18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Lyrik -> Feedback
ohne Titel


 
 
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3  Weiter
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Gast







Beitrag18.11.2013 00:16

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Aranka!

Am Ende ist das eine Übung ohne Wert. Die einzige heute gültige Gedicht-Bestimmung ist: Gedicht ist, wenn der Verfasser es so nennt.

Man kann sicher noch tausend andere Bestimmungen versuchen, und jeder wird für sich auch eine passende Bestimmung finden; aber der Versuch, eine Bestimmung zu finden, der allevorbehaltlos zustimmen, ist wirklich nichts, was ich mir antun möchte.

Beispiel: Brecht hat angefangen, das "Kommunistische Manifest" in Hexameter umzuschreiben. Ein wunderliches Unterfangen, keine Frage. Aber das Ergebnis ist ein Gedicht, oder? Ein Hexameter ist Zufall, zwei sind ein seltener Zufall; ein Dutzend Hexameter macht ein Gedicht. Obwohl der Inhalt genau derselbe ist wie der der Prosafassung, und die Absicht des Textes sich nicht ändert.

Wenn ich also die Bedienungsanleitung des Smartphones, das ich nicht besitze, in Hexameter umschreibe, ist das ein Gedicht. Nein? Vielleicht nein, aber in der Richtung liegt der Wahnsinn. Echt jetzt.

Gruß,

Ferdi
Nach oben
Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag18.11.2013 00:39

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Ferdi,

du schreibst:

 
Zitat:
Gedicht ist, wenn der Verfasser es so nennt.


Das habe ich vor kurzem in diesem Forum schon mal gelesen.

Wenn das so ist, dann muss ich doch so einige meiner und auch deiner Kommentare im letzten Jahr mit Fragezeichen versehen.

Zitat:
Gedicht ist, wenn der Verfasser es so nennt.
Der Satz ist ein Gedicht, denn er ist metrisch geformt.


Wenn's so einfach ist, na dann! Viel Spaß!

Dann ist hier eben alles ein Gedicht und meine Kommentare werden in Zukunft lauten:

Mir gefällt es! oder Mir gefällt es nicht! oder höchstens: Das ist kein Gedicht, denn es ist nicht metrisch geformt.

Ich bin hier falsch!!! Gruß Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag18.11.2013 00:52

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo nochmal!

Ich denke, meine eigene Auffassung von Gedicht ist schon etwas umfangreicher, und deine ist es ganz sicher; aber wenn wir versuchten, den kleinsten gemeinsamen Nenner aller mit Gedichten befassten Menschen für eine Bestimmung des Begriffs "Gedicht" zu ermitteln, dann stünde am Ende endloser Mühen ziemlich sicher genau das:

Gedicht ist, was der Verfasser so nennt.

Ich sähe das gerne anders und würde es gerne ändern; aber wie? Es gibt inzwischen so viele Gedichtauffassungen wie Dichter; und vielleicht sogar wie Leser.

Wobei die spannende Frage doch ist - warum ist das überhaupt wichtig? Die eigentliche Leistung eines Textes ist doch gänzlich unabhängig davon, ob das Schild "Gedicht" an ihm pappt oder nicht.

Schließlich: Lies Sicher ist das ein Gedicht: die Sprache ist metrisch geregelt! bitte als Zuspitzung. Ich hätte sicher in weniger scharfer Form schreiben können: "Bitte überseht nicht den Umstand, dass der Text über ein festes Metrum verfügt; das erhöht die Möglichkeit, hier von einem Gedicht sprechen zu können, um ein beträchtliches". Vielleicht hätte ich das sogar schreiben sollen. Aber dass derlei für einen solchen Aufruhr sorgt, hätte ich wirklich nicht erwartet. Und es ist mir umso unangenehmer, als es hier um eine letzten Endes nicht entscheidbare Frage geht, meiner Meinung nach; und um eine, die nicht entschieden werden muss.

Gruß,

Ferdi
Nach oben
Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag18.11.2013 13:56

von Ralf Langer
Antworten mit Zitat

hallo firstoffertio,

"Ich wünsche mir schon lange einen Faden, wo solche Anschauungen zu dem, was ein Gedicht ist, mal ohne Streit erörtert werden würden. Zum Beispiel in der 'Vertiefung'?

Ralf, dort würde dein Essay eigentlich auch hinpassen, nicht?"

hm, ja solche erörterungen wären sehr spannend. es setzt voraus das die beteiligten sich tatsächlich im klaren sind, was für sie ein gedicht ausmacht.

einen gemeinsamen nenner auf der ebene: alles was metrisch geregelt ist ist gedicht, halte ich für wenig sinnvoll.

vielmehr ist doch diese situation hier um dein stück, eher deduktive suche.
geht es doch in allen antworten darum was ein gedicht nicht ist!

ja es ließe sich trefflich streiten.

ich weiß, ich bin nicht der kaiser von china, aber weiß´ich dadurch wer ich bin?

nein, aber je mehr ich definieren kann was etwas nicht ist, desto näher komme ich der definition näher, was ich bin.

und das auch nur wenn ich annheme, das es eine begrenzte anzahl an ausschlußmöglichkeiten gibt.

ein weites feld....

ralf
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag18.11.2013 15:24

von Aranka
Antworten mit Zitat

Da für mich Lyrik weit mehr ist, als das metrische Geregelt-Sein eines Satzes und da sie für mich auch nicht allein durch das „willkürliche“ Postulat eines Autors als solche gesetzt sein kann, ist es schon mein Bestreben, mich der Lyrik von vielen Seiten zu nähern und sie als „ein Gemachtes“ in ihren Gesetzmäßigkeiten und ihren Affirmationen zu betrachten.

Ich zitiere hier einmal Jürgen Brôcan, um die Diskussion vielleicht wieder etwas zu weiten:
(Aus dem Vorwort zu einer Gedichtanthologie)

„Wo befindet sich Dichtung heute? Avantgardistisch oder reaktionär, diese Begriffe sind überholt. Es fehlen Standortbestimmungen. ….

… ein Blick hinüber zu den zahlreichen Aufsätzen und Büchern über Poesie zeigt, dass sich sehr wohl auf breitem Raum und mit intellektuellem Anspruch über Lyrik reden lässt – und zwar erklärend, und zwar über Gedichte, die weder den Bezug zum Publikum noch zur Welt verloren haben.

Das Gedicht ist vor Ort. Es vermisst die Welt und zeigt wie unermesslich sie ist. Das Gedicht ist überall, im Irrenhaus, …, auf dem Klo, … , im Central Park, … , in den unterschiedlichsten Landschaften.

In welcher Form und mit welchem Sprechgestus auch immer: diese Gedichte affirmieren.

Ein Gedicht, selbst wenn es bis in die letzte Silbe verfugt, bleibt ein offenes Gebilde.“

(Zitat Ende)

Auch wenn es „die“ Lehre oder Theorie des poetischen Textes nicht gibt, so kann ich Fragen zur Poetik eines Textes stellen, und sollte es als Autor und auch als Kommentator tun. Denn das Verfassen poetischer Texte gestaltete sich als eine Kette von „(Autoren)Entscheidungen“. Und diese Entscheidungen trifft der Autor bewusst. Sie sind tragend für das entstehende Sprachgebilde. Diesen Entscheidungen liegen implizite Regeln/Schwerpunkte/Aspekte zugrunde, welche im Text etwa als Konsistenz eines Stils sichtbar werden. Und darüber lässt sich mit Sicherheit nachdenken und reden.

Wenn wir jedoch beschließen, dass sich nichts, aber auch gar nichts annähernd Gesichertes oder Ausschließendes über ein Gedicht aussagen lässt (auch wenn es immer nur einen Bruchteil erfassen wird), dann sollten wir aufhören, auf der Ebene eines Kommentars , über Gedichte zu reden. Wir sollten sie lesen, genießen oder den Kopf schütteln, unseren Genuss rückmelden und unser Kopfschütteln als unser Unverständnis dem Text gegenüber registrieren und schweigen.


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag18.11.2013 20:59

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Aranka!

Weil ich ja unverbesserlich neugierig bin: Was soll ich mir vorstellen unter "diese Gedichte affimieren", oder unter deinem Ausdruck "ihren Affirmationen"?

Zitat:
Und darüber lässt sich mit Sicherheit nachdenken und reden.

Das ist unbestritten. Mein blinder Fleck ist: Ich verstehe nicht, warum dafür eine Bestimmung des Begriffes "Gedicht" nötig ist. Ich verstehe noch nicht einmal, warum dafür überhaupt der Begriff "Gedicht" nötig ist!

Zitat:
Wenn wir jedoch beschließen, dass sich nichts, aber auch gar nichts annähernd Gesichertes oder Ausschließendes über ein Gedicht aussagen lässt ...

Warum sollten wir sowas beschließen? Ich weiß nicht, aber ich habe den Eindruck, wir reden über unterschiedliche Sachen. Ich versuche es nochmal anders:

Über den Begriff Gedicht lässt sich keine allgemeine Übereinkunft erzielen, wenn überhaupt, liegt sie im schon häufiger erwähnten "Gedicht ist, was der Verfasser so nennt."

Über ein Gedicht, einen wirklichen Text, der verfasst wurde und vorliegt, der angesehen, gehört, begutachtet, bedacht werden kann: über den lässt sich sehr viel aussagen. Und solange man sich dabei "unter sich" bleibt, in einer Gruppe aus Menschen, die wenigstens in Teilen denselben Hintergrund und dieselben Vorstellungen haben: da kann dann als Ergebnis auch etwas "annährend Gesichertes" stehen.

Genauso: Ich kann ohne Schwierigkeiten über ein Gemälde oder eine Statue reden, ohne eine irgendwie geartete Vorstellung davon zu haben, was "Kunst" bedeutet. Nein?!

Gruß,

Ferdi
Nach oben
Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag18.11.2013 21:27

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Ferdi,

lassen wir es gut sein. Mir geht es nicht um ein Etikett.
Da wir hier aber Gedichte kommentieren, sogar kritisieren oder gar Veränderungsvorschläge machen, sollten wir vielleicht auch drüber reden können und vielleicht auch ein wenig darüber wissen.

Für mich ist es jedenfalls kein nebulöses Etwas und auch kein auf ein Metrum reduzierter Satz. Ich suche keine Definitionen, sondern Annäherungen und habe für mich eine Reihe gefunden.

Mehr werde ich hier nicht mehr dazu sagen. Gruß Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag18.11.2013 21:29

von Nina
Antworten mit Zitat

klarer fall von aneinander vorbeireden. soll ich vermitteln?

was bedeutet das mit den affirmationen, aranka? das wüßte ich wohl auch gern. ich kenne zwar den begriff, aber im zusammenhang mit literatur habe ich das bislang nicht gehört.


_________________
Liebe tut der Seele gut.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag18.11.2013 21:38

von Ralf Langer
Antworten mit Zitat

hallo ferdi, hallo aranka, und natürlich
firstoffertio,

es scheint so als würden sich in den letzten zwei postings, zwei grundsätzlich verschiedene denkschulen begegnen. ich möchte gleich vor wegschicken das ich der denkschule "arankas" angehöre.
(ich habe ja diesbezüglich einen eigenen thread in der werkstatt eröffnet).

nachdem ich also persönlich unterstreiche, das  für mich eine konkrete vorstellung existiert "was ein gedicht ist", möchte ich mich von meiner kritischen seite aus den aussagen ferdis nähern:

"Genauso: Ich kann ohne Schwierigkeiten über ein Gemälde oder eine Statue reden, ohne eine irgendwie geartete Vorstellung davon zu haben, was "Kunst" bedeutet. Nein?!"

so schreibt es ferdi.

und wer will ihm widersprechen. denn zum einen, sei es ihm als person, als ich unbenommen dies zu behaupten und dies zu tun, aber in seiner rolle als rezipient. (so lese ich es zumindest aus der aussage)

in meiner welt aber, in der welt derjenigen die gedichte schreiben, die kunst/werke schaffen, sieht es anders aus.
( wie im detail kann  jeder in meinem essay über einige probleme des dichterischen nachlesen)

hier also im konkreten fall, im gedicht firstoffertio, kommen zumindest bei mir andere punkte dazu.

ich kenne einige gedichte von ihm, und ich habe also ein bild eine vorstellung in mir. die grundtendenz ist achtung teilweise auch hochachtung vor seinen texten. gerechtfertigt?
aus meiner sicht ja. seine gedichte sprechen mit mir.

also denke ich, während ich dies "stück" lese: das ist doch von ihm. also hat er sich dabei mehr gedacht, als ich im moment in der lage bin zu erkennen.
aber ich fand nichts. und so entstand mein kommentar zu seinem "stück".

wäre es ein text eines neuen mitgliedes gewesen - ich bin mir sicher - die kritiken wären vernichtend gewesen. aber dem war nicht so. die ersten reaktionen waren in meinen augen sogar eher "spektakulär".

was will ich sagen?- ich unterstelle im positiven sinne firstoffertio, das er ganz sicher eine vorstellung - wenn auch eine eigene - hat, was ein gedicht ist.
ich unterstelle weiterhin, das da eine absicht zugrunde liegt, die nicht ihren ursprung darin hat den leser in die lyrische irre zu führen.

also schrieb ich nicht: was soll der scheiß, weil ich ihm glaube ein "dichter" zu sein.
ich nehme ihn ernst, aufgrund meiner eindrücke und erfahrungen in diesem forum.

ich finde dies ist ein wichtiger aspekt bei der untersuchung und beurteilung "fremder" texte , aber von autoren von denen ich ein bild habe.

ganz kurz erwähne ich hier nur als weiteres beispiel die lyrik "stimmgabels", an die ich mich hier in diesem forum erst einmal herantasten musste.

was also ist ein gedicht?
ich weiß es nur für mich, ich erkenne es, und es besitzt eigenschaften, form und inhalt, und dieses unbenannte etwas das micht rührt.

lg
ralf
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag18.11.2013 21:42

von Nina
Antworten mit Zitat

firstoffertio ist übrigens weiblich.

und mir geht es so - ich habe keine feste vorstellung, was ein gedicht ist - wozu auch? es nähme mir eine menge! ich denke, dass literatur, egal welche form, etwas lebendiges ist, wie sprache. und diese lebendigkeit zeigt sich auch in unterschiedlichen formen. lege ich fest: ein gedicht ist vierzeilig, reimt sich am ende. dann bin ich festgelegt. und ich schlittere vorbei an vielen anderen texten. an vielen anderen möglichkeiten für mich als autorin / als dichterin.


_________________
Liebe tut der Seele gut.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag18.11.2013 22:11

von Ralf Langer
Antworten mit Zitat

hallo firstoffertio,

ich entschuldige mich hiermit für meine sprachliche unterstellung du seist männlich
 rotwerd
ralf

literarisch ändert das nichts Daumen hoch
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag18.11.2013 22:21

von Nina
Antworten mit Zitat

gern geschehen. kein kommentar zu meiner sichtweise? oder ist das hier keine offene diskussion?

_________________
Liebe tut der Seele gut.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag18.11.2013 22:34

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Die Wahrscheinlichkeit von Knoten,
in gleich welcher Art von Faden,
wächst in Relation zu seiner
Länge, und mit der Beschränktheit
von dem Raum, den man ihm lässt.
Die Natur von langen Fäden
ist die Länge, darum neigen
sie auf kleinem Raum dazu, sich
zu verknoten. Wenn du also
beispielsweise, eine Socke
wieder auftrennst, und das Garn sich
neben dir auf einem Haufen
ansammelt, dann  musst du ihm, wenn
du es wickeln willst zu einem
rechten Knäuel, erst einmal
Gelegenheit, sich auszubreiten,
geben. Immer locker lassen.
Gib ihm Raum, versuch, es darin
immer wieder auszubreiten.
Ziehst du einmal nur zu heftig,
läufst du die Gefahr, dass sich das
Garn verheddert und verknotet.
Hast du dann den Knäuel sauber
aufgewickelt, fragst du dich nicht
auch: Ist das jetzt noch ein Faden?


eingestellt, bevor ich die heutigen Beitraege las.

« Was vorher geschah12

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Mogmeier
Geschlecht:männlichGrobspalter

Moderator
Alter: 50
Beiträge: 2677
Wohnort: Reutlingen


Beitrag18.11.2013 22:58

von Mogmeier
Antworten mit Zitat

Dieser Thread gefällt mir; ist mitunter sehr aufschlussreich für mich, denn ich muss gestehen, dass ich, was die Lyrik angeht, nicht den leisesten Schimmer habe.
Mit der Lyrik, speziell ihrer Regeln und Techniken, halte ich es wie mit einem Duplo-Riegel. Ob nun Schokolade oder längste Praline der Welt ... letztendlich besteht die Funktion dieses Schokoriegels in erster Linie darin, gegessen zu werden. Dem einen mundet das, dem anderen nicht.


_________________
»Nichtstun ist besser, als mit viel Mühe nichts schaffen.«
Laotse
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag18.11.2013 23:04

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich finde eure weiteren Beiträge interessant. Danke.

Aranka, es wäre wirklich schön, wenn du das affirmieren erklären könntest. Ich finde es nur schade, dass sich diese Diskussionen immer in einzelnen Fäden verstecken.

Ralf, ich selber habe zu dem, was ein Gedicht ist, wie du, Nina, auch keine genaue Vorstellung. Ich gehe da wirklich mit Nina und Ferdi, und frage mich: Brauche ich die? Andererseits interessieren mich solche Festlegungen, Einordnungen schon: Warum machen wir sie, und warum macht sie jemand wie?

Habe mir heute überlegt, dass die Begriffe, im Deutschen wie im Englischen auch, ja viele, aber nicht so eindeutig sind. Irgendwie finde ich im Nachhinein meinen Zweizeiler und die Fortsetzung, und Mogmeiers Beiträge und die anderen nun noch viel interessanter. Eigentlich liegt es wirklich bei denen mit festen Meinungen, sie zu begründen.

Aber, was ich meinte. Da gibt es Begriffe wie Gedicht, Dichtung, Lyrik, lyrisch, Poetisch, Poetik,... Was meinen sie alle? Wie stehen sie zueinander in Beziehung? Im Englischen poem, poetry, lyric, lyrical, poetic.

Ich neige dazu, dass ein Gedicht, poem, erst einmal etwas ist, was nicht wie Prosa ein immer bis zum rechten Rand im entsprechenden Rahmen durchgehender Text ist. So wie ich ein Bild erkenne. Nun gibt es aber heute vielfältige Kunst, nicht nur Bilder. Auch da weiß ich oft nicht, wie mit umzugehen.

Manchmal denke ich, es werden auch verwechselt: Was ist ein Gedicht? und was ist ein gutes Gedicht?/Was ist Kunst? und was ist gute Kunst?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag18.11.2013 23:28

von Ralf Langer
Antworten mit Zitat

hallo firstoffertio,

es bleibt immerhin festzuhalten das es menschen wie mich gibt, deren eigenes interesse an dem was sie schaffen dazu führt, über den inhalt, die bedeutung, sozusagen dem wesen ihrer "arbeit nachzudenken.
( eigentlich unterstelle ich das allen die in irgendeiner form künstlerisch tätig sind).

bei mir führte das dazu mich hinzusetzen und diesem lyrischen wesen nachzuspüren, dieses mein tun begrifflich zu definieren.

so habe ich konkrete vorstellungdas lyrische betreffend.
(hab ich ja gepostet)

dieser anspruch ist meiner. ich zwinge ihm niemandem auf

lg
ralf
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag18.11.2013 23:55

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ralf, ich finde das ja interessant, wenn jemand wie du zu solchen Einordnungen für sich findet. Finde es auch toll, dass du das formuliert hast in deinem essay. Ich weiß, dass du sie niemand aufzwingen möchtest.

Bei mir sieht es, nach meinem eigenen Nachdenken, so aus: Ich kann mich da, und will mich nicht festlegen. Ich schreibe so, wie ich stricke. Mal dies, mal das. Ich will offen bleiben.

Ich bin darum vielleicht kein ernsthafter Schreiber. Ich will es aber auch nicht wirklich sein. Nicht, wenn ich mich dazu festlegen müsste.

Doch bemühe ich mich, beim Lesen herauszufinden, und anzuerkennen, was einen anderen Autor bei einem Gedicht umgetrieben hat. Zu manchen finde ich schwer Zugang, zu anderen eher. Ich lese, rezipiere, wenn ich andere Gedichte hier lese, beurteile sie nicht aus einem besonderen Anspruch heraus, den ich habe.

Aber ich denke, das ist alles ganz normal und auch akzeptabel.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag19.11.2013 20:13

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo zusammen!

Einige stolpern über das Wort „Affirmation“. (Es war mir in diesem Zusammenhang ein geläufiges Wort, tut mir leid, vermeide sonst durchaus unnötige Fremdworte)
Ich zitiere noch mal meinen Satz, in dem ich es gebraucht habe:

Zitat:
Da für mich Lyrik weit mehr ist, als das metrische Geregelt-Sein eines Satzes und da sie für mich auch nicht allein durch das „willkürliche“ Postulat eines Autors als solche gesetzt sein kann, ist es schon mein Bestreben, mich der Lyrik von vielen Seiten zu nähern und sie als „ein Gemachtes“ in ihren Gesetzmäßigkeiten und ihren Affirmationen zu betrachten.


Nachschlagen könnt ihr selbst, ich versuche es mal mit meinen Worten in Bezug auf Lyrik.

Ich glaube nicht an ein Gedicht das vom Himmel fällt (und alle die Schreiben wohl auch nicht).
Ein Gedicht ist ein kunstvoll Gemachtes, das eine Reihe bewusster Autorenentscheidungen voraussetzt. Diese Entscheidungen sind die inneren Gesetzmäßigkeiten des Gedichtes. Der Autor trifft sie, weil er eine Vorstellung von dem hat, was er tut. Auch wenn diese Vorstellung sich in ständigem Abschleifungs- und Reifungsprozess befindet, sollte sie sich als tragfähig erweisen, denn der Autor verantwortet darin sein Tun.
Der Autor trifft die Entscheidungen in einem einsamen Prozess mit dem Text und sich selbst und die Verantwortung besteht in der Ehrlichkeit dem Wort und der entstehenden Textwirklichkeit gegenüber.

Den Leser hat er da noch gar nicht im Blick. Aber er hat vielleicht den Anspruch, das die Textwirklichkeit „wirklicher“ ist als die reale Wirklichkeit. Weil das Gedicht nicht das ist, „was sie sagt“, sondern das, „was sie bewirkt“ (affirmiert), bohrt der Autor die Wirklichkeit auf, kehrt innere Bilder hervor; eine Art Beschwörung der Dinge vielleicht, eine Art Traumarbeit auch, eine Anreicherung. In de Prozess entsteht das poetische Bild, das poetische Sprechen und die „Wirkseite“ des Textes.

Das Gedicht ist vielleicht der „blinde sehende“ Fleck im Dichter und will auf den „blinden sehenden“ Fleck des Lesers zugreifen. Es will den Leser im unbewussten Wahrnehmen erwischen und dort in ihm weiterwirken.
Ich denke, dass ein jeder das Wort „Affirmationen“ bei den „Merseburger Zaubersprüchen“, einem Mantra oder einem Gebet sogleich verstanden hätte. Aber für mich gibt diese Seite in jedem guten Gedicht, egal welchen Inhalts.
„Jedes Gedicht will zu einem Leser.“ (Celan)

Den Leser erreicht es über seine Wirkung. Den interessiert erst einmal das „Gemacht-Sein“ weniger. Er wird vielleicht spüren, ob dieses überzeugt.
Als Autor jedoch und auch als ein schreibender Leser, der ich Kommentiere, sollte mich das Gemacht-Sein schon interessieren. Ich hoffe ich konnte mich jetzt verständlich verbalisieren. Mir geht es nicht um ein Etikett, das ist ein Gedicht, das nicht.

Liebe Grüße Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag19.11.2013 20:34

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Firstoffertio,

ich möchte mich im Weiteren hier nicht mehr zu dem Thema einbringen, da ich denke, hier läuft einiges aneinander vorbei und es werden Positionen aufgebaut und gegeneinander gestellt, die es so gar nicht gibt. Mir ist es aber zu kompliziert, das wieder auseinander zu knäueln, um mal bei deinem Fadenbild zu bleiben.
Ich möchte nur auf zwei Bemerkung von dir eingehen, weil für mich hier die Missverständnisse dieses Fadens deutlich werden.

Zitat:
Ralf, ich selber habe zu dem, was ein Gedicht ist, wie du, Nina, auch keine genaue Vorstellung. Ich gehe da wirklich mit Nina und Ferdi, und frage mich: Brauche ich die? Andererseits interessieren mich solche Festlegungen, Einordnungen schon: Warum machen wir sie, und warum macht sie jemand wie?


Hier steckt einfach soviel Begriffswust drin, dass Missverständnisse vorprogrammiert sind. Vorstellungen und Festlegungen oder Einordnungen sind für mich drei paar verschiedene Schuh. Zu Nina kann ich nichts sagen, habe zu wenig Gedichte im Kopf von ihr. Sehe ich aber Soleatus Gedichte, dann behaupte ich, dass da einer schreibt, der seine ganz klare eigene Vorstellung von dem hat, was er tut und was für ihn ein Gedicht ausmacht. Ich müsste mich sehr irren, ich entnehme es einfach den Gedichten, die ich gelesen habe.
Das hat aber nichts mit Einordnungen zu tun.

Zitat:
Bei mir sieht es, nach meinem eigenen Nachdenken, so aus: Ich kann mich da, und will mich nicht festlegen. Ich schreibe so, wie ich stricke. Mal dies, mal das. Ich will offen bleiben.


„Mal dies, mal das“, das ist aber nicht gleichzusetzen mit „offen sein“, oder? Und auch beim Stricken hast du doch eine Vorstellung, was mal draus werden soll, oder. Und bevor du die Maschen aufschlägst denkst du doch auch über die Größe nach, die dein Strickwerk haben soll und Wolldicke etc., oder? Das du diese Entscheidungen bei jedem Strickteil neu triffst, und dich nicht festlegst dein Leben lang nur Strümpfe zu stricken, das ist mir klar. Und wenn du das mit dem Schreiben so meinst, dass du nicht immer Blankverse oder Sonette schreiben willst, dann kann ich es übertragen. Sonst hinkt das sehr.
Ich versuche zu verstehen, was du beim Schreiben mit „Festlegen“ meinst.
Ich denke, du stellst hier Positionen gegeneinandergestellt, die es gar nicht gibt.
A )   Die, die sich „Festlegen“, worauf auch immer?
B )   Die, die „Offen sind“, was auch immer du damit meinst.

Das Gedicht als etwas „Gemachtes“ zu sehen und den „Prozess der Entstehung“ als einen bewussten und vom Autor verantworteten zu betrachten und sich „dem Wesen der Lyrik“ über den Entstehungs- und Wirkprozess zu nähern, und dann auch Aussagen zu formulieren und Vorstellungen zu entwickeln, ist nicht gleichbedeutend mit „Festlegung“.

Ich denke auch nicht, dass du das meinst. Bin aber mittlerweile immer sicherer, dass es vielleicht wenig Sinn macht, das zu diskutieren.

Mir geht es ganz schlicht und einfach darum „Gedichte zu schreiben“ und das, so gut wie ich es eben kann. Und ich kann es je besser, je klarer und tragfähiger meine Vorstellungen werden. Und je besser ich es kann, je offener können meine Texte werden.

Firstoffertio, dir liebe Grüße Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag19.11.2013 23:02

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Aranka,

danke für deine weiteren Kommentare. Ich glaube, wir verkuddeln uns jetzt wirklich.
Dein vorletzter Kommentar beinhaltet einiges, was ich als 'Festlegen' (von einer Haltung zu seinem Schreiben) im Sinn hatte. Dein letzter verwirrt mich dann wieder. Zwar setzt du 'Wesen der Lyrik' in Anführungszeichen, und doch ist es dir irgendwie wichtig. Du scheinst von anderen Schreibern Ähnliches zu erwarten. Dies nur noch als meinen Eindruck, nicht als Diskussionsbeitrag.
 
Ich stricke häufig übrigens drauf los, ohne vorher zu wissen, was dabei herauskommen soll.


Wollte noch allgemein anmerken, dass in der Fortsetzung das erste 'ausbreiten' 'ausstrecken' sein sollte, und natürlich ein paar Kommafehler drin sind.

Mit ihr wurde nun hoffentlich ein Gedicht daraus? Oder?

(Wahrscheinlich stricke ich daran in Zukunft noch weiter, nicht unbedingt hier.)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag20.11.2013 03:20

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

Hallo miteinander,


mal paar Gedanken von Stimmgabel (oh Graus) zu diesem Faden (... nix Besonderes).
Ich finde es immer wieder erstaunlich (und letztlich dann erfahrungsgemäß doch nicht mehr), wie doch zu gern derarte Fäden sich Objekt-unabhängig immer weiter aufquellen mögen Wink / immer wieder auf die gleiche Art, derart: da ist ein eingestellter Text,

in diesem Fall ein Zweizeiler (mit einem höchst ungewöhnlichen Zeilenumbruch, und zwar mMn diskussionslos!).

Manche Fäden reißen, wenn man
Knoten darin lösen will.


Hieraus entwickelt(e) sich die Frage: Ist das ein Gedicht? / Und warum ensteht hierzu und HIER eine solche Frage - nun, da ja nunmal im Bereich Lyrik eingestellt (und, im 'Deutschen Schriftstellerforum').

Und nun passiert es. Als müsste eine solche Frage einem Roten Tuch gleichkommen - hier im Forum scheinbar sicher lol / MMn umso mehr interessant (also wegen des Roten Tuchs), da wir uns ja immerhin im bezeichneten 'Deutschen Schriftstellerforum' befinden.
Doch nur ein leerer Farcen-Raum für manche?
Doch nur ein Tummelplatz für Rausplatsch Schreibereien derjenigen, die's nie besser können? (es deswegen so mögen), es gar nicht anders wollen ... vllt,
ein bißchen über Literatur zu pseudeln ... vllt
... um einer Einsamkeit im realen Leben für Momente zu entfliehen ... vllt? / Und wissen? kann's ja sowieso nur derjenige selbst.

Und dann: geht es schnell schon längst nicht mehr um das verursachende (eingestellte) Diskussions-Objekt. Jetzt geht es nur noch um Kontrapositionen, die zu gerne wuchern möchten. Auch geht's real nicht mehr darum, sich kommunizieren zu wollen. Geht's also nun nur noch um's anwesend sein? (... der Vereinsamten?)

Dann geht's plötzlich um Strickerei, um Knötchen - oder: Lyrik ist, wie sie ist, eben dann das, was da steht. Lyrik empfindet man quasi implizit auf animalischer Ebene; als sei es dann genau auch jene Grund-Intention.
Oder: ein Gedicht sei dann sicher ein solches, wenn ein klares Metrum erkennbar ist.
Oder: jegliche formale Einschränkung behindere nur das quasi Animalische ... usw. / *** Aber sicher darf man so denken, keine Frage!!!


Und dann die verständliche Gegenwehr derjenigen, für die ein Gedicht, Dichtung, die Schreiberei nunmal defintiv 1:1 mit der inszenierten, bedacht umgesetzten Sprache einhergeht
- und bzgl Lyrik
ist es dann sicher das Funktional der lyrischen Sprache; zumindest die Mindest-Defintion darüber, was ein Gedicht mindestens (und dann genau das) erfüllen muss. Ebent: Dieses Funktional. (... man verzeihe mir an dieser Stelle, dass ich nun nicht weiter auf das Funktional, z.B. der lyrischen Sprache, oder, oder ... eingehe - das setze ich doch in einem Schriftstellerforum voraus!)

Und schon sind wir bei dem unangenehmen Teil von z.B. der Lyrik, also einem Gedicht - oder ganz allgemein bzgl einer inszenierten Schreibe. Mist nochmal (durchzuckt es da manchen). Da soll/muss ja was funktionieren - umso schrecklicher, eben im Leser.

Ich denke mal, hierzu gibt es zwei grundverschiedene Standpunkte: schreibt man letztlich nur für sein Tagebuch (und plötzlich steht's doch, wie wundersam im Forum Wink ), oder schreibt man aus seinerselbst für die öffentliche Freigabe - eben, weil man mit seinem gebauten Wortegebäude etwas defintiv besagen und lesenswert mitteilen möchte.

Da ich mich z.B. ebenso zu den ernsthaften Schreibern zähle (was ja absolut nichts besagt Wink ), verstehe ich natürlich eine gewisse Nähe zu denjenigen hier Diskutanten, die es selbst sehr ernst mit ihrer Schreibe nehmen. Z.B. davon sprechen, dass für sie, in diesem Falle bezogen auf die Lyrik, dieses Sujet etwas absolut Arbeitsames (Wort gesetzt für Wort) impliziert - u.z. auf den Grundlagen lyrischer Funktionalität/Intention.*
[... und klar, hier meine ich sicher nicht vordergründig jene auch Fähigkeit, auf z.B. metrischen Reim- und Linealfüßen zu wandeln ... das wäre mMn dann doch etwas zu armselig der Sprach-Weite der Lyrik gegenüber, und vor allem der immanenten Achtung IHR gegenüber, oder nicht ??? ]

* Für jene wird es immer - und gibt es immer: sensibelste Verantwortlichkeiten bzgl der Schreibe (zum Glück) - eben jene der Stücke Zwei:
a) die, des Autoren bzgl seines gebauten Werkes (da er es ja freigibt, der Öffentlichkeit, also dem Leser),
b) die, des Lesers, der sich nunmal ebenso verantwortungsvoll lesend auf das Objekt einlassen muss, wäre er ein solcher Leser, ist es.

Tja, und hier beginnt ja nun wieder ein weiterer, unangenehmer Punkt: Es geht tatsächlich um Verantwortlichkeiten ... oh Drusel lol,
ja umso schlimmer, auch um jene im Leser.

Und aprior um jene, die im Autoren - seinem Werk, seiner umgesetzten Idee, und dem Leser gegenüber!


Auch möchte ich an dieser Stelle klar verdeutlichen: meinen hier-Gedanken geht es jetzt in keiner Weise darum, hierauf nun Antwort-Gedanken zu bekommen - bitte nicht! Vielmehr darum, vllt sich über dieses, z.B. konkrete Faden-Ereignis (als mMn echter Platzhalter für viele andere Forums-Ereignisse, bzgl mal wieder wortender Komm-Unergiebigkeiten) im stillen Kämmerlein Gedanken zu machen,

und vllt doch noch mal, vllt, bzgl z.B. Lyrik gelassener nachzudenken (wiedrum im stillen Kämmerlein).

Vielleicht auch deswegen/dafür, vllt weniger hier im Forum um das Spinnengespinnst Über-Über-Drüber sich zu ergießen (dafür gibt's ja nun den Feedback Bereich, oder nicht lol ),
als vielmehr vllt mal bessere Lyrik zu schreiben, und: vllt auch mal bemühter zu kommentieren, eben, bezogen auf das Objekt in seiner inneren Seele. Wär doch mal was, oder nicht ... hier im Schriftstellerforum. Wink

Und ist dann tatsächlich die echte Diskussionslust da, miteinander über Literatur (z.B. im Detail) auch meinen-sprechen-kommunizieren zu wollen, aber Hallo - dann her damit ... wie es ja ganz wenige hier im Lyrikbereich sowieso schon immer praktizieren. Aber bitte doch nicht immer wieder solche letztlich leer adressierten Hackebeil Kämpfchen ...

Oder gibt es hier im Forum tatsächlich nur derart wenige ernste Schreiber (vor allem auch aktuelle Schreiber, und nicht nur aufwärmende Schubladentäter), die dann auch real dialektisch aus ihrer Arbeitsamkeit (als Wirklichkeit) meinungsbereit sind, auch gierig darauf sind, andere Erfahrungsmeinungen hören und tauschen zu wollen ???

Habe nun mal zwei youtube Einstellungen, mMn sehr passend für diese hier Thematik, rausgefischt.
Dabei handelt es sich um den Gegenwarts-Literaten 'Christoph Meckel' (denke mal, doch einigen bekannt), der über das Gedicht einige ernstliche Gedanken zu sagen weiß, mMn.
[ ... es gäbe natürlich noch viele andere etablierte, ernsthafte Literaten, die sich dbzgl ebenso, gemäß ihrer erfahrenen Denke erklären, erklärten - logo! ... und doch mMn sehr interessant: allen ist es ähnlich klar. Schreiben ist härteste, verantwortungsvolle Arbeit, wie auch das Lesen-Erfassen wollen. ]

Einmal: Christoph Meckel / DichterSehen - eine Gedankenreise seines Arbeitens;
zum anderen: Christoph Meckels berühmtes Gedicht: Rede vom Gedicht


Wie sagte Meckel laut (inhaltlich): "Ein Gedicht muss, ja muss besser als gut sein ... gebe ich es der Öffentlichkeit frei."

... in diesem Sinne wünsche ich nun den hier Literaten ein weiterhin feines Arbeiten, direkt am Objekt ... und: einen lieben achtungsvollen Gruß, Euch, Euer g'liebter Stimmgabel Smile



-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
last-virgin
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 72
Beiträge: 565
Wohnort: Berlin


Beitrag20.11.2013 10:32
re
von last-virgin
Antworten mit Zitat

Wer das Bedürfnis hat, auf irgendwelche Gedanken zu antworten, kann dies natürlich tun und muß nicht im stillen Kämmerlein vor sich hin brüten, nur weil der Autor dieser Gedanken das so möchte.

Liebe firstoffertio,

ob das nun ein Gedicht ist, oder nicht, ist mir persönlich völlig schnuppe.
Ich empfinde Deine ersten kurzen Zeilen als Metapher, die durchaus zum Denken anregt und wenn man sich darauf eingelassen hat, eine gewisse Faszination erzeugt.
Wie oft passiert es uns, dass wir, von einem scheinbar klaren Gedankenfaden ausgehen und, je länger ihm folgend, uns in Nebenschauplätzen verzetteln, zur eigentlichen Aussage  nicht zurück finden.
Gefällt mir, gefällt mir ausgesprochen gut.
Auch Dein zweiter Text ist sehr interessant. Wieder weigere ich mich, zu entscheiden, ist dies ein Gedicht oder nicht. Anders formatiert könnte es auch ein Prosatext sein. Das ändert aber nichts an der Aussage, die mich bewegt. Ohne unverständlich zu werden, bieten sich verschiedene Ebenen.
Allerdings so gestellt, wie Du es getan hast, bietet sich mir eine Art Leiter an der sich meine Gedanken entlang hangeln können.
Und man spürt sehr deutlich die Arbeit, die vom Autor investiert wurde.
Danke für Deine Anregungen.
Gefällt mir gut.

liebe Grüße

last-virgin


_________________
Das "Ganze" ist mehr als die Summe seiner Einzelelemente.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 2 von 3 Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3  Weiter

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Lyrik -> Feedback
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Feedback
Ein Gedicht braucht keinen Titel
von dyfso
dyfso Feedback 0 18.04.2024 16:40 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Hund ohne Haare
von d.frank
d.frank Werkstatt 16 17.04.2024 15:58 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Impulse Prosa
Geschichten ohne E (Jetzt zeigt doch ...
von WSK
WSK Impulse Prosa 7 29.03.2024 22:55 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Dies und Das
Titel
von Christof Lais Sperl
Christof Lais Sperl Dies und Das 27 16.03.2024 11:47 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Feedback
Der Mann ohne Waren
von Golovin
Golovin Feedback 2 15.03.2024 15:14 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungBuchBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchBuchEmpfehlung

von MT

von Valerie J. Long

von Assy

von Einar Inperson

von MosesBob

von Schlomo

von poetnick

von Valerie J. Long

von Herbert Blaser

von EdgarAllanPoe

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!