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Mach mit: Hilf mir bei der Wahl des Titels


 
 
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Lia
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Beiträge: 106
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Beitrag20.12.2008 01:06
Mach mit: Hilf mir bei der Wahl des Titels
von Lia
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Hallo Leute,

ich habe nach langer Zeit mal wieder die Muse hier was reinzustellen...
Geschrieben habe ich Einiges nur fand ich alles was ich produzierte zu banal und nicht gut im Stil. Für den vorliegenden Text freue ich mich über eure Resonanz!!!  
Es soll eine Novelle werden...Meine erste...Natürlich nur wenn dieser erste Teil Anklang findet. Ich habe noch keine Idee wie es weitergehen soll, aber ich freue mich schon daran weiterzufeilen.
Beim Titel brauche ich eure Hilfe. Ich habe drei zur Auswahl und kann mich einfach nicht entscheiden.

1 Fließende Stadt
2 Matt ist der Mond im Winter
3 Wie ist das Wetter? Routine, Leben

Ich finde der zweite ist sehr poetisch, aber vielleicht könnte ich ihn als Metapher benutzen. Naja der dritte scheint eher "moderner". Er bringt Verwirrung, das kann vielleicht ganz spannend sein. Naja, je nachdem welchen Titel ich wähle wird die Geschichte eine völlig andere...

1. Teil


Heute ist die Luft dick wie Zuckerwatte. Nur nicht süß.
Die Stadt im stetigen Fluss scheint langsam durch die hutzeligen Giebelfenster auch in mein Bewusstsein zu fließen, zäh.
Ich meine zu wissen: an diesem Tag wird mich nichts tief berühren nur der Straßenlärm dringt aus der Ferne durch.

Irgendwie habe ich seit Tagen diesen bitteren Geschmack auf der Zunge. Ich wage keinen Zentimeter meines müden Körpers unter der Bettdecke hervor. So liege ich denn Sekunden oder sind es Minuten?
Träge schiele ich zur Uhr, um festzustellen, was ich bereits weiß: Es ist Zeit aufzustehen. Ich rolle mich widerwillig aus dem Bett.
Meine Knochen knacksen während ich mich ankleide.
Erst das Hemd, dann die Schuhe. Verdammt, die Hose muss vor den Schuhen…Ich hebe die Beine, sie sind aus Beton. ‚Wie ich die Routine hasse’ sage ich laut zu mir selbst und bereite mich gedanklich auf die Arbeit vor…

Kurz nach 8 haste ich zur Straßenbahn und erreiche mit ein bisschen Glück die 709 die mich direkt zum Dobbelplatz bringen wird. Erleichtert lasse ich mich auf den orangefarbenen Schalensitz nieder und nippe an dem Pappbecher mit brühendheißem Latte Machiato, den ich mir morgens im Cafe an der Ecke zubereiten lasse. Ich schließe die Augen um sie nach kurzer Zeit wieder auf das städtische Treiben zu richten. Dicke Schneeflocken kleben sich an die beschlagenen Scheiben die meisten aber schmelzen auf dem Asphalt. Wie Zuckerwatte auf der Zunge, denke ich. Verstohlen schaue ich mich im Abteil um. Beanzugte und Schüler, wie jeden morgen. Pubertierende mit Zahnspange neben Managern in Humphrey Bogart Mänteln. Mädchen mit Zöpfen, Hubabuba Kaugummi und Jungs mit Langhaarfrisuren. Mir gegenüber sitzt eine alte Frau, die ich noch nie in der Bahn gesehen habe. Sie fällt vollkommen aus der Reihe, so still und runzelig vor Alter. Sie trägt einen schwarzen Tuchmantel aus feinem Stoff und ihr Haar ist sehr kurz und grau. Ich frage mich wer sie ist und wo sie um diese Zeit wohl hingehen mag? Verlegen bemerke ich, dass sie mich ebenso mustert und richte meinen Blick verschämt zum Fenster. Ihr Spiegelbild, beugt sich langsam zu mir und sie sagt mit fester Stimme: „Kommen sie mit.“

Ihre Stimme ist sanft doch es klingt wie ein Befehl. Ein Befehl, dem man nicht widerstehen kann. Ich nicke treuselig und ärgere mich sogleich über meine gedankenlose Zustimmung. Stumm sitzen wir uns gegenüber. Der Straßenbahnfahrer läutet wild und ich werde durch eine Vollbremsung in den Sitz gedrückt. Die alte Frau scheint nicht im Geringsten davon tangiert. „Nächster Halt Dobbelplatz“. Ich mustere mein Gegenüber. Sie hat stets denselben Blick, fest und bestimmt, der mir zu sagen scheint: Ich werde früh genug Bescheid geben, hier ist es noch nicht. Dobbelplatz, wenn ich rechtzeitig zur Arbeit wollte, müsste ich hier aussteigen. Jetzt.

Ich tue es nicht. Die Bahn leert sich. Mädchen mit Zöpfen und Zahnspangen drängen sich in die eisige Luft und nehmen den Lärm mit. Ein paar Anzugträger bleiben sitzen, denn ihre Büros sind weiter außerhalb. Während den nächsten Halten leert sich die Bahn immer mehr und mir wird komisch zumute. Ich frage mich was ich hier mache und weiß keine Antwort darauf. Die Frau nickt mir gutgelaunt zu und scheint sagen zu wollen „Bleiben sie ruhig, ihre Geduld wird sich lohnen“.

Fortsetzung folgt

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DasProjekt
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Beitrag20.12.2008 04:35

von DasProjekt
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Hallo Lia,

ich habe mich durch deinen Text gearbeitet, und mein allererster Eindruck: Bemueht. Viiiiieeeeel zu bemueht. Du wirfst am Anfang mit ein paar Metaphern um dich, die mich denken lassen, entweder schreibst du normaleweise Lyrik oder du willst mit der Brechstange originell sein. Das ist schade, denn so etwas funktioniert nur, wenn du wenigstens auch die Kommaregeln beherrschst. Das klingt jetzt sicher sehr kleinkariert, dir gleich so blatant die Kommas um die Ohren zu hauen - aber wenn du derartige Bilder zeichnen wolltest, dann muss die Form stimmen, sonst stellst du dir selbst ein Bein.

Ein paar Gedanken zum Inhalt (weil ausser den Kommas sind mir Rechtschreibfehler keine ins Auge gehuepft).
Die Luft ist dick, aber eisig? Die beiden Gedanken wollen bei mir nicht zusammenpassen. Dicke Luft ist etwas Warmes, Waberndes.

"Knacksende" Knochen in einem kurzen Stueck, das vor Poesie "trieft", wirken eher komisch - aber nicht Comedy-komisch, sondern schlicht unfreiwillig komisch.

Bereitet dein Cafe den Macchiato (der wird mit 2 c geschrieben, auch wenn das Cafe selber den wahrscheinlich anders schreibt, die wissen sowas ja auch nie) wirklich zu? Meistens druecken die doch nur auf einen Knopf? Zubereiten klingt so, als wenn da ein schmucker Italiener eine Viertelstunde lang an dem Gebraeu zaubert und ihn dann in ein hochwandiges Gefaess aus dickem Glas geradezu hineinzelebriert. Den Eindruck willst du hier aber wahrscheinlich nicht wecken. Eilig im Vorbeigehen, im Pappbecher. Die "Zubereitung" muss da weg, die holpert.

Meintest du vielleicht "leutselig", als du "treuselig" geschrieben hast? Treuselig kenne ich nicht...

Leider ist auch deine Beschreibung der Mitfahrenden in der Bahn viel zu abstrakt. Sicher, du willst hier abstrakt. Es ist morgens um 8 und du bist muede, aber genau die Beschreibungen der Mitfahrenden ist deine Gelegenheit, ein bisschen Farbe ins Spiel zu bringen... und du laesst sie verstreichen. Pick dir ein paar Figuren raus, die anders sind als andere. Nicht nur die Omi.

Und was deine Titel angeht - keiner spricht mich an. Was bitte ist eine fliessende Stadt? Titel 2 ist Ausdruck deines Hangs zur bemuehten Poesie und klingt so schmalzig - ein Buch mit einem solchen Titel wuerde ich belaecheln und nicht mal naeher ansehen. Und mit Titel 3 - da haben dich wohl so Sachen wie "Wer bin ich? Und wenn ja wieviele" inspiriert. Aber nicht gut inspiriert. Titel, die Satzzeichen verwenden, muessen sehr ausgekluegelt herueberkommen, um zu wirken. Fuer unsereins am Beginn der "literarischen Strasse" (um auch mal zu metaphern) ist das noch ein Minenfeld, das es zu umschiffen geht.

Mein Fazit: Wenn du dich ein bisschen mit den Kommaregeln befasst, ein bisschen "direkter" schreibst und ein bisschen mehr Leben in deine Texte bringst, und dann vielleicht noch von der Ich-Perspektive loskommst, dann koennte was draus werden.
Viel Spass beim Weiterschreiben!


_________________
25. Mai 2017 - Kim Henry "Be Mine Forever"
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Gast







Beitrag20.12.2008 08:47
Re: Mach mit: Hilf mir bei der Wahl des Titels
von Gast
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Lia hat Folgendes geschrieben:
ich habe nach langer Zeit mal wieder die Muse hier was reinzustellen

Die Muse oder die Muße? Ich denke, Du meinst eher die Muße. Eine Muse ist eine Frau, die Dich inspiriert hat oder immer noch inspiriert. Ich glaube, die hast Du nicht hier ins Forum genagelt. Wink

Lia hat Folgendes geschrieben:
Geschrieben habe ich Einiges nur fand ich alles was ich produzierte zu banal und nicht gut im Stil.

Und vielleicht auch nicht gut bezüglich der Kommaregeln? Wo sind die Kommata hier im Text, der Deinen Text ankündigen soll? Wenn Du Sachen "zu banal" findest, dann solltest Du es auch banal finden (und peinlich für Dich), daß Du keine Kommata setzt. Denn wenn Du einen Anspruch ans Schreiben hast, der "Banales" ausschließt, solltest Du wenigstens die Rechtschreibung beherrschen, und die schließt Kommata ein.

Lia hat Folgendes geschrieben:
1 Fließende Stadt
2 Matt ist der Mond im Winter
3 Wie ist das Wetter? Routine, Leben

Da schließe ich mich Projekt an, keiner der Titel spricht mich an. Frag mal Krümel, wie sie immer ihre Titel findet. Sie hat oft tolle Titel.

Lia hat Folgendes geschrieben:
Heute ist die Luft dick wie Zuckerwatte.

Seit wann ist Zuckerwatte dick? Die ist doch sehr luftig, keine Spur von dick. Oder meinst Du eher voluminös?

Lia hat Folgendes geschrieben:
Die Stadt im stetigen Fluss scheint langsam durch die hutzeligen Giebelfenster auch in mein Bewusstsein zu fließen, zäh.
Ich meine zu wissen: an diesem Tag wird mich nichts tief berühren nur der Straßenlärm dringt aus der Ferne durch.

Sehr unentschlossen. Mal bemüht poetisch (nicht wirklich poetisch), dann wieder eher umgangssprachlich.

Und das gilt eigentlich auch für den Rest, für den ganzen Text. Und natürlich wieder fehlende Kommata.

Also: Noch mal drübergehen und bessermachen. In diesem Stil möchte ich lieber keine Fortsetzung lesen. Wink

Liebe Grüße
Angela
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Lia
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Beitrag04.01.2009 14:44
Mattmond
von Lia
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Hier die zweite Version + Anmerkungen!

- Poesie & Umgangssprache. Ich habe das nun so aufgelöst:
Diese seltsam poetischen Sätze sind das was die Protagonistin denkt. Aber du hast Recht, Projekt, es soll nicht schmalzig sein...

- Ja, die Zuckerwatte
Gemeint war: Zuckerwatte wie Nebel. So wie man die Wolken aus dem Flugzeug wahrnimmt. Dick wie Watte. Diese Metapher war mein Ausgangspunkt. Ich hoffe das kommt jetzt besser rüber indem ich es „undurchdringlich“??

- Die Kommas waren schon immer mein Schwachpunkt.
Nun habe ich mich mal durch die Selbsthilfe hier im Forum gewühlt und mir sogar ein Buch zur richtigen Kommasetzung gekauft. Ich hoffe, dass die zweite Version besser ist.

- Perspektive.
Nach ein paar Überlegungen habe ich entschieden, dass die Vergangenheit der Protagonistin in der  Ich Perspektive und die Gegenwart in der Allwissenden Perspektive geschrieben ist.

 Der neue Titel trifft ganz gut die Essenz der Geschichte, glaube ich…Und bei seiner Entwicklung kam ich auch mit dem Handlungsstrang weiter.


DANKE FUER EURE HILFE, die Geschichte ist nun viel besser, finde ich!!! Freue mich über weitere Verbesserungsvorschläge!
Der Titel ist nun Mattmond, der Sinn des Titels wird sich im Laufe der Novelle erklaeren...

Soll ich dazu eigentlich einen Thread aufmachen? Macht man das dann erst spaeter, oder lieber jetzt?



Mattmond
Teil 1. Matt ist der Mond im Winter



„Warum ist der Mond so matt?“ fragte ich in die kalte Nachtluft und meine Worte formten weiße Wölkchen.
Wir saßen auf dem Dach von Biles Haus in Decken gehüllt und schauten in den Himmel.  
„Findest du?“ fragte Bile.  
Biles richtiger Name war einmal Sibylle. Nun stand er nur noch auf dem Ausweis.
Ein Tag vor ihrem zwölften Geburtstag kamen Biles Eltern bei einem Autounfall ums Leben. Sie waren auf dem Weg in die Stadt, um Geschenke zu holen. Es war ein Zusammenstoß mit einem LKW. Beide starben noch am Unfallort.
Bile kam ins Heim.
Sie litt unter einem Schock, sprach ein Jahr kein Wort, aß kaum und schlief keine einzige Nacht durch. Nach diesem Jahr nannte sich Sibylle nur noch Bile, wie französisch für Zorn und Galle. Das hatte sie aus dem Langenscheidt, und sie fand französisch elegant. Sie war wütend auf die Ungerechtigkeit des Lebens. Wütend auf die Idioten, die auf der Autobahn zu schnell fuhren. Manchmal war sie ohne Grund wütend auf alles. Der plötzliche Tod ihrer Eltern hatte sie verändert. Bile war furchtlos geworden.

Bile zog in meinen Ort und ging wieder zur Schule.
Wir verstanden uns auf Anhieb, als sie in meine Klasse kam und verstanden  
Das Haus auf dessen Dach wir nun saßen war von Biles Tante.
„Weißt Du“, sagte Bile „seit ich bei Tante Hilde wohne, ist alles besser.“ sie lächelte und ich umarmte sie stumm.

Tante Hilde ließ Bile viele Freiheiten.
Dass wir ihr jetzt sozusagen aufs Dach stiegen, wusste sie allerdings nicht.
„Weißt Du“, beharrte ich wahrend ich mich aus der Umarmung löste,
„im Winter ist der Mond matt.“
„Matter als im Sommer?“, fragte Bile ungläubig.
„Ja“ entgegne ich.

Wir saßen einige Augenblicke nebeneinander und bewunderten den Sternenhimmel.
Bis Bile aufstand und anfing auf dem Dachfirst zu balancieren. Sie sang dabei „You can get it if you really want. You can get it if you really want, but you must try, try and try, you’ll succeed at last”.
Ich traute mich nicht auch nur irgendetwas zu sagen, aus Angst sie könnte erschrecken und runterfallen. Deshalb saß ich nur stumm da und hielt die Luft an.

Lotte blinzelt, dreht dem Fenster den Rücken zu - ‚Die Luft ist wie Zuckerwatte, nur nicht süß’, denkt sie im Halbschlaf.

Nebel hat sich auf den Asphalt gelegt.
Der Straßenlärm dringt aus der Ferne durch und bahnt sich seinen Weg in Lottes Ohr.
‚Zäh’, denkt sie, „zäh“ und gähnt laut.
Lotte weiß, dass dieser Tag ohne besondere Ereignisse vorüberziehen wird - Zumindest glaubt sie das zu wissen.

Seit Tagen hat sie einen bitteren Geschmack auf der Zunge.
Sie tastet das Nachtkästchen ab und stößt auf einen ihrer Notfallkaugummi.  
„Iuuuh kalt“, findet sie und zieht ihren Arm zurück unter die Decke, schiebt sich den Kaugummi mit Erdbeergeschmack in den Mund.
So liegt sie denn kauend und denkt über den Mond im Winter nach und den Abend mit Bile auf dem Dach ihrer Tante Hildes Haus.

Träge schielt sie zur Uhr, um festzustellen, was sie bereits weiß:
‚Es ist Zeit aufzustehen’.
Lotte rollt aus dem Bett, verlagert ihr Gewicht zuerst auf den rechten Fuß, dann auf den linken, um schließlich zum Kleiderschrank zu wanken.   
„Heute Blümchen?“ fragt sie die Reihe Drahtkleiderbügel und greift zielstrebig nach einem Hemd mit grafischem Blumenmuster. Erst das geblümte Hemd, dann die grünen Turnschuhe.
‚Verdammt die Hose muss vor den Schuhen’.
Lotte hebt die Beine nacheinander an. „Wie Beton“, sagt sie zu den Beinen und „Routine“,
schnaubt sie die Füße an.
Sie entscheidet anstatt der Hose den dunkelgrauen Rock mit den weißen Saumrüschen über die Schuhe zu ziehen. ’So geht’s auch’ freut sie sich über den Trick und lächelt. Waehrend sie die Zähne putzt, bereitet sie sich gedanklich auf die Arbeit vor.

Kurz nach acht hastet Lotte in ihrem Wollmantel zur Straßenbahn und erreicht mit ein bisschen Glück die 709, die sie pünktlich um zwanzig nach acht zum Dobbelplatz bringen wird.
Erleichtert lässt sie sich auf den orangefarbenen Schalensitz fallen, zupft ihren Rock zurecht und nippt an einem Pappbecher mit schaumigem Latte Macchiato. Für ihr Lieblingsgetränk hat sie die Bahn schon ein paar Mal verpasst. Doch heute hatte sie glueck.
Sie nimmt einen kräftigen Schluck Kaffee und schließt entspannt die Augen  
‚Sommer’, seufzt sie innerlich und erinnert sich an die Tage, an denen es kaum dunkel zu werden schien und sie bis spät in die Nacht im Eckcafe saß.
Mit Bile.

Als sie die Augen wieder öffnet, ist die Bahn drei Haltestellen weiter und der Nebel hat sich fast vollständig verzogen. Nun kleben sich dicke Schneeflocken an die beschlagenen Scheiben. Die meisten aber schmelzen ungesehen auf dem Asphalt. Als die Bahn hält beobachtet Lotte, wie sich die Schneeflocken auf die Menschen legen. Einem Mann klebt sich eine Flocke direkt auf die Wimper. Er zwinkert. Die Wartenden drängen in die Bahn. Der Mann lässt ein Mädchen vor und steigt dann selber ein. Die Bahn ist so voll, dass er mit ein paar anderen stehen muss.
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femme-fatale233
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Beitrag04.01.2009 17:31

von femme-fatale233
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Hallo Lia!
Ich habe sowohl die neue als auch die alte Version deines Textes gelesen. Folgendes ist mir aufgefallen:
1. Die erste Version war weitaus schmalziger als di zweite, hier ,denke ich, war es gut, dass du etwas verändert hast.
2. Die Perspektive des ersten Textes gefällt mir besser als die des zweiten. In der neueren Versionen ist das für den Leser zum Einen etwas verwirrend und zum Zweiten wirkt der Teil, den du in der allwissenden Perspektive geschrieben hast, auf mich total unwirklich und unpersönlich.
3. Der Versuch die gewollte Poesie aus Version 1 in Version2 in Gedanken umzuformulieren, ist dir leider nicht wirklich gelungen. So denkt niemand morgens, KURZ NACH DEM AUFSTEHEN.

Lg, femme-fatale233
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Lia
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Beitrag04.01.2009 20:32

von Lia
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Liebe Femme fatale,

danke fuer deine Kritik! Ich weiss jetzt nicht, wie ich weitermachen soll...

Mmh.

Ne Nacht drueber schlafen??

Das es unpersoenlich wirkt ist teils gewollt...
Kann ich das nicht spaeter aufloesen - auch den Perspektivwechsel?
Oder hast du vielleicht einen Tipp wie ich den Uebergang besser machen kann?? Waere sehr dankbar fuer einen Rat.
Dieses unpersoenbliche soll widerspiegeln, dass Lotte depressiv ist, vielleicht muss ich das anfangs erlaeutern??
Oder anders uimschreiben.

kennst du das nicht morgens???...Ich meine es kommen einem doch komische Bilder in den Sinn...So im Halbschlaf...
Vielleicht schreibe ich das um. Wie waers mit:
Der Himmel ist eine einzige Wolkendecke. Lotte muss unwillkuerlich an Zuckerwatte denken. Sie blinzelt kurz und dreht dem Fenster den Ruecken zu."Nicht suess" urteilt sie ueber die Wolkendecke, sie sich scheinbar weiter zuzieht.   


Bin verunsichert. Was ist das groessere Problem die Perspektive
Oder die unpersoenliche Art??
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DasProjekt
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Beitrag05.01.2009 04:15

von DasProjekt
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Hallo Lia,

ich muss mich da leider regelrecht durchquaelen.

Du verlangst schon auf diesem kurzen Stueck viel zuviel von mir als Leser. Erst im Ich und Vergangenheit, dann im allwissenden mit Praesenz, und beides hintereinandergeklebt und ohne aufatmen... das geht in meinen Augen nicht.

Leg dich doch fest. Warum MUSS es denn unbedingt eine Ich-Perspektive haben? Warum MUSS es den unbedingt teils in der Vergangenheit und teils in der Gegenwart geschrieben sein?
Mach es dir (und nicht vergessen: dem Leser) doch einfacher, nimm EINE Zeitform (idealerweise Vergangenheit, Gegenwart finde ich laestig, das ist aber eine persoenliche Vorliebe...), und wechsel die Perspektivpunkte zwischen Personen, aber bitte ohne eine Ich-Perspektive dabei.

Gegen viele Dialoge habe ich nichts. Ich bin ein Dialog-Fetischist. Ich muss mich selbst zusammenreissen, meine Leute nicht ununterbrochen labern zu lassen. Aber was deine Figuren hier einander zu sagen haben, reisst mich so gar nicht mit. Soll das der Anfang einer Geschichte sein? Ich sehe keinen Aufhaenger, und ich sehe auch die Figuren nicht vor mir. Und peng!, schon siehst du mich querlesen, weil da kein Satz ist, der mich reinzieht.
Das ist wie wenn man Eisschwimmen geht, aber jemand hat vergessen, vorher mit dem Eispickel ein Loch in den dick zugefrorenen See zu hacken, und nun steh ich da und komm nicht rein und friere mir den A... ab... kann aber nicht sagen, dass die Vorstellung, Eisschwimmen zu gehen, mich inspiriert, selber den Eispickel in die Hand zu nehmen - da geh ich lieber heim, wo ein gemuetliches Kaminfeuer lodert. Verstehst du, was ich meine?

Und ich weiss, ich kann nur meckern, aber: Mattmond? Was soll das denn sein? Vorschlag zur Guete: Such dir einen sogenannten Arbeitstitel, unter dem du deine Geschichten abspeicherst und auch hier einstellst, den du aber nicht zwangsweise beibehaeltst, (schreib dazu, dass es ein Arbeitstitel ist), und mach dir dann um den eigentlichen Titel der Geschichte am Ende Gedanken, wenn deine Geschichte "fertig" ist. Ich hab ein bisschen den Eindruck, dein Hauptaugenmerk im Moment liegt darauf, einen "sweep me off my feet" poetischen Titel zu finden, anstatt deinen Figuren Plastizitaet zu geben. Das ist - so wie ich das Schreiben kenne - so, als ob man versucht, die Kuh von hinten zu fuettern. (Erfahrungswerte: Ich hab das frueher auch so gemacht. Viel zu viel Energie darauf verschwendet. Jetzt hab ich einen Arbeitstitel gewaehlt - der moeglicherweise auch der eigentliche Titel wird, aber da bin ich nicht festgelegt - und verschiebe meine Energien dorthin, wo sie gebraucht werden - auf die Figuren und auf den Plot.)

Bist du sicher, dass du meine Kritiken auch weiterhin haben willst?  Wink


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25. Mai 2017 - Kim Henry "Be Mine Forever"
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Lia
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Beitrag05.01.2009 13:05

von Lia
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Hallo Projekt,

ja ganz sicher will ich Kritik! Natuerlich ist es erst mal hart so verissen zu werden. Kritik bringt mich auf Dauer weiter. Hoffentlich Very Happy

Es ist meine erste laengere Geschichte also...Ich probier den Anfang nochmal in der dritten Person.
Du hast mich uebrigens durschschaut, ich denke zu lange ueber den Titel nach, das haelt auf. Ich habe also gelernt: Der Titel kann bis zum Ende warten Idea

Danke
Lia
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DasProjekt
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Beitrag05.01.2009 13:18

von DasProjekt
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Verriss?
Du solltest mich mal ueber Harry Potter herziehen hoeren!

Das ist lediglich die Einschaetzung, wie dein Text auf mich wirkt - du wolltest es ja haben!  Wink

(Ich geh jetzt erstmal meinen Goldfischen im Gartenteich etwas Luft verschaffen... verflixt wo ist der Eispickel?)


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Beitrag05.01.2009 13:28

von femme-fatale233
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@Projekt
Fisch haben mit Eis meistens kein Problem, wenn oben der Teich zufriert dann leben die unten im wärmeren Wasser smile
@Lia
Bin gespannt auf Version3
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DasProjekt
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Beitrag05.01.2009 13:30

von DasProjekt
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Hallo femme,

ich hab immer ganz gern ein Luftloch (und Fischlis bestaetigen mich, sobald das Loch geschlagen ist, haengen sechs orangefarbene Maeulchen dran und ziehen den Sauerstoff, und die anderen sechs warten schon dahinter - kann den Teich von hier aus im Blick und das Spiel ist schon wieder zugange!).


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Lia
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Beitrag06.01.2009 01:01

von Lia
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Hey ihr macht mir Mut,

habe mich heute allerdings erst mal auf eine andere Geschichte konzentriert.
Eine Schreibuebung Embarassed "life changing". Naja die ist nicht so wirklich was geworden. Aber ich hoffe ich bekomme bei den Uebungen Inspiration.

Projekt ist das wirklich so mit den Fischen? Das klingt wie eine ganze Wissenschaft.
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