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Turbulenzen


 
 
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Feraud
Leseratte


Beiträge: 112
Wohnort: Bad Homburg


Beitrag03.03.2014 21:16
Turbulenzen
von Feraud
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Liebe Leser,

die Kurzgeschichte umfasst rund 2.550 Wörter und ist hoffentlich nicht zu lange für das Forum. Vor einem guten halben Jahr war ich hier schon einmal aktiv und möchte mich nun wieder etwas intensiver dem Schreiben widmen.

Danke für eure wertvolle Zeit!

=====================================

An Bord des Flugzeugs herrschte das Schieben und Drängen unzähliger Passagiere, die in ameisenhaftem Eifer in den Bauch des Jumbojets strömten, der sie auf der anderen Seite des Atlantiks wieder ausspucken sollte. Zwei Flugbegleiter begutachteten die Bordkarten eines jeden eintretenden Passagiers und wiesen ihn daraufhin in einen der beiden Gänge, die einander durch die drei Sitzreihen des Mittelgangs getrennt waren.
Die mehrstündige Verspätung aufgrund einer technischen Kontrolle, von der man nicht mehr wusste, als dass sie ungeplant gewesen war, spornte die Sitzplatzsuchenden an, als liege es nun an Ihnen, die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Eine Mutter, die sich auf dem Gang zu ihrem Kind hinabbeugte, um ihm beim Binden eines Schnürsenkels behilflich zu sein, unterschätzte die Entschlossenheit der nachrückenden Mitreisenden und brachte sich und ihr laut aufschreiendes Kind mit einem beherzten Satz in eine noch leere Sitzreihe in Sicherheit. Ein ältlicher Herr, dem das Leben bereits zu viel Kraft für das Gewicht seines Handkoffers aus dem Körper gesaugt hatte, schaute Hilfe suchend in die sich vorbei zwängenden Gesichter, bis sich eines erbarmte und sein Gepäck in den Stauraum hievte, nachdem er sein eigenes Hab und Gut untergebracht hatte und sich mit einem Seufzer der Erleichterung in den Sitz neben dem Alten niederließ.
Ein dicklicher Mann, dessen Behäbigkeit ein Ärgernis für die sich hinter ihm befindlichen Passagiere darstellte, gab den Weg endlich frei und zwängte sich in die Enge des ihm zugewiesenen Sitzplatzes, wo er sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn wischte und dabei mit dem Ellbogen gegen seinen Sitznachbarn stieß, den er völlig übersehen hatte.
„Entschuldigen Sie!“
Der Angesprochene starrte weiter reglos auf die schwarze Fläche des an der Rückseite des Vordersitzes angebrachten Bildschirms. Es schien, als handele es sich bei diesem Mann nicht um seinen Passagier, sondern gehöre er ebenso wie die Kabel der Elektrik oder die Leitungen der Kerosinzufuhr zu der Maschine und sitze er schon immer hier.
Eine Frau ließ sich mit energischer Zielsicherheit auf der anderen Seite des weiter teilnahmslos dasitzenden Mannes nieder, nachdem sie ihr Handgepäck nicht weniger zielsicher und energisch im Stauraum verfrachtet hatte. Man ahnte, dass die Mittfünfzigerin für gewöhnlich Businessklasse flog und widrige Umstände sie zu einem Flug wie diesem gezwungen hatten. Ihr Kostüm und der ebenso kurze wie abschätzige Blick, mit dem sie ihre Mitreisenden bedachte, ließen auf eine leitende Position im Management schließen.
Endlich fand ein jeder seinen Platz und kehrte Ruhe ein.
„Der Flug startet um zwölf Uhr achtzehn mit drei Stunden und acht Minuten Verspätung.“
Beide, der Übergewichtige und die Businessfrau, schauten ihren stumm dasitzenden Nachbarn an, der ein aus dem Nichts hervorgezaubertes Diktiergerät umfasst hielt, dessen Aufnahme diesen einen Satz gesprochen hatte, und das nun schweigend weiter lief. Sofort warf die Frau einen prüfenden Blick auf ihr Handgelenk zu dem aus Titan gefertigten Chronografen, den als Uhr zu bezeichnen des Preises wegen einem Vergehen nahekam.
Die Anschnallzeichen leuchteten auf, und das Knacken der Lautsprecher leitete die Ansprache des Piloten ein, und schließlich, eine lauwarme Entschuldigung und die obligatorische Sicherheitsbelehrung später, rollte das Flugzeug an, bog in die Startbahn ein und beschleunigte zum Start.
 Noch während der Beschleunigung, kurz bevor der erste Reifen den Kontakt zum Asphalt verlor, warf die Frau einen zweiten Blick auf ihren Chronografen. Das Flugzeug hob mit einer Verspätung von exakt drei Stunden und acht Minuten ab.
Unter den Fluggästen setzte eine gewisse Entspannung ein. Sicher, man war zu spät, doch befand sich das Flugzeug nun endlich in der Luft.
„Ihre Aufnahme läuft noch.“
Die Businessfrau fixierte den Sitznachbarn mit einem Blick, aus dem deutlich herauszulesen war, dass es sich hier weniger um eine Feststellung, als um eine Aufforderung handelte, das Gerät unverzüglich auszuschalten. Der Dicke zur anderen Seite des Angesprochenen verstand jedes Wort, sodass der Adressat der Ansprache die Aufforderung unmöglich überhört haben konnte. Und dennoch starrte er, wie eine Statue aus einem Wachsfigurenkabinett kerzengerade sitzend, teilnahmslos weiter geradeaus.
„Haben Sie mich nicht verstanden? Ihr Aufnahmegerät läuft noch!“
Ignoriert zu werden, schien die Sprecherin nicht gewohnt, doch dem Ziel ihrer Ansprache schien das egal. Die Frau griff nach dem Gerät, da endlich erwachte der Mann zum Leben und wandte ihr das Gesicht zu. Der Dicke konnte es nicht sehen, doch sah er, wie die Hand der Frau zurückschreckte und der Ausdruck von Stärke und Bestimmtheit plötzlicher Unsicherheit wich.
„Dann lassen Sie das Band doch laufen. Die Batterien werden nicht ewig halten.“
Da hatte sie wohl recht. Das analoge Diktiergerät mit dem dicken, roten Aufnahmeknopf schien dem letzten Jahrhundert zu entstammen. Die Frau griff in ihre mitgeführte Ledermappe, entnahm ihr mit Charts und Tabellen bedruckte Papiere und gab sich nun mit Wichtigerem als beschränkten Mitreisenden ab.
„Vierzehn Minuten nach elf. Der Kopilot schaltet das Anschnallzeichen aus.“
Der dicke Mann starrte zu dem seltsamen Sitznachbarn, dessen Diktiergerät erneut einen Satz von sich gegeben hatte. Leider besaß er keine Uhr, doch sah er den prüfenden Blick der Frau auf ihr Handgelenk, bevor sie sich erneut ihren Unterlagen zuwandte.
Kurz darauf erloschen die Anschnallzeichen, und wie auf ein unsichtbares Kommando trafen sich die Blicke des Dicken und der Frau, die beide zu dem Mann in ihrer Mitte blickten. Die Frau schien etwas sagen zu wollen, doch besann sie sich und versenkte sich wieder in ihre Unterlagen. Zu gerne hätte der Dicke gewusst, zu welcher Uhrzeit genau die Anschnallzeichen erloschen waren.
„Achtzehn Minuten nach elf. Die Reisehöhe ist erreicht. Der Pilot schaltet den Autopiloten ein und hält eine Ansage.“
 „Ist das nicht etwas zu kindisch?“
Für einen kurzen Augenblick schien der Frau der Geduldsfaden zu reißen, doch sogleich gewann sie die Professionalität zurück und strafte den Angesprochenen mit einem vernichtenden Blick, ohne dass dieser Notiz davon nahm. Dafür beobachtete der Dicke, wie die Frau kurz darauf verstohlen ein weiteres Mal auf ihr Handgelenk schaute. Ihn selbst beunruhigte die Aufnahme keineswegs. Jeder hatte seine eigene Art, mit Flugangst umzugehen.
„Sehr geehrte Passagiere, wir haben soeben unsere Reiseflughöhe erreicht ...“
Aus den Augenwinkeln sah der Dicke, wie die Frau zusammenzuckte und lachte innerlich dabei.
Nach der Ansage des Piloten gab dessen Crew die Bordunterhaltung frei. Eine ebenfalls vorhersehbare Entwicklung, die das Diktiergerät unterschlagen hatte, wie der Dicke befriedigt feststellte, während seine speckigen Finger die Knöpfe des in den Vordersitz eingelassenen Entertainmentsystems auf der Suche nach Blockbustern drückten.
Die folgenden Flugkilometer standen im Zeichen eines actiongeladenen Hollywoodstreifens, den der Dicke für das durch die Enge des Ganges heranrollende Mittagessen gerne unterbrach. Das Tonband seines Sitznachbarn. Er hatte schon gar nicht mehr daran gedacht, doch lief es noch immer, und dem Anblick der Frau nach zu urteilen, schien es weitere Sätze von sich gegeben zu haben, die ihm im Eifer des betrachteten Gefechts entgangen waren.
„Was darf ich Ihnen anbieten? Hühnchen mit Pasta oder ...“
„Reis mit Schwein!“, unterbrach er die Stewardess, die ihm das Tablett mit antrainiertem Lächeln reichte. Die Alufolie war heiß, doch den Schmerz ignorierend, zog er sie ab und genoss die aufgetaute Mahlzeit, so gut es ging.
 „Dreizehn Uhr zweiunddreißig. Der Kopilot schaltet das Anschnallzeichen wieder ein.“
Verdammt! Dieses Tonband, das urplötzlich einen Satz von sich gab, um sogleich wieder zu schweigen, fing nun an, auch ihm auf die Nerven zu gehen. Er sah zu der Frau. Warum unternahm sie denn nichts? Anfangs hatte es den Anschein gehabt, als wasche sie ihrem gemeinsamen Sitznachbarn ordentlich den Kopf, doch nun schien sie eingegangen zu sein, als hätte man sie im Schleudergang zu heiß durchgespült. So war das mit Emanzen. Viel heiße Luft, aber wenn es hart auf hart kam, fehlte ihnen der Schwanz in der Hose. Er brummelte missbilligend und aß weiter, bis er sich beinahe verschluckte, als das Anschnallzeichen über ihm aufleuchtete.
„Wie viel Uhr?“, fragte er mit vollem Mund und starrte hinüber zu der Frau.
„Sie haben es doch eben gehört. Dreizehn Uhr zweiunddreißig.“
„Wie oft hat das Tonband gesprochen?“
„Mindestens ein Dutzend Mal. Und es passte stets auf die Minute genau.“
„Nun reicht es aber!“ Mit der Entschlossenheit eines echten Mannes wandte er sich an den stummen Besitzer des Diktiergeräts. „Flugangst hin oder her. Sie schalten das Gerät auf der Stelle aus!“
Der Dicke berührte den Angesprochenen am Arm, worauf dieser ihm das eben noch starr nach vorne gerichtete Gesicht zuwandte. In den Pupillen des Mannes waberte ein farbloses Grau. Zunächst glaubte der Dicke, der Mann sei blind, vielleicht auch stumm, doch starrte dieser Mann ihm direkt in die Augen und durch sie hindurch bis in sein Gehirn. Jedenfalls verspürte der Dicke in seinem Schädel einen schmerzhaften Stich. Er ließ den Angesprochenen los und schüttelte die Überraschung ab.
„Verstehen Sie? Das Aufnahmegerät. Schalten Sie es ab, sofort!“
Schon wollte der Dicke ihm das Gerät aus der Hand reißen, um der Aufforderung selbst genüge zu tun, da kam ihm das Tonband mit einer neuen Ankündigung zuvor.
„Dreizehn Uhr sechsunddreißig. Erste Turbulenzen erfassen das Flugzeug.“
Der Dicke erstarrte.
„Worauf warten Sie? Nehmen Sie es ihm weg und schalten Sie es aus!“
Die Frau legte einen Befehlston an den Tag, der ihm ganz und gar nicht gefiel.
„Sie haben mir gar nichts zu sagen. Schalten Sie es doch selbst aus, wenn es Sie stört.“
„Was ist denn los da vorne?“
Mittlerweile hatte auch die hintere Sitzreihe mitbekommen, dass in unmittelbarer Nähe eine Begegnung der unheimlichen Art zugange war.
„Nichts. Nur so ein Verrückter mit einem Tonband, das immer wieder komisches Zeug von sich gibt.“
„Komisches Zeug?“ Die Nerven der Frau schienen bereits über Gebühr strapaziert. „Jede einzelne dieser Vorhersagen bewahrheitet sich auf die Minute genau.“
Da ein jeder angeschnallt war, unterhielten sie sich mit der hinteren Sitzreihe blind.
„Was für ...“
Das Flugzeug fiel in ein Loch und sackte durch. Dann tat es einen Ruck, als es sich wieder fing.
„Scheiße! Habe ich mich erschreckt.“
Das kam von hinten, und jemand anderes lachte. Doch die Frau sah den Dicken aus schreckgeweiteten Augen an.
„Dreizehn Uhr sechsunddreißig“, sagte sie.
Der Dicke verlor die Beherrschung und legte für einen Moment alle Hemmung ab.
„Was für eine verdammte Aufzeichnung ist das? Wo haben Sie die her?“
Diesmal blieb jede Reaktion des Mannes aus. Da griff der Dicke nach dem Diktiergerät, hielt es bereits in der Hand, als es die nächste Prophezeiung offenbarte.
„Dreizehn Uhr achtunddreißig. Die Turbulenzen verstärken sich. Der Pilot hält eine Ansage.“
„Genug!“
Mit einem Druck auf den roten Knopf brachte der Dicke das Tonband zum Schweigen.
„Dreizehn Uhr siebenunddreißig“, sagte die Frau. „Noch eine Minute.“
Sekunden der Anspannung verstrichen, während erneute Stöße durch den Rumpf des Flugzeugs jagten. Die Monitore des Entertainmentsystems schalteten sich aus.
„Verehrte Fluggäste. Wir durchqueren ein Schlechtwettergebiet und rechnen mit weiteren Turbulenzen. Bitte bleiben Sie auf ihren Sitzen.“ Und sogleich auf Englisch. „Ladys and ...“
Diesmal brauchte der Dicke die Uhrzeit nicht mehr zu erfragen, um zu wissen, dass auch diese Vorhersage pünktlich eingetreten war.
Eine unsichtbare Faust packte das Flugzeug und schüttelte es durch. Mehrere Fluggäste schrien, jemand erbrach sich und auch dem Dicken wäre das eben geschluckte Essen beinahe entwischt.
„Schalten Sie das Gerät wieder an!“, schrie die Frau.
„Warum? Sie wollten es doch aushaben.“
„Schalten Sie es wieder an! Ich will wissen, wie es weiter geht.“ Innerhalb weniger Sekunden hatte sich die Businessfrau von eben in eine Furie verwandelt.
„Anschalten!“, rief es nun auch von hinten.
Auf das Zögern des Dicken beugte sich die Frau über den teilnahmslos dasitzenden Nebenmann, griff über ihn hinweg nach dem Gerät und riss es dem Dicken aus der Hand, um sogleich auf den roten Knopf zu drücken. Ein erneuter Hieb der Schlechtwetterfront traf das Flugzeug, dessen Rumpf mit einem metallischen Stöhnen erzitterte, als das Diktiergerät wieder lief.
„Strong turbulences. Please stay on your seat and keep calm!“
Die Durchsage des Kapitäns war kurz und prägnant. Kein Ladyies and gentlemen und keine Ansage auf Deutsch. Offensichtlich gab es für den Piloten Wichtigeres, als der Etikette genüge zu tun. Das Diktiergerät meldete sich zu Wort.
„Dreizehn Uhr vierzig. Die Turbulenzen nehmen weiter zu. Der Pilot hält eine erneute Ansage.“
„Das war gerade eben“, rief der Dicke. „Spulen Sie vor! Wir sind zu spät.“
Sie kam der Aufforderung nach und drückte mit zitterndem Finger die Spultaste. Als das zusammengestauchte Quietschen der nächsten Prophezeiung im Schnelllauf zu vernehmen war, drückte die Frau auf Stopp, setzte zurück und spielte die Aufnahme ab.
„Dreizehn Uhr fünfundvierzig. Unter den Passagieren bricht Panik aus.“
„In einer Minute!“, schrie die Frau, und sogleich stimmten auch die benachbarten Sitzreihen in den Kanon aus Angst und Schrecken mit ein.
„Beruhigen sie sich!“
Eine Stewardess trotzte den Turbulenzen und wankte heran. Da traf ein weiterer Schlag das Flugzeug und riss sie von den Beinen. Die Passagiere schrien, und die erste Welle der Panik brandete auf.
Doch der Dicke bewahrte die Ruhe und riss der mitschreienden Frau das weiter laufende Diktiergerät aus der Hand.
„Was fällt Ihnen ein!“
Er achtete nicht auf sie, drehte ihr den Rücken zu und spulte weiter, hielt auch nicht an, als quietschende Spullaute von neuen Prophezeiungen kündeten. Das Ende, er musste erfahren, welches Ende diesem Flug beschieden war.
Ein letzter Quietschlaut, dann stoppte das Band. Während ein weiterer Stoß das Flugzeug durchschüttelte, spulte er zum letzten Eintrag zurück und spielte ihn ab.
„Dreizehn Uhr vierundfünfzig. Das Flugzeug zerschellt im Atlantik. Es gibt keine Überlebenden.“
„Nein!“
Der gellende Schrei eines Mannes aus der Sitzreihe den Gang ihm gegenüber ließ erkennen, dass dieser die Nachricht des bevorstehenden Absturzes ebenfalls mit angehört hatte. Und nicht nur er.
„Wir müssen es verhindern! Das Flugzeug muss umkehren!“, schrie der Dicke den Mitreisenden zu, schnallte sich ab und stemmte sich hoch. Auch die ihn Umgebenden wussten, welches Schicksal sie im Falle der Untätigkeit erwarte und lösten den Gurt. Die anwesende Stewardess versuchte die aufgestandenen Passagiere zurück auf die Plätze zu weisen, doch die schoben sie unsanft zur Seite und hielten unbeirrbar auf das Cockpit zu, wobei ihnen die für einen Moment abnehmende Schwere der Turbulenzen zugutekam.

Eilmeldung - Flugzeugabsturz

Eine Passagiermaschine des Typ Airbus A340 ist mit 325 Passagieren und zwölf Besatzungsmitgliedern über dem offenen Atlantik abgestürzt. Es gibt voraussichtlich keine Überlebenden. Der letzten Funkmeldung des Piloten zufolge kam es zu einer Panik an Bord, woraufhin das Flugzeug den Kurs änderte und zurück in eine Sturmfront drehte, die es gerade durchflogen hatte. Die genauen Umstände des Absturzes sind noch unklar.


„Unglaublich!“ Der junge Mann nahm den Blick von seinem Smartphone und schüttelte den Kopf. „Die sind dem Sturm entkommen und dann wieder mitten rein geflogen. Wie konnte das passieren?“
Die Frage war kaum mehr als ein Murmeln, mit dem er der Ungläubigkeit Ausdruck verlieh. Die ihn sitzend Umgebenden nahmen seine Anteilnahme kaum wahr. Zu beschäftigt waren sie mit Surfen oder dem Lesen ausliegender Fachzeitschriften über Energietechnik, Physik und andere naturwissenschaftliche Themen im Wartesaal. Die Anwesenden in dem klinisch weiß wirkenden Raum vermittelten einen überdurchschnittlich intelligenten Eindruck. Fast die Hälfte von Ihnen trug eine Brille, und allgemein schienen innere Werte den hier Versammelten wichtiger als das Äußere zu sein.
Nur einer der Besucher passte nicht so recht ins Bild. Er hatte weder Smartphone noch Zeitschrift zur Hand, mit dem er sich die Zeit des Wartens verkürzte, sondern saß einfach nur da, bis er ein prähistorisch anmutendes Tonbandgerät aus der Tasche zog.
„Neun Uhr dreißig. Die Führung beginnt.“
Was sollte das denn? Der junge Mann schmunzelte und schaute auf die Zeitangabe seines Smartphones. Noch eine Minute, dann wäre es tatsächlich so weit.
Kurze Zeit später öffnete sich die Tür und ein Mann in weißem Kittel mit aufgesetztem Lächeln trat ein.
„Pünktlich wie unsere Atomuhr“, scherzte er. „Kommen sie, die Führung durch das Kraftwerk beginnt.“

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timcbaoth
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Beiträge: 114



Beitrag03.03.2014 21:50

von timcbaoth
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Hallo Feraud

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Sie ist angenehm spannend geschrieben - gefällt mir jedenfalls gut.

Ein paar Anmerkungen habe ich aber: Der Anfang scheint mir etwas träge. Bis man weiß, worum es in der Geschichte gehen wird, vergeht viel Zeit. Da du  immer kleine Geschichtchen in die Geschichte einbaust, liest es sich aber trotzdem noch OK. Im Anfangsteil finden sich auch einige schräge Sätze:

Zitat:
Es schien, als handele es sich bei diesem Mann nicht um seinen Passagier, sondern gehöre er ebenso wie die Kabel der Elektrik oder die Leitungen der Kerosinzufuhr zu der Maschine und sitze er schon immer hier.


Die Wortstellung kommt mir komisch vor. Vielleicht ist sie sogar syntaktisch korrekt - ich würde es aber trotzdem umschreiben.

Gleiches gilt z.B. hier:

Zitat:
Endlich fand ein jeder seinen Platz und kehrte Ruhe ein.


Da müsste es wohl "Endlich fand ein jeder seinen Platz und ES kehrte Ruhe ein" heißen.

Der Mittelteil gefällt mir dann gut. Vielleicht gibt es hier auch etwas Schräges, aber ich war zu tief in der Geschichte, um es zu merken, falls es etwas gab.

Im Endteil kommt mir der Text wieder etwas holpriger vor:

Zitat:
Die Frage war kaum mehr als ein Murmeln, mit dem er der Ungläubigkeit Ausdruck verlieh. Die ihn sitzend Umgebenden nahmen seine Anteilnahme kaum wahr. Zu beschäftigt waren sie mit Surfen oder dem Lesen ausliegender Fachzeitschriften über Energietechnik, Physik und andere naturwissenschaftliche Themen im Wartesaal. Die Anwesenden in dem klinisch weiß wirkenden Raum vermittelten einen überdurchschnittlich intelligenten Eindruck. Fast die Hälfte von Ihnen trug eine Brille, und allgemein schienen innere Werte den hier Versammelten wichtiger als das Äußere zu sein.


Viele Substantivierungen hemmen den Lesefluss hier. Vor allem der Ausdruck "Die ihn sitzend Umgebenden" klingt wie aus einer Übersetzung aus dem Lateinischen. Die Beschreibungen wirken auch etwas platt.


Noch eine Kleinigkeit zum Schluss: Meines Wissens stehen Atomuhren nicht in Atomkraftwerken.

Alles in allem gefällt mir die Story. Mit ein bisschen Feinarbeit kann sie den Leser bestimmt packen.


_________________
Liebe Grüsse
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Feraud
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Beiträge: 112
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Beitrag04.03.2014 19:18

von Feraud
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Hallo timcbaoth,

danke für deine Kritik.

Die stilistischen Stolperstellen hast du gut erkannt.  Mit den von dir zitierten Sätze war ich ebenfalls nicht ganz zufrieden und hätte ich mir mehr Zeit mit dem Posten lassen sollen.

Mit dem trägen Anfang beziehst du dich auf die Frau mit dem Kind und den alten Mann, nehme ich an. Damit habe ich versucht, die Stimmung an Bord des Flugzeugs einzufangen. Da diese für den weiteren Verlauf der Geschichte nicht relevant ist, könnte man das auch weglassen. Hier würde mich interessieren, was andere dazu denken.

Mit der Atomuhr hast du mich ebenfalls erwischt. Das habe ich noch "schnell" geändert. Ursprünglich habe ich geschrieben "Pünktlich wie eine Atomuhr" und das dann noch in "unsere" geändert, damit der Leser ja weiß, dass es sich hier um ein Kernkraftwerk handelt. Da habe ich die geistige Potenz des Forums gnadenlos unterschätzt wink

Dann bleibt mir an dieser Stelle nocheinmal ein herzliches Dankeschön für dein in vorbildlicher Sandwichform eingepacktes Feedback!

timcbaoth hat Folgendes geschrieben:
Hallo Feraud

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Sie ist angenehm spannend geschrieben - gefällt mir jedenfalls gut.

Ein paar Anmerkungen habe ich aber: Der Anfang scheint mir etwas träge. Bis man weiß, worum es in der Geschichte gehen wird, vergeht viel Zeit. Da du  immer kleine Geschichtchen in die Geschichte einbaust, liest es sich aber trotzdem noch OK. Im Anfangsteil finden sich auch einige schräge Sätze:

Zitat:
Es schien, als handele es sich bei diesem Mann nicht um seinen Passagier, sondern gehöre er ebenso wie die Kabel der Elektrik oder die Leitungen der Kerosinzufuhr zu der Maschine und sitze er schon immer hier.


Die Wortstellung kommt mir komisch vor. Vielleicht ist sie sogar syntaktisch korrekt - ich würde es aber trotzdem umschreiben.

Gleiches gilt z.B. hier:

Zitat:
Endlich fand ein jeder seinen Platz und kehrte Ruhe ein.


Da müsste es wohl "Endlich fand ein jeder seinen Platz und ES kehrte Ruhe ein" heißen.

Der Mittelteil gefällt mir dann gut. Vielleicht gibt es hier auch etwas Schräges, aber ich war zu tief in der Geschichte, um es zu merken, falls es etwas gab.

Im Endteil kommt mir der Text wieder etwas holpriger vor:

Zitat:
Die Frage war kaum mehr als ein Murmeln, mit dem er der Ungläubigkeit Ausdruck verlieh. Die ihn sitzend Umgebenden nahmen seine Anteilnahme kaum wahr. Zu beschäftigt waren sie mit Surfen oder dem Lesen ausliegender Fachzeitschriften über Energietechnik, Physik und andere naturwissenschaftliche Themen im Wartesaal. Die Anwesenden in dem klinisch weiß wirkenden Raum vermittelten einen überdurchschnittlich intelligenten Eindruck. Fast die Hälfte von Ihnen trug eine Brille, und allgemein schienen innere Werte den hier Versammelten wichtiger als das Äußere zu sein.


Viele Substantivierungen hemmen den Lesefluss hier. Vor allem der Ausdruck "Die ihn sitzend Umgebenden" klingt wie aus einer Übersetzung aus dem Lateinischen. Die Beschreibungen wirken auch etwas platt.


Noch eine Kleinigkeit zum Schluss: Meines Wissens stehen Atomuhren nicht in Atomkraftwerken.

Alles in allem gefällt mir die Story. Mit ein bisschen Feinarbeit kann sie den Leser bestimmt packen.
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Wolfi
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Beitrag04.03.2014 21:11

von Wolfi
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Hallo Feraud,

ich hab mal die ersten 23 Zeilen gelesen. Warum nur 23, wirst du dich fragen aber es hat einen Grund. Nämlich hast du in diesen Zeilen im Allgemeinen die Passagiere beschrieben, die ihre Plätze einnehmen sollten.
23 Zeilen, die so langatmig sind, in denen so gut wie garnichts passiert. So ziemlich jeder wird nicht mehr weiter lesen wollen. Weshalb auch? Wo bleibt die Spannung? Kommt die erst ab Seite 100? Des weiteren sollte auch beim Start jegliches strombetriebene Gerät ausgeschaltet werden. Mit was funktioniert das Diktiergerät, das hier läuft?
An deiner Stelle würd ich es überarbeiten. In den ersten vier Zeilen muß es einen DUMPFEN tun. Hier mußt du den Leser bereits fesseln, dass er das Buch nicht mehr zur Seite legt. Vielleicht beginnst du auch mit etwas anderem und nicht mit dem niveaulosen Plätzesuchen im Flugzeug. Die Geschichte mag Potential haben, aber sie muß gut geschrieben sein.

LG Wolfi


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Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können.
(Albert Einstein)
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ZatMel
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Z
Beitrag04.03.2014 23:10

von ZatMel
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Hallo,

Ich muss mich meinem Vorredner anschließen:

Der Anfang ist zu langatmig bzw. nimmt mich nicht mit. Was echt schade ist, weil ich als das Ansagegerät läuft wirklich dabei war.
Ein paar Stellen sind etwas umgangssprachlich formuliert, ich bin zum Beispiel über "bis ein jeder seinen Platz hatte" gestolpert.
Die Chronografenstelle fand ich super! Die Art von Humor etwas prägnanter am Anfang und dann interessiert es, um schneller weiter zu lesen.
Liebe Grüße,
zatmel
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Feraud
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Beitrag05.03.2014 21:00

von Feraud
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Hallo Wolfi, hallo ZatMel,

danke für euer Feedback, welches den Eindruck der Erstkrtitik untermauert.


    1. Anfang ist zu ereignisarm
    2. Es existieren stilistische Stolperstellen, wobei sich dies nur auf eine Handvoll zu beschränken scheint
    3. Den Anfang überwunden ist die Geschichte spannend


@Wolfi: guter Hinweis mit dem elektrischen Geräten, wobei dies möglicherweise auch bei uns bald der Vergangenheit angehören wird:
http://www.computerworld.ch/news/kommunikation/artikel/im-flugzeug-elektronische-geraete-nicht-mehr-ausschalten-64596/

Ist werde das und die anderen Punkte in der Überarbeitung kommendes Wochenende berücksichtigen und bedanke mich herzlich für euer wertvolles Feedback.

Lieben Gruß!
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Feraud
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Beitrag08.03.2014 21:50
Turbulenzen - 2te Version
von Feraud
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Liebe Leser,

dank des Feedbacks habe ich den als langweilig kritisierten Anfang der Geschichte überarbeitet. Im weiteren Verlauf habe ich nur einzelne Sätze gestrichen und Feinheiten geändert. Insgesamt ist die Geschichte um knapp 10% gekürzt.

Über Feedback würde ich mich freuen.

Gruß und danke!

======================================
Turbulenzen

„Autofähre gesunken“, las der Besucher des Kiosks die Schlagzeile. „79 Leichen geborgen. Dutzende Passagiere vermisst. Überlebende berichten von Panik an Bord, die einsetzte, noch bevor sich die Bugklappe auf hoher See öffnete und das Schiff innerhalb weniger Minuten sank.“
Der Leser betrachtete einen Augenblick das Foto der Unglücksfähre, die jetzt irgendwo auf dem Grund des Meeres ruhte, wandte sich mit einem bedauernswerten Kopfschütteln von der Schlagzeile ab und verließ den Kiosk des Duty Free Bereichs.
Unglücke passierten. Am Besten vergaß er die Tragödie, bevor die Urlaubsstimmung bleibenden Schaden nahm.
„Die Passagiere des Flugs ...“
Dieser Aufruf galt ihm. Er eilte zum Gate und fühlte bereits jetzt die ersten Schweißperlen auf der Stirn. Das Übergewicht machte ihm zu schaffen. Er schleppte sich am Gate vorbei über die Brücke ins Flugzeug und zwängte sich in die Enge des ihm zugewiesenen Sitzplatzes, wo er sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn wischte und dabei mit dem Ellbogen gegen seinen Sitznachbarn stieß, den er völlig übersehen hatte.
„Entschuldigen Sie!“
Der Angesprochene starrte weiter reglos auf die schwarze Fläche des an der Rückseite des Vordersitzes angebrachten Bildschirms, während sich auf der anderen Seite des weiter teilnahmslos dasitzenden Mannes eine Frau mit energischer Zielsicherheit niederließ. Man ahnte, dass die Mittfünfzigerin für gewöhnlich Businessklasse flog und widrige Umstände sie zu einem Flug wie diesem gezwungen hatten. Ihr Kostüm und der ebenso kurze wie abschätzige Blick, mit dem sie ihre Mitreisenden bedachte, ließen auf eine leitende Position im Management schließen.
„Der Flug startet um zwölf Uhr achtzehn mit acht Minuten Verspätung.“
Beide, der Übergewichtige und die Businessfrau, schauten ihren stumm dasitzenden Nachbarn an, der ein aus dem Nichts hervorgezaubertes Diktiergerät umfasst hielt, dessen Aufnahme diesen einen Satz gesprochen hatte, und das schweigend weiter lief. Sofort warf die Frau einen prüfenden Blick auf ihr Handgelenk zu dem aus Titan gefertigten Chronografen, den als Uhr zu bezeichnen des Preises wegen einem Vergehen nahekam.
Die Anschnallzeichen leuchteten auf, und das Knacken der Lautsprecher leitete die Ansprache des Piloten ein. Es folgte die obligatorische Sicherheitsbelehrung und dann rollte das Flugzeug an, bog in die Startbahn ein und beschleunigte zum Start.
 Während der Beschleunigung, kurz bevor der erste Reifen den Kontakt zum Asphalt verlor, warf die Frau einen zweiten Blick auf ihren Chronografen. Das Flugzeug hob mit einer Verspätung von exakt acht Minuten ab.
„Ihr Band läuft noch. Haben Sie die Sicherheitsregeln nicht gehört? Elektronische Geräte sind bei Start und Landung auszuschalten.“
Die Businessfrau fixierte den Sitznachbarn mit einem Blick, der ihm nahelegte, der Regel genüge zu tun. Doch der Besitzer des Geräts starrte gleich einer Statue aus einem Wachsfigurenkabinett teilnahmslos weiter geradeaus.
„Das ist ja unerhört!“
Ignoriert zu werden, schien die Sprecherin nicht gewohnt, doch dem Ziel ihrer Ansprache schien das egal. Die Frau griff nach dem Gerät, da endlich erwachte der Mann zum Leben und wandte ihr das Gesicht zu. Der Dicke konnte es nicht sehen, doch sah er, wie die Hand der Frau zurückschreckte und der Ausdruck von Stärke und Bestimmtheit plötzlicher Unsicherheit wich.
„Dann lassen Sie das Gerät doch weiterlaufen. Die Batterien sind hoffentlich bald leer.“
Gut möglich. Das analoge Diktiergerät mit dem dicken, roten Aufnahmeknopf schien dem letzten Jahrhundert entsprungen. Die Frau griff in ihre mitgeführte Ledermappe, entnahm ihr mit Charts und Tabellen bedruckte Papiere und gab sich nun mit Wichtigerem als beschränkten Mitreisenden ab.
„Vierzehn Minuten nach elf. Der Kopilot schaltet das Anschnallzeichen aus.“
Der dicke Mann starrte zu dem seltsamen Sitznachbarn, dessen Diktiergerät erneut einen Satz von sich gegeben hatte. Leider besaß er keine Uhr, doch sah er den prüfenden Blick der Frau auf ihr Handgelenk, bevor sie sich erneut ihren Unterlagen zuwandte.
Kurz darauf erlosch das Anschnallzeichen, und wie auf ein unsichtbares Kommando trafen sich die Blicke des Dicken und der Frau, die beide zu dem Mann in ihrer Mitte blickten. Die Frau schien etwas sagen zu wollen, doch besann sie sich und versenkte sich wieder in ihre Unterlagen. Zu gerne hätte der Dicke gewusst, zu welcher Uhrzeit genau das Anschnallzeichen erloschen war.
„Achtzehn Minuten nach elf. Die Reisehöhe ist erreicht. Der Pilot schaltet den Autopiloten ein und hält eine Ansage.“
 „Ist das nicht etwas zu kindisch?“
Für einen kurzen Augenblick schien der Frau der Geduldsfaden zu reißen, doch sogleich gewann sie die Professionalität zurück und strafte den Angesprochenen mit einem vernichtenden Blick, ohne dass dieser Notiz davon nahm. Dafür beobachtete der Dicke, wie die Frau kurz darauf verstohlen ein weiteres Mal auf ihr Handgelenk schaute. Ihn selbst beunruhigte die Aufnahme keineswegs. Jeder hatte seine eigene Art, mit Flugangst umzugehen.
„Sehr geehrte Passagiere, wir haben soeben unsere Reiseflughöhe erreicht ...“
Aus den Augenwinkeln sah der Dicke, wie die Frau zusammenzuckte und lachte innerlich dabei.
Nach der Ansage des Piloten gab dessen Crew die Bordunterhaltung frei. Eine ebenfalls vorhersehbare Entwicklung, die das Diktiergerät unterschlagen hatte, wie der Dicke befriedigt feststellte, während seine speckigen Finger die Knöpfe des in den Vordersitz eingelassenen Entertainmentsystems auf der Suche nach Blockbustern drückten.
Die folgenden Flugkilometer standen im Zeichen eines actiongeladenen Hollywoodstreifens, den der Dicke für das durch die Enge des Ganges heranrollende Mittagessen gerne unterbrach. Das Tonband seines Sitznachbarn. Er hatte schon gar nicht mehr daran gedacht, doch lief es noch immer, und dem Anblick der Frau nach zu urteilen, schien es weitere Sätze von sich gegeben zu haben, die ihm im Eifer des betrachteten Gefechts entgangen waren.
„Was darf ich Ihnen anbieten? Hühnchen mit Pasta oder ...“
„Reis mit Schwein!“, unterbrach er die Stewardess, die ihm das Tablett mit antrainiertem Lächeln reichte. Die Alufolie war heiß, doch den Schmerz ignorierend, zog er sie ab und genoss die aufgetaute Mahlzeit, so gut es ging.
 „Dreizehn Uhr zweiunddreißig. Der Kopilot schaltet das Anschnallzeichen wieder ein.“
Verdammt! Dieses Tonband, das urplötzlich einen Satz von sich gab, um sogleich wieder zu schweigen, fing nun an, auch ihm auf die Nerven zu gehen. Er sah zu der Frau. Warum unternahm sie denn nichts? Anfangs hatte es den Anschein gehabt, als wasche sie ihrem gemeinsamen Sitznachbarn ordentlich den Kopf, doch nun schien sie eingegangen zu sein, als hätte man sie im Schleudergang zu heiß durchgespült. So war das mit Emanzen. Viel heiße Luft, aber wenn es hart auf hart kam, fehlte ihnen der Schwanz in der Hose. Er brummelte missbilligend und aß weiter, bis er sich beinahe verschluckte, als das Anschnallzeichen über ihm aufleuchtete.
„Wie viel Uhr?“, fragte er mit vollem Mund und starrte hinüber zu der Frau.
„Sie haben es doch eben gehört. Dreizehn Uhr zweiunddreißig.“
„Wie oft hat das Tonband gesprochen?“
„Mindestens ein Dutzend Mal. Und jede Ansage erfüllte sich punktgenau.“
„Nun reicht es aber!“ Mit der Entschlossenheit eines Mannes wandte er sich an den stummen Besitzer des Diktiergeräts. „Flugangst hin oder her. Sie schalten das Gerät auf der Stelle aus!“
Der Dicke berührte den Angesprochenen am Arm, worauf dieser ihm das eben noch starr nach vorne gerichtete Gesicht zuwandte. In den Pupillen des Mannes waberte ein farbloses Grau. Zunächst glaubte der Dicke, der Mann sei blind, doch starrte dieser Mann ihm direkt in die Augen und durch sie hindurch bis in sein Gehirn. Jedenfalls verspürte der Dicke in seinem Schädel einen schmerzhaften Stich. Er ließ den Angesprochenen los und schüttelte die Überraschung ab.
„Verstehen Sie? Das Aufnahmegerät. Schalten Sie es ab, sofort!“
Schon wollte der Dicke ihm das Gerät aus der Hand reißen, um der Aufforderung selbst genüge zu tun, da kam ihm das Tonband mit einer neuen Ankündigung zuvor.
„Dreizehn Uhr sechsunddreißig. Erste Turbulenzen erfassen das Flugzeug.“
Der Dicke erstarrte.
„Worauf warten Sie? Nehmen Sie es ihm weg und schalten Sie es aus!“
Die Frau legte einen Befehlston an den Tag, der ihm ganz und gar nicht gefiel.
„Sie haben mir gar nichts zu sagen. Schalten Sie es doch selbst aus, wenn es Sie stört.“
„Was ist denn los da vorne?“
Mittlerweile hatte auch die hintere Sitzreihe mitbekommen, dass in unmittelbarer Nähe eine Begegnung der unheimlichen Art zugange war.
„Nichts. Nur so ein Verrückter mit einem Tonband, das immer wieder komisches Zeug von sich gibt.“
„Komisches Zeug?“ Die Nerven der Frau schienen bereits über Gebühr strapaziert. „Jede einzelne dieser Vorhersagen bewahrheitet sich auf die Minute genau.“
Da ein jeder angeschnallt war, unterhielten sie sich mit der hinteren Sitzreihe blind.
„Was für ...“
Das Flugzeug fiel in ein Loch und sackte durch. Dann tat es einen Ruck, als es sich wieder fing.
„Scheiße! Habe ich mich erschreckt.“
Das kam von hinten, und jemand anderes lachte. Doch die Frau sah den Dicken aus schreckgeweiteten Augen an.
„Dreizehn Uhr sechsunddreißig“, sagte sie.
Der Dicke verlor die Beherrschung und legte für einen Moment alle Hemmung ab.
„Was für eine verdammte Aufzeichnung ist das? Wo haben Sie die her?“
Diesmal blieb jede Reaktion des Mannes aus. Da griff der Dicke nach dem Diktiergerät, hielt es bereits in der Hand, als es die nächste Prophezeiung offenbarte.
„Dreizehn Uhr achtunddreißig. Die Turbulenzen verstärken sich. Der Pilot hält eine Ansage.“
„Genug!“
Mit einem Druck auf den roten Knopf brachte der Dicke das Tonband zum Schweigen.
„Dreizehn Uhr siebenunddreißig“, sagte die Frau. „Noch eine Minute.“
Sekunden der Anspannung verstrichen, während erneute Stöße durch den Rumpf des Flugzeugs jagten. Die Monitore des Entertainmentsystems schalteten sich aus.
„Verehrte Fluggäste. Wir durchqueren ein Schlechtwettergebiet und rechnen mit weiteren Turbulenzen. Bitte bleiben Sie auf ihren Sitzen.“ Und sogleich auf Englisch. „Ladys and ...“
Diesmal brauchte der Dicke die Uhrzeit nicht mehr zu erfragen, um zu wissen, dass auch diese Vorhersage pünktlich eingetreten war.
Eine unsichtbare Faust packte das Flugzeug und schüttelte es durch. Mehrere Fluggäste schrien, jemand erbrach sich und auch dem Dicken wäre das eben geschluckte Essen beinahe entwischt.
„Schalten Sie das Gerät wieder an!“, schrie die Frau.
„Warum? Sie wollten es doch aushaben.“
„Schalten Sie es wieder an! Ich will wissen, wie es weiter geht.“ Innerhalb weniger Sekunden hatte sich die Businessfrau von eben in eine Furie verwandelt.
„Anschalten!“, rief es nun auch von hinten.
Auf das Zögern des Dicken beugte sich die Frau über den teilnahmslos dasitzenden Nebenmann, griff über ihn hinweg nach dem Gerät und riss es dem Dicken aus der Hand, um sogleich auf den roten Knopf zu drücken. Ein erneuter Hieb der Schlechtwetterfront traf das Flugzeug, dessen Rumpf mit einem metallischen Stöhnen erzitterte, als das Diktiergerät wieder lief.
„Strong turbulences. Please stay on your seat and keep calm!“
Die Durchsage des Kapitäns war kurz und prägnant. Kein Ladyies and gentlemen und keine Ansage auf Deutsch. Offensichtlich gab es für den Piloten Wichtigeres, als der Etikette genüge zu tun. Das Diktiergerät meldete sich zu Wort.
„Dreizehn Uhr vierzig. Die Turbulenzen nehmen weiter zu. Der Pilot hält eine erneute Ansage.“
„Das war gerade eben“, rief der Dicke. „Spulen Sie vor! Wir sind zu spät.“
Sie kam der Aufforderung nach und drückte mit zitterndem Finger die Spultaste. Als das zusammengestauchte Quietschen der nächsten Prophezeiung im Schnelllauf zu vernehmen war, drückte die Frau auf Stopp, setzte zurück und spielte die Aufnahme ab.
„Dreizehn Uhr fünfundvierzig. Unter den Passagieren bricht Panik aus.“
„In einer Minute!“, schrie die Frau, und sogleich stimmten auch die benachbarten Sitzreihen in den Kanon aus Angst und Schrecken mit ein.
„Beruhigen sie sich!“
Eine Stewardess trotzte den Turbulenzen und hangelte sich entlang der Sitzreihen voran. Da traf ein weiterer Schlag das Flugzeug und riss sie von den Beinen. Die Passagiere schrien, und die erste Welle der Panik brandete auf.
Doch der Dicke bewahrte die Ruhe und riss der mitschreienden Frau das weiter laufende Diktiergerät aus der Hand.
„Was fällt Ihnen ein!“
Er achtete nicht auf sie, drehte ihr den Rücken zu und spulte weiter, hielt auch nicht an, als quietschende Spullaute von neuen Prophezeiungen kündeten. Das Ende, er musste erfahren, welches Ende diesem Flug beschieden war.
Ein letzter Quietschlaut, dann stoppte das Band. Während ein weiterer Stoß das Flugzeug durchschüttelte, spulte er zum letzten Eintrag zurück und spielte ihn ab.
„Dreizehn Uhr vierundfünfzig. Das Flugzeug zerschellt im Atlantik. Es gibt keine Überlebenden.“
„Nein!“
Der gellende Schrei eines Mannes aus der Sitzreihe den Gang ihm gegenüber ließ erkennen, dass dieser die Nachricht des bevorstehenden Absturzes ebenfalls mit angehört hatte. Und nicht nur er.
„Wir müssen es verhindern! Das Flugzeug muss umkehren!“, schrie der Dicke den Mitreisenden zu, schnallte sich ab und stemmte sich hoch. Auch die ihn Umgebenden wussten, welches Schicksal sie im Falle der Untätigkeit erwartete und lösten den Gurt. Die Stewardess versuchte die aufgestandenen Passagiere zurück auf die Plätze zu weisen, doch die schoben sie unsanft zur Seite und hielten unbeirrbar auf das Cockpit zu, wobei ihnen die für einen Moment abnehmende Schwere der Turbulenzen zugutekam.

Eilmeldung - Flugzeugabsturz

Eine Passagiermaschine des Typ Airbus A340 ist mit 325 Passagieren und zwölf Besatzungsmitgliedern über dem offenen Atlantik abgestürzt. Es gibt voraussichtlich keine Überlebenden. Der letzten Funkmeldung des Piloten zufolge kam es zu einer Panik an Bord, woraufhin das Flugzeug den Kurs änderte und zurück in eine Sturmfront drehte, die es gerade durchflogen hatte. Die genauen Umstände des Absturzes sind noch unklar.


„Unglaublich!“ Der junge Mann nahm den Blick von seinem Smartphone und schüttelte den Kopf. „Die sind dem Sturm entkommen und dann wieder mitten rein geflogen. Wie konnte das passieren?“
Die Frage war kaum mehr als ein Murmeln, mit dem er dem Staunen Ausdruck verlieh. Niemand achtete auf seinen Gefühlausbruch. Zu beschäftigt waren die anderen mit Surfen oder dem Lesen ausliegender Fachzeitschriften über Energietechnik, Physik und andere naturwissenschaftliche Themen im Wartesaal. Die Besucher des klinisch weißen Raumes vermittelten einen überdurchschnittlich intelligenten Eindruck. Die Hälfte von Ihnen trug eine Brille, und allgemein schienen innere Werte den Anwesenden wichtiger als das Äußere zu sein.
Nur einer von ihnen passte nicht so recht ins Bild. Er hatte weder Smartphone noch Zeitschrift zur Hand, mit dem er sich die Zeit des Wartens verkürzte, sondern saß einfach nur da, bis er ein prähistorisch anmutendes Tonbandgerät aus der Tasche zog.
„Neun Uhr dreißig. Die Führung beginnt.“
Was sollte das denn? Der junge Mann schmunzelte und schaute auf die Zeitangabe seines Smartphones. Noch eine Minute, dann wäre es tatsächlich so weit.
Kurze Zeit später öffnete sich die Tür und ein Mann in weißem Kittel mit aufgesetztem Lächeln trat ein.
„Pünktlich wie eine Atomuhr“, scherzte er. „Kommen sie, die Führung durch das Kraftwerk beginnt.“
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag11.03.2014 02:01
Re: Turbulenzen - 2te Version
von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Feraud,

danke für deinen gelungenen Einstand. Deine Geschichte gefällt mir gut und würde gut für eine Episode der "Twilight Zone"-Serie herhalten.

Der Plot ist ok, sprachlich aber an einigen Stellen zu überdenken und leicht holprig bzw. umständlich in der Beschreibung. Desweiteren solltest du genau auf deine Erzählperspektive achten. Dein auktorialer Erzähler weiß mehr als ich, der Leser: Er kennt das Alter der Businessfrau, ihren Beruf, kennt die Gefühle und Gedanken der Frau und des Übergewichtigen. Über den mysteriösen Mann lässt er mich, den Leser, aber völlig im Unklaren und er verrät sich auch nicht durch eine Emotionalität, sondern erzählt die Geschichte wie ein Unbeteiligter und doch Beteiligter. Der auktoriale Erzähler ist ok, aber du solltest darauf achten, ihn nicht zu verlassen, also Verben wie "schien" oder mögliche Konjunktive aus seiner Perspektive vermeiden, denn mMn weiß es der Erzähler (Beispiele im Text markiert).

Hier einige meiner Erbsen. Vielleicht ist etwas dabei, was dir sinnvoll erscheint:


Feraud hat Folgendes geschrieben:

Turbulenzen

„Autofähre gesunken“, las der Besucher des Kiosks die Schlagzeile. „79 Leichen geborgen. Dutzende Passagiere vermisst. Überlebende berichten von Panik an Bord, die einsetzte, noch bevor sich die Bugklappe auf hoher See öffnete und das Schiff innerhalb weniger Minuten sank.“ <-- generell ein stimmiger Anfang. Nur nachdem ich nun deine Geschichte kenne, läutet hier mein Logikdetektor: Müssten nicht einige Überlebenden auch von "Prophezeihungen" aus einem Diktiergerät und einem mysteriösen Mann berichten? Weiterer Gedanke: Eine sich öffnende Bugklappe dürfte dem Schiffspersonal an Deck nicht teilnahmslos entgangen sein und wer weiß, ob es nicht einen Notstromschalter oder sonstiges gibt, welches die Stromzufuhr zur Klappe unterbunden hätte.
Der Leser betrachtete einen Augenblick das Foto der Unglücksfähre, die jetzt irgendwo auf dem Grund des Meeres ruhte, wandte sich mit einem bedauernswerten Kopfschütteln von der Schlagzeile ab und verließ den Kiosk des Duty Free Bereichs.
Unglücke passierten. Am Besten vergaß er die Tragödie, bevor die Urlaubsstimmung bleibenden Schaden nahm.
„Die Passagiere des Flugs ...“
Dieser Aufruf galt ihm. Er eilte zum Gate und fühlte bereits jetzt die ersten Schweißperlen auf der Stirn. Das Vielleicht besser: Sein Übergewicht machte ihm zu schaffen. Er schleppte sich am Gate vorbei über die Brücke ins Flugzeug und zwängte sich in die Enge des ihm zugewiesenen rechten Sitzplatzes, wo er sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn wischte und dabei mit dem linken Ellbogen gegen seinen Sitznachbarn stieß, den er völlig übersehen hatte. <-- den letzten Nebensatz würde ich weglassen, weil der Satz recht lang und verschachtelt ist. zusätzlich, wenn du z.B. rechter Sitzplatz oder linker Ellenbogen nennen würdest, hättest du somit bereits eine Sitzreihenfolge und könntest die etwas umständliche Beschreibung, wenn sich die Frau hinsetzt, vereinfachend erzählen.  
„Entschuldigen Sie!“
Der Angesprochene starrte weiter reglos auf die schwarze Fläche des an der Rückseite des Vordersitzes angebrachten Bildschirms vor sich, während sich auf der anderen Seite des weiter teilnahmslos dasitzenden Mannes links von ihm eine Frau mit energischer Zielsicherheit niederließ. <-- du hast Redundanzen in diesem Satz (reglos und teilnahmslos), die du weglassen kannst und mit einigen Vereinfachungen wird der Satz lesbarer. Man ahnte <-- Frage: Warum man ahnte? Wer soll das ahnen? Dein auktorialer Erzähler weiß, dass sie gewöhnlich Business-Class fliegt. Ich würde "man ahnte" weglassen und es direkt schreiben: Die Mittfünzigerin flog für gewöhnlich Businessklasse und ... dass die Mittfünfzigerin für gewöhnlich Businessklasse flog und widrige Umstände sie zu einem Flug wie diesem gezwungen hatten. Ihr Kostüm und der ebenso kurze wie abschätzige Blick, mit dem sie ihre Mitreisenden bedachte, ließen auf eine leitende Position im Management schließen. <-- würde ich auch direkter schreiben. Hier sehe ich auch wieder den auktorialen Erzähler, der mir von der Frau berichtet, wer und was sie ist.
„Der Flug startet um zwölf Uhr achtzehn mit acht Minuten Verspätung.“
Beide, der Übergewichtige und die Businessfrau, schauten ihren stumm dasitzenden Nachbarn an, der plötzlich ein aus dem Nichts hervorgezaubertes Diktiergerät umfasst hielt(Punkt), dessen Aufnahme diesen einen Satz gesprochen hatte, und <-- eine Aufnahme spricht keinen Satz, sondern von einem Band oder einer Kassette war dieser Satz zu hören. das <-- läuft ein Diktiergerät schweigend weiter oder eher das Band im Gerät? schweigend weiter lief. Sofort warf die Frau einen prüfenden Blick auf ihr Handgelenk zu dem den aus Titan gefertigten Chronografen, den als Uhr zu bezeichnen des Preises wegen einem Vergehen nahekam. <-- generell hat man eine Uhr am Handgelenk, oder? Würde die Erwähnung des Handgelenks weglassen. Außerdem tut sie es im Verlauf der Geschichte öfter, wo du ihr Handgelenk erwähnst.
Die Anschnallzeichen leuchteten auf, und das Knacken der Lautsprecher leitete die Ansprache des Piloten ein. Es folgte die obligatorische Sicherheitsbelehrung und dann rollte das Flugzeug an, bog in die Startbahn ein und beschleunigte zum Start.
(Leerzeichen zu viel) Während der Beschleunigung, kurz bevor der erste vielleicht besser: vordere Reifen den Kontakt zum Asphalt verlor, warf die Frau einen zweiten Blick auf ihren Chronografen. Das Flugzeug hob mit einer Verspätung von exakt acht Minuten ab.
Ihr Band läuft noch. Haben Sie die Sicherheitsregeln nicht gehört? Elektronische Geräte sind bei Start und Landung auszuschalten.“
Die Businessfrau fixierte den Sitznachbarn mit einem Blick, der ihm nahelegte, der Regel genüge zu tun. Doch der Besitzer des Geräts starrte gleich einer Statue aus einem Wachsfigurenkabinett teilnahmslos weiter geradeaus.
„Das ist ja unerhört!“
Ignoriert zu werden, schien die Sprecherin nicht gewohnt, doch dem Ziel ihrer Ansprache schien das egal zu sein. <-- du hast 2x schien in diesem Satz. Zumindest das erste würde ich überdenken. Dein auktorialer Erzähler weiß, dass sie ignoriert zu werden nicht gewohnt ist. Als sie Die Frau griff nach dem Gerät griff, da endlich erwachte der Mann zum Leben und wandte ihr der Mann das Gesicht zu. Der Dicke konnte es nicht sehen, doch sah er, wie die Hand der Die Frau zurückschreckte zurück und der Ausdruck von ihre Stärke und Bestimmtheit wichen plötzlicher Unsicherheit wich. <-- hier würde ich die Erwähnung des Dicken weglassen (er sieht nicht ihren Gesichtsausdruck) und bei der Frau bleiben. Mit einigen kleinen Veränderungen wird die Situation für mich etwas flüssiger und direkter.
„Dann lassen Sie das Gerät doch weiterlaufen. Die Batterien sind hoffentlich bald leer.“
Gut möglich. Das analoge Diktiergerät mit dem dicken, roten Aufnahmeknopf schien dem letzten Jahrhundert entsprungen. Die Frau griff <-- zur Abwechslung ein anderes Verb verwenden. Bereits etwas weiter oben hast du "griff" verwendet. Vorschlag: stöberte, kramte. in ihre mitgeführte Ledermappe, entnahm ihr mit Charts und Tabellen bedruckte Papiere und gab sich nun mit Wichtigerem als beschränkten Mitreisenden ab.
Vierzehn Minuten nach elf. <-- ich würde auf Umgangssprache verzichten und bei der konservativen Uhrzeitnennung bleiben. Dies auch auf die nachfolgenden Uhrzeitnennungen beachten. Der Kopilot schaltet das Anschnallzeichen aus.“
Der dicke Mann <-- vielleicht könntest du dem dicken Mann zu Beginn am Duty Free-Shop auch einen Beruf geben und ihn anders adressieren und somit einige "Mann" in deinem Text sparen.  Du hast den dicken Mann und den Mann in der Mitte, somit häuft sich bei dir unnötigerweise die Verwendung dieses Begriffs. Du würdest dir dadurch hier und da von deinen Satzkonstrukten helfen. starrte zu dem seltsamen Sitznachbarn, dessen Diktiergerät erneut einen Satz von sich gegeben hatte. Leider besaß er keine Uhr, doch sah er den prüfenden Blick der Frau auf ihr Handgelenk, bevor sie sich erneut ihren Unterlagen zuwandte.
Kurz darauf erlosch das Anschnallzeichen, und wie auf ein unsichtbares Kommando trafen sich die Blicke des Dicken und der Frau, die beide zu dem Mann in ihrer Mitte blickten. Die Frau schien etwas sagen zu wollen, doch besann sie sich und versenkte sich wieder in ihre Unterlagen. Zu gerne hätte der Dicke gewusst, zu welcher Uhrzeit genau das Anschnallzeichen erloschen war.
Achtzehn Minuten nach elf. Die Reisehöhe ist erreicht. Der Pilot schaltet den Autopiloten ein und hält eine Ansage.“
(Leerzeichen zu viel) „Ist das nicht etwas zu kindisch?“
Für einen kurzen Augenblick schien der Frau der Geduldsfaden zu reißen<-- vielleicht kannst du es umformulieren, doch sogleich gewann sie die Professionalität zurück sie behielt ihre Fassung und strafte den Angesprochenen mit einem vernichtenden Blick(Punkt), ohne dass dieser Notiz davon nahm. Jener nahm keine Notiz von ihr. Dafür beobachtete der Dicke, wie die Frau sie <-- den Begriff "Frau" könntest auch hier und da einsparen und variieren. kurz darauf verstohlen ein weiteres Mal auf ihr Handgelenk schaute. Ihn selbst beunruhigte die Aufnahme keineswegs. <-- Die Stimme vom Tonband. Wie hört sie sich an? Du könntest sie uns beschreiben. Jeder hatte seine eigene Art, mit Flugangst umzugehen.
„Sehr geehrte Passagiere, wir haben soeben unsere Reiseflughöhe erreicht ...“
Aus den Augenwinkeln sah der Dicke, wie die Frau zusammenzuckte und lachte innerlich dabei. <-- bezieht sich auf den Dicken, nicht auf die Frau, oder? Der Satz ist mMn schief.
Nach der Ansage des Piloten gab dessen Crew die Bordunterhaltung frei. Eine ebenfalls vorhersehbare Entwicklung, die das Diktiergerät unterschlagen hatte, wie der Dicke befriedigt feststellte, während seine speckigen Finger die Knöpfe des in den Vordersitz eingelassenen Entertainmentsystems auf der Suche nach Blockbustern drückten.
Die folgenden Flugkilometer standen im Zeichen eines actiongeladenen Hollywoodstreifens, den der Dicke <-- hier hast du oft "der Dicke" verwendet. Könntest du für einen besseren Stil variieren. für das durch die Enge des Ganges heranrollende Mittagessen gerne unterbrach. Das Tonband seines Sitznachbarn. Er hatte schon gar nicht mehr daran gedacht, doch lief es noch immer, und dem Anblick der Frau nach zu urteilen, schien es weitere Sätze von sich gegeben zu haben, die ihm im Eifer des betrachteten Gefechts entgangen waren.
„Was darf ich Ihnen anbieten? Hühnchen mit Pasta oder ...“
„Reis mit Schwein!“, unterbrach er die Stewardess, die ihm das Tablett mit antrainiertem Lächeln reichte. Die Alufolie war heiß, doch den Schmerz ignorierend, zog er sie ab und genoss die aufgetaute Mahlzeit, so gut es ging. <-- warum, so gut es ging? Bisher ist der Dicke doch sehr amüsiert über diese Situation, oder?
(Leerzeichen zu viel) „Dreizehn Uhr zweiunddreißig. Der Kopilot schaltet das Anschnallzeichen wieder ein.“
Verdammt! Dieses Tonband, das urplötzlich einen Satz von sich gab, um sogleich wieder zu schweigen, fing nun an, auch ihm auf die Nerven zu gehen. Er sah zu der Frau. Warum unternahm sie denn nichts? Anfangs hatte es den Anschein gehabt, als wasche sie ihrem gemeinsamen Sitznachbarn ordentlich den Kopf, doch nun schien sie eingegangen zu sein, als hätte man sie im Schleudergang zu heiß durchgespült. So war das mit Emanzen. Viel heiße Luft, aber wenn es hart auf hart kam, fehlte ihnen der Schwanz in der Hose. <-- Würde ich komplett weglassen. Für mich passt dies nicht von der Sprache und auch nicht von der plötzlichen Direktheit. Er brummelte brummte missbilligend <-- sein Brummen ist bereits Missbilligung. Kannst du weglassen. und aß weiter, bis er sich beinahe verschluckte, als das Anschnallzeichen über ihm aufleuchtete.
„Wie viel Uhr?“, fragte er mit vollem Mund und starrte hinüber zu der Frau.
„Sie haben es doch eben gehört. Dreizehn Uhr zweiunddreißig.“
„Wie oft hat das Tonband gesprochen?“
„Mindestens ein Dutzend Mal. Und jede Ansage erfüllte sich punktgenau.“
„Nun reicht es aber!“ Mit der Entschlossenheit eines Mannes wandte er sich an den stummen Besitzer des Diktiergeräts. „Flugangst hin oder her. Sie schalten das Gerät auf der Stelle aus!“ <-- dein Dialog zeigt die Entschlossenheit des Mannes und du brauchst nicht mehr erwähnen, dass der andere stumm ist und ein Diktiergerät hat. Das wissen wir zur Genüge.
Der Dicke berührte den Angesprochenen am Arm, worauf dieser ihm das eben noch starr nach vorne gerichtete Gesicht zuwandte. In den Pupillen des Mannes waberte ein farbloses Grau. Zunächst glaubte der Dicke, der Mann jener sei blind, doch starrte dieser Mann ihm direkt in die Augen und durch sie hindurch bis in sein Gehirn. Jedenfalls verspürte der Dicke in seinem Schädel einen schmerzhaften Stich. Er ließ den Angesprochenen los und schüttelte die Überraschung ab. <-- vielleicht kannst du diesen Abschnitt etwas variabler Schreiben. Der "Dicke" nimmt wieder überhand.
„Verstehen Sie? Das Aufnahmegerät. Schalten Sie es ab, sofort!“
Schon wollte der Dicke ihm das Gerät aus der Hand reißen, um der Aufforderung selbst genüge zu tun, da kam ihm das Tonband mit einer neuen Ankündigung zuvor.
„Dreizehn Uhr sechsunddreißig. Erste Turbulenzen erfassen das Flugzeug.“
Der Dicke erstarrte.
„Worauf warten Sie? Nehmen Sie es ihm weg und schalten Sie es aus!“
Die Frau legte einen Befehlston an den Tag, der ihm ganz und gar nicht gefiel.
„Sie haben mir gar nichts zu sagen. Schalten Sie es doch selbst aus, wenn es Sie stört.“
„Was ist denn los da vorne?“
Mittlerweile hatte auch die hintere Sitzreihe mitbekommen, dass in unmittelbarer Nähe eine Begegnung der unheimlichen Art zugange war.
„Nichts. Nur so ein Verrückter mit einem Tonband, das immer wieder komisches Zeug von sich gibt.“
„Komisches Zeug?“ Die Nerven der Frau schienen bereits über Gebühr strapaziert. „Jede einzelne dieser Vorhersagen bewahrheitet sich auf die Minute genau.“
Da ein jeder angeschnallt war, unterhielten sie sich mit der hinteren Sitzreihe blind.
„Was für ...“
Das Flugzeug fiel in ein Loch und sackte durch. Dann tat es einen Ruck, als es sich wieder fing.
„Scheiße! Habe ich mich erschreckt.“
Das kam von hinten, und jemand anderes lachte. Doch die Frau sah den Dicken aus schreckgeweiteten Augen an.
„Dreizehn Uhr sechsunddreißig“, sagte sie.
Der Dicke verlor die Beherrschung und legte für einen Moment alle Hemmung ab.
„Was für eine verdammte Aufzeichnung ist das? Wo haben Sie die her?“
Diesmal blieb jede Reaktion des Mannes aus. Da griff der Dicke nach dem Diktiergerät, hielt es bereits in der Hand, als es die nächste Prophezeiung offenbarte.
„Dreizehn Uhr achtunddreißig. Die Turbulenzen verstärken sich. Der Pilot hält eine Ansage.“
„Genug!“
Mit einem Druck auf den roten Knopf brachte der Dicke er das Tonband zum Schweigen.
„Dreizehn Uhr siebenunddreißig“, sagte die Frau. „Noch eine Minute.“
Sekunden der Anspannung verstrichen, während erneute Stöße durch den Rumpf des Flugzeugs jagten. Die Monitore des Entertainmentsystems schalteten sich aus.
„Verehrte Fluggäste. Wir durchqueren ein Schlechtwettergebiet und rechnen mit weiteren Turbulenzen. Bitte bleiben Sie auf ihren Sitzen.“ Und sogleich auf Englisch. „Ladys and ...“
Diesmal brauchte der Dicke die Uhrzeit nicht mehr zu erfragen, um zu wissen, dass auch diese Vorhersage pünktlich eingetreten war.
Eine unsichtbare Faust packte <-- diese Beschreibung würde ich weglassen und einfach nur sagen, dass das Flugzeug heftig durchgeschüttelt wurde. das Flugzeug und schüttelte es durch. Mehrere Fluggäste schrien, jemand erbrach sich und auch dem Dicken wäre das eben geschluckte Essen beinahe entwischt.<-- zu umgangssprachlich. Würde ich umformulieren im nüchternen Ton des Erzählers.
„Schalten Sie das Gerät wieder an!“, schrie die Frau.
„Warum? Sie wollten es doch aushaben.“
„Schalten Sie es wieder an! Ich will wissen, wie es weiter geht.“ Innerhalb weniger Sekunden hatte sich die Businessfrau von eben in eine Furie verwandelt.
„Anschalten!“, rief es nun auch von hinten.
Auf das Zögern des Dicken beugte sich die Frau über den teilnahmslos dasitzenden Nebenmann, griff über ihn hinweg nach dem Gerät und riss es dem Dicken aus der Hand, um sogleich auf den roten Knopf zu drücken. Ein erneuter Hieb der Schlechtwetterfront traf<-- würde ich anders formulieren. Nicht wie einen Boxkampf das Flugzeug, dessen Rumpf mit einem metallischen Stöhnen Scheppern erzitterte, als das Diktiergerät wieder lief.
„Strong turbulences. Please stay on your seat and keep calm!“
Die Durchsage des Kapitäns war kurz und prägnant. Kein Ladyies and gentlemen <-- in Anführungsstrichen und Recht- und Großschreibung beachten. und keine Ansage auf Deutsch. Offensichtlich gab es für den Piloten Wichtigeres, als der Etikette genüge zu tun. Das Diktiergerät meldete sich zu Wort.
„Dreizehn Uhr vierzig. Die Turbulenzen nehmen weiter zu. Der Pilot hält eine erneute Ansage.“
„Das war gerade eben“, rief der Dicke. „Spulen Sie vor! Wir sind zu spät.“
Sie kam der Aufforderung nach und drückte mit zitterndem Finger die Spultaste. Als das zusammengestauchte Quietschen der nächsten Prophezeiung im Schnelllauf zu vernehmen war, drückte die Frau auf Stopp, setzte zurück und spielte die Aufnahme ab.
„Dreizehn Uhr fünfundvierzig. Unter den Passagieren bricht Panik aus.“
„In einer Minute!“, schrie die Frau, und sogleich stimmten auch die benachbarten Sitzreihen in den Kanon aus Angst und Schrecken mit ein.
<-- es wäre zu überdenken, wie gut die Stimme aus dem Diktiergerät bei den lauten Turbulenzen im Flugzeug zu hören ist. Hören wirklich auch die hinteren Reihen die Stimme aus dem Diktiergerät? Dann ist die Lautstärke enorm und müsste bereits den anderen Passagieren während der ruhigeren Flugzeit aufgefallen sein und eventuell auch gestört haben.
„Beruhigen sie sich!“
Eine Stewardess trotzte den Turbulenzen und hangelte sich entlang der Sitzreihen voran. Da traf ein weiterer Schlag das Flugzeug <-- würde ich umformulieren. und riss sie von den Beinen. Die Passagiere schrien, und die erste Welle der Panik brandete auf.
Doch der Dicke bewahrte die Ruhe und riss der mitschreienden Frau das weiter laufende Diktiergerät aus der Hand.
„Was fällt Ihnen ein!“
Er achtete nicht auf sie, drehte ihr den Rücken zu und spulte weiter, hielt auch nicht an, als quietschende Spullaute von neuen Prophezeiungen kündeten. Das Ende, er musste erfahren, welches Ende diesem Flug beschieden war.
Ein letzter Quietschlaut, dann stoppte das Band. Während ein weiterer Stoß das Flugzeug durchschüttelte, spulte er zum letzten Eintrag zurück und spielte ihn ab.
„Dreizehn Uhr vierundfünfzig. Das Flugzeug zerschellt im Atlantik. Es gibt keine Überlebenden.“ <-- das ist nicht konsequent gehalten, was die Durchsage des Piloten angeht. Dies sagt sicherlich nicht der Pilot. Hier würde ich mir eine Durchsage des Piloten einfallen lassen, wie z.B. Der Pilot fordert die Passagiere auf, sich auf den Aufprall in den Atlantik vorzubereiten.
„Nein!“
Der gellende Schrei eines Mannes aus der Sitzreihe den Gang ihm gegenüber ließ erkennen, dass dieser die Nachricht des bevorstehenden Absturzes ebenfalls mit angehört hatte. Und nicht nur er. <-- die Stimme aus dem Diktiergerät ist wahrlich laut, da im Flugzeug Panik und Geschrei herrscht.
„Wir müssen es verhindern! Das Flugzeug muss umkehren!“, <-- die Sache mit dem Umkehren erwähnst du später nochmal. Du könntest hier darauf verzichten. Somit bleibt noch unklar, was gemacht wurde. schrie der Dicke den Mitreisenden zu, schnallte sich ab und stemmte sich hoch.

Auch die ihn Umgebenden wussten, welches Schicksal sie im Falle der Untätigkeit erwartete und lösten den Gurt. Die Stewardess versuchte die aufgestandenen Passagiere zurück auf die Plätze zu weisen,
doch die schoben sie unsanft zur Seite<-- würde ich umformulieren. Es herrscht Panik und einige Passagiere stürmen zum Cockpit.
hielten unbeirrbar auf das Cockpit zu, wobei ihnen die für einen Moment abnehmende Schwere der Turbulenzen zugutekam.
<-- diesen Abschnitt würde ich weglassen und hiermit enden: Der Dicke schnallt sich ab und stemmt sich hoch. Fertig. Danach zu deiner Eilmeldung

Eilmeldung - Flugzeugabsturz

Eine Passagiermaschine des Typ Airbus A340 ist mit 325 Passagieren und zwölf Besatzungsmitgliedern über dem offenen Atlantik abgestürzt. Es gibt voraussichtlich keine Überlebenden. Der letzten Funkmeldung des Piloten zufolge kam es zu einer Panik an Bord, woraufhin das Flugzeug den Kurs änderte und zurück in eine Sturmfront drehte, die es gerade durchflogen hatte. Die genauen Umstände des Absturzes sind noch unklar.


„Unglaublich!“ Der junge Mann nahm den Blick von seinem Smartphone und schüttelte den Kopf. „Die sind dem Sturm entkommen und dann wieder mitten rein geflogen. Wie konnte das passieren?“
Die Frage war kaum mehr als ein Murmeln, mit dem er dem Staunen Ausdruck verlieh. Niemand achtete auf seinen Gefühlausbruch. Zu beschäftigt waren die anderen mit Surfen oder dem Lesen ausliegender Fachzeitschriften über Energietechnik, Physik und andere naturwissenschaftliche Themen im Wartesaal. Die Besucher des klinisch weißen Raumes vermittelten einen überdurchschnittlich intelligenten Eindruck. Die Hälfte von Ihnen trug eine Brille, und allgemein schienen innere Werte den Anwesenden wichtiger als das Äußere zu sein. <-- ich verstehe den Sinn dieser Sätze nicht. Sie lesen sich schlecht, kitschig und unbeabsichtigt amüsant von der Wortwahl her. würde ich komplett weglassen.
Nur einer von ihnen passte nicht so recht ins Bild. Er hatte weder Smartphone noch Zeitschrift zur Hand, mit dem er sich die Zeit des Wartens verkürzte, sondern saß einfach nur da, bis er ein prähistorisch anmutendes Tonbandgerät aus der Tasche zog.
„Neun Uhr dreißig. Die Führung beginnt.“
Was sollte das denn? Der junge Mann schmunzelte und schaute auf die Zeitangabe seines Smartphones. Noch eine Minute, dann wäre es tatsächlich so weit.
Kurze Zeit später öffnete sich die Tür und ein Mann in weißem Kittel mit aufgesetztem Lächeln trat ein.
„Pünktlich wie eine Atomuhr“, scherzte er. „Kommen sie, die Führung durch das Kraftwerk beginnt.“



LG,
Constantine
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Feraud
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Beitrag11.03.2014 22:17

von Feraud
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Hallo Constantine,

vielen Dank für deine vielen Anmerkungen. Ich werde deine Kommentare zu Perspektive und Stil am Wochenende durcharbeiten, wollte mich an dieser Stelle aber schon einmal für deine Zeit und Mühe bedanken und dir einen lieben Gruß wünschen.

Hier ist er: lieben Gruß!  smile
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Constantine
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Beitrag11.03.2014 23:06

von Constantine
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Hallo Feraud,

aber gerne doch. smile
Du hast eine gute Geschichte geschrieben und ich finde, da lohnt sich ein Feilen daran. Nimm, was dir passend erscheint und bin gespannt auf deine Überarbeitung.

Noch eine Kleinigkeit: Check die Stringenz deiner Schreibweise von "Prophezeiung" in deinem Text. Da hat sich bei dir auch der Fehlerteufel eingeschlichen.

Viel Erfolg.

LG,
Constantine
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Feraud
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Beitrag15.03.2014 20:03

von Feraud
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Hallo Constantine,

wow - nachdem ich den Text mit Hilfe deiner Kritik überarbeitet habe, ist mir klar, dass dein Beitrag ein komplettes, und vor allem hilfreiches, Lektorat der Geschichte war. Hierfür ein wiederholtes Dankeschön!

Anbei einige wenige Kommentare zu deinen Anmerkungen. Ich habe natürlich viel mehr aus deinem Lektorat zum Anlass genommen, den Text zu überarbeiteten:

„Autofähre gesunken“, las der Besucher des Kiosks die Schlagzeile. „79 Leichen geborgen. Dutzende Passagiere vermisst. Überlebende berichten von Panik an Bord, die einsetzte, noch bevor sich die Bugklappe auf hoher See öffnete und das Schiff innerhalb weniger Minuten sank.“

Zitat:
generell ein stimmiger Anfang. Nur nachdem ich nun deine Geschichte kenne, läutet hier mein Logikdetektor: Müssten nicht einige Überlebenden auch von "Prophezeihungen" aus einem Diktiergerät und einem mysteriösen Mann berichten? Weiterer Gedanke: Eine sich öffnende Bugklappe dürfte dem Schiffspersonal an Deck nicht teilnahmslos entgangen sein und wer weiß, ob es nicht einen Notstromschalter oder sonstiges gibt, welches die Stromzufuhr zur Klappe unterbunden hätte.


Dass du den Untergang der Fähre dem Mann mit dem Diktiergerät zuschreibst, war beabsichtigt und freut mich. Der Besucher des Kiosk liest nur die Schlagzeile. Möglich, dass im Artikel von Prophezeihungen berichtet wird und wie genau sich das Unglück ereignete. Wir wissen es nicht, und es spielt für den weiteren Verlauf der Geschichte keine Rolle. Natürlich gibt es Sicherheitsvorkehrungen in der Fähre, genauso wie im Flugzeug oder im Kernkraftwerk. Ich setzte an dieser Stelle die Prämisse, dass Panik all diese Sicherheitsmaßnahmen durch menschliches Fehlverhalten auszuhebeln vermag.

Der Angesprochene starrte weiter reglos auf die schwarze Fläche des an der Rückseite des Vordersitzes angebrachten Bildschirms vor sich, während sich auf der anderen Seite des weiter teilnahmslos dasitzenden Mannes links von ihm eine Frau mit energischer Zielsicherheit niederließ.

Zitat:
du hast Redundanzen in diesem Satz (reglos und teilnahmslos), die du weglassen kannst und mit einigen Vereinfachungen wird der Satz lesbarer.


Danke für die Hinweise zur Vereinfachung der Sitzordnung und der Redundanz. Das der Bildschirm in den Vordersitz eingelassen ist, habe ich nicht gestrichen. Möglicherweise wissen Wenigflieger mit einem Bildschirm im Flugzeug wenig anzufangen.

Man ahnte
Zitat:
<-- Frage: Warum man ahnte? Wer soll das ahnen? Dein auktorialer Erzähler weiß, dass sie gewöhnlich Business-Class fliegt. Ich würde "man ahnte" weglassen und es direkt schreiben: Die Mittfünzigerin flog für gewöhnlich Businessklasse und ...  
dass die Mittfünfzigerin für gewöhnlich Businessklasse flog und widrige Umstände sie zu einem Flug wie diesem gezwungen hatten. Ihr Kostüm und der ebenso kurze wie abschätzige Blick, mit dem sie ihre Mitreisenden bedachte, ließen auf eine leitende Position im Management schließen.
Zitat:
<-- würde ich auch direkter schreiben. Hier sehe ich auch wieder den auktorialen Erzähler, der mir von der Frau berichtet, wer und was sie ist.


Danke für den Hinweis mit dem auktorialen Erzähler. Hier bin ich mit den Perspektiven durcheinander gekommen. Meine Absicht war, die Episode im Flugzeug aus der Perspektive des Dicken zu erzählen, der bezogen auf andere Mitreisende Vermutungen anstellt. Allerdings liest sich schon der Folgesitz aus der Vogelperspektive eines allwissenden Erzählers. Also hast du Recht und streiche ich die Mutmaßungen des Dicken zugunsten von Mr. Allwissend.

„Der Flug startet um zwölf Uhr achtzehn mit acht Minuten Verspätung.“
Beide, der Übergewichtige und die Businessfrau, schauten ihren stumm dasitzenden Nachbarn an, der plötzlich ein aus dem Nichts hervorgezaubertes Diktiergerät umfasst hielt
Zitat:
(Punkt),dessen Aufnahme diesen einen Satz gesprochen hatte, und <-- eine Aufnahme spricht keinen Satz, sondern von einem Band oder einer Kassette war dieser Satz zu hören. das <-- läuft ein Diktiergerät schweigend weiter oder eher das Band im Gerät?
schweigend weiter lief.

Danke. „Plötzlich“ ist besser als die längere Umschreibung. „Lass mal die Aufnahme/das Band/die Kassette hören!“ Für mich liest sich alles korrekt. Dass die Aufnahme (Verzeihung: Band!) weiter läuft, habe ich gestrichen. Das bekommt der Leser im weiteren Verlauf der Geschichte mit.

Die Frau zurückschreckte zurück und der Ausdruck von ihre Stärke und Bestimmtheit wichenplötzlicher Unsicherheit wich.
Zitat:
<-- hier würde ich die Erwähnung des Dicken weglassen (er sieht nicht ihren Gesichtsausdruck) und bei der Frau bleiben. Mit einigen kleinen Veränderungen wird die Situation für mich etwas flüssiger und direkter.


Perspektivfehler (s.o.). Hier habe ich wieder aus der Perpektive des Dicken geschrieben.

Der dicke Mann
Zitat:
<-- vielleicht könntest du dem dicken Mann zu Beginn am Duty Free-Shop auch einen Beruf geben und ihn anders adressieren und somit einige "Mann" in deinem Text sparen.  Du hast den dicken Mann und den Mann in der Mitte, somit häuft sich bei dir unnötigerweise die Verwendung dieses Begriffs. Du würdest dir dadurch hier und da von deinen Satzkonstrukten helfen.


Guter Hinweis. Ich hatte mir anfangs überlegt, dem Dicken einen Namen zu geben, dann aber davon abgesehen, da ihm in der Geschichte keine herausragende Rolle zukommt. Dieses Problem mit "dem Dicken" habe ich noch nicht gelöst, bzw. würde gerne die Reaktion anderer Testleser dazu bekommen, inwieweit die Wiederholungen den Lesefluß hemmen.

Zitat:
Die Stimme vom Tonband. Wie hört sie sich an? Du könntest sie uns beschreiben.


Gute Idee, um die Atmospähre des Unheimlichen zu verstärken.

doch den Schmerz ignorierend, zog er sie ab und genoss die aufgetaute Mahlzeit, so gut es ging.
Zitat:
<-- warum, so gut es ging? Bisher ist der Dicke doch sehr amüsiert über diese Situation, oder?


So gut es ging, sollte sich auf die aufgetaute Mahlzeit beziehen. Missverständlich, unbedeutend und deshalb gestrichen.

Anfangs hatte es den Anschein gehabt, als wasche sie ihrem gemeinsamen Sitznachbarn ordentlich den Kopf, doch nun schien sie eingegangen zu sein, als hätte man sie im Schleudergang zu heiß durchgespült. So war das mit Emanzen. Viel heiße Luft, aber wenn es hart auf hart kam, fehlte ihnen der Schwanz in der Hose.
Zitat:
<-- Würde ich komplett weglassen. Für mich passt dies nicht von der Sprache und auch nicht von der plötzlichen Direktheit.


Geschmackssache. Andere hätten lieber mehr Sarkasmus. Doch da ich mich der Stringenz halber entscheiden muss, wähle ich den neutralen Erzählstil und streiche wie vorgeschlagen.

Eine unsichtbare Faust packte
Zitat:
<-- diese Beschreibung würde ich weglassen und einfach nur sagen, dass das Flugzeug heftig durchgeschüttelt wurde.
das Flugzeug

Ich habe die bildlichen Beschreibungen des Flugzeugs im Schlechtwettergebiet drinnen gelassen. Wohl ebenfalls eine Frage des Geschmacks – jedenfalls hoffe ich, dass dies noch irgendjemand außer mir so sieht.

„In einer Minute!“, schrie die Frau, und sogleich stimmten auch die benachbarten Sitzreihen in den Kanon aus Angst und Schrecken mit ein.
Zitat:
<-- es wäre zu überdenken, wie gut die Stimme aus dem Diktiergerät bei den lauten Turbulenzen im Flugzeug zu hören ist. Hören wirklich auch die hinteren Reihen die Stimme aus dem Diktiergerät? Dann ist die Lautstärke enorm und müsste bereits den anderen Passagieren während der ruhigeren Flugzeit aufgefallen sein und eventuell auch gestört haben.


Danke. Habe es umformuliert. Die Angst der Frau ist nun die Ursache für anschwellende Panik der Umsitzenden.

„Dreizehn Uhr vierundfünfzig. Das Flugzeug zerschellt im Atlantik. Es gibt keine Überlebenden.“
Zitat:
<-- das ist nicht konsequent gehalten, was die Durchsage des Piloten angeht. Dies sagt sicherlich nicht der Pilot. Hier würde ich mir eine Durchsage des Piloten einfallen lassen, wie z.B. Der Pilot fordert die Passagiere auf, sich auf den Aufprall in den Atlantik vorzubereiten.


Das Band gibt nicht ausschließlich Durchsagen des Piloten wieder (siehe die erste Meldung bzgl. der Verspätung), und eine Aufforderung, sich auf eine Notwasserung vorzubereiten, klingt weniger dramatisch als die Aussage, dass es bei dem Absturz keine Überlebenden geben wird.

Der gellende Schrei eines Mannes aus der Sitzreihe den Gang ihm gegenüber ließ erkennen, dass dieser die Nachricht des bevorstehenden Absturzes ebenfalls mit angehört hatte. Und nicht nur er.
Zitat:
<-- die Stimme aus dem Diktiergerät ist wahrlich laut, da im Flugzeug Panik und Geschrei herrscht.


Schließen wir einen Kompromiss und lassen die Ansage nur den Nachbarn zur Rechten auf der anderen Seite des Ganges hören.

Auch die ihn Umgebenden wussten, welches Schicksal sie im Falle der Untätigkeit erwartete und lösten den Gurt. Die Stewardess versuchte die aufgestandenen Passagiere zurück auf die Plätze zu weisen,
doch die schoben sie unsanft zur Seite
Zitat:
<-- würde ich umformulieren. Es herrscht Panik und einige Passagiere stürmen zum Cockpit.
hielten unbeirrbar auf das Cockpit zu, wobei ihnen die für einen Moment abnehmende Schwere der Turbulenzen zugutekam. <-- diesen Abschnitt würde ich weglassen und hiermit enden: Der Dicke schnallt sich ab und stemmt sich hoch. Fertig. Danach zu deiner Eilmeldung


Das mit der Stewardess fliegt raus. Den Rest lasse ich drin. Insbesondere der Hinweis auf die „für einen Moment abnehmende Schwere der Turbulenzen“ liegt mir am Herzen. Dies bestimmt den Zeitpunkt, zu dem das Flugzeug aus dem Schlechtwettergebiet entkommt – bevor es wieder reinfliegt und abstürzt.

Die Besucher des klinisch weißen Raumes vermittelten einen überdurchschnittlich intelligenten Eindruck. Die Hälfte von Ihnen trug eine Brille, und allgemein schienen innere Werte den Anwesenden wichtiger als das Äußere zu sein.
Zitat:
<-- ich verstehe den Sinn dieser Sätze nicht. Sie lesen sich schlecht, kitschig und unbeabsichtigt amüsant von der Wortwahl her. würde ich komplett weglassen.


Einverstanden. Dieser Satz wurde in deinem Sinne auch schon von jemand anderem kritisiert.

Und als nächstes folgt die neue Version der Geschichte.

Lieben Gruß!
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Feraud
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Beitrag15.03.2014 20:07
Turbulenzen
von Feraud
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Liebe Leser,

dank des konstruktiven Feedbacks konnte ich die Geschichte noch einmal überarbeiten. Vielleicht übt der ein oder andere erneut Kritik?


Turbulenzen

„Autofähre gesunken“, las der Besucher des Kiosks die Schlagzeile. „79 Leichen geborgen. Dutzende Passagiere vermisst. Überlebende berichten von Panik an Bord, die einsetzte, noch bevor sich die Bugklappe auf hoher See öffnete und das Schiff innerhalb weniger Minuten sank.“
Der Leser betrachtete einen Augenblick das Foto der Unglücksfähre, die jetzt auf dem Grund des Meeres ruhte, wandte sich mit einem bedauernswerten Kopfschütteln von der Katastrophenmeldung ab und verließ den Kiosk des Duty Free Bereichs.
Unglücke passierten. Am Besten vergaß er die Tragödie, bevor die Urlaubsstimmung bleibenden Schaden nahm.
„Die Passagiere des Flugs ...“
Dieser Aufruf galt ihm. Er eilte zum Gate und fühlte bereits jetzt die ersten Schweißperlen auf der Stirn. Das Übergewicht machte ihm zu schaffen. Er schleppte sich am Gate vorbei über die Brücke ins Flugzeug und zwängte sich in die Enge des ihm zugewiesenen Sitzplatzes rechts außen, wo er sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn wischte und dabei mit dem Ellbogen gegen seinen Sitznachbarn stieß.
„Entschuldigen Sie!“
Der Angesprochene starrte weiter reglos auf die schwarze Fläche des in den Vordersitz eingelassenen Bildschirms, während sich links von ihm eine Frau mit energischer Zielsicherheit niederließ und die mittlere Sitzreihe komplettierte. Die Mittfünfzigerin flog für gewöhnlich Businessklasse und hasste es, wenn unvorhergesehene Ereignisse sie zu einem Flug wie diesem zwangen. Ihr Kostüm und der ebenso kurze wie abschätzige Blick, mit dem sie ihre Mitreisenden bedachte, zeugten von einer leitenden Position im Management.
„Der Flug startet um zwölf Uhr achtzehn mit acht Minuten Verspätung.“
Beide, der Übergewichtige und die Businessfrau, schauten zu dem stumm dasitzenden Nachbarn in ihrer Mitte, der plötzlich ein Diktiergerät umfasst hielt, dessen Aufnahme diesen Satz gesprochen hatte. Sofort warf die Frau einen prüfenden Blick auf den aus Titan gefertigten Chronografen, den als Uhr zu bezeichnen des Preises wegen einem Vergehen nahekam.
Das Anschnallzeichen leuchtete auf, und knackende Lautsprecher leiteten die An-sprache des Piloten ein. Es folgte die obligatorische Sicherheitsbelehrung und dann rollte das Flugzeug an, bog in die Startbahn ein und beschleunigte zum Start.
 Während der Beschleunigung, kurz bevor der vordere Reifen den Kontakt zum Asphalt verlor, warf die Frau einen zweiten Blick auf ihren Chronografen. Das Flugzeug hob mit einer Verspätung von exakt acht Minuten ab.
„Haben Sie die Sicherheitsregeln nicht gehört? Elektronische Geräte sind bei Start und Landung auszuschalten.“
Die Businessfrau fixierte den Sitznachbarn mit einem Blick, der ihm nahelegte, der Regel genüge zu tun. Doch der Besitzer des Geräts starrte teilnahmslos weiter geradeaus.
„Das ist ja unerhört!“
Ignoranz war die Sprecherin nicht gewohnt, doch dem Ziel ihrer Ansprache schien das egal. Sie griff nach dem Gerät, da endlich reagierte der Mann und wandte ihr das Gesicht zu. Der Ausdruck von Stärke wich plötzlicher Unsicherheit und ihre Hand schreckte zurück.
„Dann lassen Sie das Gerät doch weiterlaufen.“
Die Frau kramte in ihrer mitgeführten Ledermappe, entnahm ihr mit Charts und Tabellen bedruckte Papiere und gab sich nun mit Wichtigerem als beschränkten Mitreisenden ab.
„Elf Uhr und vierzehn Minuten. Der Kopilot schaltet das Anschnallzeichen aus.“
Der Dicke starrte zu dem seltsamen Sitznachbarn, dessen Diktiergerät erneut einen Satz von sich gegeben hatte. Leider besaß er keine Uhr, doch sah er den prüfenden Blick der Frau auf ihr Handgelenk, bevor sie sich erneut ihren Unterlagen zuwandte.
Kurz darauf erlosch das Anschnallzeichen, und wie auf ein unsichtbares Kommando trafen sich die Blicke des Dicken und der Frau, die beide zu dem Mann in ihrer Mitte blickten. Die Frau öffnete den Mund, zögerte und versenkte sich in ihre Unterlagen. Zu gerne hätte der Dicke gewusst, zu welcher Uhrzeit genau das Anschnallzeichen erloschen war.
„Elf Uhr und achtzehn Minuten. Die Reisehöhe ist erreicht. Der Flugkapitän schaltet den Autopiloten ein und hält eine Ansage.“
 „Ist das nicht etwas zu kindisch?“
Für einen Augenblick wankte die Fassade unnahbarer Arroganz, bevor die Frau den Angesprochenen mit einem vernichtenden Blick strafte, ohne dass dieser Notiz davon nahm. Dafür beobachtete der Dicke, wie sie verstohlen ein weiteres Mal auf ihr Handgelenk schaute. Die Bandstimme gehörte einem geschlechtslosen Wesen und sprach im kalten Tonfall eines Leichenbeschauers während der Obduktion, und dennoch beunruhigte die Aufnahme den Dicken keineswegs. Jeder hatte seine eigene Art, mit Flugangst umzugehen.
„Sehr geehrte Passagiere, wir haben soeben unsere Reiseflughöhe erreicht ...“
Aus den Augenwinkeln sah der Dicke, wie die Frau zusammenzuckte und er lachte innerlich dabei.
Nach der Ansage des Piloten gab dessen Crew die Bordunterhaltung frei. Eine ebenfalls vorhersehbare Entwicklung, die das Diktiergerät unterschlagen hatte, wie der Dicke befriedigt feststellte, während seine speckigen Finger die Knöpfe des in den Vordersitz eingelassenen Entertainmentsystems auf der Suche nach Blockbustern drückten.
Die folgenden Flugkilometer standen im Zeichen eines actiongeladenen Hollywoodstreifens, den der Dicke für das durch die Enge des Ganges heranrollende Mittagessen gerne unterbrach. Das Tonband seines Sitznachbarn. Er hatte schon gar nicht mehr daran gedacht, doch lief es noch immer, und dem Anblick der Frau nach zu urteilen, schien es weitere Sätze von sich gegeben zu haben, die ihm im Eifer des betrachteten Gefechts entgangen waren.
„Was darf ich Ihnen anbieten? Hühnchen mit Pasta oder ...“
„Reis mit Schwein!“, unterbrach er die Stewardess, die ihm das Tablett mit antrainiertem Lächeln reichte. Die Alufolie war heiß, doch den Schmerz ignorierend, zog er sie ab und genoss die aufgetaute Mahlzeit.
 „Dreizehn Uhr zweiunddreißig. Der Kopilot schaltet das Anschnallzeichen wieder ein.“
Verdammt! Dieses Tonband, das urplötzlich einen Satz von sich gab, um sogleich wieder zu schweigen, fing nun an, auch ihm auf die Nerven zu gehen. Er sah zu der Frau. Warum unternahm sie nichts? Er grummelte und aß weiter, bis er sich beinahe verschluckte, als das Anschnallzeichen über ihm aufleuchtete.
„Wie viel Uhr?“, fragte er mit vollem Mund und starrte hinüber zu der Frau.
„Sie haben es doch eben gehört. Dreizehn Uhr zweiunddreißig.“
„Wie oft hat das Tonband gesprochen?“
„Mindestens ein Dutzend Mal. Und jede Ansage erfüllte sich punktgenau.“
„Nun reicht es aber! Flugangst hin oder her. Sie schalten das Gerät auf der Stelle aus!“
Der Dicke berührte den Angesprochenen am Arm, worauf dieser ihm das eben noch starr nach vorne gerichtete Gesicht zu wandte. In den Pupillen des Mannes waberte ein farbloses Grau. Zunächst glaubte der Dicke, jener sei blind, doch starrte sein Gegenüber ihm direkt in die Augen und durch sie hindurch bis in sein Gehirn. Jedenfalls verspürte der Dicke in seinem Schädel einen schmerzhaften Stich. Er ließ den Angesprochenen los und schüttelte die Überraschung ab.
„Verstehen Sie? Das Aufnahmegerät. Schalten Sie es ab, sofort!“
Schon wollte der Dicke ihm das Gerät aus der Hand reißen, um der Aufforderung selbst genüge zu tun, da kam ihm das Tonband mit einer neuen Ankündigung zuvor.
„Dreizehn Uhr sechsunddreißig. Erste Turbulenzen erfassen das Flugzeug.“
Der Dicke erstarrte.
„Worauf warten Sie? Nehmen Sie es ihm weg und schalten Sie es aus!“
Die Frau legte einen Befehlston an den Tag, der ihm ganz und gar nicht gefiel.
„Sie haben mir gar nichts zu sagen. Schalten Sie es doch selbst aus, wenn es Sie stört.“
„Was ist denn los da vorne?“
Mittlerweile hatte auch die hintere Sitzreihe mitbekommen, dass in unmittelbarer Nähe eine Begegnung der unheimlichen Art zugange war.
„Nichts. Nur so ein Verrückter mit einem Tonband, das immer wieder komisches Zeug von sich gibt.“
„Komisches Zeug?“ Die Nerven der Frau waren bereits über Gebühr strapaziert. „Jede einzelne dieser Vorhersagen bewahrheitet sich auf die Minute genau.“
Da ein jeder angeschnallt war, unterhielten sie sich mit der hinteren Sitzreihe blind.
„Was für ...“
Das Flugzeug fiel in ein Loch, sackte durch und fing sich mit einem Ruck.
„Scheiße! Habe ich mich erschreckt.“
Das kam von hinten, und jemand anderes lachte. Doch die Frau sah den Dicken aus schreckgeweiteten Augen an.
„Dreizehn Uhr sechsunddreißig“, sagte sie.
Der Dicke verlor die Beherrschung.
„Was für eine verdammte Aufzeichnung ist das? Wo haben Sie die her?“
Diesmal blieb jede Reaktion des Mannes aus. Da griff der Dicke nach dem Diktiergerät, hielt es bereits in der Hand, als es die nächste Prophezeiung offenbarte.
„Dreizehn Uhr achtunddreißig. Die Turbulenzen verstärken sich. Der Pilot hält eine Ansage.“
„Genug!“
Mit einem Druck auf den roten Knopf brachte er das Tonband zum Schweigen.
„Dreizehn Uhr siebenunddreißig“, sagte die Frau. „Noch eine Minute.“
Sekunden der Anspannung verstrichen, während erneute Stöße durch den Rumpf des Flugzeugs jagten. Die Monitore des Entertainmentsystems schalteten sich aus.
„Verehrte Fluggäste. Wir durchqueren ein Schlechtwettergebiet und rechnen mit weiteren Turbulenzen. Bitte bleiben Sie auf ihren Sitzen.“ Und sogleich auf Englisch. „Ladys and ...“
Diesmal brauchte der Dicke die Uhrzeit nicht mehr zu erfragen, um zu wissen, dass auch diese Vorhersage pünktlich eingetreten war.
Eine unsichtbare Faust packte das Flugzeug und schüttelte es durch. Mehrere Fluggäste schrien, jemand erbrach sich und nur mit Mühe wurde der Dicke dem eigenen Brechreiz Herr.
„Schalten Sie das Gerät wieder an!“, schrie die Frau.
„Warum? Sie wollten es doch aushaben.“
„Schalten Sie es wieder an! Ich will wissen, wie es weiter geht.“ Innerhalb weniger Sekunden hatte sich die Businessfrau von eben in eine Furie verwandelt.
„Anschalten!“, rief es nun auch von hinten.
Auf dessen Zögern beugte sich die Frau über den teilnahmslos dasitzenden Nebenmann, griff über ihn hinweg nach dem Gerät und riss es dem Dicken aus der Hand, um sogleich auf den roten Knopf zu drücken. Als das Diktiergerät wieder lief, traf ein erneuter Hieb der Schlechtwetterfront das Flugzeug, worauf der Rumpf mit einem metallischen Stöhnen erzitterte.
„Strong turbulences. Please stay on your seat!“
Die Durchsage des Kapitäns war kurz und prägnant. Kein „Ladies and Gentlemen“ und keine Ansage auf Deutsch. Das Diktiergerät meldete sich zu Wort.
„Dreizehn Uhr vierzig. Die Turbulenzen nehmen zu. Der Pilot hält eine erneute Ansage.“
„Das war gerade eben“, rief der Dicke. „Spulen Sie vor! Wir sind zu spät.“
Sie kam der Aufforderung nach und drückte mit zitterndem Finger die Spultaste. Als das zusammengestauchte Quietschen der nächsten Prophezeiung im Schnelllauf zu vernehmen war, drückte die Frau auf Stopp, setzte zurück und spielte die Aufnahme ab.
„Dreizehn Uhr fünfundvierzig. Unter den Passagieren bricht Panik aus.“
„In einer Minute!“, schrie die Frau und infizierte die benachbarten Sitzreihen mit ihrer Angst.
„Beruhigen sie sich!“
Eine Stewardess trotzte den Turbulenzen und hangelte sich entlang der Sitzreihen voran. Da traf ein weiterer Schlag das Flugzeug und riss sie von den Beinen. Die Passagiere schrien, und Panik brandete auf.
Doch der Dicke bewahrte die Ruhe und riss der kreischenden Frau das Diktiergerät aus der Hand.
„Was fällt Ihnen ein!“
Er achtete nicht auf sie, drehte ihr den Rücken zu und spulte weiter, hielt auch nicht an, als quietschende Spullaute von neuen Prophezeiungen kündeten. Das Ende. Er musste erfahren, welches Ende diesem Flug beschieden war.
Ein letzter Quietschlaut, dann stoppte das Band. Während ein weiterer Stoß das Flugzeug durchschüttelte, spulte er zum letzten Eintrag zurück und spielte ihn ab.
„Dreizehn Uhr vierundfünfzig. Das Flugzeug zerschellt im Atlantik. Es gibt keine Überlebenden.“
„Wir stürzen ab!“
Der gellende Schrei eines Mannes aus der Sitzreihe den Gang ihm gegenüber ließ erkennen, dass dieser die Nachricht des bevorstehenden Absturzes ebenfalls mit angehört hatte.
„Das dürfen wir nicht zulassen!“, schrie der Dicke den Mitreisenden zu, schnallte sich ab und stemmte sich hoch. Mehrere Passagiere folgten seinem Aufruf und lösten ebenfalls den Gurt, wobei ihnen die für einen Moment abnehmende Schwere der Turbulenzen zugutekam.

Eilmeldung - Flugzeugabsturz

Eine Passagiermaschine des Typ Airbus A340 ist mit 325 Passagieren und zwölf Besatzungsmitgliedern über dem offenen Atlantik abgestürzt. Es gibt voraussichtlich keine Überlebenden. Der letzten Funkmeldung des Piloten zufolge kam es zu einer Panik an Bord, woraufhin das Flugzeug den Kurs änderte und zurück in eine Sturmfront drehte, die es gerade durchflogen hatte. Die genauen Umstände des Absturzes sind noch unklar.


„Unglaublich!“ Der junge Mann nahm den Blick von seinem Smartphone und schüttelte den Kopf. „Die sind dem Sturm entkommen und dann wieder mitten rein geflogen. Wie konnte das passieren?“
Die Frage war kaum mehr als ein Murmeln, mit dem er dem Staunen Ausdruck verlieh. Niemand achtete auf seinen Gefühlsausbruch. Zu beschäftigt waren die anderen mit Surfen oder dem Lesen ausliegender Fachzeitschriften über Energietechnik, Physik und andere naturwissenschaftliche Themen im Wartesaal.
Nur einer von ihnen passte nicht so recht ins Bild. Er saß einfach nur da, bis er ein prähistorisch anmutendes Tonbandgerät aus der Tasche zog.
„Neun Uhr dreißig. Die Führung beginnt.“
Was sollte das denn? Der junge Mann schmunzelte und schaute auf die Zeitangabe seines Smartphones. Noch eine Minute.
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Beitrag15.03.2014 22:03

von sky6262
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Hallo Feraud,
ich habe mir den Verlauf deiner Bearbeitungen angesehen. Zunächst möchte ich dir sagen, dass du es gut schaffst, sehr lebhafte Bilder zu erzeugen. Man steigt quasi in das Flugzeug mit ein.
Aber, ich habe in deiner 1. Variante gesehen, dass du oft viel zu lange Sätze baust mit unheimlich vielen Kommas. Ich habe gleich am Anfang einen Satz mit 63 !! Wörtern gefunden. Nach deiner Bearbeitung sieht das schon viel besser aus. Gefällt mir gut. So, wie es jetzt ist, würde ich auch weiter lesen. LG


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Beitrag16.03.2014 12:21

von Feraud
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Hallo sky6262,

danke für den netten Kommentar. Ja, die Sätze am Anfang der ersten Version waren zu lang. Länger ist nicht immer besser, auch wenn es bei Thomas Mann geklappt hat.

Lieben Gruß!
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sky6262
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Beitrag16.03.2014 16:43
Turbulenzen
von sky6262
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Gerne, man lernt ja immer nur dazu. Ich bin selbst auf dem Gebiet ein absoluter Frischling.
Vielleicht siehst du dir ja mal meinen Prolog an. Findest du unter Einstand. Vielleicht hast du ja auch eine Idee dazu, wie ich es besser machen kann. LG


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Constantine
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Beitrag17.03.2014 02:21

von Constantine
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Hallo Feraud,

es freut mich sehr, dass für dich meine Kommentare sinnvoll waren und ich dir helfen konnte. Ich finde, deine Überarbeitung steht deiner Geschichte ausgesprochen gut.

LG,
Constantine
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Beitrag17.03.2014 18:56
Re: Turbulenzen
von Feraud
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sky6262 hat Folgendes geschrieben:
Gerne, man lernt ja immer nur dazu. Ich bin selbst auf dem Gebiet ein absoluter Frischling.
Vielleicht siehst du dir ja mal meinen Prolog an. Findest du unter Einstand. Vielleicht hast du ja auch eine Idee dazu, wie ich es besser machen kann. LG


Hallo sky6262,

am Wochenende, hoffentlich.

Lieben Gruß!
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Feraud
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Beitrag17.03.2014 18:56

von Feraud
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Constantine hat Folgendes geschrieben:
Hallo Feraud,

es freut mich sehr, dass für dich meine Kommentare sinnvoll waren und ich dir helfen konnte. Ich finde, deine Überarbeitung steht deiner Geschichte ausgesprochen gut.

LG,
Constantine


Hallon Constantine,

ja, war gute Teamarbeit smile

Lieben Gruß!
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