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Im Café


 
 
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Dunkelblaue Kunst
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 46



Beitrag10.01.2010 21:15
Im Café
von Dunkelblaue Kunst
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

Da habe ich doch glatt mein altes Heftchen aus meinem Literatur-Kurs der zwölften Klasse wiedergefunden. Was jetzt keine Ausrede werden soll. Ich bin mir dem vollen Umfang meiner damals begangenen Verbrechen voll bewusst. Wink

Es geht allerdings um ein Gedicht, was mir schon damals am besten gefallen hat. Ich fand es immer sehr eindrucksvoll, was mir da für Bilder in den Sinn gekommen sind. Sowas hatte ich bei den anderen "Werken" aus damaliger Zeit gar nicht gehabt. Auch auf die Gefahr hin, dass jetzt meine Kindheit zerstört wird Wink , wollte ich dann doch mal hören, was so Experten von dem Geschreibsel halten.
Natürlich habe ich Rechtschreibefehler und dergleichen entfernt, aber der Text ist der selbe wie vor acht Jahren.

Auf bald.

 Arrow

Im Café

Am Eingang zum Café
nur graue Gesichter um mich herum.
Grau, wie die Fassaden
auf der anderen Straßenseite.
Grau, wie der Himmel
aus dem Regen wie Tränen perlt.

Gesichter, eingezwängt in schwarzen Anzügen,
verdeckt von schwarzen Hüten,
versteckt unter schwarzen Brillen.
Die Augenbrauen missmutig gesenkt.
Die Lippen zusammengepresst,
haben schon lange verlernt zu lächeln.

Nippen an ihrem kalten Kaffee,
essen ein bisschen vom Kuchen,
der nicht schmeckt, sondern nur
die Zunge am Gaumen festklebt.
Eisige Stille beherrscht die Gespräche,
wie auf einem Friedhof in einer Winternacht.

Der einzige geräuschvolle Farbklecks,
In einem Sommerkleid, gehüllt in Lachen,
Telefonierend, ohne Verzweiflung im Gesicht.
Nur Freude, Entspannung und mehr Freude,
lächelnd, strahlend, blendend.
Ich frage sie, ob ich mich zu ihr setzen kann.

Weitere Werke von Dunkelblaue Kunst:


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Was soll all dies?
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Fao
wie Vendetta

Alter: 33
Beiträge: 1994



Beitrag11.01.2010 15:14

von Fao
Antworten mit Zitat

Hallo,
Dunkelblaue Kunst

Well, vielleicht schreckst du mit der Bemerkung  
Zitat:
wollte ich dann doch mal hören, was so Experten von dem Geschreibsel halten

die Leute etwas ab, nun, ich bin wahrlich kein Experte.
Ich schreibe noch nicht lange Gedichte, tja und kann nur meine laienhafte Meinung abgeben.

Am besten gefallen hat mir die 3.Strophe.
Zitat:
Nippen an ihrem kalten Kaffee,
essen ein bisschen vom Kuchen,
der nicht schmeckt, sondern nur
die Zunge am Gaumen festklebt.
Eisige Stille beherrscht die Gespräche,
wie auf einem Friedhof in einer Winternacht.


Außerdem mag ich den letzten Vers.
Zitat:
Ich frage sie, ob ich mich zu ihr setzen kann.

Das hat so etwas nüchterndes, und doch bedeutet dieser Satz für das lyr. Ich sehr viel und enrhält doch mehr als nur ein "dazusetzen".

Die Bilder und Gefühle kommen gut rüber, nur...Also mich stören diese "grauen Fassaden, die schwarzen Anzüge, schwarze Hüte und schwarze Brillen".
Wie gesagt, ja, es kommt das Bild auf, dass du vermitteln möchtest. Aber es ist mir zu einfach und zu typisch.
Es reizt mich einfach nicht so sehr, da hätte ich lieber etwas originelleres gelesen, daher gefallen mir die ersten zwei Strophen nicht sehr, bzw. sie sind etwas langweillig.
Dass die Frau am Ende telefoniert, finde ich etwas unpassend.
Telefonieren ist meiner Meinung so eine Tätigkeit, die von der Ausenwelt ablenkt und isolier - meine persönliche Ansicht.

Es ist ein nettes Gedicht, aber etwas zu einfach, d.h nicht, dass es schlecht ist, nur in seiner Gesamtheit mag es mich einfach nicht umhauen wink

Nun, das war meine bescheidene, subjektive Meinung.
Ich rezesiere ungerne, weil ich denk ich habe zu wenig Ahnung und schade vielleicht mehr , als dass ich helfe wink

Lg
Fao


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Begrüßt gerechte Kritik. Ihr erkennt sie leicht. Sie bestätigt euch in einem Zweifel, der an euch nagt. Von Kritik, die euer Gewissen nicht anerkennt, lasst euch nicht rühren.
Auguste Rodin - Die Kunst.
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Angst
Geschlecht:männlichScheinheiliger
A

Alter: 34
Beiträge: 1571



A
Beitrag11.01.2010 15:35

von Angst
Antworten mit Zitat

Tut mir leid, hier vermisse ich Originalität. Ich will das Gedicht nicht "unlyrisch" nennen, aber ihm fehlt der poetische Sound. Du hast zwar einige Stilmittel drin (Wiederholung, Vergleiche, …), doch diese wirken beliebig und sind deswegen wirkungslos. Die Bilder sind leider auch abgenutzt. Graue Gesichter kennt man, ebenso wie eisige Stillen und weinende Himmel. Die Brücke von Regen zu Tränen ist eine, die man sehr bequem schlagen kann. Auch ist mir aufgefallen, dass du viel Füllmaterial hast. Damit meine ich Wörter, die das Gedicht nicht weiterbringen. ein bisschen, und mehr Freude, …

Alles hier ist kalt, grau und schwarz – eine gängige Taktik, um Distanz, Alltäglichkeit und Emotionslosigkeit auszudrücken. Das Neue, Überraschende bleibt hier leider auf der Strecke. Dass am Ende dann ein Farbklecks kommt, ist fast schon obligat. Das Gedicht arbeitet zu sehr mit den gängigen Mechanismen, als dass es mir noch etwas Interessantes sagen könnte.

Liebe Grüsse,
Scheinheilige


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»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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Dunkelblaue Kunst
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 46



Beitrag11.01.2010 20:01

von Dunkelblaue Kunst
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

und ich danke für die Kommentare:

@Fao: Ich wollte mit den "Experten" jetzt keine Studierten herbeirufen, die mein Gedicht analysieren! Meiner Meinung nach ist in diesem Forum eigentlich jeder Experte, da er sich mit Literatur und Sprache auseinander setzt. Dies sage ich dann im Hinblick auf z.B. meine Familie und Freunde, die grundsätzlich alles von mir gut finden, und Kritik dort nicht vorhanden ist.

Mir gefallen eigentlich die letzten beiden Strophen (inzwischen) auch am besten. Am liebsten mag ich die Zeile "lächelnd, strahlend, blendend", die eine nette Doppeldeutigkeit beinhaltet. Naja und der letzte Satz.

@Scheinheilige: Wow, eine ziemlich treffende Analyse. Ich kann dir eigentlich nur zustimmen.

Es fehlt also allgemein die Originalität, Spritzigkeit, Überraschendes und Neues.
Gut, gut. Ich werde das Gedicht in seiner Form so weiterbehalten. Schließlich ist es eine schöne Erinnerung an meine damalige Schulzeit (und davon gibts nicht so viel  Wink ).
Aber, ich halte das Gedicht für aus- und umbaufähig. Deshalb werde ich noch daran feilen, vor allem mit Hilfe eurer Anmerkungen!
Danke nochmal und ich hoffe, man liest sich.

Auf bald.


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Dunkelblaue Kunst
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 46



Beitrag13.01.2010 00:08

von Dunkelblaue Kunst
pdf-Datei Antworten mit Zitat

So, ein neuer Versuch. Ich habe mal versucht, meine kreativen Hüften zu schwingen. Was bei rumgekommen ist nichts.
Stattdessen habe ich meinen Kopf angestrengt. Ich habe versucht, dass ganze bildlicher zu machen, und gleichzeitig ein paar "Gedankenhinterhöfe" anzulegen. Ich hoffe, es mundet. Wink

Auf bald.

Arrow

Im Café

Am Eingang zum Café,
heraus aus dem Regen,
schlägt mir Menschlichkeit entgegen.
Es wandert mein Blick,
und sucht nach einem Punkt,
an dem er rasten will.

Leute, die wegsehen,
wollen nicht gesehen werden.
Ganz beschäftigt, stochern sie in ihrem Kuchen,
trinken den kalten Kaffee von Gestern.
Bedrängt man sie,
so heißt ihre Lösung Flucht.

Einige Blicke, wie Lanzen aufgestellt,
warten nur darauf,
dass ich ihnen zu nahe komme,
um mich aufzuspießen.
Ihre Besitzer suchen nichts,
sie haben sich selbst.

Ein geräuschvoller Farbklecks,
In einem Sommerkleid, gehüllt in Lachen,
ohne Furcht und Verzweiflung im Gesicht.
Nur Freude, Entspannung, Wohlsein,
lächelnd, strahlend, blendend.
Ich frage sie, ob ich mich zu ihr setzen kann.


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Angst
Geschlecht:männlichScheinheiliger
A

Alter: 34
Beiträge: 1571



A
Beitrag21.01.2010 18:58

von Angst
Antworten mit Zitat

Hmm … Mir gefällt die zweite Version wesentlich besser, mich überzeugt sie aber nicht ganz. Ich glaube, es liegt daran, dass du – bis auf einige Ausnahmen – eine recht alltägliche Cafészene beschreibst. Auch finde ich, dass das Gedicht metaphorisch zu sehr auseinander fasert. Es gibt keine klare Linie, sieht man mal vom Schauplatz Café und dem Motiv der Blicke ab. Beides ziehst du aber nicht deutlich genug durch, sodass (bei mir) am Schluss ein Fragezeichen bleibt. Die Atmosphäre ist ebenfalls nicht dicht genug, als dass sie das Gedicht über seine volle „Laufzeit“ tragen könnte.

Dunkelblaue Kunst hat Folgendes geschrieben:
heraus aus dem Regen,
schlägt mir Menschlichkeit entgegen.

Hast du hier mit Absicht gereimt? Weil es sich in meinen Ohren unvorteilhaft anhört. Kann aber auch an meinen Ohren liegen, natürlich ;) „Menschlichkeit“ ist ein zu vages Wort. Es kann so gut wie alles bedeuten. Ich würde mir das bildhafter wünschen. Wenn das Lyrische Ich schon aus dem Regen tritt, könnte man damit doch einen Draussen-Drinnen-Kontrast aufbauen. Spontan würde mir das heisse Schwitzen der Menschen einfallen, die leere Wüste, usw. Da liesse sich mehr draus machen.

Dunkelblaue Kunst hat Folgendes geschrieben:
Leute, die wegsehen,
wollen nicht gesehen werden.
Ganz beschäftigt, stochern sie in ihrem Kuchen,
trinken den kalten Kaffee von Gestern.
Bedrängt man sie,
so heißt ihre Lösung Flucht.

Diese Strophe ist mir zu distanziert, zu vage. Dass die Leute in einem Café Kaffee und Kuchen essen, kann man sich eigentlich denken. Dass sie nicht gerne bedrängt werden, ist leider auch keine überraschende Feststellung mehr.
Liegt vielleicht an mir, aber kalter Kaffee und von Gestern liest sich wie eine gedoppelte Redewendung. Wenn etwas „kalter Kaffee“ ist, dann ist es doch automatisch „von Gestern“, nicht?

Dunkelblaue Kunst hat Folgendes geschrieben:
Einige Blicke, wie Lanzen aufgestellt,
warten nur darauf,
dass ich ihnen zu nahe komme,
um mich aufzuspießen.
Ihre Besitzer suchen nichts,
sie haben sich selbst.

Diese Strophe gefällt mir sehr gut, weil sie etwas Neues liefert. Kann ich mir bildlich auch vorstellen. Die letzte Strophe ist nicht schlecht, nur nach der Überarbeitung fehlt ihr jetzt der Kontext. Klar ist: Der Blick des LI hat einen Rastplatz gefunden. Mehr kommt aber nicht. Deshalb erscheint mir das Ende etwas unbefriedigend – weil das Gedicht nicht gezielt darauf hin arbeitet. Und damit wären wir wieder beim roten Faden, den ich teilweise vermisse.

Liebe Grüsse,
Scheinheilige


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»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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