Minen

[klausge]

Hallo,
Das ist der Anfang einer Kurzgeschichte, an der ich arbeite. Zu den Figuren: Es gibt Menschen und Talamiden. Zweitere sehen etwa aus wie ein Minotaurus mit dem Unterschied, daß sie keine Hufe sondern Füße haben. Ein Hauptaugenmerk sind die glühenden roten Augen (in dieser Geschichte wird das nicht erwähnt).

Es gibt Tage, heißt es, da wacht man auf, und man weiß, daß alles in Ordnung ist. Der Tag wird perfekt verlaufen, und nichts kann einen erschüttern. Dann gibt es Tage, da ist es genau umgekehrt. Man wacht auf, und weiß, daß es ein Scheißtag ist. Alles was schief laufen kann, läuft schief, und die allergrößte Anstrengung bringt nur Chaos hervor. Und dann gibt es Tage, wo man weiß, daß man im falschen Film ist, wie die Menschen so schön sagen. Ein unauffälliger Tag, ohne besondere Vorkommnisse, bis dann etwas ganz Schlimmes passiert. So ein Tag, war heute.
Bo-Hem war immer schon ein Frühaufsteher gewesen. Vielleicht war es das, vielleicht auch nur, daß man als Planetoidenschürfer nach längerem Aufenthalt unter der Oberfläche nicht mehr weiß, ob es Tag oder Nacht ist. Welcher Tag auch immer es ist, ob man wach ist oder träumt. Bo-Hem war gerade dabei seinen Morgentoilette auf der Nova-Station durchzuführen. Er wußte, daß der Stationsarzt mit den Feinheiten des Talamidischen Organismus nur oberflächlich vertraut war. Ein gefühlvoller chirurgischer Eingriff würde wahrscheinlich zu einer Katastrophe führen, vor allem deswegen, weil der Stationsarzt am liebsten sich selbst desinfizierte. Bo-Hem war einer von wenigen Talamiden, die ihr Glück beim Schürfen versuchten. Die meisten seiner Spezies bevorzugten es, ihr Leben auf der Oberfläche eines Planeten zu fristen. Aber Bo-Hem war nicht einer von den vielen Talamiden. Er war immer schon ein Einzelgänger gewesen, der sein Glück abseits der Herde suchte. So hatte es ihn zu Nova-Enterprises verschlagen. Eine etwas zwielichtige Mining-Gesellschaft, die allerdings gute Erfolge vorweisen konnte. Speziell, weil sie sich auf das Schürfen von Audilithium spezialisiert hatte. Sie hatten ihren Ursprung in der Zeit nach der Unterzeichnung des Konföderationsvertrages, als durch einen Zufall der Planet Nomen mit seiner Sonne inmitten einer Dunkelwolke gefunden worden war. Durch gutes Zureden und ein wenig Gewalt erreichten sie rasch die Führungsrolle im Ausbeuten von Audilithium in der Dunkelwolke. Daß sie manchmal auch einen zufälligen Toten Mitbieter oder Konkurrenten hatten, mußte das Geschäft vertragen. Und genausowenig wie man ihnen damals etwas nachweisen oder ans Zeug flicken konnte, konnte man es heutzutage noch immer nicht. Die Nova-Station befand sich eigentlich in einem unerforschten Gebiet. Doch. Da sich zwar die Zeiten, nicht aber die Geschäftsmethoden geändert hatten, wurde das unerforschte Gebiet ein paar Parsek weiter verschoben, und plötzlich lag der Planetoidenhaufen in einem kaum erforschten Gebiet. Man kaufte Claims, Schürfrechte und schon war alles in bester Ordnung. Die Mienen konnten gebaut werden, und Glücksritter, Leute, die nichts verlieren konnten, weil sie nichts mehr hatten, zwielichtige Subjekte aber auch wirkliche Fachleute zogen solche Missionen an. Bo-Hem war einer der letzten Kategorie. Als Maschinenbauingenieur hatte er einige der hier arbeitenden Geräte sogar mitentworfen. Als er sich beworben hatte mußte er nicht lange um sein Gehalt feilschen. Nova-Enterprises wußte um ihn Bescheid und zahlte gerne etwas mehr für seine Anwesenheit. Immerhin würden sie so mehr Gewinn machen, weil ein wirklicher Fachmann bei den Reparaturen war, nicht nur ein Angelernter.
So hatte er erst Ende letzter Woche den sechzig Tonnen schweren Bohrkopf für die Kernbohrung überprüft. Es hatte zwar einen ganzen Tag Verzögerung gebracht, doch ein Ausfall oder eine Beschädigung während des Bohrens hätte wahrscheinlich noch mehr Verzögerung hinter sich her gezogen. Und so war das Team bereits drei volle Tage ohne den geringsten Zwischenfall am Bohren. Bis sie gestern diesen unterirdischen Methansee erreicht hatten. Das Methan hatte eine ganz seltsame Reaktion als sie es angebohrt hatten. Es breitete sich nicht normal aus, sondern blieb in seiner Blase, ohne sich zu verändern. Nicht einmal, als der Bohrkopf tiefer in den See eindrang. Schließlich wollte man doch wissen, ob es nur ein kleines Vorkommen, oder ein richtig tiefer See war. Daß zweiteres der Fall war, wurde schnell allen klar. Nun mußten sie abpumpen, auch wenn Methan kein besonders wertvolles Gas war. Gestern hatten sie damit angefangen, nachdem die riesigen Schläuche von den Tanks zum See verlegt waren, das lästige Gas abzupumpen.
Bo-Hem wollte sich gerade die Schuhe anziehen als die Lichter zu flackern begannen. Gut, es war nicht gerade spektakulär, denn solche kurzen Aussetzer kamen öfter vor, aber normalerweise war es nur zwei oder dreimal Flackern. Doch diesmal kamen gleich fünf Aussetzer hintereinander, und das im gesamten Flügel. Bo-Sta hatte als Talamide gute Ohren. Irgendwo konnte er ein leises Zischen vernehmen. Er verließ den Waschraum und trat in den Gang hinaus. Links und rechts ging es zu den Labors und den Wartungshallen, geradeaus waren die Privatunterkünfte der Stationsmannschaft.
‚Richtig‘, dachte er, ‚da war es schon wieder.‘
Ein kleines Stück Papier kam ihm entgegen. Er fing es auf, sah es an und ließ es wieder los. Zielsicher suchte es sich den Weg nach oben. Und das war, wo Bo-Hem wußte, daß er im falschen Film war. Gleichzeitig mit dieser Erkenntnis, drückten sich auf einmal die Wände der Station nach innen.
Bo-Hem begann zu laufen, so schnell er konnte. „Aufwachen!“ brüllte er, während er an die Türen der Unterkünfte hämmerte. „Aufwachen! Die strukturelle Integrität bricht zusammen! Los, aufwachen!“
Der Sog wurde größer, er wußte, daß die Menschen es nicht schaffen konnten, wenn er sich schon anstrengen mußte. Kurz vor dem Verteilerschott stieß er mit einem Menschen zusammen.
„Verdammt, Bo-Hem!“ keuchte er, „Was ist hier los?“
„Die Struktur der Station bricht zusammen“, keuchte dieser. „Die Waschräume sind schon platt wie Papier.“
Der Sog wurde größer. Etwas weiter hinten konnten sie zwei Menschen verzweifelt um ihr Leben rennen sehen.
„Kate! Dawson! Los, ihr schafft es!“ rief der Mensch, neben Bo-Hem.
„Halt dich fest“, sagte Bo-Hem mit ernster Stimme, „gleich kommt der Sog zu uns.“
„Sie schaffen es doch“, meinte der Mensch.
„Nein, sie können das niemals schaffen. Hast du deine Keycard dabei? Meine ist im Waschraum geblieben.“
„Ja“, antwortete der Mensch und fingerte seine Karte unter dem Hemd hervor. Bo-Hem nahm sie an sich und aktivierte das Paneel.
„Warte noch, bis sie…“ weiter kam der Mensch nicht, dann wurden Kate und Dawson vom Sog mitgerissen. Bo-Hem hämmerte seine Pranke auf das Paneel. Gerade noch rechtzeitig schloß sich das Schott, doch der bereits hereinbrechende Sog riß beide von den Beinen. Bo-Hem stieß mit einem Horn so hart an das Schott, daß es abbrach. Er blieb bewußtlos liegen. Der Mensch wurde auf das Paneel geworfen. Der Aufprall war so hart, daß ihm die Luft aus der Lunge getrieben wurde. Vor seinen Augen tanzten bunte Ringe Rock ’n‘ Roll und Breakdance gleichzeitig.

[Arminius]

Hallo klausge,
als ehemaliger Perry-Rhodan-Leser bin ich für SF immer zu haben.
Deine Geschichte ist schon recht flüssig geschrieben und weist einen Spannungsbogen auf. Manche Formulierungen finde ich aber etwas sperrig. Ich fang mal an...

Und dann gibt es Tage, wo man weiß, daß... ... an denen man weiß, dass...

So ein Tag, war heute. Ohne Komma.

Bo-Hem war immer schon ein Frühaufsteher gewesen. Vielleicht war es das, vielleicht auch nur, daß man als Planetoidenschürfer nach längerem Aufenthalt unter der Oberfläche nicht mehr weiß, ob es Tag oder Nacht ist. Welcher Tag auch immer es ist, ob man wach ist oder träumt. Bo-Hem war gerade dabei seinen Morgentoilette auf der Nova-Station durchzuführen. Er wußte, daß der Stationsarzt mit den Feinheiten des Talamidischen Organismus nur oberflächlich vertraut war. Ein gefühlvoller chirurgischer Eingriff würde wahrscheinlich zu einer Katastrophe führen, vor allem deswegen, weil der Stationsarzt am liebsten sich selbst desinfizierte.
Hier wird nicht recht klar, was gemeint ist. Was soll der Hinweis auf den Arzt und den Eingriff bezwecken? wieso sollte ausgerechnet ein gefühlvoller chirurgischer Eingriff zu einer Katastrophe führen? Zwischen all diesen Sätzen fehlt mir ein schlüssiger Zusammenhang.

Dann plötzlich harter Schnitt und Themenwechsel: Bo-Hem war einer von wenigen Talamiden, die ihr Glück beim Schürfen versuchten. Es folgt ein längerer historischer Exkurs, der erst mal den Wind aus den Segeln nimmt.

Aber Bo-Hem war nicht einer von den vielen Talamiden. Sperrige Formulierung. Wie wäre: Aber Bo-Hem war kein gewöhnlicher Talamide.

...inmitten einer Dunkelwolke gefunden worden war. ...entdeckt worden war.
... erreichten sie rasch die Führungsrolle... ...erlangten sie rasch...

Daß sie manchmal auch einen zufälligen Toten Mitbieter oder Konkurrenten hatten, mußte das Geschäft vertragen. Diesen Satz würde ich komplett neu formulieren; außerdem: ertragen statt vertragen.

...ans Zeug flicken konnte, konnte... ...am Zeug flicken; außerdem: Dopplung

Die Nova-Station befand sich eigentlich in einem unerforschten Gebiet. Doch. Wiese doch?

Da sich zwar die Zeiten, nicht aber die Geschäftsmethoden geändert hatten, wurde das unerforschte Gebiet ein paar Parsek weiter verschoben, und plötzlich lag der Planetoidenhaufen in einem kaum erforschten Gebiet. Statt Passiv besser Aktiv wählen; Vorschlag: ...verlegte man das unerforschte Gebiet um ein paar Parsek (eigentlich Parsec/parallax second; das kosmische Längenmaß solltest Du erklären). Statt der Wiederholungen unerforschtes Gebiet - unerforschtes Gebiet - kaum erforschtes Gebiet - unerforschtes Gebiet könntest Du Synonyme verwenden.

Die Mienen konnten gebaut werden Minen baut man nicht, allenfalls aus; anlegen oder fachmännisch abtäufen. Oder meinst Du betreiben?

Bo-Hem war einer der letzten Kategorie. ... gehörte der letzten Kategorie an.

Als er sich beworben hatte mußte er... Als er sich beworben hatte, musste er... oder: Bei seiner Bewerbung musste er...

Nova-Enterprises wußte um ihn Bescheid Vorschlag: ...wussten, was sie an ihm hatten...

...zahlte gerne etwas mehr für seine Anwesenheit Klingt so, als ob er für's Herumstehen bezahlt wird. Vorschlag: Expertise.

Es hatte zwar einen ganzen Tag Verzögerung gebracht, doch ein Ausfall oder eine Beschädigung während des Bohrens hätte wahrscheinlich noch mehr Verzögerung hinter sich her gezogen. Au weia! Vorschlag: Die Inspektion/Kontrolle hatte zwar einen ganzen Tag Verzögerung gebracht, doch ein Ausfall oder eine Beschädigung während des Bohrens hätte einen weit größeren zeitlichen Verlust mit sich gebracht. Oder so ähnlich.

Bis sie gestern diesen unterirdischen Methansee erreicht hatten. Vorschlag:...angestochen hatten.

Das Methan hatte eine ganz seltsame Reaktion als sie es angebohrt hatten. Vorschlag: Das Methan zeigte ein völlig untypisches Verhalten. Eine Reaktion zeigt es ja eben nicht, und dass es angebohrt worden war, wissen wir ja bereits.

Es breitete sich nicht normal aus Es breitete sich nicht so aus, wie man es hätte erwarten können.

Daß zweiteres der Fall war Schon das Wort "ersteres" ist ein Unding. "Zweiteres" klingt noch schlimmer. Da gibt es bessere Lösungen.

Ich setze hier mal einen cut. Du musst sicher nicht den Hobel ansetzen, aber etwas Feinschliff könnte dein Text noch vertragen. Vielleicht findest Du meine Anmerkungen hilfreich.
Wie immer unverbindlich gemeint.
Frohes Schaffen!
Arminius

[Anka]

[Anka]

[klausge]

Ui, danke erst mal für Euch, daß Ihr euch die Mühe gemacht habt, das zu lesen und mir auch Verbesserungsvorschläge zu schicken. Ja, wenn man selber was verfaßt wird man oft Buchstabenblind. Wenn's dann auch mal schnell geht, dann hat man was im Kopf und versucht es auf's Papier zu bringen, doch manchmal fallen einem nicht die richtigen Ausdrücke ein.

Er wußte, daß der Stationsarzt mit den Feinheiten des Talamidischen Organismus nur oberflächlich vertraut war. Ein gefühlvoller chirurgischer Eingriff würde wahrscheinlich zu einer Katastrophe führen, vor allem deswegen, weil der Stationsarzt am liebsten sich selbst desinfizierte. Damit meinte ich eigenlich, daß der Stationsarzt ein Trunkenbold ist.

Deshalb erst mal ein großer Dank an Euch, ich werde mich dransetzen das zu verbessern.