Buchtrailer demnächst Standard?

[suntime]

Fühlt sich hier jemand in der Lage zu mutmaßen, ob Buchtrailer demnächst Standard werden könnten? Ich habe da so meine Befürchtungen.

Klar, gutgemachte Trailer mit anmutender Musik unterlegt, können in kurzer Zeit richtig Spannung versprechen und zum Verkauf motivieren, was natürlich keine Gewähr für ein äquivalentes Buch garantiert. Aber das verhält sich beim ordinären Klappentext ja nicht anders.

[ceyx]

Kommt wohl auch auf das Genre drauf an.
Bei Thrillern bzw. generell Büchern die eher ein junges Publikum ansprechen wird das in Zukunft wohl noch zunehmen.

Ist aber hauptsächlich ein Selbstverleger-Problem, oder?

[suntime]

Na ja, ob es ein Problem ist, weiß ich nicht. Für einen Selbstverleger sicherlich, was die Kosten angeht.

Aber so wie ich das sehe, setzen auch oder gerade große Verlage auf das Medium Buchtrailer. Ja sicher spielt wohl das Genre eine große Rolle. Zurzeit gibt es Buchläden, die stellen einen XXL-Fernseher auf und spulen dort den ganzen Tag Trailer ab. Demnächst werden wohl iPad‘s und Co am Buchregal geschraubt, die es ermöglichen, das Buch mit dem ISBN-Code abzulesen und danach den zugehörigen Trailer wiederzugeben.

Wer liest dann noch den Klappentext? Besteht da nicht die Gefahr, dass das Buch enttäuscht wieder in das Regal zurückgestellt wird, wenn nach dem Scannen des ISBN-Code kein Trailer verfügbar ist?

[sleepless_lives]

[Kekewa]

[G.T.]

Ich glaube, dass Buchtrailer bereits Standard sind, zumindest in bestimmten Sparten, und sich auch weiter ausbreiten.
Aber ich sehe das nicht als Problem. Es ist eben eine weitere Form, das Buch an den Mann zu bringen. Genauso wie die Covergestaltung eine Form des Marketings ist. Wer weiß, vielleicht haben sich Menschen vor einem Jahrhundert darüber aufgeregt, dass immer mehr bunte Bildchen auf den Umschlägen sind und dem Leser viel zu viel Informationen geben? Denn schon ein Cover kann doch richtig enttäuschen, wenn man es mit dem Inhalt abgleicht.
Andererseits ist Covergestaltung eine Kunst für sich, die ich nicht missen möchte.
Genauso sehe ich das bei Buchtrailern. Sie können den Leser im Vergleich mit dem Buch enttäuschen, aber diese Enttäuschung ist nichts neues. Schon lange sind Leser mitunter von Klappentexten und Covern enttäuscht, wenn sie ihres Erachtens nicht mit dem übereinstimmen, was sie lesen.
Horrorvisionen wie die, dass ein Buch ohne Trailer gar nicht erst gelesen wird, halte ich für übertrieben. Es gibt auch Bücher ohne bildbepackte Covergestaltung (gerade in Reihen wie Suhrkamp wissenschaft) oder mit sehr festgelegten Konstanten (Diogenes), die komischerweise trotzdem verkauft werden. Kommt eben drauf an. Vielleicht wird der Buchtrailer zum Muss für Literatur, die eine bestimmte Zielgruppe anspricht. Aber für Literatur im Allgemeinen sicher nicht.

Sowieso - ich denke, der Buchtrailer richtet sich an Leser, denen es vornehmlich um den Autor geht. Die Inszenierung der Autoren steht oft an vorderster Front. Mich zum Beispiel langweilt das und deshalb sehe ich mir Buchtrailer nie an, weil sie mich eher davon abhalten, ein Buch zu lesen - denn der Autor kommt mir dann in der Darstellung häufig arg oberflächlich vor, und ich will mich nicht durch solche Eindrücke von Werbefilmchen von einer Lektüre abhalten lassen.
Das ist ja noch die andere Frage: Was taugen Trailer eigentlich? Gibt es dazu schon Studien? Sie werden zwar immer mehr, aber ob sie wirklich nützen und beim Leser ankommen, ist damit noch nicht gesagt. Sie sind wohl eher noch in der Testphase - vielleicht etablieren sie sich, vielleicht verschwinden sie aber auch wieder.

[agu]

Buchtrailer sind vor ca. 4-5 Jahren zum ersten Mal aufgetaucht und haben sich seither etabliert. Vor allem bei Genre-Literatur und Jugendbuch gehören sie mittlerweile fast zum Standard, jedenfalls für die Titel, die ein Minimum an Werbebudget abkriegen.

Ich persönlich finde es eigentlich ein sehr schönes (weiteres) Medium - es ersetzt nicht den Klappentext, will das auch gar nicht, aber kann neugierig auf ein Buch machen, und das auf sehr emotionale Art und Weise, wenn er gut produziert wird.
Qualitativ können Buchtrailer mit Filmtrailern natürlich nicht mithalten, was schlicht daran liegt, dass es sich kaum ein Verlag leisten kann, für fünfstellige Beträge Werbemedien zu produzieren. Man arbeitet hier mit einfachen Mitteln - vornehmlich Standbildmaterial und ein paar Effekte, unterlegt mit guter Musik, also etwas, was ein einzelner Künstler in zwei oder drei Tagen hingefummelt kriegt. Trotzdem gibt es welche, die wirklich sehr nett gemacht sind.

Interessant sind die, denke ich, vor allem für Video-Rezensenten und kleine Multimedia-Buchmagazine, die auf Youtube ihre Kanäle unterhalten. Aber auch auf Plattformen wie Amazon oder einigen der großen Buch-Communities kann man inzwischen standard-mäßig ein Video einbinden. Genauso wie Poster, Bildschirm-Hintergründe, Lesezeichen, Webbanner usw. ist der Buchtrailer ein weiteres Medium, um überhaupt erstmal die Aufmerksamkeit auf den Titel zu lenken.
Wieviel das bringt?
Keine Ahnung.
Ich finde sie trotzdem sehr nett  

[Rheinsberg]

Ich habe mir leider den link nicht aufgehoben, agu, aber neulich einen Artikel gelesen, in dem dargestellt wurde, dass gerade Trailer sich sehr positiv auf Verkäufe auswirkten - wie es schien, mehr als gute Rezensionen bei Amazon.

[agu]

[Nicki]

Wenn ich das hier lese, bekomme ich richtig Lust, mit der Videokamera auf Motivsuche zu gehen und mir meinen eigenen Trailer zu machen.
Schaden kann so ein Filmchen mit Sicherheit nicht.

[Sabine1986]

[Pat Langdon]

Bei dem einen oder anderen Verlag, den ich hier im Forum vorgestellt habe, habe ich solche Trailer gesehen und fand sie sehr sehr ansprechend.
Sie wecken die Neugierde und machen Lust auf das Buch.
Die Verlage gehen mit der Zeit und das finde ich gut. Ich denke schon, dass das demnächst zur Regel wird. Wenn ich sehe, wie viel Mühe sich so ein Verlag damit macht, dann finde ich das als neues Medium prima. Lohnt sich sicher für den Verlag - aber auch für den Autor.
So ein Trailer bleibt sicher in Erinnerung.
LG
Traumfänger