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Unter den Wipfeln


 
 
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Taugenichts
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 38
Beiträge: 1201



Beitrag01.04.2008 20:06
Unter den Wipfeln
von Taugenichts
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Unter den Wipfeln


An guten Tagen
blieben die Eichhörnchen
in ihren Löchern.

Kein Gewehrfeuer,
keine zentimetertiefen
Schlagwunden
von Nagezähnen.
Nur eine bedrückende Stille
über dem Baumwipfelmeer.

Doch dann-
kamen die Spatzen.



_________________
Hellseherei existiert nicht. Die Leute glauben mir mein Geschwätz nur, weil ich einen schwarzen Smoking trage.
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Firilion
Geschlecht:männlichEselsohr
F


Beiträge: 316



F
Beitrag02.04.2008 11:41
Re: Unter den Wipfeln
von Firilion
Antworten mit Zitat

Taugenichts hat Folgendes geschrieben:
Unter den Wipfeln


An guten Tagen
blieben die Eichhörnchen
in ihren Löchern.

Kein Gewehrfeuer,
keine zentimetertiefen
Schlagwunden
von Nagezähnen.
Nur eine bedrückende Stille
über dem Baumwipfelmeer.

Doch dann-
kamen die Spatzen.


Das löst das Gedicht in meinen Gedanken aus und hier möchte ich meine Antwort einmal unterteilen, da sie einen starken Bruch trägt:

Für mich, Naturlyrik mal anders, direkt aus dem harzigen Mund eines alten Baumes, der den Krieg der Natur seit Jahrzehnten besteht, mit Narben, die vor allem nicht nur in die Rinde gebrannt sind, sondern in sein Gedächtnis. Die Vermenschlichung der Flora und Fauna, Loslösung vom Konkreten auf eine abstrakte Ebene, die uns aber eingängiger erscheint, da sie mit Begriffen arbeitet, die uns täglich begegnen. Wie? Krieg und Gewehr und Schmerz und all die vielen grauenvollen Dinge menschlichen Auseinanderlebens sind nicht alltäglich? Oh, verzeih mir, sie sind bereits all zu täglich geworden, das sie uns nur bei herausragenden Gewaltleistungen noch ein müdes Lächeln abringen.
Wir sind alle Bäume, ein jeder für sich, mit harter Rinde und weichem Kern und die Narben, die uns andere mit ihren Äxten ins Holz schlugen verheilen mit der Zeit. Doch kaum das sie sich schließen, rücken sie mit Feuer und mit Sägen vor. Sie? Ja, sie, die, die Anderen, ich doch nicht, ich bin zu bemitleiden. Wie? Was ist mit meinen Wurzeln? Meine Blätterkrone? Aber nein, ganz friedlich bin ich, meine Wurzeln zerstören doch nicht, meine Blätter ersticken doch keine jungen Keimlinge. Was für eine Unterstellung!


Nun zur Wortwahl des Gedichtes, denn diese erschließt sich mir nicht:
Zunächst, Eichhörnchen. Possierliche Tierchen, Nagetier auch, aber sie machen mit Bäumen nichts, ausser drauf rumklettern. Sie nagen nicht am Holz, den Blättern oder der Rinde. Gut, man kann es herleiten, denn sie ernähren sich von Baumsamen. Macht noch Sinn in Strophe 1, verliert ihn aber in Strophe 2 vollkommen.
Biber wären besser gewesen, wenngleich auch altbacken.

Gewehrfeuer ist eine wunderbare Metapher, passt aber weniger zu Nagetierchen, sondern mehr in Strophe 3. Vögel mit ihren Schnäbeln (dazu gleich noch mehr) hacken eher wie Gewehrfeuer auf den armen Baum ein.
Dann bleibt noch die Frage nach der Stille. Wenn doch im Moment Frieden ist, dann sollte die Stille nicht bedrücken, eher erheiternd sein. Ja, wir leben, noch, ja, wir leben.

In Strophe 3 kommen die Spatzen. Spatzen? Die gehören zu den Sperlingen und lassen die Bäume auch in Frieden, ausser das sie ab und an auf einem Ast sitzen und wenns hochkommt trällern. Wären da die Spechte nicht deutlich besser geeignet, die monoton wie ein Gewehr den Baum hacken, bis sie darin nisten können?
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Taugenichts
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 38
Beiträge: 1201



Beitrag02.04.2008 16:56

von Taugenichts
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich freue mich wie ein kleines Kind, wenn meine Gedichte so differenzierte und vor Allem von meiner Intention völlig verschiedene Gefühle und Bilder auslösen. Stimmt, der erzählende könnte ein Baum sein... Dieses Gedicht ist auch so gedacht: Als Geschichtenschablone. Als Guckloch, in eine spannende, unwirkliche kleine Geschichte, im Leser.

Ich habe es eher als ironisches, humorvolles Nonnsinns Gedicht geschrieben. Ein Angriff der Eichhörnchen, allerdings nicht auf Bäume, sondern auf den Menschen, dementsprechend kommt das Gewehrfeuer auch nicht von den Eichhörnchen, sondern von den sich verteidigenden Menschen, so wie dem Erzähler, der nur an seltenen Tagen Ruhe findet und dann auch nur, in bedrückender Stille, aus der heraus in jedem Moment ein Angriff der bösartigen Eichhörnchen werden könnte wink

Was mit den Spatzen kommt.... nun, dass darf und SOLL ebend jeder ganz für sich entscheiden.

Danke für deinen Kommentar!!
fred


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