Opfer

[The Brain]

OPFER
1. Kapitel


“Immer diese Rentner, die haben nie Zeit!” Grinsend sah ich zu Mike.
“Ja, ja, wahrscheinlich haben die Angst zu spät zu Ihrer Beerdigung zu kommen!”
Wir lachten laut und stießen uns gegenseitig den Ellenbogen in die Seite. Die alte Dame vor uns in der Schlange sah sich nicht um. Sie hatte wohl beschlossen uns zu ignorieren. Sie trat an den Schalter der Bank.
“Bitte fünfhundert Mark!” Mit diesen Worten schob sie dem Kassierer einen Auszahlungsbeleg durch den schmalen Schacht der Schublade vor ihr.
“Gerne! Wie hätten sie es denn gerne?”
“Bitte geben sie mir fünf einhundert Mark Scheine.”
“Einhundert, zweihundert, dreihundert, vierhundert und fünfhundert. Ich darf Ihnen einen schönen Tag wünschen.”
“Hast du das gesehen?” Flüsterte Mike mir zu. “Für was brauch’ die Alte denn soviel Kohle?”
“Psst. Nicht so laut!” Zischte ich zurück.
“Und was kann ich für die jungen Herren tun?” Fragte der dickliche Kerl hinter der Glasscheibe.
“Ich brauch’ fünfzig Mark!” Ich reichte ihm das Stück Papier.
“Am Stück!”
Dienstbeflissen gab er die Daten in seine Tastatur ein.
“Tut mir leid mein Herr, eine Auszahlung ist im Moment leider nicht möglich.”
“Was? Jetzt mal kein Scheiß! Ich brauch das Geld!”
“Tut mir leid, da ist nichts zu machen. Ihr Konto weist leider nicht die erforderliche Deckung auf.”
“Meine Güte, die paar Scheinchen. Das dürfte doch wohl noch drin sein!” Der Kassierer zuckte mit den Schultern. “Tut mir leid!”
“Los komm, Boris, wir gehen!” Mike zog mich auf die Seite.
“Ich hab da eine bessere Idee! Sollen die doch Ihr Scheiß Geld behalten!”
Neugierig folgte ich ihm. Mit schnellen Schritten traten wir vor die Bank. Suchend sah sich Mike um.
“Da! Da ist sie ja!”
Er zeigte mit ausgestrecktem Arm auf die alte Dame von eben.
“Los komm! Hinterher!”
Er rannte los. Ich ihm nach. Schnell hatten wir die Oma eingeholt. Mike rempelte sie an. Mit einem Griff riss er ihr die Tasche aus der Hand. Triumphierend lachend rannte er los. Ich immer dicht hinter ihm. Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie die alte Frau zu Boden fiel. Dann waren wir bereits um die nächste Ecke verschwunden. Wir rannten, rannten und rannten. Erst einige Straßen weiter blieben wir keuchend stehen.
Ein scharfes Stechen in meiner Hüfte machte mir deutlich, dass sich mein Körper weigerte, auch nur einen einzigen Meter weiter zu rennen. Mike ging es wohl ebenso. Noch nach Atem ringend durchwühlte er die eben erbeutete Tasche. Er zog eine Geldbörse hervor.
“Schau, da sind unsere Scheinchen! Kommt zu Papa!”
Er zerrte ein Bündel Geldscheine hervor und stopfte sie in seine Hosentasche.
“Wir teilen später! Jetzt erst einmal weg hier!”  
Er warf die Tasche samt dem Geldbeutel in weitem Bogen in eine Hofeinfahrt.
“Na dann gehen wir jetzt erst einmal ein gepflegtes Bierchen zischen.”
Pfeifend schlenderte er in Richtung unserer Stammkneipe. Ich folgte ihm, nicht ganz ohne Bewunderung.

[prophet]

Hei, Brain,

hoffe doch stark, dass Du uns hier keine Jugenderinnerungen schilderst. Für das oftmalige "rannten,rennen"findest Du sicherlich ein anderes Wort. Ansonsten gerne gelesen.

lg p.



“Gerne! Wie hätten sie es denn gerne?”

[The Brain]

Oh, Entschuldigung,

jetzt habe ich doch glatt deinen netten Kommentar übersehen...

Also :

Nein es ist keine Jugenderinnerung!

... und das mit dem rannten ... da hast du schon recht. Werde es mal überarbeiten!



Vielen Dank!

[ELsa]

Liebe Brain,

Ich lese "1.Kapitel", demnach geht es also weiter, was ich gut finde, bis jetzt lese ich den Text wie eine Einführung, bin gespannt!

Liebe Grüße
ELsa

[derSibirier]

Hallo Brain

fein, ein Text von dir.
Ich sag's gleich, auf solche Geschichten steh ich nicht.

In den paar Zeilen werden die Jungs zu Räubern. Meine Meinung: Zu wenig ausgearbeitet.
Keine Gefühle zeigst du dem Leser, die Kerle habe doch genauso Angst wie die alte Frau, möchte man denken. Ich vermisse Emotionen. Die ganze Aktion wird von dir viel zu schnell abgehandelt. Lass dir mehr Zeit, gehe tiefer in das Geschehen hinein.

Text:

[The Brain]

Hallo, liebe Elsa,

Danke für dein Interesse! Es ist, wie die schon erfasst hast die Einleitung zu einer längeren Geschichte.

Liebe Grüße

The Brain

[The Brain]

Hallo, Sibirer,

lieben Dank für deinen Kommentar!
Aus Lobhudeleien kann keiner was lernen - aus ehrlichen Kommentaren schon!

Das mal vorab.

Dennoch ein paar Verteidigungsversuche....

[Ilona]

Hallo Brain

ich finde es gut mal aus der Sicht der Leute auf der Schattenseite des LEbens zu schreiben und sie nicht zu verklären. Schliesslich hat nicht jeder, der es im Leben zu nichts brachte automatisch ein goldenes Herz.

Allerdings finde ich die Prota viel zu wohlerzogen.

[The Brain]

Hallo, Ilona,

vielen Dank für deine Anmerkungen!

Zunächst einmal spielt die Geschichte vor längerer Zeit (siehe DM), als nach meiner Erinnerung die Sprache noch nicht ganz so verroht war, zum anderen ist der junge Mann gerade an der Schwelle, als "einigermaßen braves Bübchen" langsam in schlechte Kreise zu geraten ....

Werde mir das aber noch mal genau anschauen!!!!

Denn - und damit hast du ins Schwarze getroffen - fällt mir das bei diesem insgesamt sehr viel längeren Text ehrlich gesagt nicht immer leicht, diese einfache, ungehobelte Sprache (und Denkweise) durchzuhalten....

Liebe Grüße

The Brain