Maria und Paul auf der Toilette

[Guy Incognito]

Kein Zweifel, es war des Zimmermannssohns' Mutti. Halb durchsichtig, ein bißchen geisterhaft, weißgewandet und bedächtig benetzte sie sich im Waschbecken auf der McDonalds-Toilette das Gesicht. Auf der Herrentoilette, wohlgemerkt.

Paul stutzte, rieb sich die Augen. Was zum Teufel ...? Er war verwirrt, wusste weder was zu tun, geschweige was in so einem Moment zu sagen war. Immerhin erscheint einem Maria nicht täglich ... außer seine Nachbarin, Maria die alte Schnepfe. Aber nein, es war Maria von Nazareth. Frau von Josef. Mutter von Jesus.
Was will die Alte bloß?, dachte Paul, während er es trotz der Anwesenheit einer so hohen Gottheit hemmungslos und erleichternd laufen ließ. Verstohlen sah er über seine Schulter zum Waschbecken. Sie war noch immer da, schwieg und wartete scheinbar, bis er sein Geschäft erledigt hatte.

Verdammt noch mal! Kann es denn wirklich sein? Dreh ich jetzt komplett durch? Holen sie mich demnächst mit einer passgenauen Jacke?
Er zog den Reißverschluss hoch, entschlossen, dem Spuk ein Ende zu bereiten.
"Sag mal, kann es sein ...?"
"Ja, mein Sohn?" Ihre Hände ruhten wie zum Gebet verschränkt vor ihrer Brust.
"Du bist doch nicht etwa ...?"
"Maria?"
"Genau. Maria. Die von Israel." Er holte mit der Zunge ein Stückchen vom BigMac zwischen den Zähnen hervor.
"Aus Palästina. Ja." Sie lächelte verschmitzt.
"Und was willst du? Ich meine, was willst du hier auf Toilette?"
Sie zupfte sich die strahlend weiße Toga zurecht und Paul meinte, einen nach Weihrauch riechenden Hauch zu spüren.
"Ich bin gekommen um dich auf den rechten Weg zu bringen."
Diese betont gütige Stimme konnte er überhaupt nicht ausstehen. "Mich? Auf den rechten Weg? Was soll das denn heißen?"
"Du bist ein Sünder, Paul."
"Woher kennst du meinen Namen?" Paul wurde wütend. "Ich meine, was soll das Theater hier? Erst erschreckst du diese kleinen Kinder in Frankreich ... in Lurde ... "
"Spanien."
"Was?"
"Lourdes liegt in Spanien." Maria, Mutter Gottes strich bedächtig über ihre Toga.
"Ist mir doch scheißegal wo dieses Lurde liegt ..."
"Mäßige dich, Sohn Paul!"
Er starrte sie mit offenem Mund an. "Du willst mich also auf den rechten Weg bringen?"
"Ja."
"Und was hab ich davon ... ich meine was soll das denn für ein scheiß Deal sein? Was soll mir dieser komische rechte Weg bringen? Und überhaupt, was verlangst du dafür?"
"Nichts."
"Also ich sag's dir jetzt ganz ehrlich ... mir wär's lieber du wärst eine dieser Feen die einem ein paar Wünsche erfüllt, und das Waschbecken wär ein Wunschbrunnen oder sowas."
Maria kicherte. "Feen gibt's doch gar nicht. Das sind Märchen für kleine Kinder."
Das war doch der Gipfel! "Ach? Feen gibt's also nicht? Aber dich gibt's, oder wie?"
"Genau. Aber jetzt hör mir zu, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit. Paul, du bist ein Sünder. Du musst dein Leben ändern wenn du nicht in der Hölle schmoren willst. Hör auf zu saufen, hör auf zu lügen, hör auf mit diesen Weibergeschichten. Ich möchte jetzt nicht alle Punkte aufzählen. Du weißt so gut wie ich, welchen Schabernack du den lieben langen Tag treibst."
Maria sah in eindringlich an. "Du musst dich bessern, Paul."

Jetzt reichte es ihm. "Warte hier", sagte er zu ihr, riss die Tür auf und stürmte raus ins Lokal. Diese Schlampe hinter der Theke, wo zum Teufel ist sie? Ah, da ist sie ja!
Paul drängte sich an der Warteschlange vorbei und ignorierte den lautstarken Protest eines dicklichen Teenagers.
"Sag mal, hast du mir vielleicht irgend so ein Halluzinationen-Zeugs in die Cola gemischt? Gib's zu!"
"Wie bitte?"
"Ob du mir was in die Cola getan hast?"
"Ich versteh nicht ... soll ich den Geschäftsführer holen?"
Paul sah sie an. Sie hatte wohl nichts damit zu tun. "Nein, schon gut."
Er ging zurück, aber Maria war verschwunden. Einzig der Weihrauchgestank hing noch in der Luft.
Paul verließ das Lokal. Er wäre also ein Sünder und solle sich bessern. Sowas. Na ja, erstmal ne Nacht darüber schlafen. Am besten mit Doris ... oder wie hieß die Kleine?

Ein seltsamer Tag. Kein einziger Vogel zwitscherte in den Baumwipfeln. Obwohl, mitten in der Stadt eigentlich nichts ungewöhnliches.
Paul ging es gut. Wie immer.

[FictionWriter]

Das Ende ist ein bißchen schwach/unmotiviert, aber ansonsten ganz lustig.

[Nihil]

...

[Pütchen]

Ich halte mich mal neutral, um niemanden zu beeinflussen mit meiner Meinung
Die Begründung folgt

[halcyonzocalo]

Dies ist eine objektive Nachricht, die die anderen User nicht bei der Bewertung beeinflussen soll. Sie dient lediglich dem Zweck, mich der Fähigkeit der Federvergabe zu ermächtigen.

[Fahrender Gaukler]

*Neutraler Kommentar*

[Zitkalasa]

Woher will er wissen, dass es Maria ist?

Zimmermannssohns' - was für ein böses Wort! Doppel-M, Doppel-N, Doppel-S - das kann's ja glatt mit Mississippi aufnehmen.

Die Idee klingt originell - allerdings störte es mich zu sehr, dass er ganz sicher wusste, dass es Maria ist, weswegen ich nicht weiter las als bis zum zweiten Absatz.

Der Text will lustig sein, meinen Humor-Nerv hat er nicht getroffen.

[Maria]

jo, ich geh einfach mal davon aus, dass sie so aussah, wie sie nunmal überall aussieht^^ aber trotzdem berechtigter Einwand, den ich jetz aussen vor lasse - ich würde sie erkennen

die Dialoge sind witzig, das Ende etwas abgewürgt

[SylviaB]

Ich grüße alle die das lesen
Nach der Federvergabe mehr zu diesem Text.

[Jocelyn]

Schön geschrieben, lebendig.
Inhalt?
Ganz unterhaltsam...

[wallenstein]

menno, wieder so viel Gutes ....

Mir gefällt es als Schreibübung ausgesprochen, vor allem wegen des Witzes und der flockigen Dialoge. Allerdings ist es nicht straff durchorganisiert, und hin und wieder über und über "verplänkelt." Na ja, trotz allem ein schönes Stück Unterhaltung. Danke

LG, wallenstein

[Valeska]

Lieben Gruß von Vale

[Leia]

Lustige Idee!

[mondblume]

gruss!

[jyqq]

Mein Text hat's also ganz knapp nicht geschafft.

Sowas. Na ja, nächstes Mal.

[bloody_mary]

Hallo jyqq,

erstmal Respekt, dass du hier als Neuling gleich mitgemacht hast!  

Deine Geschichte gefällt mir total gut, hat mich sehr amüsiert. Gestört hat mich nur, dass es wirklich nur mit sehr viel gutem Willen zum Thema passt, wie ich finde. Klar, der Wunschbrunnen kommt drin vor, aber das war's dann auch schon.

Ansonsten aber ein nettes Stückchen Text, und ich find's immer toll, wenn jemand gute Dialoge hinbekommt, noch dazu in so kurzer Zeit.  

Liebe Grüße und noch viel Spaß im Forum, Bloody Mary

[Mercedes de Bonaventura]

Hab ein großes Problem mit diesem Text!
Nicht lustig, nicht geistreich.
Macht nur wütend.
!!! Is nur meine persönliche Meinung !!!

1 Feder.
(für die Sätze ohne Maria)

Mercedes

[jyqq]

Geschmäcker sind eben verschieden.
Geistreich ist der Text wirklich nicht. Sogar ganz und gar geistlos.

Aber warum sollte er jemanden wütend machen?
Versteh ich nicht.

[Fahrender Gaukler]

Hallo jyqq,

habe dir 5 Federn gegeben. Ist ordentlich geschrieben, aber der Inhalt ist etwas schwachbrüstig. Im Großen und ganzen kann ich mich nur Caecilia anschließen. Trotzdem, gute Arbeit und schön, dass du mitgemacht hast.


Gruß,

~~Der Gaukler