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BerndHH
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Beitrag25.11.2018 14:20

von BerndHH
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Hi Andrea,

absolut! Damit hast Du absolut recht!
Hey OneNote ist ja im Officepaket mit drin, das könnte in der Tat sehr hilfreich sein, um dieses ganze Gespinst, welches in meinem Kopf herumspukt, endlich
vernünftig zu strukturieren, gliedern und organisieren.

Du, Dein Lesetipp in allen Ehren, aber mit Fantasy tu ich mich  sehr, sehr schwer. Ich liebe die Fiktion, dann aber bitte mit Realpersonen und Ereignissen, wie sie sich vielleicht tatsächlich
hätten ereignen können.

Die aktuelle Erzählung "Fertigmachen zum Sterben" ist ja schon die Auskoppelung meines großen WK III-Epos, wo ich wirklich auf tausend Nebenkriegsschauplätze eingehen wollte
(die meisten in Norddeutschland, zu Lande, zu Luft, die Seelandung am WEISSENHÄUSER STRAND und die größte Panzerschlacht aller Zeiten im FULDA GAP/Osthessen), sehr
ehrgeizig, extrem detailliert, auf möglicht vielen Ebenen. Mir einem Panzerkommandanten durch die norddeutsche Tiefebene, mit einer Rotte Panzerabwehrhubschrauber über der
Schlacht von Ehra-Lessien in der Lüneburger Heide, bishin zur großpolitischen Ebene. Reagans geheime Besprechungen, die Krisensitzungen des Kabinett Kohl, die Befehlsgebung
des SACEUR (NATO-Oberbefehlshaber Europa) und noch vieles mehr. Extrem ehrgeizig aber für einen einzelnen Autor viel zu überambitioniert.

Okay, dann neues Spiel neues Glück.
Den Dritten Weltkrieg heruntergebrochen auf Bataillonsebene (600 Mann) und dies noch fokussiert auf die Offiziere und Feldwebel des Bataillonsstabs:
Bataillonskommandeur (Oberstleut), 2 Stabsoffiziere (beide Majore) und ihre beiden Feldwebel als "Erfüllungsgehilfen".
Also rein in die Welt der Operationsplanung. Von woher kommt der Feind, welche Kräfte setzt er ein, was ist vermutlich seine Absicht?
Welche Kräfte haben wir (5 Kompanien, die ich einsetzen kann: 3 Kampfkompanien, 1 Panzermörser-Kompanie, geführt von der Stabs- u. Versorgungskompanie, dessen Teil der Bataillonsstab,
die Operationszentrale (OPZ) ist ...
Also Fokus auf die Planung, was bekommt man über Funk vom Geschehen der Kampfkompanien mit, etc. ...

Die Welt vor Beginn der Kampfhandlungen lässt sich noch relativ einfach darstellen.
Aber schon nachdem der erste Schuss gefallen ist, nachdem die ersten Artilleriegranaten einschlagen, dann wird es für den Autor fordernd, eine Welt zu schaffen, die
man gar nicht kennt ... auch damalige Kriegsrerfahrungen aus dem WK II sind nicht hilfreich, da ein moderner Panzerkrieg Mitte der 80er Jahre eine völlig andere
Dimension gehabt hätte. Sehr viel radikalere Waffenwirkung, permanente, pausenlose Dauerbelastung für die Kampftruppe ... hinten ist vorne, vorne ist hinten ....
Von wegen gemütliche Etappe.


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agu
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Beitrag25.11.2018 14:35

von agu
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Zitat:
Okay, dann neues Spiel neues Glück.
Den Dritten Weltkrieg heruntergebrochen auf Bataillonsebene (600 Mann) und dies noch fokussiert auf die Offiziere und Feldwebel des Bataillonsstabs:
Bataillonskommandeur (Oberstleut), 2 Stabsoffiziere (beide Majore) und ihre beiden Feldwebel als "Erfüllungsgehilfen".
Also rein in die Welt der Operationsplanung. Von woher kommt der Feind, welche Kräfte setzt er ein, was ist vermutlich seine Absicht?
Welche Kräfte haben wir (5 Kompanien, die ich einsetzen kann: 3 Kampfkompanien, 1 Panzermörser-Kompanie, geführt von der Stabs- u. Versorgungskompanie, dessen Teil der Bataillonsstab,
die Operationszentrale (OPZ) ist ...
Also Fokus auf die Planung, was bekommt man über Funk vom Geschehen der Kampfkompanien mit, etc. ...


Noch ein Tipp:
Packende Bücher sind nicht deshalb packend, weil sie große Feldzüge wie ein Geschichtsbuch minutiös nachvollziehen. Sondern weil darin persönliche Einzelschicksale erzählt werden, die sich lediglich vor der großen Schlachtenkulisse entfalten.

Ich glaube, Deine Handlungsplanung ist viel zu sehr auf das Schlachtengemälde fixiert, aber was komplett fehlt, sind die persönlichen Schicksale - und die sind es, die einen Leser dazu bringen, das Buch zu lesen.
Alles, was Du hier aufführst, ist für ein Buch lediglich die Vorbereitung der Kulisse. Das ist das Äquivalent zu einem sachbuchartigen Geschichtsabriss.
Du solltest für jeden Deiner Protagonisten eine persönliche Geschichte entwerfen, einen eigenen Spannungsbogen, der sich jeweils durch ihren gesamten Erzählfaden zieht.

Schau Dir mal Leitfäden zu Charakterentwicklung usw. an.

Hier ein Beispiel, was ich meine:
Figur eins, Major X, Mitte dreißig, hat zu Hause (in Hamburg) eine Familie - Frau und zwei Kinder, hat seit Monaten keine Nachrichten erhalten, will nichts dringender als sofort nach Hause, um sich um die Sicherheit der Familie zu kümmern, steht kurz vor der Desertation, wird dann gefangen genommen und das erspart ihm diese Entscheidung, ist dann angetrieben von der Sorge um die Familie.

Figur zwei, Major A, glühender Anhänger der Sache, große Karriereaussichten, politisch weiße Weste, hat aber ein Geheimnis (einen inneren Konflikt), ist vielleicht homosexuell, was aber sofortiger Entlassungsgrund beim Militär wäre, wird vielleicht von einem anderen Kameraden dabei erwischt, wie er jemanden küsst, der erpresst ihn ... der Erpresser ist dann in derselben Fluchtgruppe, der Major überlegt, ob er ihn umbringt, das schwebt die ganze Zeit als Damoklesschwert über ihnen, als Leser weiß man nie, wie sich das Blatt als nächstes wendet, was die Spannung steigert

Figur drei, ist vielleicht ein Spion der Gegenseite, der aber längst die Verbindung nach Hause verloren hat, nur um sein Leben rennt, unterwegs merkt, dass der Feind eigentlich ganz nette Leute sind, dadurch in einen Loyalitätskonflikt gerät

und so weiter...
Damit bekommst Du Leben in Dein Epos. So wie jetzt liest es sich leider nur wie eine fiktive Militärhistorienvorlesung, und nicht wie ein spannender Roman. Weil keinerlei persönliche Aspekte darin vorkommen - die aber bei einem Roman neunzig Prozent des Inhalts ausmachen sollten.


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Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
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BerndHH
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Beitrag25.11.2018 14:37

von BerndHH
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Du hast natürlich recht!

Wenn die Geschichte nur aus der Perspektive dieser 7 People der ehemaligen OPZ (gibt es ja nicht mehr, jetzt sind sie ja weniger stolze Offiziere sondern eher
arme Schweine, die durch die Holsteiner Knicklandschaft irren - nein, der Leutnant hat ja einen Plan) geschildert wird, dann sieht der Leser auch nur das, was
sie auch sehen.

Von wegen Soman.
"Das könnten die Auswirkungen eines dieser Nervenkampfstoffe sein. Soman vielleicht, von dem die Russen ja angeblich so viel haben."
Woher sollten sie das auch wissen?

Sie hatten vor der Gefangeneschaft noch ihr Tornisterfunkgerät gehabt und zumindest als einzige Verbindung zur Außenwelt den Divisionsrundstrahldienst abhören können.
Dieser Divisionsrundstrahldienst berichtet von der Lage der Division (also die militärische Lage in Schleswig-Holstein), vielleicht auch die der Nachbarn in der norddt.
Tiefebene (Niedersachsen), möglicherweise entfernt auch, ob sich die Panzerverbände ROT durch das FULDA GAP ihren Weg gebahnt haben und wieviele Kilometer sie vor Frankfurt am Main
stehen. Vielleicht auch - um die Hoffnung zu nähren, wie weit die REFORGER-Geleitzüge der Amerikaner sind, um noch auf dem europäischen Kriegsschauplatz entscheidend
eingreifen zu können.

Aber ist die Geschichte dieser paar Leute nicht viel zu eindimensional und vielleicht auch in gewisser Weise zu langweilig?
Rings herum passiert so viel [man kann das aber unmöglich alles im Detail schildern!] und sie sehen nur ihre kleine Welt aus der Froschaugenperspektive.
Überleben. Im Buschversteck pennen, sich immer wieder in den Graben schmeißen, wenn Motorgeräusche auftauchen (zivile Fahrzeuge sind aus der Gegend ja schon
längst verschwunden), sich tagsüber unsichtbar machen und dafür nachts stramm marschieren, um dem Ziel wieder ein kleines Stück näher zu kommen.
Das Ganze aber auf lange Sicht durchzuhalten erscheint mir schwierig.


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BerndHH
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Beitrag25.11.2018 14:56

von BerndHH
Antworten mit Zitat

Die 5 Figuren sind sich irgendwo viel zu ähnlich.

- Bataillonskommandeur Oberstleutnant H., Hannoveraner, genannt "Ledergesicht"- geht über Leichen. Brutaler, rücksichtsloser Charakter, hat absolut kein Problem damit,
sein ganzes 600 Mann-starkes Bataillon zu verheizen [historisches Vorbild ColLt. Honeycutt, der 1969 seine GIs immer wieder gegen den "Hamburger Hill" anrennen ließ]

- S3, stellvertr. Bataillonskommandeur, Stabschef. Hamburger. Major W. Ein ähnlich gewissenloses Riesenarschloch wie der Kommandeur. Er will wie in einem einschlägigen Comic "Kalif anstelle des Kalifen"
werden, ist höchst intrigant. W. intrigiert gegen alle, auch gegen seinen guten Offizierskameraden Major P. im Machtkampf

- S2-Stabsoffizier, zuständig für militärische Sicherheit und Feindlage. Major P. Der "Fuchs", cleveres, verschlagenes Bürschchen aus Wolfenbüttel. Ist von seinem ehemaligen Busenfreund,
Major W., maßlos enttäuscht. Es gab da so einige Vorfälle auf einem Offiziersball in MUNSTER. Damals war es aber der Kommandeur, Herr Oberstleutnant H., der seinem S3 die
Frau ausgespannt hatte und danach war nichts mehr so wie es mal war. Sie sind jetzt im Felde und warten auf ihrem Gefechtsstand auf den Beginn der Kampfhandlungen.
Der Ton wird nicht kameradschaftlicher, ganz im Gegenteil, er wird eisiger und die alten Machtkämpfe brechen angesichts des nahen Todes wieder mit aller Macht aus

- S3-Feldwebel Oberstabsfeldwebel B., die gute Seele der Operationszentrale. Weit über 50. Der "Oberstaber" ist ein alter Kizianer/Paulianer, kommt aus der Suff- und Sexwelt
St. Paulis. Bevor er Berufssoldat wurde, hätte er sich damals in den 1970er Jahren in Hamburgs schlimmsten Hafenkneipen beinahe halb totgesoffen. Der "Oberstaber" hat so gut wie
alles mitgemacht, was man im Leben durchmachen konnte, v.a. die dunklen Seiten.

- S2-Feldwebel Hauptfeldwebel S. aus RATZEBURG. Bei den Mannschaftsdienstgaden der 1. Kompanie ähnlich beliebt wie der "Oberstaber". S. ist ein "Faktotum", kümmert sich wie
ein Hausmeister um alles. Packt mit an, wenn die Fernmelder die Funkgeräte aufbauen, die Kabeltrommeln für die Feldtelefone, etc. S. würde für Zigaretten töten. Er ist
Extremraucher [im Zelt des Gefechtsstandes wird die ganze Zeit gequalmt und starken Kaffee getrunken wie die Irren] und schwer krank. Auf dem Marsch behindert er durch
seine Schwäche die anderen.


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agu
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Beitrag25.11.2018 15:11

von agu
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BerndHH hat Folgendes geschrieben:

Aber ist die Geschichte dieser paar Leute nicht viel zu eindimensional und vielleicht auch in gewisser Weise zu langweilig?
Rings herum passiert so viel [man kann das aber unmöglich alles im Detail schildern!] und sie sehen nur ihre kleine Welt aus der Froschaugenperspektive.


Nein, dadurch wird die Geschichte überhaupt erst interessant und greifbar.
Praktisch jeder spannende und erfolgreiche Roman der neueren Zeit ist character-driven, also erzählt in erster Linie die Geschichte eines oder mehrerer Protagonisten. Die historische Kulisse ist immer nur genau das - eine Kulisse.
Natürlich findest Du Dein fiktives WW III - Szenario enorm spannend, Du bist ja der Erfinder. Aber Du willst ein Buch schreiben, das auch jemand lesen möchte, nicht eine Ausstellung über Deinen Weltenbau kuratieren.

Der Roman wird vor allem durch die Persönlichkeitsentwicklung der Protagonisten angetrieben. Dazu gibt es eine Menge Erzähltheorie; ich weiß nicht, inwieweit Du Dich da mal belesen hast. Falls nicht, dann lies mal in ein paar Schreibratgeber zum Thema rein. Stichwort Heldenreise. Das muss man nicht alles minutiös befolgen, aber es hilft ungemein, um sich das erzähltechnische Grundlagen-Handwerk anzueignen.


Zu Deinen Figuren:
Was denen in der Kurzvorstellung komplett fehlt, ist eben die persönliche Geschichte. Das hier sind (unter anderem) die Fragen, die Du Du Dir stellen musst:
Was treibt sie an?
Was sind ihre Wünsche und Sehnsüchte? Ihre inneren Konflikte?
Wie sieht für jede einzelne Figur die Entwicklung über den Roman hinweg aus, zusammengefasst in zwei Sätzen?
Wie verändert diese Flucht die Figuren? Finden sie am Ende, was sie suchen?
Welches Ereignis prägt jede Figur so, dass sie sich verändert?
usw.


Was ich Dir neben dem Ordnungssystem auch empfehlen würde:
Zwei oder drei Schreibratgeber, die Du mal systematisch durchackerst - danach siehst Du vieles klarer.
Du hast, vermute ich, enorm viel Zeit in Weltenbau gesteckt - also die Entwicklung Deines Szenarios. Aber was noch zu fehlen scheint, ist einiges an Rüstzeug, um vor diesem Hintergrund dann eine packende Geschichte zu erzählen. Also Dramaturgie, Charakterentwicklung, Plotentwicklung.


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BerndHH
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Beitrag25.11.2018 15:13

von BerndHH
Antworten mit Zitat

Am Anfang habe ich mit den Charakteren auch sehr gefremdelt.
Mittlerweile sind sie für mich mehr oder weniger plastisch. Für den Leser anscheinend nicht.

Sie alle haben ihre (Vor)geschichte, bevor sie zu dieser Notgemeinschaft in der OPZ wurden und ihrer kleinen Welt miteinander auskommen müssen.
Die OPZ, das sind zwei Transportpanzer mit einem Zelt in der Mitte und mit Tarnnetzen gegen Aufklärung abgetarnt.
Auf der einen Seite empfangen sie Befehle von der Brigade und auf der anderen Seite befehligen sie ihre 5 Kompanien über Funk oder Melder.
Darum herum liegt ein Jägerzug in Stellung, um das "Gehirn des Bataillons" zu schützen.
Laut Dienstvorschrift müssen sie alle 6 Stunden ihren Standort verlegen, um nicht vom Feind aufgeklärt und vernichtet zu werden. Oberstleutnant H. ist aber strikt dagegen.
Er will sich nicht allzu weit von der eigenen Kampftruppe entfernen (liegt in 2-3 km in ihren Stellungen) und außerdem hat er keinen Bock auf das Ab- und Aufrödeln,
die Fernmeldeverbindungen stehen, er hat genug Kaffee und Zigaretten und damit gefälligst "Ruhe im Puff!"

Was taktisch natürlich dumm ist, aber mit "Ledergesicht" kann man eh nicht diskutieren.

Wer will das auch schon? Noch vor wenigen Jahren hatte er sich mit den berühmtesten Luden und Karate-Kickboxern Stefan H. und "Tommy" B. in der Kneipe "Ritze" geprügelt.
Unrühmlich für einen Berufsoffizier in seiner Position. Aber das hat er mit seinen beiden Stabsoffizieren gemeinsam - der Kiez: Kneipe und Puffbesuche.
"Ledergesicht" hätte es am liebsten mit der gesamten "Nutella"-Bande und GMBH aufgenommen.
Mit der brutalen Disziplin, die ihn sein Vater, ein ehemaliger Offizier der Waffen-SS eingeprügelt hat, sucht Oberstleutnant H. seine männliche Bestätigung in Faustkämpfen
Mann gegen Mann (und was ist schöner als so einen Scheiß Zuhälter zu verdreschen, ihm die Scheiße aus dem Arsch zu prügeln), Draufgängereien, Abreagieren in den Etablissements
"Palais d'Amour" und "Eros-Center" aber seinen wahren Platz sieht er nur auf seinem Kommandeurs-Panzer, am liebsten natürlich an den Steuerknüppeln der Bordmaschinenkanone.
H. fiebert als letzten Kick dem Krieg entgegen. Er will sich endlich mit den verhassten Russen duellieren.


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BerndHH
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Beitrag25.11.2018 15:24

von BerndHH
Antworten mit Zitat

Also ist meiner Meinung nach alles da, um eine wirklich gute Geschichte zu schreiben.

Vielleicht müssen sich die Hauptcharaktere aber deutlicher voneinander absetzen.
Der Kommandeur gegen alle. Er ist das absolute Alphatier. Nebenbuhler werden nicht geduldet.

Den Rest des Kuchens teilen sich S3 und S2 auf. Beide waren auf der Offiziersschule einmal Freunde gewesen. Doch die Luft da oben ist anscheinend dünner geworden.
Sie sind einerseits vereint im Hass auf dieses Schwein von Kommandeur, andererseits will der eine den anderen ausstechen. Obwohl beide den gleichen Dienstgrad haben,
der S3 ist ganz klar der Disziplinarvorgesetzte des S2.
Beide müssen liefern, aber der S3 hat vor dem Kommandeur das letzte Wort.
Beide bereiten den Lagebericht vor, arbeiten den Operationsplan aus (der S3 hat dabei den Hut auf) und legen dem Kommandeur schließlich mehrere Varianten als Handlungsoption
vor. Der trinkt seinen Herzkasper-Kaffee, raucht seine letzte Zigarette (im Krieg gibt es keine Zigarettenautomaten werden und der Spieß der Ersten kann mal nicht so eben
los, um an der Tanke Kippen zu kaufen) und spricht dann die bedeutungsvollen Worte: "Es ist mein Entschluss ...."  - daraus wird dann der Bataillonsbefehl, der über Melder
an die Kompanien weitergegeben wird. Oder die Kompaniechefs müssen vor dem Bataillonsgefechtsstand antanzen, um den Befehl persönlich entgegen zu nehmen.

Die beiden Feldwebel kotzt das asoziale Verhalten der hohen Herren Offiziere, der sogenannten "Sternenflotte", komplett an.
Irgendjemand macht die Drecksarbeit und die Stabsoffiziere ernten ja eh den Ruhm anderer Leute.


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BerndHH
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Beitrag25.11.2018 15:34

von BerndHH
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Also Wünsche und Sehnsüchte haben die Jungs in der OPZ natürlich ohne Ende.
Es ist in Norddeutschland beschissen kalt geworden. Sie sitzen nicht mehr im Offiziersheim oder vor Chips und Bier vor dem TV, sondern
an diesem beschissenen Hügel in der Holsteiner Einöde.
Das Schlimmste jedoch: es ist keine Übung mehr. Es wird sehr bald derart knallen wie es die Welt zuvor noch nie erlebt hatte.

Übrigens das Bataillon kommt gerade von der großen Herbstübung, war gerade mal ein kurzes Wochenende zuhause.
Und da ging die ganze Scheiße von Mobilisierung und Alarmierung schon wieder vorne los. Dieses Mal aber der Ernstfall, das absolute Schreckgespenst
des Kalten Krieges: der viel gefürchtete V-Fall. Jetzt macht der Amerikaner und der Russe und Deutschland liegt leider genau mittendrin.

[Vielleicht würden da vertrauliche Gespräche unterhalb der Feldwebel helfen: "Stalingrad war ein Kindergeburtstag dagegen, was uns erwartet]

Und auch die Konflikte eskalieren im Laufe des Buches immer weiter zu lebensbedrohlichen Situationen. Also die Dramatik ist ganz klar.
Die Figuren verändern sich natürlich auch. Major W. hatte sich zuvor wie ein Schwein verhalten und dem Leutnant der Jäger, die sich draußen den Arsch
abfroren den Kaffee ("Der ist ausschließlich für die OPZ vorbehalten. Nehmen Sie gefälligst Verbindung mit dem Kompaniefeldwebel der Ersten auf und
belästigen sich uns nicht länger mit dieser Micky-Maus-Kacke!") verweigert.
Am Ende des Ersten Buches rettet eben dieser Jägerleutant bei einer feindlichen Luftlandung dem Herrn Major das Leben.
Später in Buch 2 verbündet sich der Leutnant mit dem anderen Major und sie setzen diese Pfeife von S3 ab.


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BerndHH
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Beitrag25.11.2018 15:44

von BerndHH
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Wenn ich mir die tatsächlichen Offiziere der damaligen Zeit, also Mitte der 1980er Jahre, so anschaue:
Ja, sie hatten ihre ganz eigenen (preußische Tradition) Vorstellungen von Disziplin, Befehl und Gehorsam. Aber derartige charakterliche Entgleisung, wie von mir sehr
ausführlich beschrieben, hat es nicht gegeben.

Vor allem, da im Felde ja jeder ziemlich schnell lernt, dass er auf den anderen angewiesen ist.
Der Kommandeur auf das gute Funktionieren seiner Stabsoffiziere und der einfache Soldat, Schütze Arsch, auf die Führungsqualitäten seiner unmittelbaren Vorgesetzten.

Aber angesichts einer derartig starken lebensbedrohlichen Krisensituation wie dem anstehenden WK III?
Aus Schweinen werden Engel und umgekehrt. Ich denke, genau dieses Großereignis hätte alles noch einmal kräftig durcheinandergewirbelt.
Leute, die über sich hinauswachsen und andererseits vormals altruistische Personen, wo es jetzt wirklich um die Blutwurscht geht, zu rücksichtslosen Arschlöchern werden,
da sie ihre eigene Haut retten wollen.


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nothingisreal
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Beitrag25.11.2018 20:27

von nothingisreal
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agu hat Folgendes geschrieben:
Ich habe das englische Beispiel noch mal schnell übersetzt, weil es wirklich recht treffend ist (sorry, falls es etwas holprig daher kommt, bin kein professioneller Übersetzer):

Ich warf selbst einen säuerlichen Blick zum Himmel, aber blieb nicht stehen. Die, die darauf hofften, von dem Scheiß tatsächlich nass zu werden, würden Geduld brauchen. Unter dem verführerischen Marketingglitter vergessen die Leute gern, dass nichts auf dem Mars jemals schnell fällt. Neuer Code oder nicht, auch dieser Versuch eines Wolkenbruchs würde nicht die Grundregeln der Physik ändern.

Um mich herum ragte der Strip auf - fünfgeschossige Fassaden aus der Siedler-Ära aus zerschrammtem Nano-Beton, bei denen die Reparaturprotokolle längst Geschichte waren. Jahrzehnte voller Stürme und Staub haben die trägen Oberflächen zu etwas verändert, das aussieht wie flächige Korallenriffe und kaum noch wie etwas, das einmal von Menschen gemacht wurde. [...] Nun ist das Dach verschwunden und der Rest ebenfalls. Was sie übrig gelassen haben, ist der zerwühlte und mit Abfällen übersäte versunkene Boulevard, verstopft von Karren und Straßenständen, die sich alle darin überbieten, der Menge die billigsten Produkte unterzujubeln.  [...]
So oder so - ob über die Hebebühnen oder die endlos langen, überdachten Rolltreppen - du hast gleichermaßen das Gefühl, dass du langsam nach unten sinkst, in dem Bauch von etwas, das groß ist und wahrscheinlich schlecht für deine Gesundheit. Ist okay für mich. Ich hatte den Fahrstuhl am Ende der Crane Alley genommen und kam nur einen Kilometer entfernt von meinem Ziel heraus.


Aber ja, ich stimme Dir zu, dass der Ansatz bei Bernds Beispiel nicht passt - das müsste man dafür komplett umschreiben. Allein das "erinnerte sich daran" killt die Option komplett.


Vielen Dank Andrea für die Übersetzung. Hier sehe ich allerdings ebenfalls einen Mann, der vor mir sitzt und mir seine Geschichte erzählt, daher stört mich der Tempuswechsel überhaupt nicht, ich finde ihn sogar passend.


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agu
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Beitrag25.11.2018 23:10

von agu
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nothingisreal hat Folgendes geschrieben:
... daher stört mich der Tempuswechsel überhaupt nicht, ich finde ihn sogar passend.

sag ich doch smile


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BerndHH
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Beitrag26.11.2018 05:21

von BerndHH
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Okay, Ihr habt natürlich recht, sich vielleicht weniger über Technisches wie die richtige Erzählform Gedanken machen, sondern vielmehr um das Erlebte der Figuren.
In einem Roman beschreibt natürlich üblicherweise nur das, was die Figuren auch tatsächlich mit ihren eigenen Augen sehen, ihre sinnliche Wahrnehmung, ihre Handlungen/Aktivitäten und Interaktionen untereinander.

Mit als Autor ist das persönlich gesagt viel zu dünn.
Ich will nicht nur sehen, wie sich die Stabsoffiziere mit nacktem Oberkörper und einem Kanister kalten Wasser an einem Herbstmorgen waschen und die ganze Zeit fluchen, "Was ist das nur für eine gottverdammte Scheiße hier!"  

Sondern ich gucke natürlich auch links und rechts:
Was macht der Gefechtsstandfunker in der Einsamkeit seiner Funkgeräte?
Wie ergeht es dem Jägerzug, die die ganze Zeit in ihren nasskalten Erdlöchern liegen müssen?
Welche Gedanken hat vielleicht die übergeordnete Führung, die Brigade, zur Lage des betreffenden Bataillons oder geht ihnen das komplett am Arsch vorbei?
Was bewegt die 5 Kompaniechefs, die so einem Riesenarschloch von Bataillonskommandeur unterstehen?
Was erwartet das Panzergrenadierbataillon der Bundeswehr an Waffenwirkung durch den Feind?
Wie wird es sein, wenn die Kampfkompanien erstmalig im Werferfeuer liegen?
Wird alles bei einem Massenanfall von Verwundeten zusammenbrechen? Wird die SanKette das überhaupt schaffen, die kompliziertesten Schuss- und Brandverletzungen, abgerissene Gliedmaßen, etc. vernünftig zu versorgen, unter Panzerschutz (SanMTW) zum Hauptverbandsplatz zu bringen?
Was ist mit den Nicht-Transportfähigen?
Wohin mit den Schwerverletzten? Das Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg-Wandsbek ist ausgebombt und der SanBunker in Hamburg-Wedel hat keine Aufnahmekapazitäten mehr.

Aber das hat mit der Erzählzeit nichts zu tun. Rolling Eyes


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Beitrag26.11.2018 09:12

von agu
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BerndHH hat Folgendes geschrieben:
Mit als Autor ist das persönlich gesagt viel zu dünn.
Ich will nicht nur sehen, wie sich die Stabsoffiziere mit nacktem Oberkörper und einem Kanister kalten Wasser an einem Herbstmorgen waschen und die ganze Zeit fluchen, "Was ist das nur für eine gottverdammte Scheiße hier!"  

Das ist auch zu wenig.
Aber das ist es auch nicht, was mit dem Einhalten der Perspektive gemeint ist. Natürlich reflektieren die ganzen Geschehnisse in der Wahrnehmung der Charaktere - aber eben nicht durch monotones Zitieren von Lageberichten. Die Kunst besteht vielmehr darin, all das zu transportieren, aber indem man es in die Wahrnehmung des Einzelnen einwebt. Indem man ihn über kleine Informationsbrocken stolpern lässt, die auf das größere Ganze schließen lassen. Indem man an kleine Details farbig ausmalt. Vor allem wichtig ist auch die Innenperspektive des jeweiligen Erzählers, seine Gedanken, seine Rückschlüsse ... die Aussage hier ist nicht, dass Du Deine Weltendetails weglassen sollst. Sondern dass Du sie kunstvoll und in verdaulichen Dosen in die Erzählstränge Deiner Protagonisten hineinmontierst.


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BerndHH
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Beitrag27.11.2018 05:31

von BerndHH
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Hi Andrea,

okay verstanden. Personen- und nicht sachgebundene Erzählung: Prota-/Antagonisten stehen im Vordergrund und nicht die Materie.
Aber die Männer der OPZ beschäftigen sich doch mit nichts anderem wie Lagekarten, Operationsplänen, Kräftevergleichen, Bataillonsbefehlen.
Allein durch die Abgeschiedenheit der OPZ der OPZ ist das Ganze ja eine Art "Kammerspiel".
Wie gesagt, die Verbindung zur Außenwelt ist der Funk und bestimmte Personen wie Melder, Verbindungsoffiziere, Brigadeartillerieführer per Hubschrauber etc., die immer wieder hereinschneien und die "Männerwirtschaft" durcheinanderwirbeln.
Ansonsten ist durch die ständige Gefechtsbereitschaft inkl. Krisenlagen auch sehr wenig Zeit für persönliche Freiräume.
Der Gefechtsstand wird eigentlich rund um die Uhr in Wechselschicht betrieben, ist aber mit 4 Mann so dünn besetzt, dass kaum einer von ihnen alle 24-36 Stunden mal 2 Stunden Schlaf im Schlafsack am Stück bekommt.

Also Dauerermüdung, Dauerbelastung und all die Entbehrungen (kein Bett, keine erfrischende Dusche, fließendes Wasser, Strom aus der Steckdose, keine Sonntagsbrötchen - alles Luxus), die das Leben im Felde von ihnen abfordert, sind die permanente Hintergrundmusik.

Aber das war Buch 1, in Buch 2 sind sie ja auf der Flucht durch das bitterkalte Herzogtum Lauenburg.

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Okay, aber ich habe schon verstanden. Eigentlich muss alles raus, was nicht unbedingt mit der Handlung zu tun hat. Ab er dann bleiben nur noch die People übrig, die durch den dunklen Wald tappsen.

Aber es sind tatsächlich die großen monolithischen Infodump-Blöcke, welche die Erzählung abtöten und jede Regung der verängstigten Männer, die auf der Flucht vor den Polen sind, durch ihre Macht im Keim ersticken.

Kapitel  10 ist besonders schlecht, da muss ich rrrrrrran!


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BerndHH
Geschlecht:männlichKlammeraffe

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Beitrag09.12.2018 06:20

von BerndHH
Antworten mit Zitat

Da fällt mir ein: ich habe die Polen extrem schlecht dargestellt.
Spiegelt natürlich keinesfalls die Realität wieder. Polska war seit 1983 unter Armeegeneral Jaruzelski eine Art Militärdiktatur, welcher das Kriegsrecht in seinem Land einführte.
Das war auch der Grund, warum das Vereinte Oberkommando der Streitkräfte des Warschauer Paktes die Polen ja auch als relativ wackelige Verbündete ansah und sie irgendwann nicht mehr als „Speerspitze“ der Jütländischen Operation vorsah.

Clever finde ich das Verhör unserer Stabsoffiziere durch einen Porucznik (Leutnant). Die Massenerschießungen und die Berge nackter Leichen allerdings völlig deplaziert. Warum sollten die Polen so etwas tun?

Es herrschte ja immer das weit verbreitete Bild von den Sowjetrussen, die ihre Verbündeten (i.d. Fall Polen und NVA) vor sich hertreiben und sie das erste Blut schmecken lassen. Nach dem Motto: polnisches Blut ist billiger als heiliges russisches Blut. Switaya Matka Rossiya und so weiter.
Das erste Feuer der NATO-Panzerabwehr sollte sich also zunächst an den Polen austoben. Erst danach wollten die stolzen sowjetrussischen Gardepanzerdivisionen auf dem rauchenden Schlachtfeld erscheinen und den Rest erledigen.
Das passt dann aber nicht zu der hochgerüsteten und kampfstarken polnischen Armee, die über ein gut ausgebildetes Offizierskorps verfügte und auf triphibische Operationen (also auch See- u. Luftlandungen) spezialisiert war.


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