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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 05/2021
Der Block

 
 
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag21.05.2021 09:34

von MoL
Antworten mit Zitat

Lieber Inko!

Leider hat Dein Text keine Punkte von mir bekommen.

Eine dystopische Szenerie - oder eine Realität im Irgendwo? Ein alter Haudegen auf dem vermeidlichen Weg zu einem Sondereinsatz, der Problemlöser ist bereit!
Chaos, Aufregung, Emotionen, und dann die kafkaeske Kehrtwende. Hm.

Gut geschrieben ist es, keine Frage. Die Gegend, das Viertel, der Block, die Gesellschaft, die Umstände... All das hätte für meinen Geschmack gern etwas näher erklärt werden können. Muss aber nicht und macht auch nichts.

Die Fenster sind drin, die Sprache ist gut, E-Lit und alles, ja, wieso dann keine Punkte von mir?

Ich glaube, mich stört hier, dass ich keinen Gewinn aus dem Text ziehen kann. Er hat mich ein paar Minuten lang unterhalten, das ja, aber das war es auch, so leid es mir tut. Der Text ist nicht schlecht, aber andere gefallen mir besser.

Der Schlusssatz hat mir dann als Leserin den Rest gegeben, sozusagen. Der hat sämtlich Spannung, die Du aufgebaut hast, verpuffen lassen, hat den Wow-Knalleffekt am Ende dadurch, dass der Satz so wahnsinnig in die Länge gezogen ist, sofort wieder zunichte gemacht. Der Satz mag ja die eigentliche tiefgründige Aussage enthalten, aber - sorry! - er nervt mich total. Die Länge, die Wortwahl ("Anwürfe" und "beginnen Sie"), die Länge und der Satzbau. Anders herum, die Pointe am Schluss, wirkt sicher sehr viel besser. Den Knall ans Ende setzen - nicht ein Stück davor! Das mag jetzt nach einer Kleinigkeit klingen, aber ich finde, damit kann ein Text durchaus stehen und/oder fallen. Wenn man auf einen Knall am Ende setzt, muss der auch sitzen! Schockier uns! Smile


_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 260
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag21.05.2021 11:53

von nicolailevin
Antworten mit Zitat

Der namenlose Erzähler soll, so schnell er kann, zu einem Block kommen und hastet, von Panik- und Schmerzattacken gepeinigt durch die Stadt.

Es ist anstrengend, diesen Text zu lesen, er ist schwer zu fassen, und ich bekomme ihn auch nicht aufgelöst. Mir bleibt rätselhaft, wer diese 11 schwarzberobten Richter in der Kellerwohnung sein sollen und was dem Erzähler vorgeworfen wird.

Ein paar der Schilderungen gefallen mir: Die Beruhigungstechniken, das mit dem Zählen, dieser Wunsch, sich selbst aufreißen zu können, die verzerrte Wahrnehmung der Menschen um ihn herum.

Die mühsame und umständliche Beschreibung des Blocks am Ende des Tunnels dagegen wirkt auf mich nicht gut gelungen. Im Ganzen ziehe ich keinen Gewinn aus der Lektüre, keine Erkenntnis, kein Aha-Erlebnis, das mir das mühsame Durchquälen durch den Text entlohnen würde.

Auf mich wirkt das alles sehr angestrengt, um nicht zu sagen krampfhaft, konstruiert und verfasst: „Er ist auf dem Weg zum Heraufziehenden, all dem noch Ungelösten, Unbekannten.“ Oh Mann!

Oder das hier: „Doch der Anteil an nervöser Spannung ist verlässlich stärker, da ihr Grund Befürchtung ist. Das Erhoffte aber bleibt immer noch die Freude, die bisweilen von unten herauf all das Eingeschnürte zum Zersplittern bringen kann.“ (Kommafehler von mir korrigiert) Puh! Ebenso pompös wie - nichtssagend. Für mich zumindest.

Da wird mit viel Mühe das Geheimnis nicht preisgegeben und möglichst raunende Formulierungen fabriziert, nach meiner Einschätzung verschluckt sich dieser Text an seinem eigenen Sperrigkeitsanspruch und erstickt am Ende daran. Und die offenen Fenster kommen auch nur sehr am Rand vor.

Keine Punkte.
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag22.05.2021 16:48

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Der Schlag ans Hoftor vor dem Gesetz in der Strafkolonie. Oder: Kafkas Strohmann.

„Immerfort die Vorstellung eines breiten Selchermesser, das eiligst und mit mechanischer Regelmäßigkeit von der Seite her in mich hineinfährt und ganz dünne Querschnitte losschneidet, die bei der schnellen Arbeit fast eingerollt davonfliegen“, hat Kafka angeblich (also laut Wikipedia) in sein Tagebuch geschrieben, und dieses Zitat erinnert sehr stark an die ersten Sätze dieses Wettbewerbstextes oder eigentlich: andersherum. Da ist ein Schmerz, der (wenngleich ein bisschen unklar, wie das insgesamt funktioniert) sich durch das LI zieht, gewissermaßen eine Körpermigräne, die aber sogleich auf mich als Lesenden überspringt und auch bis zum Ende des Textes nicht mehr loslässt. Sprich: dieser Text bereitet mir nicht nur eine ordentliche Grübelattacke, sondern auch ein bisschen Kopfschmerzen. Denn was soll ich denn bitte hiermit anfangen.

Sicherlich ist diese Überforderung in Verkennung der Definition von E-Texten Absicht, was nicht verwundert, da die Definition von E eher nicht vorhanden ist. Es gibt daher in jedem Zehntausender Texte, die sind so kryptisch, dass später niemand wirklich sagen kann, was damit bezweckt werden soll, mitunter auch nicht die Person, die den Text verfasst hat. Wie in einem Rausch werden da Worte aufs Papier geworfen, die sich einer Zähmung mitunter verwehren, die ungestüm mal hier und mal da den Schreibprozess begleiten wie junge Hunde, die vor allem laut bellen, aber niemals so recht zubeißen wollen. Manchmal hat der Text Glück und die Person, die den Text erschaffen hat, kann sich hinterher äußern und den Text erklären, wobei Erklärung einem Text ja manchmal auch nicht hilft.

Sprachverliebt und manchmal sprachüberfordert jedenfalls versucht sich der Text an kafkaeskem Unverständnis, belässt es jedoch bei der Einführung in das eigentliche Geschehen. Wie bei Kafka unklar, worum es geht; klingt aber nach: da wird einer vorgeladen, der was besseres vorhätte, weil Migräne.
Dazwischen noch der titelgebende Block, der alles mögliche sein könnte: Wohnblock, Kraftwerk, Vorhof zur Hölle, Kampfarena, es ist alles vielgestaltig, verschwommen und wie durch eine kaleidoskopische Brille betrachtet. Besitzt aber eigentlich keine Relevanz und ist daher eigentlich nur ein Textblock.

Das ist eigentlich schade, denn trotz seiner überfordernden Qualität besitzt der Text durchaus eine psychedelische Schönheit. Ist zwar alles in den gedimmten Schummer von Lichtlosigkeit und verdunkelter Farbe getaucht, wie ins Negativ von Neonfarben, die Farbe des Himmels nach einem Blitz gewissermaßen, wie weiß-schwarzer Scherenschnitt vielleicht. Und Mauve. So fühlt es sich zumindest an, von Farben steht in dem Text gar nicht so viel, aber dieses Werefkin-Escher-Munch-Klee-Gefühl stellt sich bei mir trotzdem ein. Ohne Grund und leider auch ohne Erkenntnis.

Denn was will mir dieser Text insgesamt sagen? Außer dass LI bestimmt nicht unbeschadet aus der Gerichtssituation herauskommen wird, so unsubtil wird noch auf der halben Treppe vor dem Kellergeschoss der Begriff der Katzenpfote in den Text geinfodumpt, vielleicht um nochmals auf die vielen offenen Fenster hinzuweisen, an denen wir beim Lesen sicherlich vorbeigekommen sind, ganz sicher aber, um ein ganz anderes Fenster zu öffnen, nämlich eines ins Internet, das einem dann verrät, dass mit Cat's Paw auch ein Strohmann bezeichnet werden kann, also einer, der nicht im eigenen Sinne handelt, sondern von anderen als Handelnder oder oft auch als Schuldiger vorgeschoben wird.

Dem Text schadet die Kryptik mehr als sie nutzt, erst recht, wenn ich nach Anzeichen für die Strohmannigkeit fahnde, nach Möglichkeiten, das als Metaebene zu lesen oder zu erkennen. Ich werde an den Zehntausender 2014 erinnert, dessen Aufgabenstellung beinhaltete, ein Zitat von Joseph Conrad einzubauen: "Ich verteidige mich nicht. Ich hatte keine klare Vorstellung davon, was ich wirklich wollte. Vielleicht war es ein Impuls unbewusster Loyalität oder die Konsequenz eines dieser ironischen Zwänge, die in den Gegebenheiten der menschlichen Existenz lauern. Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Aber ich ging hin."

Ich kann da leider nicht mitgehen, nicht nur aus Gründen der Migräne. Keine Punkte.
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Michel
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Beiträge: 3374
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag24.05.2021 13:11

von Michel
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Jetzt bin ich gespannt auf die Auflösung! (Wenn es eine solche in E-Land überhaupt geben kann.)

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Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken
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