Merkwürdige Absage

[medizynicus]

Liebe Leute,

vorhin wieder eine Absage kassiert. Soweit, so gut. Interessant der  Kommentar:

[TZH85]

Wahrscheinlich hat es etwas mit dem Urteil des BGH zu tun, dass Verlage kein Geld mehr von der Verwertungsgesellschaft Wort erhalten.

http://www.zeit.de/kultur/literatur/2016-04/bgh-vg-wort-verlage-kommentar

Aber das als Argument in einer Absage verpacken, finde ich schon komisch. Klingt auf alle Fälle nicht sonderlich professionell, einem BGH Urteil die Schuld dafür zuzuschieben. Ganz unabhängig davon, ob das Urteil in dem speziellen Fall tatsächlich Einfluss auf die Entscheidung genommen hat.

[BirgitJ]

Moin,

für mich hat das was von Verschwörungstheorie. Ohne zu wissen, was das für ein Verlag ist, würde ich mich über diese Absage nicht grämen.

Besten Gruß von BirgitJ

[Beckinsale]

Wenn ich als Verleger zu dieser Absage gefragt würde ich sagen:
Dummschwätzer, dummschwätzender.

My.

[Akiragirl]

Darf man fragen, welcher Verlag das war?
Den würde ich dann mal direkt von meiner Liste streichen.

[Flar]

Das mit der Absage tut mir leid, aber: Die Begründung geht meiner Meinung nach viele Meilen am sachlichen Inhalt vorbei, passt gar nicht zum Thema. Hm... viel kannst Du damit nicht anfangen, aber zumindest weißt Du, dass es eine ist und musst nicht drauf warten, sprich, der Text ist für Andere frei.
Ich habe halt versucht, was Gutes dran zu finden... ... ...

[Beckinsale]

Ich glaube, ich werde dieses Beispiel zum Anlass nehmen, die nächste Manuskriptabsage damit begründen, dass mir für den Lektüretermin um 9.10 Uhr morgens 21 Grad im Schatten und Hagel versprochen waren, was jedoch nicht eingehalten wurde.

(Wo war noch die Wand für meinen Kopf?)

My.

[Lapidar]

[MoL]

Ich vermute stark, dass der Herr oder die Dame an dem Tag einfach irgendwie schlecht ge...träumt hat. Irgendeine Laus ist dem über die Leber gelaufen und Du hattest das Pech, dass er sich an dem Tag Deiner erinnert hat. So einfach ist das. Finde ich unprofessionell und auch irgendwie unverschämt.

Man stelle sich das anders herum vor:
"Lieber Verlag! Ich möchte bei Ihnen nichts verlegen lassen, weil mein Hund auf den Teppich gepinkelt hat, mich die lauten Nachbarkinder beim schreiben stören, und überhaupt steigt der Strompreis jedes Jahr und keiner kommt und macht mir ein Marmeladenbüttercken!"

Absagen sind immer hart, kenne das, aber in diesem Fall schätze ich ist es gut, dass sich der Verleger vor Vertragsabschluß demaskiert hat.
Kopf hoch und weitermachen!

[Rheinsberg]

Klasse! Bei Beckinsale und Mol suchte ich gerade den Like-Button - und das von mir, die ich nie bei FB war!
Im Ernst, Medizynicus - wenn jemand so drauf ist, brauchst du keinen Vertrag mit ihm. Eine Aussage über dein Manuskript ist jedenfalls in dieser Absage nicht enthalten. Sorgen solltest du dir machen, wenn er es haben wollte.

[Rübenach]

Er wird die Tantiemen, welche die VG Wort seit einigen Jahren nur unter Vorbehalt ausgezahlt hat, ausgegeben haben und jetzt - wo er sie zurückzahlen muss - pleite sein. Klar, dass er dann Medizynicus' Buch nicht verlaegen kann.

[Beckinsale]

[MoL]

[Alien78]

Ich kann mich meinen Vorpostern nur anschliessen, auch für mich klingt es, als hätte da jemand seinen ganzen Frust in eine Absage verpackt. Ziemlich unprofessionell, würde mich echt interessieren, um welchen Verlag es sich handelt, damit ich nie auf die Idee komme, mich dort zu bewerben.

[spinat.ist.was.anderes]

Es ist wirr, und ich verstehe den Zusammenhang zur "Einheitsmeinung" nicht, aber was ich da herauslese, hat ihnen dein Manuskript nicht missfallen und sie hätten es unter anderen Umständen veröffentlicht.
Schreib doch zurück, dass du ihnen gerne deine zukünftigen Tantiemenm abtreten würdest, wenn du nur nicht dummerweise essen, wohnen und dich kleiden müsstest.

[Fjodor]

Na ja, je kleiner der Verlag, desto individueller die Absage

Es kann allerdings schon sein, dass die neue Konstellation mit VG Wort einen Betrieb vollends ins Kippen bringt, wenn alles vorher schon auf Kante genäht war.

Vielfach kann man sich ja an den eigenen Verkäufen ausrechnen, dass für den Verlag auch nicht viel übrig bleibt, wenn überhaupt.

Klar gehört dass nicht in eine Absage, aber Verleger sind auch nur Menschen und teilweise ja durchaus keine Vollprofis.

[Beckinsale]

Also, ein Verlag, dessen Geschäft vor die Wand fährt, wenn die VG-Wort-Einnahmen wegbrechen, macht eindeutig was falsch. Oder ist kein Verlag <veg>.

My.

[MoL]

In Bezug auf das Urteil ...

Habe ich das jetzt falsch verstanden?
Seit 2 Jahren werden die Tantiemen zu 50/50 unter Vorbehalt (!) an Verlag und Autoren ausgeschüttet.
Jetzt sagt das Gericht, dass in Zukunft und rückwirkend alles an den Autoren geht.
Bin ich jetzt blöd oder sehe ich das Problem nicht???
Wenn mir etwas unter Vorbehalt ausgezahlt wird, ist mir doch klar, dass das Geld noch nicht endgültig mir ist. Ergo gebe ich es weder aus, noch kalkuliere ich damit.
Und was den weiteren Verlauf angeht: Da ist doch jeder Verlag frei, das mir seinem Autor via vertrag individuell zu regeln.
Also wo ist das Problem?

Sorry, komme mir grade echt dumm vor. Kann mich bitte jemand aufklären???

[spinat.ist.was.anderes]

@ Mol: Du hast schon alles richtig verstanden, aber die vorherrschende Prognose war wohl, dass die Verlage den Streit gewinnen und weiter VG Wort Tantiemen kassieren dürfen. Aber ja, eigentlich hätten sie Rückstellungen bilden müssen.

Wenn dich interessiert, welches die Argumente und Befürchtungen der Verlage sind, schau z.B. hier: http://www.zeit.de/kultur/literatur/2016-04/bgh-vg-wort-verlage-kommentar

Ich finde, bei der ganzen Debatte geht ein wenig unter, wo ein Großteil des Verkaufspreises hängen bleibt, nämlich bei den Barsortimentern. Da wird immer die Wichtigkeit des Buchhandels hochgehalten, aber Fakt ist einfach, dass es sehr teuer ist, Bücher in die Handlungen zu bringen.

[Fjodor]

@beckinsale: bei vielen Kleinstverlagen dürfte bei VG Wort noch gar nie viel herausgesprungen sein.  Interessant sind u.U. die Pauschalbeträge für wissenschaftliche Literatur; die können unter Umständen schon den Unterschied machen, ob ein Kleinverleger mit seiner aus Idealismus betriebenen Nebenbeschäftigung mit einem kleinen Plus abschneidet bzw. ein paar Grundkosten abdecken kann. Und das kann sich vielleicht auf die Bereitschaft auswirken, neue Projekte anzugehen oder seine Zeit mit anderen schönen Dingen zu füllen.

Bei den etwas größeren Verlagen werden auch keine Riesensummen erwirtschaftet und vom Verkaufspreis bleibt dem Verlag ein verhältnismäßig kleiner Anteil. Klar, der des Autoren ist noch kleiner, doch der Verlag muss aus seinem Anteil alle möglichen Kosten erwirtschaften. Die Verlage müssen das Geld, das Ihnen an der einer Stelle entgeht, irgendwie zusätzlich erwirtschaften. Versuchen sie es über den höheren Verkaufspreis, partizipieren größtenteils Handel und auch Fiskus über ihre Anteile. 1:1 kann er nur durch Kostensenkung wettmachen: beim eigenen Personal oder bei den Autoren.  - Das VG-Urteil bringt den gutverdienenden Autoren mit hohem Marktwert etwas; die auf der Kippe Stehenden werden sich evtl. kurzfristig über höhere Tantiemen freuen, aber mit dem nächsten Vertragsangebot eine Retourkutsche bekommen und andere werden nicht mehr in den Genuss kommen, professionell betreut und durch Verlage finanziert, ihre Projekte in einer ordentlichen Auflage veröffentlicht zu bekommen.

[jim-knopf]

[Rübenach]