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Autor |
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halcyonzocalo
Einsamer Trancer
 Alter: 33 Beiträge: 1251 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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 28.11.2009 22:27 Wolkenläufer von halcyonzocalo
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Wolkenläufer
Ich lehne eine Leiter
an die fahle Hauswand.
Meine Tränen haben
die Farbe herausgewaschen.
Ich möchte in die Wolken klettern,
das Licht finden, welches ich
schon so lange nicht gesehen,
und auf dich herabblicken.
Ich kann dich nicht erreichen,
hier unten bin ich ein Gefangener.
Die Natur baut Mauern zwischen uns;
ein Labyrinth voller Hindernisse.
Doch droben muss ich erkennen,
dass ich auf Wattebäuschen gehe,
die mir die Sicht versperren.
Ich weiß nicht, wohin.
Deine Stimme jagt in mir hinauf
bis hinter die Augen;
sie läuft über meine Wangen
und regnet auf die Erde nieder.
Kälte und Leere umfassen mich,
doch ich kann nichts tun,
außer den Hoffnungskeim zu wärmen
und zu warten.
Warten,
bis die Wolken sich lichten
und ich zu dir
hinabsteigen kann.
Weitere Werke von halcyonzocalo:
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BlueNote
Stimme der Vernunft

Beiträge: 7670 Wohnort: NBY

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 29.11.2009 13:19
von BlueNote
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Hi!
Das Gedicht ist recht schön und wird mit Sicherheit viel Zustimmung erfahren. Diese fokusierte Sicht auf das eigene Innere wäre mir allerdings nur (einigermaßen) sympathisch bei einem noch sehr jungen Autor. Das Inkognito Posten zieht allerdings nach sich, dass der Text für sich alleine stehen soll und man sich nicht in die Denkwelt eines 16-jährigen hineinversetzen muss (falls der Autor in dieser Altersgruppe sein sollte).
So gesehen stören mich diese Tränen, die Kälte, die Leere etwas, die anscheinend einfach immer so im Raum stehen und vom Leser nicht weiter hinterfragt werden sollen. Mir ist das zu stereotyp. Die Leere muss auch nachvollziehbar sein für Menschen, deren Gefühlsleben gerade nicht durch pubertäre Entwicklungsschübe durcheinander gewirbelt wird. Die Tränen z.B., die auf die Erde regnen, sind schon etwas arg (zumal du ja davon schreibst, dass die "Stimme" bis hinter die Augen "jagt" und dann die "Stimme" auf die Erde regnet.). Der Protagonist bedauert sich für meinen Geschmack zu sehr selber (er hat das Licht schon so lange nicht mehr gesehen, der Arme!). Zusammengefasst: Es ist immer nur davon die Rede, dass jemand so endlos traurig ist (es wird be/geschrieben), der Leser wird aber in diese Gefühlswelt nicht mitgenommen. Es wird nichts beschrieben, das den Leser auch traurig macht. Deswegen wirkt der Text einseitig auf Leute, die eh schon voller innerer Leere sind (du verstehst?).
Ansonsten ist diese Aufwärts- und Abwärtsbewegung in dem Gedicht recht ansprechend, die Leiter, die fahle Hauswand etc. Aber all die Tränen und das etwas zu sehr in Szene gesetzte Selbstmitleid könntest du etwas reduzieren.
BN
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halcyonzocalo
Einsamer Trancer
 Alter: 33 Beiträge: 1251 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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 29.11.2009 16:47
von halcyonzocalo
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Hey BlueNote,
danke für deine ausführliche Kritik.
Du magst sicher recht haben, wenn du sagst, dass ich mit diesem Gedicht ein wenig "gezwungen" auf die Tränendrüse drücken möchte. Ich habe mich bemüht, den Kummer des LI's möglichst sensibel zu beschreiben, um dem Leser auch die Chance zu geben, sich ein Stück weit hineinzuversetzen.
Das Gedicht würde eigentlich eher in die Rubrik "Biografisches & Sonstiges" passen, da ich meine Gefühlssituation darin verarbeiten möchte. Wenn ich ehrlich bin, steckt hinter dem Gedicht eigentlich auch kein großer Aufwand (ich habe vielleicht 3-5 Minuten gebraucht). Aber dass dir das Grundbild mit dem Hinauf- und Hinabsteigen gefällt, freut mich.
Inkognito habe ich es eigentlich auch nur eingestellt, weil ich die Funktion mal austesten wollte.
Ich bin keine 16-Jährige.
Danke nochmal für deine ehrliche Meinung.
Gruß
halcyonzocalo
(Sebastian)
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Pütchen
Weltenbummler
 Moderatorin
Beiträge: 14542 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Bahamas
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 29.11.2009 17:05
von Pütchen
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Hallo Sebastian,
unabhängig davon, ob du eine 16-jährige bist oder nicht ...
Mir hat dies sehr gut gefallen. Ich finde die Bilder, die du zeichnest, sehr schön (was ja auch BlueNote schon angesprochen hat).
Natürlich drückt es vielleicht in bisschen auf die Tränendrüse, aber so sehr selbtmitleidig fand ich es eigentlich gar nicht, eher voll ungestillter Sehnsüchte.
Für mich ergibt sich ein stimmiges Bild - das Steigen auf die Wolken, herabblicken, verharren. Da passt auch das "Herabregnen auf die Erde" für mich dazu.
In einem muss ich BlueNote zustimmen. Man liest es wohl sicher anders, wenn man den Autor dahinter nicht kennt. Hätte ich vielleicht auch auf ein jüngeres Mädel getippt? Der Kummer ist geschlechts- und alterlos, das kann jeden treffen. Inkognito ist wohl schon ganz interessant
Auf jeden Fall hat es mich berührt
Liebes Grüßchen,
Pütchen
_________________ ****************************************************************
"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
**************************************************************** |
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halcyonzocalo
Einsamer Trancer
 Alter: 33 Beiträge: 1251 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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 29.11.2009 19:47
von halcyonzocalo
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Huhu Pütchen!
Schön, dass dir das Gedicht gefallen hat. Wenn ich mich an Lyrik versuche, dann ist das ergebnis oftmals bedrückend, depressiv und strahlt eine gewisse Sehnsucht aus. Wenn ich Probleme habe und es mir nicht gut geht, ist das die beste Möglichkeit für mich, das zu verarbeiten.
Interessant aber, dass ein Gedicht, oder ein Text allgemein, einen anderen Reiz hat, wenn man nicht weiß, wer dahinter steckt.
Nochmals danke und bis zum nächsten Forumstreffen.
Gruß
halcyonzocalo
(Sebastian [aber das weißt du ja ])
_________________ Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum. |
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Enfant Terrible
alte Motzbirne
 Alter: 29 Beiträge: 10245 Wohnort: München

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 27.12.2009 13:55
von Enfant Terrible
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Das Gedicht ist wirklich nicht schlecht. Es gibt keine größeren Ausreißer, alles ist sowohl metaphorisch wie sprachlich stimmig und glatt, liest sich leicht runter, man kann sich damit identifizieren.
Aber mir ist es genau deshalb doch eine Spur zu "glatt", zu oberflächlich, zu vorhersehbar. Die Metaphern entbehren einer wirklich tiefen Individualität, vielmehr werden hier Bilder bemüht, die man genauso bei einem Gedicht dieser Thematik erwarten würde - genau deshalb ist es so leicht und angenehm zu lesen, weil man sich trotz der starken Ich-Bezogenheit auf nichts wirklich Persönliches einstellen soll. Tränen, Mauern, Wolken, Kälte, Leere - das sind alles geläufige Formen, die mit eigenen Erfahrungen zu füllen du hier ein bisschen verpasst hast. Das finde ich schade, denn so vermisse ich doch ein Quäntchen Individualität. Damit meine ich keine ausgefallenen, hyperkomplizierten Metaphern (ist nicht jedermanns Sache) sondern einfach irgendein Merkmal, das dieses Werk von den vielen ähnlichen Kopien unterscheiden würde. Insofern ist die Zuordnung in die Teenie-Ecke zwar anmaßend, aber irgendwie auch nachvollziehbar - es gibt so viele ähnliche Gedichte.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Michael Lüttke Cholyriker
M Alter: 60 Beiträge: 643 Wohnort: Duisburg
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M 28.12.2009 00:49
von Michael Lüttke
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Nett, gängig geschrieben,
keinen großen Fehler, keine Ausbrüche,
keine Wunden, keine Überraschungen.
Glatt, sauber......langweilig.
Schade.
Es wäre mehr drin gewesen, wenn du dich nicht so verrant hättest, den Faden
des Verlierens und Findens etwas individueller gestaltet hättest. So hast du ein sprachlich einfaches, austauschbares Gedicht geschreiben, dass schon nächste Woche jeder vergessen haben wird.
Ich finde dein Talent eigentlich gut und ausbaubar.
Aber langsam frage ich mich, warum du nicht mal richtig was riskierst und mal einen echt authentischen Text raushaust.
Ich hoffe immer noch, bin eigentlich auch überzeugt, dass das passieren wird.
Solche Texte wie dieser hier werfen dich zurück.
Ehrlich!
Michael
_________________
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