Vergessene Türen

[SylviaB]

Glückliche Tage,
ausgewechselt,
wie ein altes Schloss,
dessen Drehmoment
quietschend dem Rost
zum Opfer fällt.
Allein die Illusion
des neuen, glänzend
frisch lackierten,
hält die Trauer über
Unerfülltes
verschlossen.
Der Schlüssel
versteckt im
Nirgendwo einer
vergessenen
Liebe


Vol.II

Glückliche Tage,
ausgewechselt,
wie ein altes Schloss,
dessen Drehmoment
quietschend dem Rost
zum Opfer fällt.
Allein die Illusion
des neuen, glänzend
frisch lackierten,
hält die Trauer über
Unerfülltes
verschlossen.
Der Schlüssel
versteckt im
Nirgendwo eines
vergessenen
Lebens

(Mit dank an MosesBob, der sein "Leben" für diese Version gab)

[MosesBob]

Hallo Sylvia!

Endlich mal wieder ein Gedicht von dir. Habe ich die alten übersehen oder hast du dich in letzter Zeit zurückgehalten? Ach, was frage ich denn. Ich bin alt genug, selber nachzuschauen.  

Die Metaphorik finde ich wunderbar, deine Worte sowieso - somit sollte ich eigentlich auch das Gedicht mit Lob überschütten. Mache ich aber nicht. Zumindest nicht mehr, als ich es ohnehin schon getan habe. Der Grund? Wenn ich ganz ehrlich bin, ist es das letzte Wort. Liebe! Es fällt so unerwartet, dass es fast schon wieder vorhersehbar ist. Ihre bloße Erwähnung schafft es hier buchstäblich in letzter Sekunde, den ganzen Schweif im Kitsch versinken zu lassen. Aber ich rette das Gedicht für mich und meine ganz persönliche Interpretation, indem ich den Schluss wider allen Anstands meinen Erwartungen entsprechend chirurgisch manipuliere.

Glückliche Tage,
ausgewechselt,
wie ein altes Schloss,
dessen Drehmoment
quietschend dem Rost
zum Opfer fällt.
Allein die Illusion
des neuen, glänzend
frisch lackierten,
hält die Trauer über
Unerfülltes
verschlossen.
Der Schlüssel
versteckt im
Nirgendwo eines
vergessenen
Lebens

Ja, so mag ich es.

Viele Grüße,

Martin

[Ralphie]

Beide Fassungen sind schön. *snif*

Ich brauche Taschentücher!!

[Enfant Terrible]

Ich will ja nicht schleimen, aber diese Metaphorik ist wirklich einfach nur genial ausgearbeitet, im wunderbar energischen und doch traurigen SyviaB-Style.
Ich mags! Ihr könnt mich nich zurückhalten - ich werds nominieren!

[SylviaB]

@MosesBob

Danke das du dein Leben für mein Gedicht gibst. Ich nehm es gern und finde es phantastisch.
Ich finde die Liebe zwar nicht kitschig aber das mit dem Leben gefällt mir genauso gut, nur in eine ganz wenig abweichende Richtung. Super...
Ach und, ja ich hab sehr wenig gepostet. Hatte doch diese blöde Blockade. Da lief nix...


@Ralphie

Danke  

So und an die beiden lieben Moderatoren und Juroren.... Wo sind denn bitte die Federn? hm? Ich bekomm irgendwie nie Federn

@Terrorkrümel

Ich danke dir herzlich für deinen Kommentar und vor allem natürlich für die Nominierung. Auch wenn ich wohl nichts gewinnen werde. Denn es gibt weit bessere.

An euch alle einen lieben Gruß
Sylvia

[MosesBob]

[SylviaB]

[Tayfun]

Finde dieses Gedicht auch wundervoll sparsam inszeniert und so ganz langsam wie schwerer Wein barriqueholzig auf der Zunge zergehend, aber ich habe eine Verständnisfrage:
 
im Nirgendwo versteckt (niemals erreichbar und nie dagewesen: Tendenz gänzlich liebes- oder lebensunfähig???)
oder
im Irgendwo versteckt (irgendwo war der Schlüssel einmal vorhanden, aber vergessen,  tief vergraben, unerreichbar zur Zeit, aber mit Option doch noch auf ein etwaiges Später - nach etlichen Wechseln und Illusionen?)

So ganz klar ist mir das nicht bzw. liegt an mir, bin da sperrig. Lese es irgendwie widersprüchlich und übersetze das Nirgendwo immer automatisch in ein Irgendwo.
Nirgendwo oder Irgendwo macht aber einen entscheidenden Unterschied.
Du meinst aber eindeutig das Nirgendwo?
Liebe Grüße, Tayfun

[SylviaB]

Im Nirgendwo versteckt bedeutet, er ist nicht mehr erreichbar, nicht aufzufinden. Er war einmal da (sonst hätte er nicht versteckt werden können) aber mit der Zeit ist der Weg zum Schlüssel verloren gegangen und führt nun ins Nirgendwo. also ins Nichts. Dort ist kein Weg, keine Fläche, keine Möglichkeit zu suchen.

Ich hoffe ich bin nicht wieder so kompliziert... *soifz* Manchmal drücke ich mich etwas "sperrig" aus.

[Tayfun]

Nö, gar nicht mehr kompliziert. Deshalb hatte ich wohl meine Leseschwierigkeiten, gemeint ist also "mein" Irgendwo - nur eben ohne irgendeine noch etwaig klitzekleine zukünftig vorhandene Option (von Glück). Danke. Ist immer so das Kreuz mit den oft unterschiedlich gefüllten Begrifflichkeiten, sorry. Aber man kann ja fragen statt interpretieren.
Liebe Grüße, Tayfun

[SylviaB]

Also ich hab nun die ganze Zeit überlegt wie du das mit dem - "mein" irgendwo - meinst. Ich komme einfach nicht dahinter.  

[Ralphie]

[Berni]

[SylviaB]

Och Ralphie...



Nicht traurig sein. Ich werd mal bei dir schaun. *flitz

Und danke

[Ralphie]

Berni, drück den Bewerbungsbutton.

[Ralphie]

Sylvia, weißt du, dass mich das Gedicht mitreißt?

[SylviaB]

Du machst mich verlegen. Inwiefern mitreißt? Ich hoffe, ich bin nicht schuld, dass du noch nicht schläfst?

[Berni]

[Ralphie]

@Sylvia ..., es ist einfach nur zeitlos schön.

[SylviaB]

@Ralphie

Das ist ein großes Kompliment und ich danke dir dafür von Herzen.



@Bernie

Hier geht es nicht um die Zeit, die du hier bist. Sondern wie du dich den Texten gegenüber verhältst und wie du kommentierst. Drück den Button!

[princess of night]

hallo sylvia
ich muss sagen die erste fassung  der vergessenen liebe gefällt mir am besten..gerade weil es dann so persönlich ist...denn das leben eines anderen habe ich schon mehrfach vergessen..aber eine vergessene liebe ist etwas spezielles..daher finde ich es schöner..und es ist DEIN text ganz und gar..er gefällt mir sehr gut..beim lesen fühlt man sich so...weich..mir fällt kein anderes wort gerade ein..
samtenen gruss
princess

[SylviaB]

Hallo liebe princess,

mir gefielen beide Fassungen sehr. Deshalb habe ich ein Vol. II gemacht und nicht geändert. Natürlich empfinde ich die erste Version eher MIR zugehörig, allerdings gefällt mir das Ende von MosesBob auch sehr. Es paßt gut, allerdings eher in eine etwas andere Richtung.

Ich danke dir für deinen Zuspruch und er freut mich von dir ganz besonders.

Ganz lieben Gruß
Sylvia