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Der monegassische Abend


 
 
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Firilion
Geschlecht:männlichEselsohr
F


Beiträge: 316



F
Beitrag15.06.2008 22:19
Der monegassische Abend
von Firilion
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

eine kleine, humoristische Geschichte. Ich hoffe, hier ist sie richtig aufgehoben. Gleichzeitig einer meiner ersten Ausflüge aus der Lyrikecke in andere Gefilde.

Viel Spaß beim lesen:

Verdammt, Gabi kommt schon um 19 Uhr. Dabei bin ich felsenfest von 20 Uhr ausgegangen. Vielleicht hätte ich mein Handy nicht unter dem Wäscheberg begraben sollen. Die Sms ist von 14.30 Uhr, jetzt ist es 18:35 Uhr. Moderne Technik, gut zum angeben, aber wirklich damit umgehen kann ich auch nicht. Die Tasten sind so klein, das ich selten weniger als 3 Zahlen auf einmal drücke. Und wenn ich nicht höllisch aufpasse, würde ich nicht mal merken, wenn mir mein Handy aus der Brusttasche fällt. Und genau so sieht es mittlerweile auch aus; überall Schrammen. Nicht nur, weil es ab und an runterfällt, sondern weil ich es im Zorn auch gerne mal gegen die Wand pfeffere!

Und nun das, 19 Uhr, dabei muss ich mich noch fertig machen und passende Klamotten raussuchen. Normalerweise eine Angelegenheit von knappen 10 Minuten, aber Gabi, das ist eine andere Sache. Ich schulde ihr diesen Abend, für all’ die kleinen Hilfen und die tröstenden Worte. Gabi ist etwas besonderes, sie ist das wert, selbst diesen Horrorabend, der vor mir liegt. Monegassische Nacht auf dem unteren Schlossplatz, Kultur pur. Um solche Krämpfe mache ich sonst einen großen Bogen oder stelle mich mit Bier und Freunden lachend an den Eingang. Typisch Mann eben, ich kann nicht anders, ich will’s nicht mal versuchen. Nur für Gabi, nur dieses eine Mal. Und zieh Dir ja was Ordentliches an, hat sie mir noch eingetrichtert, so was hast Du doch, oder? Ihre Zweifel sind nicht unberechtigt, sie kennt mich eben gut.

18:40 Uhr und ich bin noch immer im Kampfeinsatz an der Kleiderschrankfront. Mein „pimped“ T-Shirt versucht mich zu flankieren, währen die schwarzen Gola-Sneaker zum Sturmangriff blasen. Ich wehre mich mit meinem letzten Aufgebot an Vernunft und greife zu den Lederhalbschuhen. Das Tageslicht haben Die das letzte Mal im Geschäft vor 6 Monaten gesehen, bevor sich der Schuhkarton an der Kasse über ihnen schloss. Hoffentlich leben sie noch und fallen mich nicht in einem Zug von Wahnsinn und Sinnesentzug an. Zu meiner Überraschung sind sie in einwandfreiem Zustand. Scheinbar verstehe ich doch etwas von artgerechter Lederhalbschuh-Haltung. Das Glück scheint auf meiner Seite, denn bei meinem Durchbruch zu den Schuhen konnte ich eine versprengte Stoffhose aufsammeln. Sie scheint die Kriegswirren meines Kleiderschrankes gut überstanden zu haben, sogar die Bügelfalte ist noch scharf wie mein Rasierer.
Fehlt mir ja nur noch ein passendes Hemd. Draußen ist es warm, da wird keiner eine Weste oder ein Jackett an mir vermissen. Bei Hemden bin ich generell recht pingelig. Wie eine Gruppe Soldaten hängen sie Spalier, bereit für jede Schandtat, gebügelt und gestriegelt. Doch dann trifft es mich aus heiterem Himmel wie ein Meteor die Dinosaurier, das ein blau-grünes Polyester Hawaiihemd nicht die passende Wahl sein wird. Verzweifelt beginne ich, nach etwas Schlichterem zu suchen. Ich schlage mich mit gekonnter Hand durch den Dschungel aus bunten Hemden aller Art, bis ich verkümmert in der Ecke ein Häuflein Elend ausmache. Erfolg! Ich wusste, ich habe mindestens ein schlichtes, graues Hemd. Natürlich ungebügelt, aber die Nasenprobe ergibt zumindest keine bedenklichen Gerüche. Das hätte auch deutlich schlimmer ausgehen können.

Erschöpft ziehe ich mich aus der Schlacht zurück und blicke verstört auf die Uhr. Wieder habe ich 4 wertvolle Minuten verloren. Gabi rückt unaufhaltsam näher. Ich gerate mehr und mehr in Panik. Jetzt ein kühles Bier und alles wäre wieder im Lot. Alleine der Gedanke ist gefährlich. Greife ich nun in den Kühlschrank und pflücke mir eines von Gottes gütigen Gaben, lande ich kurze Zeit im Paradies und werde heute nichts mehr machen. Mein Paradies, das ist eine weiche, große Couch mit einem bequemen Tisch, um die Füße drauf zu legen. Automatisch bleiben die Augen auf dem großen Fernseher hängen und meine Hand schaltet direkt die Glotze ein; Sportschau. Heute ist Samstag, ein heiliger Abend. Aber Gabi ist selbst dieses Opfer wert. Bloß nicht weiter dran denken, weitermachen, immer weitermachen, nicht denken, nur machen!

Okay, weiter also. Ich muss dieses Hemd in Form zwingen, mit harter Hand, Stahl und Hitze. Wie einst Hephaistos und Vulcanus in ihren Götterschmieden Wunderwerke der Handwerkskunst schufen und glühendes Metall in jede gewünschte Form zwangen. Dem Menschen von heute ist zu diesem Zwecke ein ganz besonderes Werkzeug gegeben, welches diese Kräfte vereint. Ein neuzeitlicher Apparat kraftstrotzender Bauweise, kompakt und handlich, zugleich schroff und wild. Zugegeben, das wird nicht auf den ersten Blick klar, wenn ich zum Bügeleisen greife. Doch kaum habe ich den Griff in der Hand, spüre ich die unbändige Macht der beiden Götter durch meinen Körper strömen. Das Bügelbrett ist mein Amboss, auf dem ich das Hemd im Schweiße meines Angesichtes passgenau schmiede. Ein Meisterwerk von Meisterhand. Schwerstarbeit, das ist klar, aber es gibt nichts, was ein Mann nicht vollbringen kann. Damit steht zumindest fest, das ich erst nach dem schmieden – ähh – bügeln unter die Dusche springe. Sonst merkt Gabi direkt, dass mit mir etwas nicht stimmt.

Das Eisen glüht. Der Amboss blitzt. Das Werkstück zittert vor der Hitze. Mit gekonnter Hand spanne ich die linke, vordere Hemdseite auf das Bügelbrett und beginne mit dem Akt der Schöpfung. Die ersten Falten haben sich unter der sengenden Hitze ihrem Schicksal ergeben. Leider scheint das Bügeleisen meinem Heldenepos vom Bügeln nicht ganz zu folgen. Es sieht ein wenig krank und gebrochen aus. Scheinbar hat es eine Erkältung, denn es hustet kleine Kalkbröckchen auf mein Hemd und presst sie gleich fest in den Stoff. Muss wohl am Wasser liegen, anders kann ich mir das nicht erklären. Vielleicht war es unklug, jahrelang Leitungswasser einzufüllen. Aber das Bügeleisen, dieses Götterwerkzeug, muss so etwas doch aushalten können. Gemäß dem Motto: Was nicht tötet, härtet ab. Dieses Weichei, keinen Mumm in den Knochen. Nichtsdestotrotz habe ich nun festgebackenen Kalk auf meinem Hemd. Es sieht fast so aus, als hätte ich damit  irgendwann eine Wand gestrichen; weiße Punkte auf mittelgrauem Grund. Es erinnert mich ein wenig an meine Katze. Die kotzt auch immer kleine Mengen Gras auf meinen Teppich im Flur, wenn es ihr schlecht geht. Allerdings kann ich da immer noch behaupten, die Flecken gehören zum Muster dazu. Da werden selten Fragen gestellt. Mit Hemden verhält es sich deutlich komplizierter, es sei denn, es sind Hawaiihemden. Leider gehört ein graues Hemd nicht in diese Kategorie. Jetzt hab ich den Salat, Verzweiflung überkommt mich. Eine Lösung muss her und zwar schnell. Ich sehe Gabi schon vor meinem geistigen Auge die Türklingel eindrücken. Plötzlich kommt mir die zündende Idee.

Gut das ich mich letztens zu einem wohlüberlegten Spontankauf im Supermarkt habe hinreißen lassen. Nicht das ich mich von den ausgefuchsten Werbemaßnahmen austricksen lassen würde, das würde mir nie passieren. Dieses Mittel schien einfach die perfekte Allzweckwahl für nahezu jedes Problem im Haushalt. Und die aktuelle Situation gibt mir natürlich Recht. Ich sprinte in mein Bad und schnappe die noch ungeöffnete Flasche Antikal. Gegen Kalk genau die richtige Wahl und nichts anderes habe ich ja beim meinem Hemdproblem zu beseitigen. Wieder einmal zeigt sich die grandiose Überlegenheit des männlichen Verstandes, seiner taktischen Weitsicht und seiner Weisheit. Ich sprühe das Hemd großflächig ein, lasse keine Stelle aus und frühe die Flasche geschickt wie eine Lackierpistole. Nasenbildung gilt es zu vermeiden. Eine Extradosis auf den Kragen, die Flasche sieht der Bügelstärke zum Verwechseln ähnlich. Sicher hat das Zeug auch eine solche Wirkung. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, was will man unter Zeitdruck mehr.

Damit Antikal seine ganze Wirkung entfalten kann, beschließe ich, duschen zu gehen. Die Zeit wird knapp, Gabi ist in 9 Minuten da. Gabi ist immer pünktlich, ganz im Gegensatz zu mir. Aber 9 Minuten, das ist mehr als genug. In 9 Minuten könnte ich nicht nur duschen, sondern ein entspannendes Schaumbad nehmen. Nun gut, ich will nichts mehr riskieren, daher nur die Dusche. Damit kenne ich mich eh besser aus. 2 Rädchen und eine Brause, wo das Wasser rauskommt. Einfach, robust, gut. Heißwasser auf Anschlag drehen und dann so lange mit kaltem Wasser Gegenregulieren, bis es angenehm ist. Bei meiner Dusche ist das besonders einfach, weil ich einfach beide Hähne bis zum Anschlag aufdrehe. Wasser ist ja in den Nebenkosten, das passt also. Claudia meinte mal zu mir, ich könne das Heißwasser auch nur halb aufdrehen und…mehr weiß ich nicht mehr, da hatte ich bereits abgeschaltet und nicht mehr zugehört. Aber Claudia ist auch Vegetarierin und hat vom Leben keine Ahnung. Ich war nur einmal aus Höflichkeit mit ihr in so einem Tempel des ökologischen Anbaus. Bis dahin wusste ich nicht einmal, das Tempel statt strahlend schön auch kackebraun sein können. Man lernt immer dazu. Im Laden selbst dann eisiges Schweigen, als ich den Raum betrat. Wahrscheinlich konnten die beiden Ladenbesitzer den Aasgeruch des Fleisches an mir riechen und bekamen es mit der Angst zu tun.  Ich dachte immer, Bioläden wären ein Quell der frischen Lebensmittel, doch von Farbe keine Spur. Alles ist seltsam fad und wirkt kränklich. Das soll die gesunde Natur sein? Niemals. Das ist nur der Beweis, dass die Lebensmittelkonzerne Recht haben. Kartoffeln sollten goldgelb sein, Salat leuchtend Grün und Tomanten Ferrarirot.  Ich komme mir vor wie auf dem Komposthaufen in meinem Garten. Der hat in etwa das gleiche Aussehen wie die Ware in diesem Laden. Er riecht auch wie die Luft in dem Geschäft, abgestanden und nach Gruft. Da duftet ja selbst der tiefgefrorene Blubb - Spinat aus der Packung angenehmer.
Je weiter ich meine Expedition in dieses verborgene Reich unternehme, desto stärker steigt der Drang zu Lachen in mir hoch. Ich kann mir das Grinsen nicht mehr verkneifen. Als ich dann die verschrumpelten, erdigen Karotten entdecke und beginne, sie zu Kringeln zu biegen, kenne ich kein Halten mehr. Ich pruste laut los und rolle mich vor Lachkrämpfen auf dem Boden. Nun ist es Claudia zu viel und sie bittet mich ziemlich barsch, doch den Tempel zu verlassen. Seitdem bin ich für sie so etwas wie ein gottloser Kannibale. Vermutlich steht mein Name auf einer schwarzen Liste, die in jedem Biomarkt der Republik aushängt.

Ich greife zu meinem All in One Duschgel, auch so eine praktische Erfindung. Shampoo, Spülung, Seife und Deo in einer glänzenden, leicht blauen, zähflüssigen Masse. Der Anblick alleine lohnt das Duschen. Daran sollte sich der Bioladen mal ein Beispiel nehmen. So hält man Kunden bei Laune!
18:55 Uhr, ich liege noch perfekt im Plan. Abtrocknen, Parfüm, Gel, Anziehen und die Türe öffnen, Gabi anlachen und irgendwie den Abend überstehen. Ich bin auf der Zielgeraden und setze zum Endspurt an. Nichts und Niemand kann mich jetzt noch aufhalten. Ich schiebe den Duschvorhang bei Seite, springe locker auf den flauschigen Vorleger und greife nach meinem Handtuch. Na gut, der Vorleger war schon mal flauschiger, zumindest als er neu war. Ich könnte ihn eigentlich mal waschen, aber das ist ja reinste Verschwendung. Ein kleiner Vorleger, der eh durch mein abtropfendes Duschwasser gereinigt wird. Würde er nur nicht so gefährlich nahe beim Klo liegen. Männer pinkeln nicht im sitzen. Es gibt Dinge auf dieser Welt, die gehören einfach so, wie sie sind. Daran wird sich nie etwas ändern. Der Herr hätte uns keine präzise gefräste Röhre gegeben, wenn er nicht gewollt hätte, dass wir im Stehen urinieren. Der eigentliche Fehler ist die Konstruktion des Klos. Ein Ingenieur würde das anders bauen, ganz anders. Da hat doch garantiert wieder so eine studierte Möchtegern BWL Tussi ihre Finger im Spiel. Aus Kostengründen werden die Schüsseln männerfeindlich gebaut. Insgeheim glaube ich, das ist der feministische Groll aller gemobbten BWL’lerinnen. So üben sie unberechtigt Rache.
Aus genau diesem Grunde kann es dann im ungünstigen Falle passieren, das ein wenig Spülwasser aus der Schüssel spritzt. Selbstverständlich kein Urin, das können wir Männer dann doch steuern. Unsere Form von Widerstand gegen die weibliche Kloallmacht.

Kaum habe ich mein Handtuch in der Hand überkommt, mich der Schock. Verdammt, ich wollte es doch nicht wieder ins Bad hängen. Nicht nachdem ich damit den Boden, die Dusche, den Spiegel und das Waschbecken geputzt hatte. Mit Zahnpasta und Straßendreck wollte ich mich dann doch nicht abtrocknen. Ich wusste, es wäre auf dem Wäscheberg besser aufgehoben. Zum Ausdünsten und zur geruchlichen Wiedervorlage nach ausreichender Liegezeit. Was tun, ist die große Frage. Ich könnte natürlich nackt durch die Wohnung zum Schrank rennen, in der Hoffnung, dort ein frisches Handtuch zu finden. Oder lieber in die Küche und das Trockentuch schnappen? Beide Ideen haben einen entscheidenden Nachteil. Auf dem Weg liegt ein Fenster. Der Vorhang ist natürlich nicht zu, denn da habe ich gar keinen. Ich bin mir sicher, dass diese hässliche Schabracke von gegenüber wieder am Fenster stehen wird. Sie steht immer am Fenster, um einen Blick auf meinen Astralkörper zu erhaschen. Dieses schwabbelige, uralte Wesen aus der Unterwelt. Und wie so oft erwischt sie mich, zieht mich mit ihren Blicken zu ihr herüber. Zu mehr reicht meine Vorstellungskraft nicht. Ich bete, dass dies der Moment ist, in dem ich einfach nur tot umfalle.
 
Mir bleibt keine Wahl. Ich nehme das alte Handtuch, halte es notdürftig zum Schutz vor meine Hüften und laufe zum Kleiderschrank. Ihre Blicke streifen mich und brennen wie Feuer auf meiner Haut. Es schmerzt. So muss ein Vampir das Sonnenlicht empfinden. Vor dem Kleiderschrank bin ich sicher, werfe das Handtuch auf den Wäscheberg und ziehe eine dezente Boxershorts an. Wenn, dann richtig und überall bieder. Auch die schwarzen Tennissocken bleiben heute im Schrank.
Nichts wie rein in die Hose und die Füße in die unbenutzten Lederschuhe gequetscht. Das wird ganz sicher Blasen geben. Sie passen mir nicht mal. Ich hätte im Laden damals doch wenigstens einen Schuh Probe laufen sollen. Nun wird sich meine Scheu und Eile bitter an mir rächen. Das Leben ist hart und ungerecht. Zum Glück habe ich mein Hemd mittels technischer Glanzleistung retten können. Das Antikal sollte nun genug Zeit gehabt haben zu wirken. Gabi wird in 3 Minuten hier sein, alles läuft perfekt. Ohne einen Blick auf das Hemd zu werfen greife ich es vom Bügelbrett, ziehe es an, richte es und gehe in den Flur. Ein abschließender Blick kann nicht schaden. Sicher werde ich einmal mehr umwerfend aussehen.

Ich falle fast um, als ich mich erblicke. Die Hose hing wohl zu lange im Schrank und muss durch die Schwerkraft in die Länge gezogen worden sein. Natürlich auf Kosten der Breite. Denn sie passt mir kaum noch und es sieht ziemlich dämlich aus, wenn die Bügelfalte an meinen Oberschenkeln eher glatt ist, als spitz. Zugenommen hab ich sicher nicht. Dumme Naturkräfte. Wahrscheinlich ein heimtückischer Anschlag der Bioladenfraktion. Sie haben die Natur gegen mich aufgestachelt.
Mein Blick geht weiter aufwärts und bleibt am Hemd hängen. Eigentlich gar nicht mal schlecht. Mit seinem neuen Design schlägt es jedes meiner Hawaiihemden um Längen. Antikal ist wohl die moderne Form der Batik. So was hat niemand auf der Welt, nur ich. Ich denke an Gabi. Ich höre die Klingel in meinem Ohr. 1 Minute habe ich noch…ich denke an den Film….nur noch 60 Sekunden….was soll ich tun….
In diesem Moment klingelt Gabi. Meine 60 Sekunden sind abgelaufen und ich habe nichts mehr machen können. Manchmal steht man als Mann auf verlorenem Posten. Eine ausweglose Situation. Der Moment, in dem ein Mann tun muss, was ein Mann tun muss. Niemals aufgeben; mit wehenden Fahnen in den Untergang. Männer ziehen nicht den Schwanz ein; Männer trollen sich nicht.

Ich reiße mir Hemd und Hose vom Leib, werfe sie in die Flurecke. Es klingelt, ich öffne halb hinter der Tür versteckt. Es ist Gabi, pünktlich wie ein Maurer, doch begossen wie ein Pudel. Sie sieht mich und ein Lächeln kehrt zurück in ihr regenasses Gesicht, über das noch Tropfen aus ihren Haaren laufen. „Nicht fertig geworden?“ fragt sie keck. „Nein, tut mir leid Gabi. Es ist meine Schuld. Ich habe mich extra beeilt, aber Du weißt doch, wie ich bin. Vielleicht kannst Du mir bei der Kleiderwahl aushelfen, ich bin da doch immer so ungeschickt.“  „Keine Sorge, es eilt nicht. Draußen regnet es sowieso und da habe ich keine Lust im Freien zu stehen. Außerdem ist mein Rouge verlaufen und meine aufwendige Frisur hinüber. So kann ich mich doch nicht sehen lassen.“

„Komm doch erst einmal rein. Magst Du einen Kaffee haben?“ frage ich sie freundlich, während ich mit einem Fuß die Hose und das Hemd weiter in die Dunkelheit des Flures schiebe und ein gelassenes Grinsen mein Haupt ziert. Monaco ist weit, der Monegassische Abend noch weiter und meine bequeme Couch in unmittelbarer Reichweite.

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Lore
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Code Philomele
Frauenschicksale in einer Großstadt
Beitrag15.06.2008 22:57

von Lore
Antworten mit Zitat

Eine Menge guter Ideen, einen chaotischen Mann, seine Umgebung und die nahende Gabi zu beschreiben.
Erinnert  - wenn auch aus männlcher Sicht an Erma Borbeck und ihren Roman * nur der Pudding hört mein Seufzen*.

Dennoch wirkte es eher, wenn Du es straffen würdest, es sind ganz 35 Minuten zu überbrücken, das muss dann fetzen, darf nicht abschweifen, muss die Komik auf den Punkt bringen, ohne sich zu verzetteln.

Es ist etwas zu langatmig, aber das kann auch nur mein Eindruck sein.

Lore


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Blas Dich nicht auf, sonst bringet Dich
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(Nietzsche)
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Merlinor
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Beitrag16.06.2008 02:30

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Es mag durchaus sein, dass Lore Recht hat und man das Ganze straffer schreiben könnte.

Allerdings nur als Frau: Ein Mann ist während einer solchen Ankleideaktion eben ganz anderen Fährnissen ausgesetzt.
Die müssen schon beschrieben sein und fünfundzwanzig Minuten sind eine halbe Ewigkeit in einer solchen Situation, zumindest was die Zahl der Hindernisse betrifft, die einem Mann hier im Wege stehen.

Ich jedenfalls habe mich keine Minute gelangweilt. Du solltest öfter mal einen Ausflug aus der Lyrik-Ecke wagen.
Oder anders: Was willst Du dort eigentlich noch?

Herzlich gelacht  Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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