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Herbstgedicht Nr.18


 
 
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llll
Leseratte
L


Beiträge: 121



L
Beitrag01.10.2016 10:16

von llll
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ZITAT von MJ :
>>> " Nur mal zur ersten "Strophe":
- Was fällt dem Leser bei „Käfer“ so alles ein? Was einem Wanderer in den Dünen der Sahara?
- Was bei „Baby“ und anderen Larven?
- Was bei „dem Schatten voran eilen“? (Kennt er Paul-Armand Sylvestre, Le Voyageur?)
- "Die Mauer kühlt aus" würde eventuell in einem Haiku als Jahreszeitverweis reichen, oder nicht?
Aber ganz Verwegene können sich möglicherweise unter "Mauer" und unter "auskühlendem Gestein"
noch anderes vorstellen. "

Interessanter Weise befasst sich der Verfasser hier nur mit den genau ersten drei Zeilen,
die tatsächlich akzeptabel wären, wenn die nachfolgende nichtssagende Öde
wirklich ausdrucksvoll öde rüberkäme !
Um genau den Unterschied zwischen nichtssagender Ödnis
und treffend vielsagender Ödnis geht es,
denn die Tatsache, dass Geist und Gefühlsleben zunehmend auf Kreuzworträtsel
und regelmäßige TV-Verblödung beschränkt bleiben,
wäre wirklich hochaktuell und darstellenswert,
aber das ist nicht geschafft,
das kommt tatsächlich nur geschwätzig rüber.

Es gibt kurze wortkarge Prosagedichte, in denen Gerhard Meier seine Umgebung mit solch
zutiefst treffender, quasi zum Verzweifeln "gleichgültiger" Ödnis beschreibt.....
das geht durch und durch bis auf die Knochen !
Ich fand leider kein Beispiel davon im Netz,
aber Gerhard Meier ist echt lesenswert !

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/schweizer-literatur-schriftsteller-gerhard-meier-gestorben-a-561276.html
llll
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Matthias Jecker
Geschlecht:männlichEselsohr
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Beiträge: 328



M
Beitrag01.10.2016 10:31

von Matthias Jecker
Antworten mit Zitat

Neuerlich Dank, neu auch an s.

Kurz und schnurz:

"Grausame Tage
Wo Melancholie sich ausspannt
Zwischen Sonne und Kirschblüten
Windlose Melancholie"

(Gerhard Meier)

Aber was meint er mit "sich ausspannen"? Etwa relaxen? Oder was Raumgreifenderes?
Wie dem auch sei, für mich ist der offenbar stark zu meinen Ungunsten ausfallende Vergleich zu viel der Ehre.

Aber die Diskrepanz, die sich ausspannt zwischen "Nichts" und "Zu viel" (von Illl bis soleatus) reizt mich schon wieder zur Interpretation eigener Zeilen, was ich an sich für eine Todsünde halte, mit der man die eigene Lächerlichkeit nur noch steigern kann.

Mal schauen, ob ich an mich halten kann.

MJ
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llll
Leseratte
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Beiträge: 121



L
Beitrag01.10.2016 15:49

von llll
Antworten mit Zitat

Noch billiger geht´s wohl nicht im MJ-Stil :
ein paar einzelne Zeilen aufpicken und zerpflücken !
Das gelingt Dir jedenfalls mit dem GANZEN Gedicht  N I C H T  :
Wortwiederholungen sind nämlich ein Prinzip dieses Gedichts
und die Spanne zwischen Sonne und Kirschblüten entspricht mindestens der
Spanne zwischen Deinen und Gerhard Meiers Gedichten !!!

ZITAT >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Jahrzehntalt

Grausame Tage
wo Melancholie sich ausspannt
zwischen Sonne und Kirschblüten
windlose Melancholie

Wo Erinnern wächst
an Hauswänden
klemarisblaues Erinnern
jahrzehntalt

Wo das Untüchtige
Schmerz leidet
unruhig durch die Gassen heult

Und im Geheimen
alles auf Flucht sinnt -
Flucht

<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<

Und noch ein paar passend ausgesuchte Zeilen von GM :

" Wind
Sanftmütiger
seit langem versuchst du
den Bäumen das Gehen beizubringen du
Unbelehrbarer "


Wind = Lyrik
Bäume = Möchtegerngeher.........
interpretiert hier
sehr unsanftmütig
llll
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Soleatus
Reißwolf


Beiträge: 1000



Beitrag01.10.2016 15:58

von Soleatus
Antworten mit Zitat

Hallo Matthias, hallo Llll,

vergesst über eurem Austausch bitte nicht, vollständige Quellenangaben beizufügen ...

Gruß,

Soleatus
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llll
Leseratte
L


Beiträge: 121



L
Beitrag01.10.2016 16:15

von llll
Antworten mit Zitat

Sorry :
Es heißt natürlich
"klemaTisblaues Erinnern"

beide Zitate aus :
" Gedichte und Prosaskizzen "
Band 1 der Werke-Gesamtausgabe Gerhard Meiers
im Schweizer Zytglogge-Verlag

Eigentlich wollte ich eine der kurzen "Prosaskizzen" zitieren,
aber MJ hat dieses Gedicht angeschnitten,
das konnte nicht so brutal amputiert stehen bleiben !
llll
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Matthias Jecker
Geschlecht:männlichEselsohr
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Beiträge: 328



M
Beitrag01.10.2016 23:26

von Matthias Jecker
Antworten mit Zitat

Die wenigen Zeilen, welche ich in böser Absicht ausgewählt haben soll, um sie zu zerpflücken (Geht's noch?), wurden genau so im Nachruf zitiert, welche das Feuilleton der NZZ auf Gerhard Meier schrieb.

Gerhard Meier war ein Profi, und ich werde mich hüten, mich nur im Entferntesten mit ihm vergleichen zu wollen.
Ausserdem hat er (laut Illl) von Möchtegerngehern geschrieben und ich vom Herbst. Das ist nur sehr eingeschränkt vergleichbar.

Soleatus meint, "man kann" solche Texte wie meinen schreiben .
Er ist so freundlich, nicht zu schreiben "jeder kann solche..."
Und ebenso freundlich lässt er den Leser selbst entscheiden, ob dieses "man kann" nicht eigentlich ausschliesse, dass man es auch wirklich tut.
Entsprechend seinem Hinweis, der Leser werde durch ein Zuviel gestresst, und als reaktion auf die naserümpfende Ekelbekundung eines anderen Kritikers ob meiner Geschwätzigkeit im "Gedicht" habe ich versucht, Redundanzen zu diagnostizieren und zu eliminieren.
Für mein Gefühl wird die Herbststimmung (auch bezüglich Konnotationen von "Herbst") auf recht unterschiedliche, mannigfaltige Art und ohne ätzende Wiederholungen eingekreist.
Deshalb sehe ich nichts, was ich streichen müsste. (Zugegeben: ich bin ein sturer Anhänger der Zahl drei und möchte deshalb, wenn es ginge, gerne ganze Strophen löschen)

Da ein scharfer Kritiker erstaunlicherweise meine Gedanken zur ersten Strophe o.k. fand, versuche ich trotz allem im Folgenden, auch dem Rest einen Sinn einzuhauchen, einem Rest, der als geschwätzig, oberflächlich, zu umfangreich, noch unter dem eh schon tiefen Niveau von dsfo qualifiziert worden ist. Na, wohl bekomm's. Jedenfalls herzlichen Dank jedem, der sich das anschaut.

Sobald ich besser einschätzen kann, welcher der Kritiker nicht eher ein kleinlautes Schweigen von mir erwartet, werde ich einzelne, adressierte Antworten folgen lassen.

Hier nun meine Gründe, warum ich nicht einfach beschämt die Zeilen fortgeworfen, sondern sie als die meinen angenommen habe:

Die Mauer kühlt aus,
ein Käfer eilt dem Schatten voran,
im dritten Stock schreit ein Baby.

(Betreffend erste Strophe habe ich mich schon zum Fenster hinausgelehnt. s.o.)

Kein Rätsel heut in der Zeitung,
aus gegebenem Anlass ein Interview
mit Dr. X, ehemals Schweizer Botschafter in Y.

Warum heisst die Zeitung so?
Wozu gibt es in der Zeitung Rätsel? Warum ist heute keins drin? Hat es überhaupt jemand gesucht?
Von welchem Anlass ist die Rede? Von welchem Herrn? Wo ist dieser Anlass?
Warum wird der Botschafter nicht Botschafter, sondern Dr. genannt?
Warum kriegt er nur ein eindeutiges Attribut: „ehemals“?

Im TV-Drama singt die, die
die Tochter der Tierärztin spielt,
ihrem ungeborenen Kind ein Lied.

Warum wird hier die reale bzw. virtuelle Ebene des Geschehens mehrfach gespiegelt? Was ist hier real und was gespielt?
Warum dieser aufdringliche Fokus auf einzelne Laute?
Wie unterscheiden sich die Strophen vor dieser Strophe von jenen nach dieser?

Vom Fenstersims rieselt
etwas wie feiner Sand, Spinnen-
oder sonst ein Gift wahrscheinlich.

Was versinnbildlicht rieselnder Sand?
Zu welcher Jahreszeit streut man Gift gegen Spinnen auf Fenstersimse?
Welche Reaktion löst „sonst ein Gift“ an der Hauswand aus?

Es wird Zeit, hinauf zu gehen und
den Sender mit der Übertragung vom
Match Schweiz gegen Lettland zu suchen.

Warum steht in diesem Text eine Wendung wie „Es ist Zeit, das und das zu tun“?
Warum steht hier „Sender suchen“ statt „Spiel gucken“?
Warum heisst die Affiche Schweiz-Lettland und nicht Schweiz-Deutschland oder Schweiz-Portugal?

Zwei Treppen hoch,
auf dem Balkon liegen orange
verlorene Reste vom heutigen Tag.

Warum findet die Fortsetzung im Haus statt?
Warum im zweiten und nicht im dritten Stock?
Was soll das zwischengeschaltete Bild von den verlorenen orangen Resten des Tages?

Gleich beginnt das Spiel. Es ist Herbst.

Warum diese „Paarung“ von Anpfiff und Herbst?
Was für ein Spiel ist hier überhaupt gemeint?
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Soleatus
Reißwolf


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Beitrag01.10.2016 23:45

von Soleatus
Antworten mit Zitat

Hallo Matthias!

Zitat:
Soleatus meint, "man kann" solche Texte wie meinen schreiben .
Er ist so freundlich, nicht zu schreiben "jeder kann solche..."


Ich schreibe viele Dinge nicht; mit denen im weiteren grundlos in Verbindung gebracht zu werden ich als wenig hilfreich empfinde.

"Man kann" liest sich hier als "Es hat seine Berechtigung".

Zitat:

Entsprechend seinem Hinweis, der Leser werde durch ein Zuviel gestresst,


Und wo habe ich einen "Hinweis" gegeben, "der Leser würde gestresst"? Lass doch bitte solche Erfindungen, die führen nur dazu, dass ich mich erst ärgere und dann in deinem Faden mit leider nötigen Richtigstellungen weitere Ablenkungen erzeuge. Vielen Dank!

Und selbstverständlich "musst" du nichts streichen. Darum wäre es mir auch nicht gegangen, eher um einen schärferen, genauer hinblickenden Ausdruck. Aber wenn du findest, alles ist gut, wie es ist: Einverstanden!

Gruß,

Soleatus
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firstoffertio
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Beitrag01.10.2016 23:53

von firstoffertio
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Das man Gift gegen Spinnen ausstreut zu einer bestimmten Jahreszeit, wusste ich nicht. Würde ich nie tun..

"Zwei Treppen hoch" las ich als zwei Treppen höher. Da ich nicht weiß, wo LI sich befindet, komme ich nicht auf zweiten Stock.

Und ein Balkon ist für mich nicht im Haus.
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Rainer Zufall
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Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag02.10.2016 11:37

von Rainer Zufall
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Hallo,

irgendwie kann ich deine Entrüstung verstehen, Matthias, ich hab mich ja selbst ein klein wenig gegen die Prinzipialität der Kritik gewandt, aber schütt jetzt nicht das Kind mit dem Bad aus. Ich hab den Hinweis auf Redundanz (durch Soleatus) ganz anders verstanden und meinen eigenen Hinweise in diese Richtung auch anders gemeint. Es können doch sowieso immer nur Vorschläge und Anregungen sein, die ein Kommentator macht. Der Autor sucht sich raus, was ihm einleuchtet, oder denkt nur ein bisschen in der Gegend rum und ändert oder auch nicht.
Die Anregungen und Vorschläge, die einem überhaupt nicht zusagen, kippt man eben in die Tonne. Ganz normal. Der Maßstab ist immer nur der Autor.
Und sehr prinzipielle Kritiken eines Gedichtes, die kann man eben nur (je nachdem) dankend für Lesung und Auseinandersetzung zur Kenntnis nehmen. Mehr aber auch nicht.

Auch wenn ich finde, dass die Prinzipialität von Kritiken schon immer für eine gewisse ungute Dynamik sorgt, denke ich, es ist auch wichtig, sich immer klarzumachen, dass es um den Text geht, nicht um einen selbst.

Also noch einmal ich fand/und finde immer noch, dass es sehr schöne Stellen in deinem Gedicht gibt. Ich mag die alltägliche Herangehensweise. Dennoch finde ich nach wie vor, dass bestimmte Stellen deines Gedichtes redundant sind. Aber: anhand deiner unter den Strophen merke ich auch, dass ich eventuell auf einem völlig falschen Dampfer gelandet bin.

Schwieirige Sache das. Ich hab zwar eine ganz leise Ahnung mittlerweile, worauf du rauswollen könntest, aber ich mag das gar nicht sagen, weil es sehr geraten wäre. So, wie du argumentierst, habe ich den Eindruck, du denkst, man müsste, deine Ideen oder Motive aus den Bildern und Informationen erschließen.
Mir entschließt sich leider wenig, und das Wenige nur dadurch, dass du diese Fragen so nachdrücklich stellst.
Also mein Vorschlag wäre, du spannst den Leser nicht weiter auf die Folter, sondern sagst, was du eigentlich vorhattest, dann kann man darüber sprechen, ob das funktioniert oder ob ein Leserlein nur zu dusselig war, es zu kapieren.
Bei einem Prosatext wäre das ganz anders, da wäre dieses Ratespiel jetzt ein Magel deines Textes, weil du dem Leser zu wenig Hinweise gibst. Bei Gedichten bin ich mir oft unsicher, ob man mit demselben Maßstab wie an einen Prosatext herangehen sollte. Denn die Rezeption eines Gedichtes und sein Genuss hängt schon sehr von dem persönlichen Zugang des Lesers ab. Auch sogenannte rätselhafte Gedichte können und werden ihre eigene Faszination entwickeln, manchmal einfach über die Kraft der Sprache.
Ich finde das hängt sehr davon ab, was man selbst als Autor will. Will man, dass sein Gedicht "verstanden" wird, eine Auseinandersetzung über die Aussage des Gedichtes ermöglicht wird, dann muss man dem Leser auch genügend Hinweise gönnen. Legt man andere Maßstäbe an sein Gedicht an, muss nicht jeder das gleiche verstehen.  


Also leider, ich finde deine Fragen zwar gerade spannend, und ich grübel auch emsig rum, aber so wirklich will mir diese Herangehensweise nicht einleuchten.
 
Zitat:
Kein Rätsel heut in der Zeitung,
aus gegebenem Anlass ein Interview
mit Dr. X, ehemals Schweizer Botschafter in Y.

Warum heisst die Zeitung so?
Wozu gibt es in der Zeitung Rätsel? Warum ist heute keins drin? Hat es überhaupt jemand gesucht?
Von welchem Anlass ist die Rede? Von welchem Herrn? Wo ist dieser Anlass?
Warum wird der Botschafter nicht Botschafter, sondern Dr. genannt?
Warum kriegt er nur ein eindeutiges Attribut: „ehemals“?

Im TV-Drama singt die, die
die Tochter der Tierärztin spielt,
ihrem ungeborenen Kind ein Lied.

Warum wird hier die reale bzw. virtuelle Ebene des Geschehens mehrfach gespiegelt? Was ist hier real und was gespielt?
Warum dieser aufdringliche Fokus auf einzelne Laute?
Wie unterscheiden sich die Strophen vor dieser Strophe von jenen nach dieser?


Vom Fenstersims rieselt
etwas wie feiner Sand, Spinnen-
oder sonst ein Gift wahrscheinlich.

Was versinnbildlicht rieselnder Sand?
Zu welcher Jahreszeit streut man Gift gegen Spinnen auf Fenstersimse?
Welche Reaktion löst „sonst ein Gift“ an der Hauswand aus?

Es wird Zeit, hinauf zu gehen und
den Sender mit der Übertragung vom
Match Schweiz gegen Lettland zu suchen.

Warum steht in diesem Text eine Wendung wie „Es ist Zeit, das und das zu tun“?
Warum steht hier „Sender suchen“ statt „Spiel gucken“?
Warum heisst die Affiche Schweiz-Lettland und nicht Schweiz-Deutschland oder Schweiz-Portugal?

Zwei Treppen hoch,
auf dem Balkon liegen orange
verlorene Reste vom heutigen Tag.

Warum findet die Fortsetzung im Haus statt?
Warum im zweiten und nicht im dritten Stock?
Was soll das zwischengeschaltete Bild von den verlorenen orangen Resten des Tages?

Gleich beginnt das Spiel. Es ist Herbst.

Warum diese „Paarung“ von Anpfiff und Herbst?
Was für ein Spiel ist hier überhaupt gemeint?


Viele Grüße von Zufall
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Matthias Jecker
Geschlecht:männlichEselsohr
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Beiträge: 328



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Beitrag16.10.2016 22:11
Viele Antworten auf viele Kommentare
von Matthias Jecker
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An tutti einen grossen Dank für die Beiträge. Es mag nach den harschen Kritiken vermessen erscheinen, mein Textchen weiterhin stehen zu lassen und es zu erklären zu versuchen. Aber einige Kritiken sind mir denn doch zu grundsätzlich und zu flächenbombardementsmässig. Deshalb:

Illl am 26.9. 21:55
Danke fürs Lesen und dein feedback.
Deine Treppendarstellung ändert am Text selbst eigentlich nichts.
ich kann auch in Treppenform ein Herbstgedicht erkennen. Die Treppenform unterstreeicht fast noch das Herbstthema, auch ich habe mich ja im text des Treppenbildes bedient.

James Blond 27.9. 10:45
Danke fürs Lesen und das feedback.
leider hast du das Treppenbild nicht begriffen.

fitsoffertio 27.9. 22:34
Ja, was wird denn nun „mit Formatierung erreicht“, wie du sagst? Nicht weniger, als die Vorredner „erreicht“ haben: Schmäh und Häme für mein kleine Herbststimmungsbild.
Danke fürs Lesen und dein feedback.

james blond 28.9. 07:52
Danke für deinen neuerlichen Beitrag. Ob du damit nochmals zeigen wolltest, wie schwach mein Text ist, oder doch nur schlicht an einer Volksbelustigung teilnehmen? Aber lassen wir das.
Jedenfalls Dank für deine erneute Anstrengung.

Rainer Zufall 28.9. 09:32
Hoppla, da liest doch einer tatsächlich Bilder und Bezüge aus meinem Herbsttreppengedicht heraus. Danke sehr fürs Lesen und die angewandte Mühe und Aufmerksamkeit! Ich vermute, dass deine Vorredner sich einfach nicht haben vorstellen können, dass ein Text ohne lyrische Kapriolen und Trapezkünste „(den Herbst) beschreibt und sich (ihm) über die Tätigkeiten und kurz eingefangenen Bilder des LI (nähert)“. (Danke speziell für dieses Zitat!)
Nun, bis zu deinem Kommentar hier gas es keine ernst gemeinten Überarbeitungsvorschläge. Gemeint war wohl: „Am besten shredderst du dein Gedicht und schaust Fernsehen“.
Aber schauen wir doch erst mal weiter.
dein nächster Abschnitt wiederholt mehr oder weniger, was du schon gesagt hattest, und dass du den Text so vertsehen magst, freut mich.
Dann o.k., aber „Baby“ beinahltet doch noch etwas mehr als lokalen Bezug.
Dann soweit o.k., aber das Wort Zeitung spielt mMn eine Rolle, das Zeit totschlagen oder FDemenz vorbeuegn mittels Rätsel lösen auch, und ebenso der nichtssagende Verweis auf einen inhaltlich unbestimmbaren Tratsch mit einem Botschafter a.D. Die nächste Strophe bildet einen Ankerpunkt oder eine Wendemarke. Markiert durhc eine auffällige Häufung von Lauten, ja einem Stottern gar. Das ungeborene Baby der real absenten, im Drama aber zweifach (als Figur und als Schauspielerin) präsenten „gespielten“ Mutter in spe hat auch eine Funktion an dieser Stelle, wo das Nichtgeschehen ins Geschehen umschlägt und es die Stockwerke aufwärts und brav nach Rilke „ins Haus“ geht. Nein! Ein TV-Drama muss nicht in der eigenen Wohnung gehört werden. Die Figuren des Dramas sind bekannt, das Lied kann sehr gut aus dem Wohnzimmer der unsichtbaren und unbenannten Bewohne des Erdgeschosses kommen. Das wird doch im Folgenden klar, nicht?
Dann o.k., was das Spinnengift betrifft. Ich meine natürlich ein Gift gegen Spinnen. Hätte wohl besser geschrieben: „eine Art Sand, Insektengift gegen Spinnen wahrscheinlich“. Ist Insektengift-Sand einfach gleich Sand? Das sehe ich nicht so. Ich sehe es als eine Art Sand. Oder „etwas wie Sand“.
Also neue version für dies Strophe:
Vom Fenstersims rieselt
etwas wie Sand, Insekten-
gift gegen Spinnen wahrscheinlich.
Dann nein. Wer bis hierher offen war für die Anlage des Textes wird sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, weil das LI jetzt (!) erst ins Haus geht und die Treppe hoch, beim Satz „Es wird Zeit“.
Dann o.k. Nicht jeder kennt den Balkon in Sibirien und die wunderbare Szene von Andrej Makine. Nicht jeder kommt bei „orange Reste vom heutigen Tag“ auf letztes Sonnenlicht. Die liegen auf dem Balkon, und unser Herbsttreppenwanderer setzt sich in seiner Stube vor den Fernseher. Das ist im Zusammenhang mit Makines Szene ein für mich wunderschönes Bild. Und ich wünsche mir sehr, dass es auch ohne Kenntnis von Makines Buch verstanden würde!
Ich habe das Gedicht nicht geshreddert. ich habe versucht, die Bilder, die ich im Kopf hatte, zu ordnen und zu erklären. Dir danke ich sehr für deine Annäherung an den Text wie auch für deine kritsichen Anmerkungen, welche ich hoffentlich zu einem guten Teil entkräften konnte.

James Blond 10:55
Zum guten Glück vermögen langweilige Texte aus z.B. deiner Hand weit mehr Leute anzusprechen als nur die „beitragsversessenen Arbeitsbienen“. So meinst du das doch, nicht?
Darf ich dich darauf hinweisen, dass du mit keinem Wort auf die Frage von Rainer Zufall eingingst, was denn das umfassend „Schwache“ an meinem Text sei und weshalb in deinem Verständnis von dsfo keine „Alltagsödnis“, wie du es abwertend nennst, Platz hat?

Rainer Zufall 29.9. 11:35
Als Vetreter der „Alltagsödnis“ hätte ich es bedauert, wenn dieser Austausch zwischen dir und JB nicht stattgefunden hätte, obwohl dabei die Kritik an meinem Text nicht stattfand.

Blue Note 28.9. 12:47
Genau so geht es mir auch. In Jan Wagners Sonetten nur Giersch und Koalas. Nichts, was mich wirklich interessiert. In James Blonds Sonetten nur Bluthusten auf weissen Leintüchern. Auch nichts, was mich irgendwie betrifft. Gedichte mit solchen Mängeln sollten nicht publiziert und schon gar nicht preisgekrönt werden.

Illl 29.9. 00:10
Liegen vielleicht unsere Jahrgänge weit auseinander? Ich bin 66 und empfinde einiges an meinem Text als „romantisch“ und komplett „uncool“.
Aber da du offensichtlich bis in mein Innerstes schaust, überlasse ich dir das Wort.

Rainer Zufall 29.9. 07:55
Dem kann ich nichts anfügen.
Doch, eines:
Ich finde Kästner und seine „Sachliche Romaze“ als Vergleich recht unpassend. Gerade Kästner kann man, was das Formale angeht, in einen Topf hauen, aber nicht in einen Topf mit meinem Text, der die „Alltagsödnis“ als echte Romanze sieht. Jedoch als Argument gegen die Fraktion der Hehren Lyrik magst du Kästner gern heranziehen.

Illl 29.9. 10:04
Danke für den Vergleich mit Grosz und Dix. So unsinnig und forenalltagsödnisbehaftet er auch ist, so ehrenvoll ist er für mich.

James Blond 29.9. 10:11
Der jahreszeitliche Herbst und der lebenszeitliche Herbst vor der Kulisse eines Mietshauses, mit Versatzstücken aus der Geburt-und Vergänglichkeitsthematik, sind für dich Selbstdarstellung des Autors, ja? Da kriegst du keinerlei weiterfführende Gedanken, ja? Siehst du, so geht es mir mit deinen Sonetten.

Illl 29.9. 11:38
Nun sag aber nicht, dein ziemlich bösartiges Keifen wider meinen Text entspringe nur dem eigenen Schaffensfrust? Dein Outing hier ist interessant, aber deine Kritik an meinem Text möchte ich nicht unter diesem Aspekt lesen.

firstoffertio 29.9. 22:41
Die Nummer im Titel besagt, dass es in der Reihe meiner herbstgedichte das achtzehnte Gedicht ist.
Danke für dein Eingehen auf den Text. Nach deinem ersten Kommentar hatte ich dich wohl nicht richtig verstanden.
Die Zeilen und Strophen, für welche du Verbesserungen gesucht oder gefunden hast, sind weiter oben in einer Antwrot an Rainer Zufall von mir besprochen worden.
Dank dir sehr für die aufmunternden Bemerkungen.

Illl 30.9. 11:17
Spuck mich an, so viel du willst. Wir sind durch etliche Leitungskilometer getrennt.

Soleatus 1.10.
ich bitte um Entschuldigung für meine in der Verteidigungshaltung gemachten Äussserungen zu diesem Kommentar. Ich widme dir und anderen, deren Kommentare ich nicht oder erst jetzt gerecht wurde, meine Kurzgeschichte „Der Mann, der von seinem bauch erdrückt wurde“, zum dank und als Entschuldigung für Antworten, welche an meiner Stelle mein Bauch gegeben hat. es war aber eine lehrreiche Erfahrung, dass ich selber gar nicht immun dagegen bin, wenn mir Kübel voller Scheiße über dem Kopf geleert und ich mit faulen Tomaten beschmissen werde.
Ich hoffe, dass ich die Länge des Textes mit meinen bisherigen Ausführungen etwas erklären konnte. Ich persönlich sehe in jeder Strophe wieder einen andern Schleichweg, auf dem sich der Text dem Thema annähert (wie Zufall es nennt).

Illl 1.10. 15:49
Sowohl deine wie mein Meier-Zitat zeigen doch, wie unsinnig der Vergleich zwischen Meiers Texten udn meinem ist. Finde ich.

Illl 1.10. 16:15
Das „so brutal amputierte“ Gedicht von Meier war ein wörtliches Zitat aus dem Nachruf im Feuilleton der NZZ.

soleatus 1.10. 23:45
Dazu siehe meine Entschuldigung weiter oben und meine Kurzgeschichte „Der Mann, der von seinem Bauch erdrückt wurde“ in dsfo.

firstoffertio 1.10. 23.53
Die Mauer kühlt aus. Ein Käfer eilt dem Schatten voran. Imd ritten Stock schreit ein Baby.
Ausser dir scheinen die meisten den Ort des LI so verstanden zu haben, wie ich es mir dachte.
Schau dir doch mal die bürgerlichen Bauten der Gründerzeit oder die Wohnblockbauten seit den 50er Jahren an. Willst du da wirklich sagen, ein Balkon sei ausserhalb des Hauses? Genau so gut kannst du behaupten, ein Zimmer, dessen Fenster offen stehe, sei ausserhalb des Hauses.

Rainer Zufall 2.10. 11:37
Ich gab den Text einem Testleser in Fleisch und Blut. Ergebnis: Es entstehe eine dichte Herbststimmung, ohne dass er genau sagen könne, wie und wo.
Gerne zitiere ich das hier, weil es im Wesentlichen deiner Sicht nicht widerspricht. Und ich danke nochmals für deine Mühe, die du dir mit diesem „rätselhaften Text“ gemacht hast (er schien mir für dich wenig rätselhaft...).
Ich hoffe, dass meine bisherigen Erklärungen ausreichen, um dir zu zeigen, was das Gedicht mit mir wollte. (Sie entstanden erst aufgrund der Kritiken und der Meinung des Testlesers, aber ich stehe dazu, sonst würde ich den Text löschen.)
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Matthias Jecker
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Beiträge: 328



M
Beitrag11.11.2016 11:39
Re: Herbstgedicht Nr.18
von Matthias Jecker
Antworten mit Zitat

Die Mauer kühlt aus,
ein Käfer eilt dem Schatten voran,
ganz oben schreit ein Baby.

Kein Rätsel heut in der Zeitung,
aus gegebenem Anlass ein Interview
mit Dr. X, ehemals Schweizer Botschafter in Y.

Im TV-Drama singt die, die
die Tochter der Tierärztin spielt,
ihrem ungeborenen Kind ein Lied.

Vom Fenstersims rieselt
etwas wie feiner Sand, Insekten-
gift gegen Spinnen wahrscheinlich.

Es wird Zeit, hinauf zu gehen und
den Sender mit der Übertragung vom
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Zwei Treppen hoch,
an der Mauer kleben orange
verlorene Reste vom heutigen Tag.

Gleich beginnt das Spiel. Es ist Herbst.
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