18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Alles wirkt unpassend!


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
AutorNeuling
Schneckenpost
A


Beiträge: 5



A
Beitrag31.10.2023 22:15
Alles wirkt unpassend!
von AutorNeuling
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo, bin neu hier. Keine Ahnung, ob es euch gefällt. Hier ist ein kleiner Auszug von meinem Geschriebenen. Würde mich auf Feedback freuen.

„Wo ist er?“, schrie er mit lauter Stimme in den langen Flur hinein.

Ein Mann mit weißem Kittel kam ihm mit gezieltem Schnellschritt entgegen und packte ihn mit einer intensiven Umarmung. Beide kannten sich. Sein Sohn war ein guter Freund von ihm.
Mit aller Kraft versuchte sich der Junge loszureißen bis er vor lauter Tränen in sich zusammenbrach und zu Boden zu gehen drohte. Der Mann, auf dessen Namensschild „Doktor Borchert“ geschrieben stand, hielt ihn mit beiden Armen fest. Er konnte spüren, wie sich die Finger des Jungen in seinen Rücken bohrten.

„Es tut mir Leid.“

Obwohl das Verhältnis zerrüttet war, wusste der Mann, dass dem Jungen viel an seinem Vater lag.  Allgemein die Beziehung zu seinen Eltern und seinem Bruder war nicht die Beste. Sein Vertrauen gehörte nicht ihnen, was sie sehr zu schaffen machte. Dennoch kam er gut mit ihnen aus, sie waren eben eine Familie. Man musste sich respektieren.

„Kann ich ihn nochmal sehen?“, sprach der Junge losgelöst von seinen Armen mit einer gefassten, aber erwachsenen Stimme, während sein Blick in die Augen des Arztes wanderte.

„Willst du nicht noch auf deine Mutter warten?“

„Nein. Ich möchte es alleine machen.“
Der Junge wollte es in aller Ruhe machen. Wollte nicht so gesehen werden, wollte keine Schwäche zeigen vor seiner Mutter, vor niemandem.

„Ja. Dann komm.“

Der Mann begleitete ihn zu dem Zimmer und lies die Schwestern dieses räumen. Innerlich war der Junge zerbrochen. Ihm war bewusst, was passiert war. Diese Gedanken waren nicht greifbar für ihn – konnte sie nicht fassen. Wie sollte er auch? War es schließlich sein erster richtiger Verlust dieser Art.
Mit einem tiefen Seufzer betrat er den Raum und schloss die Tür mit aller Sorgfalt. Der Junge wollte die Ruhe des Moments wahren, seinen Vater friedlich verabschieden und gehen lassen.
Noch immer besaß er die Hoffnung, dass alles nur ein schlechter Scherz war und sein Vater im nächsten Augenblick aufwachte.

„Hi Dad. Wie geht’s dir?“, sprach er schluchzend in der angenehmen Stille.

Er führte seine Hand an die Wange seines Vaters und spürte die leichte Wärme des Körpers. Sein Daumen ließ er über einen Teil des Gesichts fahren. Einige Minuten hielt der Junge inne und musterte die blasse Haut.
Seine Gedanken waren nichtssagend, sein Kopf war leer. Wie sollte es weitergehen?
Der Junge nahm einen leichten Lichtstrahl wahr, der den Raum erhellte, wodurch er sich für einen kurzen Augenblick von seinem Vater abwandte. Er sah, wie seine Mutter durch die Tür trat, dahinter folgte sein Bruder.

„Oh, Lewin“, ertönte sanft-traurig.

Lewin deutete mit einer Geste an, dass niemand reden sollte. Er wollte die Stille beibehalten.
Die einzigen Töne die aufkamen, waren die Tränen der Trauer seiner Mutter, welche er nun fest in den Armen hielt.
Sein Bruder ging mit langsamen Schritten an ihnen vorbei, mit einer leichten Berührung an der Schulter zeigte er seine Zuneigung und setzte sich auf den Stuhl am Bett. Ohne eine Regung saß sein Bruder da, starrte auf seinen Vater. Er war eigentlich die Person, welche große Gefühle zeigte. In diesem Moment schienen die Rollen jedoch vertauscht.
Runterschlucken und weitermachen war Lewins Motto in solchen Situationen, aber diese Umarmung war anders, anders als die anderen Erlebnisse. Er fühlte sich wie ferngesteuert, er fühlte sich von etwas Unbekannten gelenkt. Es sagte ihm, dass ihn seine Mutter brauchte.
In der Stille des Zimmers verharrten sie, während sein Bruder nun sanft die Hand seines Vaters streichelte, als wollte er den letzten Hauch von Wärme und Leben in sich aufnehmen. Die Tränen, die seine Wangen benetzten, wurden von allen stillschweigend geteilt. Die Zeit schien stillzustehen.
Langsam lösten sich die Beiden voneinander und Lewins Mutter trat an das Bett.

„Jakob, kannst du bitte aufstehen“, flüsterte sie leise.

Kopfnickend stand Jakob auf und sagte mit brüchiger Stimme: „Danke Dad, ich werde immer stolz sein, dein Sohn gewesen zu sein.“ Dabei sah er seinen Vater mit leerem Blick an.

Lewin deutete mit seinem Kopf auf die Tür, um Jakob zu signalisieren, dass ihre Mutter alleine sein soll.

„Mach's gut, Dad. Du wirst immer in unseren Herzen bleiben“, sprach Lewin und verließ hinter Jakob den dunklen Raum.

Niemand war auf dem Flur zu sehen, wodurch sie sich nicht gestört fühlten und sich innig umarmten.
Weder Jakob noch Lewin sprachen ein Wort bis ihre Mutter durch die Tür trat und beide mit ihren Armen umschlang.  

Sie nickte und lächelte trotz ihrer Tränen. „Wir werden das zusammen durchstehen.“

Im selben Moment blinkte Lewins Handy auf. „Es ist vorbei. Check es endlich.“ stand dort in eindringlichen Worten als Antwort geschrieben.
Lewin holte tief Luft. Es konnte nicht unpassender sein. Aber er wollte und durfte sich nichts anmerken lassen. Einerseits wussten seine Mutter und Jakob über den Streit über die letzten Wochen und Monate zwischen ihnen nicht Bescheid. Und andererseits wollte er zu 100 Prozent bei seiner Familie sein, wollte seine gesamte Kraft für sie aufopfern.
Er musste es verdrängen, was auch dazu führte, dass sein Bruder, seine Mutter und er sich lösten, da er zur Heimkehr aufforderte. Denn zuhause konnte er sich mehr ablenken.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2293
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag01.11.2023 04:18

von Pickman
Antworten mit Zitat

Hi AutorNeuling,

vielen Dank für Deinen Einstand. Der Titel hat mich neugierig gemacht.

Dann wollen wir mal.

"schrie mit lauter Stimme" - Das Adjektiv würde ich streichen. Beim Schreien ist die Stimme meistens laut.

"kam ihm mit gezieltem Schnellschritt entgegen" - Was ist denn ein gezielter Schnellschritt? Wenn Du meinst "eilte ihm entgegen", dann schreib das ruhig auch.

"Sein Sohn war ein guter Freund von ihm" - Das Adjektiv braucht keiner. Und wessen Sohn ist ein Freund von wem? Die Bezüge sind unklar.

"vor lauter Tränen in sich zusammenbrach" - "vor lauter" impliziert eine Kausalität. Er wird aber kaum wegen der Tränen zusammengebrochen (nicht "in sich zusammengebrochen") sein.

Das war's erst mal. Ich hoffe, mein Genörgel hat Dir etwas geholfen.

Cheers

Pickman


_________________
Tempus fugit.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Arminius
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1239
Wohnort: An der Elbe


Beitrag01.11.2023 10:02

von Arminius
Antworten mit Zitat

Guten Morgen,
Deine Geschichte (ein Ausschnitt?) beschreibt eine der heikelsten und emotionalsten Situationen, die ein Mensch erleben kann. Im Kern hast Du sie gut beschrieben. Einige Formulierungen sind, wie Pickman bereits angemerkt hat, nicht ganz treffsicher. Worüber ich gestolpert bin:

packte ihn mit einer intensiven Umarmung Das beißt sich. Jemanden umarmen und jemanden packen sind von der Intention her zu unterschiedliche Aktionen.

Sein Vertrauen gehörte nicht ihnen, was sie sehr zu schaffen machte. Ein falscher Relativsatz.

Man musste sich respektieren. Das klingt sehr nach Zwang und passt nicht gut zu dem guten Einvernehmen. Man respektierte sich.

Die einzigen Töne die aufkamen, waren die Tränen der Trauer seiner Mutter Tropfen sie hörbar auf den Boden? Oder meinst Du ihr Schluchzen?

Die Tränen, die seine Wangen benetzten, wurden von allen stillschweigend geteilt Das verstehe ich nicht.

„Danke Dad, ich werde immer stolz sein, dein Sohn gewesen zu sein.“ Ist er es jetzt nicht mehr?

Er führte seine Hand an die Wange seines Vaters und spürte die leichte Wärme des Körpers. Sein Daumen ließ er über einen Teil des Gesichts fahren. Daumen hoch Hat mir am besten gefallen.

Die Zeichensetzung ist hier und da noch etwas unsicher.
Vielleicht kannst Du mit meinem Senf etwas anfangen.
Arminius


_________________
A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life (Frank Zappa)
Information is not knowledge. Knowledge is not wisdom. Wisdom is not truth. Truth is not beauty. Beauty is not love. Love is not music. Music is the best (Frank Zappa)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
AutorNeuling
Schneckenpost
A


Beiträge: 5



A
Beitrag01.11.2023 18:38

von AutorNeuling
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für euer Feedback. Ich werde versuchen, es zu verbessern.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AutorNeuling
Schneckenpost
A


Beiträge: 5



A
Beitrag01.11.2023 18:41

von AutorNeuling
pdf-Datei Antworten mit Zitat

[quote="Arminius"]
Deine Geschichte (ein Ausschnitt?)

Ja, es ist ein Ausschnitt. Wieso fragst du?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Arminius
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1239
Wohnort: An der Elbe


Beitrag01.11.2023 19:20

von Arminius
Antworten mit Zitat

[quote="AutorNeuling"]
Arminius hat Folgendes geschrieben:

Deine Geschichte (ein Ausschnitt?)

Ja, es ist ein Ausschnitt. Wieso fragst du?

Sorry, ich hatte das mit dem kleinen Auszug überlesen.


_________________
A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life (Frank Zappa)
Information is not knowledge. Knowledge is not wisdom. Wisdom is not truth. Truth is not beauty. Beauty is not love. Love is not music. Music is the best (Frank Zappa)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Feedback
Wie wirkt diese Landschaftsbeschreibu...
von BerndHH
BerndHH Feedback 50 26.03.2024 08:11 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Ideenfindung, Recherche
wie schnell wirkt Alkohol?
von gold
gold Ideenfindung, Recherche 22 16.12.2023 10:34 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Feedback
Alles Klar
von Janus
Janus Feedback 0 30.11.2023 19:27 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Eure Gewohnheiten, Schreibhemmung, Verwirrung
Denkt ihr auch manchmal (oder oft?) b...
von Zimu
Zimu Eure Gewohnheiten, Schreibhemmung, Verwirrung 55 13.01.2023 04:53 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Postkartenprosa
und alles, was du sagst ...
von fabian
fabian Postkartenprosa 25 20.11.2022 21:00 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung

von V.K.B.

von Lapidar

von i-Punkt

von Kojote

von Ralphie

von ELsa

von Jarda

von Noelia

von hobbes

von Berti_Baum

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!