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Sein oder Nicht-Sein


 
 
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Belzustra
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 38
Beiträge: 344
Wohnort: Belgien


Beitrag04.11.2011 16:30
Sein oder Nicht-Sein
von Belzustra
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die weißen Wände meiner kleinen Wohnung rücken immer näher. Mir scheint, sie wollen mir die Luft zum Atmen nehmen und das triste Nieselregenwetter lässt sich durch die winzigen Löcher der heruntergelassenen Rolladen nur erahnen. Doch diese beiden markanten Aspekte meines Daseins spiegeln gleichzeitig mein Innenleben wider, die trostlose Gefangenschaft meines Herzens und das unbekümmerte Verwelken meiner Seele.
Wie lange ist es her, dass ein Wort meine Lippen verließ?
Wie lange ist es her, dass ein Fremder mich sah?
Ich bin unsichtbar und ich fühle mich tagaus, tagein, als wäre ich gar nicht da.

Sie ist verloren. Ich kann es sehen. Ihre Stärke, durch meinen Tod, aus all ihren Poren entflohen.
Ich kann es fühlen. Mein Engel. Mein Stolz. Meine Tochter. Eine Wolke aus trauriger Einsamkeit schmiegt sich dunkel um ihren Körper, vergiftet ihre Gedanken und lässt sie glauben, dass ihr Leben keinen Wert mehr hat. Oh bitte, gib nicht auf meine Kleine. Halte durch und der Schmerz, der dich quält wird sich eines Tages wieder in Stärke verwandeln.

Entschlossen schlüpfen meine Füße in schwarze Schuhe. Ich binde sie zu. Meine Hand greift nach der grauen Jacke. Ich ziehe sie an. Wie von selbst tragen mich meine Beine zur Haustüre. Ich öffne sie, gehe hinaus und höre, wie sie laut hinter mir ins Schloss zurück fällt.
Und wie immer nimmt mich niemand wahr.
Meine Nachbarin, eine alte Frau in den achtzigern mit ausgeprägten Lachfalten und gewelltem grauen Haar sitzt auf einer Holzbank im Schutz der Veranda. In der einen Hand ein Stift, in der anderen das geliebte Rätselheft. Ihr Anblick ist mir wohlvertraut. Ihre Augen jedoch bemerken mich kaum. Ein Mann, circa dreißig, ich glaube sein Name ist Thomas eilt ohne Wort und Blick an mir vorbei. Ich begegne Menschen, die mich kennen sollten, da ich diesen Ort nie verließ, doch für sie spielt meine Existenz keine Rolle und für mich macht nichts einen Sinn.

Ich wünschte, ich könnte die Dunkelheit in ihr vertreiben, könnte den Schmerz und die Einsamkeit von ihr nehmen. Ich wünschte, sie könnte sehen, verstehen, dass sie nicht wirklich alleine ist. „Ich bin bei dir, meine Tochter“, würde ich ihr flüstern, wenn ich denn noch eine Stimme hätte und wenn ich noch einen Körper besäße, würde ich sie in meine Arme schließen und ihre vielen vergossenen Tränen trocknen. Doch ich bin unsichtbar, nicht wirklich da, nur ein unfertiger Gedanke, der auf seine Vollendung wartet.

Ich habe die Straßen inmitten von Häusern verlassen und wandel nunmehr auf ungeteerten und teilweise matschigen Trampelpfaden. Tropfend klebt mein Haar in Strähnen an meinem Kopf und im Gesicht. Die Luft ist kalt. Wiesen und Weiden erstrecken sich zu meiner Rechten bis zur Baumgrenze am Horizont. Hügelig breitet sich die Landschaft vor meinem Auge aus. Zu meiner Linken versperren Laubbäume mir die Sicht. Ich wende mich nach rechts. Meine Schuhe sind mittlerweile von Schlammspritzern bedeckt. Es kümmert mich nicht. Zielstrebig setze ich einen Fuß vor den anderen und in der Ferne erhebt sich ein gigantischer Strommast.  

Oh, nein, ich weiß, was du vorhast. Wage es ja nicht. Bleib stehen, dreh dich um und geh zurück. Lass das Leben Leben sein, ertrage die Hürden und warte auf den Tag, an dem es wieder aufwärts geht. Hast du gehört? Gib nicht auf! Verdammt, ich bitte dich. Ich verlange es!

Hoch ragt der Mast vor mir auf. Seine vielen Sprossen sind rutschig. Ich habe keine Angst. Entschlossen umgreift meine Hand den kalten Stahl. Ich ziehe mich hoch und der Aufstieg beginnt.

Hör auf damit! Was soll der Unsinn? Komm da wieder runter! Wo ist deine Lebensfreude hin, dein Ehrgeiz, deine Stärke, dein Stolz? Du kannst nicht einfach aufgeben! Nicht du!!! Oh meine Kleine, mein Engel, mein Herz, bitte lass es sein. Bitte!!!

Ein Drittel habe ich erklommen und mein Gesicht ist nicht nur nass vom Regen, auch von Tränen und Schweiß. Ich friere und fühle mich elend und dieser Aufstieg raubt mir Luft und Kraft. Ich schaue nach oben, blicke nach unten, klammere mich mit tauben Fingern an die Sprossen. Da verliert mein linker Fuß plötzlich seinen Halt. Ein Ruck geht durch meinen ganzen Körper. Ich kann mich nicht halten, rutsche ab und falle. Hart schlage ich mit dem Rücken zuerst auf den Boden auf, jeglicher Atem wird aus meinen Lungen gepresst, bis ich glaube zu ersticken. Mein Kopf knallt mit einer Wucht auf die Erde, dass ich glaube mein Genick könnte brechen und hinterlässt für Momente einen hohen Pfeifton, der mir fast die Besinnung raubt. Dann jedoch klärt sich wieder mein Blick und ich sehe in den Himmel. Graue Wolken reißen auf und ein kleiner schwacher Sonnenstrahl erreicht mein Gesicht, wärmt meine eisige nasse Haut.
Aus meiner Kehle dringt ein Laut, den ich lange vermisste, ein Lachen, stark und befreiend und ich genieße ich den Augenblick.
Ich lebe.

Ein erlösendes „Gott sei Dank“ vollendet den väterlichen Gedanken und das Unsichtbare geht ein ins beruhigende Nichts.

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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag05.11.2011 16:44

von Alogius
Antworten mit Zitat

Moin,

vorab möchte ich sagen, dass dein Text zwar stellenweise gut geschrieben ist, mich aber insgesamt nicht sehr überzeugt.
Das liegt zum einen daran, dass das depressive Element vielleicht auf Dauer zu abgegriffen wirkt. Doch man muss jedem Text eine Chance geben und dich darauf einlassen, meine ich. Nehmen wir dies also als gegeben, so fehlt für mich das, was mich dazu bringen würde, eine tiefergehende emotionale oder gedankliche Beschäftigung zu veranlassen. Viele Allgemeinplätze und Phrasen sind es, welche die Geschichte begleiten.
Die emotionale "Achterbahnfahrt" (im negativen Sinne) einer Wanderung gleichzusetzen, ist nicht neu, aber naheliegend und im Gesamten zwar ordentlich umgesetzt, krankt aber an einigen Einschüben, die eher stolpern lassen, als teilzunehmen an der "Reise".

Gleich zu Anfang
Zitat:
Mir scheint, sie wollen mir die Luft zum Atmen nehmen und das triste Nieselregenwetter lässt sich durch die winzigen Löcher der heruntergelassenen Rolladen nur erahnen. Doch diese beiden markanten Aspekte meines Daseins spiegeln gleichzeitig mein Innenleben wider, die trostlose Gefangenschaft meines Herzens und das unbekümmerte Verwelken meiner Seele.

greifst du tief in die Klischeekiste (das Nieselwetter...), um dann mit dem Holzhammer darauf zu verweisen, ganz direkt, dass dies das Innenleben des "Ich" reflektiert. Das ist mir zu wenig subtil, es ist das genaue Gegenteil von dem, was der Text wollen sollte.

Zitat:
Ihre Stärke, durch meinen Tod, aus all ihren Poren entflohen.

??
Dann habe ich mich hier gefragt, was der Satz bedeuten kann. Und ich komme nicht dahinter. Fragte mich, ob das "Ich" tot sein könnte? Ist es ein Geist, der erzählt? Gute Frage, ich weiß es nicht...
Dann der Gedanke, dass hier ein zweiter Erzähler einsetzt, der auf das depressive Ich schaut. Möglich, aber nicht direkt erkennbar. Ist aber wohl so.
Zu viel bleibt unklar.
(Dass wir uns nicht falsch verstehen: Ambivalenz und Unklarheiten, gezielt eingesetzt, sind toll. Hier verwirrt es aber völlig.)

Unlogisch (markiert):
Zitat:
Und wie immer nimmt mich niemand wahr.
Meine Nachbarin, eine alte Frau in den achtzigern mit ausgeprägten Lachfalten und gewelltem grauen Haar sitzt auf einer Holzbank im Schutz der Veranda. In der einen Hand ein Stift, in der anderen das geliebte Rätselheft. Ihr Anblick ist mir wohlvertraut. Ihre Augen jedoch bemerken mich kaum.

Also wird das Ich sehr wohl bemerkt und gesehen?

Zitat:
doch für sie spielt meine Existenz keine Rolle und für mich macht nichts einen Sinn.

Richtig: "ergibt nichts einen Sinn".

Hier
Zitat:
Ich wünschte, ich könnte die Dunkelheit in ihr vertreiben, könnte den Schmerz und die Einsamkeit (...)

wird das erste Mal deutlich, dass die Annahme, es sind zwei Personen, die erzählen, stimmt. Es wäre sinnvoll, wenn dies von Anfang an klarer wäre, da sich sonst die Konzentration des Lesenden verschiebt.

Jedoch ist dies
Zitat:
Doch ich bin unsichtbar, nicht wirklich da, nur ein unfertiger Gedanke, der auf seine Vollendung wartet.

ein neuer Aspekt, der erneute Unklarheit schafft. Ist da doch niemand anders?

Das Flehen des "zweiten Ich's"
Zitat:
Oh, nein, ich weiß, was du vorhast. Wage es ja nicht. Bleib stehen, dreh dich um und geh zurück. Lass das Leben Leben sein, ertrage die Hürden und warte auf den Tag, an dem es wieder aufwärts geht. Hast du gehört? Gib nicht auf! Verdammt, ich bitte dich. Ich verlange es!

wirkt auf mich grotesk und unfreiwillig komisch; so, wie es hier ausformuliert ist.

Zitat:
Graue Wolken reißen auf und ein kleiner schwacher Sonnenstrahl erreicht mein Gesicht, wärmt meine eisige nasse Haut.
Aus meiner Kehle dringt ein Laut, den ich lange vermisste, ein Lachen, stark und befreiend und ich genieße ich den Augenblick.
Ich lebe.

Nach dem Sturz dann die Besinnung, die Sonne scheint. Und das war es dann.
Das Ende ist extrem unmotiviert und wird meiner Ansicht nach ungenügend mit den Einschüben des "anderen Ich's" verknüpft. Es ist so ein Ende, bei dem man sich denkt: "Aha..."

Fazit:

So sehr der Text auch ambitioniert wirkt, umso mehr hat er den Hauch von spontanem Dahinrasseln der Ideen, die am Ende nicht zu einem Ganzen führen. Dazu gehören logische und sprachliche Schnitzer, die den Eindruck trüben.

Lg

Tom


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Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Gast







Beitrag05.11.2011 18:01

von Gast
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Hallo,

Dass die Trauer um den verstorbenden Vater und eine Gefühl der Hoffnungslosigkeit, dieses (vermeintliche) Nicht-wahr-genommen-werden durch andere Menschen im Zusammenhang stehen, scheint hier zwar der Fall zu sein, wird aber nur durch die Stimme des Toten klar.

Das Mädchen/die Frau selbst scheint an ihren Vater nicht zu denken, wir jedenfalls erfahren nichts davon, ich hatte fast das Gefühl, der "Geist " des Vaters irrt sich und bezieht irrtümlich auf sich, was vielleicht ganz andere Ursachen hat.

Sprachlich seltsam überladen, für meinen Geschmack. Die beiden Perspektiven sind nicht sehr klar getrennt, das sorgt für Verwirrung.

Hier ist eine Stelle, die mir aufgefallen ist. Ich finde, man kann gut zeigen, wie sprachliche Nachlässigkeiten einen Text "verderben" können.

Zitat:
Meine Nachbarin, eine alte Frau in den achtzigern mit ausgeprägten Lachfalten und gewelltem grauen Haar sitzt auf einer Holzbank im Schutz der Veranda. In der einen Hand ein Stift, in der anderen das geliebte Rätselheft. Ihr Anblick ist mir wohlvertraut. Ihre Augenjedoch bemerken mich kaum. Ein Mann, circa dreißig, ich glaube (Komma?) sein Name ist Thomas(Komma, Einschub Ende) eilt ohne Wort und Blick an mir vorbei.


Ich verstehe, dass die Nachbarin so genau beschrieben wird, damit klar ist, dass sie "wohlvertraut" ist, mE ist das etwas zuviel, warum "ihre Augen" die Prota erkennen sollten, ist nicht logisch, hat auch nichts Poetisches, klingt nur seltsam. Und "circa" stellt  (für mich) hier einen Fremdkörper dar.

Es ist nichts Besonderes daran, dass die Leute sich wie immer benehmen, es sollte klarer sein, dass das Besondere in der Wahrnehmung liegt, dass das Mädchen empfindlicher ist, durch ihren depressiven Zustand. Noch einmal: sollte dieser Zustand durch den Tod des Vaters ausgelöst worden sein, so kommt das einfach nicht klar heraus.

Grüsse von
Lorraine

*edit*

Vielleicht sollten die beiden Erzählstimmen besser unterscheidbar sein.
Die Vater-Stimme vielleicht kursiv?
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Ric
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Beitrag05.11.2011 21:24

von Ric
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Hallo Belzustra,
interessantes Thema, in einer dem Metier angepassten Art gekonnt abgehandelt. Die Geschichte mit der Unsichtbarkeit scheint mir nicht ganz ausgereift, weil sie in der Passage mit der alten Nachbarin relativiert wird: Ihre Augen jedoch bemerken mich kaum.

Von da an hatte ich Probleme mit dem Auseinanderhalten der Personen - falls es zwei sein sollten. Lorraines Hinweis auf kursiv wäre in diesem Fall hilfreich.

Mit dem Schluss komme ich auch nicht zurecht, es sei denn, man nimmt die Sache mit dem "Leben nach dem Tod" wörtlich.

Insgesamt aber gerne gelesen.
LG,
Ric


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Belzustra
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Beitrag05.11.2011 21:47

von Belzustra
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Liebe Forumsmitglieder,
zum besseren Auseinanderhalten der beiden Erzählerstimmen, habe ich die Stimme des verstorbenen Vaters in Kursiv markiert.
Eure Kritiken habe ich gerade gelesen und ich werde noch auf jede einzelne eingehen. Bitte verzeiht mir jedoch, wenn ich das heute nicht mehr mache. War ein harter Tag. smile



Die weißen Wände meiner kleinen Wohnung rücken immer näher. Mir scheint, sie wollen mir die Luft zum Atmen nehmen und das triste Nieselregenwetter lässt sich durch die winzigen Löcher der heruntergelassenen Rolladen nur erahnen. Doch diese beiden markanten Aspekte meines Daseins spiegeln gleichzeitig mein Innenleben wider, die trostlose Gefangenschaft meines Herzens und das unbekümmerte Verwelken meiner Seele.
Wie lange ist es her, dass ein Wort meine Lippen verließ?
Wie lange ist es her, dass ein Fremder mich sah?
Ich bin unsichtbar und ich fühle mich tagaus, tagein, als wäre ich gar nicht da.

Sie ist verloren. Ich kann es sehen. Ihre Stärke, durch meinen Tod, aus all ihren Poren entflohen.
Ich kann es fühlen. Mein Engel. Mein Stolz. Meine Tochter. Eine Wolke aus trauriger Einsamkeit schmiegt sich dunkel um ihren Körper, vergiftet ihre Gedanken und lässt sie glauben, dass ihr Leben keinen Wert mehr hat. Oh bitte, gib nicht auf meine Kleine. Halte durch und der Schmerz, der dich quält wird sich eines Tages wieder in Stärke verwandeln.


Entschlossen schlüpfen meine Füße in schwarze Schuhe. Ich binde sie zu. Meine Hand greift nach der grauen Jacke. Ich ziehe sie an. Wie von selbst tragen mich meine Beine zur Haustüre. Ich öffne sie, gehe hinaus und höre, wie sie laut hinter mir ins Schloss zurück fällt.
Und wie immer nimmt mich niemand wahr.
Meine Nachbarin, eine alte Frau in den achtzigern mit ausgeprägten Lachfalten und gewelltem grauen Haar sitzt auf einer Holzbank im Schutz der Veranda. In der einen Hand ein Stift, in der anderen das geliebte Rätselheft. Ihr Anblick ist mir wohlvertraut. Ihre Augen jedoch bemerken mich kaum. Ein Mann, circa dreißig, ich glaube sein Name ist Thomas eilt ohne Wort und Blick an mir vorbei. Ich begegne Menschen, die mich kennen sollten, da ich diesen Ort nie verließ, doch für sie spielt meine Existenz keine Rolle und für mich macht nichts einen Sinn.

Ich wünschte, ich könnte die Dunkelheit in ihr vertreiben, könnte den Schmerz und die Einsamkeit von ihr nehmen. Ich wünschte, sie könnte sehen, verstehen, dass sie nicht wirklich alleine ist. „Ich bin bei dir, meine Tochter“, würde ich ihr flüstern, wenn ich denn noch eine Stimme hätte und wenn ich noch einen Körper besäße, würde ich sie in meine Arme schließen und ihre vielen vergossenen Tränen trocknen. Doch ich bin unsichtbar, nicht wirklich da, nur ein unfertiger Gedanke, der auf seine Vollendung wartet.

Ich habe die Straßen inmitten von Häusern verlassen und wandel nunmehr auf ungeteerten und teilweise matschigen Trampelpfaden. Tropfend klebt mein Haar in Strähnen an meinem Kopf und im Gesicht. Die Luft ist kalt. Wiesen und Weiden erstrecken sich zu meiner Rechten bis zur Baumgrenze am Horizont. Hügelig breitet sich die Landschaft vor meinem Auge aus. Zu meiner Linken versperren Laubbäume mir die Sicht. Ich wende mich nach rechts. Meine Schuhe sind mittlerweile von Schlammspritzern bedeckt. Es kümmert mich nicht. Zielstrebig setze ich einen Fuß vor den anderen und in der Ferne erhebt sich ein gigantischer Strommast.

Oh, nein, ich weiß, was du vorhast. Wage es ja nicht. Bleib stehen, dreh dich um und geh zurück. Lass das Leben Leben sein, ertrage die Hürden und warte auf den Tag, an dem es wieder aufwärts geht. Hast du gehört? Gib nicht auf! Verdammt, ich bitte dich. Ich verlange es!

Hoch ragt der Mast vor mir auf. Seine vielen Sprossen sind rutschig. Ich habe keine Angst. Entschlossen umgreift meine Hand den kalten Stahl. Ich ziehe mich hoch und der Aufstieg beginnt.

Hör auf damit! Was soll der Unsinn? Komm da wieder runter! Wo ist deine Lebensfreude hin, dein Ehrgeiz, deine Stärke, dein Stolz? Du kannst nicht einfach aufgeben! Nicht du!!! Oh meine Kleine, mein Engel, mein Herz, bitte lass es sein. Bitte!!!

Ein Drittel habe ich erklommen und mein Gesicht ist nicht nur nass vom Regen, auch von Tränen und Schweiß. Ich friere und fühle mich elend und dieser Aufstieg raubt mir Luft und Kraft. Ich schaue nach oben, blicke nach unten, klammere mich mit tauben Fingern an die Sprossen. Da verliert mein linker Fuß plötzlich seinen Halt. Ein Ruck geht durch meinen ganzen Körper. Ich kann mich nicht halten, rutsche ab und falle. Hart schlage ich mit dem Rücken zuerst auf den Boden auf, jeglicher Atem wird aus meinen Lungen gepresst, bis ich glaube zu ersticken. Mein Kopf knallt mit einer Wucht auf die Erde, dass ich glaube mein Genick könnte brechen und hinterlässt für Momente einen hohen Pfeifton, der mir fast die Besinnung raubt. Dann jedoch klärt sich wieder mein Blick und ich sehe in den Himmel. Graue Wolken reißen auf und ein kleiner schwacher Sonnenstrahl erreicht mein Gesicht, wärmt meine eisige nasse Haut.
Aus meiner Kehle dringt ein Laut, den ich lange vermisste, ein Lachen, stark und befreiend und ich genieße ich den Augenblick.
Ich lebe.

Ein erlösendes „Gott sei Dank“ vollendet den väterlichen Gedanken und das Unsichtbare geht ein ins beruhigende Nichts.
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Ric
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Beitrag05.11.2011 22:54

von Ric
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He, ich komm mir vor, als hätte ich die Brille geputzt.
Der Blick ist auf einmal so klar!  Wink  
Danke, jetzt kann ich mir die Geschichte morgen in aller Ruhe zu Gemüte führen. Heute schaff ich's nicht mehr. Müde.
Schönen Abend noch,
Ric


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Belzustra
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Beitrag08.11.2011 00:53

von Belzustra
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Lieber Alogius,

mit Antworten hab ich mir ein wenig Zeit gelassen. Sorry.
Danke für deine ausführliche Kritik.
Im Folgenden werde ich dann mal versuchen, Unklarheiten aufzuklären.
Zitat:
Gleich zu Anfang
Zitat:
Mir scheint, sie wollen mir die Luft zum Atmen nehmen und das triste Nieselregenwetter lässt sich durch die winzigen Löcher der heruntergelassenen Rolladen nur erahnen. Doch diese beiden markanten Aspekte meines Daseins spiegeln gleichzeitig mein Innenleben wider, die trostlose Gefangenschaft meines Herzens und das unbekümmerte Verwelken meiner Seele.

greifst du tief in die Klischeekiste (das Nieselwetter...), um dann mit dem Holzhammer darauf zu verweisen, ganz direkt, dass dies das Innenleben des "Ich" reflektiert. Das ist mir zu wenig subtil, es ist das genaue Gegenteil von dem, was der Text wollen sollte.


Ich verstehe, was du meinst. Dieser Teil jedoch stammte nicht aus meiner Fantasie, sondern entsprach im Moment des Schreibens leider der Wahrheit. In diesem Fall ist es mir demnach egal (bitte nicht böse auffassen), dass das Bild einem Klischee entsprach, denn für mich stellt es die Inspiration dar, die mich diese Kurzgeschichte überhaupt erst hat schreiben lassen.

Zitat:
Zitat:
Ihre Stärke, durch meinen Tod, aus all ihren Poren entflohen.

??
Dann habe ich mich hier gefragt, was der Satz bedeuten kann. Und ich komme nicht dahinter. Fragte mich, ob das "Ich" tot sein könnte? Ist es ein Geist, der erzählt? Gute Frage, ich weiß es nicht...
Dann der Gedanke, dass hier ein zweiter Erzähler einsetzt, der auf das depressive Ich schaut. Möglich, aber nicht direkt erkennbar. Ist aber wohl so.
Zu viel bleibt unklar.
(Dass wir uns nicht falsch verstehen: Ambivalenz und Unklarheiten, gezielt eingesetzt, sind toll. Hier verwirrt es aber völlig.)

So unklar? Es handelt sich um die Stimme des verstorbenen Vaters. Gekennzeichnet durch:
Zitat:
Ihre Stärke, durch meinen Tod, aus all ihren Poren entflohen.
Ich kann es fühlen. Mein Engel. Mein Stolz. Meine Tochter.


In den nächsten beiden Kritikpunkten hattest du völlig Recht.
Zitat:
Ihre Augen jedoch bemerken mich kaum.

Also wird das Ich sehr wohl bemerkt und gesehen?

Stimmt, ist unlogisch smile
Zitat:
doch für sie spielt meine Existenz keine Rolle und für mich macht nichts einen Sinn.

Richtig: "ergibt nichts einen Sinn".

Werde ich abändern.

Zitat:
Zitat:
Doch ich bin unsichtbar, nicht wirklich da, nur ein unfertiger Gedanke, der auf seine Vollendung wartet.

ein neuer Aspekt, der erneute Unklarheit schafft. Ist da doch niemand anders?

Du stolperst im kompletten Text über meine Ansicht des Todes. Der Vater ist tot. Er ist nicht nur jemand, sondern auch etwas. Etwas nicht-greifbares, das dennoch da ist, aber nicht für immer, sondern einfach eine Zeit lang, wie ein Gedanke, der noch nicht beendet wurde. Kennst du das nicht, wenn dich etwas beschäftigt, du aber nicht zu einer Lösung kommst, den Gedanken kurzzeitig beiseite schiebst, um ihn irgendwann anders fertig zu denken?
Zitat:
Nach dem Sturz dann die Besinnung, die Sonne scheint. Und das war es dann.
Das Ende ist extrem unmotiviert und wird meiner Ansicht nach ungenügend mit den Einschüben des "anderen Ich's" verknüpft. Es ist so ein Ende, bei dem man sich denkt: "Aha..."

Hehe, zuerst wollte ich die Protagonistin am Stromdraht verbrutzeln lassen. Ich denke, eine gewisse Art von Gerüchen und Gefühlen zu beschreiben, wäre eine nette Herausforderung gewesen.
Habe mich dagegen entschieden. Dann dachte ich, wäre doch nett, wenn ein süßer bunter Schmetterling auf ihrer Nasenspitze landet (Habt ihr schon einmal einen Schmetterling in Großaufnahme gesehen? Nein? Dann hört auf zu behaupten, das wären schöne Tiere!  wink
Besagter Schmetterling sollte mit seinen Monsterminibeinen besagte Nase kitzeln und die Protagonistin zum Lachen und Leben bringen.
Ha, Was sagt ihr dazu? Idee des Jahrhunderts, nicht wahr?  Wohow
Ich habe mich, wie du bemerkt hast, für das konventionelle Ende entschieden.

Ist kein Meisterstück, ist mir klar, aber ich denke, es ist trotzdem ne solide Kurzgeschichte, die es zwar nicht unbedingt zu lesen lohnt, aber wenn man sie gelesen hat, erinnert man sich vielleicht daran, dass man schon schlechteres gelesen hat.
Spontanes Dahinrasseln trifft es ganz gut. Beim nächsten Mal versuche ich fantasievoller zu sein, weniger ich, mehr wie ihr.

Bis denne.
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Belzustra
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Beitrag08.11.2011 01:33

von Belzustra
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Liebe Lorraine,

Zitat:
Das Mädchen/die Frau selbst scheint an ihren Vater nicht zu denken, wir jedenfalls erfahren nichts davon,

Bedingt gebe ich dir Recht. Der Leser erfährt nichts von der tatsächlichen Trauer des Mädchens/der Frau. Allerdings hat sie eine schwere Zeit hinter sich, deren Höhepunkt ich beschreibe. Die tatsächliche und direkte Trauer also, die als Reaktion auf den Tod eines geliebten Menschen folgt ist zu einem Zeitpunkt erfolgt, den ich eben nicht thematisiere. Und was ihre Gefühle angeht, so habe ich nur beschrieben, was ich selbst erlebt habe, so wie ich es kenne. Leere, Depression, Einsamkeit, gefolgt von einem Moment, der den Knoten löst. Man muss nicht konkret an den Tod des Menschen denken, um ihn zu spüren und seine Konsequenzen zu leben.

Zitat:
Sprachlich seltsam überladen, für meinen Geschmack. Die beiden Perspektiven sind nicht sehr klar getrennt, das sorgt für Verwirrung.

Mit "sprachlich seltsam überladen", meinst du da, dass ich zu viele Adjektive benutze? Das wird häufiger an meinem Schreibstil kritisiert. Eigentlich versuche ich momentan darauf zu achten, dies ein wenig sein zu lassen.  Laughing
Dass die Perspektiven nicht klar getrennt sind, das kann ich ehrlich gesagt gar nicht verstehen. Der Wechsel erfolgt so regelmäßig, wie er nur erfolgen kann. Jeder Absatzwechsel bringt einen Perspektivwechsel mit sich, wobei der letzte Satz nochmals einen endgültigen Wechsel darstellt.

Das Wort "circa" werde ich entfernen. Es wirkt in der Tat etwas fehl am Platz.

Vielen Dank für deine Mühe und deine Kritik.
Ich werde sie mir Morgen, wenn ich meine Geschichte überarbeite, noch einmal zu Gemüte führen.
LG
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Belzustra
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Beitrag08.11.2011 01:45

von Belzustra
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So, nun zu dir, lieber Ric  smile extra

Zitat:
interessantes Thema, in einer dem Metier angepassten Art gekonnt abgehandelt

Also das tut meiner geschändeten Seele gut.  wink
Vielen, vielen Dank dafür.

Zitat:
Die Geschichte mit der Unsichtbarkeit scheint mir nicht ganz ausgereift, weil sie in der Passage mit der alten Nachbarin relativiert wird: Ihre Augen jedoch bemerken mich kaum.

Hierbei handelt es sich, das muss ich gestehen, um eine Unaufmerksamkeit meinerseits. Ich habe mich falsch ausgedrückt, wird abgeändert.

Zitat:
Mit dem Schluss komme ich auch nicht zurecht, es sei denn, man nimmt die Sache mit dem "Leben nach dem Tod" wörtlich.

Oh bitte, nimm die Sache mit dem "Leben nach dem Tod" wörtlich, denn hier ist sie auch so gemeint. In gewisser Weise existiert der Tote nämlich bis zu dem Moment, in dem die Tochter sich vom Tode entfernt und sich für das Leben entscheidet.

Zitat:
Insgesamt aber gerne gelesen.

Das freut mich. Deine brrrrrfrrrrllllblubbb-und-weg-Geschichte, bitte verzeih, dass ich den Titel vergessen habe  lol habe ich auch sehr gerne, und nicht nur einmal  wink gelesen.

Bis bald
LG
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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag08.11.2011 13:59

von Alogius
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Ahoi,

Zitat:
Ich verstehe, was du meinst. Dieser Teil jedoch stammte nicht aus meiner Fantasie, sondern entsprach im Moment des Schreibens leider der Wahrheit. In diesem Fall ist es mir demnach egal (bitte nicht böse auffassen), dass das Bild einem Klischee entsprach, denn für mich stellt es die Inspiration dar, die mich diese Kurzgeschichte überhaupt erst hat schreiben lassen.

Fasse ich nicht böse auf, aber Klischee ist es trotzdem.^^

Zitat:
So unklar? Es handelt sich um die Stimme des verstorbenen Vaters. Gekennzeichnet durch:
Zitat:
Ihre Stärke, durch meinen Tod, aus all ihren Poren entflohen.
Ich kann es fühlen. Mein Engel. Mein Stolz. Meine Tochter.

Du wirst ja festgestellt haben, dass auch andere Probleme hatten, das wirklich zu erkennen. Und das Zitat könnte (wäre keine zweite Person "vorhanden") auch etwas ganz anderes meinen. Hast das ja dann kursiv formatiert, von daher: passt dann.

Zitat:
Du stolperst im kompletten Text über meine Ansicht des Todes. Der Vater ist tot. Er ist nicht nur jemand, sondern auch etwas. Etwas nicht-greifbares, das dennoch da ist, aber nicht für immer, sondern einfach eine Zeit lang, wie ein Gedanke, der noch nicht beendet wurde. Kennst du das nicht, wenn dich etwas beschäftigt, du aber nicht zu einer Lösung kommst, den Gedanken kurzzeitig beiseite schiebst, um ihn irgendwann anders fertig zu denken?

Ich stolpere nicht über deine "Ansicht des Todes", sondern über kleinere Ungereimtheiten in der Sprachlogik bzw. im Aufbau, sodass eben Verwirrung entsteht. Das ist doch nicht tragisch, kann man doch ändern.
Zu dem Gefühl: Das Gedankenschieben kenne ich natürlich. Geht aus dem Text hervor, dass es so gemeint ist?

Zum Ende nochmal:
Wenn du meinst, es ist das einzig passende Ende für deine Geschichte, dann lass es so.

Zitat:
Ist kein Meisterstück, ist mir klar, aber ich denke, es ist trotzdem ne solide Kurzgeschichte, die es zwar nicht unbedingt zu lesen lohnt, aber wenn man sie gelesen hat, erinnert man sich vielleicht daran, dass man schon schlechteres gelesen hat.
Spontanes Dahinrasseln trifft es ganz gut. Beim nächsten Mal versuche ich fantasievoller zu sein, weniger ich, mehr wie ihr.

Also, ich hab nicht geschrieben, dass es sich nicht lohnt, sie zu lesen. Und ich hab schon GANZ viele schlechtere Geschichten gelesen, auch hier.
Lese ich aus den letzten Sätzen Verbitterung?

Lg

Tom


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Belzustra
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Beitrag08.11.2011 14:36

von Belzustra
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Zitat:
Lese ich aus den letzten Sätzen Verbitterung?


Ein wenig. Ich schreibe sehr gerne Texte deprimierender Art, manche enden gut und andere absichtlich schlecht. Ich verstehe, warum dieser hier nicht gut ist, ich sehe die Klischees, die du nennst.
Was mich verbittert, ist die Annahme, dass niemand solche Texte heutzutage noch lesen will. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir sowieso alle unzufrieden sind und wenn wir uns in eine Geschichte vertiefen, dann wollen wir überrascht werden und zum Lachen gebracht werden. Wir wollen uns nicht noch schlechter fühlen.
Ich finde das ein wenig traurig, weil es für mich heißt, dass ich mir ein anderes Genre suchen muss, dass ich mich anpassen und verändern muss.
Anpassung und Veränderung ist keine schlechte Sache, denn mir scheint, das, was ich gerne mache, ist nicht das, was ich am besten kann.
Doch was kann ich besser???
Und worüber würdest du schreiben, wenn du dich in deinem Leben konkret und insgesamt gefangen fühlst? Wenn die, die du geliebt hast gestorben sind und wenn aufgrund dessen der Tod und auch Verlustangst ständig in Gedanken präsent sind?
Für mich ist es ganz natürlich solche kleinen Szenen zu beschreiben, doch wenn mein Leben einem Klischee entspricht, dann heißt das für mich, dass es so nicht weiter gehen kann.
Ich muss mich verändern.
Nun, diese Antwort war jetzt persönlicher, als ich es vorgehabt hatte.
Leichte Verbitterung ist leicht verwirrend.
 smile extra
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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag08.11.2011 14:59

von Alogius
Antworten mit Zitat

Ich glaube, du hast das missverstanden. Auf keinen Fall sage ich, dass niemand so etwas lesen will. Und ich spreche melancholischen oder depressiven Texten auf keinen Fall ihre Berechtigungen ab. Was ich auch nicht könnte, da meine eigenen Texte bisweilen auch eher düster sind, manchmal vielleicht auch (zu) sperrig.
Nur kann man natürlich auch einen solchen Text schreiben, ohne in ein Klischee zu fallen (überspitzt gesagt!) - was hier an manchen Stellen aus meiner Sicht passiert ist.

Ich antworte auch - kurz - persönlich: Was Ängste sind und anrichten können, weiß ich sehr gut (und ich glaube, vielen geht es so), ebenso was Verlust bedeutet.
Aus dem Grund möchte ich auch klarstellen, dass ich unter keinen Umständen dein Leben als Klischee bezeichnen würde. Ich habe mich ausschließlich auf den Text und seinen Stil bezogen.


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Belzustra
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Wohnort: Belgien


Beitrag08.11.2011 15:38

von Belzustra
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Lieber Alogius,

meine Annahme, dass solche Texte heute niemand mehr lesen möchte, beruhen keineswegs auf der Kritik, die ich hinsichtlich meines Textes hier erhalten habe.
Und ich bezeichne mein Leben als Klischee, weil es, wenn man es von Nahem betrachtet schlichtweg eines ist.

Hört sich fast an, als würdest du krampfhaft versuchen, dich zu verteidigen.
 smile extra
Glaub mir, du hast nichts falsches gesagt. Ich habe wohl nur zu allgemein geantwortet, denn meine Antwort hatte mit meinem Text und deiner Kritik nicht mehr viel zu tun.
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Alogius
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Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag08.11.2011 15:40

von Alogius
Antworten mit Zitat

Zitat:
Hört sich fast an, als würdest du krampfhaft versuchen, dich zu verteidigen


Nö, wollte nur nicht, dass du meine Kritik in den falschen Hals bekommst. Aber wenn sich das darauf nicht bezieht: okay.  Wink


_________________
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Prunkbold
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 35
Beiträge: 177



Beitrag16.12.2011 09:42

von Prunkbold
Antworten mit Zitat

Hallo Belzustra,

gefällt mir, gefällt mir,
eine philosophische als auch dynamische Schreibe, emotionsgeladen,
den Weltschmerz innehabend und und und.

Das ganze Szenario ließe sich sicher in einen Episodenfilm einbauen mit einer Farbpalette ala SinCity.
Nur so ne Anmerkung.^^

mit Grüßen, Dummbold
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Belzustra
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 38
Beiträge: 344
Wohnort: Belgien


Beitrag16.12.2011 13:16

von Belzustra
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hm, à la Sin City...
Das bringt mich auf ein paar Ideen. smile
Kannst du dich an die Szene erinnern, in der (ach wie hieß der nochmal?) dieser eine Typ in diese Öl/Sumpf Riesenpfütze sinkt und die Ninjabraut ihn rettet?  Sie hieß Miu oder so ähnlich und er hat sie einen Engel genannt.
Vielleicht sollte ich tatsächlich mal eine Geschichte schreiben, die Sin City ähnlich ist. Die müsste dann jedoch kontrastreicher und außergewöhnlicher sein, als diese hier.
Ich schweife vom Thema ab  lol
Ähm, ja also vielen lieben Dank für deine Anmerkung.
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