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Seelsorger Schneckenpost
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Beiträge: 12
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S 08.04.2013 21:54 Alltag von Seelsorger
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Hallo,
ich schreibe euch hier das erste Kapitel meiner Geschichte. Vermutlich ist die Story im ersten Kapitel schwer zu durchsteigen, ich mache zunächst einmal einige Fässer auf. Ich versuche allerdings schon im zweiten Kapitel, mehr Klarheit zu schaffen. Meine Frage ist allerdings: Würdet ihr das erste Kapitel so bis zum Ende lesen? Ist es zu viel Unklarheit? Labere ich zu viel herum, ohne konkrete Informationen zu geben?
Ich freue mich auf Eure Kritik.
Liebe Grüße,
Sebastian
Erstes Kapitel: Alltag
Wärme umgibt ihn. Es ist eine angenehme Wärme. Trocken, sanft, entspannend. Sie trägt den Geruch von Essen. Das Summen des Ofens ist gleichmäßig, angenehm für den aufgewühlten Geist. Heute war ein langer Tag. Im Ofen wartet die Belohnung, das Ende: Sein Abendmahl. Zwei Goldgelbe Camemberts, in der Hitze bildet das Fett kleine Bläschen, bald beginnen die Käsemedaillons zu zischen und flimmern; dann wird es Zeit, sie zu servieren. Vom Ofen kommt die Wärme, der Geruch, das Summen. All das umgibt ihn wohlig. Das hat er sich verdient.
In fünf Minuten wird er essen, in zwanzig Minuten wird er ins Bett gehen, heute wird er früh einschlafen. Wenn nichts dazwischenkommt. Es wird etwas dazwischen kommen. Doch bevor wir uns den außergewöhnlichen Ereignissen dieses Abends hingeben, lasst uns zunächst einmal in die Welt eintauchen, in die dieser Abend so gar nicht zu passen scheint.
Jemand spricht mit ihm. Es ist eine tiefe Stimme, männlich, ein voller Ton. Fast schon ein Brummen, wie ein Bär brummt wenn er vom Winterschlaf erwacht. Der Kampf beginnt. Ein Kampf, bei dem es nur Gewinner gibt; der Kampf ums Erwachen. Ein Auge, fast, dann ganz. Das zweite, das Augenlied leicht anheben. Die braunen Wimpern heben sich und geben wie ein Vorhang den Blick frei auf das Licht, das die Welt bedeutet. Es sind haselnussbraune Wimpern, sie geiten hinauf, der Kampf ist gewonnen. Das Radio spricht noch immer, doch bald wird das sanfte Brummen verstummen. Wie jeden Morgen. Fast möchte man ihm danken. Jeden Morgen tut es seinen Dienst. Immer pünktlich, immer der selbe Sender. Es ist ein schöner Sender. Schön und gut ist die Stimme des Moderators, die wie ein Wellenrauschen in sein Ohr dringt und wieder hinausfließt. Sie geht immer wieder, wie die Welle immer wieder zurück in den Ozean spült und niemand sie mehr trennen können wird von den restlichen Wassermassen. Die Wellen umspülen seine Füße, kitzeln frech an seinen Sohlen, ziehen und lecken an seinen Zehen. Das Wasser spült den körnigen Sand bis unter die Knöchel, zieht sich wieder zurück und kommt bereits wieder. Die nächste Welle hat einen schaumigen Kamm, eine sprudelnde Lebensfreude schießt ihm entgegen. Während sie anspült wächst sie langsam an, türmt sich höher auf. Der Wellenkamm zieht das Wasser vor und hinter sich an, saugt es in sich hinein, pumpt sich höher indem er die restlichen Tropfen verschlingt, bäumt sich einen Meter hoch auf, dann zwei und schon sind es vier Meter. Die Welle schlägt gegen ihn, nun kein sanftes Reiben mehr. Eine rohe Gewalt schiebt ihn hinfort. Dann auf einmal Stille, ein Gefühl als würde er schweben, Stillstehen in Zeit und Raum, völlig aufgelöst wird er ein Teil der Welle, wie ein gelöstes Salzion lässt er sich tragen zwischen den Polaritäten. Nur einen kurzen Moment dauert seine Schwerelosigkeit, schon beginnen die Kraftwirbel ihren Strom umzukehren, drehen verrückt in der Biegung seines Armes, wirbeln noch einmal Sand um seine Knie. Dann verdichtet sich der Sog, eine unsichtbare Hand beginnt an jeder Körperoberfläche zu zerren, gräbt sich mit tausend Fingern in die weiche Haut. Jetzt kommt sie auch von vorne und drückt und schubst und er gibt den Widerstand auf. Die Wassermacht spült ihn hinaus in das Meer, sein Wille ist gebrochen. Und auf einmal sind die fremden Kräfte verschwunden. Niemand zieht oder reibt mehr, niemand drückt oder umfasst ihn. Auf einmal ist er ganz alleine und völlig kraftlos. Langsam geht er unter in dem tiefen Ozean. Vollkommen allein. Und endlich schlägt er die Augen auf.
Was soll das Gesülze, fragt K. laut in den Raum hinein und ich bin nicht überrascht, dass er keine Antwort bekommt. Keine Antwort, he?, fragt K. Ja, keine Antwort - die Leere bleibt ihm diesen Satz schuldig, oder auch nicht, aber genug der Paradoxen, bleiben wir lieber am Ball, denn trotz seines vorgeschrittenen Alters hat K. seinen leidigen Körper bereits quicklebendig ins Bad gehievt. Von seinem Traum ist nichts mehr übrig als der gehetzte Gesichtsausdruck des Verschlafenen. Vor dem Spiegel bleibt er stehen, wartet einen Moment bis wir ihn eingeholt haben, zeigt ein kurzes Lächeln. Gut, gut, gut, teilt er uns mit, jetzt poliere ich dir die Fresse. Nein, keine Sorge, damit meint er nicht dich, sondern sein eigenes Spiegelbild. Mit sanft zitternder Hand greift der Greis seine Zahnbürste nebst Paste und beginnt pflichtbewusst mit der Politur.
Das Messer gleitet langsam über das Honigbrot. Wie der Kiel eines Schiffes schiebt es sich durch das klebrige Meer. Was von eifrigen Arbeitern einst im Akkord entspien wurde, verleibt sich unser gefräßiger Freund nun ein. Es rinnt ihm durch die Kehle: Der Honig, golden glänzend, gepaart mit reiner Milch, die Säfte des Schlaraffenlands. Wie im Paradies wähnt sich sein Gewissen, blütenweiß gleich der Milch. Die Speise geht runter wie Butter; unser Freund hat ein angenehmes Leben, im Land der Jäger und Gejagten hat er eine fette Beute gemacht.
Derart speien die Bienen, durchziehen die Messer, überdeckt der goldene Ozean Stück für Stück die gesamte Stulle. Einen kleinen Moment nur verharrt das Streichinstrument. Es ist, als ob der Menschenwelt Regisseur seinen Marionetten für eine winzige Unendlichkeit einzufrieren geordert hat. Ach, könnten wir doch nur die Angelschnur unserer Neugierde genau jetzt in den Verstand unseres Freundes tauchen, welch fetten Fisch verspricht sein Harren. Jetzt öffnet sich sein Mund und tatsächlich gewährt er uns den ersehnten Einblick. In dem Moment, welchen unser gefräßiger Freund ganz der Hingabe zum Genuss gewidmet hat, gerade als er sein Maul aufsperrt, werfen wir den Haken aus.
Das goldbedeckte Brot verharrt unzerkauter Dinge; es ist dieses erneute Innehalten, was unseren Freund stutzig macht. Dieser unscheinbare Moment reißt ihn hinaus aus dem sicheren Bollwerk des Alltags. Sein Herz beginnt zu beschleunigen, Schweißperlen quellen aus seinem schütteren Haar, seine Gedanken fallen in einen teuflischen Tango, drehen sich, werden zu einem Strudel in lang verdrängte Vergangenheit voller verlorener Freude:
Ein letzter warmer Herbsttag, der wilde Wein hat bereits seine grünen Kräfte zurückgezogen, übrig bleibt ein volles Florentinerrot, gelbe Blätter wehen über seinen Weg während er mit großen Schritten voranschreitet. Ein volles Florentinerrot pumpt auch aufgeregt durch sein Herz, das jetzt übergeht in ein wildes Staccato während die Aufregung bis in seine Fingernägel vorschießt und dort prickelnd ihre ungestümen Kreise dreht. Es ist nicht sein erstes Date, doch außer einem Jahrzehnt der Übung trennt ihn wenig von seinen allerersten Avancen. Mit einer ungeschickten Bewegung zieht er seine Krawatte mehr auf Abwege als zurecht, fahrig wischt sein Handrücken die frischen Schweißperlen von seiner Stirn. Auf den letzten Metern wirbelt das rote Laub ehrfürchtig beiseite, dann erreicht er eine schwere Eisentür. Er klopft kraftvoll. Lange muss er nicht warten. Die Frau mit den langen braunen Haaren hat ihn wahrscheinlich bereits durch den Türspion heranschreiten gesehen. Sie reißt die Tür auf, ihre Lippen öffnen sich zu einem Lachen, das den Ohren ihre Einsamkeit nimmt und zieht ihn zu sich. Die haselnussbraunen Haare fallen wie ein Schleier um seine Schultern, zu seinen Füßen wirbelt das kräftige Anthocyan uns einen letzten Gruß zu, bevor die Erinnerung verblasst und wir uns in der Küche wiederfinden.
Unser Freund hat seine Bewegung in völliger Ignoranz unseres Intermezzos wiederaufgenommen und man möchte meinen, es sei alles nur in unserem Kopf abgelaufen; wenn nicht hinter seinen haselnussbraunen Wimpern noch immer ihre gleichfarbenen Haare einen letzten Wirbel zögen. Ein kurzer Lidschlag und auch diese Ahnung zerfällt. Er erhebt sich vom Küchentisch, bereit zur Arbeit. An der Garderobe nimmt er seine Jacke und lässt durch die Tür die eiskalte Morgenluft in den Hausflur. Man kann noch ein leises Seufzen vernehmen; jeder Morgen beginnt ein wenig zu früh, Minuten bevor man sich richtig erholt fühlen kann. Nun endlich wurzelt er sich los und macht einen weiten Schritt, würde sich über die Schwelle heben, hielte ihn nicht eine kräftige Hand an seinem Arm zurück.
Der Hand folgt eine Stimme: „Aber mein lieber K, wohin gehst Du denn?“
Wir drehen uns herum, um den Urheber zu erkennen, während unser Freund verdutzt antwortet: „Zur Arbeit, wohin denn sonst? Nun lass schon los, eh ich zu spät komme.“
„Aber, aber, mein lieber Herr K. Du arbeitest nun doch schon seit achtzehn Jahren nicht mehr.“ Jetzt steht der Sprecher vor uns, ein junger, kräftiger Mann, die blonden Haare trägt er in einem angesagten Kurzschnitt.
„Achso. Ja. Klar.“
Die niedrige Qualität seines himmelblauen Halbzwirnhemds ist zwar für das geübte Auge offensichtlich, dennoch lässt ihn der kesse Schnitt wie einen schneidigen Jüngling dastehen, vielleicht gerade im Kontrast zu dem billigen Stoff. Lässig hochgeraffte Ärmel gehen in sportliche Oberarme über.
„Äh...“
Unser Freund, Herr K, versucht die Situation zu lösen.
„Nun, ich wollte gerade die Gazette hereintragen.“ - „Mach das, aber steh nicht zu lange herum, sonst erkältest Du dich.“ - „Ist schon recht...“
Der muskulöse Mann lehnt sich an die kalte Wand und sieht unserem senilen Protagonisten hinterher. Wir folgen seinem Blick. Eingeklemmt zwischen einer Ahnung von Mitleid und Belustigung über den verwirrten Auftritt werfen wir uns wieder über die Schulter von Herrn K, begleiten ihn zwölf Meter durch einen gepflegten Vorgarten zum Briefkasten. Nun eine Nahaufnahme seiner Hand, die sich erstaunlicherweise ohne zu zittern um die Tageszeitung schließt. Seine gepflegten Fingernägel verbauen uns die Sicht auf die Schlagzeilen, das Wort „Vernichtung“ kann ich da noch erahnen. Schon verschwimmt der Fokus, als die Hand nach hinten gleitet, mit ihr der dazugehörige Arm. Der gesamte Mensch folgt in einer klappmesserartigen Rückwärtsbewegung und sinkt darnieder. In dem Moment erwarte ich einen satten Aufprall auf dem Boden, doch der Sturz wird von den uns bereits vertrauten Sportlerarmen abgefangen. Während unsere Aufmerksamkeit ganz dem verschleierten Blatt galt muss der Jüngling im billigen Halbzwirn nachgefolgt sein, eventuell in Erwartung des Schwächeanfalls. So fallen die müden Extremitäten plump in die sicheren Hände und die haselnussbraunen Wimpern schließen den Vorhang der ersten Bühne.
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KatharinaKahira Gänsefüßchen
Beiträge: 24 Wohnort: Stuttgart
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09.04.2013 11:03
von KatharinaKahira
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Ich hab versucht den Text in einem Rutsch durchzulesen. Es sind mir zu viel Wörter und zu viel Beschreibung, irgendwie verlier ich die ganze Zeit die Orientierung. Könntest du den Text in kleinere Posts aufteilen? Das wär lieb!
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5104 Wohnort: Schlüchtern
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09.04.2013 12:11
von Harald
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KatharinaKahira hat Folgendes geschrieben: | irgendwie verlier ich die ganze Zeit die Orientierung. Könntest du den Text in kleinere Posts aufteilen? |
Ich denke mal, das hilft auch nichts, der Text ist zu blumig geschrieben, zu sehr "weichgezeichnet" beim Versuch, einprägsame Bilder zu erzeugen.
Hier wären kürzere, klare Beschreibungen angebracht, der Leser wird geradezu erschlagen von der Bild- und Farbenfülle.
Um es ganz krass zu sagen:
Mit einem solchen Einstieg dürftest du sehr viele Leser zum Ausstieg bringen, mich persönlich hast du im ersten Drittel schon verloren, ich habe mich dann gezwungen, weiterzulesen, mit Sicherheit kann ich sagen, dass ich nicht mehr davon brauche, das ist mir alles irgendwie zu schwammig ...
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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Ivy Ashby Wortedrechsler
I
Beiträge: 67 Wohnort: Wiesbaden
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I 09.04.2013 12:34
von Ivy Ashby
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Hallo,
leider muss ich mich meinen Vorpostern anschließen. Überfordert wäre das falsche Wort, aber ich schätze, du hast begriffen, was alle meinen.
Um dich selbst zu zitieren: Ja! Du laberst zu viel herum. Und der Text hat mich erschlagen. Viel Kürzen und Schneiden, wäre mein Tip! Gern lese ich eine neue Version, aber auch ich musste mich bis zum Ende zwingen.
GLG
_________________ Deep into that darkness peering, long I stood there wondering, fearing,
Doubting, dreaming dreams no mortal ever dared to dream before;
But the silence was unbroken, and the darkness gave no token,
And the only word there spoken was the whispered word, `Lenore!'
This I whispered, and an echo murmured back the word, `Lenore!'
Merely this and nothing more. |
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L.L.A. Leseratte
Beiträge: 109 Wohnort: Berlin
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09.04.2013 15:02 ... von L.L.A.
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Seelsorger hat Folgendes geschrieben: | Vermutlich ist die Story im ersten Kapitel schwer zu durchsteigen, ich mache zunächst einmal einige Fässer auf. Ich versuche allerdings schon im zweiten Kapitel, mehr Klarheit zu schaffen. Meine Frage ist allerdings: Würdet ihr das erste Kapitel so bis zum Ende lesen? |
Richtig!
Du weißt das alles selbst, was meine Vorposter geschrieben haben, und was die nach mir Postenden noch schreiben werden.
Aber erst einmal ein großes Lob.
In deinem ersten Absatz habe ich mich recht wohlgefühlt.
Interessante Schreibe.
Jedenfalls bis zum "wenn nichts dazwischenkommt."
Danach hätte ich Handlung erwartet.
Aber ich gehe mal einen Schritt zurück. Regeln für Buchautoren kann ich nicht aufstellen, es gibt schlicht keine festen Regeln. Ich sage dir jetzt etwas aus der Journalistenausbildung: Es gibt endlos viele Untersuchungen über Leseverhalten. Sie alle haben ein Ergebnis gemeinsam: Der Leser ohne Special Interest ist ein ungeduldiges Wesen. Er räumt dir, je nach Medium, eine minimale Aufmerksamkeitsspanne ein. Wenn du ihn innerhalb dieser Aufmerksamkeitsspanne nicht hast, dann geht er. Als Zeitungsleser widmet er sich dem nächsten Artikel. Als Buchleser (da spreche ich jetzt nur für mich) lege ich das Buch zurück auf den Tisch und greife zum nächsten, dessen Titel mich interessiert.
Der von dir geschilderte Ansatz: Das erste Kapitel ist eher lang und verworren, danach wird es spannender, ist insofern komplett untauglich. Besser, weil mehr Leser im Text haltend, wäre es: Maximal spannend, unterhaltsam, überraschend - oder, wenn es das Genre will - eben auch schön, leidenschaftlich, verliebt (oder was weiß ich) rein in den Text. Sobald du ihn hast, deinen Leser, kannst du ihm häppchenweise auch den Rest servieren.
Aber Obacht. Auch hier gilt: Wirst du zu lange zu langweilig, dann schwirrt er davon.
_________________ Midleifcrisis
Als meine Frau mich hinauswarf und ich mit 117 anderen schlief
Riva-Verlag
"Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben"
mvg-Verlag
"Ich heirate einen Arsch"
(Co-Autorin Kerstin Hohlfeld)
Knaur
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L.L.A. Leseratte
Beiträge: 109 Wohnort: Berlin
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09.04.2013 15:07 ... von L.L.A.
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Ach, und noch etwas.
Noch wichtiger als der Einstieg ist die Headline.
Sie muss mich neugierig machen, etwas versprechen, mich locken.
Deine war - auf mich bezogen - somit schon fast wieder genial. Ich hab den Text angeklickt, weil ich wissen wollte, wer bloß auf die Idee kommt, die aller-aller-allerlangweiligste aller möglichen Überschriften für seinen Text zu wählen
_________________ Midleifcrisis
Als meine Frau mich hinauswarf und ich mit 117 anderen schlief
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"Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben"
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Ralf Langer Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 699 Wohnort: Gelsenkirchen
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09.04.2013 15:39
von Ralf Langer
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hallo,
eigentlich ist das streckenweise eine interessante darstellung.
diese kurze sätze, die wirken wie ornamente, aber eben leider auch wie stilleben:
„Wärme umgibt ihn.Sie trägt den Geruch von Essen. Heute war ein langer Tag.
Vom Ofen kommt die Wärme, der Geruch, das Summen.
Im Ofen wartet die Belohnung, das Ende“:
einzeln eingesetzt, würde ich dann sagen, interessant. Hier aber ist es für mich eher langweilig
vielleicht kannst du mir ja beantworten, warum du den ersten absatz überhaupt benötigst.
und nicht mit dem zweiten anfängst?
weiterhin würde mich interessieren, warum du den leser direkt ansprichst. ich kenne wenige
romane die das als stilmittel einsetzen, mir fällt im moment nur anna seghers „transit“ ein.
dies ist mmn. prinzipiell gefährlich, weil es den leser immer wieder darauf hinweist das er nur ein leser ist( hoffe du verstehst was ich meine).
beim übergang vom ersten zum zweiten absatz kam ich ins stocken, bis mir klar wurde, das:
„jemand spricht mit ihm“ nicht chronologisch hinter dem vorherigen satz kommt.
Du schreibst zwar vorher:
„...lasst uns zunächst einmal in die Welt eintauchen, in die dieser Abend so gar nicht zu passen scheint ...“
aber das scheint mir nicht zwingend beim lesen als hinweis auf nun kommende vorhergeschene ereignisse hinzuweisen.
müsste vielleicht so etwas stehen wie: „lasst uns zunächst mal in den gestrigen tag eintauchen....“
etc pp.
ich weiß nicht ob die namenswahl des prot. absicht oder zufall ist. aber du bist bei Hernn K. natürlich als leser direkt bei Kafka. Soll das so sein? Und warum?
insgesamt ein schwieriger text, der sehr behäbig in seiner entwicklung ist.
ach so, ich würde die geschichte mit diesem satz beginnen. Bei dem funkts bei mir:
„Vor dem Spiegel bleibt er stehen, wartet einen Moment bis wir ihn eingeholt haben, zeigt ein kurzes Lächeln. Gut, gut, gut, teilt er uns mit, jetzt poliere ich dir die Fresse. Nein, keine Sorge, damit meint er nicht dich, sondern sein eigenes Spiegelbild. Mit sanft zitternder Hand greift der Greis seine Zahnbürste nebst Paste und beginnt pflichtbewusst mit der Politur.“
Lg
frohes schaffen
ralf
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Paradigma Klammeraffe
Alter: 54 Beiträge: 959 Wohnort: Östlich von Westfalen
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09.04.2013 16:05
von Paradigma
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Hallo Sebastian,
nachdem ich den Text zu Ende gelesen habe und rausgefunden habe, das es hier um einen Menschen mit Gedächtnislücken, einen senilen alten Mann geht, fand ich die Art der impressionistischen Schilderung überaus angebracht.
Das Problem: Das liest dir niemand so weit, wenn es nicht gerade um eine Textanalyse geht.
Das ist schade, denn auch wenn deine Beschreibungen zuweilen daneben greifen (und vielleicht passt auch das zum Thema, empfinde ich die doch als lyrisch. Sie erzeugen starke Bilder, denen leider der Kontext fehlt - so wie deinem Protagonisten ja letztendlich auch.
_________________ Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.
William Faulkner |
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Seelsorger Schneckenpost
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Beiträge: 12
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Seelsorger Schneckenpost
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