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Liebe und Wahnsinn


 
 
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Chantal
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 32
Beiträge: 10
Wohnort: Duisburg


Beitrag29.07.2013 15:27
Liebe und Wahnsinn
von Chantal
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Langes, blondes Haar umgarnte ihr Gesicht, fiel in schwingenden Wellen über ihre schmalen Schultern.
Es erinnerte mich dabei stets an manifestierte Sonnenstrahlen, so viel Wärme und Energie strahlte es aus, wenn der Wind sich leise flüsternd seinen Weg durch es hindurch bahnte oder sich das Licht an seiner Oberfläche brach und facettenreiche Farbvielfalt zum Vorschein brachte.
Stundenlang vermochte ich sie zu beobachten, ständig betend unbemerkt zu bleiben.
Ihre Haut eine harmonische Symphonie anmutiger Blässe und ehrfurchtsgebietender Makellosigkeit. Ihre Augen ein schier endloser Ozean tiefgründigen Blaus.
So unmissverständlich und bedrohlich wie der kalte Stahl eines Tötungsinstruments, so berechnend wie ein Genie, so lodernd wie ein tobender Waldbrand, alles verzehrend.
Und zugleich so zerbrechlich, wie ein instabiles Gebilde aus Glas zwischen kreischenden Presslufthämmern. So sanft wie fließende Seide. Ich kann sie fühlen. Auf meiner Haut. Die Seide.
Ihre Nase ein Sinnbild ihres Charakters, geradlinig, perfekt. Hohe Wangenknochen, eine Gesichtsform, die jedes Paradebeispiel des goldenen Schnitts mit Leichtigkeit in den Schatten stellte.
Die Augenbrauen beschrieben eine sanfte Kurve, jedes einzelne Haar wie ein vielversprechender Aperitif. Sie luden dazu ein, sich in dem Spiegel ihrer Seele, ihren Augen, zu verlieren.
Unmöglich sich zu wehren. Jede Faser meines Körpers verzehrte sich danach, mich in den schwarzen Abgrund ihrer Pupillen zu stürzen. Ich wollte sie begreifen. Sie und das unbeschreibliche Mysterium ihrer Schönheit.
Die Lippen ihr wohl wichtigstes Instrument. Wandelbar, wie die Tarnung eines Chamäleons. Jedes Wort, das ihre blassroten Lippen verlässt, mächtiger als jeder Befehl, als jedes Gebet, als jeder Bann.
Mal erinnert ihre Stimme an das sachte Rascheln grüner Blätter im warmen Frühlingswind. Mal an das gleichmäßige Rauschen des glitzernden Meeres unter der glühenden Sommersonne. Mal an das Fallen toten Laubs unter tristen, grauen Herbstwolken. Oft jedoch an einen Riss, der unbeirrbar und krachend eine Schneise in kaltes Packeis schlägt, bis er in der eisigen Winterluft endet.
Manchmal denke ich, wie beneidenswert ein Regentropfen ist, der vom Himmel stürzt, ohne Erwartungen, ohne Angst, und dann auf ihren Körper trifft.
Beim Aufschlag zerspringt und ein schmales Rinnsal bildend, langsam fließend ihre Haut hinabgleiten darf, bis er sich schließlich in Ewigkeit verliert.
Für mich ist dieser Regentropfen die perfekte Existenz.
Und dennoch… So sehr ich sie vergöttere, so sehr ich sie liebe.
Manchmal erfasst mich die Wut. Sie ist so nah, dass ich ihren Duft deutlich wahrnehmen kann, eine betörende, geistesbenebelnde Komposition bunter Blumen, heißen Sommerregens, süßen Honigs.
Und doch ist sie so weit entfernt, so unerreichbar, als befände ich mich auf der gegenüberliegenden Seite der Erde. Oder am anderen Ende des Universums, gefangen in der Kälte und Einsamkeit des Alls.
Ich fühle, wie es mich auffrisst. Das Monster namens Sehnsucht. Nie bedachte sie mich mit ihren Worten, ihren Blicken und Gedanken.
Immer musste ich zusehen, wie sie sich anderen widmete. Und auch wenn es nur war, um ihnen mit Herablässigkeit oder Hochmut zu begegnen, so zerbrach bei jeder Beobachtung ein weiterer Teil meiner Seele. Alles gäbe ich für ihre Aufmerksamkeit.
Und ebenso sehr wollte ich die unsichtbare Verbindung, die mich eisern an sie kettete, zerstören.
Erst zögernd, dann getrieben von dem Mut der Verzweiflung, trat ich näher an sie heran. Ich war ohnehin nicht weit von ihr entfernt und so brauchte ich nur zwei Schritte, um sie zu erreichen.
Alles oder nichts, jetzt oder nie.
Kein halber Meter trennte mich nun von ihr. Und als ich endlich vor ihr stand, nach so vielen Jahren der stillen Begierde, erschrak ich, als sie den Kopf in meine Richtung drehte.
Unsicher studierte ich ihre Gesichtszüge, suchte nach einem Anzeichen irgendeiner Emotion. Doch ich fand nicht, wonach ich suchte.
Sie sah einfach durch mich hindurch. Als wäre ich Nichts. Ein stechender Schmerz durchfuhr mein Herz. Meine Eingeweide zogen sich vor Hilflosigkeit zusammen. Und in meiner Magengegend explodierte ein Feuer. Hass.
Sie ist das Zentrum meines Lebens, meiner Gedanken und Gefühle. Und sie sieht mich nicht einmal richtig an?
Sagt kein Wort, obwohl ich unmittelbar vor ihr stehe? Ich schreie meine Wut heraus, versuche sie zu erreichen, brülle ihr meine Seele ins Gesicht. Wie im Wahn hole ich aus und schlage, so fest ich kann, in Richtung ihrer wunderschönen Visage.

Der Spiegel zerbricht in tausend Stücke und warmes Blut bahnt sich seinen Weg, beginnend von ihren Handknöcheln über ihr Handgelenk und läuft langsam, aber stetig ihren Arm herunter, bis es sich in Ewigkeit verliert.
Wie rote Regentropfen.

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Amaryllis
Geschlecht:weiblichForenschmetterling

Alter: 38
Beiträge: 1380

Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag30.07.2013 09:46

von Amaryllis
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Liebe Chantal,

ich wollte nach den ersten beiden Absätzen aufhören, weil sie mir zu überladen, zu extrem kitschig waren. Ich bin froh, dass ich es nicht gemacht habe, den Schluss find ich richtig, richtig gut.

Ich zerpflücke mal den ersten Absatz, damit du siehst, was ich mit "überladen" meine:

Zitat:
Langes, blondes Haar umgarnte ihr Gesicht, fiel in schwingenden Wellen über ihre schmalen Schultern.
Es erinnerte mich dabei stets an Wie manifestierte Sonnenstrahlen, so viel Wärme und Energie strahlte es aus, wenn der Wind sich leise flüsternd seinen Weg durch es hindurch bahnte oder sich das Licht an seiner Oberfläche brach und facettenreiche Farbvielfalt zum Vorschein brachte.
Stundenlang vermochte ich sie zu beobachten, ständig betend unbemerkt zu bleiben.
Ihre Haut eine harmonische Symphonie anmutiger Blässe und ehrfurchtsgebietender Makellosigkeit. Ihre Augen ein schier endloser Ozean tiefgründigen Blaus.
So unmissverständlich und bedrohlich wie der kalte Stahl eines Tötungsinstruments, so berechnend wie ein Genie, so lodernd wie ein tobender Waldbrand, alles verzehrend.
Und zugleich so zerbrechlich, wie ein instabiles Gebilde aus Glas zwischen kreischenden Presslufthämmern. So sanft wie fließende Seide. Ich kann sie fühlen. Auf meiner Haut. Die Seide.


Blau = redundante Aussage
Orange = sich widersprechende Aussage
Durchgestrichen = meiner Meinung nach zu viel.

Ich hoffe, das hilft dir weiter.

Liebe Grüße,
Ama


_________________
Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir.
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Chantal
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 32
Beiträge: 10
Wohnort: Duisburg


Beitrag30.07.2013 09:55

von Chantal
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Hallo Amaryllis,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar smile
Ich denke vielen ist es so ergangen wie dir, dass sie nach dem Beginn des Textes dachten: Nicht schon wieder so ein Kitsch!
Mein Ziel war es, eine unvorhersehbare Wendung herbeizuführen und ich hoffe, dass ich das bei den Leuten, die sich die Mühe gemacht haben, den Text zu Ende zu lesen auch geschafft habe.
Deine Kritik bezüglich diverser Überladungen werde ich überdenken und gegebenenfalls streichen.
Liebe Grüße aus Duisburg
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SilentVellamo
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 121



Beitrag30.07.2013 15:13

von SilentVellamo
Antworten mit Zitat

Chantal hat Folgendes geschrieben:

Mein Ziel war es, eine unvorhersehbare Wendung herbeizuführen und ich hoffe, dass ich das bei den Leuten, die sich die Mühe gemacht haben, den Text zu Ende zu lesen auch geschafft habe.


Das hast du allerdings, Kompliment dafür  Wink

Ich hab rot markiert, was dein Text ist, das blau geschriebene sind meine Anmerkungen.

Zitat:
Langes, blondes Haar umgarnte ihr Gesicht, fiel in schwingenden Wellen über ihre schmalen Schultern.
Es erinnerte mich dabei stets an manifestierte Sonnenstrahlen, so viel Wärme und Energie strahlte es aus, wenn der Wind sich leise flüsternd seinen Weg durch es hindurch bahnte oder sich das Licht an seiner Oberfläche brach und facettenreiche Farbvielfalt zum Vorschein brachte. Den Satz finde ich schwer zu begreifen; mir wurde erst nach mehrmaligem Lesen klar, dass mit "es" die Haare gemeint sind und sich das Pronomen auf den letzten Satz rückbezieht. Vielleicht ersetzt du das erste "es" durch "ihr Haar", falls dir das nicht zu viel Wiederholung ist.
Stundenlang vermochte ich sie zu beobachten, ständig betend unbemerkt zu bleiben.
Ihre Haut eine harmonische Symphonie anmutiger Blässe und ehrfurchtsgebietender würde ich weglassen Makellosigkeit. Ihre Augen ein schier endloser Ozean tiefgründigen Blaus.
So unmissverständlich und bedrohlich wie der kalte Stahl eines Tötungsinstruments, so berechnend wie ein Genie, so lodernd wie ein tobender Waldbrand, alles verzehrend.
Und zugleich so zerbrechlich, wie ein instabiles Gebilde aus Glas zwischen kreischenden Presslufthämmern. So sanft wie fließende Seide. Ich kann sie fühlen. Auf meiner Haut. Die Seide.
Beziehst du dich auf die Haut oder auf die Augen? Das würde ich deutlicher machen
Ihre Nase ein Sinnbild ihres Charakters, geradlinig, perfekt. Hohe Wangenknochen, eine Gesichtsform, die jedes Paradebeispiel des goldenen Schnitts mit Leichtigkeit in den Schatten stellte.
Die Augenbrauen beschrieben eine sanfte Kurve, jedes einzelne Haar wie ein vielversprechender Aperitif. Sie luden dazu ein, sich in dem Spiegel ihrer Seele, ihren Augen, zu verlieren.
Unmöglich sich zu wehren. Jede Faser meines Körpers verzehrte sich danach, mich in den schwarzen Abgrund ihrer Pupillen zu stürzen. Ich wollte sie begreifen. Sie und das unbeschreibliche Mysterium ihrer Schönheit.
Die Lippen ihr wohl wichtigstes Instrument. Wandelbar, wie die Tarnung eines Chamäleons. Jedes Wort, das ihre blassroten Lippen verlässt, mächtiger als jeder Befehl, als jedes Gebet, als jeder Bann.
Mal erinnert ihre Stimme an das sachte Rascheln grüner Blätter im warmen Frühlingswind. Mal an das gleichmäßige Rauschen des glitzernden Meeres unter der glühenden Sommersonne. Mal an das Fallen toten Laubs unter tristen, grauen Herbstwolken. Oft jedoch an einen Riss, der unbeirrbar und krachend eine Schneise in kaltes Packeis schlägt, bis er in der eisigen Winterluft endet.
Manchmal denke ich Vielleicht eher "denke ich daran"?, wie beneidenswert ein Regentropfen ist, der vom Himmel stürzt, ohne Erwartungen, ohne Angst, und dann auf ihren Körper trifft.
Beim Aufschlag zerspringt und ein schmales Rinnsal bildend, langsam fließend ihre Haut hinabgleiten darf, bis er sich schließlich in Ewigkeit verliert.
Für mich ist dieser Regentropfen die perfekte Existenz.
Und dennoch… So sehr ich sie vergöttere, so sehr ich sie liebe.
Manchmal erfasst mich die Wut. Sie ist so nah, dass ich ihren Duft deutlich wahrnehmen kann, eine betörende, geistesbenebelnde Komposition bunter Blumen, heißen Sommerregens, süßen Honigs.
Und doch ist sie so weit entfernt, so unerreichbar, als befände ich mich auf der gegenüberliegenden Seite der Erde. Oder am anderen Ende des Universums, gefangen in der Kälte und Einsamkeit des Alls.
Ich fühle, wie es mich auffrisst. Das Monster namens Sehnsucht. Nie bedachte sie mich mit ihren Worten, ihren Blicken und Gedanken.
Immer musste ich zusehen, wie sie sich anderen widmete. Und auch wenn es nur war, um ihnen mit Herablässigkeit oder Hochmut zu begegnen, so zerbrach bei jeder Beobachtung ein weiterer Teil meiner Seele. Alles gäbe ich für ihre Aufmerksamkeit.
Und ebenso sehr wollte ich die unsichtbare Verbindung, die mich eisern an sie kettete, zerstören.
Erst zögernd, dann getrieben von dem Mut der Verzweiflung, trat ich näher an sie heran. Ich war ohnehin nicht weit von ihr entfernt und so brauchte ich nur zwei Schritte, um sie zu erreichen.
Alles oder nichts, jetzt oder nie.
Kein halber Meter trennte mich nun von ihr. Und als ich endlich vor ihr stand, nach so vielen Jahren der stillen Begierde, erschrak ich, als sie den Kopf in meine Richtung drehte.
Unsicher studierte ich ihre Gesichtszüge, suchte nach einem Anzeichen irgendeiner Emotion. Doch ich fand nicht, wonach ich suchte.
Sie sah einfach durch mich hindurch. Als wäre ich Nichts. Ein stechender Schmerz durchfuhr mein Herz. Meine Eingeweide zogen sich vor Hilflosigkeit zusammen. Und in meiner Magengegend explodierte ein Feuer. Hass.
Sie ist das Zentrum meines Lebens, meiner Gedanken und Gefühle. Und sie sieht mich nicht einmal richtig an?
Sagt kein Wort, obwohl ich unmittelbar vor ihr stehe? Ich schreie meine Wut heraus, versuche sie zu erreichen, brülle ihr meine Seele ins Gesicht. Wie im Wahn hole ich aus und schlage, so fest ich kann, in Richtung ihrer wunderschönen Visage. Ich würde eher "Gesicht" statt "Visage" schreiben.
Der Spiegel zerbricht in tausend Stücke und warmes Blut bahnt sich seinen Weg, beginnend von ihren Handknöcheln über ihr Handgelenk und läuft langsam, aber stetig ihren Arm herunter, bis es sich in Ewigkeit verliert.
Wie rote Regentropfen.


Viel ist das gar nicht, ansonsten finde ich den Text und vor allem deine Vergleiche sehr gelungen.
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Chantal
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Beitrag30.07.2013 15:32

von Chantal
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Lieber SilentVellamo,
danke für dein Kompliment. Es freut mich sehr, dass dir mein Text insgesamt gefallen hat. Auch deine Kritik nehme ich mir zu Herzen und werde einige Umbauarbeiten an meinem Originaltext vornehmen.
Ursprünglich rechnete ich mit relativ großer Kritik wegen meiner "Adjektivflut", weshalb mich die positive Resonanz umso mehr erfreut.
Ich denke aber auch als Einheit betrachtet, besonders wenn man das Ende kennt, kann man meinen Schreibstil besser verstehen und als Stilmittel erkennen.
Liebe Grüße und danke für deine Zeit,
Chantal
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Miranora87
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M
Beitrag30.07.2013 16:04

von Miranora87
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Puh!!!

Es ist überhaupt nicht meins!

Es ist mir zu viele bildliche Beschreibungen einer Sache. Haare, Augen, usw...

Und es ist immer das gleiche Schema.
Die Haare sind so, aber auch so und so auch noch.
So zieht sich das durch die komplette Beschreibung.

Für meinen Geschmack könnte man es um die Hälfte kürzen. Ist natürlich nur meine persönliche Meinung.
Und ich muss dazu sagen, das ich Kitsch verabscheue.^^
Bin da eher der pragmatische Typ.

Es gibt bestimmt Leute, denen das total gefällt!

Allerdings hat mir den Wendung an sich am Ende gefallen.
Fand es aber komisch, wie sie die Prosa selbst so betrachtet.
Ist es nicht eigentlich oft so, das Frauen an sich rumnörgeln?
Diese Frau muss wirklich "Perfekt" sein, wenn sie alles an sich so toll findet. lol2
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lilli.vostry
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Beitrag30.07.2013 23:20
aw:LiebeundWahnsinn
von lilli.vostry
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Hallo Chantal,

in Deiner Geschichte lässt Du wahrlich kein Herz-Schmerz-Klischee aus, wenn sie wenigstens mit einem gewissen Augenzwinkern geschrieben wäre, so wirkt alles nur sehr übertrieben kitschig und überladen, oft hinken die Bilder. Die Beschreibungen sind oft oberflächlich, fast lächerlich banal.
Es wird überhaupt nicht deutlich, was abgesehen von Äußerlichkeiten, den Erzähler so hinzieht zu der unnahbaren Schönen. Ihr Charakter bleibt vage.
Auch das buchstäbliche Umschlagen von Liebe in Wut und Hass des Prota kommt viel zu unvermittelt und nicht nachvollziehbar - nur weil sie ihm nicht gleich um den Hals fällt oder ebenso verliebt ist wie er?!

Die willkürlichen Wechsel der Zeitformen vor allem im Mittelteil solltest Du Dir auch noch mal anschauen und die vielen "Unds" am Satzanfang und ausschweifenden Adjektive und Aufzählungen des Äußeren der Angebeteten.

Die Wendung überrascht auch nicht wirklich und die Beschreibung des vom Handgelenk den Arm "herunterlaufenden" Blutes passt in der Reihenfolge auch nicht.

Insgesamt eine recht aufgeblasene wenig überzeugende Geschichte, die wohl aus sehr großer Verliebtheit (oder Enttäuschung) ohne groß nachzudenken verfasst wurde.

Grüße,
Lilli


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Chantal
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

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Wohnort: Duisburg


Beitrag31.07.2013 08:43

von Chantal
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Hallo Miranora87,
dass dir die bildlichen Beschreibungen zu viel waren, kann ich sogar ein bisschen nachvollziehen. Ich wollte aber beim Leser die Illusion erzeugen, dass der Protagonist ein Mann ist, der eine Frau beobachtet. Und nebenbei hatte ich einfach Lust mit Metaphern um mich zu werfen. (:
Trotzdem freue ich mich sehr, dass dir zumindest mein Ende gefallen hat und danke auch dir für dein Lesen.

Liebe lilli.vostry,
deine Kritik kann ich nur teilweise nachvollziehen. Welchen Sinn hätte es in dieser Geschichte mit einem Augenzwinkern zu schreiben? Die Geschichte kann nur aus der Ich-Perspektive geschrieben werden, um die Wendung nicht zu verraten. Das schließt jedoch aus, dass sie mit Ironie geschrieben werden kann.

Zitat:
Auch das buchstäbliche Umschlagen von Liebe in Wut und Hass des Prota kommt viel zu unvermittelt und nicht nachvollziehbar - nur weil sie ihm nicht gleich um den Hals fällt oder ebenso verliebt ist wie er?!


Möglicherweise hast du die Geschichte auch nicht ganz verstanden, denn erstens kann ein Spiegelbild niemandem um den Hals fallen und zweitens handelt es sich bei der Protagonistin anscheinend um eine persönlichkeitsgestörte Frau, die besessen von sich selbst ist. Daraus resultiert der Konflikt; sie ist sich ständig selbst nah, muss aber in der Gewissheit leben, nie eine Beziehung mit sich selbst haben zu können.
Dass du das nicht nachvollziehbar findest, zeigt mir, dass du dich wenig mit meinem Text auseinandergesetzt hast.

Auch die Kritik an der Beschreibung des herunterlaufenden Blutes verstehe ich nicht so ganz. Wenn jemand gegen einen Spiegel schlägt und sich verletzt, wie reagiert er dann? Meines Erachtens hält man den Arm danach angewinkelt, sucht nach der Verletzung etc.

Deine Spekulationen über meine Motivation zum Schreiben des Textes sind leider auch nicht zutreffend.
Der Text ist weder aus Verliebtheit noch aus Enttäuschung entstanden.
Ich wollte einfach etwas schreiben, dass etwas Neues mit Altem verbindet, einen Text, der erst in der Gänze betrachtet seine volle Wirkung entfaltet. Das heißt: Unter Einbeziehung der Überschrift und des Endes.  
Dass du das nicht erkannt hast, finde ich schade, aber ich werd's überleben (:
Dennoch danke ich auch dir für deinen Kommentar und deine Mühe.
Lieben Gruß,
Chantal
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag31.07.2013 10:46
aw:LiebeundWahnsinn
von lilli.vostry
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Hallo Chantal,

vielen Dank für Deine näheren Erläuterungen zu dieser Geschichte. Ich hab sie tatsächlich anders gelesen als von Dir beabsichtigt. Verschiedene Lesarten eines Textes sind ja grundsätzlich nichts Schlechtes, bei diesem hier überlagert sich offensichtlich vieles. Durch die vielen, ausladenden Beschreibungen Deiner Prota kann es sein, dass ich das eine oder andere wichtige Detail übersehen habe. Es liest sich verwirrend und der Zugang zum Kern, der Seele der Prota fällt schwer, wie Du selber merkst anhand der Reaktionen nicht nur von mir.
Das liegt daran, dass nicht nur aus der Ich-Perspektiver erzählt wird, sondern gleich zu Beginn aus der dritten Person und auch weiter hinten wechselt es oft.
Dass da eine Frau lediglich mit ihrem Spiegelbild redet, narzististisch und selbstverliebt und darüber verzweifelt, sich nie über das Äußere hinaus tatsächlich nahe zu kommen, kam beim ersten Lesen so nicht rüber für mich. Berührt aber im Nachhinein. Dann sollte das aber auch schon eher im Text anklingen, dass keine dritte Person im Spiel ist. Ohne natürlich die Pointe zu verraten.
Warum das nicht auch mit Augenzwinkern geschehen könnte, leuchtet mir nicht ganz ein. Ist aber sicher eine Sache des Herangehens  und des Schreibstils.
Dem spiegelverkehrten Blick der Frau ist dann wohl auch der letzte Satz geschuldet mit dem Blut, das vom Handgelenk den Arm herunter ?? läuft. Während der Arrm  an sich aber oberhalb des Handgelenks sich befindet und das Blut dann hochlaufen müsste... Die Reihenfolge ist einfach verkehrt herum beschrieben.

Hoffe Du kannst mit meinen Gedanken auch etwas anfangen und versuchst auch mal, mit den Augen des Lesers die Geschichte, sie mit etwas Abstand, zu sehen. So geht manches unter duch die überbordender Aufzählungen und das ist schade.

Viele Grüße,
Lilli


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Dorka
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Beitrag31.07.2013 11:20
Re: Liebe und Wahnsinn
von Dorka
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Hallo Chantal,

ich habe verstanden, dass es um eine gestörte Frau geht, die sich in ihr Spiegelbild verliebt hat und es plötzlich hasst.

Im ersten Teil hast Du bei mir den Effekt, ein Mann könnte das sagen, erreicht. Ich dachte an einen Stalker mit einem Hang zum Kitsch und einer Dyslexie.

Den Angriff der Frau fand ich dann aber nicht nachvollziehbar.

Deine Bilder sind oft schief (daher der Eindruck der Dyslexie des/der Prota)

Chantal hat Folgendes geschrieben:
Langes, blondes Haar umgarnte ihr Gesicht,

Umgarnen wird als Metapher für "jemandem mit Schmeicheln für sich zu gewinnen versuchen" benutzt. Es setzt eine Absicht und ein Ziel voraus - welche Absicht sollte das Haar verfolgen? Haar kann umranden, meinetwegen auch streicheln, aber umgarnen?
Es erinnerte mich dabei stets an manifestierte Sonnenstrahlen, so viel Wärme und Energie strahlte es aus, wenn der Wind sich leise flüsternd seinen Weg durch es hindurch bahnte

Eine Windhose oder ein Tornado können sich einen Weg bahnen, oder ich, wenn ich durch ein Maisfed gehe. Wind ist flächig und weht über die Dinge hinweg. Oder muss ich mir einen Microtornado vorstellen, der sich seinen Weg vom rechten Ohr zur Stirn durch das Haar bahnt?

oder sich das Licht an seiner Oberfläche brach und facettenreiche Farbvielfalt zum Vorschein brachte.
Stundenlang vermochte ich sie zu beobachten, ständig betend unbemerkt zu bleiben.
Beobachten kann sie sich nur im Spiegel und ein Spiegelbild schaut zurück, anders geht es nicht. Also kann ein Mensch, der sich selbst im Spiegel betrachtet, niemals von seinem Spiegelbild unbeobachtet sein. Es würde einen heftigen Realitätsverlust beschreiben, wenn die Frau dennoch meint, ihr Spiegelbild würde sie nicht sehen. Für diesen Realitätsverlust fehlt mir die Erklärung (wann weshalb entstanden?) So mach er den Eindruck, dass Du ihn erfunden hast, damit Deine Überraschung am Ende des Textes gelingt.
Ihre Haut eine harmonische Symphonie anmutiger Blässe und ehrfurchtsgebietender Makellosigkeit. Ihre Augen ein schier endloser Ozean tiefgründigen Blaus.

Das kann sie nur sehen, wenn sie sich direkt in die Augen blickt! Und diese Augen blicken dann zurück. Siehe oben.
So unmissverständlich und bedrohlich wie der kalte Stahl eines Tötungsinstruments, so berechnend wie ein Genie, so lodernd wie ein tobender Waldbrand, alles verzehrend.

Diese Bilder widersprechen einander und sagen nichts aus.
Und zugleich so zerbrechlich, wie ein instabiles Gebilde aus Glas zwischen kreischenden Presslufthämmern.

Wo kommen die Presslufthämmer plötzlich her?

So sanft wie fließende Seide. Ich kann sie fühlen. Auf meiner Haut. Die Seide.
Es geht immer noch um die Augen! Plötzlich sind sie auf der Haut der Prota? Also blicken sie doch zu der Prota hin?

Ihre Nase ein Sinnbild ihres Charakters, geradlinig, perfekt. Hohe Wangenknochen, eine Gesichtsform, die jedes Paradebeispiel des goldenen Schnitts mit Leichtigkeit in den Schatten stellte.

Der Charakter ist also gradlinig und perfekt - warum sollte dann jemand sie plötzlich hassen können? Entweder oder. Und: weißt Du, was der goldene Schnitt ist?

Die Augenbrauen beschrieben eine sanfte Kurve, jedes einzelne Haar wie ein vielversprechender Aperitif. Sie luden dazu ein, sich in dem Spiegel ihrer Seele, ihren Augen, zu verlieren.

Also, ich schaue mir die Augenbrauen eines Menschen an, die sagen: verlier Dich in den Augen! Und dann erst schaue ich in die Augen? Hast Du jemals einem Menschen auf die Augenbrauen gestarrt, statt gleich in die Augen gesehen?
Unmöglich sich zu wehren. Jede Faser meines Körpers verzehrte sich danach, mich in den schwarzen Abgrund ihrer Pupillen zu stürzen. Ich wollte sie begreifen. Sie und das unbeschreibliche Mysterium ihrer Schönheit.
Die Lippen ihr wohl wichtigstes Instrument. Wandelbar, wie die Tarnung eines Chamäleons.

?? Können die Lippen die Farbe wechseln? Du meist sicher, dass sie ohne Worte verschiedene Dinge signalisieren können. Das ist doch keine Tarnung. Oder kann der Ausdruck der Lippen lügen? Was ist dann mit dem perfekten, gradlinigen Charakter?

Jedes Wort, das ihre blassroten Lippen verlässt, mächtiger als jeder Befehl, als jedes Gebet, als jeder Bann.

Gibt sie sich selbst Befehle? Die eigene Stimme hört man doch im Kopf. Wie kann sie denken, dass das Spiegelbild spricht? Oder ist ihr Realitätsverlust größer als gedacht?
Mal erinnert ihre Stimme an das sachte Rascheln grüner Blätter im warmen Frühlingswind.

Die rascheln, egal wie warm oder kalt der Wind ist.

Mal an das gleichmäßige Rauschen des glitzernden Meeres unter der glühenden Sommersonne.

Das Rauschen ist von der Sonne unabhängig.

Mal an das Fallen toten Laubs unter tristen, grauen Herbstwolken.

Das Fallen selber hört man kaum, erst wenn die Blätter unten liegen und man drauf tritt, hört man sie - unabhängig vom Grauton der Wolken.

Oft jedoch an einen Riss, der unbeirrbar und krachend eine Schneise in kaltes Packeis schlägt, bis er in der eisigen Winterluft endet.

Der Riss schlägt nicht, der wird geschlagen - er entsteht, was immer, aber er ist identisch mit der Schneise. Und er endet an seinem Ende, nicht in der Luft!

Manchmal denke ich, wie beneidenswert ein Regentropfen ist, der vom Himmel stürzt, ohne Erwartungen, ohne Angst, und dann auf ihren Körper trifft.
Beim Aufschlag zerspringt und ein schmales Rinnsal bildend, langsam fließend ihre Haut hinabgleiten darf, bis er sich schließlich in Ewigkeit verliert.
Wenn der zerspringt, bildet er viele kleine Tröpfchen, da gleitet dann nichts mehr, diese Microtröpfchen bleiben einfach da oder sind schnell verdunstet.
Für mich ist dieser Regentropfen die perfekte Existenz.

Und dennoch… So sehr ich sie vergöttere, so sehr ich sie liebe.
Manchmal erfasst mich die Wut. Sie ist so nah, dass ich ihren Duft deutlich wahrnehmen kann, eine betörende, geistesbenebelnde Komposition bunter Blumen, heißen Sommerregens, süßen Honigs.

Und doch ist sie so weit entfernt, so unerreichbar, als befände ich mich auf der gegenüberliegenden Seite der Erde. Oder am anderen Ende des Universums, gefangen in der Kälte und Einsamkeit des Alls.
Ich fühle, wie es mich auffrisst. Das Monster namens Sehnsucht. Nie bedachte sie mich mit ihren Worten, ihren Blicken und Gedanken.
Blicke - siehe oben. Worte - sie hat sie/sich reden hören, fühlte sich aber nicht angesprochen?

Immer musste ich zusehen, wie sie sich anderen widmete.

Im Spiegel? Oder haben wir hier eine gespaltene Persönlichkeit, ber der es dem einen Teil gelingt, den anderen zu beobachten?
Und auch wenn es nur war, um ihnen mit Herablässigkeit oder Hochmut zu begegnen, so zerbrach bei jeder Beobachtung ein weiterer Teil meiner Seele.
Ich dachte, die ist gradlinig und perfekt? Ist Hochmut perfekt?

Alles gäbe ich für ihre Aufmerksamkeit.
Und ebenso sehr wollte ich die unsichtbare Verbindung, die mich eisern an sie kettete, zerstören.
Erst zögernd, dann getrieben von dem Mut der Verzweiflung, trat ich näher an sie heran. Ich war ohnehin nicht weit von ihr entfernt und so brauchte ich nur zwei Schritte, um sie zu erreichen.
Alles oder nichts, jetzt oder nie.
Kein halber Meter trennte mich nun von ihr. Und als ich endlich vor ihr stand, nach so vielen Jahren der stillen Begierde, erschrak ich, als sie den Kopf in meine Richtung drehte.

Das ist schwierig: Um zu sehen, dass der Kopf gedreht wird, muss man hinschauen und dann schaut das Spiegelbild auch schon. Ich kann mir nicht vorstellen, in einen Spiegel zu sehen und das Spiegelbild dreht dann erst den Kopf. Wie weit geht die Gestörtheit der Frau?

Unsicher studierte ich ihre Gesichtszüge, suchte nach einem Anzeichen irgendeiner Emotion. Doch ich fand nicht, wonach ich suchte.
Sie sah einfach durch mich hindurch. Als wäre ich Nichts.
Wenn ich in einem Spiegel mein Gesicht suche und unsicher ansehe, dann sieht das Spiegelbild genauso zurück. Durch jemanden hindurchsehen, bedeutet, die Augen auf "Fernblick" geschaltet zu haben. Das geht nicht, wenn ich das Spiegelbildgesicht fixiere, fixiert es zurück und kann nicht durch mich hindurch sehen.
Ein stechender Schmerz durchfuhr mein Herz. Meine Eingeweide zogen sich vor Hilflosigkeit zusammen. Und in meiner Magengegend explodierte ein Feuer. Hass.
Sie ist das Zentrum meines Lebens, meiner Gedanken und Gefühle. Und sie sieht mich nicht einmal richtig an?
Sagt kein Wort, obwohl ich unmittelbar vor ihr stehe? Ich schreie meine Wut heraus, versuche sie zu erreichen, brülle ihr meine Seele ins Gesicht.
Spätesttens jetzt brüllt auch das Spiegelbild, zeigt also Emotionen.
 Wie im Wahn hole ich aus und schlage, so fest ich kann, in Richtung ihrer wunderschönen Visage.

Woher weiß sie plötzlich, dass sie im Wahn ist?

Der Spiegel zerbricht in tausend Stücke und warmes Blut bahnt sich seinen Weg, beginnend von ihren Handknöcheln über ihr Handgelenk und läuft langsam, aber stetig ihren Arm herunter, bis es sich in Ewigkeit verliert.
Wie kann sie das sehen, wenn der Spiegel zerbrochen ist?

Wie rote Regentropfen.


Liebe Chantal, die Idee ist nicht schlecht, die Umsetzung leider doch. Versuche, zutreffende Bilder zu finden, wenn Du denn welche benötigst. Wenn die Frau tatsächlich so gestört ist, dass sie diesen enormen Realitätsverlust hat, dann würde ich in einer solchen Geschichte einen Hinweis erwarte, woran das liegt. Eine Erwähnung, seit wann diese "Liebe" besteht, z.B. oder wie sie erwacht ist.

Leidet die Frau unter multiplen Persönlichkeiten? Dann solltest Du Dich mit dem Krankheitsbild beschäftigen.

So lese ich tatsächlich nur eine Anhäufung kitschiger, schiefer Sätze, die nur auf einen Effekt hinarbeiten, aber sonst nichts sagen.

Ach ja: wenn jemand einen Text nicht versteht, ist das ein Manko des Textes, nicht der Leserin (außer, sie hat ihn nicht wirklich komplett gelesen).

Gruß
Dorka
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Beitrag31.07.2013 15:28

von Miranora87
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Also ich habe den Sinn des Textes auch verstanden.

Und ja, ich dachte auch zu erst, das ein Stalker eine Frau beobachtet.
Allerdings denke ich du kannst diesen auch rüber bringen, ohne so "überladene" Sätze zu verwenden.

Aber im Endeffekt bleibt es ja dir überlassen.

Zum Spaß könntest du die Sache ja mal umschreiben und sehen was daraus wird.

Ich zum Beispiel schreibe immer was, das zum Anfang meist etwas "nackig" ist.
Dann fange ich an, es mehr auszuschmücken, mehr Gefühle rein zu bringen.
Wie das Schmücken eines Tannenbaumes. lol

Bei dir ist es jetzt umgedreht.
Nehm etwas Schmuck ab! Der Baum steht schon schief. *grins*

Aber eine andere Umsetzung des Textes würde mich schon interessieren. =)
Denn ich finde er hat Potenzial!
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Chantal
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Beitrag31.07.2013 20:22

von Chantal
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Hallo Miranora87,
ich habe den Text gerade umgeschrieben, insbesondere den Anfang, und hoffe, dass er jetzt etwas "abgeschmückter" ist und dir besser gefällt. (:
Könnte ihn auch noch weiter umschreiben, wollte aber erstmal sehen ob das in etwa in die richtige Richtung geht.
Mir persönlich gefällt dennoch der Ursprungstext besser. Für mein Empfinden fehlt der abgespeckten Version etwas, aber lest selbst:


Stundenlang beobachtete ich sie. Meine Blicke wanderten ihre Gestalt auf und ab, unsicher auf welche Körperpartie sie sich richten sollten. So sehr ich es auch versuchte, ich konnte mich nicht von ihr losreißen.
Für viele Menschen wäre sie vielleicht nur Durchschnitt gewesen. Nicht für mich. Für mich war sie reinste Perfektion und der Inbegriff von Schönheit. Selbst wenn ich die Augen schließe, sehe ich sie vor mir. Wie ein gestochen scharfes Foto:
 Das blonde Haar fiel schmeichelnd über ihre Schultern und tanzte manchmal im Wind. Ihre Haut eine harmonische Symphonie anmutiger Blässe und Makellosigkeit. Augen von einem Farbton, wie er nur in karibischen Lagunen anzutreffen ist. Der Ausdruck, der in ihnen zu finden war, war jedoch sehr unstet und ließ auf Launenhaftigkeit schließen. In der einen Sekunde so bedrohlich wie eine auf meinen Hals herabstürzende Guillotine und schon im nächsten Moment so zerbrechlich wie ein instabiles Gebilde aus Glas zwischen kreischenden Presslufthämmern. Und manchmal so sanft wie fließende Seide. Ich kann sie fühlen. Auf meiner Haut. Die Seide.
Die Lippen ihr wohl wichtigstes Instrument. Jedes Wort, das ihre vollen Lippen verlässt, mächtiger als jeder Befehl, als jedes Gebet, als jeder Bann. Ihre Stimme wandelbar, wie die Tarnung eines Chamäleons.
Mal erinnerte ihr Klang an das sachte Rascheln grüner Blätter im warmen Frühlingswind. Mal an das gleichmäßige Rauschen des glitzernden Meeres unter der glühenden Sommersonne. Mal an das Fallen toten Laubs unter tristen Herbstwolken. Oft jedoch an einen Riss, der unbeirrbar und krachend eine Schneise in kaltes Packeis schlägt, bis er in der eisigen Winterluft endet.
Manchmal denke ich daran, wie beneidenswert ein Regentropfen ist, der vom Himmel stürzt, ohne Erwartungen, ohne Angst, und dann auf ihren Körper trifft. Beim Aufschlag zerspringt und ein schmales Rinnsal bildend, langsam fließend ihre Haut hinabgleiten darf, bis er sich schließlich in Ewigkeit verliert. Für mich ist dieser Regentropfen die perfekte Existenz.
Und dennoch… So sehr ich sie vergöttere, so sehr ich sie liebe. Manchmal erfasst mich die Wut. Sie ist so nah, dass ich ihren Duft deutlich wahrnehmen kann, eine betörende Komposition bunter Blumen, heißen Sommerregens, süßen Honigs. Und doch ist sie so weit entfernt, so unerreichbar, als befände ich mich auf der gegenüberliegenden Seite der Erde. Oder am anderen Ende des Universums, gefangen in der Kälte und Einsamkeit des Alls.
Ich fühle, wie es mich auffrisst. Das Monster namens Sehnsucht. Nie bedachte sie mich mit ihren Worten, ihren Blicken und Gedanken. Immer musste ich zusehen, wie sie sich anderen widmete. Und auch wenn es nur war, um ihnen mit Herablassung oder Hochmut zu begegnen, so zerbrach bei jeder Beobachtung ein weiterer Teil meiner Seele. Alles gäbe ich für ihre Aufmerksamkeit. Und ebenso sehr wollte ich die unsichtbare Verbindung, die mich eisern an sie kettete, zerstören.
Erst zögernd, dann getrieben von dem Mut der Verzweiflung, trat ich näher an sie heran. Weil ich nicht weit von ihr entfernt war, brauchte ich nur zwei Schritte, um sie zu erreichen. Alles oder nichts, jetzt oder nie.
Kein halber Meter trennte mich nun von ihr. Und als ich endlich vor ihr stand, nach so vielen Jahren der stillen Begierde, erschrak ich, als sie den Kopf in meine Richtung drehte. Unsicher studierte ich ihre Gesichtszüge, suchte nach dem Anzeichen irgendeiner Emotion. Doch ich fand nicht, wonach ich suchte. Sie sah einfach durch mich hindurch. Ein stechender Schmerz durchfuhr mein Herz. Meine Eingeweide zogen sich vor Hilflosigkeit zusammen. Und in meiner Magengegend explodierte ein Feuer. Hass.
Sie ist das Zentrum meines Lebens, meiner Gedanken und Gefühle. Und sie sieht mich nicht einmal richtig an? Sagt kein Wort, obwohl ich unmittelbar vor ihr stehe? Ich schreie meine Wut heraus, brülle ihr meine Seele ins Gesicht. Ungebändigt hole ich aus und schlage in Richtung ihres wunderschönen Gesichtes.

Der Spiegel zerspringt in tausend Scherben und warmes Blut bahnt sich seinen Weg, beginnend von ihren Handknöcheln über ihr Handgelenk und läuft langsam, aber stetig ihren Arm herunter, bis es sich in Ewigkeit verliert. Wie rote Regentropfen.
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Miranora87
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Beitrag01.08.2013 14:10

von Miranora87
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Shocked

Jetzt hast du ja die ganze Wendung kaputt gemacht.
Weil du zum Anfang jetzt sagst, das sie sich selbst sieht.

Am Ende des Textes bist du dann irgendwann wieder von "Ich" auf "Sie" umgesprungen.

Pompös und zu überladen ist der Text immer noch. Ich kann da jetzt nicht wirkliches entschmücken erkennen.  Confused

Aber am Ende muss der Text ja nur dir gefallen.
Wenn du den Anderen besser findest, dann lass ihn so.
Es kann dir nur passieren, das dein Text keinem anderen gefällt. Wenn du damit leben kannst ist alles gut. =)

Ich persönlich würde ganze Sätze streichen. Du hast deinen Text nicht entschmückt sonder einfach nur umgeschmückt. lol2

Ich hab das ganze jetzt mal um 130 Wörter gekürzt. Es ist immer noch kitschig und überladen, allerdings wollte ich deinen Text nicht zu sehr vom Original weg bringen. Daher habe ich mich an deinen Originaltext angelehnt.

-----------------------------------------------------------------------

Langes, blondes Haar umgarnte ihr Gesicht. Fiel ihr in schwingenden Wellen über die schmalen Schultern.
Es erinnerte mich dabei stets an manifestierte Sonnenstrahlen. Goldig, samtig, weich.
Stundenlang vermochte ich sie zu beobachten, ständig betend unbemerkt zu bleiben.
Ihre Haut eine Symphonie anmutiger Blässe und ehrfurchtsgebietender Makellosigkeit. Ihre blauen Augen erinnern mich an den tiefen Ozean. Dennnoch können diese wundervollen Augen, eine kälte ausstrahlen, die einen wie ein Messer aus Stahl zerschneidet.
Ihre Nase ein Sinnbild ihres Charakters, geradlinig, perfekt. Hohe Wangenknochen, eine Gesichtsform, die jedes Paradebeispiel des goldenen Schnitts mit Leichtigkeit in den Schatten stellte.
Die Augenbrauen beschrieben eine sanfte Kurve, jedes einzelne Haar wie ein vielversprechender Aperitif. Sie luden dazu ein, sich in dem Spiegel ihrer Seele, ihren Augen, zu verlieren.
Unmöglich sich zu wehren. Jede Faser meines Körpers verzehrte sich danach, mich in den schwarzen Abgrund ihrer Pupillen zu stürzen. Ich wollte sie begreifen. Sie und das unbeschreibliche Mysterium ihrer Schönheit.
Die Lippen ihr wohl wichtigstes Instrument. Wandelbar, wie die Tarnung eines Chamäleons. Jedes Wort, das ihre blassroten Lippen verlässt, mächtiger als jeder Befehl, als jedes Gebet, als jeder Bann.
Mal erinnert ihre Stimme an das sachte Rascheln grüner Blätter im warmen Frühlingswind. Mal an das gleichmäßige Rauschen des glitzernden Meeres unter der glühenden Sommersonne. Mal an das Fallen toten Laubs unter tristen, grauen Herbstwolken. Oft jedoch an einen Riss, der unbeirrbar und krachend eine Schneise in kaltes Packeis schlägt, bis er in der eisigen Winterluft endet.
Hier hätten wir nun die viel Jahreszeiten vereint. lol2
Und dennoch… So sehr ich sie vergöttere, so sehr ich sie liebe, erfasst mich manchmal die Wut.
Sie ist so nah, dass ich ihren Duft deutlich wahrnehmen kann, eine betörende, geistesbenebelnde Komposition bunter Blumen, heißen Sommerregens und süßem Honigs.
Und doch ist sie so weit entfernt, so unerreichbar, als befände ich mich auf der gegenüberliegenden Seite der Erde. Oder am anderen Ende des Universums, gefangen in der Kälte und Einsamkeit des Alls.
Ich fühle, wie es mich auffrisst. Das Monster namens Sehnsucht. Nie bedachte sie mich mit ihren Worten, ihren Blicken und Gedanken.
Immer musste ich zusehen, wie sie sich anderen widmete. Und auch wenn es nur war, um ihnen mit Herablässigkeit oder Hochmut zu begegnen, so zerbrach bei jeder Beobachtung ein weiterer Teil meiner Seele. Alles gäbe ich für ihre Aufmerksamkeit.
Und ebenso sehr wollte ich die unsichtbare Verbindung, die mich eisern an sie kettete, zerstören.
Erst zögernd, dann getrieben von dem Mut der Verzweiflung, trat ich näher an sie heran. Ich war ohnehin nicht weit von ihr entfernt und so brauchte ich nur zwei Schritte, um sie zu erreichen.
Alles oder nichts, jetzt oder nie.
Nun, als ich endlich vor ihr stand, nach so vielen Jahren der stillen Begierde, erschrak ich.
Unsicher studierte ich ihre Gesichtszüge, suchte nach einem Anzeichen irgendeiner Emotion. Doch ich fand nicht, wonach ich suchte.
Sie sah einfach durch mich hindurch. Als wäre ich Nichts. Ein stechender Schmerz durchfuhr mein Herz. Meine Eingeweide zogen sich vor Hilflosigkeit zusammen. Dann explodierte meine Magengegend zu einem Feuer aus Hass.
Sie ist das Zentrum meines Lebens, meiner Gedanken und Gefühle. Und sie sieht mich nicht einmal richtig an?
Sagt kein Wort, obwohl ich unmittelbar vor ihr stehe? Ich schreie meine Wut heraus, versuche sie zu erreichen, brülle ihr meine Seele ins Gesicht. Wie im Wahn hole ich aus und schlage, so fest ich kann, in Richtung ihrer wunderschönen Visage.

Der Spiegel zerbricht in tausend Stücke und warmes Blut bahnt sich seinen Weg den Arm hinunter, bis es letztendlich auf den kalten harten Boden der Tatsachen tropft.

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Amaryllis
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Beitrag01.08.2013 15:42

von Amaryllis
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Miranora87 hat Folgendes geschrieben:


Jetzt hast du ja die ganze Wendung kaputt gemacht.


Wo denn? Hätte ich persönlich nicht so gesehen.

@Chantal: Ich finde es gut, dass du einen anderen Stil ausprobiert hast. Ich finde, du hast noch immer sehr viele Bilder und Vergleiche drinnen, aber nicht ganz so dicht gedrängt. Ich tue mir beim Lesen aber "leichter", weil die Bilder klarer geworden sind, außer hier:

Zitat:
Augen von einem Farbton, wie er nur in karibischen Lagunen anzutreffen ist


Das find ich vom Bild her etwas schief - weil ich zwar weiß, dass du mit Lagune das Wasser bezeichnest, aber ich habe trotzdem eher an die Landschaftsform als an das Wasser gedacht.

Und du bist nicht konsequent in der Zeitenfolge - am Anfang bist du im Präteritum, später schlägt es ins Präsens über. Ich würd es von Anfang an im Präsens schreiben, obwohl ich sonst kein Fan dieser Art von Erzählungen bin, hier würde es aber - glaube ich - passen.

Liebe Grüße,
Ama


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Beitrag01.08.2013 16:33

von Miranora87
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Naja, ich meinte, bei dem Text oben, hat man erst gedacht, das es ein staklender Mann ist.
Die Wendung war, das man später herrausfand, das es sie selbst ist. Also die ganze Zeit ihr Spiegelbild angesehen hat.

Bei Versuch Nummer zwei, ist die Katze gleich aus dem Sack, mein Weiß von Anfang an, das sich die Prota im Spiegel ansieht. = Ergo = Wendung futsch ...
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Amaryllis
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Beitrag01.08.2013 22:25

von Amaryllis
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Kannst du mir bitte den Satz zeigen, an dem du das festmachst? Ich kann das nämlich nicht herauslesen, für mich kommt bei beiden Texten die Auflösung erst am Schluss...

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Chantal
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Beitrag01.08.2013 22:29

von Chantal
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Hallo Miranora87,
ich weiß leider nicht, wo ich die Wendung verraten haben soll? Ich habe in der zweiten Fassung auch ungefähr 70 Wörter gestrichen und vor allem am Anfang versucht etwas weniger übertriebene Formulierungen zu finden. Wobei ich allerdings immer noch denke, dass gerade die vielen Bilder die Besessenheit unterstrichen haben. Aber das ist wohl eine Frage des Geschmacks. Ein komplettes Buch in dem Schreibstil würde selbst mir nicht gefallen, aber so eine kurze Passage geht noch ganz gut.

Liebe Amaryllis,
ich stimme dir mit dem Bild der Lagune zu, habe das beim Schreiben nicht bedacht. Auch den Vorschlag den kompletten Text im Präsens zu schreiben finde ich gut.

Ich danke euch beiden für euren erneuten Zeitaufwand.

Da ich leider perfektionistisch bin, habe ich den Text schon wieder umgeschrieben. lol2 Dieses Mal ist er komplett im Präsens und ich habe noch mehr Bilder und Beschreibungen weggelassen. Ich verlange nicht, dass sich jemand nochmal damit auseinandersetzt, möchte ihn aber, der Vollständigkeit halber, trotzdem hochladen:


Schon seit Stunden beobachte ich sie. Meine Blicke wandern ihren Körper auf und ab, unsicher auf welche Körperpartie sie sich richten sollen. Ich kann mich einfach nicht von ihr losreißen.
Für viele Menschen ist sie vielleicht nur Durchschnitt. Nicht für mich. Für mich ist sie reinste Perfektion. Selbst wenn ich die Augen schließe, sehe ich sie vor mir:
 Das blonde Haar fällt über ihre Schultern und tanzt manchmal im Wind. Ihre Haut eine Symphonie anmutiger Blässe und Makellosigkeit. Augen von einem meeresblauen Farbton. Der Ausdruck, der sich in ihnen widerspiegelt, ist jedoch sehr unstet und lässt auf Launenhaftigkeit schließen. In der einen Sekunde so bedrohlich wie eine auf meinen Hals herabstürzende Guillotine und schon im nächsten Moment so sanft wie fließende Seide.
Die Lippen ihr wohl wichtigstes Instrument. Jedes Wort lässt mich vor Ehrfurcht zusammenzucken. Ihre Stimme wandelbar, wie die Tarnung eines Chamäleons.
Mal erinnert ihr Klang an das sachte Rascheln grüner Blätter. Mal an das gleichmäßige Rauschen des glitzernden Meeres. Mal an das Fallen toten Laubs. Oft jedoch an einen Riss, der unbeirrbar und krachend eine Schneise in kaltes Packeis schlägt.
Manchmal denke ich daran, wie beneidenswert ein Regentropfen ist, der vom Himmel stürzt und dann auf ihren Körper trifft. Der langsam fließend ihre Haut hinabgleiten darf, bis er sich schließlich in Ewigkeit verliert. Für mich ist dieser Regentropfen die perfekte Existenz.
Und dennoch… So sehr ich sie vergöttere, so sehr ich sie liebe. Manchmal erfasst mich die Wut. Sie ist so nah, dass ich ihren Duft deutlich wahrnehmen kann, eine betörende Komposition bunter Blumen, heißen Sommerregens, süßen Honigs. Und doch ist sie so weit entfernt, so unerreichbar, als befände ich mich auf der gegenüberliegenden Seite der Erde.
Ich fühle, wie es mich auffrisst. Das Monster namens Sehnsucht. Nie bedenkt sie mich mit ihren Worten, ihren Blicken und Gedanken. Immer muss ich zusehen, wie sie sich anderen widmet. Und auch wenn es nur ist, um ihnen mit Herablassung zu begegnen, so zerbricht bei jeder Beobachtung ein weiterer Teil meiner Seele. Alles gäbe ich für ihre Aufmerksamkeit. Und ebenso sehr will ich die unsichtbare Verbindung, die mich eisern an sie kettet, zerstören.
Erst zögernd, dann getrieben von dem Mut der Verzweiflung, trete ich näher an sie heran. Ich brauche nur zwei Schritte, um sie zu erreichen. Alles oder nichts, jetzt oder nie.
Kein halber Meter trennt mich nun von ihr. Und als ich endlich vor ihr stehe, nach so vielen Jahren der stillen Begierde, erschrecke ich, als sie den Kopf in meine Richtung dreht. Unsicher studiere ich ihre Gesichtszüge, suche nach dem Anzeichen irgendeiner Emotion. Doch ich finde nicht, wonach ich suche. Sie sieht einfach durch mich hindurch. Ein stechender Schmerz durchfährt mein Herz. Meine Eingeweide ziehen sich vor Hilflosigkeit zusammen. Und in meiner Magengegend explodiert ein Feuer. Hass.
Sie ist das Zentrum meines Lebens, meiner Gedanken und Gefühle. Und sie sieht mich nicht einmal richtig an? Sagt kein Wort, obwohl ich unmittelbar vor ihr stehe? Ich schreie meine Wut heraus, brülle ihr meine Seele ins Gesicht. Ungebändigt hole ich aus und schlage in Richtung ihres wunderschönen Gesichts.

Der Spiegel zerspringt in tausend Scherben und warmes Blut bahnt sich seinen Weg, beginnend von ihren Handknöcheln über ihr Handgelenk und läuft langsam, aber stetig ihren Arm herunter, bis es sich in Ewigkeit verliert. Wie rote Regentropfen.




Für meinen Geschmack ist mein Tannenbaum jetzt schmucklos und hat fast keine Nadeln mehr. Aber vielleicht gefällt er ja jemandem (:
Ich empfinde es so, dass die Geschichte mit so wenig Bildern eher wie eine Aufzählung wirkt und viel von seiner Einzigartigkeit verloren hat, aber trotzdem war es eine gute Übung für mich den Text umzuschreiben.

Hier noch eine Version für Puristen:
Haare schön,
Augen schön,
Kopp schön,
Spiegel kaputt.
Ende lol2

Danke nochmal für eure Kritiken,
herzlichst Chantal
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Miranora87
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Beitrag02.08.2013 12:19

von Miranora87
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Hmm, ich hab den Versuch 2 jetzt noch mal gelesen, und ihr habt recht.
Da hab ich mich irgendwie verlesen. Sorry ^^

Ich finde Text 3 am Besten. Ist mein persönlicher Geschmack.

Schön, das es dir geholfen hat lol2
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lilli.vostry
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Beitrag03.08.2013 01:53
aw:liebeundwahnsinn
von lilli.vostry
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Hallo Chantal,

ich finde Variante 3 Deiner Geschichte jetzt besser, aber immer noch nicht ganz rund - vor allem sprachlich sind immer noch viele schiefe Bilder drin. Auf die ich und auch Dorka Dich bereits hinwiesen (z.B. das Blut erst über Handgelenk und Arm hinunterrinnt - umgekehrt aber korrekt ist.) Gar nicht geht auch für mein Empinden: Die Formulierungen mit dem "Riss, der eine Schneise schlägt...." oder der Regentropfen, der vom Himmel auf ihren Körper fällt, wo er nicht zerplatzt, sondern wohl weil die Frau so schön ist, gern noch länger verweilt und ihren Körper entlang rinnt...

Wenn Du tatsächlich "perfektionistisch" bist (eine Parallele zu Deiner Prota) warum gehst Du dann nicht auf diese offensichtlichen sprachlichen wie rein logischen Fehler in Deinem Text und wohlgemeinte Hinweise und Kritk anderer Autoren nicht ein?
Sonst lässt gerade dies groben Fehler drinstehen?
Damit tust Du Dir keinen Gefallen - weil dann bald keiner mehr bereit sein wird in diesem Forum - Zeit und Ideen in Deine Texte zu investieren, wenn sie weder überdacht noch Erwähnung oder wenigstens Nachdenken, ob etwas dran sein könnte, finden.  

Ich finde auch Deine 3. Textversion noch zu kitschig-überladen, man könnte noch etliches streichen; ohne dass die Grundaussage einer ziemlich gestörten Beziehung zu sich selbst nicht deutlich würde.
Im Gegenteil, sie würde noch krasser und klarer. Und man würde sich um so mehr als Leser fragen, was diese Frau eigentlich so selbstherrlich zu sich selber zieht. Durch die vielen Beschreibungen wird das nur zugekleistert. Vieleicht ist das gerade ihr Schutzschild vor der Außenwelt?!

Der kürzest Text am Ende für Puristen hat etwas, sogar Witz, nur fehlt da leider eine Andeutung, warum der Spiegel am Ende zerspringt und was die Aufzählung von Äußerlichkeiten begründet.

Grüße,
Lilli


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Feodaron
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Beitrag03.08.2013 06:44

von Feodaron
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Grüße Chantal

Ich bin neu hier und in Sachen Sprache und Grammatik nicht gerade bewandert oder eine Instanz. Trotzdem möchte ich etwas zu deinem Text posten doch eher in die Richtung was mir so durch den Kopf beim lesen schoss.

Also auf deinen Text bin ich aufmerksam geworden weil der Titel das Wort "Wahnsinn" enthält. Ich mag Wahnsinn und der Text vermittelt auch gleich ein bisschen davon ; )

Zuerst war es mir auch etwas überladen (original Version). Ich schrieb früher in anderen Foren in einer ähnlichen Art und musste leider erfahren, dass es viele Leute gibt die eine solch detaillierte Beschreibung von Personen nicht mögen.

Wie du sagtest war es deine volle Absicht eine falsche Illusion zu erzeugen...das ist dir gelungen. Man wird das Gefühl nicht los beim lesen das was mit dem Kerl nicht in Ordnung sein kann. Ich wartete eigentlich nur darauf das es sich hierbei um einen Vampir oder Werwolf handeln würde, der seiner Beute auflauert .Oder eben einen Geisteskranken der jeden Moment das Mädchen schänden oder umbringen will.

Deswegen finde ich den Schluss wirklich gelungen!

Des weiteren ist deine überarbeitete Version IMO wirklich eine Verbesserung es ist immer noch sehr ausgeschmückt und kann immer noch abspecken aber streich nicht zu viel man wird es niemals allen recht machen können. Wenn du noch mehr Schmuck "abhängen" würdest könnte ja die Illusion darunter leiden was ja das Kernstück des Textes ist was ihn IMO interessant macht.

PS: Die Entscheidung komplett im Präsens zu schreiben kann ich nur unterstützen, das war das beste was dem Text passieren konnte.

Ich bin gespannt wo das hier hinführen wird ; )
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Chantal
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Beitrag03.08.2013 07:13

von Chantal
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Hallo Feodaron,
danke für deinen Kommentar. (:
Ich muss dir in vielem zustimmen, es gibt tatsächlich nicht viele Menschen, die diesen Schreibstil mögen. Ich für meinen Teil mag ihn, wenn er passt. Nicht nur an mir selbst, auch an anderen lol2
Aber wie du auch schon festgestellt hast, kann man es sowieso nicht jedem recht machen. Ich bin sicher, dass es auch ein paar Menschen gibt, die meine Urfassung besser als die überarbeitete Version finden; Geschmäcker sind schließlich verschieden. Am meisten freut mich, dass du die Überschrift mit in deine Rezension einbezogen hast, denn sie sollte dazu dienen zu Beginn die Illusion zu schüren und trotzdem zur Wendung passen. Schön, dass du das bemerkt hast.

Liebe lili.vostry,
ich wusste leider nicht, dass ich gezwungen bin, jede Kritik in die Überarbeitung meines Textes einzubeziehen. Ich sagte dir bereits, dass ich deine Kritik nur teilweise nachvollziehen kann, warum sollte ich sie dann berücksichtigen? Lesen und Schreiben hat immer auch etwas mit dem subjektiven Empfinden zu tun. Bilder, die für dich schief sind, können für andere ziemlich gerade sein wink
Mir vorzuwerfen, ich wäre auf die Kommentare nicht ausreichend eingegangen, finde ich seltsam. Warum sonst habe ich den Text zwei mal überarbeitet und vieles gestrichen, was sich für mich richtig angefühlt hat?
Um noch einmal auf das Bild am Ende zu sprechen zu kommen: Für mich ist es unlogisch, dass jemand, der sich gerade beim Zerschlagen eines Spiegels die Hand verletzt hat, seinen Arm einfach baumeln lässt. Glaube nicht, dass man sich so verhalten würde. Dann wäre deine Kritik zutreffend, dass das Blut einfach von den Handknöcheln nach unten über die Finger laufen würde. Ich sehe es aber so, dass man den Arm nach dem Schlag angewinkelt hat, sodass die Hand sich etwa auf Höhe des Kopfes befindet.
Auch die Kritik an dem Bild mit dem Regentropfen verstehe ich nicht. Ist an dir noch nie ein Regentropfen runtergelaufen? An mir schon unzählige Male. Weiß nicht, was daran schief sein soll und werde es deshalb auch nicht streichen.

Ich hoffe, dass andere Rezensenten sich nicht genauso übergangen gefühlt haben und betone noch einmal, alles dankend zur Kenntnis genommen zu haben. Welche Vorschläge man annimmt und welche man verwirft, sollte aber meines Erachtens immer noch im Ermessen des Autors liegen.
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lilli.vostry
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Beitrag04.08.2013 14:06
aw:LiebeundWahnsinn
von lilli.vostry
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Hallo Chantal,
 
gezwungen bist Du hier zu nichts. Es fällt nur auf, bereits in Deiner ersten Antwort auf meinen und andere Kommentare, die nicht mit Dir absolut einer Meinung sind, dass Du denen gar nicht antwortest oder Dich nur bedankst, ohne näher auf die Gedanken einzugehen.
Selbst wenn Du sie nicht aufnimmst, was ja Deine Entscheidung als Autoin ist, kann man wenigstens sichtbar auch für andere, auf das Für und Wider der anderen Meinung eingehen.
Nur dann macht Text einstellen und darauf Reagieren einen Sinn.
Einen Text nur der Vollständigkeit halber wiederholt und im Ausdruck/Inhalt kaum verändert reinstellen und dann auch noch betonen, man erwarte  eigentlich gar keine Antwort - was soll denn das?!
Das erinntert mich in der Art der fast reinen Selbstbespiegelung schon sehr an die Prota Deiner Geschichte.

Grüße,
Lilli


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