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Autor |
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monosoph Eselsohr
Alter: 35 Beiträge: 336 Wohnort: Da, wo ich gebraucht werde
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14.06.2007 14:19 [GED] Aufklärung von monosoph
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Aufklärung
Stille schleichen lauernd Jäger
Ungesehen durch die Nacht,
der geschwächte Wächter träger
reagiert zu unbedacht.
Rote Lettern blättern blutig
Ungezahlte Mieten hin
Wer ist bitte da noch mutig?
Und wo findet sich der Sinn?
Durch Blässe lässt sich besser blicken
Wahrgetreu der Treueschwur,
Zu diesem Amen heute nicken
Ist die letzte Folge nur.
Nieder mit den Höllenfürsten,
legt der Knechtschaft Ketten ab!
Fangt nicht an, das Pferd zu bürsten,
denn es wirft euch bald schon ab.
Blutigblau ist da die Rettung,
Unschuld ist der wahre Weg.
Seitenweise sanfte Bettung
Ist des Lesers Privileg.
Weitere Werke von monosoph:
_________________ "...Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort." |
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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15.06.2007 11:13
von Brynhilda
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Auch das Gedicht gefällt mir, wenngleich die KATA-Strophen besser geraden sind.
Reim und Rhythmus ohne Tadel.
Nur das Wort "Miete" fällt stilistisch heraus. Es fügt sich nicht richtig ein in den sonst so lyrischen Stil deiner Worte.
Alles in allem - rhapsodisch!
Ilka/Brynhilda
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Egopus Cholyriker
Alter: 60 Beiträge: 851 Wohnort: Duisburg
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15.06.2007 14:14
von Egopus
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ne,
das gefällt mir überhaupt nicht.
für mich liest es sich schwülstig und aufgesetzt.
dem text fehlt von vorne bis hinten die leichtigkeit.
alleine so grauenvolle worte wie
Höllenfürst
Knechtschaft
Ketten
zerstören für mich jedes lyrische lesen, weil es "effektworte" sind, die keinen eigentlichen lyrischen auftrag unterstützen, sondern nur gesetzt werden um aufmerkssamkeitsräume innerhalb einen gedichtes zu schaffen. da sie in keinerlei thematischen kontext zum text stehen, sind sie also eigentlich überflüssig.
schade monosoph.
mich zu überzeugen bedarf es mehr.
gehe schnell zu deinem nächsten neuen text.
michael
_________________ Brachial-Poet |
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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15.06.2007 15:29
von Brynhilda
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Lieber Egopus!
Ich finde dieses Gedicht gut gemacht, und ich will dir sagen, warum. Der Sinn verbirgt sich hinter dem Gewühl der Worte, dennoch ist er vorhanden.
Von der technischen Seite gibt es daran kaum etwas zu kritisieren.
Den Inhalt fasse ich rhapsodisch auf, und manche Sachen klingen einfach nur, haben deshalb aber dennoch ihre lyrische Existenzberechtigung. Der ganze Morgenstern bassiert auf dieser Art zu dichten, natürlich in humristischer Überhebung. Doch die Annäherung an das Scherzhafte meine ich auch hier zu spüren.
Das sind Gedichte, die innerlich über sich lachen. Die mit großen Schritten daherkommen, aber leicht davonschweben.
Und der Rhythums ist auch sehr eingängig. Man möchte eine Trommel dazu schlagen.
Dabei ist die Sprache stilistisch nahezu ausgereift.
Ich habe früher auch solche Gedichte geschrieben, vielleicht bin ich deshalb ein wenig voreingenommen.
Wenn ich ehrlich bin: Metrum und Versmaß sich Monosoph bestimmt bei Morgenstern abgeschaut. Sie stimmen hier exakt überein mit seinem Gedicht "Die Unterhose"
("Seelig ist die Unterhose,
wenn sie flatternd in dem Wind,
frei von jedem Alltagslose
sich auf ihr wahres Selbst besinnt...")
Was die Knechtschaft, die Ketten und die Höllenfürsten betrifft, so könnten die daher stammen, daß Monosoph vorher Schiller oder Heine gelesen hat. Ich gebe zu, daß dies stilistische Übertreibungen sind, aber sie gleiten meiner Ansicht nach nicht ins Manierismenhafte ab.
"Rettung - Bettung" ist doch ein origineller, nicht alltäglicher Reim.
Oscar Wilde hat gesagt: "Wenn die Kritiker sich uneins sind, ist der Künstler mit sich im Reinen."
Sicher ist das hier keine Hohe Poesie (Sorry, Monosoph!), aber dennoch eine Art Gedicht, die Vergnügen beim Leser hervorrufen kann.
Ich spüre die Freude, die aus diesen Versen spricht, und deshalb befällt mir dieses Gedicht.
Ilka/Brynhilda
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Egopus Cholyriker
Alter: 60 Beiträge: 851 Wohnort: Duisburg
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15.06.2007 17:26
von Egopus
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die freude sei dir gegeönnt, meine liebe ilka,
aber ich empfinde deine positiven kommentare hier als "schönrederei".
jedes wort, jedes metrum ist schon mal von einem anderen dichter/lyriker verwendet worden.
da kann man einfach eine metrische strophe schreiben und mal zu schauen, ob es was ähnliches gibt.
wenn man auf anhieb nichts findet, schreibt man einfach frank zappa hätte auch solche metrische lyrik geschrieben.
das reicht nicht.
eine ähnlichkeit mit christian morgenstern kann ich hier nicht nachvollziehen.
ich liebe morgenstern und seine leichte art dinge beim namen zu nennen
und doch mit dekadenter lyrischer humoreske darüber hinweg zu streichen.
ich würde nie versuchen einen text wie morgenstern zu versuchen.
er ist unerreichbar UND unvergleichbar.
auch wenn man andere große dichter liest ( es kann ja sein, das monosoph gerade schiller gelesen hat ), ist es kein kriterium für einen guten text, wenn man eine formulierung aus dem gerade gelesenen werk übernimmt.
es ist eher schädlich für den jungen lyriker, wenn er sich zu sehr an den vorgaben orientiert, oder wenn gerade die vorgaben sich seiner annehmen.
ich schreibe ja nun seit über 25 jahren, ich ahbe auch mal angefangen,
aber ich habe nicht versucht irgendjemanden zu kopieren oder mich an irgendjemanden zu oruientieren.
beispiel:
Moment ( Michael Lüttke 1984 )
Eiter
wandert
hirnwärts
dann
Blutstrom
Zucken
Tod
Nicht gerade super toll, aber schon da ein echter Lüttke. ( kein "so ähnlich wie... gedicht )
michael
michael
_________________ Brachial-Poet |
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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15.06.2007 17:52
von Brynhilda
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Lieber Michael!
Dein Jugendgedicht beeindruckt mich, zumal ich, wenn ich das Entstehungsdatum nicht kennen würde, es niemals für ein solches halten würde.
Du bist offenbar einer der Frühvollendeten und wußtest schon früh, wozu du bestimmt warst.
Interessant an dieser Diskussion finde ich, daß mir zum ersten Mal bewußt wird, wie unterschiedlich Lyrik von unterschiedlichen Menschen aufgefaßt wird.
(Gewußt, mit dem Verstand gewußt, habe ich das immer. Aber jetzt begreife ich es mit meiner Vernunft.)
Ich glaube, daß sich Monosoph eher der Prosa verschrieben hat und nur hin und wieder in die Gefilde der Poesie abtaucht. Wenn man mehr von ihm liest, sieht man, daß er schon ganz nahe bei sich ist, und er ist sicher auf einem guten Weg.
Ihm hilft diese Diskussion hoffentlich weiter, und darauf kommt es an.
Ich entschuldige mich, falls ich dich aufgebracht haben sollte.
Viele Grüße,
Ilka
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Egopus Cholyriker
Alter: 60 Beiträge: 851 Wohnort: Duisburg
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15.06.2007 18:10
von Egopus
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ich liebe jede diskussion mit dir, weil sie auch mich weiter bringt.
jetzt warte ich auf den autor.
michael
_________________ Brachial-Poet |
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