uns im Internet zu informieren und ein Gefühl für die Regionen zu kriegen von denen unsere Orte im Roman inspiriert sind.

Die Bestätigung hier zu kriegen, hilft mir wirklich, weniger verkrampft an meine Story heranzugehen und ich habe schon seit einer Weile mit Schreibblockaden zu kämpfen. Deswegen danke ich euch für die Tipps smile.
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MacWrite
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 457
Wohnort: Taunus


Beitrag20.11.2023 15:36

von MacWrite
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Ich denke, in Zeiten, in denen man mit Google Earth, YouTube etc. zu jedem beliebigen Ort der Erde reisen und sich umschauen kann, sind derlei Regeln aus Schreibratgebern überholt Wink

Als ich Informationen über die Polizeistation von Narsaq, einer 2000-Seelen-Gemeinde im Süden Grönlands benötigt habe, konnte ich mir die Location in Google Earth 360-Grad-View im Detail anschauen. Auch so entsteht Authentizität …

LG aus dem Taunus
Roland aka MacWrite (aka @rm.eisrausch)


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