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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Pannenhochzeit


 
 
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Heidi Christina Jaax
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 62
Beiträge: 209
Wohnort: Eifel


Beitrag06.06.2011 17:28
Pannenhochzeit
von Heidi Christina Jaax
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eigentlich wollte ich noch nicht heiraten, mein damaliger Freund hatte es auch nicht eilig damit, aber ohne Trauschein zu dieser Zeit auf dem Land eine Wohnung zu mieten, war fast unmöglich. Dann waren da noch die beiden konservativen Elternpaare, welche ebenfalls Druck ausübten. Deren Vorstellung war, dass wir als Ehepaar aufgrund unseres jugendlichen Alters bei ihnen einziehen würden, Das verweigerte ich mit aller Macht, obwohl ich zu dieser Zeit noch zu nachgiebig war. Da wir in beiden Familien das jeweils älteste Kind waren und noch jüngere Geschwister im Haushalt lebten, hätten wir lediglich ein Schlafzimmer für uns gehabt. Keine Privatsphäre, aber auch keine Miete, mein Mann wollte sich gerne von der Ersparnis einen Golf GTI kaufen, aber ich fand rechtzeitig eine Wohnung. Ansonsten wäre der Hochzeitstermin geplatzt, was in Anbetracht der folgenden Geschichte das kleinere Übel gewesen wäre. Da wir lange unschlüssig waren, zog sich unser Hochzeitsdatum in den Dezember, der seinem Namen alle Ehre machte. Denn es schneite und fror fürchterlich, der ohnehin stark erkältete Bräutigam musste noch seine Winterreifen auf den Brautwagen montieren. Die Braut, also ich war zu dieser Zeit ohne Angabe eines Ziels mit einem Taxi verschwunden. Das lag an der Schwiegermutter in spe, welche mir mit der Bemerkung: "Ihr habt ja eh kein Geld", das Brautkleid ihrer Nichte brachte. Ein sackartiges Gebilde ohne Taille und da die Nichte viel kleiner war als ich, auch noch zu kurz. Wochenlang hing dieses unmögliche Teil am Bücherregal in meinem Zimmer, aber am Hochzeitmorgen wachte ich auf, sah es an und schwor mir in diesem Ding auf keinen Fall zu heiraten. In unserem Kreisstädtchen gab es keine Brautkleider, also stand mir eine weite Fahrt bevor. Doch ein einziges Mal an diesem Tag hatte ich Glück, die Taxifahrerin kannte eine junge Frau, welche die gleiche Figur hatte und erst kurz zuvor geheiratet hatte. Dort setzte sie mich ab, das Kleid passte wie maßgeschneidert und knapp zwei Stunden vor der Trauung war ich mit meiner Beute zu Hause. Dort hüpfte ich noch schnell in die Wanne, den Friseurbesuch schenkte ich mir, einwenig dezente Schminke bekam ich auch selbst hin. Schließlich waren wir in dichtem Schneetreiben unterwegs zur Trauung, welche 15 Kilometer entfernt stattfinden sollte. Um den größeren Steigungen zu entgehen, hatte mein Vater eine Nebenstrecke gewählt, auf der saßen wir kurze Zeit später fest. Niemand geeignetes zum Schieben im Auto, Braut und Brautmutter mit Stöckelschuhen, dann noch meine achtzigjährige Oma und meine kleine Schwester. Meine Mutter war einem Nervenzusammenbruch nah, ich lachte nur und meinte, die können ja schon mal ohne uns anfangen, dann sind wir schneller fertig. Mir war das mittlerweile so egal, ich wollte wirklich nicht heiraten, aber wir kamen dann mit einer halbstündigen Verspätung doch an der Kapelle an. Der Pater gab ordentlich Gas bei der Zeremonie, weil im Anschluss noch eine goldene Hochzeit folgen sollte. Schließlich waren wir auf dem Weg ins Waldhotel, das Brautauto vorne, wie es der Brauch vorschreibt. Allerdings nicht lange, weil die Trauzeugen uns überholten und davonbrausten. Im Hotel Rose angekommen fehlten sie natürlich, weil sie es nicht gefunden hatten. Als Resultat fuhr ein Teil der Gäste los um die Trauzeugen zu suchen. Den Kaffee gab es schon zu spät, danach stand der Termin beim Fotografen auf dem Programm. Schon auf dem Weg zum Fotostudio riss der Wind drei Rosen aus meinem Brautstrauß und wir selbst sahen auch etwas derangiert aus. Er machte eine Serie hässlicher und verkrampfter Fotos, die sich nach zehn Jahren gottlob selbst zerstörten, ein Herstellungsfehler vom Fotopapier. Danach ging es hurtig zum Abendbrot ins Hotel zurück, dort herrschte eine öde Stimmung, fast nur alte Leute und Kinder, beide Gruppen zeigten schon erste Anzeichen von Müdigkeit. Ich war schon auf Beerdigungen, wo es lustiger zuging als auf unserer Hochzeit. Die Dorfjugend kam noch schleifen, hielt eine Sense an einen drehbaren Stein, was ein furchtbares Heulen hervorrief, das Ding zerbarst und flog in die Menge. Ein Glück, niemand war verletzt, nur furchtbar durchgefroren, weil es natürlich draußen in der Kälte stattfand. Aber wir hatten ja noch einen Mitternachtssnack gebucht, damit sich alle vor der Heimfahrt noch stärken konnten. Dummerweise wollten alle schon um elf nach Haus, weil Oma und die Kinder müde waren. Schwiegermama packte flugs den Imbiss ein: "Wäre doch schade, wenn das alles verdirbt!" Und weg waren sie! Als um zwölf Uhr der Schleier abgenommen wurde, saßen wir mit unseren Trauzeugen und ein paar wildfremden Hotelgästen zusammen, ohne Snack, denn der war ja futsch. Ich dachte, ich bin im falschen Film gelandet, es folgte noch eine Übernachtung im Waldhotel, bei der ich im Fünfminutentakt meinem verschnupften Ehemann Taschentücher reichte. Und in dieser Nacht habe ich mir geschworen, sollten wir es bis zur Silberhochzeit schaffen, wollte ich weit weg sein. Niemand sollte auch nur den Hauch einer Chance haben, uns auch noch diesen Tag zu verderben. Da ich sehr nachtragend bin, plante ich unsere Flucht penibel bis ins Detail. Wir verbrachten einen traumhaft schönen Hochzeitstag auf Teneriffa, speisten fürstlich an einem Riu Buffet und tanzten anschließend die Nacht durch, fremde Gäste feierten mit uns das fröhliche Fest, welches uns 1979 nicht vergönnt gewesen war. Ein Foto zeigt mich in den frühen Morgenstunden auf dem Weg zum Zimmer, ich sehe aus wie eine Katze, die an der Sahne genascht hat.
Ich würde es jederzeit wieder genauso machen, manchmal gibt es eben nur eine Chance!

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Amarenakirsche
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 30
Beiträge: 394
Wohnort: tief im Westen


Beitrag06.06.2011 19:07

von Amarenakirsche
Antworten mit Zitat

Hallo Inkognito.

Zu allererst einen Tipp für dich: Mach Absätze! Wenn du einen Block Text auf die Seite klatschst, wirkt das auf den Leser (auch im Internet) abschreckend.

Wegen der wenigen Absätze (und weil ich deinen Text aus Zeitmangel nur einmal gelesen habe) ist bei mir leider nicht viel hängen geblieben. Ich werde mich nachher noch einmal daransetzen.

Was ich jetzt schreibe, ist meine Meinung. Nimm das an, was dir gefällt, den Rest ignoriere einfach.
Hier mein erster Eindruck:
Der Hauptpunkt ist, so wie ich es verstanden habe, dass aus dieser ungewollten, misslungenen Hochzeit doch noch ein schöner Abend beziehungsweise eine schöne Nacht wurde und letztendlich alles so ablaufen musste, auch wenn die Protagonistin erst wenig begeistert war, richtig? Die Idee finde ich gut.

Allerdings muss ich meckern, tut mir leid:
Das Ganze wirkt wie eine Nacherzählung. Ich weiß nicht, ob das beabsichtigt ist, kann ja sein, aber es fehlt die Spannung, der Pepp!
Du reihst Ereignisse aneinander, ohne ins Detail zu gehen. Das finde ich persönlich schade. Wenn du den Text lebhafter gestalten würdest, käme die Komik der Situation besser beim Leser an.
Du gebrauchst ein einziges Mal wörtliche Rede. Wenn du Dialoge einflechtest, hilft das meiner Meinung nach schon viel weiter.

Noch etwas: Warum verwendest du keine Namen? Ich weiß, das ist Geschmacksache, aber ich finde eine Geschichte bei weitem interessanter, wenn die Figuren benannt werden. Du schreibst bloß "Die Braut", "der Bräutigam", "die Eltern".

Das war das Wichtigste in Kürze. Ich gehe später noch ins Detail. Aber nur, wenn du möchtest. Ich hoffe, ich habe dir ein paar Anregungen gegeben.

liebe Grüße,
die Amarenakirsche
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Gast3
Klammeraffe
G


Beiträge: 794
Wohnort: BY


G
Beitrag07.06.2011 07:51

von Gast3
Antworten mit Zitat

Liebes Inkognito,

die Geschichte würde mir inhaltlich ganz gut gefallen. Leider gefällt mir die Umsetzung gar nicht. Die wirkt streckenweise recht unbeholfen. Das liegt zum einen an diesem Aufzählungscharakter, zum anderen an einer z. T. recht ungeschickten Zeichensetzung. Und damit meine ich jetzt nicht die fehlenden Kommata. Du packst mitunter zu viele Infos unmotiviert in einen Satz und setzt an der falschen Stelle einen Punkt. So einige Sätze könntest du zudem sehr viel geschickter formulieren.


Ein paar Beispiele:


Zitat:
Eigentlich wollte ich noch nicht heiraten, (Hier würde ich einen Punkt setzen und zwei Sätze draus machen) mein damaliger Freund hatte es auch nicht eilig damit, aber ohne Trauschein zu dieser Zeit auf dem Land eine Wohnung zu mieten, war fast unmöglich.



Zitat:
Dann waren da noch die beiden konservativen Elternpaare, welche ebenfalls Druck ausübten. Deren Vorstellung war, dass wir als Ehepaar aufgrund unseres jugendlichen Alters (wie alt sind sie denn??) bei ihnen einziehen würden, (Punkt)

Finde ich schlecht formuliert. Vielleicht:
Unsere Eltern übten zusätzlich Druck aus. Sie wollten, dass wir nach der Hochzeit bei ihnen einzogen. (Wobei noch gesagt werden sollte, bei welchen Elternpaar genau).



Zitat:
Keine Privatsphäre, aber auch keine Miete, mein Mann wollte sich gerne von der Ersparnis einen Golf GTI kaufen, aber ich fand rechtzeitig eine Wohnung. Ansonsten wäre der Hochzeitstermin geplatzt, was in Anbetracht der folgenden Geschichte das kleinere Übel gewesen wäre.

Das ist jetzt ein Paradebeispiel dafür, was ich eingangs meinte.

Was sagst du z. B. dazu?
Keine Privatsphäre, aber auch keine Miete. Von der Ersparnis wollte sich mein Mann einen Golf GTI kaufen. Zum Glück fand ich rechtzeitig eine Wohnung, ansonsten wäre der Hochzeitstermin geplatzt. In Anbetracht der folgenden Geschichte wäre das allerdings das kleinere Übel gewesen.



Zitat:
Denn es schneite und fror fürchterlich, der ohnehin stark erkältete Bräutigam musste noch seine Winterreifen auf den Brautwagen montieren.

Hier auch zwei Sätze daraus machen.


Zitat:
Die Braut, also ich war zu dieser Zeit ohne Angabe eines Ziels mit einem Taxi verschwunden. Das lag an der (warum nicht „meiner“??; so hat das einen sehr unpersönlichen Touch; ungut für eine biographische Geschichte) Schwiegermutter in spe, welche mir mit der Bemerkung: "Ihr habt ja eh kein Geld", das Brautkleid ihrer Nichte brachte.


Zitat:
Ein sackartiges Gebilde ohne Taille und da die Nichte viel kleiner war als ich, auch noch zu kurz. Wochenlang hing dieses unmögliche Teil am Bücherregal in meinem Zimmer, aber am Hochzeitmorgen wachte ich auf, sah es an und schwor mir in diesem Ding auf keinen Fall zu heiraten. (Hier finde ich die "aber"-Konstruktion recht ungeschickt. Da böte es sich geradezu an, zwei Sätze draus zu machen.) In unserem Kreisstädtchen gab es keine Brautkleider (vielleicht besser: kein Brautmodengeschäft), also stand mir eine weite Fahrt bevor.




Hier höre ich dann mal auf, möchte aber noch auf den Schlussabsatz eingehen.


Zitat:
Und in dieser Nacht habe ich mir geschworen, sollten wir es bis zur Silberhochzeit schaffen, wollte ich weit weg sein. Niemand sollte auch nur den Hauch einer Chance haben, uns auch noch diesen Tag zu verderben.
Da ich sehr nachtragend bin, plante ich unsere Flucht penibel bis ins Detail.

Die Braut hat also in ihrer Hochzeitsnacht bereits ihre Silberhochzeit geplant und diese Planung dann 25 Jahre später explizit so in die Tat umgesetzt? Wow, das ist aber wirklich ausgesprochen nachtragend, alle Achtung.


Zitat:
Wir verbrachten einen traumhaft schönen Hochzeitstag auf Teneriffa, speisten fürstlich an einem Riu Buffet und tanzten anschließend die Nacht durch, fremde Gäste feierten mit uns das fröhliche Fest, welches uns 1979 nicht vergönnt gewesen war. (Auch dieser Satz gehört geteilt.)



Zitat:
Ein Foto zeigt mich in den frühen Morgenstunden auf dem Weg zum Zimmer, ich sehe aus wie eine Katze, die an der Sahne genascht hat.
Ich würde es jederzeit wieder genauso machen, manchmal gibt es eben nur eine Chance!

Diese beiden Sätze entziehen sich mir jetzt völlig, besonders der Schlusssatz.



Ich finde es schade, denn die Geschichte an sich hat durchaus Potential. So wie sie jetzt dasteht, spricht sie mich aber nicht sonderlich an. Da läuft kein Kopfkino, es fehlt rundherum der Pfiff. Zudem hätte ich es auch gern gehabt, wenn du deinen Figuren Namen gegeben hättest.
Ich hab schon gesehen, dass es sich dabei um eine biographische Geschichte handelt. Damit bist natürlich du sehr viel näher an der Geschichte dran. Und genau das ist, denke ich, das Problem, dass du es dann nicht so umsetzen konntest, dass der Leser auch etwas davon hat.
Ich bin jedenfalls der Meinung, dass man aus der Geschichte noch einiges rausholen könnte, aber dazu müsstest du ebenfalls noch einiges an Arbeit investieren. Bin gespannt, wer hinter diesem Inko steckt und ob es sich dabei um jemanden handelt, der diese Arbeit auf sich nimmt.

Lieben Gruß
schneestern
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Gast







Beitrag07.06.2011 18:20

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

leider erreicht mich dein Text nicht. Mal davon abgesehen, dass es eine sehr langatmige Erzählung ist, stören mich ein paar Dinge ganz besonders. Z.B., dass die Prota immerzu in einer anderen Form von sich und den anderen Mitwirkenden spricht. Mal schreibst du: „Ich“ – dann wieder „die Braut“, genauso „mein damaliger Freund“ oder „der Bräutigam und dann „mein Mann“. Das verwirrt schon sehr und ich denke du solltest dich entscheiden.
Autobiografische Texte sind – entschuldige bitte – meistens nur für den Autoren von Bedeutung. Wenn du also daraus eine Geschichte machen möchtest, die andere Leser auch interessiert, musst du daran arbeiten. Sie aufbauen, spannend machen und vor allem Absätze setzen. So schreckt es schon im ersten Moment ab.
Ich beziehe mich jetzt mal bewusst auf die Protagonisten – weil ich dich natürlich nicht persönlich angreifen möchte. Mir geht es nur um den Text!

Zitat:
Er machte eine Serie hässlicher und verkrampfter Fotos, die sich nach zehn Jahren gottlob selbst zerstörten, ein Herstellungsfehler vom Fotopapier. Danach ging es hurtig zum Abendbrot ins Hotel zurück, dort herrschte eine öde Stimmung, fast nur alte Leute und Kinder, beide Gruppen zeigten schon erste Anzeichen von Müdigkeit.


Das liest sich wie ein Tagebuch und ist zudem sehr umgangssprachlich – wie der restliche Text leider auch. Außerdem frage ich mich, warum die grauenhaften Bildern nicht längst weggeworfen wurden.

Zitat:
Und in dieser Nacht habe ich mir geschworen, sollten wir es bis zur Silberhochzeit schaffen, wollte ich weit weg sein. Niemand sollte auch nur den Hauch einer Chance haben, uns auch noch diesen Tag zu verderben. Da ich sehr nachtragend bin, plante ich unsere Flucht penibel bis ins Detail.


Das klingt, als hätte deine Protagonisten, jeden Tag in all den 25 Jahren, an nichts anderes gedacht, als an ihre Silberhochzeit und ich frage mich, an was wird sie in Zukunft denken?

Zitat:
Ein Foto zeigt mich in den frühen Morgenstunden auf dem Weg zum Zimmer, ich sehe aus wie eine Katze, die an der Sahne genascht hat.


Verstehe ich leider nicht.

Liebe/r Autor/in,
ein ganz lieb gemeinter Rat: Geh doch mal in unsere Schreibwerkstatt. Dort kannst du eine ganze Menge lernen und dann wird aus der Pannenhochzeit sicherlich eine nette Geschichte.

Liebe Grüße
Monika
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Heidi Christina Jaax
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 62
Beiträge: 209
Wohnort: Eifel


Beitrag13.06.2011 13:40
Überarbeitete Version
von Heidi Christina Jaax
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für eure Mühe und die hilfreiche Kritik, selbstverständlich versuche ich sie umzusetzen.
Bei einem Problem sehe ich allerdings schwarz, ich bin mental zu sehr involviert und sollte die  Finger von dieser Art Texte lassen.
Noch heute nach 32 Jahren erinnere ich mich an die Dialoge von diesem Tag,  habe sogar noch den Geruch der Walnusstorte in der Nase und verspüre noch immer eine Mordswut!

Pannenhochzeit

Eigentlich wollte ich noch nicht so früh heiraten, mein Verlobter Reiner hatte es auch nicht eilig damit.
Ohne Trauschein war es zu dieser Zeit unmöglich auf dem Land eine Wohnung zu mieten.  
Auch die beiden konservativen Elternpaare übten zusätzlichen Druck aus. Deren Vorstellung war, dass wir als Ehepaar aufgrund unseres jugendlichen Alters bei ihnen einziehen würden, was beide uns Paare uns vorschlugen.
Das verweigerte ich mit aller Macht, obwohl ich zu dieser Zeit in fast allen Belangen noch zu nachgiebig war.
Da wir beide das jeweils älteste Kind waren und noch jüngere Geschwister im Haushalt lebten, hätten wir lediglich ein Schlafzimmer für uns gehabt. Keine Privatsphäre, aber auch keine Miete, mein Mann wollte sich gerne von der Ersparnis einen Golf GTI kaufen.  
Kurzfristig ergab sich für uns dann die Möglichkeit die Wohnung meiner Cousine Anita mitsamt Küche zu übernehmen.
Ansonsten wäre der Hochzeitstermin geplatzt, was in Anbetracht der folgenden Geschichte das kleinere Übel dargestellt hätte.

Da wir lange unschlüssig waren, zog sich unser Hochzeitstermin in den Dezember hinein, der seinem Namen als Wintermonat alle Ehre machte. Denn es schneite und fror fürchterlich, mein ohnehin stark erkälteter Reiner musste noch seine Winterreifen auf den Brautwagen montieren.
Ich war zu dieser Zeit ohne Angabe eines Ziels mit einem Taxi verschwunden.
Das lag an meiner Schwiegermutter in spe, welche mir mit der Bemerkung: “Ihr habt ja eh kein Geld“, das Brautkleid ihrer Nichte brachte.
Ein sackartiges Gebilde ohne Taille und da die Nichte viel kleiner war als ich, auch noch zu kurz.
Wochenlang hing dieses unmögliche Teil am Bücherregal in meinem Zimmer,  am Hochzeitmorgen wachte ich auf, sah es an und schwor mir in diesem Ding auf gar keinen Fall zu heiraten.
In unserem Kreisstädtchen gab es kein Brautmodengeschäft, also stand mir eine weite Fahrt bevor.
Doch ein einziges Mal an diesem Tag hatte ich Glück, die Taxifahrerin kannte eine junge Frau, welche die gleiche Figur hatte und erst kurz zuvor geheiratet hatte.
Dort setzte sie mich ab, das Kleid passte wie maßgeschneidert und knapp zwei Stunden vor der Trauung war ich mit meiner Beute zu Hause.
Dort hüpfte ich noch schnell in die Wanne, den Friseurbesuch schenkte ich mir, einwenig dezente Schminke bekam ich auch selbst hin.
Schließlich waren wir in dichtem Schneetreiben unterwegs zur Trauung, welche 15 Kilometer entfernt stattfinden sollte. Um den größeren Steigungen zu entgehen, hatte mein Vater eine Nebenstrecke gewählt, auf der saßen wir kurze Zeit später fest. Niemand geeignetes zum Schieben im Auto, meine Mutter und ich mit Stöckelschuhen, dann noch meine achtzigjährige Oma und meine kleine Schwester Jutta.
Meine Mutter war einem Nervenzusammenbruch nahe, ich lachte nur und meinte, die können ja schon mal ohne uns anfangen, dann sind wir schneller fertig.
Mir war das mittlerweile so egal, ich wollte wirklich nicht heiraten, aber wir kamen dann mit einer halbstündigen Verspätung doch an der Kapelle an. Pater Eich gab ordentlich Gas bei der Zeremonie, weil im Anschluss noch eine goldene Hochzeit folgen sollte.

Schließlich waren wir auf dem Weg ins Waldhotel, das Brautauto vorne, wie es der Brauch vorschreibt.
Allerdings nicht lange, weil die Trauzeugen uns überholten und davonbrausten.
Im Hotel Rose angekommen fehlten sie natürlich, weil sie es nicht gefunden hatten.
Als Resultat fuhr ein Teil der Gäste los um die Trauzeugen zu suchen.
Den Kaffee gab es schon zu spät, danach stand der Termin beim Fotografen auf dem Programm. Schon auf dem Weg zum Fotostudio riss der Wind drei Rosen aus meinem Brautstrauß und wir selbst sahen auch etwas derangiert aus.
Er machte eine Serie hässlicher und verkrampfter Fotos, die sich nach zehn Jahren selbst auflösten, ein Herstellungsfehler vom Fotopapier.
Danach ging es hurtig zum Abendbrot ins Hotel zurück, dort herrschte eine öde Stimmung, fast nur alte Leute und Kinder, beide Parteien waren schon müde.
Ich war schon auf Beerdigungen, wo es lustiger zuging als auf unserer Hochzeit. Ich litt besonders unter der Kälte, der frostreichen draußen sowie der menschlichen im Saal bei unserer Feier!

Am späten Abend kam die Dorfjugend zum sogenannten Schleifen, hielt eine Sense an einen drehbaren Stein, was ein furchtbares Heulen hervorrief.
Das Ding zerbarst nach wenigen Umdrehungen und flog in die Menge. Zum Glück wurde niemand verletzt, wir waren nur furchtbar durchgefroren, weil das Ganze natürlich im Freien stattfand.
Aber wir hatten ja noch einen warmen Mitternachtssnack gebucht, damit sich alle vor der Heimfahrt stärken konnten. Dummerweise wollten alle schon um elf nach Haus, weil meine Oma und unsere beiden verwöhnten kleinen Schwestern müde waren. Schwiegermama packte flugs den Imbiss ein mit den Worten: "Wäre doch schade, wenn das alles verdirbt!"
Und weg waren sie!
Als um zwölf Uhr der Schleier abgenommen wurde, saßen wir mit unseren Trauzeugen und ein paar wildfremden Hotelgästen zusammen, ohne Snack, denn der war ja futsch.
Ich dachte, ich bin im falschen Film gelandet, nebenan in einer Herrenrunde hörte ich ein Gemauschel.
Einer tat seinem Nebenmann kund: „In zwei Jahren wird die nicht mehr so gut aussehen!"  
Ich war empört, nur zwei Jahre Ehe sollten mich derart schädigen? Das waren ja wirklich tolle Aussichten für die Zukunft!

Es folgte eine Hochzeitsnacht im Waldhotel, in der ich im Fünfminutentakt meinem verschnupften Reiner Taschentücher reichte.
In dieser Nacht schwor ich mir, sollten wir es bis zur Silberhochzeit schaffen, wollte ich weit weg sein.
Niemand sollte auch nur den Hauch einer Chance haben, uns auch noch diesen Tag zu verderben.

Da ich sehr nachtragend bin, plante fünfundzwanzig Jahre später unsere Flucht penibel bis ins Detail. Wir verbrachten einen traumhaft schönen Hochzeitstag auf Teneriffa, speisten fürstlich an einem Riu Buffet und tanzten anschließend die Nacht durch. Fremde Gäste feierten mit uns das fröhliche Fest, was uns 1979 nicht vergönnt gewesen war.
Ein Foto zeigt mich in den frühen Morgenstunden auf dem Weg zum Zimmer, ich sehe aus wie eine Katze, die an der Sahne genascht hat. Keine Pannen, nur Wohlbefinden und fröhliche Menschen und es war herrlich warm, so macht das Feiern Spaß!

Ich würde es jederzeit wieder genauso machen, manchmal gibt es eben nur eine Chance für die Familie eine Hochzeit mitzufeiern und seinen Beitrag zu einem gelungenen Fest zu leisten!



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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag13.06.2011 16:16

von adelbo
Antworten mit Zitat

Hallo Heidi
Man merkt, dass die Geschichte mit viel Emotionen geschrieben wurde. Sie klingt manchmal fast atemlos. Der Leser huscht mit den Augen von einem Bild zum anderen. Das macht sie lesenswert, obwohl sie in meinen Augen nicht besonders gut geschrieben ist.
Manchmal könnte man meinen ein ganz junges Mädel stünde hinter dem Text.
Gleich der erste Satz  ist vom Inhalt her und vom Aufbau ein typisches Beispiel.
Zitat:
Eigentlich wollte ich noch nicht so früh heiraten, mein Verlobter Reiner hatte es auch nicht eilig damit.

Wieso verlobe ich mich, wenn ich nicht vorhabe so früh zu heiraten.
Zitat:
Ohne Trauschein war es zu dieser Zeit unmöglich auf dem Land eine Wohnung zu mieten.
Auch die beiden konservativen Elternpaare übten zusätzlichen Druck aus. Deren Vorstellung war, dass wir als Ehepaar aufgrund unseres jugendlichen Alters bei ihnen einziehen würden, was beide uns Paare uns vorschlugen.

In diesem Abschnitt holpert es sehr. Dreimal hinter einander Paare.  Dann die Formulierung, „das wir als Ehepaar aufgrund unseres jugendlichen Alters bei ihnen einziehen würden, was bei (das uns muss weg) Paare uns vorschlugen“.

Zitat:
Da wir beide das jeweils älteste Kind waren und noch jüngere Geschwister im Haushalt lebten, hätten wir lediglich ein Schlafzimmer für uns gehabt. Keine Privatsphäre, aber auch keine Miete, mein Mann wollte sich gerne von der Ersparnis einen Golf GTI kaufen.

Der Abschnitt klingt sehr nach Pauline vom Land. Als würde jemand seinen Dialekt ins Hochdeutsche übertragen.  Und das beste Beispiel für die Atemlosigkeit des Textes, ist das Komma hinter der Miete und das Weiterführen des Satzes, der vom Verständnis hätte für sich alleine stehen müssen.
Zitat:
Kurzfristig ergab sich für uns dann die Möglichkeit die Wohnung meiner Cousine Anita mitsamt Küche zu übernehmen.

Kann man eine Wohnung ohne Küche übernehmen. Klar, es sind die Küchenmöbel gemeint, aber es steht hier Küche.
Zitat:
Da wir lange unschlüssig waren, zog sich unser Hochzeitstermin in den Dezember hinein, der seinem Namen als Wintermonat alle Ehre machte. Denn es schneite und fror fürchterlich, mein ohnehin stark erkälteter Reiner musste noch seine Winterreifen auf den Brautwagen montieren.

Hier musste ich schmunzeln. Der Dezember, der seinem Namen als Wintermonat alle Ehre machte und der stark erkältete Reiner der noch seine Winterreifen auf den Brautwagen montieren musste.
Zitat:
Ich war zu dieser Zeit ohne Angabe eines Ziels mit einem Taxi verschwunden.

Über diesen Satz habe ich gelacht. Zu welcher Zeit. Der Dezember ist lang.  Oder nur so lange, wie der arme Reiner seine Winterreifen montierte.
Zitat:
Danach ging es hurtig zum Abendbrot ins Hotel zurück, dort herrschte eine öde Stimmung, fast nur alte Leute und Kinder, beide Parteien waren schon müde.
Ich war schon auf Beerdigungen, wo es lustiger zuging als auf unserer Hochzeit. Ich litt besonders unter der Kälte, der frostreichen draußen sowie der menschlichen im Saal bei unserer Feier!

Hier beende ich mein Kommentieren. Diesen Abschnitt habe ich kopiert, weil er  ein gutes Beispiel für meine Meinung ist, dass der Text unterhält obwohl er, sagen wir mal sehr einfach formuliert ist.
Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen und mich dabei gut unterhalten gefühlt.

adelbo


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Maria
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Beitrag13.06.2011 18:28

von Maria
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Hallo Heidi,

immer schwierig einen Text zu kritisieren, der so voll persönlicher Erinnerung steckt, aber nun ...

Du hast das verarbeitet wie einen Abschnitt für ein Berichtsheft, war das Dein Ansinnen?
Und dann, und dann und schließlich und dann. Das wirkt wirklich sehr atemlos und das Lesevergnügen bleibt für mich völlig auf der Strecke, denn - tut mir leid - es leiert.  Auch biografische Texte kann man gestalten und sie erzählerisch aufbereiten. Vergnügter, mehr Esprit, mehr Erzählkunst.

Du weißt was Du erzählen willst: trete ein paar Schritte zurück und erzähl was Du beobachtest, als wäre es eine andere Person. Vielleicht gelingt es dir dann besser, ein wenig weicher und vor allem frischer zu erzählen?

Gruß
Maria


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Beitrag13.06.2011 22:17

von Aknaib
Antworten mit Zitat

Hallo Heidi,

sicher tut es weh wenn ein autobiografischer Text kritisiert wird.
Deshalb ist auch gar nicht so einfach, offen zu sein.
Doch leider hat mich dein Text auch nicht erreicht. Es ist einfach keine Spannung drin, er klingt wie lieblos runter erzählt.

Zudem was hier schon angemerkt wurde, fällt auf, dass du sehr viele Hilfsverben (haben, werden, sein) als Hauptverben einsetzt. Hinzu kommen die Modalverben (können, sollen, wollen, müßen) die ebenfalls als schwache Verben fungieren. Solche schwachen Verben verleihen einem Text Leblosigkeit.
Versuche so viele Hilfsverben wie möglich, durch Hauptverben  zu ersetzen. Bei den Hauptverben wiederum gibt es schwache und starke Hauptverben.

Ein Beispiel- du schreibst:
Zitat:
Meine Mutter war einem Nervenzusammenbruch nahe, ich lachte nur und meinte, die können ja schon mal ohne uns anfangen, dann sind wir schneller fertig.
Mir war das mittlerweile so egal, ich wollte wirklich nicht heiraten,  aber wir kamen dann mit einer halbstündigen Verspätung doch an der Kapelle an.
... und ersetze die indirekte Rede durch Dialoge. Dialoge treiben eine Handlung voran.

Vorschläge:
Meine Mutter stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Ich lachte und sagte(schwaches Hauptverb) "Die können schon mal ohne uns anfangen, dann sind wir schneller fertig."
Mittlerweile interessierte mich meine eigene Hochzeit nicht mehr.
Schließlich kamen wir mit einer halbstündigen Verspätung doch an der Kapelle an.


Meine Mutter stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Ich witzelte: (starkes Hauptverb) "Die können schon mal ohne uns anfangen, dann sind wir schneller fertig."



Hier ein Überblick über das verwendeten Hilfsverb "war" in deinem Text. (Daneben gibt es noch "hatte", welches oft verwendet wurde)
Da es zu lange dauern würde, jedes einzelne "war" zu makieren, habe ich über "Word" "Suchen"  alle Formen von "war" durch 11111 ersetzt. 22222 sind die Modalverben.
Zitat:
Eigentlich 22222 ich noch nicht so früh heiraten, mein Verlobter Reiner hatte es auch nicht eilig damit.
Ohne Trauschein 11111 es zu dieser Zeit unmöglich auf dem Land eine Wohnung zu mieten.
Auch die beiden konservativen Elternpaare übten zusätzlichen Druck aus. Deren Vorstellung 11111, dass wir als Ehepaar aufgrund unseres jugendlichen Alters bei ihnen einziehen würden, was beide uns Paare uns vorschlugen.
Das verweigerte ich mit aller Macht, obwohl ich zu dieser Zeit in fast allen Belangen noch zu nachgiebig 11111.
Da wir beide das jeweils älteste Kind 11111 und noch jüngere Geschwister im Haushalt lebten, hätten wir lediglich ein Schlafzimmer für uns gehabt. Keine Privatsphäre, aber auch keine Miete, mein Mann 22222 sich gerne von der Ersparnis einen Golf GTI kaufen.
Kurzfristig ergab sich für uns dann die Möglichkeit die Wohnung meiner Cousine Anita mitsamt Küche zu übernehmen.
Ansonsten 11111 der Hochzeitstermin geplatzt, was in Anbetracht der folgenden Geschichte das kleinere Übel dargestellt hätte.

Da wir lange unschlüssig 11111, zog sich unser Hochzeitstermin in den Dezember hinein, der seinem Namen als Wintermonat alle Ehre machte. Denn es schneite und fror fürchterlich, mein ohnehin stark erkälteter Reiner 22222 noch seine Winterreifen auf den Brautwagen montieren.
Ich 11111 zu dieser Zeit ohne Angabe eines Ziels mit einem Taxi verschwunden.
Das lag an meiner Schwiegermutter in spe, welche mir mit der Bemerkung: “Ihr habt ja eh kein Geld“, das Brautkleid ihrer Nichte brachte.
Ein sackartiges Gebilde ohne Taille und da die Nichte viel kleiner 11111 als ich, auch noch zu kurz.
Wochenlang hing dieses unmögliche Teil am Bücherregal in meinem Zimmer, am Hochzeitmorgen wachte ich auf, sah es an und schwor mir in diesem Ding auf gar keinen Fall zu heiraten.
In unserem Kreisstädtchen gab es kein Brautmodengeschäft, also stand mir eine weite Fahrt bevor.
Doch ein einziges Mal an diesem Tag hatte ich Glück, die Taxifahrerin kannte eine junge Frau, welche die gleiche Figur hatte und erst kurz zuvor geheiratet hatte.
Dort setzte sie mich ab, das Kleid passte wie maßgeschneidert und knapp zwei Stunden vor der Trauung 11111 ich mit meiner Beute zu Hause.
Dort hüpfte ich noch schnell in die Wanne, den Friseurbesuch schenkte ich mir, einwenig dezente Schminke bekam ich auch selbst hin.
Schließlich 11111 wir in dichtem Schneetreiben unterwegs zur Trauung, welche 15 Kilometer entfernt stattfinden 22222. Um den größeren Steigungen zu entgehen, hatte mein Vater eine Nebenstrecke gewählt, auf der saßen wir kurze Zeit später fest. Niemand geeignetes zum Schieben im Auto, meine Mutter und ich mit Stöckelschuhen, dann noch meine achtzigjährige Oma und meine kleine Schwester Jutta.
Meine Mutter 11111 einem Nervenzusammenbruch nahe, ich lachte nur und meinte, die können ja schon mal ohne uns anfangen, dann sind wir schneller fertig.
Mir 11111 das mittlerweile so egal, ich 22222 wirklich nicht heiraten, aber wir kamen dann mit einer halbstündigen Verspätung doch an der Kapelle an. Pater Eich gab ordentlich Gas bei der Zeremonie, weil im Anschluss noch eine goldene Hochzeit folgen 22222.

Schließlich 11111 wir auf dem Weg ins Waldhotel, das Brautauto vorne, wie es der Brauch vorschreibt.
Allerdings nicht lange, weil die Trauzeugen uns überholten und davonbrausten.
Im Hotel Rose angekommen fehlten sie natürlich, weil sie es nicht gefunden hatten.
Als Resultat fuhr ein Teil der Gäste los um die Trauzeugen zu suchen.
Den Kaffee gab es schon zu spät, danach stand der Termin beim Fotografen auf dem Programm. Schon auf dem Weg zum Fotostudio riss der Wind drei Rosen aus meinem Brautstrauß und wir selbst sahen auch etwas derangiert aus.
Er machte eine Serie hässlicher und verkrampfter Fotos, die sich nach zehn Jahren selbst auflösten, ein Herstellungsfehler vom Fotopapier.
Danach ging es hurtig zum Abendbrot ins Hotel zurück, dort herrschte eine öde Stimmung, fast nur alte Leute und Kinder, beide Parteien 11111 schon müde.
Ich 11111 schon auf Beerdigungen, wo es lustiger zuging als auf unserer Hochzeit. Ich litt besonders unter der Kälte, der frostreichen draußen sowie der menschlichen im Saal bei unserer Feier!

Am späten Abend kam die Dorfjugend zum sogenannten Schleifen, hielt eine Sense an einen drehbaren Stein, was ein furchtbares Heulen hervorrief.
Das Ding zerbarst nach wenigen Umdrehungen und flog in die Menge. Zum Glück wurde niemand verletzt, wir 11111 nur furchtbar durchgefroren, weil das Ganze natürlich im Freien stattfand.
Aber wir hatten ja noch einen warmen Mitternachtssnack gebucht, damit sich alle vor der Heimfahrt stärken 22222. Dummerweise 22222 alle schon um elf nach Haus, weil meine Oma und unsere beiden verwöhnten kleinen Schwestern müde 11111. Schwiegermama packte flugs den Imbiss ein mit den Worten: "11111 doch schade, wenn das alles verdirbt!"
Und weg 11111 sie!
Als um zwölf Uhr der Schleier abgenommen wurde, saßen wir mit unseren Trauzeugen und ein paar wildfremden Hotelgästen zusammen, ohne Snack, denn der 11111 ja futsch.
Ich dachte, ich bin im falschen Film gelandet, nebenan in einer Herrenrunde hörte ich ein Gemauschel.
Einer tat seinem Nebenmann kund: „In zwei Jahren wird die nicht mehr so gut aussehen!"
Ich 11111 empört, nur zwei Jahre Ehe 22222 mich derart schädigen? Das 11111 ja wirklich tolle Aussichten für die Zukunft!

Es folgte eine Hochzeitsnacht im Waldhotel, in der ich im Fünfminutentakt meinem verschnupften Reiner Taschentücher reichte.
In dieser Nacht schwor ich mir, 22222 wir es bis zur Silberhochzeit schaffen, 22222 ich weit weg sein.
Niemand 22222 auch nur den Hauch einer Chance haben, uns auch noch diesen Tag zu verderben.

Da ich sehr nachtragend bin, plante fünfundzwanzig Jahre später unsere Flucht penibel bis ins Detail. Wir verbrachten einen traumhaft schönen Hochzeitstag auf Teneriffa, speisten fürstlich an einem Riu Buffet und tanzten anschließend die Nacht durch. Fremde Gäste feierten mit uns das fröhliche Fest, was uns 1979 nicht vergönnt gewesen 11111.
Ein Foto zeigt mich in den frühen Morgenstunden auf dem Weg zum Zimmer, ich sehe aus wie eine Katze, die an der Sahne genascht hat. Keine Pannen, nur Wohlbefinden und fröhliche Menschen und es 11111 herrlich warm, so macht das Feiern Spaß!

Ich würde es jederzeit wieder genauso machen, manchmal gibt es eben nur eine Chance für die Familie eine Hochzeit mitzufeiern und seinen Beitrag zu einem gelungenen Fest zu leisten!


Vielleicht hilft dir das weiter.

Herzliche Grüße
Bianka
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