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Im Tierheim


 
 
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Strucki
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
S

Alter: 34
Beiträge: 30
Wohnort: Leverkusen


S
Beitrag30.06.2009 22:17
Im Tierheim
von Strucki
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hoi

das war einer meiner ersten Texte, dachte ich poste ihn mal hier smile


Im Tierheim

Die Tür ließ sich schwer öffnen und Hanna musste sich dagegen lehnen, doch schließlich schlüpfte sie hindurch und stand in einem Vorraum. Sie sah sich um. Es gab nur eine Rezeption und Unmengen von Fotos, die an Pinnwände befestigt waren. Das Mädchen ging auf eine der vielen Pinnwände zu und schaute auf die vielen Fotos. Hunde, Katzen, Kaninchen. Unzählige. Und alle suchten ein Zuhause. Doch deshalb war sie nicht hier. Hanna drehte sich um und ging zu einer Glastür, auf der in großen Buchstaben „Katzen“ stand. Sie schaute hindurch und sah ein anderes Mädchen, sie schätzte es auf siebzehn, ein Jahr jünger als sie selbst. Man musste sich nicht anstrengen, um ihren hochnäsigen Blick, die gestylten Haare und das Make up, was viel zu dick aufgetragen war, gut zu erkennen. Hanna seufzte. Musste so was denn immer sein? Sie waren hier im Tierheim, nicht bei einer Modeschau. Sie öffnete die Tür und trat in einen langen Gang ein. Rechts und links waren Fenster und Glastüren, durch die man in verschiedene Räume gucken konnte, in denen überall Katzen saßen. Hanna räusperte sich.
„Hallo.“
Das hochnäsige Mädchen sah hoch und guckte noch ein bisschen eingebildeter, als es herablassend den Gruß erwiderte.
„Hallo.“
Hanna ging den Gang entlang und schaute in die verschiedenen Räume. Bei einem Fenster blieb sie stehen, in der Ecke des Raumes saß eine schwarze Katze und döste. Das Mädchen war ihren Blicken gefolgt und sagte nun:
„Zu der würde ich nicht rein gehen. Die kommt zu niemandem! Nicht einmal zu mir.“
Hanna sah das Mädchen an, auf ihrem Namensschild las sie den Namen: Nora.
„Okay, Nora, dann lass uns doch wetten.“
Verwirrt sah das Mädchen sie an. Hanna ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Wie heißt die Katze?“
„Tiger.“
„Gut, ich wette, wenn ich gleich zu Tiger gehe und ihn rufe, kommt er zu mir und lässt sich auf den Arm nehmen und schmusen.“
Nora schnaubte verächtlich, nickte dann aber, schief grinsend. Sie sah die Wette schon als gewonnen an. Hanna nickte ebenfalls und öffnete die Tür zu dem Raum. Die Katze, oder eher der Kater, hob träge den Kopf und sah Hanna an. Diese bückte sich und streckte die Hand aus.
„Hey, Tiger. Komm mal her.“
Mehr brauchte es nicht. Der Kater sprang auf und hüpfte zu ihr hinüber. Dort schmiegte er sich liebevoll an die Beine des Mädchens. Hanna streichelte ihn und nahm ihn dann hoch. Sie warf einen Blick aus dem Fenster, wo Nora mit offenem Mund stand. Dann ließ sie Tiger wieder hinunter und ging hinaus. Der Kater guckte traurig und trottete dann wieder zurück in seine Ecke.
Nora hatte sich schnell wieder gefasst und guckte wieder hochnäsig.
„Das war nur Zufall.“
Hanna nickte einfach nur. Um auf ein anderes Thema zu lenken, fing Nora an, herum zu labern. Bis ihr Thema auf die Herrchen von Tiger fiel. Nora schien ganz begeistert zu sein.
„Es waren zwei Jungs. Die sahen sich total ähnlich, waren bestimmt Brüder. Der ältere hatte braunes, gekräuseltes Haar, und der Jüngere zwar in braun, aber anders … irgendwie … wuscheliger. Er war echt süß. Ich glaube, wenn die die Katze abholen, frage ich den Jüngeren nach seiner Handynummer. Oder direkt, ob er mit mir ausgehen will.“
Es ist ein Kater… Hanna hatte bisher schweigend zugehört, jetzt grinste sie. Nora fing dies als Ermutigung auf, weiter zu reden.
„Er wird so oder so nicht ablehnen. Wer würde mir schon nein sagen?“
Sie lachte gackernd und schlug sich auf ihren spargeldürren Schenkel, der in teuren Jeans steckte, die wiederum in hochhackigen Stiefel verschwanden. Nettes Outfit für die Arbeit im Tierheim.
„Ich muss nur noch einen Termin finden, an dem ich auch kann. Ich mein, verstehst du, ich bin ziemlich ausgebucht. Montag treffe ich mich mit Achim, Mittwoch mit Hakan. Und Dienstag und Donnerstag muss ich zur Maniküre, sieh mal, wie meine Fingernägel aussehen.“
Sie spreizte ihre bemalten Finger, an denen unzählige Ringe steckten.
„Hier muss ich mir ja immer die Finger schmutzig machen. Pff, Drecksarbeit.“
Hanna hatte gut und gerne Lust dazu, Nora einmal zu fragen, warum sie überhaupt hier arbeitet. Doch sie lächelte nur und wartete ab. Nora sah sie an und fragte dann:
„Was machst du eigentlich hier? Und wie heißt du, hast dich ja gar nicht vorgestellt.“
„Ich bin Hanna. Ich warte nur auf jemanden hier, mit dem ich mich verabredet habe.“
„Oho. Ist er nett? Sieht er gut aus?“
„Warum sollte es denn ein Junge sein? Ich kann mich doch genau so mit einer Freundin verabredet haben.“
Nora musterte ihr Gegenüber abschätzend, grinste dann herablassend und sagte, wieder in ihren hochnäsigen Tonfall zurückfallend:
„Ach so. Na dann. Hast du denn überhaupt einen Freund?“
Hanna blickte Nora fest ins Gesicht. Sollte sie es ihr erzählen? Nein, es war zu interessant. Mit einer Gegenfrage lenkte sie Nora wieder ab.
„Du denn? Wenn du dich mit all den Jungs verabredest bestimmt nicht, oder?“
Nora lachte wieder einmal hochnäsig.
„Och, den ein oder anderen hab ich bestimmt. Weißt du“, sie betrachtete Hanna noch ein mal mit verachtendem Blick, „ich bin so ein Prachtexemplar, das ich mir die Jungen aussuchen kann, und die folgen mir dann auf Schritt und Tritt, wie ein Hündchen, das man gut abgerichtet hat.“
Hanna nickte nur, ohne eine Miene zu verziehen. So was von eingebildet, das es gar nicht mehr schlimmer geht. Eine tiefe Freude machte sich in Hanna breit, als sie an ihr Vorhaben dachte. Bald müsste es so sein. Sie schaute auf die Uhr. Nora folgte ihrem Blick und sagte dann, während sie sich eine Strähne ihrer prachtvollen Haare aus dem Gesicht strich:
„Oh, es ist ja schon kurz vor Vier. Um Vier wollten diese beiden Jungs hier sein und die Katze abholen.“
Es ist ein Kater! Hanna lächelte einfach weiter und nickte. Während sie langsam nach draußen gingen, um die Jungs, die gleich kommen sollten, in Empfang zu nehmen, geriet Nora schon wieder ins Schwärmen.
„Und wenn er mich dann abholt, ich hoffe doch Mal, er hat Führerschein und Auto, er sah schon älter als achtzehn aus, dann fahren wir ins Kino. Und während einer Schnulze lehn ich mich an ihn ran und er muss mich trösten. Das hat bis jetzt bei jedem funktioniert.“
Den letzten Satz sagte sie so herablassend, dass Hanna einen Stich bekam. Wie konnte sie nur so mit Jungs umgehen? Sie sagte, etwas kühler nun:
„Und was passiert, wenn du nach ein paar Tagen keine Lust mehr hast?“
„Dann werden die abserviert.“
Die Antwort kam so kühl rüber, dass es in Hanna zu brodeln begann. Doch sie beruhigte sich, Nora würde eines Tages schon sehen, was sie davon hat.
Sie gingen hinaus, die Sonne schien warm auf sie herab. Nora laberte immer noch, sie hatte Hannas Stimmungswandel und die Kälte in ihrer Stimme nicht bemerkt.
„Stell dir vor, der Ältere von denen hat mit der Leiterin des Tierheims gesprochen und meinte, er und seine Familie fahren in den Skiurlaub. Mitten im Sommer. So ein Schwachsinn! Das ist doch kein richtiger Urlaub. Was ist das denn, das man sich in dicke, alles verdeckende Klamotten schmeißt? Da kann doch keiner deine tolle Figur sehen.“
Nach einem Seitenblick auf Hanna murmelte sie, aber so laut, dass diese es noch hören konnte:
„Oder eher meine.“
Laut sprach sie dann weiter:
„Und abends kann man doch auch nichts Richtiges machen, und die Männer, die auf dem Berg wohnen, sind auch alle hässlich.“
Hanna konnte und wollte sich diesen unterbelichteten Schwachsinn nicht mehr anhören und war überaus erleichtert, als ein blauer Golf auf den Parkplatz fuhr.
„Oh, da sind sie! Ja, es sind wieder beide Jungs! Ich hoffe, der Ältere wird nicht traurig sein, weil sein Bruder und nicht er die Ehre haben wird, mit mir auszugehen.“
Hanna musste innerlich grinsen. Die Türen gingen auf und zwei Jungs stiegen aus. Sie sahen in etwa so aus, wie Nora sie beschrieben hatte. Nur hatten sie nach dem Urlaub weiße Ränder um die Augen, von der Skibrille. Jetzt ging es rüber zum Gegenangriff! Während die Jungs ihnen entgegenkamen, Nora sich noch einmal cool die Haare aus dem Gesicht strich und der Jüngere sogar zu ihnen rüber lächelte, sagte sie leise:
„Wollen wir wetten?“
Nora schaute sie perplex an, hatte sie doch gerade noch geflüstert:
„Er hat mir zugelächelt.“
„Wie wär’s. Ich wette, wenn ich zu dem Jungen rüber gehe, dann küsst er mich sofort und nimmt mich fest in die Arme, wenn ich ihn anspreche.“
Nora schnaubte vor Lachen.
„Als ob.“
Sie wollte gerade noch etwas sagen, als Hanna losging. Der Junge blieb stehen und wartete mit einem Lächeln. Sie lächelte, darauf hin nahm er sie fest in den Arm und die beiden küssten sich innig. Dann drehten sie sich Arm in Arm um. Nora guckte dumm aus der Wäsche. Wie jemand, der gerade ein ausgestorbenes Tier gesehen hätte. Auch wenn Hanna daran zweifelte, dass Nora den Begriff ausgestorben überhaupt kannte. Langsam aber sicher dämmerte dann doch etwas in ihrem Gehirn.
„Du sagtest…“
„…dass ich mich hier mit jemandem treffe. Darf ich vorstellen: Alex, mein Freund. Und man sollte vielleicht nicht immer nur aufs Äußere achten, meine Liebe. Komm, wir holen euren Kater.“
Sie gingen an der immer noch perplexen Nora vorbei und betraten das Tierheim.



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