Feuervogel [Prosa]

[Vogel]

Hallo Jenni,

ich sehe, dass Du gute Argumente für Deine Formulierungen hast und ohne jetzt die Details totreiten zu wollen sage ich mal allgemein, dass ich einige besser nachvollziehen kann als andere. Und will ergänzen, dass einige meiner Kritikpunkte in einem anderen Zusammenhang vielleicht gar nicht kritisiert worden wären, aber ich eben alles zusammentragen wollte, was den Text insgesamt schwer lesbar macht.
Du wirfst aber eine interessante Frage auf, finde ich. Denn Du sagst ja schon, dass Du den Text bewusst etwas geheimnisvoll gestalten wolltest, so dass er mehr über die Stimmungsbilder als über die konkrete Informationsvermittlung wirken sollte, wenn ich es recht verstehe. Oder anders gesagt: Du hast eigentlich tolle und einleuchtende Sprachbilder so verdrechselt, dass man sie nicht gleich versteht.
Es gibt ja Leute, die das Ziel haben, eine Sprache zu finden, die hinter sich selbst verschwindet, die sich nicht im Weg steht, die so einfach und unauffällig ist, das man sie gar nicht merkt und man nur in der Geschichte ist.
Ganz so drastisch sehe ich das nicht. Ich finde schon, dass die Sprache unsere Kunstform ist und das man als Schriftsteller auch zeigen kann, wie man mit dieser Kunst zu arbeiten im Stande ist, dass man auch eine starke, virtuose Sprache als Mittel nutzen darf, um die Bedeutsamkeit des Inhalts zu unterstreichen.
Andererseits kann man von der vorgenannten Fraktion wahrscheinlich schon viel lernen und ich denke, dass einige meiner Vorbilder so eine unauffällige Sprache beherrschen (z.B. P. Highsmith). Es kann jedenfalls nicht falsch sein, wenn der Leser erst mal das Gefühl hat, der Text mache es ihm nicht extra schwer. Und Dein Ziel, weniger Information als Stimmung zu vermitteln, könntest Du doch auch erreichen, indem Du mehr Bilder und weniger Erläuterungen verwendest.
Es kommt mir jedenfalls irgendwie etwas verquer vor, dass jemand über so tolle Worte verfügt wie Du, nur um sie dann extra in eine Reihenfolge zu bringen, die dem Leser Kopfschmerzen macht und die zumindest die Diskussion erlaubt, ob das überhaupt noch grammatisch möglich ist (s.o.).

Gruß
Vogel