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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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11.03.2010 12:24 Die Sterne von EdgarAllanPoe
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Die Sterne
Später saßen wir im Wintergarten. Jemand musste das Licht mit Eimern fast vollständig daraus abtransportiert haben, denn nur in einigen Ecken glühte es noch.
Die Wärme hatte sich irgendwohin verkrochen, wo wir nicht hinkamen. Bläuliche Hände lagen auf den Tischen oder auf den Stuhllehnen. Die Stille wog schwer, sie hing über uns wie ein Netz, das uns einschloss.
- Wie geht es weiter, schrillte jemand aus der Ecke.
Auf dem Tisch lagen die Kuchengabeln. Alle waren auf mich gerichtet. Ich sah ihre Zacken, die kurz davor waren, mich aufzuspießen. Angstvoll sah ich zu Boden und wünschte, jemand würde kommen und Licht in den Raum schütten.
- Ich weiß es nicht, sagte ein anderer.
Augen, Licht im Dunkel, das in die Irre führte – man würde so niemals den richtigen Weg finden können. An der Decke schaukelte die Lampe im Luftzug, sie war längst ausgegangen. Das Tischtuch flatterte ein wenig.
- Mach die Tür zu, sagte jemand. Sonst fliegen uns noch die Teller runter.
- Die Tür ist zu.
- Ach so. Na, dann. Also.
Es hätte nicht mehr viel gefehlt, und ich hätte laut meinen Wunsch geäußert, eine Taube zu sein, um aus diesem Nest entfliehen zu können; rechtzeitig biss ich mir auf die kalten Lippen.
Hände krochen über den Tisch, zitternd, Kuchenstück auf den Teller laden. Das Klappern der Gabel hallte und pulste mir in den Ohren.
- Es ist kalt, sagte jemand.
- Es ist immer kalt, sagte ein anderer.
- Es wird immer kalt bleiben.
- Wir haben uns hier zusammengefunden, um zu diskutieren, wie es weitergehen soll, sagte die am Ende der Tafel.
- Und wir finden niemanden, der uns helfen kann, schrillte es von links.
Ich empfand nach diesen langen Jahren die Zeit als eine Nuss, die man öffnen musste, um an ihren Inhalt heranzukommen – an der Luft verdarb er jedoch, sodass man nichts mehr genießen konnte. Ich musste die Hände vor meinen Kopf schlagen, um nicht zu weinen, aber ich schluchzte dennoch. Niemand reagierte.
- Warum weinst du, fragte schließlich jemand nach einigen Minuten. Warum können wir dir nicht helfen.
Und ich sah, ich sah die zerborstenen Sterne durch die Maschen des Netzes über uns. Sie klebten zerfetzt am Himmel, das Licht des Schnees schnitt ihre Konturen, und ich dachte, ich dachte, man würde sie niemals mehr zusammenkleben können, selbst wenn jemand aus großen Eimern Licht in diesen Wintergarten schütten würde.
Weitere Werke von EdgarAllanPoe:
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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