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Ruthi Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 218
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12.06.2010 23:18 Mutterglück von Ruthi
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Sooo, bin wieder da und hab endlich wieder Zeit zum Schreiben und kommentieren.
Bei dieser Geschichte weiß ich noch nicht, ob ich sie mag oder nicht. Ich hoffe, ihr könnt mich beraten
Bitte seid schonungslos ehrlich, egal ob sie euch langweilig, interessant, grottenschlecht oder was auch immer erscheint.
Ich danke euch für die investierte Zeit!
LG Ruthi
Mutterglück
„Da hat aber jemand was vor am Wochenende“, stellte die Kassiererin mitleidig lächelnd fest und zog die letzten Teile über den Kassenscanner. Bei jedem Piepen fuhr ich innerlich zusammen. Diese Kopfschmerzen setzten mir seit einigen Tagen zu. Ich blickte auf das Meer an Plastiktüten und seufzte:
„Ja, ich kaufe viel mehr ein als sonst. Wir haben ja jetzt zwei Mäuler mehr zu stopfen.“
Die Tragegriffe der Plastiktüten waren dünn wie Nylonfäden und schnitten in die Handflächen als ich endlich zuhause ankam. Müde räumte ich die zahlreichen Einkäufe in die Küchenschränke und ließ mich auf die Couch fallen. Vor zwei Wochen noch wären wir freitagabends feiern gegangen. Jetzt sehnte ich mich nur noch nach Ruhe und Schlaf. Ich schloss die Augen.
„Du Renate?“ Ich spürte die Berührung einer klebrigen Kinderhand an meinen Arm. Hastig zog ich ihn zurück und versuchte ein freundliches Lächeln, um den Kleinen meine Abneigung nicht spüren zu lassen.
„David, du hast mich vielleicht erschreckt! Wieso bist du nicht im Bett wie dein Bruder?“
„Ich konnte nicht schlafen. Mir ist so warm!“, jammerte David kraftlos.
„Hm. Du hast vielleicht Fieber“, vermutete ich und betastete hilflos die heiße Stirn, „Oh...Ok, warte, ich krieg das hin. Setz dich erstmal hier auf die Couch und ich mache dir einen Tee.“ Während der Wasserkocher rauschte, ging ich runter in das Büro meines Mannes.
„Frank, du musst mir mal helfen.“
„Was gibt’s denn Schatz? Ich hab zu tun.“
„Ich glaube dein Sohn hat Fieber.“
Obwohl er mit dem Rücken zu mir saß, spürte ich sein Augenrollen.
„Ich bin hier an was Wichtigem dran. Ich komme gleich.“
„Aber ich weiß nicht, was ich machen soll!“, drängte ich.
„Na, was Mütter in so einer Situation eben tun. Dir
fällt schon was ein“, winkte er ab und starrte weiter auf den Bildschirm seines PCs. Meine Fingernägel gruben sich schmerzhaft in meine Handflächen, als könnte ich dadurch die Beherrschung festhalten.
„Ich bin keine Mutter! Du weißt genau, dass ich nie Kinder wollte. Ich bin nicht dafür geschaffen!“
„Du machst das doch für’n Anfang ganz gut.“
„Aber das bin ich nicht! Ich wollte nie Kinder!“
„Was soll ich denn machen? Meine eigenen Kinder vor die Tür setzen? Sie nach dem Tod ihrer Mutter ins Heim schicken, damit sie auch noch ihren Vater verlieren?“
„Und du glaubst, das würden sie überhaupt merken? Wer kümmert sich denn tagtäglich um die beiden? Du vergräbst dich hier unten und lässt mich vollkommen mit ihnen allein!“
Er drehte sich um und blickte mir direkt in die Augen. Seine Stimme wurde bedrohlich leise, wie immer, wenn er wütend war.
„Ich hab es mir auch anders vorgestellt. Kann ich jetzt bitte weiter arbeiten? Wir reden später.“
Die Härte in seinen Augen verursachte mir Gänsehaut.
Sprachlos und mit hängenden Schultern schlich ich nach oben. Ich sank auf den Treppenabsatz nieder, das Gesicht in den Händen vergraben. In mir tobte ein Sturm. Die große Verantwortung, die Einsamkeit, die Distanziertheit zu den Kindern: All das prasselte auf mich nieder wie ein Hagelschauer, wütete in mir wie ein Wirbelsturm und alles versank in trostlosem Grau. Ein klägliches Wimmern und Husten ertönte von der Couch und holte mich zurück in die Gegenwart. Ich schleppte mich in die Küche, goss das heiße Wasser in die Tasse und
brachte David den Tee.
„Kannst du was bei mir bleiben?“, bettelte er und ich setzte mich. Der kleine Körper kuschelte sich sofort an meine Seite, verzweifelt auf der Suche nach menschlicher Wärme. Ich schämte mich dafür, dass die kleinen schwitzigen Hände und der warme Körper mich abstießen. Der Druck in meiner Brust schnürte mir die Luft ab und mit brennenden Augen sprang ich auf.
„Ich...ich hab beim Einkaufen etwas vergessen. Ich muss noch mal kurz los“, log ich und hastete nach draußen.
Im Auto holte ich das Handy aus der Tasche und tippte:
Du solltest hochkommen, die Kleinen sind alleine. Leb wohl. Renate.
Ich legte den Gang ein, blickte in den Rückspiegel und fragte mich, ob ich jemals wieder etwas anderes als Abscheu in meinen Augen lesen würde.
_________________ Mit deinem Denken erschaffst du deine Realität |
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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12.06.2010 23:39
von anuphti
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Liebe Ruthi!
Ich bin ehrlich erschüttert.
Wahnsinn.
Du schaffst es die Gefühle von Renate derartig präzise auf den Punkt zu bringen, dass ich Gänsehaut hatte.
Sehr sehr gerne gelesen (obwohl ich natürlich (hoffnungsloser Optimist, der ich bin) ein anderes Ende lieber gesehen hätte).
Aber so ist die Geschichte in sich stimmig und hat mich vom ersten Satz weg gepackt.
Ich will da jetzt auch gar nicht in irgendwelche Details rein gehen.
Einfach gerne gelesen!!
Liebe Grüße
Nufff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Ruthi Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 218
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12.06.2010 23:57
von Ruthi
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Zitat: | Ich bin ehrlich erschüttert. |
Wow, nach dem Satz dachte ich erst, jetzt kommt eine Mörderkritik...
Mann hast du mich erschreckt
Das freut mich tierisch, dass dir der Text gut gefällt, ich hatte Bedenken, dass er zu alltäglich, zu schleppend oder langweilig rüberkommen könnte.
Vielen vielen Dank fürs Lesen und für das Lob!
LG Ruthi
_________________ Mit deinem Denken erschaffst du deine Realität |
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Andrea F. Leseratte
A
Beiträge: 154 Wohnort: München
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A 13.06.2010 00:24
von Andrea F.
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Liebe Ruthi,
also langweilig oder schleppend finde ich den Text nicht, schon gar nicht alltäglich. Ich bin nur gerade am Überlegen, mit wem ich mehr Mitgefühl habe. Ich kann Renates Handeln durchaus nachvollziehen, trotzdem tut mir der kranke Junge furchtbar leid. Ich stehe auf Happy Ends, finde es aber nicht schlecht, wenn ein Text auch einmal nicht so happy endet.
Mir erscheint es jetzt nur vom Zeitrahmen her zu kurz, dass Renate schon nach zwei Wochen derart am Ende ist und einen derart drastischen Schritt vollzieht – ist aber jetzt nur meine persönliche Meinung.
Liebe Grüße
Andrea
_________________ Lesen ist in einer immer schneller lebenden Welt die einzige Methode der Verlangsamung. |
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Ilona Klammeraffe
I
Beiträge: 558 Wohnort: irgendwo in Hessen
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I 13.06.2010 00:51
von Ilona
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Mir gefällt die Geschichte, gegen alle Konventionen gebürstet. Das Verhalten von Müttern ist doch im allgemeinen recht klischeebeladen.
In der Prota müssen doch eine Menge Gefühle hin und hergehen. Das schlechte Gewissen, das Mutterleben,d as ihr übergestülpt wird, Versuche mit den Kindern klarzukommen, Partnerprobleme etc.
Das taucht alles in dem Text andeutungsweise auf, aber das Thema ist harter Tobak. Ich würde es daher länger gestalten und mehr Wert auf die Entwicklung des Desasters legen.
Ich hatte den Eindruck, dass Du dir eine Menge Gedanken gemacht hast, hier aber nur einen Extrakt lieferst. Hier ist er für meinen Geschmack sehr hochkonzentriert.
Trotzdem gerne gelesen, es ist auch in dieser Form ein aufwühlender Text
Grüße
Ilona
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Ruthi Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 218
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13.06.2010 12:31
von Ruthi
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Hallo Andrea!
Dir auch erstmal Danke fürs lesen und kommentieren!
Freut mich auch, dass du diese Zwickmühle zwischen Mitleid mit dem Kind und mit Renate nach fühlen konnte, genau das hatte ich beabsichtigt. Ich wollte anstatt diese üblichen starken Frauen auch einmal eine Figur verwenden, die schwach wird und entgegen der üblichen Klischees handelt. Fast eine Art Antiheld, wenn man so will
Das die zwei Wochen dir zu kurz erscheinen kann ich nachvollziehen, darüber hatte ich nicht genau nachgedacht. Vielleicht müsste die Schwere der Situation noch mehr erhöht werden, dass es nachvollziehbar wird.
Danke für diesen hilfreichen Kommentar!
LG Ruthi
_________________ Mit deinem Denken erschaffst du deine Realität |
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Ruthi Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 218
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13.06.2010 12:35
von Ruthi
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Hallo Ilona!
Auch dir Danke fürs Lesen und kommentieren!
Ich freu mich so sehr, dass der Text euch gefällt und auch, dass du ihn als hochkonzentriert bezeichnen kannst. Ich hatte wie schon gesagt, die Befürchtung, dass er zu schleppend wirkt. (Ich tu mich immer schwer, solche Alltagsszenen zu schreiben)
Vielleicht soll an dieser Stelle noch erwähnt sein, dass es sich hierbei um die Hausaufgabe meiner Fernschule handelt und die Länge auf 80 Zeilen festgesetzt ist. Es soll quasi erreicht werden, auf kurzem Raum viel unterzubringen, aber nicht zuviel.
Ich hoffe, dass der Text nicht überladen wirkt...
Ich sollte vielleicht daran arbeiten, nicht zu viele Konflikte in einen Text zu stecken sondern mich auf einen zu konzentrieren.
Du hast mich zum Nachdenken gebracht
LG Ruthi
_________________ Mit deinem Denken erschaffst du deine Realität |
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Aknaib Klammeraffe
Alter: 64 Beiträge: 740 Wohnort: Dresden
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19.06.2010 16:05
von Aknaib
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Hallo Ruthi,
Generell: Aufgabe erfüllt!
Du schreibst:
Zitat: | Bei dieser Geschichte weiß ich noch nicht, ob ich sie mag oder nicht. | Diese Bemerkung kann ich als Leserin verstehen.
Ich mag deine Geschichte – sehr sogar.
Sicher ist nicht alles beleuchtet, wie meine Vorgänger schon anmerkten, doch auf so wenigen Zeilen solch Tiefe der einzelnen Figuren zu vermitteln, ist stark.
Ich kann mit der Frau mitfühlen, sehe den Mann vor mir und die Kinder … oh je, da zerreißt es mir das Herz.
Hier Dinge die mir aufgefallen sind:
Zitat: | „Da hat aber jemand was vor am Wochenende“, stellte die Kassiererin mitleidig lächelnd fest und zog die letzten Teile über den Kassenscanner. | Warum lächelt sie mitleidig?
Kennt die Verkäuferin die Protagonistin? Wenn ja; hätte sie nicht eher neugierig sein müssen, ob der vielen Dinge die sie wahrscheinlich für Kinder gekauft hat.
Kennt die Verkäuferin sie nicht, gibt es trotzdem keinen Grund mitleidig zu sein.Ein Riesenwochenendeinkauf z.B. ist doch nichts Besonderes.
Zitat: | Die Tragegriffe der Plastiktüten waren dünn wie Nylonfäden und schnitten in die Handflächen als ich endlich zuhause ankam. | Ist etwas unglücklich formuliert. Schnitten sie erst zu Hause ein, quasi vor der Wohnungstür?
Hin und wieder hängst du Erklärungen an, die aus meiner Sicht nicht nötig sind, weil die Situation für sich spricht. Ich habe dies blau markiert.
Zitat: | … „Du Renate?“ Ich spürte die Berührung einer klebrigen Kinderhand an meinen Arm. Hastig zog ich ihn zurück und versuchte ein freundliches Lächeln, um den Kleinen meine Abneigung nicht spüren zu lassen.
„David, du hast mich vielleicht erschreckt! Wieso bist du nicht im Bett wie dein Bruder?“
„Ich konnte nicht schlafen. Mir ist so warm!“, jammerte David kraftlos.
Meine Fingernägel gruben sich schmerzhaft in meine Handflächen, als könnte ich dadurch die Beherrschung festhalten.
„Ich bin keine Mutter! Du weißt genau, dass ich nie Kinder wollte. Ich bin nicht dafür geschaffen!“
„Du machst das doch für’n Anfang ganz gut.“
„Aber das bin ich nicht! Ich wollte nie Kinder!“
„Was soll ich denn machen? Meine eigenen Kinder vor die Tür setzen? Sie nach dem Tod ihrer Mutter ins Heim schicken, damit sie auch noch ihren Vater verlieren?“
„Und du glaubst, das würden sie überhaupt merken? Wer kümmert sich denn tagtäglich um die beiden? Du vergräbst dich hier unten und lässt mich vollkommen mit ihnen allein!“
Er drehte sich um und blickte mir direkt in die Augen. Seine Stimme wurde bedrohlich leise, wie immer, wenn er wütend war. (Das ist doppelte Darstellung zum gleichen Sachverhalt)
„Ich hab es mir auch anders vorgestellt. Kann ich jetzt bitte weiter arbeiten? Wir reden später.“
Die Härte in seinen Augen verursachte mir Gänsehaut.
Sprachlos und mit hängenden Schultern schlich ich nach oben. Ich sank auf den Treppenabsatz nieder, das Gesicht in den Händen vergraben. In mir tobte ein Sturm. Die große Verantwortung, die Einsamkeit, die Distanziertheit zu den Kindern: All das prasselte auf mich nieder wie ein Hagelschauer, wütete in mir wie ein Wirbelsturm und alles versank in trostlosem Grau. Ein klägliches Wimmern und Husten ertönte von der Couch und holte mich zurück in die Gegenwart. Ich schleppte mich in die Küche, goss das heiße Wasser in die Tasse und
brachte David den Tee.
„Kannst du was bei mir bleiben?“, bettelte er und ich setzte mich. Der kleine Körper kuschelte sich sofort an meine Seite, verzweifelt auf der Suche nach menschlicher Wärme. Ich schämte mich dafür, dass die kleinen schwitzigen Hände und der warme Körper mich abstießen. |
Du könntest alle „!“ überprüfen.
Wie war das: Befehle, Aufforderungen und Ausrufe sind die einzigen Stellen die es erfordern.
Worüber ich mir am meisten Gedanken gemacht habe, ist der Titel.
Mir ist schon klar, dass das Gegenteil gemeint ist und doch finde ich trifft auf die Protagonistin "Mutterglück" nicht zu, weil sie von vornherein nie Mutter sein wollte.
Liebe Ruthi,
da ich deine Schreibentwicklung verfolgen konnte, kann ich nur sagen, du bist weiterhin auf dem besten Weg, richtig gute Literatur zu schreiben.
Herzliche Grüße
Bianka
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Ruthi Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 218
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19.06.2010 18:15
von Ruthi
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Hallo Bianka!
Vielen Dank auch fürs Lesen und kommentieren, ich war schon sehr gespannt, was du zu meinem Text sagen bzw schreiben würdest
Zitat: | Warum lächelt sie mitleidig?
Kennt die Verkäuferin die Protagonistin? Wenn ja; hätte sie nicht eher neugierig sein müssen, ob der vielen Dinge die sie wahrscheinlich für Kinder gekauft hat.
Kennt die Verkäuferin sie nicht, gibt es trotzdem keinen Grund mitleidig zu sein.Ein Riesenwochenendeinkauf z.B. ist doch nichts Besonderes. |
Hier wollte ich es so darstellen, dass die Verkäuferin in dem Rieseneinkauf auch die Arbeit dahinter, z.B. das Kochen,sieht, aber dieser Satz gehört zu denen, die ich (wie den Satz mit den Nylonfäden) überprüfen muss.
Ich bin total geflasht, sogar meine neue SL hat sich auf meine Bitte eingelassen und beinah alles kritisiert, was auch von euch angesprochen wurde. Es gibt also doh noch Wunder
Zitat: | Mir ist schon klar, dass das Gegenteil gemeint ist und doch finde ich trifft auf die Protagonistin "Mutterglück" nicht zu, weil sie von vornherein nie Mutter sein wollte. |
Genau auf diesen Gegensatz spiele ich an, ich hätte nicht gedacht, dass das stören könnte...
Zitat: | da ich deine Schreibentwicklung verfolgen konnte, kann ich nur sagen, du bist weiterhin auf dem besten Weg, richtig gute Literatur zu schreiben. |
Wenn ich einen Kommentar nicht nach dieser Geschichte erwartet hätte (und mir ist auch klar dass er sich nicht nur auf sie bezieht) dann den
Ich danke dir für dieses Riesenkompliment, aber ich weiß auch, dass mich davon noch Welten trennen, die ich mir nur scheibchenweise erarbeiten kann. Aber für jedes Fitzelchen bin ich bereit hart zu arbeiten, vielleicht reicht das ja
Danke für deinen hilfreichen und aufbauenden Kommentar!
LG Ruthi
_________________ Mit deinem Denken erschaffst du deine Realität |
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mondblume Reißwolf
Alter: 45 Beiträge: 1138 Wohnort: Costa Brava
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19.06.2010 21:28
von mondblume
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Hola Ruthi,
die Geschichte vermag gut das Gefühlschaos, die Überforderung und das sich-mit-allem-alleine-gelassen-fühlen, das eine junge Mutter kurz nach der Geburt ihres Kindes fühlen kann, rüberbringen. Verschlimmernd dazu kommt, dass die Protagonistin weder die leibliche Mutter ist, noch überhaupt einen Bezug zu den Kindern aufbauen will.
Trotzdem gibt es einige Stolpersteine. Gleich die ersten Sätzen waren mir zu holprig:
Zitat: | „Da hat aber jemand was vor am Wochenende“, stellte die Kassiererin mitleidig würde ich streichen lächelnd fest und zog die letzten Teile besser: Produkte über den Kassenscanner. Bei jedem Piepen fuhr ich innerlich zusammen. Diese Kopfschmerzen setzten mir seit einigen Tagen schon zu. Ich blickte auf das Meer mag hier irgendwie nicht passen. besser vllt den Berg? an Plastiktüten und seufzte:
„Ja, ich kaufe viel mehr ein als sonst. Wir haben ja jetzt zwei Mäuler mehr zu stopfen.“ Würde sie das einer Kassierin einfach so erzählen? Sonst würde ich es sie eher denken lassen. Klingt etwas aufgesetzt. |
Zitat: | „Hm. Du hast vielleicht Fieber“, vermutete ich und betastete hilflos die heiße Stirn, |
Dafür, dass sie sich mit kleinen Kinder nicht auskennt, ist das eine sehr schnelle Diagnose. Ich würde sie vielleicht zuerst die Stirn betasten lassen und dann daraus schlussfolgern, dass David Fieber hat.
Du benützt allgemein in diesem Text häufig "was", statt "etwas", "mal", statt "einmal" und "hab", statt "habe" (resp. "krieg", statt "kriege", etc.). Ist das Absicht? Ist mir persönlich zu umgangssprachlich.
Zitat: | „Was gibt’s denn, Schatz? Ich hab zu tun.“
„Ich glaube, dein Sohn hat Fieber.“ |
da schenke ich dir zwei Kommas!
Zitat: | wütete in mir wie ein Wirbelsturm und alles versank in trostlosem Grau. |
Den nächsten Satz, der das Kind wieder ins Spiel bringt, würde ich auf einer neuen Zeile beginnen lassen.
Zitat: | „Kannst du was ein bisschen bei mir bleiben?“ |
Zitat: | „Ich ... ich hab beim Einkaufen etwas vergessen. |
Zitat: | Im Auto holte ich das Handy aus der Tasche und tippte:
Du solltest hochkommen, die Kleinen sind alleine. Leb wohl. Renate.
Ich legte den Gang ein, blickte in den Rückspiegel und fragte mich, ob ich jemals wieder etwas anderes als Abscheu in meinen Augen lesen würde. |
Der Schluss gefällt mir nicht. Nicht, weil ich ein Fan von Happy Ends wäre. Er ist einfach unglaubwürdig. Sie setzt sich ins Auto und verlässt ihren Mann, ohne irgend etwas von ihren Sachen mitzunehmen? Einfach so mal kurz? Kurzschlussreaktion in allen Ehren, aber das geht mir etwas zu weit. Um dieses Ende schlüssig sein zu lassen, müsste vorher doch noch ein wenig mehr passieren, hat glaube ich schon jemand erwähnt. Noch mehr Druck aufbauen, noch mehr Zweifel aufkommen lassen auch an ihrer Beziehung, damit man die Reaktion am Schluss nachvollziehen kann.
Kommt gut!
_________________ Die Frau des Spatzen
Die Spanien-Saga:
Wir sind für die Ewigkeit - Hoffnung
Wir sind für die Ewigkeit - Erinnerung
Wir sind für die Ewigkeit - Berührung
Dort, wo die Feuer brennen (Tolino Media Newcomerpreis 2022) |
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MadameMimm Klammeraffe
Alter: 50 Beiträge: 575 Wohnort: Schwabenland
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17.08.2010 22:53
von MadameMimm
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Hallo Ruthi,
bin eben über deine Geschichte gestolpert. Aber hallo! Das hat mich richtig umgehauen!
Zum Einen wegen der Eindringlichkeit, mit der du die Gefühle der Prot. und auch die des Mannes rüber bringst, zum Anderen, weil ich persönlich auch keine eigenen Kinder will, und ich mir beim "Miterziehen" der Kinder meines Lebensgefährten auch oft die Frage gestellt habe: Was mach ich hier eigentlich?
Aber ich bin geblieben... ...und bereue NICHTS.
Trotzdem kann ich sagen: Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!
_________________ Hexliche Grüße von Tanja |
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Ruthi Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 218
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18.08.2010 10:41
von Ruthi
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Hallo Mondblume!
Oh je ich habe deine Antwort voll übersehen
Zu deiner Anmerkung:
Zitat: | „Ja, ich kaufe viel mehr ein als sonst. Wir haben ja jetzt zwei Mäuler mehr zu stopfen.“
Würde sie das einer Kassierin einfach so erzählen? Sonst würde ich es sie eher denken lassen. Klingt etwas aufgesetzt.
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Der Satz war leider Teil der Vorgabe. Ich hätte ich sonst auch anders geschrieben.
Mit dem Rest muss ich dir widerspruchlos zustimmen. Zuviel Umgangssprache, eindeutig. Das passiert mir dauernd. Und die inhaltlichen Anmerkungen treffen auch ins Schwarze.
Du hast mir einiges gezeigt, an dem ich feilen muss, danke dafür!
LG Ruthi
Hallo Tanja,
Freut mich, dass du den Text so treffend fandest
Danke fürs Lesen und kommentieren.
Und ja, manchmal hilft nur Zähne zusammenbeißen und durchhalten.
Dsa habe ich Gott sei Dank noch nicht mit Kindern erlebt, aber auf anderer Ebene
LG RUthi
PS Tanja: Mein Feddersen ist auch hier, "Alles rund"
_________________ Mit deinem Denken erschaffst du deine Realität |
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Gast
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18.08.2010 10:59
von Gast
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Hallo Ruthi,
mir gefällt der Text auch. Er gewänne aber noch, wenn du noch einmal auf Klischeeverdacht prüfst.
All das prasselte auf mich nieder wie ein Hagelschauer, wütete in mir wie ein Wirbelsturm und alles versank in trostlosem Grau.
Der Hagel prasselt, der Sturm wütet, das Grau ist trostlos - zu schematisch.
Liebe Grüße,
Soleatus
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Ruthi Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 218
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18.08.2010 13:37
von Ruthi
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Hallo soleatus!
Danke für deinen Kommentar und freut mich, dass dir der Text gefällt
Mit den Klischees geb ich dir inzwischen Recht. Am Anfang fand ich diese Stelle besonders toll, aber wie so oft bei solchen Teilen sind es nachher die schlechtesten. Da gibt es eindeutig wirklungsvollere, bildlichere und passendere Bilder.
LG Ruthi
_________________ Mit deinem Denken erschaffst du deine Realität |
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Dorade Wortedrechsler
Beiträge: 62
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19.08.2010 21:30
von Dorade
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Hallo Ruthi, ich finde Deinen Text wirklich sehr gelungen. Die Spannungen zwischen Renate und ihrem Mann und wie offensichtlich unfair er sich verhält, hast Du sehr gut deutlich gemacht. Kurz vor Schluss, als David sich an Renate kuschelt, dachte ich, es wird bestimmt alles gut. Die Geschichte geht unter die Haut.
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Ruthi Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 218
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19.08.2010 21:42
von Ruthi
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Hallo Dorade!
Schön, dass die Geschichte dich so berührt
Danke für deinen Kommentar!
LG Ruthi
_________________ Mit deinem Denken erschaffst du deine Realität |
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Dienstwerk Reißwolf
Alter: 55 Beiträge: 1254 Wohnort: Gera/Markkleeberg
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24.08.2010 19:01
von Dienstwerk
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Der Text bringt hervorragend die, mit Sicherheit beabsichtigte, beklemmende Stimmung und die Zerrissenheit der Frau rüber.
Zwar habe ich ebenfalls ein Happy-End erwartet, aber so ist es viel authentischer.
Die Geschichte gefällt mir sehr gut.
Frage: Was meinst Du mit SL?
Zu den Korinthen wurde schon alles gesagt, ich schließe mich an und füge nichts mehr hinzu.
LG, Ana
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Ruthi Eselsohr
Alter: 36 Beiträge: 218
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24.08.2010 19:55
von Ruthi
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Hallo Ana!
Danke fürs Lesen und kommentieren und freut mich, dass die Geschichte authentisch rüberkommt. Mit SL meine ich StudienleiterIn von der Fernschule. Bei dem Text handelt es sich sozusagen um eine Hausaufgabe
LG Ruthi
_________________ Mit deinem Denken erschaffst du deine Realität |
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