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renateottilie Gänsefüßchen
R Alter: 80 Beiträge: 16 Wohnort: 27574 Bremerhaven
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18339
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29.12.2008 12:38
von MosesBob
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Hallo renateottilie!
Dein Gedicht gefällt mir leider weder inhaltlich noch handwerklich.
Inhaltlich sind mir die Worte zu gewöhnlich, die Bilder zu langweilig. Besonders die erste Strophe hat es ganz schlimm erwischt: Gestutzte Flügel, wo man doch so hoch und weit fliegen wollte, ungenutzte Träume, ... Das könnte auch eine Strophe aus einem Andrea-Berg-Lied sein, ohne der guten Frau zu nahe treten zu wollen: Es reimt sich, aber bis hin zur Lyrik sind es noch ein paar Horizonte. Hier fehlt mir eindeutig die Frische.
In der zweiten Strophe finde ich zwar den Schlenzer vom Morgen zum Abendgesang interessant, in der Umsetzung aber missglückt, was nicht zuletzt auf den eher zweckmäßigen Reim von "sang" auf "Gesang" zurückzuführen ist. Überhaupt finde ich die Reime in deinem Gedicht wenig ansprechend. Sie überraschen mich nicht, wirken pflichtbewusst doch wenig motiviert. Darüber hinaus reimst du in den ersten beiden Strophen noch von Zeile 2 auf 4, in der dritten Strophe aber plötzlich von Zeile 2 auf 3 und innerhalb der vierten Zeile sogar zweimal. Dieser jähe Umbruch kommt willfährig und völlig unbegründet. Danach bricht das Format des Gedichts endgültig in sich zusammen und splittert.
Eine schöne Stelle habe ich trotz allem gefunden: "Wir nehmen uns das Lachen aus dem Mund." - Ein kleiner Lichtblick, schön melancholisch.
Fazit: Inhaltlich zu mau, handwerklich zu inkonsequent und launisch.
Beste Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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renateottilie Gänsefüßchen
R Alter: 80 Beiträge: 16 Wohnort: 27574 Bremerhaven
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18339
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29.12.2008 15:01
von MosesBob
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Hallo Renate!
Ich habe nichts gegen verschiedene Geschmäcker, ganz im Gegenteil, und auch die bettelarme Kunst, die häufig dann ins erste Glied geschubst wird, wenn sich die geschmackliche Schere knirschend bis zum Spagat auseinanderspreizt, wird mit Sicherheit ihre Berechtigung haben. Allerdings halte ich es in diesem Fall für äußerst riskant, mit unterschiedlichen Geschmäckern oder gar mit Kunst zu argumentieren (was leider sehr häufig vorkommt). Nicht alles ist Kunst und Geschmack. Vieles ist auch Schweiß und Arbeit, Mühe und Geschick, glückliche Händchen und zerbrochene Köpfe.
Dass das Gedicht spontan entstanden ist, wie du schreibst, ist schön und gut. Aber wäre es nicht reizvoll, aus dieser spontanen Idee etwas zu erschaffen, dass mehr ist als nur Spontanität? Ein Beispiel: In meiner Kindheit habe ich auf unserem Hof einstöckige Hütten, kindsgroß, aus Brettern gezimmert. Krumme, rostige Nägel, überstehendes Bretterzungen, Splitter, reihenweise verkloppte Krampen und Metallwinkel. Da also stand das Ding nun, einer spontanen Idee entsprungen. Sogar eine Dachluke habe ich eingebaut, weil Opa zufällig eine auf dem Dachboden rumliegen hatte. Aber: War ich damit zufrieden? Nein! Das Ding sollte schließlich auch optisch einigermaßen was hergeben, ich wollte mich darin wohlfühlen, und wenn ich schon eine Dachluke hatte, dann sollte das Dach bitteschön auch begehbar sein. Also kamen der Feinschliff und die Renovierarbeiten.
Ich denke, wenn eine spontane Idee es wert ist, einem Publikum präsentiert zu werden, mit der festen Absicht, Kommentare darauf zu erhalten, sollte das Gerüst stabil, der Innenraum eingerichtet und das Dach begehbar sein.
Ich wünsche dir auch einen guten Rutsch,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
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(Sir Peter Ustinov)
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(Laotse) |
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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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29.12.2008 15:12
von femme-fatale233
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MosesBob hat Folgendes geschrieben: | Allerdings halte ich es in diesem Fall für äußerst riskant, mit unterschiedlichen Geschmäckern oder gar mit Kunst zu argumentieren (was leider sehr häufig vorkommt). Nicht alles ist Kunst und Geschmack. Vieles ist auch Schweiß und Arbeit, Mühe und Geschick, glückliche Händchen und zerbrochene Köpfe.
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Ich muss Moses zustimmen, nicht alles was sich Kunst nennt ist es wirklich. Womit wir wieder einmal bei der Frage angelangt sind: Wer entscheidet eigentlich was Kunst ist? Dass die Mona Lisa, Faust oder die Mondscheinsonate Kunst sind, dass wird mir niemand absprechen und es ist zum Teil auch deswegen Kunst weil es handwerklich gut gemacht ist. Handwerk und Kunst als eines zu sehen wäre falsch, aber sie wie du von einander zu trennen...
renateottilie hat Folgendes geschrieben: | Ja so ist das Leben ,und so ist die Kunst..
Der eine mag es, der andere nicht.
Das kann schon sein das mein Gedicht ( handwerklich) nicht gut ist.
Aber was hat das mit Handwerk zu tun.
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....das funktioniert nicht
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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29.12.2008 16:00
von Brynhilda
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Hallo RenateOttilie!
Ich finde das Gedicht eigentlich sehr schön.
Es ist in einer schönen, angenehmen Sprache verfaßt, und auch inhaltlich spricht es mich an.
Die Reime, nunja, sind allerdings wirklich nicht gut gelungen.
Versuch doch einmal, daß Gedicht neu mit einem bewußten Verzicht auf die Reime zu verfassen.
Ich versuche mich mal bastelnderweise an deinem Text.
Zitat: | Was ist aus uns nur geworden?
Wir wollten so hoch hinauf fliegen,
doch unsere Flügel
sind zerbrochen?
Wo ist das Lied geblieben,
das ich morgens noch sang?
Manchmal meine ich, es zu hören
in den langen Liedern der Nacht.
Wir ersticken
an unserem letzten Lachen.
Die Erde - ein Labyrinth,
in dessen Ecken wir uns verbergen.
Wir sind allein,
auch wenn wir beisammen sind.
Lass die Zeit nicht länger verrinnen
Wir könnten unsere verlorenen Träume wieder finden |
Nun, das ist auch noch nicht das Gelbe vom Ei. Ich wollte dir dadurch nur zeigen, was ich meine.
Viele Grüße,
Brynhilda
Lass uns noch einmal von vorne beginnen
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