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[KGe] Das Leiden des Jeremias Greif

 
 
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monosoph
Geschlecht:männlichEselsohr

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Beitrag23.04.2007 00:01
[KGe] Das Leiden des Jeremias Greif
von monosoph
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das Leiden des Jeremias Greif

Es ist Hochsommer als Dr. Raphaelus die Schmerzen des Jeremias Greif untersucht und folgende Diagnose stellt: bronchiale Insuffizienz, ?Longenleiden!?
Draußen brennt die Sonne, erklären Kinder den Sandburgen ihrer Freunde den Krieg, sind Mütter Harpyien an den Grenzen staubiger Kleinwüsten und Väter Chimären.
Jeremias Greif schlägt die Fensterläden zu. Dieses wehende Leben kann er nicht länger atmen. Ohne intakte Lunge erstickt er an dieser Fröhlichkeit.
?Sä mössen sech jätzt vor alläm Rohe gönnen. Ick rate Ihnen: Fahren Sä zor Kor an dee See. Värmeiden Sä Häktik. Sonst sähen Sä bald Sargnägel von ihrer onangenehmen Seite!?, hat der Arzt gemurmelt. Und sich dabei mehr dem verstaubten Kompendium vor sich, als seinem Patienten zugewandt.
Jeremias Greif beschließt, seiner rebellierenden Lunge den Kampf anzukündigen. Er wird eher den Lauf der Pistole küssen, die an zwei Haken über dem brüllenden Kamin hängt, als dass er sich diesem unbedeutenden Aufstand ergibt.
Diese Hitze ist ihm unerträglich. Sie lässt ihn keine Luft mehr bekommen, heizt die Revolte.

Drei Tage später liegt Jeremias Greif auf dem Boden seines Studierzimmers, sein blutiges Keuchen lacht ihn von den bücherprallen Regalwänden triumphierend an.
Immer wieder schlagen wogende Schmerzen über ihm zusammen, zwingen ihn sich zu krümmen.
Doch er gibt nicht auf. Sein Verstand wird sich dieser kleinen Revolte nicht beugen.
Die Welt beginnt sich aufzulösen und gleißendes Schwarz umarmt die erbärmliche Existenz.

Nach sieben Wochen ist Jeremias Greif bettlägig. Jedesmal wenn ein Luftzug die zugezogenen Gardinen zu kurzem Leben zwingt, krümmt sich ein geschundener Körper in seiner Rüstung aus Daunen und Leinen.

Schließlich ist Dr. Raphaelus bei Jeremias Greif und hält die Hand, die in Erwartung des Sieges bereits zittert, fühlt, wie die blutige Reiterei gen Schlachtfeld galoppiert. In die Leere des Raumes hinein sagt er:
?Hätten Sä auf mich gähört. Non kann ich Ihnen ooch nicht mähr hälfen. Stärben Sä wohl, Härr Greif, stärben Sä wohl!?

Da fällt der letzte Rebell. Die Lunge ist besiegt und mit ihr das Leiden. Ein geschlagener Jeremias Greif fällt auf dem Feld der Überzeugung sich selbst zum Opfer. Und wird zum Sargnagel seines Selbst.



_________________
"...Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort."
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lebenlos
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Beiträge: 9



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Beitrag23.04.2007 11:14

von lebenlos
Antworten mit Zitat

Hallo monosoph

monosoph hat Folgendes geschrieben:
...sind Mütter Harpyien an den Grenzen staubiger Kleinwüsten und Väter Chimären.

Ist die reife dieses Satzes nicht zu schwer?
Viele Bedeutungen, die zu stark überlegt werden müssen. Fabelwesen, Greifvogel oder doch Schmetterling? Fisch oder doch grichisches Geschöpf?
monosoph hat Folgendes geschrieben:
Ohne intakte Lunge erstickt er an dieser Fröhlichkeit.

Sehr treffend geschrieben.
monosoph hat Folgendes geschrieben:
...hat der Arzt gemurmelt.

Ich würde nicht "gemurmelt" schreiben. Der Arzt sagt so etwas in der Regel sehr deutlich.
monosoph hat Folgendes geschrieben:
...sein blutiges Keuchen lacht ihn von den bücherprallen Regalwänden triumphierend an.

Sag mir bitte wenn ich falsch liege aber versteht man in diesem Satz nicht, dass das blutige Keuchen auf dem Regal ist?
Sollte es nicht auf dem Boden sein?
monosoph hat Folgendes geschrieben:
...wogende Schmerzen über ihm zusammen, zwingen ihn sich zu krümmen.

Schön kommentiert.
monosoph hat Folgendes geschrieben:
Jedesmal wenn ein Luftzug die zugezogenen Gardinen zu kurzem Leben zwingt, krümmt sich ein geschundener Körper in seiner Rüstung aus Daunen und Leinen.

Wiederum eindrücklich geschildert.

Wunderbar geschrieben, doch das Wort "Sargnagel" finde ich in dieser Geschichte unpassend. Ist Sargnagel nicht ein zu modernes Wort?

Nicht leicht zu bewerten Dein Schreiben.

Grüssend
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monosoph
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 35
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Beitrag23.04.2007 13:55

von monosoph
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo lebenlos,

Zitat:
  monosoph hat Folgendes geschrieben:
...hat der Arzt gemurmelt.

Ich würde nicht "gemurmelt" schreiben. Der Arzt sagt so etwas in der Regel sehr deutlich.


Glaub mir, dieser Arzt murmelt...

Zitat:
  monosoph hat Folgendes geschrieben:
...sein blutiges Keuchen lacht ihn von den bücherprallen Regalwänden triumphierend an.

Sag mir bitte wenn ich falsch liege aber versteht man in diesem Satz nicht, dass das blutige Keuchen auf dem Regal ist?
Sollte es nicht auf dem Boden sein?


Und das ist eine Metapher für Hall.

 
Zitat:
Nicht leicht zu bewerten Dein Schreiben.


Das habe ich auch nie behauptet. Trotzdem danke, dass du es gewagt hast wink

Grüße,
Monosoph


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lebenlos
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Beitrag23.04.2007 17:13

von lebenlos
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Hallo monosoph

monosoph hat Folgendes geschrieben:
Und das ist eine Metapher für Hall.

Ist mir klar. Aber sie zieht mich trotzdem nicht zur versuchten Aussage.

Sag mir doch noch Deine Meinung zum Sargnagel.

Grüssend
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MosesBob
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Beitrag23.04.2007 17:40

von MosesBob
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lebenlos hat Folgendes geschrieben:
Sag mir doch noch Deine Meinung zum Sargnagel.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sargnagel

Grüße,

Martin


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lebenlos
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Beitrag23.04.2007 18:21

von lebenlos
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Hallo MosesBob

Die Bezeichnung Sargnagel ist mir bekannt.
Ich bin nur der Anfrage vorausgegangen, ob diese Bezeichnung
nicht zu "modern" sei für die Geschichte.

Grüssend
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MosesBob
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Beitrag23.04.2007 18:23

von MosesBob
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Deswegen auch der Link! Zitat: "Der ursprüngliche Grund für das Zunageln des Sarges soll sein, dass das frühere Ritual der Bestattung damit endete ..." ... "Ein Sargnagel galt in früheren Zeiten als tabuisierter Gegenstand. Dinge die daraus geschmiedet wurden brachten Unglück oder dienten dem Hexenzauber. Jeder, der mit diesen Nägeln zu tun hatte, war nicht sonderlich angesehen. Dies betraf den Nagelschmied ebenso wie den Eisenkramer."

Modern ist der Begriff Sargnagel in meinen Augen nur als Synonym für ne zünftige Fluppe.


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monosoph
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Beitrag23.04.2007 20:17

von monosoph
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Danke für deine Unterstützung, Martin.

Wie ist deine Meinung zu dem Text ansonsten?


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MosesBob
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Beitrag24.04.2007 09:53

von MosesBob
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monosoph hat Folgendes geschrieben:
Wie ist deine Meinung zu dem Text ansonsten?

Frag mich das ein andermal. Bin momentan ein bisschen ausgepowert.


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Ralphie
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Beitrag24.04.2007 10:06

von Ralphie
Antworten mit Zitat

@Mono ..., mach mal zumindest in den ersten beiden Absätzen kürzere Sätze mit Punkt statt Komma und überprüfe noch mal den Berliner Dialekt, der stimmt vorne und hinten nicht. Sonst ist es wie immer klasse.

Es ist Hochsommer, als Dr. Raphaelus die Schmerzen des Jeremias Greif untersucht und an ihm eine bronchiale Insuffizienz diagnostiziert.  ?Lungenleiden!? sagt er lakonisch.
Draußen brennt die Sonne. Die Kinder erklären den Sandburgen ihrer Freunde den Krieg. Mütter sind Harpyien an den Grenzen staubiger Kleinwüsten und Väter Chimären.


Das Wort "Harpyien" wird dir jeder Lektor in Deutschland so lange um die Ohren hauen, bis du es nicht mehr benutzt. Wink
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monosoph
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Beitrag24.04.2007 12:22

von monosoph
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Hallo Wilfried,

Zitat:
@Mono ..., mach mal zumindest in den ersten beiden Absätzen kürzere Sätze mit Punkt statt Komma und überprüfe noch mal den Berliner Dialekt, der stimmt vorne und hinten nicht. Sonst ist es wie immer klasse.


Das ist ja mal wieder typisch...mir nicht beim Übersetzen helfen können und dann sagen, es klänge nicht nach Berlinerisch lol. ISt es ja auch nicht mehr...ich habe jetzt einfach frei nach Schnauz (Spoerl) eine extreme Überbetonung der Vokale vorgenommen...also irgendwo ein Kompromiss zwischen Kölsch und Berlinerisch...nur das "ick" muss ich denn noch rausnehmen...

Zitat:
das Wort "Harpyien" wird dir jeder Lektor in Deutschland so lange um die Ohren hauen, bis du es nicht mehr benutzt. Wink


Wieso???


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