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fabian
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 614



Beitrag12.12.2022 16:40

von fabian
Antworten mit Zitat

Erstmal vielen Dank an alle, die sich geäußert haben. Dem Text also Zeit und Mühe gewidmet haben.
Den Sechsen, die gepunktet haben natürlich noch ein Extra-Dankeschön.

Der Text gehört zur bildbasierten Aufgabenstellung.
Er soll sich auf eine Bildvorgabe beziehen und es soll im weitesten Sinne um Schätze gehen.
Lina kommt nicht vor.
Beide Vorgaben sehe ich als klar erfüllt an, es wundert mich, dass dann aber doch recht viele ihn der textbasierten Lina-Vorgabe zuordnen.

Ein Brief als Erzählung. Ein einziger Sprechakt, der alles transportieren muss. Ein konkreter Adressat, der form- und kontextgerecht angesprochen werden muss. Ein Monolog, denn das angesprochene Gegenüber ist ja nicht gegenwärtig, es existiert in diesem Moment nur als Bild, als Vorstellung. Es gibt keine Handlung, nur das Ergebnis dieses Sprechaktes: einen Brief.

A schreibt an B.
A argumentiert nicht (die Ausnahme: du solltest an meiner Stelle sein), A zeigt sich B. Er zeigt sich ihr in seiner Wahrnehmung des Ortes, an dem er sich befindet und er zeigt sich ihr darin, wie er soziale Kontakte erlebt. Er zeigt sich ihr in seinem Versuch, sie zu locken und er zeigt sich ihr in seiner Furcht vor dem, was er bei seiner Rückkehr vorfinden könnte. Er zeigt ihr, wie er sich im Moment des Schreibens verortet, wie er den Fokus seiner Wahrnehmung rekapituliert, zeigt, wie sein Blick von der Totalen, von der nach außen gerichteten Wahrnehmung schwenkt bis in die wieder von der Welt getrennte Innenschau. Dieser Schwenk ist die Struktur, die alles zusammen halten muss. Ein wenig Gestaltung ist schon da. Zumindest hab ich versucht, kein strukturloses Gebrabbel niederzuschreiben.

A schreibt B von etwas, das sie noch nicht kennt, das nicht zu ihrem gemeinsamen Kontextwissen gehört. Warum sollte er ihr auch etwas schreiben, das sie schon kennt? Ihr etwas erklären, was schon hundert Mal erklärt worden ist?

Das bedeutet: schlechte Karten für Leser.
A weiß nichts von irgendwelchen Lesern, die nach genau diesen Kontextinformationen rufen, damit sie das Erzählte »richtig« verstehen können.
Leser sind hier nur Zaungäste, sie müssen sich selbst einen Reim machen – eine unbequeme, unbefriedigende Position.
Ich verstehe, dass sich Unbehagen bis zum Ärger artikuliert hat. Andere Beiträge zeigen aber, dass es möglich war, Zugang zum Text und der Erzählerfigur zu finden.

Was in der Geschichte (in der gewählten Form des Briefs) an Kontext m.M.n. nicht untergebracht werden kann – die Situation ist ja schon längst ausbuchstabiert – , kann aber natürlich außerhalb der Geschichte nachgeliefert werden.

Eine Figurenaufstellung ergäbe folgendes Bild:
A und B haben über Jahrzehnte eine Menage a trois geführt: A, B und B's generalisierte Angststörung nebst sich entwickelnder Depression. Jetzt sind die Kräfte erschöpft, der Fokus auf die Krankheit und ihre Folgen hat in soziale Isolation und tiefe Resignation geführt. A versucht, sich aus dieser Fehlorientierung zu lösen. Es ist unklar, wie weit ihm das gelingen wird und wie B, der dieser Weg aufgrund ihrer Krankheit versperrt ist, darauf reagieren wird. Der Brief ist eine Momentaufnahme dieses Status.

holg hat das sehr schön erfasst, auch die oben beschriebene Kamerafahrt.

Braucht es also wirklich solche Kontextinformationen, um in dieser kleinen Geschichte Sinn zu erkennen?

Der Gedanke führt mich in einen kleinen Exkurs zum Verhältnis Autor – Text – Leser:

Der Text liegt jetzt im Feld der Leser. Es ist nicht mehr mein Text, es ist jetzt euer Text. Ihr habt euch eure Bilder gemacht. Je nach der Art eurer Filter, eurer Emotionen, eurer Interessen, eurer Kompetenz und Erfahrung im Umgang mit Texten. Es zählt nicht nur, was da schwarz auf weiß steht, sondern das, was ihr hinzufügt, was ihr daraus macht. Wenn es – im besten Falle – summt und rumort in euch, dann seid ihr das, ihr antwortet auf etwas, dass ohne euch nur stumm dastehen würde.

Es geht um etwas, was hier im Forum gerne mal im Nebensatz auftaucht: um Resonanz. Das Wahrgenommene bekommt nur dann Bedeutung, wenn ich ihm etwas Eigenes entgegensetze, wenn ich antworte (antworten kann). Wenn es zu einer Berührung von etwas zunächst Fremden mit etwas Eigenem, etwas von mir kommt.

Dann kam mehrfach die Frage auf, um welche Schätze es gehen könnte.
Was ist überhaupt ein Schatz?
Ich habe mich in einer ersten Annäherungsbewegung an das Thema für eine Sichtweise entschieden (bzw. sie liegt mir nahe), nach ein Schatz etwas Wertvolles ist, dass man nicht hat, etwas, dass nur als Möglichkeit existiert. (Ein Schatz, den man besitzt, kann gefährlich sein. Man kann ihn verlieren. Besitz verwandelt, denken wir nur an die unseligen Nibelungen. Ein Schatz, den man hat, kann zur Last werden).

Der Schatz in dieser Geschichte ist eine gelingende Beziehung zur Welt.

Wer Lust hat, kann mal bei Hartmut Rosa nachschauen, was das sein soll – Stichworte Resonanz, Unverfügbarkeit, Weltbeziehung – Rosa kann das viel besser erklären, als ich.




Zu euren Kommentaren im einzelnen.

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Zuerst: in der Liste erscheint nur der erste Teil des Titels mit ....., also ein beabsichtigtes AHA Erlebnis?

Kein beabsichtigtes AHA-Erlebnis. Mir schien der Titel zu lang für die Betreffzeile. Dann hab ich das aber gar nicht ausprobiert und vergessen.
d.frank hat Folgendes geschrieben:
Weiters mag ich das, auch wenn ich immer wieder über den ungeöffneten Brief im Kasten stolpere und denke: Logikfehler?

Worin sollte dieser Logikfehler bestehen? Der Prota äußert eine Befürchtung: dass der Brief möglicherweise bei seiner Rückkehr noch ungeöffnet im Briefkasten liegt. Was bedeutet, dass B ihn nicht an sich genommen hat, warum auch immer. Es fehlt eine Aktivität ihrerseits. Von seiner Seite aus gesehen bedeutet das, dass er sie nicht erreicht hat, von ihrer Seite aus gesehen, dass sie nicht zugegriffen hat, keinen Weltkontakt aufgebaut hat (oder aufbauen konnte). Das wird antizipiert, die Konsequenz ist klar und wird ausgesprochen: Communication breakdown.
Inzwischen sehe ich aber ein anderes Problem mit dem Setting: wo sind die verdammten Smartphones von heute? Ist unidirektionale zeitversetzte Kommunikation (mit den notwendigerweise damit einhergehenden Positionierungs- und Antizipationsleistungen) nicht eine Kulturtechnik, die ausstirbt? Der gegenseitig Abgleich findet doch heute in erster Linie in Echtzeit statt, schnell, hart, konsequent. Es bleibt in solchen Strukturen nicht viel Zeit, um abzuwägen.

Vielen Dank für die Punkte.


nebenfluss hat Folgendes geschrieben:

Was den Text letztlich aus meinen Punkterängen rausgehalten hat: Ich verstehe den Zusammenhang zwischen Titel/Motto und dem sonstigen Inhalt nicht. Als wollte die Geschichte mir etwas ganz anderes erzählen als das was ich lese.

Hier spricht der Autor zum Leser. Mir schien, dass die Position, die im Brief zum Ausdruck gebracht wird, vielleicht als einfach und leicht einzunehmende verstanden werden könnte. Ich hoffte, dass eine solche Brechung, wie sie der Titel signalisiert, beim Leser das Gefühl dafür schärfen könnte, dass es sich um eine stark konfliktbeladene Kommunikation handelt. Wenn A sich zeigt, liefert er sich zugleich auch aus.


V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Und hier ist leider mein Problem mit der Geschichte. Zu vieles bleibt unklar, ich müsste die Lücken selbst füllen.

So ist es.
Zu den restlichen Fragen steht wohl alles in den anfangs gegebenen Erkäuterung. Interessant, dass du den Stoff im politischen verortest.


tronde hat Folgendes geschrieben:
Worüber ich gestolpert bin: Warum schaut sie in den Briefkasten der Freundin?
...
DIe Sprache finde ich gut. Den Absatz mit dem Lächeln finde ich schön.


Weil die Freundin das oft nicht selbst tut.
Vielen Dank für deine Gedanken.


hobbes hat Folgendes geschrieben:
Verstehe ich auch nicht, diese Geschichte. In diesem Fall weckt das einen gewissen Ärger in mir,
...

Ich habe keine Ahnung. Ich lese eine gewisse Sehnsucht heraus, die von "es ist sinnlos" niedergeknüppelt wird, eine Traurigkeit, eine Verlorenheit. Auch ein "nun denn, so ist es jetzt eben."
Aber alles, was ich herauslese, steht halt ziemlich verloren im Raum. Lässt mich verloren im Raum stehen.

Ich finde, dass du das ganz gut erkannt hast; du fühlst dich bloß nicht wohl dabei.
Solche Geschichten möchtest du nicht lesen?
Aber manchmal steht man eben etwas verloren im Raum.

Danke für deine Gedanken.


Michel hat Folgendes geschrieben:
Ein Brief, ein langer Brief an Lina,
...
Ich werde mitgenommen auf eine Reise in die Ferne und ins Innere des Schreibers, in etwas altmodischer, beinahe lyrischer Sprache, aber mit klaren Bildern aus unserer Zeit (die steigende Flut).

Es ist kein Brief an Lina. Guckst du bitte in die vorangestellten Erläuterungen.

Ansonsten vielen Dank, du hast das schön nachvollzogen.


holg hat Folgendes geschrieben:
Orte, an denen K. (hehe) zu sich selbst findet.

Was meinst du mit mit diesem wissenden Lachen?

Zitat:
Bin mir unsicher. Werde nochmal wiederkommen.
zurück.
Nicht schlauer, aber der Stil, die Sprache, der Fluß. Das gefällt mir so gut, dass ich nicht wieder einfach so weg gehen kann.


Danke. Auch für die Punkte.


Elisa hat Folgendes geschrieben:
Hallo du,
gefällt mir gut, wie du das Thema als Brief umgesetzt hast.
Deine Geschichte berührt, trotz des "lockeren" Tons. Genau die richtige Mischung.
Ich gebe dir gern 7 Punkte. :-)
Liebe Grüße
Elisa


Schön, dass dir der Text gefallen hat und Danke für die Punkte.


Nachtvogel hat Folgendes geschrieben:
Ziemlich rätselhaft und schön geschrieben. Mag ich, aber ist mir ein bisschen zu offen. Für Punkte hat es leider nicht gereicht.

Danke. wg "zu offen" – falls es dich interessiert guckst du in die vorangestellten Erläuterungen.


Murnockerl hat Folgendes geschrieben:
Stimmungsvoller Text, gerne gelesen.

Schön, dass dir der Text gefallen hat, trotz der inhaltlichen Fehlstellen.


gold hat Folgendes geschrieben:
hallo Inko,

Deine Geschichte gefällt mir. Sie ist in sich stimmig.

Freut mich, danke für die Punkte.


Constantine hat Folgendes geschrieben:
Bonjour sehr geehrte Postkarte und liebe Freundin,
ich habe mich sehr über deine Postkarte gefreut.

Ah, du greifst den Ball auf, trittst meinem Erzähler als Figur entgegen. Interessanter Ansatz, konsequent zu Ende gebracht bedeutete das, du fräßest meinen Text und schiedest einen neuen aus.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Etwas verwirrt bin ich, dass du mir bekannterweise dies schreibst:
Zitat:
Pflanzen sind nicht so meine Sache, aber das weißt du ja.

aber dann folgendes:
Zitat:
es gibt so vieles zu entdecken, alles wächst und wuchert, treibt und vergeht und kommt wieder.

und ich mich frage, gab es nichts Anderes zu schreiben außer diesen Füllseln?

Sei versichert, mein Lieber, der du diesen Brief, der nicht für dich bestimmt war, in den Händen hältst: für die Adressatin sind das keine Füllsel. Sie wird sich als Pflanzenflüsterin ernst genommen fühlen.

Constantine hat Folgendes geschrieben:


Zitat:
Alles, was du dir wünschst, ist hier draußen. Aber ich weiß, dieser Weg ist dir versperrt.

ich hege eine starke Vermutung, dass du mir diese Postkarte geschrieben hast, da du mir Bekanntes unter die Nase reibst, und ich mich leider frage, ob du mich verärgern möchtest oder annimmst, ich hätte Gedächtnisschwund, gar Demenz, da du viel über meine Situation und mich weißt und mich daran erinnern musst.

Da hast du den pädagogischen Impetus gut herausgearbeitet.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Wenn ich nach Hause komme, werde ich diesen Brief vielleicht ungeöffnet in deinem Briefkasten vorfinden.  Wenn ich dann auf dem Hof stehe und hinauf zur Wohnung schaue, werden vielleicht auch die Fenster geschlossen und die Vorhänge zugezogen sein.

Ich fürchte den sinnlosen Kampf, um schweigend oder mit Worten Brücken zu bauen, die kein Widerlager mehr finden, keine Welten mehr verbinden können.

Ich hätte dich lieber bei mir gewünscht, dass du deinen Urlaub dazu nutzt dich mit mir aussprechen. Doch leider musstest du in den Urlaub, in die Ferne, fahren und schickst mir eine nichtssagende Postkarte mit deinen Vorahnungen oder Befürchtungen, stattdessen wäre einfach nur deine Anwesenheit schön gewesen. Was habe ich dir angetan, dass du keinen Sinn mehr in unserer Freundschaft siehst? So gut scheinst du mich leider auch nicht zu kennen, wenn du Sinnlosigkeit im Kampf für unsere Freundschaft siehst, mir aber dann eine unpersönliche Postkarte mit einem "Meine liebe Freundin, " und einigem nichtigen Inhalt zukommen lässt

Tja, das wünschst du dir, aber die Verhältnisse zwischen der Erzählfigur und der Adressatin sind eben nicht ideal. Da spricht ein Versehrter zu einer Versehrten.
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Ein Wind weht von Afrika herüber, er streicht über die Haut und trocknet den Schweiß, aber er bringt keine Kühlung.


Zitat:
Wie so oft auf dieser Reise bin ich lieber dort, wo die Häuser niedrig sind, mit kleinen Fenstern und mit Türen, die zur Straße hin offen stehen.
Alte Häuser, vor denen alte Menschen sitzen und kleine Kinder spielen.


Zitat:
Und es ist ja auch nur eine Illusion, nur eine Insel im steigenden Meer. Ein paar Ecken weiter braust der Verkehr wie überall, hier ist er bloß ein leises Rauschen, aber wenn man will, kann man ihn schon hören, noch ganz weit weg, aber immer schon nah.

Zitat:
Ich habe so vieles auf dieser Reise wiedergefunden, ich bin angekommen und wieder fortgegangen


[Inhalte], die nichts mit mir oder uns zu tun haben.

Freundin, liebe Freundin nennst du mich, aber du spürst unsere Freundschaft nicht mehr.

Das hast du wiederum richtig erkannt.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Ja, du wolltest der Hektik entfliehen
 
Zitat:
fern von der immer gleichen Hektik, die ich hinter mir lassen wollte.

Du hast recht, ein wenig verlogen, er will ja eigentlich aus einer Enge entfliehen
Constantine hat Folgendes geschrieben:
und doch ist sie dir einige der insgesamt 397 Wörter wert
Zitat:
Ein paar Ecken weiter braust der Verkehr wie überall, hier ist er bloß ein leises Rauschen, aber wenn man will, kann man ihn schon hören, noch ganz weit weg, aber immer schon nah.

anstatt während deiner freien Tage zu mir zu kommen, mit mir der Hektik zu entfliehen und mich als Freundin in den Arm zu nehmen.

Du wiederholst dich, aber dadurch wird der vorgetragene Wunsch (die Handlungsalternative) nicht realistischer. Denn du bist ja nicht die Adressatin und wir beide stecken ja auch nicht in einer Beziehungskrise (furchtbares Wort).

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Wenn du in meinen Briefkasten schauen möchtest, steht es dir frei, dies zu tun
Zitat:
werde ich diesen Brief vielleicht ungeöffnet in deinem Briefkasten vorfinden

, auch wenn ich mich frage, wie und warum du in meinen Briefkasten schauen möchtest.

Siehe Vorspann und vorstehenden Kommentar an d.frank

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Deine Postkarte überzeugt mich nicht wirklich und ich sage dir im Voraus, sie wird nicht in meinem Briefkasten sein. Es tut mir leid, liebe Freundin: zéro points.

Aber gelesen hast du sie. ;-)
Und jetzt speist du mich mit diesen Floskeln ab? Und dann auch noch mit einer solchen misslungenen Metapher?
Schwach, mein lieber Freund.


dürüm hat Folgendes geschrieben:
Ich mag den langsamen Fluss der Sprache in diesem Brief. Es klingt mehr wie ein Brief, als wie eine Postkarte,

Danke, auch für die Punkte.


Kojote hat Folgendes geschrieben:
Ich erkenne nicht, was dieser Text sagen will; ich sehe nicht, wer der Narrator ist, und genau so wenig nehme ich wahr, inwiefern der Titel etwas mit dem Text zu tun haben soll.

Musst du in Vorspann und weitere Anmerkungen gucken.
Falls es dich interessiert.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Es entstehen viele Fragen bei mir. Etwa, warum der Brief ungeöffnet im Briefkasten liegen könnte, oder warum die Fenster und Vorhänge verschlossen sein könnten. Warum fürchtet die Ich-Figur welchen sinnlosen Kampf? Und vorher noch: warum sollte das lyrische Du anstelle des Ichs an diesem Ort sein? Warum hält sich die Ich-Figur in der Nähe eines Klosters auf? Warum ist es überhaupt in Afrika? Und so weiter.


So viele Fragen.
Die kann ein Brief, der nicht einmal an dich gerichtet ist natürlich nicht beantworten.
Aber immerhin, es ist richtig, damit anzufangen, sich zu fragen. Vielleicht kannst du dem Text ja –  in dem, was er dir zeigt – etwas Eigenes entgegensetzen? Dich für etwas entscheiden? Oder ein Gefühl der Unabgeschlossenheit einfach hinnehmen? Du bist doch der Sprache schon mal ganz gerne gefolgt.
Ansonsten vielleicht mal in den Vorspann am Anfang dieses Posts schauen, vielleicht konnte ich da noch was Erhellendes beitragen.
Vielen Dank für deine Stellungnahme.


Jenni hat Folgendes geschrieben:
Ich vermute, sie ist depressiv? Und K. findet nicht die richtigen Worte, um ihr zu helfen?

Schön, dass du das so herausliest. Obwohl es – was die "richtigen Worte" angeht – so nicht gemeint ist. K. hat schon so viele Worte gesucht und die Mauer nie wirklich durchbrechen können. Man sollte die Wirkung von Zuwendung und Sprechen angesichts einer Depression nicht überbewerten. Weiteres wurde im Vorspann schon gesagt.
Was die Wahl des Titels angeht: ein Aspekt war, den fast etwas zu sanften Duktus in der Figurensprache ein wenig zu brechen. Der Leser sollte sich nicht zu leichtfertig einlullen lassen. Alle guten (oder im Verborgenen vielleicht auch weniger guten) Absichten beim Sprechen schützen nicht davor, unkontrolliert Wirkung auszulösen.


Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:
Dieser Text ist für mich im Vergleich innerhalb dieses Wettbewerbs kein Punktekandidat. Er ist zwar stimmungsvoll, wirkt aber auf mich unentschlossen, so als sei er angefangen worden, ohne zu wissen, worauf es hinauslaufen soll.

In gewisser Weise unentschlossen ist der Sprecher.
Was zwischen Anrede und Abschied stehen sollte, war ziemlich schnell klar. Da war ich (als Autor) sogar wild entschlossen.
Danke für deine Meinung.


anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Inhaltlich wenig für die vielen Worte, als fürchte K jeden Aufhänger zum Anstoß.
...
Einziges Rätsel: der versperrte Weg.

Das Rätsel dürfte ja wohl durch die Hinweise im Vorspann hier im Post aufgeklärt sein.
Und die Sprecherrolle hast du treffend dargestellt.
Danke für deine Anmerkung.


#####


So! Jetzt aber!
Fertig! Geschafft!

Der Vorhang zu und alle Fragen offen.


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fabian
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Beitrag12.12.2022 16:46

von fabian
Antworten mit Zitat

Ich hätte auch noch mal eine Frage an euch:

Mir hat die Anrede im beschriebenen Kontext die größten Schwierigkeiten gemacht. Es kommt mir immer noch so vor, als könnte sie in Bezug auf die Sprecherrolle eine schwerwiegende Quelle von Mißverständnissen sein.

"Meine liebe Freundin"
– wie wirkt das auf euch? Irritiert das?

Im normalen Leben würde ich einfach "Liebe B."
Zitat:
schreiben. Das war mir aber – bei der inneren, relativen Distanz, die der Erzähler einnimmt – zu harmlos.


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hobbes
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Beitrag12.12.2022 21:20

von hobbes
Antworten mit Zitat

fabian hat Folgendes geschrieben:

"Meine liebe Freundin"
– wie wirkt das auf euch? Irritiert das?

Mich irritiert es nicht. Es wirkt ein bisschen "altertümlich", aber es passt zum Ton des Briefes.

"Liebe B." würde ich "natürlicher" finden, verstehe aber, was dein Problem damit ist. Wie wäre es nur mit B.?

Wobei ich mich gerade frage, warum du die Namen überhaupt abkürzt?

fabian hat Folgendes geschrieben:
Solche Geschichten möchtest du nicht lesen?

Würde ich so auch nicht sagen, aber zumindest in diesem Kontext und vor allem im Vergleich zu den anderen Texten, war es mir einfach "zu wenig."


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fabian
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Beitrag12.12.2022 22:48

von fabian
Antworten mit Zitat

hobbes hat Folgendes geschrieben:
"Liebe B." würde ich "natürlicher" finden, verstehe aber, was dein Problem damit ist. Wie wäre es nur mit B.?


Also nur "B" wäre mir für die Figur zu klar und distanziert positioniert. Da ist mir zu wenig Widersprüchlichkeit drin.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Wobei ich mich gerade frage, warum du die Namen überhaupt abkürzt?


Jetzt, wo du es sagst, merke ich plötzlich auch, dass ich mit dem Kürzen der Namen sozusagen "Spuren" hinterlasse wie so eine Art Herausgeber oder Nachlassverwalter (Max Brod z.B.).
Keine Ahnung, wie das da reingeraten ist.


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