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Leben heißt Brücken schlagen


 
 
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Firilion
Geschlecht:männlichEselsohr
F


Beiträge: 316



F
Beitrag05.04.2008 15:50
Leben heißt Brücken schlagen
von Firilion
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Leben heißt Brücken schlagen

Das Leben das ich säe,
ist ein buntgetünchtes Feld,
auf dem ich gerne gehe;
ich hab' es selbst bestellt.

Gen Böschung fliegt die Sicht,
erhascht die andere Seite,
erblickt ein unentdecktes Licht,
das meinen Weg begleite.

Leben heißt Brücken schlagen,
über den Fluß unserer Zeit.
Ich darf mich nicht beklagen,
ist das Ufer fern und weit.

Noch heute beginnt der Bau,
ich verlege Stück um Stück.
Die Augen nach vorne, ich schau
kein einziges Male zurück.

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Brynhilda
Felix Aestheticus

Alter: 44
Beiträge: 7748
Wohnort: Oderint, dum probent.


Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag06.04.2008 11:41
Re: Leben heißt Brücken schlagen
von Brynhilda
Antworten mit Zitat

Lieber Matthias!

Dein Gedicht ist wunderschön. Es ist nicht nur poetisch, lyrisch und klangvoll.
Es ist auch noch lebensklug und weise.
Ein Gedicht - durch und durch, in jeder Zeile, in jedem Wort.

Das kleine Manko ist zum einen, daß ein paar Kommas fehlen, und zum anderen ist es das Versmaß.
Ich bin einfach mal so frei, beides zu korrigieren.

Firilion hat Folgendes geschrieben:
Leben heißt Brücken schlagen

Das Leben, das ich säe -
ein buntgetünchtes Feld,
"auf dem ich gerne gehe;
ich hab' es selbst bestellt.

Gen Böschung fliegt die Sicht,
erhascht die andere Seite,
schaut unentdecktes Licht,
das meinen Weg begleite.

Leben heißt, Brücken schlagen
über den Fluß der Zeit.
Ich darf mich nicht beklagen,
ist auch Ufer weit.

Noch heute beginnt der Bau
der Brücke Stück um Stück.
Den Blick nach vorne - ich schau
kein einz'ges Male zurück.


Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr hineingeschnitten in das Gewebe deines Gedichts. Und ich hoffe, ich habe, vor allem in der letzten Strophe, nicht den Inhalt zu sehr verändert.

"Leben heißt, Brücken schlagen über den Fluß der Zeit."
Das ist ein wirklich großer, tiefer Satz. Er ist fast zu mächtig für einen einzelnen, doch man darf vor dem Weg nicht zurückscheuen.
Es gibt einen Volksstamm im Regenwald, die nennen die Zukunft das, was vor ihnen liegt, und die Gegenwart liegt für sie hinter ihnen. (Das erkennt man an ihrer Sprache und an den Bewegungen, die sie machen, also den Handzeichen, wenn sie entweder über das eine oder über das andere reden.) Sie meinen, daß die Zukunft nicht existiert, und der Leere wollen sie nicht entgegenblicken.
Bei uns ist es Mode geworden, vor der Vergangenheit den Blick zu wenden. Aber beides gehört dazu, um die Zeit als ganzes zu begreifen, und dazu wiederum gehört der Augenblick, denn nur in dem Augenblick der Gegenwart kann Erkenntnis, kann Bewußtwerdung geschehen.
Deshalb hat der Fluß der Zeit auch zwei Ufer. Und in der Mitte fließt der Strom.
Das Schöne an dem Bild des Brückenschlagens ist ja, daß hier Vergangenheit und Zukunft zusammenwirken - das Erreichte und das noch zu Erreichende. Und beide verbindet der Augenblick des Schaffens.

Viele Grüße,
Ilka
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Firilion
Geschlecht:männlichEselsohr
F


Beiträge: 316



F
Beitrag06.04.2008 13:50

von Firilion
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für die liebe Antwort, Ilka.

Ich sollte mich bezeiten wirklich einmal wieder mit Versmaßen befassen, mein Schulwissen liegt einfach zu weit zurück und zu stark im dunkeln. Wie schnell man doch vergisst, wenn man nach dem Leistungskurs Deutsch 10 Jahre vollkommen andere Dinge macht.
Mal sehen ob ich im letzten Semester ein wenig Zeit abknapsen kann, zwischen Diplomarbeit und Arbeitssuche. smile

Bei der Zeichensetzung gestehe ich ein, bin ich bei Gedichten kaum bewandert. In Texten stellt dies keinerlei Problem, aber auch nur selten einen Anspruch, dar. In Gedichten sinds bei mir meist zu wenige, manchmal zu viele, öfters falsche. Ich glaube fast eine Art Betriebsblindheit hier zu haben. Wenn man die Zeilen schreibt, weiß man selbst meist sehr genau, wie was zu lesen ist und zusammenhängt und dieses "Expertenwissen" ist der Stolperstein, der es für fremde Augen schwer lesbar macht.

Danke für die Überarbeitung, allerdings gefallen mir da einige Kleinigkeiten nicht mehr:

Das Leben, das ich säe -
ein buntgetünchtes Feld,
auf dem ich gerne gehe;
ich hab' es selbst bestellt.

Kann ich mich so direkt mit anfreunden. Das "ist" war zu viel, stimmt.

Gen Böschung fliegt die Sicht,
erhascht die andere Seite,
schaut unentdecktes Licht,
das meinen Weg begleite.

Zeile 3 gefällt mir nicht, aber war auch ein Manko in meiner Fassung. Irgendwie holpert es ein wenig. Leider habe ich kein passendes 3silbiges Wort für unentdecktes gefunden. unerkanntes, unbekanntes, unerforschtes - viele Worte habe ich gefunden, aber nicht das, was zu 100% passt.

Leben heißt, Brücken schlagen
über den Fluß der Zeit.
Ich darf mich nicht beklagen,
ist auch Ufer weit.

Unserer durch der zu ersetzen gefällt mir sehr gut. Da hätte ich auch drauf  kommen können. Aber Zeile 4 wirkt mir sprachlich nicht schön. Da fehlt einfach der Artikel vor Ufer. "ist auch das Ufer weit", ja das könnte ich als besser ansehen als meine ursprüngliche Zeile.

Noch heute beginnt der Bau
der Brücke Stück um Stück.
Den Blick nach vorne - ich schau
kein einz'ges Male zurück.

Die Strophe ist so perfekt, danke!


Meine finale Version wäre dann:

Das Leben, das ich säe -
ein buntgetünchtes Feld,
auf dem ich gerne gehe;
ich hab' es selbst bestellt.

Gen Böschung fliegt die Sicht,
erhascht die andere Seite,
schaut unentdecktes Licht,
das meinen Weg begleite.

Leben heißt, Brücken schlagen
über den Fluß der Zeit.
Ich darf mich nicht beklagen,
ist auch das Ufer weit.

Noch heute beginnt der Bau
der Brücke Stück um Stück.
Den Blick nach vorne - ich schau
kein einz'ges Male zurück.
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Brynhilda
Felix Aestheticus

Alter: 44
Beiträge: 7748
Wohnort: Oderint, dum probent.


Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag06.04.2008 15:54

von Brynhilda
Antworten mit Zitat

Die finale Form finde ich erstklassig!
Das sucht seinesgleichen.

Viele Grüße,
Ilka
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Rike
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 45
Beiträge: 254



Beitrag21.04.2008 21:19

von Rike
Antworten mit Zitat

Es gibt eigentllich nichts mehr zu sagen und schon gar nichts zu kriddeln, du hast die richtige Form, das richtige Maß, den Rhythmus, die Melodie und die passenden Worte gefunden, damit dein Gedicht auch bildlich fließt.

Alles bleibt also im Flusse und ich lasse mich leicht mit dir treiben, sehe die bunten Felder, schaue mit dir über die Böschung ins Licht, erspähe das neue Ufer und baue meine Brücke.

Es gelingt dir leicht, mich mitzunehmen und mein Schritt wird durch deine Worte und Bilder heiter, leicht und lebensbejahend.

Brücken haben auch einfach diesen großen Symbolcharakter ...

Schönes Gedicht

Gruß
 Very Happy Rike


_________________
Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit (R. M. Rilke)
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