Kinderreime bis zum Abwinken

[menetekel]

Franziskus, der von Menschenmassen träumt
und Jubelchören - nicht dem leeren Feld,
das traurig seinen Petersplatz umsäumt,
durch Düstersegen dürftig nur erhellt,

befragt sich, ob das päpstliche Salär
verdienter Lohn fürs Urbi-Orbi sei
und jene Kurzarbeit nicht dennoch schwer
erschiene, bei der Dauerbimmelei!

[Justadreamer]

Im tiefen Dschungel dieser Foren steht
der Wahrheit schrägster Vetter, das Gedicht.
und wer nicht weiß, wie man durch Wände geht,
der sieht, und spürt, der fühlt´s und findet´s nicht.

[menetekel]

Herzlich Wilkommen, Dreamer,

im wohl erheiternsten Faden des Forums.

Und du hast fast alles richtig gemacht - bis auf den inhaltlichen (oder wörtlichen) Bezug zum vorherigen Gedicht!- Dazu möchte ich dir ausdrücklich  gratulieren, weil dies kaum einem gelingt. Kein Wunder bei der Ergiebigkeit des Threads ...
Ich hoffe, dass wir dich noch öfter sehen werden, denn die Reimerei scheint dir zu liegen.

Bis dahin alles Liebe
m.

[davidmuc]

Grüße auch und willkommen, Dreamer!

Wäscht auch den Vatikan kein Segen rein,
Ich bete mal, Gebete helfen oft:
Die ihr auf Engel oder Elfen hofft -
Es wird ein Sturm, es wird ein Regen sein.

Bis sich der Glaube zur Vernunft bekennt:
Dann wird die Stimme  jedes Christen leis,
der keinem Flüchtling Unterkunft benennt,
in seinem CDSU Listenkreis.

[Justadreamer]

Vielen Dank, menetekel, für deine lieben Worte und auch dir, David!

Bei diesem Gedicht wollte ich eigentlich die schöne Zeile "werden....
den Engeln und Elfen im Frühling die Flügel gestutzt"
unterbringen; schade nur, dass das Metrum nicht mitgespielt hat   Deswegen hier die gestutzte Version:


Zu Frühlingsanfang geht auf Wolken still
der Westwind, der im Märzen alles putzt.
Und wenn zum letzten Mal tut´s schneien, will
man trauern - Engels Flügel wird gestutzt.

[Justadreamer]

Ich habe mich übrigens mal ein bisschen durchgeklickt und festgestellt, dass du hier schon seit 2016 dein Unwesen treibst, menetekel. Das ist wirklich beeindruckend

[menetekel]

Danke schön.
Viel beeindruckender finde ich allerdings die Klickzahlen.
Doch ohne "meine Jungs" und deren teilweise göttlich-komischen (oder auch nachdenklichen) Beiträge erlebte der Faden keineswegs diese Resonanz.
Wir können alle stolz sein.

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Im Homeoffice

Die Fittiche der Engel werden grau,
ihr Silberhaar fällt lange vor der Zeit;
sie schinden sich, doch meistens nur für lau -
allmählich wird aus Jubelchören Leid.

[Michel]

Mein Haar fällt ab, bevor es silbern wird.
Ich schinde mich (zum Glück nicht mehr für lau).
Die Maskenpusteln wachsen unbeirrt.
So werd' ich rotgefleckt. Und niemals grau.


Die Fittiche der Engel hängen schlapp
von himmelsgleichen Rücken, die dereinst
pfeilgrade jubilierten, nun herab.
Gejubelt wird jetzt online?
… wenn du meinst …

[davidmuc]

Es war einmal mein volles Haar ein Wald.
Es fiel, geborsten durch Verschleiß, erst grau,
Und jedes Haar am Haupte war ein Halt.
Der Kopf darunter wird als Greis erst schlau.

[Justadreamer]

Ein Nachbar aus dem schönen Frankenland
Er lehrt uns Wörter: Abbort, Babbm, Breiß
"Du Dooskopf", sagst du, der´s als fies empfand
ich sag da schließt sich nun der "eew´che Greis".....

[Michel]

[menetekel]

Werden und Vergehen in einem Vierzeiler: Das ist schon eine Leistung, Dreamer!

Es gibt noch durchweg männlich schließende, jambische Fünfheber, die gereimte Mittelverse umarmen.
Beispielsweise so:

Der "Dooskopp" wird in Hessen noch getoppt,
weil man Flaubert dort "Floppert" heißt,
französisch isst, zuweilen gar verreist
und nur im Internationalen shoppt.

[davidmuc]

Ein Franke wird jetzt erste Wahl genannt,
ein Franke hat nur Wurst und Kraut im Kopf:
Das Kraut verschwindet kurzgekaut im Kropf.
Der ist nicht international gewandt.

Wohin der Weltgeist wohl im Walten kurst?
Auf Kraut und Heimat, Wurst das Klima, Prost!
Dann ist Europa bald - na prima! - closed.
die Welt ein Zipfel seiner kalten Wurst.

[gold]

[Michel]

Ein Franke hat nur Wurst und Kraut im Kopf?
Das kann kein Franke sein, der sowas sagt.
Nur Glooß mit Sooß dem Franken heut behagt
und Kraut/Wurst ist ein bayrisch alter Zopf.

Da lob ich mir das Leben in Südwest,
wo Spätzle man in beiden Hälften schätzt.
In Baaaden - und in Stuagert, wo zuletzt
man Linsen auf den Teller mir gepresst …

Zurück zur Politik. Die Nummer eins
behauptet ja, sie könne ohne Qual
(dafür mit Glooß und Sooß) bei diesem Mal
hintanstehen. Da denk sich jeder seins.

[davidmuc]

Ich denk, er denkt und jeder denkt sich seins.
Und denk ich mich als seins und er als meins,
dann sind wir eins und sind doch mehr als eins:
dann sinkt mein Haupt und langsam senkt sich deins.

[Michel]

*Kotau*

[menetekel]

Da kotaue ich gern mit:

Super. Feinsinnig. Liebenswert.

 

[Michel]

Dann sinkt mein Haupt. Und kullert steil hinab,
ein stiebend Rot folgt ihm als Schleier nach.
Und langsam senkt sich deins. Und ganz gemach
gibst Du den Abschiedskuss mir mit ins Grab.

Ich denk nicht mehr. Ich ruhe schroff geteilt.
Du denkst: Er denkt nicht mehr. Was sollst du nun
mit dem gedacht-geteilten Denken tun?
Nichts mehr. Mein Denken ist schon längst enteilt.

Doch senkt sich einstmals auch Dein Haupt hinab
nach Spruch, nach Stab, nach dem finalen Schlag,
und liegt er dann, wie meiner heute lag,
dann sind wir eins.
(Der Kopp ist trotzdem ab.)

[davidmuc]

Vielen Dank, es ist mir eine Freude. Wie auch Eure Inspiration.
Die ebenso inspiriernde fast noch neue Ernst Jandl Gesamtausgabe wirkt offenbar schon.
Ein beschwippster nächtlicher Gruß in die Runde und ein ebensolches Gedicht:

Ich weiß, du trafst danach im Schloß dann Yves
Ich seh noch wie er, als ich schoß, dann lief
Er rannte erst gerade los dann schief
nachdem er mit dir über Ostern schlief

Ich hoffe, du hast nicht an mich gedacht:
Bin ich denn schuld, dass er dem Schrot erlag?
Es war des Todes Klinge roter Schlag -
Ich hab es letztlich nur für dich gemacht.

[Tula]

Hallo
ich kann zwar nicht wie David schütteln, aber versuchen musste ich das jetzt auch mal:

Schrot(t)-Gedicht

Die Dame, die hier auf den Banker schießt,
mit Charme und Titten, statt mit Blei und Schrot,
wird ihn bald fressen, nicht wie Schlei und Brot,
sein Hab und Gut! – das weiche-Schanker-Biest.


 

LG
Tula

[menetekel]

Jessesna!
Dieses beiwirkende Thema hatten wir noch nie!


Geschenkt

Was ist aus jenem Biest geworden? Was?
Kein Mensch beschwört es mehr am Lackklavier
des „Freudenhauses für den Kavalier“ -
das bleibt geschlossen übers Jahr. Voll krass!

Wie Nessie einst im schwarzen Loch verschwand,
entfloh dein Liebesweh und auch die Pein,
wenn stotternd du bekanntest und zum Schein
sich Mitleid zeigte, nah dem Brillenrand

des Arztes. Denkst bei „Schanker“ nunmehr "Bier!",
und Ausschank, Skat und keineswegs ans Grab,
das du woanders wähnst und weit, weitab
von dir, dem Pausenclown im Jetzt und Hier.