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Azura Leseratte
A Alter: 30 Beiträge: 113 Wohnort: Freiburg
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A 18.05.2010 18:41 Schönste Gier von Azura
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Die reine Schönheit ist der höchste Ausdruck der Kunst.
Wärest du in der Nacht auf die Straße gegangen, so hättest du, kaum aus der Tür, schon bemerken müssen, wie schwer das Atmen fällt. Es ist schwül, die Luft lastet schwer auf den Lungen und auf deiner Haut perlen bereits nach kurzer Zeit die ersten Schweißtropfen. Irgendwo würdest du das leise Summen einer Fliege hören. Am Himmel sind abertausende von Sternen zu sehen, doch gegen das warme Licht der Straßenlaternen erscheinen sie dir blass, fern und unnahbar. Unter deinen Schritten würde laut der Kies knirschen, während du die Auffahrt entlanggehst. Du könntest gerade noch ihren Geruch wahrnehmen, diesen süßlichen Duft, fast wie Honig. Vielleicht würdest du dem Weg folgen, den eben noch ihre Füße beschritten haben. Dann hättest du gesehen:
Eine Straße, die um eine Biegung und einen Hügel hinauf führt. Um dich Häuser, deren Fenster längst dunkel sind, ein paar Bäume dazwischen, die im Schatten der Nacht zu bedrohlichen Formen werden, eine weggeworfene Zigarettenschachtel am Straßenrand. Weiter vorne ein Lichtschein. Ein großes Gebäude, dessen Eingang neben dir auftaucht, die Wände nichts als Beton, grau und düster. Eine Schule vielleicht, oder Büroräume. Das Licht kommt von einem der Fenster weiter hinten. Um das Gebäude herum, durch verkümmertes Gras und an Fahrradständern vorbei. Hinter dem Fenster zwei Personen, zwei Menschen, fast einer, so ineinander verschlungen sind sie. Als wären sie eine einzige Fläche Haut. Die Lippen der Frau lösen sich gerade von seinen, sie dreht den Kopf zur Seite und - stündest du tatsächlich dort, sie müsste dir direkt in die Augen schauen. Ihre Lippen sind leicht geöffnet, die Nasenflügel beben, als söge sie seinen Duft ein, ein tiefer Atemzug, während er plötzlich aufstöhnt. Dann verzieht sich ihr schöner Mund zu einem Lächeln. Du würdest dir ihr Gesicht vielleicht etwas genauer ansehen, einen letzten Blick darauf werfen, und merkst, in ihren Zügen spiegelt sich nicht Ekstase, sondern - Triumph. „Du gehörst mir.“, flüstert sie leise, wie zu sich selbst, „Nur mir.“ Während ihre Worte noch in deinem Kopf nachhallen verblasst das Bild, der Moment verschwimmt und vergeht schließlich. Doch du, der stille Beobachter, wirst ihn nicht vergessen können. In den Augenblicken - und sie werden kommen - da du dich fragst, was es ist, wonach du dich verzehrst, wirst du ihre Augen sehen, ihre unergründlichen Augen, die dich nicht mehr loslassen.
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Ursprünglich einmal der Prolog zu einem Roman, den ich vor einiger Zeit begonnen habe.
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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19.05.2010 09:43
von anuphti
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Liebe Azura,
Eigentlich ein schöner und interessanter Text.
Aber ...
Ich bin über die verschiedenen Zeiten gestolpert, Du verwendest abwechselnd Konjunktiv und Präsens.
Ich bin da jetzt nicht so der analytische Fachmann, vielleicht kann Dir da noch jemand anderes genauer sagen, was da nicht stimmt, ich merke nur, dass ich drüber gestolpert bin.
Und ich habe Schwierigkeiten die Überschrift "Schönste Gier" mit dem ersten Satz über die Kunst, und der Schlüsselstelle mit dem "Triumph" in Zusammenhang zu bringen.
Aber das ist sicher meine geistige Beschränktheit ...
Ganz liebe Grüße
Nuphti
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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19.05.2010 09:59
von BlueNote
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Hi Azura,
ich sehe das auch so, dass das Mischen von Konjunktiv und Präsens keinen Sinn macht.
Aber von Anfang an ... Verblüfft bin ich erst Mal, wie du in jungen Jahren bereits so einen Erzählstil drauf hast. Das ist schon herausragend. Deine Geschichte gefällt mir zur Hälfte dann auch recht gut. Die Beschreibung der Liebesszene ist allerdings nicht nach meinem Geschmack. Aber so wird das wohl in den Büchern geschrieben, die ich nicht mal mit der Rohrzange anfassen würde.
Fazit: Dein Stil gefällt mir, vielleicht schreibst du auch mal was, was mich vom Thema her mehr anspricht.
BN
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Azura Leseratte
A Alter: 30 Beiträge: 113 Wohnort: Freiburg
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Nina Dichterin
Beiträge: 5012 Wohnort: Berlin
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19.05.2010 13:13
von Nina
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madame, du hast einen sehr schönen schreibstil.
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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VanessaD Eselsohr
Alter: 44 Beiträge: 247 Wohnort: NRW
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19.05.2010 13:19
von VanessaD
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Mir gefällt´s, unabhängig von den verschiedenen Zeiten...wie gehts weiter?
LG Vanessa
_________________ LG Vanessa |
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Ernst Clemens Klammeraffe
Alter: 78 Beiträge: 594 Wohnort: München
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19.05.2010 13:29
von Ernst Clemens
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hallo azura,
ja, dein stil spricht mich an. er erzeugt lebendige bilder in meinem kopf.
und ja: der wechsel zwischen konjunktiv und präsens ist ein unnötiger stolperstein, der ärgerlich ist.
dann noch zwei andere punkte, die mir aufgefallen sind:
Zitat: | Dann hättest du gesehen:
Eine Straße, die um eine Biegung und einen Hügel hinauf führt. | ich kann zwar erahnen (oder auch wissen) dass die Straße nach der Biegung den hügel hinauf führt - aber SEHEN kann ich es nicht (logikfehler)
Zitat: | ein paar Bäume dazwischen, die im Schatten der Nacht zu bedrohlichen Formen werden, eine weggeworfene Zigarettenschachtel am Straßenrand. | ob du in der dunkelheit eine zigarettenschachtel am wegrand sehen kannst?
Zitat: | Ein großes Gebäude, dessen Eingang neben dir auftaucht, |
- eingänge bewegen sich in der regel nicht, wohl aber der protagonist.
mach weiter so, du hast talent!
gruß
ernst
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Azura Leseratte
A Alter: 30 Beiträge: 113 Wohnort: Freiburg
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A 19.05.2010 14:23
von Azura
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Wow, so viel Lob, also, ich hätte nicht gedacht, dass jemand meine Texte mag. Das ist wirklich aufbauend
Zitat: | Dann hättest du gesehen:
Eine Straße, die um eine Biegung und einen Hügel hinauf führt. | ich kann zwar erahnen (oder auch wissen) dass die Straße nach der Biegung den hügel hinauf führt - aber SEHEN kann ich es nicht (logikfehler)
Der Protagonist läuft diese Straße ja entlang, (wenn du dem Weg folgen würdest), aber vielleicht kann ich das noch klarer machen, indem ich das ein bisschen ausführe.
Zitat: | ein paar Bäume dazwischen, die im Schatten der Nacht zu bedrohlichen Formen werden, eine weggeworfene Zigarettenschachtel am Straßenrand. | ob du in der dunkelheit eine zigarettenschachtel am wegrand sehen kannst?
hm, da hast du Recht. Wie wäre es mit einer noch glimmenden Zigarette? Die müsste zu sehen sein.
Zitat: | Ein großes Gebäude, dessen Eingang neben dir auftaucht, |
- eingänge bewegen sich in der regel nicht, wohl aber der protagonist.
...dessen Eingang plötzlich aus dem dunkel aufzutauchen scheint... (?)
Danke auch für die Kritik. Es ist schön, dass du sowas merkst, ich mache für mein Leben gern Logikfehler ...
Einmal habe ich geschrieben, "er legte auf und lauschte noch lange dem Tuten des Telefons"
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Azura Leseratte
A Alter: 30 Beiträge: 113 Wohnort: Freiburg
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Ernst Clemens Klammeraffe
Alter: 78 Beiträge: 594 Wohnort: München
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19.05.2010 15:18
von Ernst Clemens
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ja, deine beiden vorschläge gefallen mir viel besser, als die ursprünglichen textpassagen.
gruß
ernst
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