alt/neu

[Ric]

Es fühlt sich an, als wär’s nicht unser Eigen,
das neue Jahr, in das wir unsern Schritt
vor ein paar Tagen setzten - und der Reigen
der Narrentage reißt uns noch nicht mit.

Zu sehr lässt uns des Jahres junge Wende
noch fragend nach den neuen Zielen schaun -
voll Ungewissheit, ob wir auch am Ende
des neuen Abschnitts noch auf Gott vertraun.

Zu tief scheint uns so manche böse Wunde,
die uns das alte Jahr hat angetan.
Doch blickt man unter Freunden in die Runde,
dann flieht der Schmerz und fühlt sich anders an.
 
Was unbezwingbar schien, ist plötzlich kleiner -
ein Prüfstein nur auf unserm Lebensgang.
Die Luft ist über’m Berg unendlich reiner,
der Sinn ist frei für einen Lobgesang!

Ich will es freudig in den Äther schmettern,
mein Lied von neuer Lust und frischer Kraft.
Vergessen sei das klagend Jammern, Zettern,
und frei mein Herz für neue Wanderschaft!

[Nina]

Schwungvoll, optimistisch und klangvoll ins neue Jahr. Ich finds recht schwer, ein gutes Gedicht zu diesem Thema zu schreiben, - Dir ist es jedenfalls gelungen. Gut gemacht. Gefällt mir, - Deine kleine neckische Idee mit dem "zettern" ist zum Schmunzeln.

[Ric]

Hallo Nina,
danke fürs Feedback. Eine kleine Aufmunterung kann man hin und wieder gut gebrauchen...
Freut mich, dass es positiv rüberkommt, selber ist man da ja oft nicht so sicher. Es stecken einige Erfahrungen drinnen, die nicht nur gut waren. Aber zettern mag ich auch nicht mehr, weil es nichts bringt.
Liebe Grüße, und ein gutes Neues Jahr,

Ric
PS.: Ich versuche, heuer etwas öfter im Forum zu stöbern und hie und da mit zu machen. Aber die Zeit eines vielbeschäftigten Pensionisten ist knapp.

[firstoffertio]

Hallo Ric,

das ist anders als viele deiner österreichischen Texte, aber ich stimme Nina zu: Es hat Schwung, und Optimismus. Ist natürlich metrisch dazu passend perfekt geschrieben. Mit dem Gottvertrauen hab ich etwas Probleme, aber mir gefallen Formulierungen wie

das neue Jahr, in das wir unsern Schritt
vor ein paar Tagen setzten

und die letzten zwei Zeilen

besonders.

Hoffe, du machst deine Vorsätze wahr, hier nun wieder öfters mitzumachen.

[Ric]

Meine liebe Fürstin*,

Danke für's Kompliment (anders als viele deiner österreichischen Texte), ich bin zumeist darauf bedacht, nicht in einer Schublade zu enden. Man hatte schon versucht, mich als Mundartschreiber abzustempeln (obwohl mir dieses riesigen Spaß macht).
Dieses Gedicht ist im Ursprung nicht mehr ganz frisch, daher auch der Titel. Es ist unter dem Eindruck einer überstandenen, schweren gesundheitlichen Krise entstanden. Bei uns gibt es dafür die Redewendung 'über'm Berg' ...
 
Und über die Neujahrs-Vorsätze hab ich mich selber in einem Gedicht zum Jahreswechsel ausgelassen. Ich will's trotzdem versuchen!

Lieben Gruß,
Ric



* Sag bitte Bescheid, wenn Dich die Anrede irgendwann nerven sollte