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Orangefarbene Nächte


 
 
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myschkin222
Erklärbär
M


Beiträge: 1



M
Beitrag28.06.2013 22:38
Orangefarbene Nächte
von myschkin222
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen! Das ist der Anfang einer längeren Geschichte. Was haltet ihr davon? Liebe Grüße!



                                                  I

Als er aufwachte, stieg ihm Lavendelgeruch in die Nase. Der Geruch musste von der Bettwäsche herrühren. Wie lange lag er hier? In seinem Kopf hämmerte es und ein stechender Schmerz durchfuhr den gesammten Körper. Seine Sicht war verschwommen und von einem Flimmern durchsetzt. Vorsichtig drehte Gis den Kopf zur Seite. Durch ein Fenster drang Licht ins Zimmer und malte ein orangenes Bild auf den Teppichboden. Es musste entweder früh am Morgen oder bereits spät nachmittags sein.

Schleppend langsam wankte er zum Waschbecken. Seine Beine wollten ihm nicht gehorchen, widersetzten sich seinen Anweisungen und nur mit Mühe gelang es ihm, dass Gleichgewicht zu halten. Endlich erreichte er das Waschbecken. Mit der Zunge glitt er über die obere Zahnreihe bis er auf eine Lücke stieß, wo vorher ein Schneidezahn gewesen war. Der wiederkehrende Traum, indem sich aus unerfindlichen Gründen seine Zähne lockerten und schließlich der Reihe nach ausfielen, wurde nun wahr.  „Verdammte Scheiße!“ ging es ihm durch den Kopf. Der metallisch-salzige Geschmack im Mund hatte sich ausgebreitet. Übelkeit stieg in ihm auf. Stockend beugte er sich über das Waschbecken und näherte sich seinem Spiegelbild. Erst jetzt bemerkte er, dass ihm das rechte Augenlied herunterhing. Er stützte sich auf die Außenkante des Waschbeckens und spuckte hinein. Als er den Wasserhahn aufdrehte, sah er zu, wie sich die rötliche Spucke zunächst langsam, dann immer schneller spiralenförmig in den Abfluss wandt. Qualvoll führte Gis seinen Mund an den kühlen Wasserstrahl, als es plötzlich zweimal im Staccato-Takt gegen die Zimmertür klopfte.

Augenblicklich war er hellwach. Er suchte in seiner Erinnerung, ob er den Tonfall des Klopfgeräusches jemandem zuordnen konnte, doch wollte ihm niemand einfallen. „Herr Luxemburg?“ drang es dumpf durch die Tür. „Darf ich eintreten?“ Im gleichen Moment senkte sich die Türklinke. Ein älterer Herr mit einem gepflegt getrimmten Schnurrbart und Lachfalten um die Augen betrat das Zimmer. Klirrend zog er einen Rollwagen mit einer übergroßen Tasse dampfend heißem Wasser und verschiedenen Teesorten hinter sich her.

„Man hat Sie ja ganz schön zugerichtet. Sie können von Glück reden, dass ich Sie gefunden hab`. Heute Nacht waren es Minus 15 Grad. Sie wären vermutlich erfroren, wenn nicht vorher an ihrem eigenem Blut erstickt. In was sind Sie da hineingeraten, zum Teufel?“
„Woher kennen Sie meinen Namen?“, fragte Gis und fixierte den Mann durchdringend mit seinem unverletzten Auge. „Ich habe mir erlaubt einen Blick in ihr Portemonnaie zu werfen, während Sie schliefen. Außerdem trugen Sie das da bei sich.“ Der Alte wies mit seinem knochigen Zeigefinger auf eine Holzkommode, auf der ein Portemonnaie, ein Mobiltelefon und eine Pistole nebeneinander aufgereiht worden waren. Gis Herz schlug schneller. Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte er auf die Kommode zu und ergriff das Handy. Das Gerät war ausgeschaltet. „Haben Sie mein Telefon abgestellt?“, fuhr Gis ihn an. „Nein.“, antwortete der Alte. „Sind wir Zwei die Einzigen im Haus?“, fragte Gis scharf. „Ja.“, sagte der Alte und kratzte sich am Hals. Der lebensfrohe Blick des Alten war nun einem fragenden Gesichtsausdruck gewichen. Langsam ließ Gis das Handy in seine Hosentasche gleiten, während er mit der anderen Hand nach dem Portemonnaie langte und auch dieses in die Hosentasche stopfte. „Wazu brauchen Sie eigentlich die Kanone? Sind Sie Polizist oder sowas?“, fragte der Alte.

Blitzartig nahm Gis die Waffe von der Ablage und richtete sie auf den alten Mann. „Es ist Zeit für mich zu gehen.“ Entsetzt starrte der Alte in den Lauf der Pistole. „Was? Wohin wollen Sie denn?“„Bitte stellen Sie keine weiteren Fragen, guter Mann! Setzen Sie sich doch!“ Gis nickte hinüber zum Bett und bedeutete dem Alten auf der Bettkante Platz zu nehmen. Zögernd tat der Mann wie im geheißen und setzte sich. Gis packte den Rollwagen, während er den Lauf seiner Pistole weiterhin auf das Gesicht des Mannes gerichtet hielt. Klappernd zog Gis den Rollwagen über den Teppichboden und schob diesen so vor den Alten, dass die Ablagefläche des Rollwagens seine Knie berührte. „Sie bleiben jetzt noch ein Weilchen in genau dieser Position sitzen, werden sich eine Tasse Tee aufgießen und in Ruhe austrinken.“, sagte Gis im Plauderton und blickte sich im Raum um, als wolle er sich vergewissern, alles bei sich zu haben, was ihm gehörte. Gis schritt langsam auf die Tür zu, den Alten fest im Blick. Sein linkes Bein fühlte sich immer noch taub an und auch der Alte bemerkte, dass Gis hinkte. „Schauen Sie nach vorne aus dem Fenster! Sehen Sie die violetten Wolken?“ Als Gis die Türschwelle erreicht hatte, umfasste er die Türklinke und verabschiedete sich mit den Worten : „Wenn Sie ausgetrunken haben, können Sie tun, was immer Sie wollen. Leben Sie wohl!“

Das letzte, was der alte Mann vernahm war, wie sich die Tür hinter ihm schloss. Zitternd umklammerte er den Henkel der Tasse, ohne diese anzuheben. Als er hinunterblickte, sah er, wie sich ein dunklenbrauner Fleck vom Reißverschluss seiner hellbraunen Flanellhose hin zur linken Schenkelinnenseite ausbreitete. Es war das erste Mal, dass sich der Alte in die Hose gepinkelt hatte. Von Gis hörte er nie wieder.

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Trearu
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 16
Beiträge: 342
Wohnort: Jenseits der Legenden


Beitrag26.07.2013 20:55
Re: Orangefarbene Nächte
von Trearu
Antworten mit Zitat

Nicht schlecht. Ich habe mich während dem Lesen nie gelangweilt.

Aber irgendetwas fehlt. Ich kann beim besten Willen aber nicht sagen was.  Der Anfang einer Geschichte braucht einfach etwas ungewöhnliches. (Auch wenn es nur ein Satz ist)

Zitat:
Es war das erste Mal, dass sich der Alte in die Hose gepinkelt hatte.

Dieser Satz stört mich. Du musst nicht unbedingt ausschreiben, dass er sich angepinkelt hat.
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MiaFey
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 49
Beiträge: 116
Wohnort: München


Beitrag27.07.2013 11:34

von MiaFey
Antworten mit Zitat

Hallo,

ich hätte gern ein wenig mehr Informationen über Gis. Welche Erinnerungen gehen ihm durch den Kopf. Kann er sich an das, was geschehen ist erinnern? Wie soll ich sagen, mir fehlt so ein wenig die Motivation zum weiterlesen. Da bleiben zu viele Fragen offen, die man beantworten oder zumindest andeuten sollte, damit man neugierig auf mehr wird.

Ich hoffe ich konnte dir helfen.
LG, Mia
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