Ein rechter Mann

[Federfuchser]

Ein rechter Mann, der käckelt nicht,
ein rechter Mann, der kackt.
Ein rechter Mann versäckelt nicht,
ein rechter Mann versackt.

Ein rechter Mann, der pinkelt kaum,
ein rechter Mann, der pisst.
Ein rechter Mann ist innen braun,
weil er viel Scheiße frisst.

Ein rechter Mann mag Stiefelfett
und keinen Lebertran.
Ein rechter Mann ist selten nett
wenn er nicht zündeln kann.

[Hugin_Hrabnaz]

Gefällt mir formal sehr gut, gerade die kreativen Diminuitive der Verba sind herrlich. Die Kreuzreime gefallen mir ebenfalls, und der Rhythmus, den der Wechsel zwischen langen und kurzen Zeilen erzeugt ist ebenso cool. Das ergibt einen scharfen, militärisch anmutenden Duktus. Auch die Pointe am Ende ist gut gesetzt.

Inhaltlich habe ich generell gewisse Probleme mit Stereotypen wie "der rechte Mann", weil sie eben gerne politisch motivierte Kampflyrik oder Prosa bebildern, gleich aus welcher Richtung sie kommen. Aber das ist, wie gesagt, natürlich mein Problem, und keine valide formale Kritik an deinem Werk, sondern nur ein kleiner Disclaimer dahin gehend, dass meine positive Bewertung der Lyrik allein die Werkebene betrifft und nicht die Wirkebene.

[Christof Lais Sperl]

Ein rechter Mann, der drechselt nicht  
Ein rechter Mann,  der drischt
Ein rechter Mann, der stichelt nicht
Ein rechter Mann, der sticht

[Federfuchser]

Hugin_Hrabnaz,
vielen Dank für deine trefflichen Worte. Ich weise allerdings darauf hin, dass das Gedicht durchaus als Seitenhieb auf gewisse  Zeitgenossen verstanden werden soll, und nicht nur als hübsches Wortgeplänkel. Spätestens bei dem Wort 'braun' erfährt der Ausdruck 'rechter Mann' einen Bedeutungswandel, nämlich weg vom gut Bürgerlichen hin zum Politischen, vom Anständigen zum Unanstädigen ('Scheiße'). Auch die stehende Wiederholung 'ein rechter Mann' und die damit einhergehende Verkürzung des Inhaltlichen soll eine bestimmte Geistesverfassung der Zielgruppe andeuten. Ein Kampfgedicht zu schreiben lag mir allerdings fern, dazu ist der Inhalt zu wenig agitativ und wohl auch zu unbedeutend. Mich motivierte die Freude am Wortspiel, gewürzt mit einem Hauch Tagespolitik.

Christof Lais Sperl,
drechseln ist kein Diminiutivum von dreschen, sondern von drehen. Da gibt es andere Möglichkeiten, zB

Ein rechter Mann, der meckert nicht
Ein rechter Mann, der motzt
Ein rechter Mann, der kleckert nicht
Ein rechter Mann, der klotzt
LG

[BlueNote]

Die Varianten sind viel besser als das Original ...
Warum?
Weil sie die Intention mehr auf den Punkt bringen.

[Federfuchser]

Okay.

Ein rechter Mann

Ein rechter Mann, der käckelt nicht
ein rechter Mann, der kackt
Ein rechter Mann versäckelt nicht
ein rechter Mann versackt

Ein rechter Mann, der meckert nicht
Ein rechter Mann, der motzt
Ein rechter Mann, der kleckert nicht
Ein rechter Mann, der klotzt

Ein rechter Mann mag Stiefelfett
und keinen Lebertran
Ein rechter Mann bleibt nicht im Bett
wenn er wo zündeln kann

[Christof Lais Sperl]

...klar