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Die Heimkehrer


 
 
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag02.09.2009 17:06
Die Heimkehrer
von Alogius
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Heimkehrer

Unsere Wagen tragen die Leiber der Gefallenen. Die eingespannten Pferde fliehen vor den Gerüchen des Krieges, erheben sich, strecken ihre Glieder aus und entkommen in die Nacht. Nun ziehen wir selbst unsere Kameraden.
Ich lasse mich ins Joch spannen, schleppe die Toten über die kargen Felsen, die unseren Weg versperren. Es sind die Trümmer der Friedhöfe. Auf einigen Steinen stehen noch blasse Namen, andere sind durch Moos und Farn verdeckt. Wir stellen uns vor, dass die Bewohner der Gräber sich unserem Trauerzug anschließen, der uns durch das Gebirge führen wird.
Dort angekommen, müssen wir nur dem Ruf der Geier folgen, die unter hellgrauen Wolken wie Eroberer scheinen. Bald werden sie nach und nach die Körper verzehren, welche wir mühsam über den Pass schleppen. Unser Anführer peitscht uns gnadenlos voran, denn vor dem Morgengrauen müssen wir das Dorf erreichen.
Als nur noch die leeren Jacken und Hosen auf den Wagen liegen, die Geier schon längst verschwunden sind, bleiben wir stehen. Es scheint mir selbstverständlich, dass wir uns selbst in die Wagen begeben. Das Joch streife ich ab, dann klettern meine dürren Beine hinein. Der Anführer läuft hinter uns. Der Weg geht steil hinunter, und im Tal sehen wir die einfachen Häuser, den Brunnen und die Felder.
„Sicher hat man uns schon erwartet. Schneller also“, sagt der Anführer, der mit der Peitsche immer wieder nach uns schlägt. Die Wagen poltern in das Tal, bis sie unten zum Stillstand kommen.
Schon ist das Dorf nicht mehr zu sehen.
Es wird wieder Abend, und die Wagen rollen mit uns weiter.



_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 52
Beiträge: 782
Wohnort: BY



Beitrag03.10.2009 20:54

von Biggi
Antworten mit Zitat

Hi Tom,
das ist der düsterste Text, den ich bisher von Dir gelesen habe.
Du hast einen schwarzen Stift in die Hand genommen und mit feinen Schattierungen die Szene Bild für Bild festgehalten: Nacht. Ein Leichentransport ohne die geflohenen Pferde im/nach einem Krieg über einen Pass. Eine sinnlose Unternehmung, denn von den Kameraden wird nichts mehr übrig sein, nachdem die Geier da waren. Die Heimkehr ist nicht die ins Dorf, sondern die letzte Fahrt in den Tod.

Ich nehme etwas Abstand von den Bildern, wie immer, und versuche mich in der Interpretation. Du pfeifst mich zurück, wenn die Pferde mit mir durchgegangen sind...  
Krieg, entsprechend (un-)menschlichem Leid. Ich erfahre als Leser nicht einmal, ob es einen Sieg gab oder eine Niederlage; es scheint aber auch zweitrangig zu sein.
Der Tod ist überall, auf dem ganzen Weg entlang nach oben zu sehen, aber er berührt nicht (mehr). Man hat sich an ihn gewöhnt. Sogar die Toten schließen sich in Gedanken an und ziehen mit, ohne dass sich Unbehagen breit macht.
Der Blick auf das Dorf löst auch keine Vorfreude aus, denn es gibt keinen Grund mehr dafür.
Ergo: Der Erzähler ist auf den Tod innerlich vorbereitet. Hat zuvor vielleicht eine Kräfte zehrende Krankheit (und damit einen Krieg in seinem Inneren gegen einen aggressiven Feind) zu bekämpfen versucht.
Ich nehme die dürren Beinen als Hinweis. Sie tragen nicht mehr, befinden sich auf ihrem letzten Weg und es gibt kein Zurück, nur noch ein aktives Ziel, nämlich das, oben anzukommen.
Danach wird es passiv. (Jemand, der wie der Anführer an dieser Stelle noch die Anweisung gibt, sich zu beeilen hat nichts begriffen. Eine Aufgabe zu erfüllen, die es schon nicht mehr gibt? Nur, weil andere das vielleicht erwarten…) Derjenige, der den Wagen zieht, weiß es genau. Selbst der Einsatz der Peitsche bleibt unkommentiert.
Für wen stehen die toten Kameraden? Für alle, die ich kannte, die an meiner Seite gekämpft haben? Die mir immer noch so wichtig sind, dass ich sie auch tot mitnehmen will und ihnen die Rückkehr ins Dorf ermöglichen? Warum sollte ich das tun, wenn ich weiß, dass von ihnen nichts mehr übrig sein wird, nachdem ich sie hinaufgezogen habe?
Ich sehe darin vielmehr Erinnerungen und Gedanken des Todgeweihten. Stück für Stück werden sie vernichtet.
Ein Sterbender zieht sich immer mehr in sich selbst zurück, wird so aber auch von allen Lasten seines Lebens befreit. Das führt auch dazu, dass er ihm nahe stehende Personen (unter Umständen) nicht mehr erkennt. Auch sie sind dann von der "Festplatte" gelöscht.
Der Text macht mich persönlich nicht traurig. Durch seine Nüchternheit transportiert er keine Wehmut, eher Abgeklärtheit.
Es sieht nicht so aus, als gäbe es Hoffnung auf ein Paradies oder ähnliche Dinge.
"Wir" (wenigstens die Vorstellung damit nicht allein zu sein) liegen schlussendlich leblos auf dem Wagen und werden von denen, die noch da sind (und uns vielleicht kannten), als Erinnerung über den nächsten Pass gezogen. Sie nehmen uns mit, bis sie selbst gezogen werden.
Es ist kein Kreislauf, Du stellst es wie die Weitergabe eines Auftrags dar. Weitermachen. Nicht fragen. Bis zum Ende, das keinen bitteren Beigeschmack hat, wenn wir es als unausweichlich akzeptieren.

Ein ruhiges Ende der Geschichte dadurch, dass der Wagen zum Stillstand kommt nach rasanter/getriebener Fahrt ins Tal.
Es ist ein friedliches und auch beruhigendes Bild zum Abschluss.

Danke + Grüße,
Biggi
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag03.10.2009 21:51

von Alogius
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Moin,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren smile

Zitat:
das ist der düsterste Text, den ich bisher von Dir gelesen habe.

Er gehört vermutlich auch zu den düstersten meiner Texte, ja...

Zitat:
Die Heimkehr ist nicht die ins Dorf, sondern die letzte Fahrt in den Tod.

Ja, das ist so.

Zitat:
Ich nehme etwas Abstand von den Bildern, wie immer, und versuche mich in der Interpretation

Sehr gern!!

Zitat:
Der Tod ist überall, auf dem ganzen Weg entlang nach oben zu sehen, aber er berührt nicht (mehr). Man hat sich an ihn gewöhnt. Sogar die Toten schließen sich in Gedanken an und ziehen mit, ohne dass sich Unbehagen breit macht.

Richtig. Es gibt da nichts mehr. Alles vergeht, und alles fügt sich darin protestlos zusammen...

Zitat:
Ergo: Der Erzähler ist auf den Tod innerlich vorbereitet. Hat zuvor vielleicht eine Kräfte zehrende Krankheit (und damit einen Krieg in seinem Inneren gegen einen aggressiven Feind) zu bekämpfen versucht.
Ich nehme die dürren Beinen als Hinweis. Sie tragen nicht mehr, befinden sich auf ihrem letzten Weg und es gibt kein Zurück, nur noch ein aktives Ziel, nämlich das, oben anzukommen.

Das ist eine sehr interessante Lesart! Super!

Zitat:
Ich sehe darin vielmehr Erinnerungen und Gedanken des Todgeweihten. Stück für Stück werden sie vernichtet.
Ein Sterbender zieht sich immer mehr in sich selbst zurück, wird so aber auch von allen Lasten seines Lebens befreit.

Ja. Das ist die Deutung, wenn man die Bilder sozusagen ausblendet oder abstrakter betrachtet.

Zitat:
Der Text macht mich persönlich nicht traurig. Durch seine Nüchternheit transportiert er keine Wehmut, eher Abgeklärtheit.
Es sieht nicht so aus, als gäbe es Hoffnung auf ein Paradies oder ähnliche Dinge.

Es wäre sadistisch, wenn ich mich darüber freute. wink
Aber es ist so, ja: Es gibt auch keine Trauer mehr, die ja durchaus tröstend sein kann...

Zitat:
Es ist kein Kreislauf, Du stellst es wie die Weitergabe eines Auftrags dar. Weitermachen. Nicht fragen. Bis zum Ende, das keinen bitteren Beigeschmack hat, wenn wir es als unausweichlich akzeptieren.
Ein ruhiges Ende der Geschichte dadurch, dass der Wagen zum Stillstand kommt nach rasanter/getriebener Fahrt ins Tal.
Es ist ein friedliches und auch beruhigendes Bild zum Abschluss.

Besser könnte ich meinen eigenen Text nicht erklären.
Danke. smile

Vielen Dank!
Gruß,
Tom


_________________
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gepuzzelt
Eselsohr
G


Beiträge: 289
Wohnort: Australien


G
Beitrag04.10.2009 00:56
ich schon wieder
von gepuzzelt
Antworten mit Zitat

Wink

Sehr düster dieser Text. Hier gibt es nur Weniges, das mich zum Stolpern brachte. (Ich glaube, das sage ich fast immer am Anfang meiner Kommentare, und wenn's dann losgeht, fällt mir dann doch noch ganz viel auf.  Embarassed )

Los geht's:

Zitat:
Unsere Wagen tragen die Leiber der Gefallenen. Die eingespannten Pferde fliehen vor den Gerüchen des Krieges, erheben sich, strecken ihre Glieder aus und entkommen in die Nacht.


"eingespannte Pferde" können meines Erachtens schwerlich fliehen, sondern nur zur Rast ausgespannte, oder welche, die sich aus dem Rüstzeug befreien.

Zitat:
Nun ziehen wir selbst unsere Kameraden.


So sehr ich die Nachstellung der Akkusativobjekte mag, und sie sind typisch für deine Art zu schreiben, hier scheint sie mir mehrdeutig, abhängig davon, wie man das "selbst" betont. Aber vielleicht sehe ich das zu eng.

Zitat:
Ich lasse mich ins Joch spannen, schleppe die Toten über die kargen Felsen, die unseren Weg versperren. Es sind die Trümmer der Friedhöfe.


Kleine Stolperfalle hier. Erst fragte ich mich: "Was denn nun, Felsen oder Trümmer? Und wieso sagst du dann nicht gleich "Trümmer", oder führst aus, dass das Überwuchern der Trümmer, sie als Felsen erscheinen lassen? Und worauf beziehst du eigentlich das "es", schließlich steht "Felsen" im Plural?" (Manchmal denke ich, Textanalyse hat etwas von der Sezierung von Körpern.)

Zitat:
Auf einigen Steinen stehen noch blasse Namen, andere sind durch Moos und Farn verdeckt. Wir stellen uns vor, dass die Bewohner der Gräber sich unserem Trauerzug anschließen, der uns durch das Gebirge führen wird.
Dort angekommen, müssen wir nur dem Ruf der Geier folgen, die unter hellgrauen Wolken wie Eroberer scheinen.


Vielleicht "anmuten"?

Zitat:
Bald werden sie nach und nach die Körper verzehren, welche wir mühsam über den Pass schleppen. Unser Anführer peitscht uns gnadenlos voran, denn vor dem Morgengrauen müssen wir das Dorf erreichen.


Oha, das ist mir jetzt erst aufgefallen. "Vor dem Morgengrauen" sagst du, würde also implizieren, dass es Nacht ist, was im Widerspruch zu den "hellgrauen Wolken" steht, an denen die Geier kreisen.

Zitat:
Als nur noch die leeren Jacken und Hosen auf den Wagen liegen, die Geier schon längst verschwunden sind, bleiben wir stehen.


Das ist ein gruseliges Bild, dass die Geier, ganz gegen ihre Natur, also die Scheu vor Menschen, die Leichen von sich bewegenden Wagen herunteressen.

Zitat:
Es scheint mir selbstverständlich, dass wir uns selbst in die Wagen begeben. Das Joch streife ich ab, dann klettern meine dürren Beine hinein. Der Anführer läuft hinter uns. Der Weg geht steil hinunter, und im Tal sehen wir die einfachen Häuser, den Brunnen und die Felder.
„Sicher hat man uns schon erwartet. Schneller also“, sagt der Anführer, der mit der Peitsche immer wieder nach uns schlägt. Die Wagen poltern in das Tal, bis sie unten zum Stillstand kommen.


Man könnte das so lesen, dass das LI hier stirbt, weil er sich der Toten statt auf die Pritsche des Wagens legt. Warum er dann aber noch durch den Anführer gepeitscht werden muss, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht würde ein "weitergetrieben" hier besser passen.

Zitat:
Schon ist das Dorf nicht mehr zu sehen.
Es wird wieder Abend, und die Wagen rollen mit uns weiter.


Dass an dem Dorf vorbeigezogen wird, hat mich verunsichert, zumal es in einem Absatz davor als Zielort angegeben wurde. Aber das bedeutet dann sicherlich, dass es kein tatsächliches Ziel gibt und dass der Leichenzug auf einem unendlichen Weg ist und es für die Toten keine letzte Ruhestätte gibt außer im Magen der Geier und ihrem Kot, oder?
Eine sehr bedrückende Vorstellung.

Du siehst, es gab doch mehr Fußangeln, als ich zu Beginn meines Kommentars dachte. Aber das macht nichts, so lange am Ende etwas Überdenkenswertes herauskommt.

puzz
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag04.10.2009 11:22

von Alogius
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Moin,

zu den Pferden:
könnte das ausführen bzw. klarer machen, dass sie sich befreien...

Zitat:
So sehr ich die Nachstellung der Akkusativobjekte mag, und sie sind typisch für deine Art zu schreiben, hier scheint sie mir mehrdeutig, abhängig davon, wie man das "selbst" betont. Aber vielleicht sehe ich das zu eng.

Ist doch nicht schlimm.^^

Zitat:
Kleine Stolperfalle hier.

Da muss ich widersprechen. Ich finde das eindeutig!

Zitat:
Oha, das ist mir jetzt erst aufgefallen. "Vor dem Morgengrauen" sagst du, würde also implizieren, dass es Nacht ist, was im Widerspruch zu den "hellgrauen Wolken" steht, an denen die Geier kreisen.

Es ist ja Nacht. Wird am Anfang nicht nur impliziert, sondern auch erwähnt.
Noch nie graue Wolken nachts gesehen??

Zitat:
Das ist ein gruseliges Bild, dass die Geier, ganz gegen ihre Natur, also die Scheu vor Menschen, die Leichen von sich bewegenden Wagen herunteressen.

Nicht wahr...  Twisted Evil

Zitat:
Vielleicht würde ein "weitergetrieben" hier besser passen.

Keineswegs!
Er wird geschlagen, gepeitscht - grundlos. Das Leid geht einfach weiter!

Zitat:
Aber das bedeutet dann sicherlich, dass es kein tatsächliches Ziel gibt und dass der Leichenzug auf einem unendlichen Weg ist und es für die Toten keine letzte Ruhestätte gibt außer im Magen der Geier und ihrem Kot, oder?
Eine sehr bedrückende Vorstellung.

So ist es. Stimmt alles. Zumal man sich natürlich fragen kann, ob das Dorf jemals wirklich war. Ich schreibe ja NICHT, sie ziehen vorbei - sondern, dass das Dorf nicht (mehr) zu sehen ist.

Danke wink
Gruß
Tom


_________________
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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beiträge: 782
Wohnort: BY



Beitrag05.10.2009 08:14

von Biggi
Antworten mit Zitat

Moin Tom,
was bin ich froh  Embarassed .
Dachte mir schon beim Schreiben, dass ich jetzt mal wieder viel zu tief geschürft habe. Wie früher im Deutschunterricht -
<--- wie man leicht nachrechnen kann, ist der schon eine Weile her -, wenn das Seil an dem ich abgetaucht bin, oft zu kurz war und sie mich zurückgepfiffen haben, weil der Dichter DAS ganz bestimmt nicht damit sagen wollte. Wen hätten wir fragen sollen? Lagen doch die meisten Autoren längst schon unter der Erde.
Insofern danke ich Dir erstens für die Tiefe Deines Textes und zweitens für die lange Leine, die Du mir gelassen hast.
Aber dass ich dafür wirklich erst so alt werden musste, *ts, ts, ts*....

 wink ,
Biggi
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

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Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag05.10.2009 09:00

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

Hallo Tom,

hier ist dir ein schöner Text gelungen, der in seiner Schaurigkeit nachdenklich macht.

Für mich stellt es sich interpretatorisch so dar, dass die auftauchenden Figuren alle innen erlebte Figuren sind. Wie bildhaft gewordenes Unbewusstes.

Unser eigener gnadenloser, blinder Anführer, den wir nicht kennen, der aber weiterpeitscht durchs Leben.
Unsere gemachten Fehler, unsere gefallenen Kameraden, die wir nicht ruhen lassen wollen, an denen wir uns Nacht für Nacht weiden, auch wenn die Geier sie schon längst geholt haben.
Und Wir, die dann in der Macht der Gewohnheit, weil uns das einfache Dorf nicht reichen will vom Tage, dann auch uns selbst opfern, uns selbst in den Wagen legen, verfallen der Nacht. Bis unser Dorf nicht mehr zu sehen ist.

So ist hier in meinen Augen doch ein Kreislauf vorhanden. Einer derer, die nicht leben wollen, so dass sie tatsächlich sterben, ohne es zu beabsichtigen.

Düster, düster, deine Fantasie. Aber ein sehr schöner Text.

Du bekommst von mir viele Federn, keine Frage.

Schwarzsüße Grüße, Caecilia


_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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Alogius
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Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag05.10.2009 12:50

von Alogius
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Moin allerseits,

Biggi:

Was ist schon das Alter? Nichts. wink
Ich danke für Deine Gedanken und kann sagen: Nein, Du hast genau richtig geschürft.

Caecilia:

Zitat:
der in seiner Schaurigkeit nachdenklich macht.

Das freut mich. smile

Zitat:
Wie bildhaft gewordenes Unbewusstes.

Ja. Das vertieft die bereits dokumentierte Lesart. So ist es sicher.

Zitat:
So ist hier in meinen Augen doch ein Kreislauf vorhanden. Einer derer, die nicht leben wollen, so dass sie tatsächlich sterben, ohne es zu beabsichtigen.
Düster, düster, deine Fantasie. Aber ein sehr schöner Text.

Danke.
Klar, nach dieser Lesart gibt es einen Kreislauf. Aber er ist natürlich nicht unbedingt einer, der Mut macht. wink

Zitat:
Du bekommst von mir viele Federn, keine Frage.

Danke! smile

Vielen Dank
Gruß
Tom


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