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Kurzes Kurzgedicht, titellos


 
 
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Skarabäus
Eselsohr


Beiträge: 227



Beitrag19.02.2023 13:40
Kurzes Kurzgedicht, titellos
von Skarabäus
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Neue Version »

sturmwind weht
welke blätter steigen
gen himmel

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Soleatus
Reißwolf


Beiträge: 1001



Beitrag19.02.2023 17:46

von Soleatus
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Hallo Skarabäus!

Hm, diesen Text betrachte ich recht misstrauisch. Da ist einmal das "Sturmwind weht", dessen drei Silben sich für meinen Geschmack zu sehr überschneiden – in einem Kurzgedicht sollten doch eigentlich die Möglichkeiten jeder Silbe ausgeschöpft werden?! So wirkt es ein wenig, als passten die drei wechselseitig aufeinander auf.

Das "welke" verwirrt mich leicht; das meint doch, die Blätter sind schlaff, aber noch mit der Pflanze verbunden? Reißt der Sturm sie dann ab? Oder "steigen" sie mitsamt der Pflanze?!

"Steigen" wirkt etwas blass auf mich, bzw. die Blätter wirken als Handelnde ein wenig seltsam in einer Szene, in der sie ja eben nicht handeln, sondern Handlung erdulden.

Ansonsten ist die Wortfolge eine sehr, sehr unauffällige, prosa-logische; für mich ist viel Bewegung in dieser Szene, so dass mir das nicht recht zu passen scheint – wie stellst du dir das denn inhaltlich vor?!

Gruß,

Soleatus
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Skarabäus
Eselsohr


Beiträge: 227



Beitrag19.02.2023 20:57

von Skarabäus
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Hallo Soleatus,

ich freue mich sehr, dass Du meinen wenigen Worten so viele der Deinen widmest. Ich bin jedoch erstaunt, über Dein Misstrauen. Mit Kritik hatte gerechnet, aber dieser Einstieg klingt gerade so, als befürchtest Du ein Schurkenstück durchschauen zu müssen.  Wink

Mein Wunsch war es primär, einen Moment im Sturm, eine Beobachtung einzufangen. Bestimmt kennst Du das, wenn man bei starkem Wind in einem Innenhof steht oder in einer Landschaft mit geeigneten topografischen Gegebenheiten. Wenn der Wind wirklich stark ist, kann ein Wirbel entstehen, der die alten, trockenen Blätter nach oben reißt. Und wenn man nach oben schaut, entsteht die Illusion, als wäre die Schwerkraft für diese Blätter aufgehoben und sie würden direkt in den Himmel stürzen.

Ich wollte dieses Bild ursprünglich in ein klassisches Reimgedicht gießen, aber angesichts der vielen Kurzgedichte die hier derzeitig kursieren, habe ich mich daran versucht. Offensichtlich mit sehr bescheidenem Erfolg.

"welk": Ja, die Assoziation mit verwelkenden Blättern am Busch ist naheliegend. Allerdings kenne ich den Ausdruck "welkes Laub", für den Blätterteppich im Wald. Wie wäre es mit "dürr" oder "tot"?

"steigen": wie ein vom Wind getragener Drachen steigt. Als Alternativen könnte ich mir fallen, wirbeln oder stürzen vorstellen.

Die Blätter als Handelnde. Ich verstehe sehr gut den Punkt, den Du hier machst: Es entsteht ein Bruch mitten in einem Gedicht, das zu klein ist für solche Brüche. Um dies zu vermeiden, böte sich etwas an wie "sturmwind reißt tote blätter gen himmel". Was dann jedoch fehlen würde, wäre die von mir eingangs erwähnte Magie, die Illusion der in den Himmel fallenden Blätter. Verstehst Du, was ich meine? Hättest Du Ideen für eine alternative Umsetzung?

Viele Grüße
Tim
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Soleatus
Reißwolf


Beiträge: 1001



Beitrag20.02.2023 00:30

von Soleatus
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Hallo Skarabäus!

Kurzgedichte sind wirklich schwierig ... Hm. Den "Wirbel", den du ansprichst, finde ich in deinen drei Zeilen aber nicht?! Wenn du den aufrufen willst, musst du etwas weiter ausholen, glaube ich.

Hm. Hm. Gefühlt: Du brauchst da überhaupt keine Verbformen. Ein Sturm ist immer Bewegung, und die Blätter sind hier vom Sturm her gedacht. Wenn ich den Ursprungstext (also ohne "Wirbel") für mich umsetzen müsste, würde ich vielleicht als gleichzeitige Überschrift und erste Zeile etwas nehmen wie "himmelan", "himmelzu", "himmelhin" und dann die Blätter halb aktiv, halb passiv zeigen:

himmelauf
sturm, ihm nach
der blätter braun


Das "Braun", weil mir "welk" (so, wie von dir erwähnt gebraucht man es hier nicht), "dürr", "tot" entschieden zu unanschaulich wären. Aber das ist einmal nur ein erster Gedanke, und dann auch meine Art, über die Dinge nachzudenken, nicht deine, und sicher auch keine Umsetzung des von dir vorausgesetzen Bildes. Aber es hilft vielleicht zu zeigen, warum ich hier keine Verbformen vermisste.

Gruß,

Soleatus
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Skarabäus
Eselsohr


Beiträge: 227



Beitrag20.02.2023 10:24

von Skarabäus
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Hallo Soleatus,

Soleatus hat Folgendes geschrieben:

Kurzgedichte sind wirklich schwierig ...


...und ich wollte das anfangs nicht glauben. Was kann schon schwer daran sein, wenn es nur darum geht so wenige Worte in eine richtige Reihenfolge zu schubsen?  Wink

Soleatus hat Folgendes geschrieben:

Hm. Den "Wirbel", den du ansprichst, finde ich in deinen drei Zeilen aber nicht?! Wenn du den aufrufen willst, musst du etwas weiter ausholen, glaube ich.


Im Impulse Lyrik-Bereich las ich jüngst einen Austausch über Bedeutungsfelder von Worten, also dass beispielsweise das schlichte Wort "Tisch" in jedem Kopf ganz individuelle Bilder hervorruft. Je weniger Worte man nutzt, desto schwieriger ist es, das Gegenüber in seine eigene "Deutungswolke" hineinzuziehen.

Ich werde Deinen Rat befolgen und versuchen zunächst weiter auszuholen, um dann in einem weiteren Schritt (oder Schritten) zu sehen, ob eine Verdichtung möglich ist.

Danke für Deinen Alternativvorschlag, der als eigenständiges Kurzgedicht so stehen bleiben kann und mir als Inspiration dient. Er gibt jedoch nicht das Bild wieder, das ich im Kopf hatte.

Da hast Du mir einiges mitgegeben, worüber ich nachdenken muss.

Viele Grüße
Tim
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Skarabäus
Eselsohr


Beiträge: 227



Beitrag22.02.2023 10:08

von Skarabäus
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Ich fange nochmals von vorne an. Mal schauen, ob letztendlich ein Zirkelschluss gelingt und ich zu einem Kurzgedicht zurückkomme.


Gen Himmel

Am Himmel fleddern graue Fetzen
getrieben von des Sturmes Wucht.
Auch bodens Böen toben, setzen
manch Zartes auf den Kurs zur Flucht.

Die toten Blätter aufwärts streben,
sie stürzen ohne Last empor -
als hätt‘ die Schwerkraft aufgegeben -
getragen bis zum Himmelstor.
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Soleatus
Reißwolf


Beiträge: 1001



Beitrag23.02.2023 11:12

von Soleatus
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Hallo Skarabäus!

Das entwickelt sich inhaltlich ja schon mehr in die Richtung, die dir vorschwebte?!

Den "Zirkelschluss" fände ich spannend; hier scheint es mir noch so, dass die Form unangebracht viel Zwang ausübt auf den Inhalt – "jemandem / etwas auf den Kurs zur Flucht setzen" zum Beispiel tönt mir arg schräg.

V1 und V7 gefallen mir inhaltlich sehr; das könnten gut Keimzellen sein, von denen du weiter "zirkeln" kannst?!

Gruß,

Soleatus
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Skarabäus
Eselsohr


Beiträge: 227



Beitrag26.02.2023 11:36

von Skarabäus
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Hallo Soleatus,
Soleatus hat Folgendes geschrieben:

Das entwickelt sich inhaltlich ja schon mehr in die Richtung, die dir vorschwebte?!

Ja, inhaltlich passt es ziemlich. Es ist sehr direkt und dadurch fehlt den Zeilen Tiefe. Aber ich wollte klar das Bild zeichnen, um das es mir geht.
Soleatus hat Folgendes geschrieben:

hier scheint es mir noch so, dass die Form unangebracht viel Zwang ausübt auf den Inhalt

Du klar erkannt hast, dass ich mit der Form gerungen habe und keinen vollständigen Sieg davontragen konnte. Vielleicht hätte ich dem Gedicht eine weiter Überarbeitung gönnen sollen.  
Soleatus hat Folgendes geschrieben:

Den "Zirkelschluss" fände ich spannend;

V1 und V7 gefallen mir inhaltlich sehr; das könnten gut Keimzellen sein, von denen du weiter "zirkeln" kannst?!

Danke für die Ermutigung. Ich werde denken, grübeln und reifen lassen und hoffe, dass ich den neuen Keimling hier einstellen kann.

Viele Grüße
Tim
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