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Schlechte Buchanfänge!

 
 
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Epiker
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 29
Beiträge: 289
Wohnort: Österreich


Beitrag29.12.2023 23:52
Schlechte Buchanfänge!
von Epiker
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So, habe gerade die letzten 5 Forenseiten bis 2019 zurückgeschaut, es sollte demnach vermutlich so ein Thema noch nicht existieren.

Und zwar reden wir hier über schlechte Buchanfänge und was man alles falsch machen kann beim Beginn der Handlung. Wenn man nach den Tipps für gute Anfänge sucht spukt das Internet die immergleiche Leier aus "direkt einsteigen", "Fragen aufwerfen", "Ohne Worte Hauptfigur charakterisieren", "gleich im ersten Satz Spannung aufbauen", "bloß nicht über das Wetter schreiben!" usw. usw.

Alles gut und schön, aber das kennt man mittlerweile, drehen wir den Spieß also um. So ein Perspektivenwechsel kann mitunter ganz neue Erkenntnisse liefern auf die man vorher nicht gekommen ist und ich denke auch man lernt mehr über gute Literatur beim Lesen von schlechten Büchern, als bei guten, weil einem so dann selbst sofort ins Auge sticht was alles da falsch läuft und wie man es besser machen könnte.

So also, was kann man alles falsch machen? Kennt ihr auch konkrete Beispiele von misslungenen Buchanfängen?


_________________
Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!

-Homer-

(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein Wink )
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Eris Ado
Klammeraffe


Beiträge: 752



Beitrag30.12.2023 00:29

von Eris Ado
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Wenn der Anfang gründlich misslungen ist, dann wird das Buch eher unbekannt bleiben. Gute Anfänge sind leichter zu finden, obwohl es wahrscheinlich mehr schlechte gibt.
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2843



Beitrag30.12.2023 00:56

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Ich finde, es ist müßig von mißlungenen Anfängen zu sprechen, denn die Erwartungen des Publikums sind sehr verschieden und die Moden ändern sich mit der Zeit. Und was für einen Groschenroman angebracht scheint, muß einem ernsthaften Werk nicht unbedingt ebenso frommen.

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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5454
Wohnort: OWL


Beitrag30.12.2023 01:37

von Willebroer
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Die Frage ist außerdem schwierig, wenn sie sich auf tatsächlich erschienene Bücher bezieht. Irgendwie müssen sie es dann ja trotz des Anfangs in einen Verlag geschafft haben.
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2843



Beitrag30.12.2023 01:41

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Es gibt so viele unfaßbar schlechte Bücher oder Filme, daß es einem extrem schwerfällt, sich vorzustellen, wie die es geschafft haben, einen Verlag bzw. Produzenten zu finden, der da sein Geld hineinsteckt. (Ganz besonders bei Filmen, deren Produktion erheblich mehr kostet, als ein Buch.)

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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 55
Beiträge: 3227
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag30.12.2023 11:26

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Gute Anfänge rücken eher in den Fokus, da sie als Beispiel dienen, wie ein gelungener Start aussieht. Aus schreibhandwerklicher Sicht (= nicht auf den persönlichen Geschmack bezogen) schlecht geschriebene erste Seiten würde ich nicht kaufen, auch wenn es Menschen gibt, die so etwas dennoch gerne lesen. Darüber wundere ich mich ebenso wie Maunzi.

_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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jcl
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 34



Beitrag30.12.2023 11:41

von jcl
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Buchanfänge werden heute anders gelesen als früher. Manche Klassiker der Weltliteratur haben ellenlange Anfänge, die heute bei keinem Verlag mehr genommen würden.
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ManfredBremer
Geschlecht:männlichEselsohr
M

Alter: 58
Beiträge: 251
Wohnort: bei Heilbronn


M
Beitrag30.12.2023 14:10

von ManfredBremer
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Der schlechteste Buchanfang ist, wenn man Seitenweise ein Szenario beschreibt ohne dass der Leser weiß um was es geht.

Oder viele Personen aufführt ohne diese einzuführen.
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BrianG
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 47
Beiträge: 714



Beitrag30.12.2023 18:14

von BrianG
Antworten mit Zitat

Die Frage ist ernst gemeint:

Warum zählt "It was a dark and stormy night." als Paradebeispiel für schlechte Anfänge? Ich meine, den Nobelpreis gewinnt der Satz zwar nicht, aber ist er wirklich so übel?


_________________
Aus dem Chaos sprach die Stimme: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Und ich lächelte und war froh.
Und es kam schlimmer.
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fwagner
Geschlecht:männlichWortedrechsler
F


Beiträge: 60



F
Beitrag30.12.2023 19:04

von fwagner
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ManfredBremer hat Folgendes geschrieben:
Der schlechteste Buchanfang ist, wenn man Seitenweise ein Szenario beschreibt ohne dass der Leser weiß um was es geht.

Oder viele Personen aufführt ohne diese einzuführen.


...oder wenn erste einmal langatmig die Hintergrundgeschichte (irgendwelche Erlebnisse aus Kindheit oder Jugend) eines Charakters beschrieben wird, nur um irgendeinen Charakterzug dessen herauszustellen.
Bei den kleinen kostenlosen Leseproben der Buchhandlung bei mir ums Eck sehe ich das immer wieder. Da frag ich mich auch immer, wie kommt so was eigentlich bei einem professionellen Lektorat durch?
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2843



Beitrag30.12.2023 20:41

von Maunzilla
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Ja, kaum zu glauben, daß Tolkien so viele Bücher verkaufen konnte. Sich kaputt lachen (Vermutlich würde er heute nicht einmal mehr ein Antwortschreiben eines Verlages erhalten. ^^")

Vielleicht sollte man diese unzählligen Autorenratgeber auch nicht allzu ernst nehmen und sich mehr auf sein Gefühl und Kunstsinn verlassen. (Es sei denn, man wäre Groschenromanist, und muß streng nach Schema 08/15 am Fließband seine Kolportage produzieren.)


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Epiker
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 29
Beiträge: 289
Wohnort: Österreich


Beitrag31.12.2023 17:48

von Epiker
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Im ersten Satz das Wetter zu beschreiben ist ja schon irgendwie ein Klassiker, auch wenn man es nicht sollte. Interessant warum das so ist, ich merke das bei mir ja auch, dass mir Wetterdinge meistens als erstes in den Sinn kommen. Wahrscheinlich zur allgemeinen Szenariobeschreibung, damit man als Leser gleich weiß wo man ist und wie es dort grade aussieht.

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-Homer-

(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein Wink )
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etcetera
Leseratte


Beiträge: 157



Beitrag01.01.2024 07:22

von etcetera
Antworten mit Zitat

Habe ich es richtig verstanden, Du möchtest wissen, was man alles falsch machen kann? Wozu?
Zitat:
So also, was kann man alles falsch machen?

Na ja, möchtest Du jedes Interesse an deinem Werk im Keim ersticken, dann schreibe irgendwas Läppisches, beschäftige den Leser mit Trivialitäten, überhäufe ihn mit langweiligen, uninteressanten Dingen, die keine Sau interessieren. Achte darauf, keinerlei Fragen oder gar Spannung aufkommen zu lassen und vermeide Konfliktpunkte. Schweife ab, labere herum und unterlasse es konsequent, auf den Punkt zu kommen. Irritationen machen sich dabei immer gut. Konstruiere ein Wirrwarr aus unterschiedlichen Perspektiven, und lass es offen, wer der Protagonist ist. Streiche alle Hinweise, die dazu beitragen könnten, über irgendeinen Punkt Klarheit zu gewinnen. Und falls das alles nichts hilft, sorge für ein grammatikalisches Durcheinander und streue Unmengen von Rechtschreibfehler hinein.
 Sich kaputt lachen
Du suchst Beispiele? Ernsthaft? Dir steht hier ein unerschöpflicher Fundus zur Verfügung und siehst es nicht? Selbst ich habe hier schon mindestens einen missglückten „Romananfang“ hinterlassen!

Nein, glaub es mir, den Spieß umzudrehen bringt hier gar nichts. Wenn Du es aber willst, dann kann ich Dir ein paar verständliche Ratschläge geben, wie man es richtig machen sollte. Dazu müsstest Du Deine Frage aber entsprechend ändern.
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etcetera
Leseratte


Beiträge: 157



Beitrag02.01.2024 00:20

von etcetera
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Äh ... nicht, dass es jetzt falsch verstanden wird! Ich hab's nicht bös gemeint! Ich bin meist eben sehr direkt.
Ich wollte nur auf eindrucksvolle und lustige Weise verdeutlichen, was es bringt, all das zusammenzutragen, was man falsch machen kann - eben kaum was.
Was man falsch machen kann geht ins Unendliche, man findet es meist erst heraus, wenn es passiert ist, wenn man unglücklich über das ist, was man geschrieben hat.
Es richtig zu machen, ist ein kleines, scharf abgegrenztes Feld, das kann man erlernen.

Falls sich jemand vor den Kopf gestoßen fühlt, bitte ich um Entschuldigung, das täte mir wirklich leid! Leider muss man manchmal zu gewissen Techniken greifen, um das, was man sagen möchte, zu verdeutlichen ...
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Svada
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
S

Alter: 41
Beiträge: 9



S
Beitrag03.01.2024 15:00

von Svada
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BrianG hat Folgendes geschrieben:
Die Frage ist ernst gemeint:

Warum zählt "It was a dark and stormy night." als Paradebeispiel für schlechte Anfänge? Ich meine, den Nobelpreis gewinnt der Satz zwar nicht, aber ist er wirklich so übel?


Ich glaube, es kommt darauf an wie es weiter geht.
Man könnte diesen Antagonisten eines gelungenen Buchanfangs zumindest bei einer Satire oder in einem anderweitig ironischen Beginn hervorragend verpacken.
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Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
R

Alter: 66
Beiträge: 1270
Wohnort: Wiesbaden


R
Beitrag03.01.2024 22:09

von Rainer Prem
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Ich halte es für einen schlechten Anfang, wenn gar nichts passiert.

Ein Protagonist, der irgendwo herumsitzt, sich die Landschaft anschaut, und das noch mit möglichst vielen Adjektiven garniert, ist für mich echt abtörnend.
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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2346
Wohnort: Annaburg


Beitrag03.01.2024 22:14

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Wurde "die Mutter aller schlechten Anfänge" schon genannt?
Der/die Prota wacht auf, gähnt, kratzt sich am Sack (oder dem weiblichen Adäquat), wankt zum Spiegel und beschreibt sich erstmal selbst ...


_________________
Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen.
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Epiker
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 29
Beiträge: 289
Wohnort: Österreich


Beitrag04.01.2024 01:12

von Epiker
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ein hochbrillianter und raffiniert versteckter Weg zum Transport des Aussehens des Charakters ohne in eine passive Beschreibung zu verfallen, denn wir erleben dabei immerhin einen AKTIVEN Akt der vorwärtspreschenden Aktion (er betrachtet sich, die Augen bewegen sich aktiv hin und her). Sich kaputt lachen

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(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein Wink )
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2843



Beitrag04.01.2024 01:37

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
Wurde "die Mutter aller schlechten Anfänge" schon genannt? ....


Das muß kein schlechter Anfang sein, wenn er gut erzählt wird. Ich habe auch schon Bücher gelesen, in denen auf zehn Seiten rein gar nichts passiert ist, und es war dennoch interessant zu lesen. Ein guter Autor kann auch ganz banale Dinge so beschreiben, daß es sich gut liest.


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stuffi
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 38
Beiträge: 26
Wohnort: München, Bonn


Beitrag04.01.2024 12:44

von stuffi
Antworten mit Zitat

BrianG hat Folgendes geschrieben:
Warum zählt "It was a dark and stormy night." als Paradebeispiel für schlechte Anfänge?


Der komplette erste Absatz lautet wie folgt, vielleicht wird es dadurch klarer:

Zitat:
It was a dark and stormy night; the rain fell in torrents—except at occasional intervals, when it was checked by a violent gust of wind which swept up the streets (for it is in London that our scene lies), rattling along the housetops, and fiercely agitating the scanty flame of the lamps that struggled against the darkness.  


Dieser Anfang hat einen wunderschönen Wettbewerb inspiriert, der sich genau mit dem Thema dieses Fadens beschäftigt: Den Bulwer-Lytton Contest (Google! Ihr werdet es nicht bereuen), benannt nach dem Autor dieses berüchtigten Satzes.
Da werden jedes Jahr die (fiktiven) schlechtesten Romananfänge prämiert. Diese sind natürlich absichtlich schlecht geschrieben! Je schlechter, desto guter.

Einer meiner Lieblinge 2023:

Zitat:
It was a sunny day in Los Angeles, hot and bright, and I was in my office, playing Mahjong against myself and losing, when she walked in, 120 pounds of dynamite, a blonde with legs that began at her ankles and ended in trouble.
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Hugin_Hrabnaz
Geschlecht:männlich(N)Ich-Erzähler

Alter: 48
Beiträge: 248
Wohnort: Ulm


Beitrag04.01.2024 13:33

von Hugin_Hrabnaz
Antworten mit Zitat

stuffi hat Folgendes geschrieben:

Dieser Anfang hat einen wunderschönen Wettbewerb inspiriert, der sich genau mit dem Thema dieses Fadens beschäftigt: Den Bulwer-Lytton Contest (Google! Ihr werdet es nicht bereuen), benannt nach dem Autor dieses berüchtigten Satzes.
Da werden jedes Jahr die (fiktiven) schlechtesten Romananfänge prämiert. Diese sind natürlich absichtlich schlecht geschrieben! Je schlechter, desto guter.

Einer meiner Lieblinge 2023:

Zitat:
It was a sunny day in Los Angeles, hot and bright, and I was in my office, playing Mahjong against myself and losing, when she walked in, 120 pounds of dynamite, a blonde with legs that began at her ankles and ended in trouble.


Danke hierfür!

Stünde da Hawaii statt Los Angeles, beschriebe er perfekt den Auftakt einer MAGNUM-Episode, sogar vom Duktus her passend, und da man MAGNUM ja nur lieben kann, ist es ein guter Anfang. Jedenfalls für eine Pulp-Detective-Story mit humoristischem Unterton und ausgeprägten Achtziger-Vibes.

Im Ernst: Ich finde den Bulwer-Lytton-Standard eines Romananfangs lange nicht so schlimm, wie er dargestellt wird, jedenfalls nicht per se und genreunabhängig, und ich bin mir deshalb auch gar nicht sicher, ob ich die realen und ernst gemeinten Buchanfänge jener Autoren, die sich in diesem Turnier um gewollt schlechte Buchanfänge balgen, immer überzeugender fände, als ihre bewusst auf cheesy getrimmten. Denn manchmal ist kitschig auch schön. Wie in der Musik: Irgendwann berührt auch mal ein kitschiger Song dein Herz und Gemüt, egal wie ersthafte Musik du sonst hörst. Nicht bei jedem, aber bei den meisten.

Ansonsten finde ich metereologische Buchanfänge an sich schon sehr geeignet, auf einmal einen ersten Eindruck vom geographischen Setting und von der Grundstimmung der Szene zu vermitteln.

Auch die von Epiker genannten Tipps für "gute Buchanfänge" muss man immer hinterfragen. Siehe die Warnung vor Wettereinstiegen (die können oft genau richtig sein), oder die Empfehlung direkt Spannung aufzubauen (es kann auch sinnig sein, erst eine Ruhe oder gar Lethargie zu zeichnen, um diese später entsprechend zu konterkarieren). Auch beschriebene Ruhe kann ja beim "Anleser" im Buchladen Spannung erzeugen, weil er eben mit einem Jump-Scare rechnet.

Das führt am Ende zur Erkenntnis, die natürlich die aufgeworfene Frage nicht wirklich beantwortet, aber m.E. trotzdem wichtig ist: Es gibt keinen Typus von Buchanfang, der per se schlecht und unbesehen von Genre und Kontext deplatziert wäre. Mich schrecken beim Anlesen eher Sprachformen ab, die ich unangenehm finde, als gewählte Settings oder Stimmungen. Aber auch das lässt sich weder pauschalieren noch kontextlos kodifizieren.

Kurz gesagt finde ich Buchanfänge immer dann am besten, wenn sie sprachlich und vom Setting her eine Stimmung erzeugen, die mich umfängt und in die Welt des Buches zieht. Und das kann, entsprechendes Interesse und entsprechende Stimmung vorausgesetzt, auch mal ein Satz sein, wie genau der, den stuffi als denkbar schlechtes Beispiel zitiert hat. Eben dann, wenn ich Bock auf eine MAGNUM-Episode habe.
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stuffi
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 38
Beiträge: 26
Wohnort: München, Bonn


Beitrag04.01.2024 14:01

von stuffi
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Naja, sicherlich kann man tautologisch sagen, dass es gut ist, wenn es gut gemacht ist. Bestimmte Anfänge zu vermeiden, ist dennoch ein adäquater Ratschlag, da du dann gute Gründe brauchst, sie trotzdem zu verwenden. Der Wetter- oder Spiegel-Einstieg hat einen schlechten Ruf, weil er meist ohne erkennbare Motivation gewählt wurde. Es ist für viele einfach "leichter". Das ist auch fein für den Beginn des Unterfangens, aber ich habe bis jetzt noch nie einen Anfang nicht nachher gestrichen und von Grund auf überarbeitet, weil das, was leicht ist, eben selten gut ist.
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